Wer mein Blog regelmäßig liest, der weiß dass ich mich nicht nur sehr für wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit einsetze sondern auch besonders dafür, Kinder mit der Wissenschaft in Kontakt zu bringen. Möglichst früh. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel im Focus scheint der Chemiker Salman Ansari anderer Meinung zu sein. Er spricht von einer “Frühkindlichen Bildungshysterie”.


Auf die Frage, was Ansari – der selbst das Buch “Schule des Staunens. Lernen und Forschen mit Kindern” geschrieben hat – denn von Chemie- bzw. Wissenschaftsbüchern für 2jährige hält, antwortet er:

“Ich plädiere dafür, Chemieunterricht erst in der zehnten Klasse einzuführen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Vorher sind Kinder nicht in der Lage, in Modellen zu denken. Sie können sie bis zu einem gewissen Grad lernen, verstehen können sie sie nicht. Chemie und Physik sind viel zu abstrakt, damit überfordern wir jüngere Kinder”

Also nichts mit wissenschaftlicher Erziehung schon im Kindergartenalter? Warum eigentlich nicht… Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass kleine Kinder sich durchaus für Wissenschaft interessieren. Sie interessieren sich für die Natur und ihre Umwelt und stellen jede menge Fragen. Und bringt man sie mit Wissenschaft in Kontakt, dann sind sie fasziniert. Was spricht also dagegen, Kindergartenkinder etwas über Wissenschaft zu erzählen?

Dazu sagt Ansari etwas sehr Interessantes:

FOCUS-SCHULE: In vielen Kindergärten gibt es heute sogenannte Forscherkisten mit kindgerechten Versuchsanordnungen zu Themen wie Luft, Farbe, Schall oder Elektrizität. Was haben Sie dagegen, wenn eine Erzieherin ein- oder zweimal in der Woche mit den Kindern so ein Experiment macht?

Ansari: Eine vorgegebene Versuchsanordnung kann gar nicht kindgerecht sein. Solche Experimente sind viel zu kompliziert.”

Ja, allerdings! Wenn man einfach nur ein paar Experimente designt und sie den Kindergärten in die Hand drückt, dann ist das oft wirklich nicht, dass was man haben will. Was nutzt das tollste Experiment, wenn es nicht vernünftig vorgeführt wird? Wenn es nicht detailliert erklärt werden kann? Wenn man nicht auf alle Fragen der Kinder antworten kann? Wenn man das Experiment nicht spontan abwandeln oder erweitern kann um auf die aktuelle Situation zu reagieren – usw.

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Kinder und Wissenschaft: eigentlich eine gute Kombination!

Ich will jetzt nicht behaupten, dass die Betreuer in den Kindergärten alle unfähig sind und sowas nicht können. Aber ein Pädagoge ist eben kein Naturwissenschaftler und wenn dann in der Kita das Experiment einfach stur nach Anleitung abgearbeitet wird, dann lernen die Kinder dabei auch nicht wirklich viel. Ansari sagt:

“Mit der Interpretation solcher Versuche tun sich Laien schwer, selbst wenn sie eine entsprechende Fortbildung gemacht haben. Erzieherinnen oder Grundschullehrer sind nun mal keine Naturwissenschaftler. Die Gefahr ist groß, dass die Kinder durch die Erklärungen zu solchen Versuchen Fehlvorstellungen erwerben, die später nur mühsam zu korrigieren sind. Außerdem: Selbst Erwachsene haben Schwierigkeiten zu erklären, wie ein Stromkreis funktioniert. Warum sollten wir Kinder schon im Kindergarten mit Themen belasten, die sie unmöglich nachvollziehen können?”

Da stimme ich prinzipiell zu – aber ich würde als Konsequenz nicht unbedingt die Beschäftigung der Kindergärten mit der Wissenschaft abschaffen. Ich würde auch nicht soweit gehen und die bisherige Herangehensweise als “schädlich” für die Kinder bezeichnen. Ich würde mich lieber dafür einsetzen, dass eben auch Erzieherinnen und Grundschullehrer ein solides naturwissenschaftliches Fundament haben. Dann können sie auch vernünftig mit den Kindern arbeiten und das ganz ohne vorgegebene Experimente (auch wenn sowas als Anregung natürlich sehr nützlich ist!). Das findet auch Ansari gut:

“Sinnvoll wäre es, den Alltag zum Anlass für einen Dialog zu nehmen. Wenn ich einen Kindergarten besuche, und wir sitzen im Sandkasten, versuche ich, ein Gespräch über Sand zu beginnen. Ich sage vielleicht: „Es ist immer Sand im Sandkasten und nie Gartenerde.” Dann fangen die Kinder an zu überlegen. Vielleicht sagt irgendwann eines: Sand ist praktischer, er ist schneller wieder trocken als Erde. Dann diskutieren die Kinder, ob das stimmt. Danach schauen wir, ob eines eine Idee hat, wie man das überprüfen kann. Mit zurückhaltender Anleitung entwickeln die Kinder dann selbst ein Experiment.”

Ja – genauso funktioniert es. Wenn man die Kinder selbst überlegen lässt und sich auf ihre unmittelbare Alltagsumgebung bezieht, dann bekommt man die besten Ergebnisse. Es wäre äußerst wünschenswert, wenn sich nicht nur Erzieherinnen und Betreuer in den Kindergärten vermehrt auf diese Weise engagieren würden. Am besten wäre es, wenn generell die Zusammenarbeit zwischen Kitas, Schulen und Universitäten viel mehr intensiviert würde. Bringt die Kinder rein in die Unis und lasst sie den ganzen Betrieb mal ansehen und ihre Fragen stellen! Holt die Wissenschaftler raus aus ihren Büros und Laboren und bringt sie dazu, den Kindern etwas über ihre Arbeit zu erzählen.

P.S. Auch der letzte Vorschlag von Ansari hat irgendwas für sich. Auf die Frage, was man denn in den Mittelschulen anstatt Chemie lehren soll, antwortet er “Kochen und Backen” 😉 (Ne ernsthaft – sowas halte ich durchaus für sinnvoll – vielleicht nicht statt Chemie aber auf jeden Fall zusätzlich bzw. in Kombination mit Chemie)


Kommentare (31)

  1. #1 Lars Fischer
    26. Juli 2010

    Auf die Frage, was man denn in den Mittelschulen anstatt Chemie lehren soll, antwortet er “Kochen und Backen”.

    Auf jeden Fall. Und dann noch n bisschen Ernährungswissenschaft obendrauf.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    26. Juli 2010

    Kochen und Backen ist doch Chemie und Biologie (Hefe)

  3. #3 Kassandra
    26. Juli 2010

    Ein Matheprof von mir an der Uni hat sehr gehrn mit Kindern gearbeitet, die von der Schule noch nicht “verbildet” waren (seine Worte). Sie waren viel empfänglicher für mathematische Sachverhalte und hatten auch noch mehr Fantasie, um sie sich vorzustellen. Imho kommt es immer sehr darauf an, wer den Kindern etwas nahebringen will und wie er es tut.

  4. #4 Christian W
    26. Juli 2010

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man fast immer erstmal klären muss, was die Beteiligten sich überhaupt unter “Wissenschaft im Unterricht” vorstellen. Das fiel mir gleich wieder auf, als hier der Begriff “Frühkindlichen Bildungshysterie” fiel, während es darum geht, Kindern etwas von Wissenschaft zu erzählen. Bin ich der Einzige, für den das zwei ganz verschiedene Dinge sind?

    Unter Bildung verstehe ich Faktenwissen, Wissenschaft ist dagegen eine Denkschule. Wie der Name schon sagt, gehören Denkschulen (gibt ja durchaus nicht nur die wissenschaftliche) in die Schulen (und damit meine ich auch Hochschulen), Faktenwissen jedoch eher nicht. Denn Faktenwissen eignet man sich ganz von selbst an, wenn man eine anständige Denkschule durchlaufen hat – während man niemals von Faktenwissen profitieren wird, wenn man nicht lernt zu denken.
    Selbstverständlich ist es didaktisch nicht falsch, Kindern Denkmethoden wie die wissenschaftlichen anhand von Fakten beizubringen. Der Punkt ist dabei jedoch absolut nicht, dass die Kinder die Fakten behalten, sondern eben die Methoden. Und deswegen verstehe ich diesen “Argument” schon im Ansatz nicht:

    “Ich plädiere dafür, Chemieunterricht erst in der zehnten Klasse einzuführen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Vorher sind Kinder nicht in der Lage, in Modellen zu denken. Sie können sie bis zu einem gewissen Grad lernen, verstehen können sie sie nicht. Chemie und Physik sind viel zu abstrakt, damit überfordern wir jüngere Kinder”

    Es geht doch überhaupt nicht darum, dass schon Kinder die abstrakten Zusammenhänge in Chemie und Physik verstehen. Noch nicht einmal von Abiturienten wird das verlangt, sie müssen lediglich die konkreten Aussagen dieser Naturwissenschaften anwenden können, wenn sie einen guten Abschluss haben wollen. Ich habe noch keine Prüfungsaufgabe gesehen, in der verlangt wurde die abstrakten Modellvorstellungen und Zusammenhänge zu erläutern – immer geht es um Anwendungen von Grundlagen- und Methodenwissen.
    Ich weiß natürlich (auch auch aus eigener Erfahrung), dass Chemie-, Physik- und Biologieunterricht in der Regel mehr mit schlechten Geschichtsstunden zu tun hat als mit wissenschaftlichem Methodenwissen. Weil eben unter anderem der Lehrplan vorschreibt, welche Fakten die Schüler unbedingt vermittelt bekommen müssen und das dermaßen viel sind, dass man sie einfach nur präsentieren muss und nicht methodisch erarbeiten kann. Aber gerade deshalb wäre es doch wünschenswert, dass das Methodenwissen zu einer anderen Zeit gelehrt würde – natürlich besser früher als erst später im Studium. Man muss eben gerade nicht komplizierte Versuchsanordnungen aufbauen, um Wissenschaft zu erklären (strenggenommen erklären die auch genau nichts, sondern zeigen nur Fakten) – also kann man doch wunderbar schon im Vorschulalter oder in der Grundschule damit anfangen.

  5. #5 Nele
    26. Juli 2010

    @ Christian W.
    In diesem Zusammenhang – seit der Einführung der zentralen Prüfungen und der Verkürzung der Oberstufendauer in NRW ist in den naturwissenschaftlichen Fächern der Unterricht so verdichtet worden, dass die Kollegen das Experimentieren und vor allem das Schülerexperiment deutlich zugunsten von Faktenbimsen zurückfahren mussten.

    Noch dramatischer kann man eine naturwissenschaftliche Bildung wohl nicht ad absurdum führen…

  6. #6 Nele
    26. Juli 2010

    Ich habe das verlinkte Interview mit Ansari gelesen und verstehe ihn ein wenig anders, als er in Florians Artikel dargestellt wird: ganz bestimmt stimme ich seiner Ablehnung von (ohne Anführungszeichen) frühkindlicher Bildungshysterie zu, denn damit ist mit Sicherheit das utilitaristisch motivierte Hochleistungstraining von Kindern schon im frühesten Alter gemeint. Englischunterricht für Kindergartenkinder und ähnlicher Unfug. Ich kann mir vorstellen, dass Ansari eine Vorverlegung von Naturwissenschaftsunterricht im Stile der Schule meint, wenn er sagt, dass man Kindergartenkinder vor dergleichen bewahren muss.

    Allerdings meine ich auch, dass Ansari das Kind mit der Badewanne ausschüttet. Es ist sicherlich richtig, dass Kinder erst in einem sehr viel späteren Alter das notwendige Abstraktionsvermögen für die gedankliche Durchdrinung naturwissenschaftlicher Zusammenhänge entwickeln. Aber warum sollen Sie sich denn nicht schon viel früher spielerisch mit diesen Zusammenhängen beschäftigen? Als Kind habe ich mit Fischertechnikkästen herumgespielt, Glühbirnchen und Schalter zusammengestöpselt und irgendwann rausgefunden, wie das funktioniert mit dem Stromkreis. Ich hatte keine Ahnung von Elektronen und Ladungen – aber braucht man das denn in dem Alter? Worum es geht, ist doch, dass Kinder schon ganz früh daran gewöhnt werden, dass man Natur und Technik betrachten, anfassen, verändern kann – das Verständnis wird schon irgendwann kommen – Lernen dauert Zeit und man braucht Geduld, als Lerner wie als Lehrer. Immerhin werden Kindergartenkinder ja auf die gleiche Weise oft dem sehr viel schädlicheren Einfluss der ganzen dümmlichen, vermeintlich kindgerechten Lieb-Jesu-Geschichtchen und -liedchen ausgesetzt!

    Übrigens finde ich das Sandkastenbeispiel Ansaris didaktisch und pädagogisch wenig gelungen. Ein Beispiel davor sagt er noch – durchaus zurecht:

    Wir sollten Kindern nicht dauernd etwas erklären, wenn sie gar nichts gefragt haben.

    Ich kann mir allerdings auch mit sehr viel Phantasie nicht vorstellen, dass ein Kindergartenkind tatsächlich die Frage stellt, warum im Sandkasten keine Blumenerde ist. Das ist eine Problemstellung die Ansari auf genau die Art vorgibt, die er kritisiert. Und was dann folgt, ist keine kindgerechte Herangehensweise sondern ein altbackenes fragend-entwickelndes Unterrichtsgespräch; völlig deduktiv, völlig abstrakt, völlig unentdeckend. Das halte ich für wenig zielführend.

  7. #7 bundesrainer
    26. Juli 2010

    Auf die Frage, was man denn in den Mittelschulen anstatt Chemie lehren soll, antwortet er “Kochen und Backen” 😉
    (Ne ernsthaft – sowas halte ich durchaus für sinnvoll – vielleicht nicht statt Chemie aber auf jeden Fall zusätzlich bzw. in Kombination mit Chemie)

    Finde ich auch.
    Aus meiner Kindergartenzeit weiß ich noch, dass es an Geburstagen immer Spaghetti gab. Ich hatte mich zuletzt mit einer befreundeten Erzieherin im Kindergarten darüber unterhalten. Sie meinte, dass dies mittlerweile abgeschafft wurde: Hygienevorschriften.

  8. #8 Florian Freistetter
    26. Juli 2010

    @Nele: “und verstehe ihn ein wenig anders, als er in Florians Artikel dargestellt wird:”

    Hmm – so weit scheinen wir nicht auseinanderzulegen. Das “utilitaristisch motivierte Hochleistungstraining von Kindern schon im frühesten Alter” finde ich auch nicht unbedingt super – wenn man sieht, was manche Eltern da schon mit ihren Babys anstellen ist das erschreckend…

    “Aber warum sollen Sie sich denn nicht schon viel früher spielerisch mit diesen Zusammenhängen beschäftigen?”

    Eben! Das habe ich auch gemeint und so habe ich auch Ansaris Sandkasten-Beispiel verstanden: eben das man die Kinder spielerisch dazu bringt, über ihre Umwelt nachzudenken. (Übrigens kann ich aus eigener Erfahrung sagen dass Kinder – zumindest eines 😉 – Fragen der Art wie sie laut Ansari nicht gestellt werden durchaus stellen 😉 )

  9. #9 Evil Dude
    26. Juli 2010

    Ein Stück weit hat er mit seiner Meinung ja recht, denn es gibt meiner Meinung nach teilweise eine äußerst unerfreuliche Tendenz, Schulstoff in die Kindergärten zu verlagern um damit die Chancen in der Schule zu verbessern. Damit werden die Kinder teilweise schon im Vorschulalter einem Leistungsdruck ausgesetzt, den es imho noch nicht einmal in der Grundschule geben sollte.
    Dass Kinder angeblich Wissenschaft nicht verstehen können halte ich allerdings für großen Blödsinn. Vielleicht kann er einfach nur nicht gut erklären! Ich finde, genau das Gegenteil ist der Fall. Allerdings muss man sich dafür einfach auch etwas Zeit nehmen und sich ein kindgerechte Art der Vermittlung ausdenken. Dafür sind meiner Einschätzung nach > 90% der Erwachsenen entweder zu faul oder unfähig. Allerdings sehe ich auch das Problem, dass es den Kindergärten dazu an geeignetem Personal und an der Ausstattung fehlt. Ohne jemand zu nahe treten zu wollen, aber die “Durchschnitts”-Erzieherin verfügt meiner Einschätzung nach so gut wie nie über ausreichendes Fachwissen um Kindern Wissenschaft zu vermitteln. Also Science-Blogger, ab in die Kindergärten! 😉

  10. #11 nihil jie
    26. Juli 2010

    grundsätzlich können kinder sehr viel aufnehmen… dennoch sollte man sie da zu nicht zwingen oder überfordern… da machen durchaus auch viele dicht. aber aufnahmefähig sind sie… viel mehr als ein jugentlicher oder gar erwachsener. viele kinder sind auch für jede gelegenheit dankbar in der man ihnen was erklärt. manchmal müssen sie das alles nicht mal richtig verstehen… alleine ihre begeisterung und die tatsache, dass sie jemand ernst nimmt oder sich mit ihnen beschäftigt ist schon sehr motivierend für die kleinen. und sie fragen einen echt löcher in den bauch wenn man sie lässt 🙂 und sie merken sich fast alles… egal ob sie es verstehen oder nicht. deswegen sind auch kinder bei demagogen so beliebt. das ist die traurige kehrseite ihrer aufnahme und lernfähigkeit. aber sie sind grundsätzlich in der lage vieles gerade zu auf zu saugen. sie merken es sich und werden später wieder drauf zurückkommen wenn sie darüber wieder etwas hören. in unserem fall wäre das zb. physik oder astronomie. jemand der vielleicht denkt dass man einem kind etwas erzählen kann und damit ist es gut der irrt gewaltig… die werden immer wieder drauf zurückkommen und es genauer wissen wollen *gg zumindest war ich so… und viele kinder sind heute auch so. ich würde sogar so weit gehen um zu behaupten, dass wenn kinder kein interesse an interessanten dingen zeigen oder kein antrieb haben die welt zu erkunden, ein indikator dafür sein kann, dass bei denen probleme existieren… ob seitens der familie oder in ihren umfeld. aber das ist nur eine behauptung…

  11. #12 Florian Freistetter
    26. Juli 2010

    @Salman Ansari: Danke für die Links. Leider hat bei der Formatierung was nicht hingehauen. Ich stelle sie hier nochmal rein:

    https://www.mbjs.brandenburg.de/media_fast/5527/Naturwissenschaften_Ansari_Teltow_2010.pdf
    https://bildungsklick.de/a/65715/kinder-stellen-fragen-ueber-dinge-die-ihnen-raetselhaft-erscheinen/

  12. #13 iPhilipp
    26. Juli 2010

    Was ansari da vorschlägt entspricht ungefähr dem Modell der Reggio-Pädagogik. Reggianische Kindergärten sind von sog. Projektarbeit dominiert. Projektarbeit bedeutet hier: Kinder stellen fragen zu einem Sachverhalt (das Beispiel Blumenerde im Sandkasten ist gar nicht so schlecht aber es können auch viel abstraktere Themen wie Tod oder Sexualkunde sein) und die Erzieher erarbeiten gemeinsam mit den Kindern eine Lösung des Problems. Ein Projekt zum Thema Astronomie könnte z.B. so ablaufen, dass die Kinder etwas über Sterne erfahren wollen. Da die Erzieher aber keine Astronomen sind, fragen die Kinder einfach Astronomen. Und wie einer meiner Vorredner bereits bestätigte stellen natürlich sie selbst die fragen.
    Ich finde, wenn der Kindergarten Alltag wirklich von den Ideen der Kinder bestimmt wird, benötigen Erzieher nicht zwingend naturwissenschaftliches Fachwissen (auch wenn es natürlich immer hilfreich ist), da eine Kooperation mit “Experten” aller Art fast schon automatisch stattfindet.

  13. #14 rumble
    26. Juli 2010

    Es ist ein großer Unterschied, ob man Kinder mit Dingen konfrontiert, die sie nicht verstehen können, oder ob man Kinder dazu bringt, kritisch zu hinterfragen und ihren eigenen “warum?” Fragen eine eigene Antwort zu geben bzw. Wege aufzuzeigen, dass man ALLES hinterfragen darf und muss.

    Ersteres funktioniert nicht. Ich habe zwei Kinder, und beide sind so unterschiedlich in ihrer Auffassungsgabe und im Abstraktionsverhalten, dass eine Altersgrenze oder bestimmte Themegebiete, die Kinder nun verstehen können oder nicht, vollkommener Blödsinn sind. Du kannst einem hochbegabten Kind innerhalb einer Woche das Alphabet beibringen, während du das gleiche bei einem anderen Kind im gleichen Alter in einem Jahr nicht schaffst. Interessen sind niemals gleich verteilt und altersbedingt. Deswegen werden auch immer mehr Schulmodelle entwickelt, die auf die unterschiedlichen Begabungen eingehen und Hochbegabten eine schnellere und damit interessantere Bildung zu ermöglichen, während andere, denen es nicht so leicht fällt, von diesen “Überfliegern” profitieren, indem sie von ihnen “Hilfeleistung” bekommen.

    Anders sieht es aber mit der “Anleitung” zum Denken aus. Wenn meine Kinder mir mit Warum-Fragen kommen, deren Antwort sie meiner Meinung nach selbst herausfinden können, so bekommen sie von mir nur eine logische “Ermunterung”, wie sie darauf kommen können. Mehr nicht! Das hat etwas wie Denkstruktur zu tun. Das ist nämlich das ganze Gegenteil vom Lernen von Gegebenheiten, es ist das Erlernen, Zusammenhängen selbst heraus zu finden und in allem eine kritische Frage zu entdecken. Wenn jemand im Kindergarten einen Lackmus-Test vorführt, so muss der auch nicht die chmischen Reaktionen detailiert erklären, es reicht schon, dass Kinder begreifen, das es Reaktionen gibt und man eine Möglichkeit hat, heraus zu finden, ob eine Flüssigkeit basisch oder sauer ist. In Kurzform: Wenn man etwas wissen will, gibt es Wege, das heraus zu finden! Etwas anderes hinein zu interpretieren ist doch Blödsinn!

    Kindern erst ab der 10. Klasse Chemie zu unterrichten ist in meinen Augen totaler Schwachsinn, da dies seit Jahrzehnten erfolgreich auch in unteren Schuljahren gelehrt werden konnte. Aber auf das Wie kommt es an, und zwar immer! Chemie war immer mein Fach, und das lag auch an unserem Lehrer, der gerade die Abstrakten Dinge hervorragend rüber bringen konnte.

    Ein Beispiel an das ich mich gern erinnere waren die Faktoren für die Reaktionsfreudigkeit. Konzentration, Druck, Temperatur und Katalysatoren hat er anhand einer Disco erklärt, in der die Jungs eine Teilchenart darstellten und die Mädchen die andere Art Teilchen, die mit den Jungs reagieren sollten. Herrlich! Wie erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für einen Jungen, wenn sonst nur noch Mädchen in der Disco sind? (Konzentration) Und wenn diese Disco dann auch noch recht voll ist und die Mädchen leicht bekleidet? (Druck und Temperatur) Und wenn die Mädels etwas getrunken haben? (Katalysator)

    Wir fanden das lustig und lehrreich, und manchmal kann man schwierige und abstrakte Dinge ganz gut verklickern, wenn man sich selbst einmal Gedanken macht und nicht nur Kopien aus dem Lehrbuch verteilt! Und sei es, um sich an diese Gedankenspiele später zu erinnern und dadurch die Formeln der Reaktionen von ganz alleine wieder in den Schädel zu bekommen.

    Wenn jemand meinen gerade dreijährigen Sohn fragt, warum es donnert beim Gewitter, dann sagt er, dass warme und kalte Luft zusammen krachen und es dann blitzt. Das ist für ihn mindestens genau so abstrakt wie der liebe Gott, der da oben kegelt, aber warum sollte ich ihm das erzählen, wenn es für ihn später unzählige logische Brücken und Aha-Momente geben wird, in denen er das mit der simplen Kalt-Warm Konfrontation bestätigt bekommt?

  14. #15 Daniel
    26. Juli 2010

    Einer meiner (Organik) Chemielehrer meinte einmal, ein guter Chemiker MUSS immer auch ein guter Koch sein. (Er bezog sich dabei auf den NASSCHEMISCHEN Bereich.)

    Ebenso gab es irgendwo einmal eine Firma, die HAUSFRAUEN im Chemielabor (mangels Chemikernachschub) einsetzte. Das war billiger und tw. sogar besser als von den “professionellen” Chemikern. Schließlich ist jedes Kochen eine Experiment und jedes Essen ein Versuch (so ungefähr aus der “Genußformel”, ist zwar von einem Physiker, wir wollen aber nicht kleinlich sein.
    Als ich noch Nasschemisch arbeiten durfte, war ja genau das der Spaß dabei. Einerseits etwas vorgegebenes zu schaffen, ein Rezept abzuarbeiten, trotzdem war es aber MEIN Werk und das Ergebnis nur begrenzt vorhersagbar.
    Um es kurz zu machen: Kochen ist immer gut und Kindern (auch im Kindergarten) macht es Spaß, wenn man sie nicht mit zuvielen Ängsten überfordert.

  15. #16 rumble
    26. Juli 2010

    Nachtrag: Beim Beispiel zur Reaktionsfreudigkeit zwischen Jungen und Mädchen in der Disco kommt der Zusammenhang “Temperatur” durch die Bewegungsfreudigkeit der Mädchen oder Jungen zu stande. Nicht dass das einer auf die leichte Bekleidung zurückführen will. 😉

  16. #17 Oliver Debus
    26. Juli 2010

    Also prinzipiell halte ich nichts davon im Kindergarten irgendwelche Modelle vorzugeben. Besser ist es mit den Kindern gemeinsam einfache Denkmodelle zu erfahren, bspw. zur Anziehungskraft oder ähnliches. Das alles sollte allerdings spielerisch passieren. Meine Reise in Universum geschieht daher immer mit einem Lego Raumschiff und mit der Fantasie der Kinder. Daraus entstehen spannende Fragen, die es dann zu beantworten gilt. Natürlich kann man auch anschauliche Modelle mitbringen. So kann ich mit Modellkugeln bereits im Kindergarten die Kernfusion zeigen, besonders mit einem Proton und Neutron zum Aufklappen. Es geht mir dabei nicht um ein völlig korrektes Modell, sondern nur um eine Grundidee woher das Licht von der Sonne kommt. Dieses Modell wird immer von den Erzieherinnen gelobt. Es kommt bei den Kinder vor allem darauf an auf dem Aufzubauen was sie kennen.

  17. #18 Florian Freistetter
    26. Juli 2010

    @Daniel: Gibts eigentlich irgendwo Erfahrungen mit (modernem) Kochunterricht/Lebensmittelkunde/o.Ä. in Schulen? Je länger ich drüber nachdenke, desto sinnvoller und besser erscheint mir das ganze.

  18. #19 Advocatus Diaboli
    26. Juli 2010

    Kinder sind neugierig. Kinder fragen einem Löcher in den Bauch.

    “Warum ist der Himmel blau?”

    Eine klassische Kinderfrage, die schon zeigt, dass Kinder ihre Umwelt verstehen wollen. Und ich finde gerade da sollte der Kindergarten anfangen. Es geht nicht darum, dass diese Kinder schon Formeln Pauken oder komplexe Modelle erarbeiten oder gar verstehen müssen, aber wenn ein Kind eine Frage hat, sollte sie beantwortet werden, damit eine Grundlage geschaffen wird. Denn wenn ein Kind schon früh ein Grundlagenwissen hat, fällt es ihm leichter wenn es später neue Informationen lernen muss und kann neu erlerntes auch auf bekannte Phänomene anwenden (und dieser Aha-Effekt wenn Kinder etwas selbstständig verstehen ist einfach nicht zu unterschätzen).
    Und warum nicht die Wissenschaftler/Unis/Unternehmen dafür einspannen: Diese haben doch letztlich am meisten davon, wenn Kinder schon früh begeistert sind und diese Beigeistrung vieleicht sogar die ganze Schulzeit hindurch behalten können.

    Vieleicht sollte man den Kirchen die Oberhoheit über die Kindergärten wegnehmen, damit das wirklich klappt und nicht bloß eine frühkindliche Indoktrination vorherscht, aber das ist ein anderes Theme, über dass man wahrscheinlich prima streiten kann.

  19. #20 Ender
    26. Juli 2010

    Ein anderer Aspekt ist auch, dass man vielen Leuten wissenschaftliche Themen aus meiner Sicht mit ebenjenen Erklärungen näher bringen kann, die man auch bei Kindern einsetzt. Den Spruch “Erklär es mir, als wäre ich ein Sechsjähriger.” habe ich schon häufiger gehört/gelesen.
    Das muss dann dort nicht enden, aber wenn man etwas Kindern beibringen kann, ist das ein gutes Zeichen, dass man allgemein vermitteln kann. (Hier macht “dass”/”das” wirklich mal einen Unterschied. ^^)

  20. #21 Jörg Baran
    26. Juli 2010

    Stichwort: Kochen statt Chemie

    Im Chemieunterricht der Jahrgangsstufe 7 (Anfängerunterricht Gymnasium) wird viel am Beispiel Kochen/Lebensmittel behandelt. Die Lehrpläne werden z. Z. umgeschrieben, der VCI NRW hat im letzten Jahr eine gute Fortbildung dazu gemacht. Der Vorteil liegt darin, dass praktisch alle Stoffe aus dem Alltag der Schüler stammen und ungiftig sind (Brausepulver, Zitronensäure, Cola, Kuchen, Backpulver, Chips usw.) Das Echo der Schüler ist nicht einhellig positiv: Sie erwarten vom Chemieunterricht das Umgehen mit “richtigen Chemikalien” (“Chemie ist das, was knallt und stinkt.”)

    Meine Erfahrung ist, dass unsere Schüler in der 6. und 7. Klasse sehr wohl zu abstrakten Erklärungen (Teilchenmodell, Elektronenfluss usw.) ihrer Experimente fähig sind.

    Prinzipiell, lieber Florian, möchte ich Dir zustimmen, als Lehrer und als Naturwissenschaftler. Wir brauchen einen kompetenten und altersgemäßen naturwissenschaftlichen Unterricht, in der Unterstufe, in der Grundschule, so früh wie möglich.

  21. #22 S.S.T.
    26. Juli 2010

    Das ‘Kochen’ in der Chemie hat in der Tat sehr viel mit Backen gemein: Man schmeißt ein paar Komponenten in einem einigermaßen richtigen Verhältnis zusammen, rührt das ganze gründlich durch und heizt den Ansatz solange auf, bis die Reaktion abgeschlossen ist (inzwischen weiß ich sogar, dass das im Vakuum noch viel besser geht). Wenn man jetzt auch noch das Endprodukt umkristalisieren oder destillieren könnte, wäre es perfekt.

    M.E. ist Chemie gerade für Anfänger recht unübersichtlich. Der theoretische Unterbau ist nicht leicht verständlich. Klare Regeln wie sich die einzelnen Elemente verhalten (und welche Verbindungen sie bilden) sind Mangelware, selbst wenn die Elemente aus der gleichen Gruppe stammen. Auch erfahrene Chemiker haben ihre Probleme damit, die Ergebnisse von Reaktionen voraus zu sagen. ‘Also wenn wir A mit B reagieren lassen, dann müßte C dabei herauskommen.’ Üblicherweise entsteht jedoch D oder E, und nur in seltenen Fällen C. (Nur damit kein Missverständnis entsteht: Hierbei sind nicht Standardreaktionen wie z.B. Hydrierungen, Veresterungen etc. pp. gemeint, die i.A. sehr zuverlässig die Prognosen erfüllen.)

    In der Physik fängt man mit Mechanik an. Ein Gebiet, dass sehr anschaulich ist und regelmäßig mit Alltagserfahrungen in Einklang gebracht werden kann.

  22. #23 Christian Reinboth
    26. Juli 2010

    Spannendes Thema. Da müsste ich direkt mal meine Frau um einen Gastartikel bitten, die sich als Erzieherin auch mit der Frühförderung beschäftigt. Soweit ich das Thema überblicke, liegt der Mangel an wissenschaftlicher Vorbildung im Kindergarten, die mir in gewissen Grenzen durchaus erstrebenswert zu sein scheint, aber weniger an der Ausbildung der Erzieher/innen, sondern mehr an dem Mangel an Zeit. In vielen Kindergärten ist die Personaldecke recht dünn und die Aufgabenliste lang, so dass die naturwissenschaftliche Förderung neben der Sprachförderung, der motorischen Förderung, der Förderung der sozialen Kompetenzen etc. pp. eben nur eine Aufgabe unter vielen ist…

    Was die Begeisterungsfähigkeit von Kindern angeht, gebe ich Dir aber vollkommen recht: Mein Chef hat im Rahmen der Aktion “Haus der kleinen Forscher” schon ein paar Mal Optik-Experimente in Kindergärten angeboten, die nach seinem Bekunden immer auf großes Interesse und viel Hallo gestoßen sind:

    https://picasaweb.google.de/Presse.DRK.Goslar/Krippenforscher#

  23. #24 Timmorn
    26. Juli 2010

    Kinder können also “Wissenschaft” pauschal nicht verstehen…
    Vorgegebene Experimente sind also pauschal schlecht…

    Man kann den Kindern doch ein paar coole Sachen zeigen, die Interesse und vielleicht Begeisterung wecken, ohne dass sie jetzt komplett verstanden werden.

    Z.B. bei der Schwerkraft ist ein “vorgegebenes” Experiment doch nicht schlecht: Luftleere Behälter mit jeweils einer Feder und einer Metallkugel, mit denen man demonstriert, dass Gegenstände ohne Luftwiderstand gleich schnell fallen. Mir kann doch keiner erzählen, dass Kinder das mit entsprechender Erklärung nicht verstehen?

    Fraktale sind auch so ein Thema. Man kann mit ganz leichten anfangen, und als krönenden Abschluss dann mal ein Mandelbrot zum selber zoomen bereitstellen. Ganz ohne Wissen um die Gleichung, die dahinter steckt oder wie das Einfärben jetzt genau funktioniert.

    etc. etc.

  24. #25 Silentjay
    27. Juli 2010

    vllt. sollte man es auch mal anders herum sehen. Kinder haben vllt. nicht das überwältigende Faktenwissen und auch die Modellvorstellung hapert evtl.
    Aber gibt es ein Alter in dem der Mensch neugieriger ist als als Kind?
    Aus meiner eigenen Jugend weiß ich, dass ich liebend gern alte Geräte auseinander gebaut habe und auch Kochen und Backen war toll.
    Warum?
    Weil ich neugierig war, wie das denn funktioniert und aussieht.
    Macht die Kinder neugierig darauf, wie die Welt funktioniert, dann suchen sie sich die Antworten schon selbst.
    Und manche treibt das auch bis ins Studium um 🙂

  25. #26 J
    27. Juli 2010

    “Baking is science for hungry people” (Jeph Jacques)

  26. #27 cptblaubaer
    27. Juli 2010

    Ich halte naturwissenschaftliche Experimente auch im Kindergarten für eine ganz tolle Sache. Im Kindergarten den mein Sohnemann besucht wird nach den Ideen von Maria Montessori erzogen. Die haben auch einen “Forscherraum” eingerichtet, auf den alle Kinder scharf sind. Ich denke, das muss nicht alles bis ins letzte Detail stimmen, was da vermittelt wird, wenn aber schon die Begeisterung, hey Wissenschaft macht Spaß, vermittelt wird, ist doch viel gewonnen.

    Neugier und Begeisterung wecken ist aus meiner Sicht das A und O.

  27. #28 Daniel
    28. Juli 2010

    @Florian
    Also leider kenn ich nicht wirklich etwas weitergehendes. Ich weiß nur bei uns im Kindergarten gibt es jeden Mittwoch die ‘Gesunde Jause’. Dabei gehen immer ein paar Kinder (die größeren) einkaufen und danach kocht/richtet eine Gruppe das Essen her. Manchmal kommen auch Eltern und versuchen dann etwas besonderes zu zeigen. Meine Frau war mit unserem Aupair aus der Mongolei dort und hat etwas über die Mongolei geredet und dann wurde gekocht, besonders das sie auch die Würstchen selber schneiden durften hat ihnen gefallen. Die Kinder waren begeistert und die Kindergarten-Tanten konnten ihre sicherheitshalber geschmierten Butterbrote für den nächsten Tag aufheben.
    Ich denke man muß den Kindern auch etwas zutrauen, dann macht ihnen der “forschen” Spaß. Leider ist es aber aufwendig.

    Generell stimmt aber, daß später (nach Kindergarten und Volkschule) ich immer lieber Chemie hatte (auch wenn die Theorie seltsam war) als Physik.
    Stinken, Krachen, Rauchen, Überraschende Phänomene, das ist einfach lustiger, als wenn man einen Kuchenbackt, oder eine Flipflop Schaltung macht (was wenigstens mehr Spaß mach als ein einfacher Stomkreis mit Lampe und Schalter).
    Der “Vulkan” ist da einfach besser (stinkt, raucht, ist grell und wächst) und (nicht unbedingt Schultauglich) der Ammoniakbrunnen ist da einfach super.

    PS.: Das waren halt noch Zeiten, wo es ganz gewöhnliche Mechanische Wecker gab. So mancher davon hat meine Experimentierfreude mit dem Leben bezahlen müssen.

  28. #29 MartinS
    5. August 2010

    @Florian
    Das wird Dich vielleicht freuen?
    “Die Forscher der Technischen Universität (TU), der Astronomie Wien, der Stadtarchäologie, der Konservatorium Wien Privatuniversität, des vienna open lab sowie von Dialog Gentechnik, minimath, dem Science Center Netzwerk, dem Museum Belvedere, dem Kindermuseum Zoom und der Fachhochschule Technikum Wien bringen den Kinder dabei Themen wie Archäologie, Magnetismus, Molekularbiologie und Robotik näher oder widmen sich künstlerischen Gegenständen.”
    https://science.orf.at/stories/1655893/
    Ich finde das klasse und wäre glücklich gewesen, wenn mein Sohn die Chance bekommen hätte.

  29. #30 noch'n Flo
    11. August 2010

    Mir hat der Chemieunterricht einmal zu einer interessanten Entdeckung beim Kochen verholfen:
    An einem meiner Geburtstage während meiner Studienzeit hatte ich für den Abend ein paar Freunde eingeladen. Bei solchen Anlässen hatte ich schon seit längerer Zeit mein berühmt-berüchtigtes Chili gekocht – so sollte es auch bei diesem Mal sein. Als ich jedoch das Fleisch anbraten wollte, musste ich feststellen, dass ich weder Öl, noch Margarine o.ä. im Hause hatte. Blöderweise war es ein Samstagnachmittag und zur damaligen Zeit schlossen die Läden am Samstag schon um 14 Uhr. Da ich auch kein teflonbeschichtetes Kochgeschirr mein Eigen nannte, musste ich mir etwas anderes überlegen.

    Der Gedankengang lautete dann in etwa so: Milch ist ja die Vorstufe zur Butter, sie enthält einen wässrigen und eine fettigen Anteil. Wenn ich Fleisch in Öl anbrate, tritt auch Wasser aus, also Brät das Fleisch dann in einem grundsätzlich ähnlichen Millieu.

    Also briet ich das Fleisch mit/in Milch an. Das ging nicht nur sehr gut – ich stellte später beim Abschmecken noch einen ganz anderen Effekt fest: die Gewürze, die ich beim Anbraten zum Fleisch gegeben hatte, traten viel intensiver hervor und schienen viel tiefer im Fleisch drin zu sein (ich weiss, diese Beschreibung ist jetzt sehr laienhaft – aber Geschmackswahrnehmungen zu beschreiben geht nun mal nicht so einfach).

    Ich habe in der Folgezeit weiter experimentiert, und mittlerweile benutze ich schon seit Jahren eine Milch-Öl-Emulsion beim Anbraten von Fleisch für bestimmte Gerichte (insbesondere für alle Arten von Ragouts sehr zu empfehlen). Ich habe vor ein paar Jahren mal mit einem Chemiker darüber gesprochen – der meinte, ich hätte da wohl “aus Versehen” die Molekularküche “erfunden” (und zwar Jahre, bevor der grosse Hype begann).

    Soviel zum Thema, wie der Chemieunterricht in der Schule (auch nach den ganz alten Lehrplänen) einem im Leben (und vor allem beim Kochen) mal weiterhelfen kann…

  30. #31 Darin Schermerhorn
    6. September 2012

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