In Jena gibt es eine nette Tradition: überall in der Stadt findet man kleine Informationstafeln, die anzeigen, wo frühere Universitätsangehörige gearbeitet haben. Durch diese Tafeln merkt man erst, wie sehr Jena von der Universität geprägt wurde und wird. In der Innenstadt findet man die weißen Schilder fast überall an den Hausmauern.

Immerhin gibt es die Universität Jena schon seit 450 Jahren und hatte in der Zeit jede Menge Mitarbeiter. Da stößt man beim Spazieren durch Jena immer wieder auf alte Bekannte, von denen man gar nicht wusste, dass sie auch mal in Jena gearbeitet haben. Zum Beispiel Erwin Schrödinger (der war 1920/21 dort):

schrödinger

Viel öfter lese ich aber Namen, die ich noch nie vorher gehört habe. Aber auch das ist lehrreich – denn natürlich recherchiere ich dann oft nach, um wenn es sich da gehandelt hat und dabei lernt man immer wieder was dazu.

Wie gesagt: die Infotafeln sind zahlreich in Jena vertreten – aber einer ihrer berühmten und großen Mitarbeiter der Vergangenheit (ein Astronom) wurde bisher irgendwie vergessen.

Nein – ich spreche nicht von mir 😉 Obwohl – ich war immerhin länger an der Uni Jena tätig als Schrödinger. Da könnte man mir eigentlich ruhig ne Tafel spendieren.

Aber derjenige, der wirklich eine Ehrung verdient hätte und der bis jetzt immer übergangen wurde, ist Erhard Weigel. Weigel (1625 – 1699) war Mathematiker und Astronom an der Universität Jena. Nebenbei war er aber auch ein großer Erfinder. Sein Haus, das leider nicht mehr existiert, war vollgestopft mit kuriosen und praktischen Maschinen und Erfindungen (u.a. der “Weigelschen Kellermagd”; ein hydraulisches System, mit dem Wasser in Wein “verwandelt” werden konnte) und zählt heute noch zu den sieben Wundern von Jena.

Neben seiner wissenschaflichen Arbeit war Weigel aber auch ein ausgezeichneter Pädagoge. Seine Vorlesungen sollen so populär gewesen sein, dass sich die Studentenzahlen in Jena verdoppelten. Und Weigel machte sich auch viele Gedanken darüber, wie man Studenten und Kindern am besten die Mathematik und Astronomie vermitteln konnte.

Unter anderem deswegen war ich immer schon ein Fan von Weigel. Und indirekt wurde er so auch zum Namensgeber für mein Blog. Als ich damals auf der Suche nach einem passendem Namen war, wollte ich einerseits natürlich etwas, dass mit Astronomie in Zusammenhang steht; andererseits aber auch etwas, das außergewöhnlich und einmalig ist. Also kein Name, der z.B. bei einer Google-Suche noch dutzende andere Treffer liefert, die nichts mit meinem Blog zu tun haben. In der Liste von Weigels Erfindungen bin ich dann auf das “Astrodicticum Simplex” gestoßen: ein kleines aber nützliches Gerät, dass die Beobachtung des Sternenhimmels erleichtern sollte. Da für dieses relativ unbekannte Gerät damals nur 2 Google-Einträge existierten, war es der ideale Name für mein Blog.

Darum habe ich mich heute sehr gefreut, als der Namensgeber meines Blogs endlich mit einer eigenen Tafel geehrt wurde. Im Zuge der Konferenz zur Lehrerfortbildung in Astronomie wurde diese Tafel heute Abend enthüllt:

weigel1

Und nun hat endlich auch Erhard Weigel seinen Platz in Jena gefunden: am ehemaligen Collegium Jenense (bzw. dem, was davon nach Krieg und Sozialismus noch übrig geblieben ist); dort, wie die Universität Jena entstanden ist und wo sich auch die allererste Jenaer Sternwarte befand:

weigel2

Im Collegium befindet sich übrigens auch eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Uni Jena. Dort habe ich heute noch dieses schöne Bild gesehen (anklicken zum Vergrößern), dass die Studenten der vier Universitäten in Leipzig, Halle, Jena und Wittenberg gegenüberstellt und auflistet, wofür die damaligen Studis berüchtigt waren. Die Jenaer waren anscheinend bekannt für ihre Duelle…

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Kommentare (5)

  1. #1 H.M.Voynich
    26. Juni 2009

    Alte Maya-Prophezeiung: wenn man als Astronom berühmt werden will, sollte der Name so ähnlich wie Halley klingen oder Hoyle oder Hale, bei viel Talent darf notfalls ein oder zwei b drin sein.

  2. #2 Florian Freistetter
    26. Juni 2009

    Hmm – dann werd ich wohl ne Namensänderung beantragen. Wie wärs mit Hoylbbley? 😉

  3. #3 H.M.Voynich
    27. Juni 2009

    Traust Du Dir denn zwei b’s zu?

  4. #4 Alexander
    27. Juni 2009

    In deiner ehemaligen Heimat Wien bin ich übrigens eher zufällig am Geburtshaus von Lise Meitner vorbeigelaufen, auch mit Plakette. Das Haus steht grad um die Ecke von der Darwingasse.

  5. #5 Florian Freistetter
    27. Juni 2009

    @Voynich: Wenns die Rechtschreibung erlauben würde, dann noch viel mehr 😉