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Mikroelektronik und Nanotechnologien sind heutzutage kaum noch aus unserem Alltag wegzudenken: In Computern, Handys, DVD-Playern und medizinischen Geräten sitzen die winzig kleinen Schaltungen. Gerd Teepe ist Direktor des Dresden Design Centers von AMD und wird am kommenden Mittwoch die Perspektiven und Ausblicke der Mikroelektronik in Deutschland beim Kongress des VDE diskutieren.

ScienceBlogs:“Mit welchen Erwartungen besuchen Sie den diesjährigen Kongress des VDE?”
Gerd Teepe:“Die Mikroelektronik steht im Umbruch wie selten zuvor. Von der GMM-Fachtagung auf dem VDE-Kongress erhoffe ich mir Erklärungen zu den Megatrends der Mikroelektronik: Stichwort Foundry, Stichwort Innovationen, ebenso zu der Zukunft des Mikroelektronikstandorts Deutschland.

Wann bekommt man schon den „Chef des Silicon Valley” als Sprecher zu hören, wenn ich George Scalize so bezeichnen darf, oder Kenneth Kin aus der Führungsriege von TSMC? Von den Vortragenden, die über Anwendungen reden (Auto, Industrie, Flugzeug, Sensorik), erhoffe ich mir Aussagen, über die Bedeutung der Mikroelektronik in ihren Produkten. Schließlich hoffe ich darauf, daß die Sprecher der Halbleiterindustrie die Trends klar benennen.

Das Programm der GMM ist dieses Jahr einzigartig. Für so eine hochkarätige Sprecherliste muß man sonst sehr weit fahren. Ich hoffe, daß die Sprecher kein Blatt vor den Mund nehmen. Ich bin deshalb sehr gespannt und meine Erwartungen sind hoch.”

SB:“Könnten Sie ein Beispiel nennen, wo Mikroelektronik uns tagtäglich begegnet?”
G.T.:“Unterwegs, am Arbeitsplatz, zu Hause. Es gibt fast kein Industrieprodukt mehr, daß keine Mikroelektronik irgendwo eingebaut hätte. Das gilt jedoch nicht für Waschpulver, Wasser, Lebensmittel oder Stadtgas, aber bei der Verteilung dieser Güter spielt die Mikroelektronik schon wieder eine Rolle. Manchmal vergessen wir, daß wir Mikroelektronik benutzen, denn sie ist mittlerweile wirklich versteckt eingebaut. Ihre Wirkung ist dadurch aber noch einmal gewachsen, um die Funktionalität zu erhöhen und die Kosten zu senken.”

SB:“In welchen Bereichen wird Mikroelektronik hauptsächlich eingesetzt?”
G.T.:“Für Deutschland sind das die sechs Hauptbereiche: Automobil, Medizintechnik, Telekommunikation, Industrie- und Produktionsautomatisierung, Energie sowie Logistik. In allen Bereichen steigert die Mikroelektronik den Funktionsumfang oder den Kundennutzen und senkt dabei die Kosten bei der Nutzung ebenso wie die Produktionskosten – sprich: das Produkt wird durch den Einsatz von Mikroelektronik besser und billiger. Generell haben Hersteller von Produkten einen Konkurrenzvorteil, wenn sie die Mikroelektronik großzügig einsetzen. Das gilt für Autos ebenso wie für Waschmaschinen oder Werkzeugmaschinen – generell alle typischen Produkte der deutschen Industrie.”

SB:“Welches Potenzial liegt in der Nanotechnologie?”
G.T.:“Nanotechnologie ist die konsequente Fortführung der Mikroelektronik, wenn sie in Schichtdicken von wenigen Atomlagen vorstößt. Hinzu kommen aber auch ganz neue Bauelemente, wenn man z.B. an die Kohlenstoffnanoröhren denkt. Hier sind die Anwendungen noch weitgehend unerschlossen und es wird sehr spannend sein, zu beobachten, welche Anwendungen sich bei der Nanotechnologie dann auch wirklich in Produkte umsetzen lassen.”

SB:“Wie kann die Zukunft der Mikroelektronik aussehen?”
G.T.:“Die Forschung in der Mikro- und Nanotechnologie ist in Deutschland gut positioniert im Vergleich mit anderen Regionen in der Welt. Wenn es dann aber darum geht, mit Mikroelektronikprodukten Geld zu verdienen, dann sind die Randbedingungen in Deutschland und auch Europa eher ungünstiger als an anderen Orten auf der Welt. Wir brauchen deshalb in Europa eine Neubewertung der Mikroelektronik, denn ich bin überzeugt, daß wir bis heute die Auswirkungen der Mikroelektronik auf Wachstum und Wohlstand von Volkswirtschaften unterschätzt haben. Der Antrieb dazu sollte von den starken Industrieprodukten ausgehen. Wie das gehen könnte, dazu erhoffe ich mir nun auch Antworten von der GMM-Fachtagung. Die Leute, die dazu kompetent sprechen können, sind jedenfalls dort.”

SB:“Vielen Dank für das Gespräch!”