Gestern habe ich zwei Science-Fiction-Bücher vorgestellt die sich mit alternativen Universen beschäftigen. Heute möchte ich euch ein weiteres Buch nahelegen, dass ein ganz klassisches Sci-Fi-Thema auf sehr originelle Weise behandelt: Die Reise zu einem anderen Stern und den ersten Kontakt mit außerirdischen Lebewesen.

Klassischerweise findet der erste Kontakt von Menschen mit Außerirdischen auf eine von zwei Arten statt. Entweder wir reisen á la Star-Trek durchs All und treffen dort auf Kulturen die auf einem ähnlich hohen Niveau stehen wie wir. Oder aber wir werden von höher entwickelten Aliens angegriffen. Das Buch “The Sparrow” (auf deutsch: “Sperling”) von Mary Doria Russell bietet einen völlig anderen Blickwinkel. Es spielt in der nahen Zukunft der Erde; im Jahr 2019. Alles ist noch mehr oder wenig so wie es jetzt auch schon ist; nur eben ein klein wenig anders. Die USA haben ihre Position als führende Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht an Japan und China verloren. Leibeigenschaft ist wieder üblich. Im Asteroidengürtel wird Bergbau betrieben (was gar keine so unwahrscheinliche Entwicklung ist). Und am Arecibo-Observatorium in Puerto Rico wird immer noch nach Signalen von außerirdischen Lebewesen gesucht.

Dort arbeitet der Astronom Jimmy und als er dann auf einmal tatsächlich ein Signal empfängt informiert er als erstes seine Freunde: Das Ehepaar Anne und George, eine Ärztin und ein Ingenieur; Sofia, eine Expertin für künstliche Intelligenz und den Jesuitenpater und Linguisten Emilio. Und die Jesuiten sind es auch, die am schnellsten reagieren. Still und leise verscherbeln sie einen großen Teil der Wertsachen ihres Ordens, kaufen sich einen ausgehöhlten Asteroiden und bauen ihn zu einem Raumschiff um. Eine Mannschaft aus Jesuiten und den oben genannten Leuten macht sich ohne großes öffentliches Aufsehen auf den Weg zu Alpha Centauri, dem Ursprungsort der Signale. Die Reise dauert knapp 20 Jahre; für die Leute an Bord sind es dank der relativistischen Zeitdilatation nur wenige Jahre.

Am Ende der langen Reise treffen sie tatsächlich auf einen bewohnten Planeten und dessen Bewohner. Und wenn auch anfangs alles noch sehr paradiesisch aussieht, kippt die Lage irgendwann und die Mission endet in einer Katastrophe. Nur der Jesuit Emilio schafft den Weg zurück zur Erde (das war jetzt übrigens kein Spoiler; genau damit beginnt das erste Kapitel des Buchs) und er will nicht darüber sprechen, was auf Alpha Centauri passiert ist…

TheSparrow(1stEd)

“The Sparrow” ist ein echter Science-Fiction-Klassiker (obwohl das Buch im Jahr 1996 erschienen ist und noch nicht sooo extrem alt ist) und wenn ihr es noch nicht kennt solltet ihr es auf jeden Fall lesen. Es behandelt das Thema “Erster Kontakt mit Aliens” auf sehr originelle Weise. Es ist keine militärische Mission die sich auf den Weg zu fremden Welten macht. Es sind ein Haufen Jesuiten/Wissenschaftler die sich auf einer privaten Mission unter Ausschluss der Öffentlichkeit befinden. Und diesmal sind es die Menschen, die den Aliens überlegen sind. Es ist äußerst interessant die sehr detailliert beschriebene Mission zu verfolgen und die Entscheidungen zu beobachten, die die Crew treffen muss. Sollen sie dort landen, wo die Signale her gekommen sind? Oder lieber erst mal irgendwo abseits, wo sie niemand beobachten können? Sollen sie den Aliens erzählen dass sie aus dem All kommen oder sich einfach nur als “Fremde” ausgeben? Wie gehen die Menschen mit einer Situation um in der zur Abwechslung mal sie die technologisch höherstehende Zivilisation sind? Wie soll man überhaupt mit den Aliens kommunizieren? Kann man die fremde Nahrung essen? Und da ist da immer noch überall der religiöse Aspekt: Was hat es zu bedeuten, dass die Menschheit nicht die einzige Schöpfung Gottes ist? Ist die Existenz der Aliens ein Beleg für die Existenz Gottes oder eher ein Beleg dafür, dass es keinen Gott gibt?

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Kommentare (16)

  1. #1 Alderamin
    25. Oktober 2013

    Hatten wir das nicht schon mal? Hört sich ein wenig an, wie die Besiedelung der vereinigten Staaten… 😉

  2. #2 advanced space propeller
    25. Oktober 2013

    sehr coole story, muss ich lesen, danke für den tipp!!!!

  3. #3 Hans
    25. Oktober 2013

    Ne, das hat mit Besiedlung aber nichts zu tun. Ich hab das Buch zwar selbst nicht gelesen, erinnere mich aber noch an die eine oder andere Inhaltsangabe in Bücherforen, die leider nicht mehr existieren. (Die waren alle bei Parsimony eingerichtet, falls das jemandem was sagt… 😉 )
    Und da stand auch, warum Emilio der Einzige ist, der es zurück zur Erde schaft, und was für eine Katastrophe sich da zugetragen hat.

  4. #4 eumenes
    25. Oktober 2013

    Religion und SF. Der Klassiker bei short stories ist “The Star” von A. C. Clarke. Der Protagonist, ein Jesuit.

  5. #5 Flo (aber ein ganz anderer)
    25. Oktober 2013

    @FF
    Vielen Dank, das hört sich lesenswert an!

  6. #6 Fraktal
    25. Oktober 2013

    Empfehlung: “Eifelheim” Außerirdische landen ca. 1350 im Schwarzwald, müssen mit der Dorfbevölkerung auskommen. Bin mir nicht sicher, ob es eine deutsche Ausgabe gibt.

  7. #7 Eisenbrei
    25. Oktober 2013

    Danke für die tollen Buchtipps.
    Im Moment lese ich noch Peter F. Hamilton. Der hat ja zwei Buchreihen und mehrere Einzelbücher geschrieben(und schreibt noch weiter). Er benutzt zwar Wurmlöcher um zu anderen Sternen zu reisen, aber bei seinen Geschichten geht es mir auch mehr um die ganzen spannenden Technologien, die sich der Autor ausdenkt. Und welche Entwicklungen unsere Gesellschaft dadurch, über die Jahrhunderte machen würde.
    Im Armageddon-Zyklus kombiniert er das auch noch, mit einem Leben nach dem Tod, aber damit habe ich schon fast zu viel gespoilert.

  8. #8 Chemiker
    25. Oktober 2013

    Das Szenario erinnert ein bißchen an Fiasko von Stanisław Lem. Da trifft eine sehr fort­schritt­liche Menschheit (mit Quanten­gravitations-Techno­logie) auf eine fremde Zivilisa­tion u­nd will eigent­lich nur nett plaudern; trotz­dem wird es ein … (naja, der Titel verrät es bereits).

    Zusammen mit Solaris und Der Un­besieg­bare bildet das Buch so eine Art Trilogie zum Thema „Kom­munika­tion mit den Anderen“, und jeder dieser drei Romane zeigt auf andere Weise, daß es nicht geht. Denn die Anderen sind, naja, eben anders.

    Und wenn ich schon bei Lem bin, dann muß ich noch einen Roman erwähnen, den ich allen meinen natur­wissen­schaftlich inter­essierten Freunden empfohlen haben: Der Schnupfen. Ein Meister­werk zum Thema „Wie wir ein Phäno­men unter­suchen“, verpackt als verwirrender Krimi. Ein dringender Tip für die, die es lesen wollen: Nach der erhellenden Eröffnung eines französischen Geheim­dienstlers sollte man nicht das Ende lesen, sondern noch­mals von vorne anfangen.

  9. #9 Thomas Teucher
    25. Oktober 2013

    @FF:

    Wenn Dir Sperling gefallen hat (wir auch mir seinerzeit), kann ich Dir Gottes Kinder “nur” empfehlen.

  10. #10 Slammer
    25. Oktober 2013

    @Fraktal:
    Als Kurzgeschichte ist sie in der Anthologie “Fernes Licht” enthalten. Den Roman gibt es meines Wissens aber bisher nur in englisch.

  11. #11 bikerdet
    25. Oktober 2013

    Danke für die tollen Tipps !
    ‘Sperling’ , Gottes Kinder’ und ‘Der Schnupfen’ habe ich gerade als eBooks bekommen, ‘Fernes Licht’ als Buch bei Amazon für 1,17 Euro (eines gibt es noch !) bestellt.

    Gut, das ich ab morgen Urlaub habe …

  12. #12 derbenutzer
    26. Oktober 2013

    “Sperling’ gehört zu den lesenswertesten SF-Romanen der letzen 20 Jahre. Auch der zweite Roman ist sehr empfehlenswert.

    Sicherheitshalber: Man möge sich bitte keine Hard-SF erwarten. Wie da etwa die Raumschiffe funktionieren, ist nicht zentraler Inhalt. Dafür ist die intelligente Beschreibung des Kontakts ein Meisterstück.

    Ich freue mich immer sehr, wenn Florian hier Bücher vorstellt: Mehr davon bitte!

    Beste Grüße!

  13. #13 Sascha
    27. Oktober 2013

    Ein ähnlich gelagertes Thema haben die Brüder Strugazki 1964 auch bearbeitet:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Es_ist_nicht_leicht,_ein_Gott_zu_sein

  14. #14 bikerdet
    20. November 2013

    Noch ein Nachtrag zu der Anthologie ‘Fernes Licht’ aus Beitrag #10 :

    Darin enthalten ist auch eine Geschichte aus dem Jahre 1957 ! von Poul Anderson ‘ Nenn mich Joe’ . Diese Geschichte erinnert frapierend an den Film ‘Avatar’. Ein genetisch veränderter Mensch wird auf Jupiter ‘angesiedelt’ und per Gedankenübertragung gesteuert. Natürlich befreut sich Joe aus dieser Steuerung und beginnt mit 9 weiteren Klonen (die fortpflanzungsfähig und zweigeschlechtlich waren) die Besiedelung des Jupiters.

    Davon hätte ich gerne mehr gelesen …

  15. #15 bikerdet
    20. November 2013

    Oje, der Fehlerteufel …

    Natürlich ‘befreit’ sich Joe und die Klone waren endweder männlich oder weiblich, nicht beides gleichzeitig …

  16. […] des großartigen Science-Fiction-Romans “Der Sperlin” den ich hier schon ausführlich besprochen […]