Gastbeitrag! Ich habe kürzlich wieder einmal einen Workshop zum Wissenschaftsbloggen gehalten und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie üblich angeboten, die während des Workshops geschriebenen Artikel auch hier im Blog als Gastbeitrag zu veröffentlichen. Denn nichts hilft besser beim Lernen als echtes Feedback echter Leserinnen und Leser! Deswegen würde ich euch auch bitten, genau dieses Feedback zu liefern. Aber natürlich in einer vernünftigen, hilfreichen und seriösen Form!

Der nun folgende Beitrag stammt von Sabrina, die auch schon auf tetrapackerl.com Blogartikel veröffentlicht
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Ich überlege schon länger beim Vienna City Marathon mitzumachen, aber meine innere Couchkartoffel flüstert mir, wie so oft, verführerisch ins Ohr „morgen ist auch ein Tag!“. „Mach es dir gemütlich und entspann dich!“, sagt sie. Dem Klang dieser Stimme kann ich nicht wiederstehen und ich finde mich netflixend am Sofa wieder. „Morgen ist auch noch ein Tag!“, wiederhole ich leise um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Am nächsten Tag hat mich mein Sportsgeist nicht im Stich gelassen, denn der Wunsch für den Marathon fit zu sein überwiegt. Ein Trainingsplan muss aufgestellt werden. Eine Muckibude kommt für mich nicht in Frage, so durchforste ich das Internet nach Fitnessvideos und lande vielversprechend auf Youtube. Vorgestellt habe ich mir ein Workout, das vor allem meine Beine stärkt und in Form bringt. Neben Übungen auf der Matte plane ich auch Aktivitäten ausserhalb meiner eigenen vier Wände ein. Mit dem Fahrrad möchte ich regelmäßig in die Arbeit fahren, Joggen steht natürlich auch auf meinem Trainingsplan. Geeignete Schuhe und Sportkleidung habe ich bereits.

Bild: © Bwag/Commons, CC-BY-SA 4.0)

Bild: © Bwag/Commons, CC-BY-SA 4.0)

Sportlich war ich in der Vergangenheit eher zaghaft unterwegs, doch interessiert habe ich mich dafür eigentlich schon immer. Um nach dem Abflachen der anfänglichen Euphorie auch weiterhin am Ball zu bleiben halte ich mir immer wieder mein Ziel vor Augen. Nächstes Jahr werde ich beim Vienna City Marathon dabei sein!

Wenn’s im Kniegelenk zwickt

Der Trainingsplan ist erstellt. Langsam beginne ich sogar die Wiederholungen zu steigern, laufe mehrere Kilometer, ohne dass mir die Puste ausgeht und schalte beim Radfahren einen Gang höher. Das leichte Zwicken im Knie registriere ich zwar, doch während der Regenerationszeiten klingt es wieder ab. Alles in Ordnung. Nach einer gewissen Zeit merke ich vor allem bei Kniebeugen, beim Treppen hinaufsteigen, Radfahren und Joggen ein unangenehmes Schnappen. Das Knie fühlt sich sehr warm an, schmerzt und auch in den Erholungsphasen klingen die Symptome nicht mehr ab. Das Training lasse ich jetzt 3 Wochen ausfallen um mich zu schonen. Als es nicht besser wird vereinbare ich einen Termin beim Orthopäden.

Dieser kann zunächst nichts Genaues feststellen und schreibt eine Überweisung für ein MRT. Auf dem Bild ist die Ursache der Schmerzen nicht zu erkennen. Der Orthopäde überweist mich an einen Spezialisten, der mit Knieproblemen besser vertraut ist. Er fragt wann die Schmerzen genau aufgetreten sind und ich beschreibe ganz genau bei welchen Bewegungen das Schnappen auftritt. Nachdem auch der Arzt selbst das Schnappen beim Beugen des Beins auslösen kann, vermutet er eine Plica mediopatellaris.

Die heimtückische Schleimhautfalte

Er klärt mir, dass die Plica eine Membran ist, die bei der Entwicklung des Kniegelenks dessen Kompartimente von einander trennt bis alles fertig ausgebildet ist. Dann wird sie entweder vom Körper selbst abgebaut oder verbleibt im Gelenk, führt aber in den wenigsten Fällen zu Schmerzen. In meinem Fall ist die Plica schon sehr verdickt und entzündet. Das kommt vermutlich von der mechanischen Reizung durch die sportliche Betätigung, erklärt er, betont aber auch, er findet es gut, dass Sabrina mehr Bewegung in ihren Tagesablauf eingeplant hat. Das ist generell sehr gesund für den Körper.

Der Arzt teilt zählt mir meine Optionen auf und anfangs wird versucht, die Entzündung durch Infiltrationen ins Kniegelenk zu reduzieren, damit anschließend mit gezielter Physiotherapie die Beinmuskulatur gestärkt werden kann. Wenn diese konservative Therapie nicht anschlägt muss die Schleimhautfalte arthroskopisch entfernt werden.

Wenn’s nix hilft dann geht’s nicht anders

Die Schmerzen werden nicht besser und so vereinbare ich einen Operationstermin im AKH Wien. Dort treffe ich auf eine Ärztin, die mir ganz genau erklärt wie die Operation ablaufen wird. Die tückische Plica Falte – ‘The Sneaky Plica’ revisited: morphology, pathophysiology and treatment of synovial plicae of the knee – wird mittels Arthroskopie entfernt. Diese Methode ist minimalinvasiv, was bedeutet, dass nur zwei kleine Einschnitte notwendig sind um spezielle Instrumente einzuführen. Auch eine kleine Kamera schaut ins Innere des Kniegelenks damit die Chirurgen wissen wo sie die Instrumente ansetzen müssen. Ziemlich cool, wie ich finde.

Nach 30min war das ganze Spektakel auch schon vorbei. Im Aufwachraum erzähle ich dem Anästhesisten, dass ich gerne tanze und ich mich darauf freue wenn ich mich erholt habe. Daran kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern. Das Schmerzmittel wirkt verdammt gut und ich stelle mir vor eines der Glücksbärchis zu sein und beim Reiben meines fluffigen Bauchs entsteht ein Regenbogen.

Als mein Verstand wieder realistischen Gedankengängen folgte, stelle ich fest, dass mein operiertes Bein in einen Verband gewickelt ist. Ein Schlauch ragt aus meinem Kniegelenk, der die simple Aufgabe hat Wundflüssigkeit abzuleiten, die in einem kleinen rundlichen Plastikbehälter aufgefangen wird. Sieht aus wie konzentrierter Himbeersaft, nur ekliger.

Nach zwei Nächten verlasse ich das Krankenhaus auf Krücken und es sollte nicht lange dauern bis ich meinen Trainingsplan wieder aufnehmen kann. Laufen soll ich vorerst noch nicht. Der Arzt ist jedoch zuversichtlich, dass eine Teilnahme am Vienna City Marathon im kommenden Jahr durchaus möglich ist, wenn ich regelmäßig bestimmte Physiotherapieübungen zur Stärkung der Beinmuskulatur durchführe, mitunter auch Kniebeugen.

Link zur Publikation

Kommentare (9)

  1. #1 René
    5. Juni 2018

    Mir gefällt der Blogbeitrag sehr. Er hat informative, persöhnliche und lustige Stellen ohne künstlich zu wirken.

  2. #2 Leser
    5. Juni 2018

    “Die tükische Plica Falte” im Titel spendiere ich ein “c”.
    “Der Arzt teilt zählt mir meine Optionen auf” Ja was denn nun ? Vielleicht bespricht er die Operation auch nur mit der Patientin.

  3. #3 Alderamin
    5. Juni 2018

    Nett geschrieben. Den Artikel finde ich gut, locker geschrieben, macht Spaß ihn zu lesen.

    Die Sportvorbereitung hingegen… vielleicht mal einen Gang runterschalten. Wenn Du vorher noch nie gelaufen bist, dann brauchen Gelenke, Sehnen und Muskeln viele Monate, wenn nicht Jahre, um sich an die Belastung zu gewöhnen, daher nicht zu schnell steigern (max. 10% pro Woche), nur 5% der Wochenstrecke auf Tempo und sich vor allem nicht durch irgendeinen Marathon-Termin unter Druck setzen lassen.

    Ich für meinen Teil habe Marathon auf lange Sicht abgeschrieben, ich bin viermal die Halbmarathonstrecke im Training gelaufen und wirklich jedesmal hat es mir der Körper mit einer Verletzung “gedankt”, die wochenlange Pausen nötig machte (3mal davon erst im folgenden, viel kürzeren Lauf; jetzt erfreue ich mich gerade eines Muskelfaserrisses, mal ganz was neues nach ITBS, Sprunggelenksödem und Überlastungsbruch im Fersenbein – was da alles kaputt gehen kann, glaubste gar nicht…). Weil ich selbst noch nicht so weit bin, und ich laufe seit bald drei Jahren. Was dem einen nichts ausmacht, kann für die andere ein Ding der Unmöglichkeit sein.

    Also erst mal 5 und 10 km Volkslauf mitmachen, dann Halbmarathon schaffen, und wenn das geklappt hat, dann nach einem Termin für einen Marathon Ausschau halten.

  4. #4 Yeti
    5. Juni 2018

    *aus der Ohnmacht wieder aufwach’*

    Bitte vor solchen Bildern (Kniearthroskopie) eine kurze Warnung. Danke.

  5. #5 häh?
    5. Juni 2018

    “…betont aber auch, er findet es gut, dass Sabrina mehr Bewegung in ihren Tagesablauf eingeplant hat.” -> Hier bin ich beim Lesen gestolpert, warum da die Abweichung vom Ich-Stil? Ansonsten informativ und gut geschrieben, wie ich finde.

  6. #6 foobar407
    5. Juni 2018

    Mir ist der Fokus des Artikel nicht ganz klar. Geht es um Marathon-Vorbereitung, um die Knie-Falte, um die Behandlung der Entzündung? Ist irgendwas davon ein aktuelles Forschungsergebnis? Gegen den persönlichen Stil habe ich nichts, aber mir hätte etwas mehr wissenschaftlicher Kontext geholfen.

  7. #7 schorsch
    6. Juni 2018

    “Am nächsten Tag hat mich mein Sportsgeist nicht im Stich gelassen […] so durchforste ich das Internet”

    Guter Ansatz!

  8. #8 Lothar
    6. Juni 2018

    Ich habs gerne gelesen, war interessant und kuzweilig. Nimmt mir die Angst, wenn ich mal so was haben sollte.

  9. #9 Leandra
    wien
    7. Juni 2018

    netter beitrag, war gerade auf dem blog der dame und ich muss sagen mir gefällt ihr layout sehr und auch die themen.