Es ist der Tag der Deutschen Einheit und die Sonne scheint. Ein strahlend blauer Himmel spannt sich über dem Jenaer Uniturm, dem höchsten Hochhaus im Osten von Deutschland (dem Osten, nicht den “neuen Bundesländern” – Thüringen ist nicht viel neuer als Bayern oder Hamburg).

1

An so einem Tag sollte man nicht zuhause rumsitzen sondern nachsehen, was die Welt so zu bieten hat. Also bin ich zum Bahnhof geradelt und in den nächsten Zug gestiegen.

2

Der hat mich nach Mühlhausen gebracht:

3

Ich war bis jetzt noch nie dort und bin froh, dass ich das geändert habe. Mühlhausen hat eine äußerst schöne Altstadt; komplett mit großer Stadtmauer:

4

Jeder Menge alter Häuser:

5

Und die schöne Marienkirche:

6

7

Aber ich bin mit dem Fahrrad wieder aus Mühlhausen raus gefahren. Durch einen kleinen Park:

8

Vorbei an interessanten Gebäuden:

9

Über Feldwege:

10

Bis zu diesem Punkt:

11

Aber das ist nicht einfach nur irgendein Stein. Das ist der Mittelpunkt Deutschlands!

12

Welchen besseren Platz könnte es geben, um den Tag der Deutschen Einheit zu verbringen?

13

Natürlich ist die Sache mit dem Mittelpunkt von Deutschland nicht so einfach. Wäre das Staatsgebiet exakt kreisförmig oder quadratisch, wäre es simpel. Aber Deutschland hat eine ziemlich komplexe Form und ebenso komplex ist die Bestimmung des Mittelpunkts.

Die Koordinaten des Mittelpunkts in der kleinen Gemeinde Niederdorla der auf dem Bild oben zu sehen ist, sind die Mittelwerte der Koordinaten des nördlichsten und südlichsten, sowie des östlichsten und westlichsten Punktes des deutschen Staatsgebiets.

Man könnte natürlich auch eine Linie direkt vom nördlichstens Punkt zum südlichsten Punkt ziehen und eine vom westlichsten Punkt zum östlichsten Punkt und nachsehen, wo sich die Linien schneiden. Das tun sie in der Nähe von Kassel und auch das ist ein Mittelpunkt.

Oder man bestimmt den Schwerpunkt der Fläche. Dazu kann man die Form von Deutschland auf ein Stück Karton malen, auschneiden und dann probieren, diese Fläche auf einer Nadelspitze exakt auszubalancieren. Dieser Mittelpunkt liegt nicht weit vom Stein aus dem Foto oben entfernt; nur ein paar Kilometer weiter südlich inmitten von Feldern (und unmarkiert). Allerdings ist auch das nicht eindeutig; denn der Schwerpunkt variiert, je nachdem ob man nur die Landflächen inkludiert oder auch die 12-Seemeilen-Zone rund um die Küste; die Inseln und Enklaven und so weiter. Deswegen gibt es auch noch weitere Mittelpunkte in der Nähe von Eisenach, Dingelstädt-Silberhausen und Krebeck.

Und wahrscheinlich gibt es noch ein paar weitere Methoden, wie man den Mittelpunkt von irgendwas definieren kann… Aber das macht ja auch nichts. Je mehr Mittelpunkte, desto mehr interessante Ausflusgziele gibt es! Gut, der Stein an sich ist jetzt nicht so wahnsinnig interessant. Aber bei solchen Ausflügen findet man immer etwas, was man vorher noch nicht kannte. Zum Beispiel das Opfermoor:

14

Im Opfermoor Niederdorla kann man etwas über die Germanen lernen, die hier früher gelebt haben. Es gibt ein kleines Museum gleich hinter dem Mittelpunkt und ein großes Freigelände mit rekonstruierten Gebäuden und Anlagen aus der Germanenzeit. Ziemlich interessant – und ohne den Ausflug zum Mittelpunkt Deutschlands hätte ich das wahrscheinlich nicht entdeckt.

Und es gibt noch jede Menge weitere Mittelpunkte! Vielleicht könnte man auch den geografischen Mittelpunkt aller Mittelpunkte bestimmen… Schaut einfach mal nach und ihr werdet sicherlich etwas in eurer Nähe finden. Sagt Bescheid, was ihr dort entdeckt habt – ich freue mich immer über interessante Ausflugtipps.

Ich werde mir jetzt noch ein bisschen die Altstadt von Mühlhausen anschauen und wünsche euch allen noch einen schönen Feiertag (und den Leserinnen und Lesern außerhalb Deutschlands einen schönen Donnerstag)!

P.S. Und bevor jemand fragt: Ja, ich weiß, dass heute Abend ein Film über abstürzende Satelliten und schwarzen Löchern in Teilchenbeschleunigern im Fernsehen kommt. Und NEIN, nichts von dem was in diesem Schundfilm gezeigt wird, ist wahr. Es ist einfach nur gigantischer Fernsehschrott.

Kommentare (15)

  1. #1 Karsten
    Duisburg
    3. Oktober 2013

    So bekomme ich auch mal was von der Welt zu sehen.. 🙂 Ist das der Turm, in dem Johannes Kretzschmar (alias Beetlebum) arbeitet?? ^^

    Immerhin hab ich es heute mit meiner Tochter bis zum örtlichen Spielplatz geschafft. Zu Fuß! Das ist für mich auch schon eine Leistung.

    Wegen des Films: Ich wußte gar nicht, dass der heute kommt.. habe aber schon gelesen, wie schlimm er ist. 😉

  2. #2 Florian Freistetter
    3. Oktober 2013

    Im Uniturm arbeiten jede Menge Leute – und es kann gut sein, das Johannes da auch sein Büro hat; da sind auch viele Uni-Institute drin. Aber da fragst du ihn am besten selbst..

  3. #3 Kallewirsch
    3. Oktober 2013

    Pff. Mitten in Deutschland.

    In meinem, äh wie sagt man da, Aufwachsort gibt es den “Baum mitten in der Welt“!

    Der Name kommt daher, dass er einer der Fixpunkt in der Monarchie war, von dem ausgehend das Kaiserreich Österreich/Ungarn vermessen wurde 🙂

    Leider gibt es dort nichts, ausser einer Linde und einem alten Gasthof nebanan. Aber man hat von dort eine schöne Aussicht weit ins Land hinein und ist ruck zuck in Kremsmünster.

  4. #4 gizmo
    leipzsch
    4. Oktober 2013

    “dem Osten, nicht den “neuen Bundesländern” – Thüringen ist nicht viel neuer als Bayern oder Hamburg”

    also thüringen liegt östlicher von bayern? ich brauch wohl nachhilfe in geografie.
    zumal vom osten zu reden, wenn man im “mittelpunkt deutschlands” ist, ist doch recht abwegig.

  5. #5 Florian Freistetter
    4. Oktober 2013

    @gizmo: “also thüringen liegt östlicher von bayern? ich brauch wohl nachhilfe in geografie.
    zumal vom osten zu reden, wenn man im “mittelpunkt deutschlands” ist, ist doch recht abwegig.”

    Soll ich jetzt echt erklären worum es geht?

  6. #6 Daniel Elstner
    Berlin
    4. Oktober 2013
  7. #7 gizmo
    5. Oktober 2013

    @florian

    gerne, der von ihnen verlinkte artikel des journalisten steckt voller fehler (bsp: der germanische stamm der sachsen hat nix mit dem freistaat sachsen zu tun).
    nicht gerade “wissenschafltich” für mein empfinden…

    da braucht es schon mehr, damit man nicht mehr von neuen und gebrauchten ländern spricht.

  8. #8 Florian Freistetter
    5. Oktober 2013

    @gizmo: “nicht gerade “wissenschafltich” für mein empfinden…”

    Meine Güte. Nur weil ich mal als Wissenschaftler gearbeitet habe, muss nicht jede einzelne Äußerung und Aktivität von mir “wissenschaftlich” sein. Es ist aber eine Tatsache, dass die “neuen” Bundesländer nicht “neuer” oder “älter” sind als die anderen; egal wo die Sachsen jetzt her kommen. Deutschland ist ein Land und man sollte mit diesem ganzen Ossi/Wessi-Scheiß und den “alten” und “neuen” Bundesländern aufhören. Es gibt 16 Bundesländer und wenn man sie schon irgendwie gruppieren muss, dann meinetwegen geografisch…

  9. #9 gizmo
    7. Oktober 2013

    @florian

    die unterscheidung ist nicht mehr nötig, wenn die einheit vollzogen sein wird. bis dahin bleiben auch die unterscheidungen in der benennung

  10. #10 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @gizmo: ” bis dahin bleiben auch die unterscheidungen in der benennung”

    Die Einheit gibt es seit 1990. Und gerade der Quatsch von wegen “neuen” und “alten” Bundesländern verhindert, dass aus Deutschland wirklich ein einziges Land wird.

  11. #11 gizmo
    9. Oktober 2013

    @florian,

    du meinst wenn man nicht mehr von neuen oder alten ländern redet, sind die probleme nicht mehr vorhanden?
    keine unterschiede in gehalt und rente, die verwaltung im osten ist hauptsächlich dann von einheimischen besetzt? ich habe meine zweifel daran

  12. #13 bruno
    20. März 2015

    @Mittelpunkt: wie wärs mit dem Mittel(punkt) von möglichst viel denkbaren Mittelpunkten 😉 da müsste doch irgendwann eine Näherung kommen…

  13. […] besucht. Den nördlichsten Punkt im November 2012, den östlichsten Punkt im Juni 2013, den Mittelpunkt Deutschlands im Oktober 2013 und den westlichsten Punkt im April 2014. Nur der südlichste Punkt fehlt noch auf […]