Tolle Bilder vom Himmel gibt es ja jede Menge. Manchmal sind aber auch Bilder dabei, die uns ganz besonders ansprechen. Meistens, weil sie uns an andere Dinge erinnern. Wie zum Beispiel die Hand die nach den Sternen greift oder der herzförmige Nebel. Beim Weltraumteleskop Chandra hat man kürzlich wieder ein Bild dieser Art veröffentlicht. Die beiden Galaxien auf dieser Aufnahme seinen uns ganz eindringlich auf sich aufmerksam machen zu wollen:

i-6ffab78956b09e6505dbddbf369d4853-vv340-thumb-500x500.jpg

Man sieht hier das interagierende Galaxienpaar VV 340. Die Aufnahme ist eine Kombination aus einem Röntgenbild von Chandra und Bildern des Hubble-Weltraumteleskops die im sichtbaren Bereich des Spektrums aufgenommen wurden. Die obere Galaxie – VV 340 North – betrachten wir genau entlang ihrer Kante während wie der unteren – VV 340 South – direkt ins Gesicht blicken. In astronomisch gesehen relativ kurzer Zeit, in ein paar Millionen Jahren, werden die beiden aufeinandertreffen uns sich zu einer neuen Galaxien vereinigen. Die wird dann keine schöne Spiralgalaxie mehr sehr sondern eine sogenannte “elliptische Galaxie”. Also kein scheibenförmiges Sternensystem mehr sondern ein gewaltiger, kugelförmiger Haufen von Sternen. Dieses Schicksal steht übrigens auch unserer Milchstrasse bevor: in ein paar Milliarden Jahren wird sie in etwa auf die gleiche Art und Weise mit der Andromedagalaxie verschmelzen wie die beiden VV 340-Galaxien im Bild.

Die zwei sind übrigens auch noch aus anderen Gründen interessant. Sie gehören zur Gruppe der LIRGs. Das sind “Luminous Infrared Galaxys” bzw. Galaxien die bis zu hundert Mal mehr Strahlung im Infrarotbereich abgeben als die normalen Galaxien – galaktische Heizkörper, quasi. Warum sie das tun, ist noch nicht so wirklich klar. Vielleicht entstehen dort gerade besonders viele neue Sterne. Oder das supermassereiche schwarze Loch im Zentrum der Galaxie hat gerade eine aktive Phase, verschluckt ein bisschen Gas und Staub und gibt dabei Strahlung ab. Im Fall von VV 340 scheint die erhöhte Infrarotstrahlung eher auf die Sternentstehung zurückzugehen. Das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer hat die Gegend ebenfalls beobachtet:

i-23d8ebdc1498b967a0a55835491f6473-vv340_spitzer_galex-thumb-500x500.jpg

Man erkennt zuerst einmal deutlich, dass man deutlich weniger erkennt 😉 Das liegt natürlich daran, dass die Wellenlänge von Infrarotstrahlung viel größer ist als die des optischen bzw. Röntgenlichts – und deswegen braucht man auch viel größere Teleskope, wenn man eine hohe Auflösung haben will. Man sieht außerdem auch, dass die nördliche Galaxie wesentlich mehr Infrarotstrahlung (in rot) abgibts, als die südliche. Die dominiert dagegen bei der UV-Strahlung (die in blau ebenfalls ins Bild eingefügt ist). Das zeigt klar, dass die beiden Galaxien sich auf unterschiedlichen Entwicklungsniveaus befinden und sich verschieden schnell entwickeln.

VV 340 macht also zu Recht mit einem großen “!” auf sich aufmerksam. Ob es wohl irgendwo auch ein “?” gibt? Offene Fragen sind da draußen jedenfalls noch genug zu finden 😉

Kommentare (57)

  1. #1 Juan
    15. August 2011

    “Man sieht außerdem auch, dass die nördliche Galaxie wesentlich mehr Infrarotstrahlung (in rot) abgibts, als die südliche.”

    Würden beide Galaxien in die selbe Stellung sein, hätten dann nicht die gleiche ausstrahlung ? Mir scheint dass die nördliche Galaxie durch Ihre Stellung mehr Infrarot Strahlung abgibt.

    Liege ich total falsch ?

  2. #2 Bianca
    15. August 2011

    Ich hätte mal ein paar Fragen (habe keine Ahnung von Astrophysik und bin blutige Anfängerin): Wenn ich auf eine Sternwarte gehe und durch das Teleskop sehe, dann sind für meine Wahrnehmung/ Augen auch die nahen Planeten gar nicht oder kaum farbig, z.B. Venus oder Mars, die ja auf Bildern immer so schön “beige-dunkel-gestreift” oder rot dargestellt sind (man sagte mir, weil das Licht viel zu schwach ist, als dass man noch live Farben im Teleskop erkennen könnte, was einleuchtend ist). Woher kommt denn aber dann die Idee der Farben so wie sie sind, oder sieht das dann auf einem Foto zumindest so bunt aus? Und bei Galaxien ist das ja noch viel schwerer mit den Farben. Warum kann man die überhaupt sehen? Da müssen doch tausend andere sachen zwischen einer weiter entfernten Galaxie und unseren Teleskopen liegen (andere Sterne/Galaxien/Nebel, die nicht nur die Sicht versperren sondern theoretisch auch “blenden” müssten). Man kann da ja nicht einfach hindurchsehen… oder doch? 🙂 bin verwirrt. google hat hier leider versagt…

  3. #3 Florian Freistetter
    15. August 2011

    @Juan: Naja, es geht nicht um die absolute Menge an Strahlung; die hängt natürlich auch von der Perspektive ab. Hier wird schon die jeweils relative Menge betrachtet.

    @Bianca: “Woher kommt denn aber dann die Idee der Farben so wie sie sind, oder sieht das dann auf einem Foto zumindest so bunt aus?”

    Naja – erstmal sind die Teleskope hier meistens etwas besser als die in den Sternwarten die man normalerweise so besucht. Und dann geht es ja hier um Strahlung, die für das menschliche Auge nicht sichtbar ist: Röntgenstrahlung, UV- oder Infrarot. Wenn man die darstellen will, muss man sie natürlich irgendwie einfärben.

    Und es gibt tatsächlich jede Menge Zeug, das uns den Blick verstellen könnte. Aber das Universum ist größtenteils leer – und in diesem Fall (und allen anderen Fällen bei denen solche schönen Bilder gemacht werden) ist zwischen uns und der Galaxie tatsächlich nichts.

  4. #4 Wurgl
    15. August 2011

    Okay, man sieht hier nur die zweidimensionale Projektion, in der Tiefe könnte noch etwas Abstand hinzukommen. Dennoch wundere ich mich schon, dass keine gravitativer Einfluss derjenigen Seiten der beiden Galaxien zu erkennen ist, die sich schon verflixt nahe sind.

    Oder ist die Asymmetrie der Spiralarme bereits eine Folge der Annäherung?

  5. #5 Bianca
    15. August 2011

    Vielen Dank 🙂

  6. #6 Isthmus
    15. August 2011

    Da habe ich auch mal eine Anfängerfrage: Wo ist denn im Universum eigentlich Norden? Ich dachte immer, die Systematik der Himmelsrichtungen würde, wenn nicht sogar nur auf der Erde, nur auf Körpern funktionieren?

  7. #7 Alderamin
    15. August 2011

    @Bianca:

    Es gibt mehrere Gründe dafür, warum Objekte im Teleskop so farblos wirken, während sie auf Fotos immer so bunt sind.

    1) Planeten sind in Wahrheit nicht sehr bunt, die Farben werden bei Fotos oft übertrieben oder verfälscht. Falschfarben verwendet man oft, um geringe Kontraste besser sichtbar zu machen. Der Mars hat aber eine deutlich orange Farbe, Jupiter ist beige mit grau-braunen Streifen und Neptun erscheint zumindest mir intensiv blau, aber er ist schon recht lichtschwach und dann greift:

    2) Gasnebel und Galaxien sind sehr lichtschwach, daher kann man ihre eigentlich intensiven Farben nicht oder kaum wahrnehmen. Z.B. strahlen Objekte wie der Orionnebel sehr intensiv im Dunkelroten. Im Auge hat der Mensch jedoch zwei verschiedene Arten von Sehzellen, Stäbchen und Zapfen. Nur die Zapfen können Farben sehen, aber sie sind nicht sehr lichtempfindlich. Hingegen sind die Stäbchen sehr lichtempfindlich, sehen aber keine Farben. Deswegen sind bekanntlich nachts alle Katzen grau, und alle Gasnebel ebenso. Eine Fotokamera hat diese Einschränkung nicht und kann uns die wahren Farben zeigen.

    3) Bei Sternen sieht man wiederum die Farben meist nicht, weil sie so klein sind, dass sie nur ein paar Zellen auf der Netzhaut treffen, und hier die Stäbchen zahlenmäßig eher getroffen werden, als die Zapfen. Man kann die Farbe eines Sterns deswegen besser erkennen, wenn man das Bild ein wenig unscharf stellt und das Sternenscheibchen somit etwas ausdehnt. Ähnliches gilt für die Fotografie. Hier werden die einzelnen Farbsensoren von hellen Sternen oft gesättigt, d.h. alle drei Grundfarben werden bis zum Anschlag überbelichtet, und die Summe aus volle Kanne Rot + Grün + Blau ist halt volle Kanne Weiß, auch wenn das Licht des Sterns in Wahrheit ein wenig mehr Rot oder Blau enthält. Auch hier hilft ein wenig Unschärfe, die Farben viel besser zu zeigen.

    4) Schließlich noch etwas zur Schmalband-Fotografie: Gasnebel strahlen nur in einigen wenigen Spektralfarben (genau so wie übrigens Leuchtstoffröhren). Um die Strukturen besser herauszuholen und störendes Hintergrundlicht (am atmosphärischen Dunst reflektiertes Licht der Stadtbeleuchtung und das natürliche Leuchten der Erdatmosphäre) zu unterdrücken, werden die Nebel oft mit schmalbandigen Filtern aufgenommen, z.B. einer für Wasserstoff-Strahlung im Roten, einer für Sauerstoff-Strahlung im Türkisfarbenen und einer für Schwefel im Gelben. Aus diesen werden dann farbige Aufnahmen in den üblichen drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zusammengesetzt. Z.B. wird das Wasserstoff-Licht dem Roten zugeordnet (das passt), Schwefel dem Grünen (obwohl es eigentlich Gelb wäre) und Sauerstoff dem Blauen (obwohl Türkis zwischen Grün und Blau liegt). Was herauskommt, sind oft surrealistisch verfärbte Bilder. Man könnte z.B. auch Sauerstoff dem Grün zuweisen und blaues Licht des Wasserstoffs dem Blauen, was natürlicher aussähe, aber dann zeigen Blau und Rot dieselbe Quelle (Wasserstoffgas)für das Licht und man sieht keine neuen Strukturen. Deswegen sehen diese Bilder wieder ganz anders aus, als solche, die Wert auf natürliche Farben legen.

    Hier ein Beispiel: Orion-Nebel in natürlichen Farben
    und in falschen Farben wie oben beschrieben.

    Farbe ist in der Astrofotografie also auch ein Gestaltungsmittel, aber der Himmel ist wirklich viel farbiger, als wir Menschen das wahrnehmen können.

  8. #8 Florian Freistetter
    15. August 2011

    @isthmus: Naja, in der sphärischen Astronomie (https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/07/spharische-astronomie.php) überträgt man den Nordpol der Erde auf den Himmel. Ansonsten sind “north” und “south” aber einfach recht willkürliche Bezeichnungen zur Unterscheidung der Galaxien. Man hätte sich genauso gut für A und B entscheiden können.

  9. #9 Alderamin
    15. August 2011

    @Isthmus:

    Man richtet sich bei den Himmelskoordinaten voll nach der Erde. Norden ist in Richtung Himmelsnordpol. Und der Himmelsnordpol ist einfach die Verlängerung der Erdachse nördlich in den Himmel hinein. Die Erde dreht sich um diese Achse, so dass es uns erscheint, als ob der Himmel sich um die selbe Achse in die andere Richtung dreht.

    Man kann den Sternenhimmel auf einen Globus abbilden, auf dem wir nicht, wie auf dem Erdglobus, oben drauf stehen, sondern in dessen Zentrum wir uns befinden. Der hat dann Längen und Breitengrade, wie der Erdglobus, es gibt zwei Himmelspole und einen Himmelsäquator. Darauf basieren Himmelskoordinaten. Nur zählt man die Längengrade in Stunden statt Graden (der Himmel dreht sich ja scheinbar, und zwar um eine Stunde in der Länge je Zeitstunde [für Spezialisten: je Sternzeit-Stunde]), und der Nullmeridian geht nicht durch Greenwich, sondern durch den Punkt, an dem die Sonne zu Frühlingsanfang steht, wenn sie den Himmelsäquator nach Norden überschreitet. Dieses Koordinatensystem heißt “Äquatoriales Koordinatensystem”.

    Es gibt auch noch andere Koordinatensysteme, die sich an der Ebene der Erdbahn oder der Milchstraße als Äquator orientieren. Da ist Norden dann in der Verlängerung der senkrechten Achse durch diese Bezugsebene (Erdbahn oder Milchstraße), und zwar an dem Ende, das auf der Nordhalbkugel des oben beschriebenen äquatorialen Koordinatensystems liegt. Also liegt z.B. der galaktische Nordpol auf der Nordhalbkugel des äquatorialen Systems.

  10. #10 Richelieu
    15. August 2011

    @Bianca:

    …Woher kommt denn aber dann die Idee der Farben so wie sie sind, oder sieht das dann auf einem Foto zumindest so bunt aus? Und bei Galaxien ist das ja noch viel schwerer mit den Farben. Warum kann man die überhaupt sehen?…

    Wie man dir in der Sternwarte gesagt hat, mit dem Auge sind die meisten Objekte kaum Farbig zu sehen, dies kommt weil es auf unserer Netzhaut 2 Zellarten Lichtempfindlich sind, und die empfindlichsten “sehen” nur in schwarz/weiss. Da eben gerade Objekte wie Galaxien sehr lichtschwach sind siehst Du diese auch nur in S/W.
    Wenn du aber am gleichen Teleskop eine einfache handelsübliche Reflexkamera anschliesst, wirst Du auch farbige Bilder bekommen. Die Kamera ist nicht unbedingt empfindlicher als unser Auge aber im Gegensatz zu ihm kann man bei de Kamera die Belichtungszeit erhöhen um mehr Licht zu sammeln.
    Der Chip in der Reflexkamera “sieht” auch nur S/W die Farbe bekommt man mit einer Bayer Matrix. Bei etwas anspruchsvollerer Anwendungen verwendet man Kameras die nur für Astrophotographie gebaut sind und diese sind dann auch nur S/W, da die Himmelskörper sich nur sehr langsam Verändern kann man ein farbiges Bild aus 4 Bildern (ein S/W, ein mit vorgeschobenen Rotfilter, ein mit Grün- und ein mit Blaufilter) zusammen rechnen. Jedes einzelne Bild ist S/W erst bei der Bildverarbeitung sage ich dieses Bild ist rot, grün oder blau.
    Diese Technik erlaubt auch Bilder mit “künstlichen” Farben zu machen, wenn ich jetzt anstelle der Rot-, Blau-, Grünfilter beschliesse Filter die nur ganz spezielle Wellenlängen des Licht durchlassen zu verwenden und bei der Bildverarbeitung dann sage dass das Bild was ich durch den H-alpha Filter geschossen habe der Rotkanal wird, dass mit dem OIII Filter der Grünkanal und mit SII der Blaukanal wird erhalte ich ein Farbiges Bild (nicht von mir) wo aber die Farben nicht so sind wie wir sie wahrnehmen würden selbst wenn die Quelle hell genug wäre, diese Technik dient um manche Phänomene oder Details hervorzuheben.
    Wenn Himmelskörper jetzt von Astronomen untersucht wird so tun die dass auch in Wellenlängen ausserhalb des sichtbaren Infrarot, Ultraviolett und Radiowellen. Da werden dann auch die Farben ähnlich wie oben bei der Bildverarbeitung eingerechnet.

  11. #11 Florian W.
    15. August 2011

    Ist sicher, dass “unsere” und die Andromeda Galaxie nach der Verschmelzung zur einer elliptischen Galaxie werden?

  12. #12 rolak
    15. August 2011

    Als ich das Bild zum ersten Mal sah, konnte ich mich nicht des Eindrucks verwehren, daß die beiden Galaxien an der ‘Reibestelle’ funkenschlagend heißlaufen 😉 Der helle Stern sitzt da einfach zu und zu passend…

  13. #13 Florian Freistetter
    15. August 2011

    @Florian W. “Ist sicher, dass “unsere” und die Andromeda Galaxie nach der Verschmelzung zur einer elliptischen Galaxie werden? “

    Naja, – so sicher wie die Vorhersage der Kollision 2er Galaxien in einer ca 3 Milliarden Jahre entfernten Zukunft eben sein kann. Aber die Computermodelle zeigen alle, dass zwei Spiralgalaxien mit entsprechend unterschiedlicher Orientierung am Ende zu einer elliptischen Galaxie werden.

  14. #14 Noblinski
    15. August 2011

    “Das zeigt klar, dass die beiden Galaxien sich auf unterschiedlichen Entwicklungsniveaus befinden und sich verschieden schnell entwickeln.”

    Ich ahnte gar nicht, daß man schon so viel weiß über die Biografie von Galaxien.

  15. #15 mitleser
    15. August 2011

    …und schnippschnapp. dankeschön 🙂

  16. #16 Juan
    15. August 2011

    Danke für die Antwort.

  17. #17 MartinS
    15. August 2011

    @Alderamin & Richelieu
    Vielen Dank für eure tollen Erklärungen zur Astrophotographie!

  18. #18 noch'n Flo
    15. August 2011

    @ FF:

    Was ich ja immer noch nicht so recht begreife: wenn seit dem Urknall alles von einem unendlich kleinen Punkt weg expandiert, wie können dann überhaupt Galaxien miteinander kollidieren? Sind die wirkenden Gravitationskräfte denn wirklich so gross? (Vor allem, wenn so viel (fast) leerer Raum dazwischenliegt der ja auch immer grösser wird.) Ich dachte immer, die Gravitation wäre die schwächste aller Elementarkräfte…

  19. #19 Florian Freistetter
    15. August 2011

    @noch’n Flo: Gravitation ist schwach, ja. Aber sie wirkt unendlich weit… Und die Expansion des Universum macht sich nur auf den größten Skalen bemerkbar. Lokal kann da die Gravitation durchaus stärker sein. Abgesehen ist das mit dem “Punkt” auch manchmal irreführend. Es muss nicht zwingend ein “Punkt” gewesen sein, es muss nur früher alles dichter gewesen sein. Das Universum kann also auch beim Urknall auch schon unendlich ausgedehnt gewesen sein. Es war halt dann einfach nur an jedem Punkt alles dichter als heute.

  20. #20 Noblinski
    16. August 2011

    Die Frage von noch’n Flo habe ich mir auch schon gestellt. Da gibt es doch bestimmt Leute, die versucht haben, das computermäßig zu simulieren? Irgendwer hat mal wo behauptet, die Tatsache, daß es Kollisionen gibt, beweise, das Universum würde längst beschleunigt in sich zusammen stürzen. Die fernen Galaxien blieben dabei quasi hinter uns zurück, so daß die Hubble-Fetischisten keinen Verdacht schöpfen. [… ] Und jetzt noch was ganz reales: Der Mond ist ja heute nacht beängstigend klein. Stimmt da was nicht?

  21. #21 Christian
    16. August 2011

    @noblinski ich glaube du bist an was ganz großem dran.
    vielleicht stehlen uns die aliens gerade den mond, und es bewahrheiten sich die prophezeihungen der mayas.

    denn ohne mond, wird es hier sicher ungemütlich, die wasser und gesteinswellen (gezeitenkräfte) die die erde umlaufen, würden schwächer -> keine ebbe, flut, und auch die plattenthektonik würe bald verrückt spielen -> erdbeben.

    und zu guterletzt würde die erdachse kippen.

  22. #22 Heinrich
    16. August 2011

    “In ferner Zukunft wird wahrscheinlich auch unsere Milchstraße mit ihrer Nachbargalaxie Andromeda in ähnlicher Weise kollidieren”

    Was passiert dann ? Würde mich mal brennend interessieren ob das irgenwelche Auswirkungen hat ?

  23. #23 Florian Freistetter
    16. August 2011

    @noblinski: Naja, es gibt Leute die tatsächlich gemessen haben, wie sich das Universum im Laufe der Zeit ausgedehnt hat. Dabei haben sie die dunkle Energie entdeckt: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/11/was-ist-dunkle-energie.php

    Zum Mond: vielleicht liegts daran: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/06/grosser-mond-kleiner-mond-die-mondtauschung.php

    @Heinrich: “Würde mich mal brennend interessieren ob das irgenwelche Auswirkungen hat ? “

    Kommt drauf auf, für wen. Der Erde wird vermutlich wenig passieren. Bei galaktischen Kollisionen stösst physisch kaum was zusammen. Dazu ist zwischen den Sternen zu viel Platz.

  24. #24 Wurgl
    16. August 2011

    @Florian:

    Diese Oortsche Wolke soll sich doch (siehe Wikipedia) bis zu einer Entfernung von 1.6 Lichtjahren erstrecken. Ich sehe keinen besonderen Grund warum nicht auch andere (oder gar viele andere) Sterne ebenfalls so eine Wolke von Brocken um sich herum haben. Und genauso sehe ich keinen Grund, warum Sterne aus Andromeda diese Wolke nicht haben sollten. Es ist daher zu erwarten, dass eben diese Wolke gravitativ mit einer Wolke eines vorbeiziehenden Sterns aus Andromeda interagiert, mit entsprechenden Bahnstörungen. Und daraus schließe ich, dass sich so etwas wie das Late Heavy Bombardment durchaus wiederholen könnte.

    Allerdings wird das für die Erde wohl tatsächlich keine Auswirkungen haben, denn diese Erde wird dann kaum bewohnbar sein da die Sonne sich schon kurz vor oder bereits im Stadium eines Roten Riesen befindet.

  25. #25 noch'n Flo
    16. August 2011

    @ FF:

    Bei galaktischen Kollisionen stösst physisch kaum was zusammen. Dazu ist zwischen den Sternen zu viel Platz.

    Aber was ist mit den gravitativen Auswirkungen? Kann es da schon mal ein Sternensystem auseinanderreissen? So dass z.B. ein Stern mit hoher Masse quasi en passant einem kleineren Stern ein paar Planeten klaut? Oder Monde aus der Umlaufbahn um ihre Planeten geschubst werden?

  26. #26 Florian Freistetter
    16. August 2011

    @noch’n Flo, Wurgl: Ja, es kann natürlich diverse Effekte geben. Ein paar mehr Asteroideneinschläge durch vorbeiziehende Sterne, vielleicht wird die Sonne auch ganz aus der neuen Galaxien rausgeworfen 😉 Aber echte Kollisionen zwischen Sternen o.Ä. wird es – abseits der dichten Zentren – nicht geben.

  27. #27 Harald Leinweber
    16. August 2011

    Guten Tag!

    1. Haben alle Galaxien ein Schwarzes Loch im Zentrum? Und warum ist das so – wo kommt das her und was macht das da?

    2. Hat die Gravitation eine Geschwindigkeit?
    Ich meine mich erinnern zu können, dass bei einer Apollo-Mission ein Messgerät für Gravitationswellen auf dem Mond aufgestellt worden ist. Gibt es Gravitationswellen? Haben die eine Geschwindgkeit? Oder stimmt es, was ich auch mal irgendwo gehört habe, dass nämlich Gravitation nicht nur unendlich weit, sondern auch unendlich schnell (augenblicklich) wirkt?

    Wenn man schon mal einen Fachmann fragen kann …

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

    Harald Leinweber

  28. #28 Alderamin
    16. August 2011

    @Harald Leinweber

    1. Haben alle Galaxien ein Schwarzes Loch im Zentrum? Und warum ist das so – wo kommt das her und was macht das da?

    Ja, das scheint mit wenigen Ausnahmen so zu sein. Es ist wohl so, dass sich bei der Galaxienentwicklung im Zentrum sehr viel Masse ansammelt. Ob die dann gleich zu einem großemn schwarzen Loch kollabiert, oder erst zu Riesensternen, die zuerst kleine schwarze Löcher bilden, die dann mit der Zeit zu einem großen verschmelzen, ist noch unklar. Es gibt aber eine Beziehung zwischen der Größe der zentralen Kugel (engl. Bulge) einer Galaxie und der Größe des schwarzen Lochs. Irgendwie beeinflussen sie sich gegenseitig bei der Entstehung. Wobei auch ein galaktisches schwarzes Loch im Vergleich zu seiner Galaxis nicht größer als ein Sandkorn im Vergleich zu den USA ist.

    2. Hat die Gravitation eine Geschwindigkeit?
    Ich meine mich erinnern zu können, dass bei einer Apollo-Mission ein Messgerät für Gravitationswellen auf dem Mond aufgestellt worden ist. Gibt es Gravitationswellen? Haben die eine Geschwindgkeit?

    Gravitationswellen gibt es und die haben eine Geschwindigkeit. Änderungen des Gravitationsfelds breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus. Man kann sie bisher nur indirekt nachweisen: es gibt einen Doppelpulsar, dessen Umalufgeschwindigkeit sich genau so entwickelt, wie man das bei der Abstrahlung von Gravitationswellen erwarten würde.

    Gravitation selbst hat keine Geschwindigkeit sondern ist eine Krümmung des Raums, die sofort und lokal wirkt. Die Sonne bewegt sich ja im Raum; wenn die Gravitation sich von der Sonne zur Erde bewegen müsste, dann würde die Erde um einen Ort kreisen, der 8 Minuten 20 gegen die aktuelle Position der Sonne versetzt wäre. Die Raumkrümmung ist aber genau symmetrisch um den Mittelpunkt der Sonne. Erst wenn die sich z.B. bei einem Zusammenbruch der Sonne plötzlich ändern würde, dann würde die Änderung 8 Minuten 20 später erst als vorbeilaufende Gravitationswelle bei uns messbar sein.

  29. #29 rod
    16. August 2011

    Wow, hier ist geballtes Fachwissen, danke an Alderamin und Florian!

    Ich würde gerne wissen, ob es eine Theorie gibt, wie sich die beiden schwarzen Löcher bei einem Zusammenstoß verhalten könnten? Verschmelzung? oder bleibt jedes bestehen? die gravitativen Einflüsse müssten doch ganz enorm sein.

    Was ich rätselhaft finde, dass Galaxien überhaupt innereinander crashen. Der Raum ist so weit – so leer. Warum kommt Andromenda auf uns zu? warum gibt es eine gravitative Bindung? oder gibt es die nicht? Kann ja kein Zufall sein. dass im mit Galaxien spärlich besiedelten Raum zwei so weit voneinander entfernte Galaxien crashen.

  30. #30 Alderamin
    16. August 2011

    @rod

    Ich würde gerne wissen, ob es eine Theorie gibt, wie sich die beiden schwarzen Löcher bei einem Zusammenstoß verhalten könnten? Verschmelzung? oder bleibt jedes bestehen? die gravitativen Einflüsse müssten doch ganz enorm sein.

    Die werden sich zunächst in einigem Abstand umkreisen und dann durch die Wechselwirkung mit anderen Sternen näher zusammenrücken (und nein, sie werden nicht alles verschlingen, die Abstände zu den Sternen sind groß im Vergleich zu den Schwarzen Löchern; nur sehr selten kann es mal einen Stern erwischen). Wenn sich die beiden nahe genug gekommen sind, werden sie über Gravitationswellen Energie verlieren und irgendwann verschmelzen.

    Was ich rätselhaft finde, dass Galaxien überhaupt innereinander crashen. Der Raum ist so weit – so leer. Warum kommt Andromenda auf uns zu? warum gibt es eine gravitative Bindung? oder gibt es die nicht?

    Natürlich gibt es eine Bindung zwischen der Andromedagalaxie und den anderen Galaxien der lokalen Gruppe. Sie alle umkreisen sich. Der Weltraum ist zwar sehr leer zwischen den Sternen, aber Galaxien sind sehr ausgedehnt. Der Abstand zu den Magellanschen Wolken ist kaum weiter als der Durchmesser der Milchstraße, und zum Andromedanebel sind es auch nur 25 Milchstraßendurchmesser. Daher sind Kollisionen zwischen Galaxien nicht ungewöhnlich. Es gibt eine ganze Reihe anderer Beispiele (z.B. die Strudelgalaxie, die Antennengalaxien, M81 und M82 im Großen Bären, um nur ein paar zu nennen). Auch die Milchstraße hat sich schon ein paar Galaxien einverleibt. Man geht sogar davon aus, das große Galaxien durch Kollisionen von kleineren erst entstehen.

    Die Galaxien sind dort entstanden, wo sich die Materie in fadenartigen Strukturen zusammengezogen hat, mit sehr viel leerem Raum in den sogenannten Voids (engl. “Leeren”) dazwischen. Galaxien stehen in den dort entstanden Haufen, gemessen an ihrer Größe, sehr dicht.

  31. #31 Florian Freistetter
    17. August 2011

    @rod: “Was ich rätselhaft finde, dass Galaxien überhaupt innereinander crashen.”

    Im Gegensatz zu Sternen, die tatsächlich normalerweise nie kollidieren, weil zwischen ihnen so viel Platz ist, sind die Galaxien doch etwas enger. Die typischen Abstände zwischen ihnen betragen das 10 bis 100fache ihres Durchmessers. Stell dir mal nen Haufen Leute vor, alle ca. 10 Meter voneinander entfernt, die in alle Richtungen loslaufen. Dann wird es sicher zu zusammenstössen kommen.

  32. #32 isthmus
    17. August 2011

    @Florian
    @Alderamin

    Danke für eure Anworten!

  33. #33 SCHWAR_A
    18. August 2011

    @Alderamin, Harald Leinweber:

    Gravitation selbst hat keine Geschwindigkeit sondern ist eine Krümmung des Raums, die sofort und lokal wirkt. Die Sonne bewegt sich ja im Raum; wenn die Gravitation sich von der Sonne zur Erde bewegen müsste, dann würde die Erde um einen Ort kreisen, der 8 Minuten 20 gegen die aktuelle Position der Sonne versetzt wäre.

    Die Erde befindet sich immer auf genau der Position, die auch diejenigen Gravitationswellen erreichen, die vor etwa 8’20” in genau diese Richtung von der Sonne ausgegangen waren. Die Richtung weist also immer in die aktuelle Richtung der Sonne. Das wirkt dann wie instantan und lokal.

  34. #34 Wurgl
    18. August 2011

    @SCHWAR_A:
    Die Sonne wackelt doch ein wenig, denn auch sie wird durch die Gravitation der Planeten minimal bewegt. Und die Gravitation müsste doch von dem Ort ausgehen, wo die Sonne vor diesen 8:20 war. Diese Richtung ist natürlich identisch mit der Position wo wir die Sonne sehen, denn auch hier gucken wir diese 8:20 in die Vergangenheit.

  35. #35 SCHWAR_A
    18. August 2011

    @Wurgl:
    Du meinst, daß meine Aussage nicht mehr gilt, wenn man hinzunimmt, daß die Sonne selbst sich im Raum bewegt, samt dem Sonnensystem?

    Ich habe es nicht genau ausgerechnet, aber ich denke

    1. die Verschiebung ist sehr gering, da ja v_s<<c gilt, und
    2. daß, die SRT diesen Effekt aufhebt, da ja Relativgeschwindigkeiten im Spiel sind. Das ganze ist dann nämlich eine Spirale und in der findet man genau die SRT-Formeln wieder…
  36. #36 Wurgl
    18. August 2011

    Nein, nicht die Bewegung des Gesamtsystems im Raum — soweit hab ich gar nicht gedacht — ich meinte die Bewegung der Sonne um den gemeinsamen Schwerpunkt des Sonnensystems.

    Diese Bewegung ist minimal, aber sie ist zumindest groß genug um bei anderen Sternen Planeten nachzuweisen.

    Und ja: Der Effekt ist minimal und wohl zu vernachlässigen.

    Um meinen Knoten im Hirn etwas deutlicher zum Ausdruck zu bringen, nehmen wir mal zwei sich umkreisende Körper mit ähnlicher Masse an. Dann sieht ein Beobachter von außen die beiden Körper a und b auf Position A und B. Die Gravitationswirkung von a auf b geht aber von A’ aus. Wobei A’ jene Position ist, die der Körper a zu jener Zeit in der Vergangenheit hatte, die um die Laufzeit der Gravitation versetzt ist (argh! Wie drückt man das aus?). Und umgekehrt gilt für die Wirkung von b auf a eben das gleiche, auch dort geht die Wirkung vom Ort B’ aus.

  37. #37 Alderamin
    18. August 2011

    @SCHWAR_A

    Die Richtung weist also immer in die aktuelle Richtung der Sonne. Das wirkt dann wie instantan und lokal.

    Das hatte ich versucht, auszudrücken. War wohl missverständlich. Wenn Gravitation klassisch interpretiert würde, als eine von der Sonne ausgehende Kraft, dann würde diese Kraft von einem Ort ausgehen, an dem sich die Sonne nicht mehr befindet, und es gäbe Probleme mit der Himmelsmechanik, die man in der allgemeinen Relativitätstheorie nicht hat.

    Wie man allerdings bei einem modellierten Austausch von Gravitonen gegen dieses Argument die Kurve kriegt, ist mir auch nicht so recht klar.

  38. #38 Alderamin
    18. August 2011

    @Wurgl

    Durch diesen Mechanismus entstehen Gravitationswellen, z.B. wenn zwei Pulsare sich eng umkreisen (bzw. ihren gemeinsamen Schwerpunkt), d.h. die Ortsänderung der lokalen Gravitationsfelder breitet sich wellenförmig aus. Sollte bei der Sonne genau so sein, nur sehr viel schwächer.

  39. #39 Wurgl
    18. August 2011

    Gravitationswellen sind bisher nur Theorie. Es wird zwar versucht solche zu finden, aber offenbar erfolglos — ich bin seit Beginn bei Einstein@Home dabei.

    Ist diese Versetzung die Erklärung für die Abweichung der Merkurbahn von der “klassischen” Berechnung oder ist da wieder was anderes der Grund?

  40. #40 Alderamin
    18. August 2011

    @Wurgl

    Gravitationswellen sind bisher nur Theorie

    Abgesehen davon, dass Relativität auch “nur Theorie” ist: Es gibt einen Doppelpulsar, dessen Umlauffrequenz sehr genau messbar ist und exakt so zunimmt, wie das bei der Abstrahlung von Gravitationswellen zu erwarten wäre. Nur hat man sie noch nicht direkt nachgewiesen.

    Ist diese Versetzung die Erklärung für die Abweichung der Merkurbahn von der “klassischen” Berechnung oder ist da wieder was anderes der Grund?

    Nein, die (relativistische) Periheldrehung des Merkur hat nichts mit der Bewegung der Sonne um das Baryzentrum des Sonnensystems zu tun. Es ist ein Effekt aus der Relativitätstheorie. Hier steht etwas mehr darüber, Details kenne ich auch nicht.

  41. #41 Wurgl
    18. August 2011

    Ja, okay. Man hat Gravitationswellen nicht direkt gemessen. Von dem Pulsar hab ich auch schon gehört.

    Beim Merkur meinte ich den Einfluss der Laufzeit der Gravitationswirkung auf die Planetenbahn. Eben den Unterschied zwischen instantaner Gravitationswirkung und durch die Laufzeit verzögerter.

  42. #42 SCHWAR_A
    18. August 2011

    @Alderamin:

    Wie man allerdings bei einem modellierten Austausch von Gravitonen gegen dieses Argument die Kurve kriegt, ist mir auch nicht so recht klar.

    Nimmt man denn an, daß Gravitonen keine Geschwindigkeit haben, also instantan wirken? Das ist doch gerade der Vorteil, wenn man sich virtuelle Teilchen schafft, um zeitbezogene Effekte besser erfassen zu können.

    @Wurgl:

    argh! Wie drückt man das aus?

    Hast Du gut ausgedrückt 😉

    @Alderamin:

    Nein, die (relativistische) Periheldrehung des Merkur hat nichts mit der Bewegung der Sonne um das Baryzentrum des Sonnensystems zu tun. Es ist ein Effekt aus der Relativitätstheorie.

    Ja, und zwar der ART, und somit genau der Effekt, der herangezogen wird, um den Orbit-Zerfall des Binär-Systems zu beschreiben, den wir aber gerade eben auch durch zeitliche Verschiebung beschrieben haben. Also sind m.E. beides zwei verschiedene Darstellungen desselben Mechanismus.
    Daher sehe ich durchaus, daß Wurgl Recht hat mit seiner Vermutung, die Perihel-Drehung könne auf diese Weise zustande kommen.

  43. #43 Alderamin
    18. August 2011

    @SCHWAR_A

    Nee, das hängt irgendwie mit der gekrümmten Geometrie des Raumes zusammen, auch wenn die Zentralmasse nicht wackelt. Da ändert sich ja z.B. der Umfang eines Kreises relativ zu seinem Durchmesser, also auch die Bahnform.

  44. #44 Alderamin
    18. August 2011

    @SCHWAR_A

    Nee, das hängt irgendwie mit der gekrümmten Geometrie des Raumes zusammen, auch wenn die Zentralmasse nicht wackelt. Da ändert sich ja z.B. der Umfang eines Kreises relativ zu seinem Durchmesser, also auch die Bahnform.

  45. #45 SCHWAR_A
    18. August 2011

    @Alderamin:
    Das ist ja kein Widerspruch: wie wir doch eben herausgefunden haben, sind das zwei Beschreibungen ein und desselben Mechanismus’.
    Außerdem “wackelt” die Zentralmasse immer, wenn sie von einer zweiten Masse umkreist wird. Da ihre Geschwindigkeit umso höher ist, je näher die zweite Masse die erste umkreist, wird auch der winkelmäßige Effekt größer sein.
    Der Umfang ihrer Bahn wird kleiner als es zur aktuellen Ellipse paßt, also rotiert diese, um das auszugleichen.
    Ich denke, auch die Merkurbahn “zerfällt” gaaaanz langsam. Gibt es dafür eigentlich bereits Messungen?

  46. #46 Alderamin
    18. August 2011

    @SCHWAR_A

    Es gibt alle möglichen Dinge, die zur Periheldrehung beitragen, dazu gibt es einen Wikipedia-Artikel. Sicherlich stört auch ein geringfügiges Wackeln der Sonne. Aber der relativistsche würde auch eintreten, wenn es nicht um Merkur, sondern einen kleinen Satelliten ginge und wenn kein anderer Planet die Sonne bewegen würde. Die Raumgeometrie wäre für den Satelliten identisch zum Merkur-Fall. Das ist ein anderer Effekt. Vielleicht kann Bjoern ja was dazu sagen.

  47. #47 SCHWAR_A
    18. August 2011

    @Alderamin:
    Ich habe mir die Perihel-Drehungsformel mal angesehen. Die hängt NUR von der Zentralmasse ab. Also hast Du mit der Skepsis Recht.
    Es fragt sich allerdings jetzt, wo genau die Abgrenzung zwischen unserem “Binärstern-Orbitzerfall durch zeitverschobene Gravitationsrichtung” und dem Binärstern-Orbitzerfall streng nach ART ist. Ich denke, ich muß mal ein bißchen dazu rumrechnen…

  48. #48 Harald Leinweber
    19. August 2011

    Guten Tag!

    Vielen Dank für die ausführlichen und sachkundigen Antworten!

    Harald Leinweber

  49. #49 SCHWAR_A
    21. August 2011

    @Alderamin:
    Wie steht’s? Noch Lust auf eine Berechnung? Ich habe mal mit einem Binärsystem rumprobiert und dabei ganz mit klassischer Physik die relativistische Rotverschiebung herausbekommen…

  50. #50 Alderamin
    21. August 2011

    Geht denn auch Deine Rotverschiebung für v=c gegen unendlich? Oder ist es doch eher die nichtrelativistische Rotverschiebung, die es ja auch gibt. Bzw. eine nichtrelativistische Näherung, in die die exakte relativistische für kleine v übergeht.

  51. #51 SCHWAR_A
    21. August 2011

    @Alderamin:
    Stell Dir ein Binärsystem aus zwei identischen Massen vor, die beide mit Abstand r und der Geschwindigkeit v ihr Baryzentrum umkreisen.
    Berücksichtigen wir die Laufzeit von Gravitation bzgl. der Massen, dann scheint aus Sicht einer der Massen das gemeinsame Baryzentrum um
      r·v/c
    parallel verschoben. Diese Verschiebung wirkt als Beschleunigung und der Abstand r wird sich verkürzen um Δr.

    Für sehr kleine Umkreisungs-Winkel φ gilt daher für den verkürzten Abstand
      r-Δr = r·cos φ = r·√(1-sin²φ) = r·√(1-v²/c²)
    und daher
      (r-Δr)/r = √(1-v²/c²)
    sowie
      Δr = r·(1-√(1-v²/c²)) = r·z*

    Dieses z* ist nun die energie- bzw. frequenz-bezogene Form der wellenlängen-bezogen Rotverschiebung z. Daher gilt
      z = z*/(1-z*)
    und dadurch ist
      z_G = 1/√(1-v²/c²) – 1

    Wegen der kinetischen Energie von m auf der Kreisbahn um M gilt
      ½mv² = G·M·m/r
    und somit auch
      v²/c² = 2G·M/(c²r) = r_S/r

    Es gilt also ganz “klassisch”
      z_G = 1/√(1-2G·M/(c²r)) – 1
    Das ist die gravitative Rotverschiebung der ART. Man kann auch sagen: das ist die LORENTZ-Kontraktion, die zum Abstand r gehört, und von der auch der Abstand selbst nicht verschont bleibt.

    Mir scheint, die ART ist die klassische Physik, erweitert um die Berücksichtigung von Laufzeit.

    Viele Grüße.

  52. #52 Alderamin
    21. August 2011

    @SCHWAR_A

    Ich komme da nicht ganz mit, wieso führt die transversale Verschiebung des Baryzentrums (die ja eigentlich nach Einstein gar nicht auftreten sollte) zu einer Verkürzung von r? Und die Lorentz-Kontraktion gilt nur longitudinal, nicht transversal. Im einfachsten Fall einer Kreisbahn sollte gar keine Kontraktion eintreten, denn die Bewegung des Sterns um das Baryzentrum erfolgt ja genau tangential mit konstantem r.

    Vielleicht fehlt mir aber auch nur ein Grafik, die Deine Überlegungen erläutert.

  53. #53 SCHWAR_A
    22. August 2011

    @Alderamin:

    …die transversale Verschiebung des Baryzentrums (die ja eigentlich nach Einstein gar nicht auftreten sollte…
    …Im einfachsten Fall einer Kreisbahn sollte gar keine Kontraktion eintreten, denn die Bewegung des Sterns um das Baryzentrum erfolgt ja genau tangential mit konstantem r.

    Vordergründig hast Du natürlich sofort Recht mit der Kritik – zuerst ging es mir genauso (weshalb das auch etwas länger dauerte). Ich war einigermaßen verblüfft, als trotzdem exakt die relativistische Rotverschiebung herauskam…

    Eigentlich umkreist ja jede der beiden (gleichen) Massen die jeweils andere im Abstand 2r. Da sich die andere aber ihrerseits immer wegbewegt, umkreisen beide, grob gesehen, im Mittel ein scheinbar festes Baryzentrum M im Abstand r. Grob gesehen, indem man unendliche Geschwindigkeit der Gravitation ansetzt, die beiden Massen sich also bzgl. M immer jeweils genau gegenüber liegen.

    Betrachten wir jetzt diese Grafik, und berücksichtigen die endliche Laufzeit der Gravitation, dann liegt die jeweilige Gegenmasse m_B nicht mehr genau gegenüber, sondern ein klein wenig weiter zurück auf ihrer Bahn, bei m_B’. Wieviel zurück, hängt von r bzw. v ab. Auf jeden Fall ist der tatsächliche Abstand beider Massen dadurch etwas kleiner als 2r, und somit ist der Abstand r’ zum tatsächlichen Baryzentrum M’
      r’ = r-Δr < r.

    Aus Sicht der einen (jetzt ruhenden) Masse vollführt die andere Masse einen (fastrunden) Orbit mit zunehmender Geschwindigkeit 2v und schrumpfendem Radius 2r.

    Anstelle der tatsächlichen Kontraktion von r aufgrund der Massen-Geschwindigkeit v, sollte man hier wohl besser die relativistische Massenzunahme setzen – der Faktor ist zwar derselbe, die (Be)Deutung ist aber verschieden. Was anderes fällt mir dazu leider nicht ein, zumal exakt der richtige Wert für z_G herauskommt…

  54. #54 SCHWAR_A
    23. August 2011

    @Alderamin, Harald Leinweber:

    Gravitation selbst hat keine Geschwindigkeit sondern ist eine Krümmung des Raums, die sofort und lokal wirkt. Die Sonne bewegt sich ja im Raum; wenn die Gravitation sich von der Sonne zur Erde bewegen müsste, dann würde die Erde um einen Ort kreisen, der 8 Minuten 20 gegen die aktuelle Position der Sonne versetzt wäre.

    Die Erde befindet sich immer auf genau der Position, die auch diejenigen Gravitationswellen erreichen, die vor etwa 8’20” in genau diese Richtung von der Sonne ausgegangen waren. Die Richtung weist also immer in die aktuelle Richtung der Sonne. Das wirkt dann wie instantan und lokal.

    Da hab’ ich doch teilweise falsch gelegen: Die Richtung ohne Bewegung der Erde wäre tatsächlich so, wie beschrieben. Da sich die Erde aber bewegt, gibt es eine “Aberration”, und die hat einen kleinen Vorhalte-Winkel. D.h., der Kraft-Vektor zeigt tatsächlich ein klein wenig in die Richtung, die die Sonne vor 8’20” hatte.
    Das bedeutet aber gleichzeitig, daß das Baryzentrum von Sonne und Erde dementsprechend verschoben ist, und sich sogar weiter-verschiebt: es kreist sozusagen um das eigentliche Baryzentrum des Sonnensystems.

  55. #55 SCHWAR_A
    29. August 2011

    Abo…

  56. #56 SCHWAR_A
    3. September 2011

    @Alderamin:
    Ich habe die ganze Sache nochmal überarbeitet und mit einer neuen Grafik versehen:

      Wir stellen uns ein Binärsystem vor aus zwei nicht notwendigerweise identischen Massen M und m, die beide mit Abstand r und der Geschwindigkeit vom Betrag v ihr gemeinsames Baryzentrum B umkreisen.
      Siehe diese Grafik

      Berücksichtigen wir die Laufzeit von Gravitation bzgl. der Massen, dann scheint aus Sicht einer der Massen, zB. m, das gemeinsame Baryzentrum nach B’ verschoben zu sein. Der Abstand r wird sich um Δr verkürzen und dadurch die Masse m beschleunigen.
      Dabei gilt für die Aberration, also den Vorhalte-Winkel Δφ, mit dem die verzögerte Gravitation der Masse M’ in m auf seiner Bahn einfällt,

        sin Δφ = v/c.

      Es gilt daher für den verkürzten Abstand r’

        r’ = r – Δr = r∙cos Δφ = r∙√(1 – sin² Δφ) = r∙√(1 – (v/c)²)

      Wir können also den Verkürzungs-Faktor schreiben als

        r’/r = (r – Δr)/r = √(1 – (v/c)²)

      sowie die absolute Radius-Differenz als

        Δr = r∙(1 – √(1 – v²/c²)) = r∙z*

      Dieses z* umfaßt den Bereich von 0…1 und wächst mit zunehmender kinetischer Energie von m, also letztlich mit zunehmender Zentralmasse M (siehe unten). z* ist die energie- bzw. frequenz-bezogene Form der üblicherweise wellenlängen-bezogenen Rotverschiebung z. Wir formen daher um und wegen

        E = h∙f∙ (1 – z*) = hc/(λ ∙ 1/(1 – z*)) = hc/(λ ∙ (1 + z*/(1 – z*))) = hc/(λ∙(1 + z))

      gilt

        z = z*/ (1 – z*) = 1 / (1 – z*) – 1 = 1 / √(1 – v²/c²) – 1.

      Wegen der kinetischen Energie von m auf der gravitativen Kreisbahn um eine Zentralmasse M gilt „klassisch“

        ½mv² = G∙M∙m/r

      und somit auch

        v²/c² = 2GM/(c²r).

      Eingesetzt in unsere z-Gleichung gilt also ganz “klassisch”

        z_G = 1 / √(1 – 2GM/(c²r)) – 1.

      Das ist die gravitative Rotverschiebung der ART.

      Man könnte jetzt vermuten, das sei die LORENTZ-Kontraktion, die zum Abstand r gehört, und von der auch der Abstand selbst nicht verschont bleibt, obwohl der doch senkrecht zur Bewegungsrichtung verläuft.

      Aber der tatsächliche Abstand r’ verläuft nicht exakt senkrecht, Δφ>0, und es ist der zu v parallele Anteil, der relativistisch wirkt.

      Es scheint, als sei auch die ART ebenso wie die SRT „die klassische Physik“, erweitert um die Berücksichtigung von Laufzeit.

  57. #57 SCHWAR_A
    28. Dezember 2011

    @Alderamin:
    Könnte derselbe Mechanismus auch die Fly-By-Anomalie erklären?
    Im Binärsystem herrscht dann “permanenter” gegenseitiger Fly-By und dadurch gegenseitige Beschleunigung.

    Herzliche Grüße.