Eigentlich finde ich die Kopftuchdebatten völlig unnötig. Wir tolerieren viele Lächerlichkeiten im Namen der Religion, also müssen wir wohl auch diese akzeptieren.

Ausserdem sind diese Debatten genau was die Islamisten wollten als sie entschieden das Kopftuch zum politischen Symbol zu machen. Nun hat das türkische Parlament beschlossen das Kopftuchverbot an den Unis aufzuheben. Würde man um persönliche Freiheit und die notwendige Neutralität des Staates gegenüber Religionsfragen diskutieren würde ich das verstehen. Die offiziellen Argumente lösen bei mir jedoch Kopfschütteln aus. Ich habe zwei Fragen betreffend den Hauptargumenten die vorgebracht werden:

1. Warum wird wegen dem Verbot jemand um sein Recht auf höhere Schulbildung gebracht? Der Entscheid ein Kopftuch zu tragen und die Einschätzung dass eine spezifischen Interpretation eines 1500 Jahre alten Textes Vorrang gegeben werden muss, wird nicht vom Staat gefällt.

2. Warum gefährdet das Aufheben des Verbotes die säkularen Grundfesten des Staates wenn gleichzeitig Moscheen und Vorbeter vom Staat finanziert werden?

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das Kopftuch als Politikum in vielen EU Ländern auf der Agenda steht und gleichzeitig die EU ein Demokratiedefizit in der Türkei ortet. Unter anderem wird mit dem Umgang mit der Meinungsfreiheit argumentiert und die Skepsis gegenüber einem mehrheitlich islamischen Land spielt wohl auch mit rein (zugegebenermassen eine vor allem in konservativen Kreisen wirklich geäusserte Meinung).

Man fragt sich was denn nun die Frauen mehr entmündigt: Einer Frau vorzuschreiben sie müsse sich die Haare bedecken, oder ihr zu verbieten es zu tun. Beides wird normalerweise zum ‘Schutz’ der (dazu nicht befragten) Frau verlangt. Oder wie es die Frau des türkischen Aussenministers mal gesagt hat: “My scarf covers my head, not my brain”.

P.S.: Irgendwann schreibe ich mal einen Post zur seltsamen Besessenheit von Religion mit Körperbehaarung.