Peter Higgs und Francois Englert sind heute mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet worden. Grund für die Ehrung war ihre Arbeit über den Higgs-Mechanismus. Worum es dabei geht, habe ich in einem anderen Artikel schon erklärt. Es ist aber durchaus auch interessant, einmal nachzusehen, was die Forscher selbst darüber geschrieben haben.

Peter Higgs hat die wissenschaftliche Arbeit der er den Nobelpreis verdankt im Juli 1964 geschrieben. Hier wird er zitiert mit:

“Ich erinnere mich noch, wie ich am Freitag, dem 17. Juli 1964 nach Hause ging. (…) Und am Montag hatte ich es.”

Das, was Higgs da “hatte”, war eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel “Broken Symmetries and the masses of gauge Bosons”. Das heißt übersetzt so viel wie “Gebrochene Symmetrien und die Masse von Eichbosonen” und der Artikel erschien am 19. Oktober 1964 in der Fachzeitschrift “Physical Review Letters”. Die Arbeit ist erstaunlich kurz. Sie umfasst nur knapp eineinhalb Seiten und besteht komplett mit Formeln und Fussnoten aus nur 5862 Zeichen.

Trotzdem ist es keine leichte Kost. Schon der erste Satz ist nur für Experten verständlich:

“In a recent note it was shown that the Goldstone theorem, that Lorentz-covariant field theories in which spontaneous breakdown of symmetry under an internal Lie group occurs contain zero-mass particles, fails if and only if the conserved currents associated with the internal group are coupled to gauge fields.”

Kurz knapp zum Nobelpreis: Die Arbeit von Peter Higgs

Kurz knapp zum Nobelpreis: Die Arbeit von Peter Higgs

Auch die anderen Arbeiten die unabhängig und fast gleichzeitig mit der von Higgs zum gleichen Thema erschienen sind, sind kurz. Die Arbeit “Broken Symmetry and the Mass of Gauge Vector Mesons” von Francois Englert (der ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde) und Robert Brout (der 2011 gestorben ist) hat nur wenig mehr als zwei Seiten. Und die Arbeit “Global Conservation Laws and Massless Particles” von Tom Kibble, Carl Hagen und Gerald Guralnik (die bei der Preisverleihung leer ausgegangen sind) ist ebenfalls nur zwei Seiten lang.

Angesichts dieser Kürze ist es umso faszinierender, dass für die Bestätigung der Vorhersagen so viel Mühe und Zeit nötig war. Higgs hatte nur 5862 Zeichen gebraucht, um seine Theorie aufzustellen und die Existenz des nach heute nach ihm benannten Teilchens vorherzusagen. Die Experimentatoren mussten aber jahrzehntelang forschen; mussten einen gigantischen, 27 Kilometer langen Tunnel graben der von der Schweiz bis Frankreich und wieder zurück führt und mussten die größte Maschine der Welt bauen um endlich, nach 48 Jahren (!) die Hypothese von Peter Higgs und seinen Kollegen bestätigen zu können.

Peter Higgs und Francois Englert haben den Nobelpreis auf jeden Fall verdient. Es kommt nicht auf die Länge der Arbeit an, sondern auf den Inhalt. Und der war eben außergewöhnlich genial. Es ist nur ein wenig schade, dass die mindestens ebenso geniale Leistung der Teilchenphysiker am CERN, die das von Higgs vorhergesagte Teilchen entdeckt haben, nicht ebenfalls gewürdigt worden ist…

Kommentare (4)

  1. […] war angeblich schon vorher geschrieben. Mehr Späteres auch hier, hier, hier, hier, hier und […]

  2. #2 Andreas
    9. Oktober 2013

    Da kann man ja wirklich von einem Geistesblitz sprechen. Der Geistesdonner hallt dafür immernoch nach…

  3. […] “Higgs”-Teilchen und ein Wechselwirkungsteilchen. (Ich habe mir eben noch einmal das – ja recht kurze – paper angeschaut um zu sehen, was genau drin steht (das paper von Englert scheint ähnlich […]

  4. #4 Bjoern Feuerbacher
    10. Oktober 2013

    Es ist nur ein wenig schade, dass die mindestens ebenso geniale Leistung der Teilchenphysiker am CERN, die das von Higgs vorhergesagte Teilchen entdeckt haben, nicht ebenfalls gewürdigt worden ist…

    Kann ja noch kommen. Wäre nicht das erste Mal, dass eine theoretische Vorhersage/Beschreibung und ein Experiment, welches diese bestätigte, in verschiedenen Jahren mit dem Nobelpreis geehrt wurden…

    1) 1969 Gell-Mann für das Quark-Modell, 1990 Friedmann, Kendall und Taylor für entscheidene experimentelle Beiträge dazu

    2) 1979 GSW für die Theorie der elektroschwachen Wechselwirkung; 1984 Rubbia und van der Meer für entscheidende Beiträge zu den Experimenten, die zur Entdeckung des W- und Z-Bosons geführt haben

    Außerdem ist ja immer noch zu hoffen, dass am LHC eventuell auch die SUSY bestätigt wird; dass wäre dann auch einen Nobelpreis wert…