Gestern flog die Raumsonde Juno an der Erde vorbei. Sie ist schon im August 2011 gestartet und hat eine kleine Runde bis hinter die Marsbahn gedreht. Jetzt ist sie aber wieder zurück zur Erde gekommen – aber nicht, um dort zu landen, sondern um Schwung zu holen. Denn das eigentliche Ziel der Mission ist der Planet Jupiter. Dort soll die Raumsonde 2016 ankommen und damit sie das rechtzeitig schafft, hat sie gestern die Gravitationskraft der Erde ausgenutzt um ihre Geschwindigkeit bei einem “Fly-By”-Manöver noch einmal zu erhöhen. Dabei kam die Raumsonde der Erde auf knapp 560 Kilometer nahe und bekam so einen kleinen “Schubs” der sie auf den Weg zum Jupiter brachte. Aber nicht nur die Bahn der Raumsonde hat sich bei diesem Manöver geändert – auch die Erde wurde beeinflusst.

Künstlerische Darstellung von Juno (Bild: NASA/JPL-Caltech)

Künstlerische Darstellung von Juno (Bild: NASA/JPL-Caltech)

Das dritte der berühmten drei Gesetze von Isaac Newton besagt:

“Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich große, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A (reactio).”

Wenn also die Erde eine Kraft auf die Raumsonde ausübt, dann übt die Raumsonde eine gleich große, entgegen gerichtete Kraft auf die Erde aus. Weil die Erde aber viel mehr Masse hat als die Raumsonde ist der Effekt auf sie wesentlich geringer. Im konkreten Fall des aktuellen Fly-Bys ist der Effekt nur theoretisch vorhanden und praktisch hat sich die Bahn der Erde dadurch nicht verändert. Aber wäre das vorbeifliegende Objekt ein wenig schwerer – zum Beispiel ein kleiner Asteroid – dann wäre die Veränderung zwar immer noch klein, aber nicht mehr verschwindend gering. Und würden solche Vorbeiflüge immer und immer wieder stattfinden, würde die Bahn der Erde sich irgendwann merklich verändern.

JUNO ist die erste Raumsonde mit einer Mannschaft aus Lego-Figuren: der römische Gott Jupiter, seine Frau Juno und Galileo Galilei (Bild: NASA)

JUNO ist die erste Raumsonde mit einer Mannschaft aus Lego-Figuren: der römische Gott Jupiter, seine Frau Juno und Galileo Galilei (Bild: NASA)

In der Realität gibt es diese Vorbeiflüge großer Objekte nicht. Aber wir könnten sie künstlich herbeiführen – und vielleicht müssen wir das irgendwann in fernster Zukunft sogar tun. Denn die Sonne wird immer wärmer und in ungefähr einer Milliarde Jahre ist es auf der Erde zu heiß für Leben. Wenn es dann immer noch intelligentes Leben auf der Erde gibt, dann muss es entweder auswandern oder eben die Bahn der Erde ausreichend verändern und sie in kühlere Regionen des Sonnensystems schaffen.

In diesem Video wird das Thema nochmal grafisch aufbereitet:


Kommentare (32)

  1. #1 Ricci
    10. Oktober 2013

    @JUNO ist die erste Raumsonde mit einer Mannschaft aus Lego-Figuren: der römische Gott Jupiter, seine Frau Juno und Galileo Galilei???
    Echt jetzt? Kein Witz? Das da Lego Figuren mit an Bord sind?
    Und welchen tieferen Sinn hat das?
    Liebe Grüße aus Wien.

  2. #2 johnny
    10. Oktober 2013

    @Ricci
    Falls die Sonde von Außerirdischen gefunden wird, wollte man ihnen die größte Errungenschaft der Menscheit präsentieren.

  3. #3 Alderamin
    10. Oktober 2013

    @Ricci

    Und welchen tieferen Sinn hat das?

    Meine Vermutung: Werbung für Lego, die Geld dafür hingelegt haben?

  4. #4 V'ker
    Marburg
    10. Oktober 2013

    Hoffentlich liest hier niemand von der Blöd-Presse mit, kapiert es nicht und bekommt es in den falschen Hals.
    Sonst haben wir morgen eine Schlagzeile wie “Skrupellose Wissenschaftler verändern Erdbahn” und dann geht es los wie damals mit den schwarzen Löchern am CERN.
    Und in ein paar Jahren dann der erste Katastrophenfilm, in dem die Erde ins All geschossen wird, weil ein Swing-By-Manöver eines 500kg-Satelliten in die Hose gegangen ist…

  5. #5 Swage
    10. Oktober 2013

    Ein großes Coca Cola Logo stört auch auf interstellaren Sonden nicht, solange sie dadurch finanziert werden. Man könnte auch prima das Atacama Array werbewirksam nutzen. Warum nicht. Jetzt würde eine Außerirdische Zivilisation das zwar vermutlich als Wappen der planetaren Gemeinschaft des Ursprungsplaneten deuten, aber besser als gar keine Sonde, richtig?

  6. #6 Alderamin
    10. Oktober 2013

    @Florian

    Der Vorbeiflug von Juno verhindert den Tod der Erde (ein bisschen…)

    Hmm, ich würde eher sagen, Juno beschleunigt den Tod der Erde (ein bisschen…). Die Sonde holte sich Geschwindigkeit für einen Flug nach außen, weg von der Sonne. Damit wurde die Erde langsamer und ihr Orbit um die Sonne ein ganz klein wenig enger. 😉

  7. #7 2flower
    10. Oktober 2013

    @Ricci

    Und welchen tieferen Sinn hat das?

    Echt jetzt? Kein Witz, dass man diese Frage stellen muss?
    Ich vermute, sie dienen sowohl als Taufpaten für die Sonde, als auch als Glücksbringer für die Mission.
    Muss man echt die Symbolträchtigkeit dieser Figuren betonen? Die Sonde ist benannt nach der mythologischen Tochter des Gottes Jupiter und befindet sich auf dem Weg zum dem nach ihm benannten Planeten in unserem Sonnensystem.
    Galileo Galilei, der damals mit seinen selbstgebauten Teleskopen als erster die Bewegung der Jupitermonde um ihren Mutterplaneten beobachtete und damit das heliozentrische Weltbild bestätigte, bildet – neben anderen großen Geistern jener Zeit – den Anfang unser modernen Naturwissenschaften und ist somit u.a. Wegbereiter für Entwicklungen, die letztendlich erst zu dem Bau jener Raumsonde und dem Start besagter Mission führten.
    Warum LEGO? War vermutlich eine günstige und leichtere Alternative zu anderen Statuetten. Nebenbei vermutlich noch eine nette Erinnerung und Huldigung der Entwickler an eines der beliebtesten Spielzeuge ihrer Kindheit.
    Also alles in allem eine lustige kleine Aktion, die mir nebenbei sowohl die Entwickler der Sonde, als auch das Unternehmen LEGO sehr sympathisch macht.
    So what’s problem?

  8. #8 2flower
    10. Oktober 2013

    Gebt mir ein “the” 😉

  9. #9 Florian Freistetter
    10. Oktober 2013

    @Alderamin: “Meine Vermutung: Werbung für Lego, die Geld dafür hingelegt haben?”

    Oder einfach nur Wissenschaftler, die ein wenig Spaß haben wollten…

  10. #10 Findelkind
    10. Oktober 2013

    Nach Ballonfahrten in die Stratosphäre war die Eroberung des Weltraums durch Lego-Figuren der nächste logische Schritt und nur eine Frage der Zeit.

  11. #11 Alderamin
    10. Oktober 2013

    @Florian

    Ich hab’ mal gegoogelt. Die Figuren wurden extra von Lego für die Mission hergestellt. Im Artikel steht auch, dass es schon eine längere Partnerschaft zwischen der NASA und Lego gebe und dass man Kinder für das Raumfahrtprogramm begeistern möchte.

    Es stimmt sicherlich von allem ein bisschen: die Forscher hatten sicherlich ihren Spaß und haben das ganze vielleicht von sich aus Lego angeboten, Lego freut sich umgekehrt über die Publicity und die NASA über das erhoffte Interesse der Kinder an der Raumfahrt.

    Natürlich spielen bei solchen Kooperationen finanzielle Interessen immer eine Rolle, sei es zur Erzielung eines Werbeeffekts, die Berechtigung den Begriff “NASA” im Zusammenhang mit dem Produkt verwenden zu dürfen oder irgendwelche Geräte der NASA als Bausatz zu vermarkten.

    Ich hab’ da übrigens gar nix gegen einzuwenden, wenn’s im Rahmen bleibt und niemandem schadet.

  12. #12 cimddwc
    10. Oktober 2013

    Ein Lego-Modell der ISS wurde ja auch schon mal auf der ISS zusammengebaut

  13. #13 Unwissend
    10. Oktober 2013

    Mit dem Lego Space Shuttlie hab ich sogar als Kind schon gespielt

  14. #14 Ricci
    10. Oktober 2013

    Vielen Dank an alle Kommentatoren!

    Natürlich waren mir einige eurer Begründungen schon vor meiner provokanten Fragestellung klar bewußt. Und ich finde es auch amüsant, daß es gerade Legofiguren sind, unbemahlt natürlich damit keine Farbpartikel im Vakuum abplatzen, denke ich.
    Vielen Dank an alle und clear skies beim Kometen beobachten.

  15. #15 Florian Freistetter
    10. Oktober 2013

    @Alderamin: “Ich hab’ da übrigens gar nix gegen einzuwenden, wenn’s im Rahmen bleibt und niemandem schadet.”

    Ich ja auch nicht – ich wusste nur vorher wirklich nicht, warum die Dinger da drauf sind und das “Spaß haben” erschien mir als mögliche, zu berücksichtigende Option…

  16. #16 Crasac
    Wien
    10. Oktober 2013

    @cimddwc
    Wow. Den Zusammenbau stelle ich mir extrem mühsam vor. Man kann ja schon mit Gravitation Stunden auf der Suche nach einem kleinen Baustein verbringen 😉

  17. #17 Kallewirsch
    10. Oktober 2013

    Bei früheren Missionen hat man eine CD mit weltweit gesammelten Unterschriften mitgenommen. Die Namen meiner Kinder sind mit New Horizons unterwegs zum Pluto 🙂

  18. #18 Geislwind
    10. Oktober 2013

    Kann so ein Swingbye-Manöver eigentlich beliebig oft ausgeführt werden?
    Könnte die Sonde ein paar mal zwischen Mars und Erde herumgeschleudert werden um somit Geschwindigkeiten auf zu bauen, bevor man sie ins äußere Sonnensystem schickt?

  19. #19 Florian Freistetter
    10. Oktober 2013

    @Geislwind: Im Prinzip ja. Es gibt auch Sonden, die mehrere Fly-Bys gemacht haben, bis sie am Ziel waren.

  20. #20 Silava
    10. Oktober 2013

    Was ist mit Alderamin’s Kommentar #6? Beim Lesen des Artikels dacht ich auch die Erde verringert den Durchmesser ihres Orbits ein bisschen. Damit steht es jetzt 2 zu 1 gegen Florian.
    Bald kommen bestimmt dann auch die ersten Panikkommentare: “OMG – wir werden alle sterben!”

  21. #21 Kallewirsch
    10. Oktober 2013

    Könnte die Sonde ein paar mal zwischen Mars und Erde herumgeschleudert werden um somit Geschwindigkeiten auf zu bauen

    Das Problem besteht darin, dass du durch die Geschwindigkeitszunahme automatisch auch die Bahnellipse der Sonde veränderst. Was sich dann auch wieder auf die Umlaufzeit der Sonde um die Sonne auswirkt.
    Die Schwierigkeit besteht daher darin, das Timing so hinzukriegen, dass sowohl Sonde als auch Planet sich danach wieder treffen.
    Einige Sonden haben zb in den Phasen dazwischen eine Korrektur im freien Raum gemacht. Die Korrektur hat dabei weniger Treibstoff verbraucht als man durch den Swing-By wieder gewinnt.

    Vergleichbar ist das ein bischen mit Billiardspielen über Banden, bei der der Spielball erst mal eine andere Kugel ins Rollen bringt, dann über eine Bande nochmal auf die Kugel trifft, sie dadurch umlenkt, woraufhin der Spielball ein weiteres mal über eine oder mehrere Banden quer über den Tisch jagt um dann die Kugel nochmal im Rollen zu erwischen. Aber nicht irgendwie, sondern so, dass sie versenkt wird. 🙂

  22. #22 Flo (aber ein ganz anderer)
    .at
    10. Oktober 2013

    @ Alderamin, #6

    Geht’s nicht vielmehr darum, ob die Sonde den Planeten “von vorne” oder “von hinten” anfliegt? Aus Planetensicht gesehen, meine ich.

  23. #23 Alderamin
    10. Oktober 2013

    @Flo

    Ist richtig, siehe die Animationen hier:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Swing-by#Swing-bys_in_Animation
    Es kommt darauf an, ob die Sonde vor oder hinter dem Planeten vorbeifliegt, gemessen an seiner Bewegung relativ zur Sonne. Hinter dem Planeten zieht es ihn dem Planeten hinterher und sie wird schneller, vor dem Planeten zieht es sie zurück und sie wird langsamer, vereinfacht ausgedrückt.

    Juno wollte jedenfalls von der Sonne weiter weg, deswegen musste sie beschleunigen. Demgemäß wurde die Erde gebremst, die Gesamtenergie von Sonde und Erde musste ja erhalten bleiben.

  24. #24 Alderamin
    10. Oktober 2013

    Hinter dem Planeten zieht es sie dem Planeten hinterher

  25. #25 Geislwind
    10. Oktober 2013

    @FF, Kallewirsch
    Danke für die Antwort
    Dass es bei solchen Aktionen nicht ohne nachträgliche Bahnkorrekturen gehen wird ist leicht nachvollziehbar.
    Insgesamt ist so ein Manöver jedenfalls eine sehr elegante Art, Sonden auf Geschwindigkeit zu bringen .

  26. #26 Blaubaer
    11. Oktober 2013

    Hätte man nicht statt Mars die (viel schwerere und viel schnellere) Venus nutzen können? Oder ist die zu nah an der Sonne – für die Sonde?

  27. #27 Alderamin
    11. Oktober 2013

    @Blaubaer

    Man nahm weder Mars noch Venus, sondern die Erde. Orbit siehe dort:

    https://www.cbsnews.com/network/news/space/home/spacenews/files/0732acbf5249ec7704642af7c209e4f7-311.html

  28. […] Heute im Podcast folgende Themen: Die Jupitersonde Juno ist noch mal kurz zur Erde zurückgekommen, aber nur im Schwung zu holen, berichtet Astrodicticum Simplex. […]

  29. #29 Blaubaer
    11. Oktober 2013

    @Alderamin
    ok, dann hab ich das oben im Artikel falsch verstanden. Florian hat oben geschrieben “…eine kleine Runde bis hinter die Marsbahn gedreht”, das hatte ich wohl als FlyBy am Mars missverstanden.

  30. #30 Alderamin
    11. Oktober 2013

    @Blaubaer

    Das witzige an dem Orbit ist, wenn man ihn sich genau ansieht: Die Sonde hätte ja eigentlich eine Ellipse ziehen müssen, die sie wieder genau an den Punkt der Bahn gebracht hätte, von dem aus sie auf der Erde gestartet wurde. Aber die Erde wäre dann nicht dort gewesen. Also hat man dort, wo “Deep Space Maneuvers” steht, die Sonde abgebremst, so dass sie am sonnennächsten Punkt näher an die Sonne herankam als ihr vorheriges Perihel auf der Erdbahn. Dadurch traf sie die Erde genau auf ihrem Weg nach außen von der Sonne weg und etwas weiter auf deren Bahn. Man musste also bremsen, um später mit Hilfe der Erde schneller zu werden.

    Ich find’s faszinierend, wie die das austüfteln. Bei, ich glaube der Galileo-Sonde, war man zweimal an der Erde und einmal an der Venus vorbei geflogen, was noch ungleich komplexer ist.

    @Geislwind
    Man spart eine Menge Sprit auf diese Weise, aber leider dauern die Flüge ins äußere Sonnensystem dann auch viele Jahre länger. Mit mehr Sprit an Bord geht es auf direktem Weg viel schneller, aber man kann dann halt für’s gleiche Geld viel weniger Instrumente mitnehmen.

  31. […] Beispiel. Ich habe gestern einen Artikel über den Vorbeiflug der Raumsonde Juno geschrieben. Dazu habe ich vorher diverse andere Texte zum Thema gelesen und habe auch nach […]

  32. […] ändern, wenn die Raumsonde Juno im Jahr 2016 den Jupiter erreicht (Juno hat sich ja erst kürzlich bei der Erde Schwung für die letzte Etappe der Reise geholt). Wie genau Juno dann das Innere des Jupiters erforschen wird, erklärt der wunderbare Bill Nye in […]