Ufologen könne aufatmen, nun ist es offiziell. Man muss sich nicht für die kleinen grünen Männchen oder für die katholische Kirche entscheiden. Die friedliche Koexistenz ist möglich und man darf an beides Glauben.

In einem am Dienstag veröffentlichten Artikel (Originaltext hier) sagt nämlich Jose Gabriel Funes, der Chefastronome des Vatikans, dass es keinen Widerspruch zwischen dem Glauben an ausserirdisches Leben und dem Glauben an Gott gibt (von unterschieden in der Plausibilität der beiden Hypothesen schreibt er leider nicht). Soweit so gut. Ich finde es ja lobenswert, dass gewisse Dinge zu denken nicht gleich mit ewigen Höllenqualen oder Fegefeuer bestraft werden soll. Auch sein Statement, dass die Bibel kein ‘wissenschaftliches Buch’ sei und die Urknall-Theorie die bis anhin mit Abstand beste Erklärung für die Entstehung unseres Universums sei, sind eigentlich zu begrüssen. Er meint auch, man solle die Spaltung, die die Verfolgung von Galileo hinterlassen hätte, nun doch endlich überwinden.

Ein ganz vernünftiger Mann, so könnte man also meinen. Doch die katholische Kirche enttäuscht selten. Da in Genesis doch nur von Erde, Tiere, Mann und Frau die Rede sei und daher dies die Existenz von ausserirdischem Leben ausschliessen könnte, glaubt er nicht und erklärt blumig warum. Die nicht ganz unplausible Hypothese, dass das wohl schlicht dem Stand des biologischen Wissens der damaligen Autoren entsprach, scheint ihm nicht in den Sinn zu kommen. Wo sind denn in der Schöpfungsgeschichte all die Amöben, Bakterien und Viren geblieben (wohl auch ausserirdisch) oder unsere gemeinsamen Vorfahren die wir mit den Affen teilen (Funes findet nämlich die Evolutionstheorie durchaus überzeugend)? Vielleicht sollte er sich entscheiden, ob es nun nur eine Metapher ist, oder eben doch mehr.

Doch nun wird es erst richtig lustig. Im Interview beginnt er dann darüber zu spekulieren, was dies für das Konzept der Erlösung bedeuten würde. Mein Italienisch ist nicht sonderlich gut, aber soweit ich das verstehe, sinniert er darüber, ob Marsmenschen überhaupt Erlösung brauchen. Vielleicht sei ja die Menschheit alleine mit der Erbsünde belastet. Ich persönlich vermute alles andere wäre zu kompliziert. Einmal Gottes Sohn auf jeden Planeten schicken (obwohl die Bibel ja Massakern an und für sich nicht abgeneigt ist)? Dies würde wohl die Idee des Retters etwas sehr zur Massenware verkommen lassen. Sündenfall reloaded in den unendlichen Weiten des Weltalls liegt daher nicht drin. Auf jeden Fall würden gemäss Funes diese Ausserirdischen auch von der Gnade Gottes profitieren.

Bei soviel wirrer Spekulation brummt mir der Kopf. Es scheint manchmal als ob es bei solchen Leuten einen Schalter gibt der beliebig von ‘logisch und rational’ auf ‘was immer ich glauben möchte’ gekippt werden kann.

Kommentare (2)

  1. #1 Arnd
    Mai 14, 2008

    Die katholische Kirche ist aber auch arm dran. So gut wie alles, für was früher die Bibel die gültige Erklärung lieferte, wird inzwischen von der Wissenschaft belegt.

    Ich bin mir sicher, dass die Bibelgeschichten (speziell die Schöpfungsgeschichte) NICHT als Metapher geschrieben wurde. Sie entsprach einfach dem was Menschen sich damals vorgestellt haben. Ich finde es peinlich, dass es in unserer Zeit immer noch so viele Menschen gibt, die diese Fabel wörtlich nehmen. In den USA glauben 50% der Menschen, dass die Erde nicht älter als 10000 Jahre ist :(.

  2. #2 florian
    Mai 14, 2008

    Ich hab mal ein Buch gelesen (keine Ahnung mehr welches) in dem der Autor halbernst die Drake Gleichung mit theologischen Spekulationen und Statistik verknüpft hat und “berechnete” wieviele außerirdische Zivilisation es gibt; bei wievielen davon kein Sündefall stattfand (und daher auch kein Erlöser notwendig war), bei wievielen davon (wie bei uns) der Sündefall stattfand aber (noch) keine Erlösung und bei wievielen Sündenfall und Erlösung schon stattgefunden haben. Er kam dabei zum Ergebnis, dass zur Zeit in unserem Universum einige tausende “Jesuse” unterwegs sein müßten um die diversen außeridischen Völker zu erlösen…