Was kann ein Politikwissenschaftler, der sich noch dazu auf Internationale Beziehungen spezialisiert hat, einem Astronomen über den Weltraum erzählen? Nicht viel. Nun bin ich morgen aber Gastgeber für das Blogteleskop, also dachte ich mir lass ich mir was einfallen um mich in das Teleskop mit einzubeziehen.

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Es gibt etwas zu Satelliten zu sagen, dass mehr mit Diplomatie, Völkerrecht und Internationalen Beziehungen zu tun hat als mit Astronomie. Habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, wie man eigentlich einen Satellitenorbit zugeteilt kriegt?

Diese Frage ist von besonderem Interesse wenn es um die sogenannten Geostationären Satelliten geht. Ein solcher sieht von der Erde aus, wie er ‘still’ stehen würde (siehe Bild). Der Vorteil, man kann von der Erde aus eine Antenne fix darauf richten. Dies ist natürlich von besonderem Nutzen für Kommunikations- und Wettersatelliten. Dummerweise ist die Position für eine solche Umlaufbahn nicht beliebig, sondern über dem Äquator auf 35 880 Km Höhe. Die Nachfrage nach solchen ‘Plätzen’ ist natürlich über Industrienationen höher, als wirtschaftlich schwächeren Ländern. Nun gibt es entweder ein furchtbareres Gerangel und man tritt sich auf die Zehen oder aber das muss irgendwie reguliert werden.

Es gibt Regeln, die die Nutzung des Luftraums koordinieren sollen. Nur sind die nicht zwangsläufig anwendbar. Nun haben 1976 ein paar Länder (Brasilien, Kolumbien, Kongo, Ecuador, Indonesien, Kenia, Uganda und das damalige Zaïre) die am Äquator liegen, ihren Luftraum bis auf diese Umlaufbahn hoch definiert. Daraufhin hat die UN Generalversammlung eine Resolution verabschiedet (38/80 15. Dezember 1983) worin sie zu einem nachhaltigen Umgang mit dieser ‘limitierten Ressource’ aufrief. Diese wiederum gefiel den Industriestaaten gar nicht, die auf einer ‘First come – First serve’ Basis operierten.

Eine Konferenz der Internationalen Telekomunikationsunion (ITU) (die übrigens hier bei uns in Genf ist), die auch Radiofrequenzen vergab, fand dann an einer 1988 einberufenen Konferenz einen Kompromiss der alle zufriedenstellen schien. Man darf zwar keine Souveränitätsrechte geltend machen (Artikel II Weltraumvertrages), aber jedes Land hat das Anrecht auf mindestens einen solchen Slot über sich (selig sind die, die am Äquator liegen). Verteilt werden die Positionen auf einer ‘First come, first serve’ Basis. Eine solche Anfrage wird dann von der ITU abgesegent in einem Prozess der mehrere Jahre dauert.

Das hat nun eine grosse Menge von sogenannten Papiersatelliten geschaffen. Anfragen die auf Vorrat gestellt wurden. So hat zum Beispiel das winzige Inselreich Tonga (welches vor allem Kokosnüsse prodzuiert) 1990 sich versucht 16 solcher Plätze zu sichern. Man kann Tonga sicher nicht mangelnden Geschäftssinn vorwerfen.

Ich hoffe mal, ich habe keinen Astronomen gelangweilt und mich für das Blogteleskop morgen würdig erwiesen.

Bildquelle: Wikimedia Commons

Kommentare (9)

  1. #1 Florian Freistetter
    April 4, 2009

    “Habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, wie man eigentlich einen Satellitenorbit zugeteilt kriegt?”

    Seltsamerweise noch nicht… Aber danke für die Infos – das ist äußerst interessant!

  2. #2 Andylee
    April 5, 2009

    Frage aus aktuellem Anlass:

    Hat der Nordkorea-Satellit auch eine Umlaufbahn beantragt oder schwirrt der wirr durchs all, bis er irgendwann mal die Bahn eines gemeldeten Satelliten kreuzt?

  3. #3 Ludmila
    April 5, 2009

    Schöne Sache der Artikel. Ich hab das jedenfalls nicht gewusst. Weltraumrecht hört sich ja immer nach Mondgrundstücken veräußern an. Aber da steckt wirklich was dahinter.

  4. #4 Ronny
    April 6, 2009

    @Andylee
    Soweit ich es verstanden habe ist der Raketenstart der Nordkoreaner schiefgegangen und es darf sowieso bezweifelt werden, ob sich überhaupt ein Satellit an Bord befand.

    Ist aber eine interessante Thematik, da es rechtlich ja sicher ziemliches Neuland ist. Ich habe mich schon oft gefragt, mit welchem Recht jemand Mondgrundstücke verkauft ?

  5. #5 ali
    April 6, 2009

    Meines Wissens hat Nordkorea mitte März den Vertrag unterschrieben. Wohl ein HInweis darauf, dass sie das in dieser Beziehung ‘korrekt’ abwickeln wollten (könnte natürlich auch nur typische Nordkorea-Show gewesen sein).

    Der Satellit war meines Wissens auch nicht geostationär geplant, bedeutet wohl etwas mehr Platz. Da ich ich nirgends Proteste gefunden habe, nehme ich an, dass Nordkorea sich zumindest in der Anmeldung an die vorgesehenen Prozeduren gehalten hat (was immer die im spezifischen Fall waren). Da sich Völkerrecht auch durch die Praxis und durch Stillschweigen bilden kann, ist lautes Protestieren ein wichtiger Bestandteil davon (aber vielleicht schafft der Widerspruch es einfach nicht in die Presse).

    Es scheint tatsächlich so, wie der Start nicht klappte. Ich gehe davon aus, wenn das US Militär sagt, es sei nichts im Orbit, dann wird das wohl stimmen, da ich vermute, dies ist relativ einfach nachprüfbar. Andere haben hier aber bestimmt mehr praktisches Wissen anzubieten.

  6. #6 Antonios
    April 6, 2009

    Dem Militär und vor allem den USA würde ich nicht gerade viel glauben schenken.

  7. #7 ali
    April 6, 2009

    @Antonios

    Im Prinzip hast du recht. Aber wie ich geschrieben habe, kann dies vermutlich leicht überprüft und als Fehlinformation entlarvt werden. Ich nehme daher an, dass sie kein Interesse haben zu lügen.

  8. #8 Engywuck
    April 6, 2009

    Laut SpOn

    meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA: “Der Satellit überträgt die Melodien der unsterblichen Revolutionshymnen ‘Lied von General Kim Il Sung’ und ‘Lied von General Kim Jong Il’ sowie Messdaten zurück zur Erde.”

    So das wirklich stimmt müssten sie ja nur die Bahndaten durchgeben und die Sendefrequenz und ein par zehntausend Leute weltweit würden das überprüfen (können).

    Seltsamerweise ist der Satellit zwar angeblich “oben” und sendet, aber genau diese Informationen fehlen…

    Sputnik war ja genau deshalb so ein Propagandaerfolg, *weil* jeder das nachprüfen konnte.

    Nuja, möglicherweise ist ja auch “nur” die Sendeanlage defekt, aber mit den genauen Bahndaten würden das viele Hobbyastronomen wohl trotzdem überprüfen.

  9. #9 re
    April 8, 2009

    Danke für den Artikel, sehr interessant und aufschlussreich. Gelten die Prozeduren nur für geostationäre Satelliten, oder wurden ähnliche Verfahrensweisen auch für andere Erdtrabanten eingerichtet- schließlich ist der Platz für unterschiedliche Flugbahnen (die von Trümmern und Weltraumschrott mit eingerechnet) ebenso begrenzt. Oder läuft es dort noch nach dem “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”-Prinzip und das Weltraumradar hat die ganze Aufgabe der Bahnüberwachung und Kollisionsvorsorge zu leisten?

    Zum Thema “nordkoreanischer Satellit”: Nordkorea scheint tatsächlich die vorgesehenen Bahndaten sowie die entsprechnde Sendefrequenz veröffentlich zu haben- und dennoch scheint keiner da etwas zu finden oder zu empfangen, wie Astronomie.info recht sarkastisch anmerkte:

    https://www.kcna.co.jp/item/2009/200904/news05/20090405-11ee.html
    https://news.astronomie.info/ai.php/200904040