Haben Ingenieure eine natürliche Tendenz zum Terrorismus aufgrund ihres Weltbildes oder sind sie einfach die Wunschkandidaten für Terroraktionen aufgrund ihrer technischer Fertigkeiten? Eine Studie von zwei Soziologen an der Universität Oxford geht dieser Frage auf den Grund.

Das homo sociologicus Blog diskutierte vor ein paar Tagen eine entsprechende Studie.

Die Datenlage für Forschung was in terroristische Umtriebe verwickelte Personen antreibt ist häufig dünn. Dies liegt in der Natur der Sache und den kleinen Stichproben die zur Verfügung stehen. Gerade deshalb finde ich das 80 Seiten lange Papier interessant (Gambetta and Hertog Engineers of Jihad 2007). Die Autoren wühlen sich durch einige Statistiken zum beruflichen Hintergrund von Terroristen.

Interessant ist, dass das Phänomen der Überrepresentation der Ingenieure nur in einigen Fällen zutrifft. So scheint der linksextremistische Terrorismus nicht so von Ingenieuren abhängig zu sein. Zudem konzentriert sich das Phänomen in erster Linie auf den Nahen Osten.

Die Autoren argumentieren, dass ein Teil des Phänomens durch beruflich bedingte Frustrationen von Ingenieuren in arabischen Ländern erklärt werden kann. Ausserdem argumentieren sie, dass es mit einem typischen Persönlichkeitsbild von Ingenieuren zusammenhängt. Diese hätten tendenziell ein eher mechanistisches Weltbild, seien eher politisch rechts orientiert, seien im Schnitt weniger tolerant und hätten mehr Schwierigkeiten mit der Demokratie als System. Gemäss Gambetta und Hertog braucht es eine Kombination dieser beiden Faktoren um diese Berufsgruppe als Personalbasis für Terrorgruppen interessant zu machen.

Persönlich aufgefallen ist mir die Statistik auf Seite 51 zu den religiösen Ansichten verschiedener akademischer Fachrichtung. Die Gruppe mit dem kleinsten Anteil an Personen die sich selber als ‘tief religiös’ bezeichnen (7.1%) findet man in den Sozialwissenschaften (1). Intuitiv hätte ich auf die Naturwissenschaftler getippt da an der Spitze zu sein. Gleichzeitig stellen diese jedoch wiederum die grösste Gruppe an Personen, die sich in ‘Opposition zu Religion’ sehen (11.8%). Ich vermute das hängt damit zusammen, dass die Umfrage in den USA gemacht wurde und dort die Naturwissenschaftler politisch und auf ihr Fach bezogen von Seiten der Religion einiges mehr einstecken müssen, als dies auf unserer Seite des Atlantiks der Fall ist.

(1) Social Sciences im Text. Humanities and Art erhielten eine eigene Kategorie.