Israel hat seinen Botschafter aus der Schweiz zu ‘Konsultationen’ zurückberufen. Dies ist in erster Linie ein Protest gegen das Treffen des Schweizer Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz mit dem Iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad.

Am Rande der Anti-Rassismuskonferenz hier in Genf, hat der Schweizer Bundespräsident den Iranischen Präsidenten getroffen. In Israel war man schon leicht verstimmt wegen der Teilnahme der Schweizer an der Konferenz vermute ich. Die USA, Israel, Deutschland, Italien, Australien, Kanada und Neuseeland boykottieren die Konferenz.

Ahmadinejad hat den Holocaust schon als ‘Mythos’ bezeichnet und gesagt, dass er Israel von der ‘Landkarten wischen’ möchte. Unhaltbare Aussagen, die verurteilt werden müssen und auch eine Regierung dazu anhalten kann die Beziehungen zu einem Land zu überdenken. Den Botschafter zu ‘Konsultationen’ nach Hause zu holen ist aber doch ein ungewöhnlich harscher Schritt des Protests.

Ein Grund für dieses Vorgehen liegt wohl am neuen rechten Aussenminister Liebermann. Ich gehe mal davon aus, dass er alleine über eine solche Massnahme entscheidet. Da er gerne den Zweihänder führt, wird er diese Massnahme wohl als weniger ‘grob’ wahrgenommen haben, als die sie auf dem diplomatischen Parkett gelten wird. Er wird auch mehr an der Signalwirkung gegen innen interessiert gewesen sein als an was das für die Beziehungen zur Schweiz bedeutet. Ich habe starke Zweifel ob dies wirklich im langfristigen Interesse Israels ist, aber bin bereit zu akzeptieren, dass die Schweiz vielleicht als vernachlässigbare Grösse wahrgenommen werden kann. Aber warum potentielle Freunde verärgern?

Eine Frage interessiert mich besonders. Die Schweiz nimmt nämlich eine spezielle Funktion im Iran wahr. Sie vertritt die Interessen der USA im Iran, weil diese seit 1979 keine diplomatischen Beziehungen mehr mit diesem pflegen. Wie soll sie die Vertretung der Interessen des wichtigsten Allierten Israels richtig vertreten können, wenn sie gemäss Israel Kontakte auf höchster Ebene unterlassen soll? Zweifelsohne ist es natürlich trotzdem möglich, nur sollte bei einem verstopften Kommunikationskanal wirklich der zweite kleinere auch noch reduziert werden. Aber eben, die Sache ist wohl eher ein innenpolitisches Signal welches mit aussenpolitischen Mitteln gegeben wurde. Nützt es nichts, macht es wenigstens Lärm.

Ban Ki-Moon wird übrigens Ahmadinejad auch noch treffen. Wird Israel nun auch seinen UN-Botschafter zu Konsultationen zurückbeordern?

Kommentare (18)

  1. #1 Jonas
    April 20, 2009

    Vielleicht hat Israel auch nur langsam die Nase voll mit welcher Gleichgültigkeit sich Europa gegenüber “Crazy Ahmed” verhält. Seine Äußerungen werden zwar mit Missfallen zur Kenntnis genommen, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als sei die gängige Meinung “laß den mal reden, der will doch nur spielen”. Dies bei einem Land, was zweifelsohne eine Schlüsselrolle im Nahostkonflikt hat.

    Der israelische UN-Botschafter kann ja Ban Ki-Moon demnächst mit seinen Schuhen bewerfen, daß hat ja im Moment Konjunktur. Oder falls die Treter zu teuer waren einfach die russische Variante des Schuhprotestes wieder ausgraben. Kennt man bei der UNO doch schon.

  2. #2 GeMa
    April 20, 2009

    “einfach die russische Variante des Schuhprotestes wieder ausgraben”
    😀

  3. #3 Patrick
    April 20, 2009

    Mir erschließt sich der Sinn einer Anti- Rassismus- Konferenz nicht, wenn potenzielle Teilnehmer die Veranstaltung “boykottieren”, weil jemand eine “rassistische” Aussage tätigen könnte, von dem man dies eh erwartet.

    Warum nicht gleich ne Friedenskonferenz abhalten, und dann nicht teilnehmen, weil Russland und die USA keine Abrüstungsversprechen geben?

    Ehrlich, dass ist der größte Kindergarten, den es gibt.
    Das gefällt mir Chavez’ Zug schon viel besser, dem Obama ein hübsches Buch zu schenken, und ihm die Hand zu geben.
    So muss das gemacht werden. Nicht mit Pseudo- Boykott herumpinkeln.

  4. #4 ezra
    April 21, 2009

    zunächst muss ich Jonas zustimmen.
    Hinzukommt, dass es völlig sinnlos ist mit dem Iran zu verhandeln über was? Wann und wie man Israel auslöscht? Iran ist eine der schlimmsten Diktaturen, imho sollte man Iran klar international isolieren und diesem Irren (und den anderen durchgeknallten Diktatoren) nicht noch eine Plattform bieten um seine Hasstiraden zu verbreiten.

    Ansonsten bin ich mit Hannes Stein klar der Meinung den Laden zu schließen: https://www.welt.de/die-welt/article3592877/Schafft-die-UN-ab.html
    Alleine der UN Menschenrechtsrat ist schon eine Farce.

  5. #5 Patrick
    April 21, 2009

    @ Ezra:

    Wie willst Du den Iran “international isolieren”?
    Die Welt besteht ja nicht nur aus Israel, Europa und den USA. So haben z. B. Russland und China weitgefächerte Interessen an iranischer Partnerschaft, mal von den ganzen PLO- Staaten abgesehen.

    Ausgrenzen würde beim Iran nur zu Trotzhandlungen oder zumindest zu weiterer Blockierung der Korrespondenz führen.
    Der Iran ist eben weitaus kleverer als es der Irak mit S. Hussein war. Man muss so z. B. davon ausgehen, dass Ahmadinejads Worte eher eine Taktik war, herauszufinden, wer denn überhaupt noch an seiner Seite stehen könnte.

    Und dass sämtliche, wieder abgereisten Vertreter einfach keiner “Eier” hatten, sich auf dieser Konferenz dem iranischen Präsidenten zu stellen, aus Angst, Israel könnte verärgert reagieren, ist einfach nur noch lächerlich.

  6. #6 neutrum
    April 21, 2009

    Es wäre ev. angebracht, die ganze Rede mal anzusehen, bevor voreilige Judenhasser deklariert werden. In gewissen Punkten kann man mit ihm einverstanden sein, wenn auch die Art und Weise nicht alle glücklich macht:

    https://www.informationclearinghouse.info/article10336.htm

    Naja, wann mag man Leute, die das sagen, was man nicht gut macht oder gemacht hat?

  7. #7 Jonas
    April 21, 2009

    @patrick: Ja der Chavez ist schon ein toller Typ. Wenn er nicht gerade Bücher verschenkt, bezeichnet er Fr.Merkel auch schonmal als politische Nachfahrin Adolf Hitlers. Der weiß also wirklich, wie man sich in Diplomatenkreisen verhält. Ein echtes Vorbild.

    Und zu den Ländern, die an der Konferenz teilnehmen: Wer sich mit Hunden ins Bett legt, darf sich nicht wundern, wenn er mit Flöhen aufwacht.

  8. #8 Patrick
    April 21, 2009

    @Jonas:

    Ich habe den Chavez nicht für einen tollen Typen gehalten. Lediglich seine Taktik im Bezug auf B. Obama finde ich lustig und gar nicht so dumm.
    Chavez ist ein selbstherrlicher Kerl, den man indirekt auch schon mal mit dem Typen Berlusconi vergleichen kann. Gegenüber Deutschland hat er nichts zu verlieren. Da kann er schon mal dumme Sprüche bringen.

    Und das Argument mit der Konferenz ist typisch für “Angst-vor-Israel”.
    “Mit Hunden ins Bett legen”… ja ja, dann brauch gleich keiner mehr mit dem anderen zu reden, oder ihn zu konfrontieren.

  9. #9 Jonas
    April 21, 2009

    Welche Angst hat denn bitte Neuseeland vor Israel? Das ist doch lächerlich.
    Und zum Reden gehört auch immer jemand der zuhört, und daß ist auch nicht die Stärke von Crazy Ahmed.

  10. #10 neutrum
    April 21, 2009

    Das Problem der Perser mit den Juden ist ein Ergebnis europäischer Kolonialbewegung. Dies ist ein Fakt.

    Das immer wieder angesprochene Wort Zionismus entstand aus einer Folge von Vertreibungen in Europa:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Zionismus

    Nun muss man nicht den Ahmed als Sündenbock suchen.

  11. #11 ali
    April 22, 2009

    Ich halte Ahmadinejad für gefährlich (dies gilt übrigens auch für Liebermann). Wer glaubt weltliche Macht mit dem Go-ahead von Oben ausüben zu dürfen ist grundsätzlich furchteinflössend. Aber abgesehen von unseren Meinungen zu Ahmadinejad, Chavez, Liebermann und Co. bin ich überzeugt, dass Nicht-Kommunikation fast immer schlimmer ist als Dialog. Man befindet sich dann in einer Situation in der zuerst Kommunikationskanäle wieder etabliert werden müssen, bevor man substantielle Fortschritte macht. Wird nicht mehr mit einander gesprochen, ist es schwierig ohne Gesichtsverlust einer der beiden Parteien etwas in Bewegung zu setzen. Wo soll eine solche Strategie hinführen?

  12. #12 GeMa
    April 22, 2009

    @Ali
    Kann es nicht auch sein, dass es sich nicht um das Einläuten einer nächsten Runde von Nichtkommunikation, sondern zunächst um ein evt. notwendiges Signal gehandelt haben kann?
    Man könnte durchaus so etwas wie Nachvollziehbarkeit darin erkennen, wenn man A. nichtverhandelbare Einzelpositionen _selbst_ noch einmal vortragen läßt. 😉
    Immerhin wurde die Abschlußerklärung vorzeitig und einstimmig verabschiedet.

  13. #13 ali
    April 22, 2009

    Ahmadinejad hat wahrscheinlich einfach markieren wollen (was ihm durchaus gelungen ist).

    Für die USA war es wohl schon innenpolitisch unmöglich so etwas einfach durch zu sitzen. Ich glaube nicht, dass das gross aussenpolitische Signalwirkung haben sollte von deren Seite (es hat die Plattform für Ahmadinejad ja nur noch vergrössert).

    Aber generell hast du schon recht. Das interessante ist ja, dass hinter den Kulissen zwischen USA und dem Iran mehr gesprochen wird, als das in den letzten 20 Jahren der Fall war. Schaut man sich das grosse ganze an, also eher ein Sturm im Wasserglas.

  14. #15 Anhaltiner
    April 22, 2009

    Hat Obama nicht schon Gespächsbereitschaft mit dem Iran signalisiert?

    Ich kenne mich mit diplamatischen Gepflogenheiten nicht so aus, aber immer wenn von Abberufung oder Einbestellung von Botschaftern die Rede ist habe ich das Gefühl eine Kriegserklärung ist nicht mehr weit. Deshalb finde ich die Reaktion ganz schön übertrieben – eine “lange überfällige” Kur oder eine Käse-Verkostung in Tel-Aviv hätten es doch auch getan. Fehlt nur noch das Israel den Schweizer Botschafter nach Hause schickt und die schweizer Marine ein Manöver abhält…

  15. #16 ali
    April 22, 2009

    @Anhaltiner

    Hat Obama nicht schon Gespächsbereitschaft mit dem Iran signalisiert?

    Doch, doch. Und die USA sind wesentlich gesprächsbereiter als sie es in den letzten 20 Jahren waren. Die Zeichen stehen auf Tauwetter (vielleicht half das Fernbleiben sogar, sich nicht in eine unangenehme Situation zu versetzen um eben dieses nicht zu gefährden) und da wird auch diese Konferenz nicht sehr viel daran ändern.

    Der Botschafter wurde nur ‘zu Konsultationen’ abberufen. Dass ist zwar ein Tritt ans Schienbein aber kein Abbruch der Beziehungen. So eine Art diplomatische Schmollecke aber noch weit von der Kriegserklärung 😉 . Es ist für den Entscheid einen Staatschef zu treffen relativ heftig und gemessen an den Gepflogenheiten wohl etwas eine Überreaktion, aber im grossen und ganzen harmlos. So zumindest schätze ich das ein (und teile somit dein Meinung). Von Generalmobilmachung ist hier noch nicht die Rede und ausserdem haben wir für so was viel zu gute Handelsbeziehungen mit Israel.

  16. #17 Anhaltiner
    April 22, 2009

    Wie lange dauert den das schmollen (ähm konsultieren) normalerweise. So als Laie würde ich denken nach 3-4 Tagen sollte er wieder zurück sein (nach dem er mit Präsident, Regierungschef, Aussenminister und nicht zu vergessen Geheimdienstchef gesprochen hat – wobei ich fast bezweifle das die Konsultationen wirklich stattfinden, im Zeitalter von Videokonferenzen) oder lässt man erst mal 2-3 Wochen Gras drüberwachsen (lies: Resturlaub aufbrauchen)

    Handelsbeziehungen scheinen effektiver als die frühere Heiratspolitik der Königshäuser zu sein. (nur mal so denkt)

  17. #18 cheap uggs for women
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    Oktober 30, 2013

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