i>Der Artikel ist Teil einer Serie zum Buch ”Die Himmelsscheibe von Nebra – Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas”* von Harald Meller und Kai Michel. Die restlichen Artikel der Serie findet man hier.
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Nachdem die berühmte “Himmelsscheibe von Nebra” in einer krimitauglichen Aktion sicher gestellt und endlich in die Hände der Wissenschaft gelangt und ihre historische und astronomische Bedeutung erkannt worden war, wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, sie in Ruhe in allen Details zu erforschen. Aber zuerst musste sich die Himmelsscheibe noch vor Gericht verantworten. Von 1. September 2004 bis 26. September 2005 war das Landesgericht Halle damit beschäftigt, die Echtheit der Himmelsscheibe zu prüfen.

Diese Version der Himmelsscheibe von Nebra ist definitiv nicht echt!

Das ist eigentlich nicht die Aufgabe der Justiz, in diesem Fall war es aber von juristischer Bedeutung. Denn Reinhold S. und Hildegar B., die die Himmelsscheibe illegal von den Raubgräbern angekauft und an Harald Meller, den Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt weiter verkaufen wollten, waren wegen Hehlerei angeklagt. Wenn die Himmelsscheibe aber kein echter archäologischer Fund sondern nur eine Fälschung war, dann hätte man die beiden auch nicht wegen Hehlerei anklagen können. Also setzte die Verteidigung alles daran, die Echtheit der Himmelsscheibe anzuzweifeln. Sie behauptete, es handle sich um eine Fälschung, die aus der ehemaligen Tschechoslowakei stamme und keinesfalls seit Jahrtausenden im Boden Mitteldeutschlands gelegen haben könnte.

Aus Sicht der Archäologen war die Sache eigentlich klar. Für den Gerichtsprozess mussten sie nun aber teilweise absurde Forschungen anstellen. Zum Beispiel Methoden entwickeln, um das Alter von Wasserflaschen zu datieren. Eine solche Flasche der Marke “Deutscher Brunnen” wurde nämlich von Raubgräber Henry W. nach der Bergung der Scheibe aus dem Boden am Mittelberg in das entstandene Loch geworfen, bevor er es wieder zugeschaufelt hatte. Die Scherben konnten später bei den archäologischen Untersuchungen des Fundorts wieder geborgen werden. Und die Analyse der Scherben zeigte, dass sie frühestens Anfang der 1990er Jahre in der Grube gelandet sein konnten. Auch die Erdspuren an den Fundstücken passten exakt zur Erde am Mittelberg und der Boden dort zeigte genau die Anomalien die man erwarten würde, wenn dort metallische Objekte für Jahrtausende ungestört rumliegen (Anreicherungen von Metallen, etc).

Die metallurgische Untersuchung der Scheibe zeigte auch, dass das Metall keinerlei Radioaktivität aufwies. Nach der Verhüttung enthält Metall aber immer ein klein wenig radioaktive Blei-Isotope, die erst nach 100 Jahren verschwinden. Die Scheibe musste also auf jeden Fall älter als 100 Jahre sein. Natürlich hätte jemand zur Fälschung der Scheibe altes Metall verwenden können. Aber die Methode zum Altersnachweis mit radioaktiven Blei war im Jahr, als die Scheibe gefunden wurde, noch gar nicht entwickelt – ein etwaiger Fälscher hätte diese wissenschaftliche Entwicklung also vorhersehen müssen…

Metallverarbeitung können wir schon lange… (Bild: Public Domain)

Die Analyse der Metalle konnte auch Hinweis auf deren Herkunft geben. Das Kupfer der Fundstücke aus Nebra hat einen Anteil an Spurenelementen, die ziemlich genau zu den Vorkommen am Mitterberg bei Bischofshofen in Österreich stammen – wo passenderweise Kupferabbau in der frühen Bronzezeit nachgewiesen werden konnte.

Wo Zinn und Gold der Himmelsscheibe her stammen, war ein größeres Rätsel, das erst später gelöst werden konnte. Aber es war auf jeden Fall schon nach den ersten Analysen klar, dass für die unterschiedlichen Elemente der Scheibe Gold aus unterschiedlichen Quellen verwendet wurde. Mondsichel, Vollmond und Sterne waren aus Gold mit einem Silberanteil von 20 Prozent gemacht worden. Alle Sterne, bis auf einen: Stern Nummer 23. Das ist auch genau der Stern, bei dem man heute noch sehen kann, dass er irgendwann von seiner ursprünglichen Position ein wenig versetzt worden ist. Das war nötig, weil er den offensichtlich ebenfalls später an der Scheibe angebrachten Horizontbögen im Weg gewesen wäre. Und tatsächlich ist das Gold von Stern Nummer 23 das gleiche Gold, aus dem auch die Horizontbögen gemacht worden sind.

Wieder anders ist die Zusammensetzung des Goldes der “Sonnenbarke” – dem schiffsähnlichen Goldbogen der unter den Monddarstellungen zu sehen ist. Dieses Gold hat viel weniger Silber und zwar aus einem guten Grund. Das silberreiche Gold der ursprünglichen Elemente ist im Lauf der Zeit angelaufen und ein wenig goldener geworden. Als offensichtlich lange Zeit später jemand die Sonnenbarke anbringen wollte, ging das mit Gold der ursprünglichen Zusammensetzung nicht mehr. Es war nun viel heller als das Gold auf der Scheibe und passte farblich nicht mehr dazu. Also musste dunkleres Gold mit weniger Silber verwendet werden. Ein Fälscher hätte also nicht nur die Scheibe an sich sondern auch all diese unterschiedlichen Bearbeitungsphasen erfinden und fälschen müssen. Inklusive “Anfängerfehler” bei der Erstellung. Die Goldelemente sind auf der Scheibe tauschiert, d.h. man hat in die Bronze eine Rille gemeiselt, die Goldbilder am Rand in diese Rille geschoben und dann die überstehende Bronze wieder zurück gebogen um so die Goldelemente zu fixieren. Das ist nicht einfach und als die Restauratoren der Scheibe diese Technik selbst ausprobierten, machten sie anfangs ein paar Fehler. Genau diese “Anfängerfehler” findet man auch auf der originalen Scheibe – wer auch immer sie gemacht hat, musste offensichtlich auch ein wenig üben.

Die Restauratoren hatten noch einige andere nette Experimente angestellt. Heute ist die Scheibe intensiv grün, aber das liegt daran, dass die Bronze im Lauf der Zeit korrodiert ist. Und es ist auch nicht wahrscheinlich, dass die Scheibe im Originalzustand metallisch-bronzen geglänzt hat – dann hätte man die Goldelemente kaum gesehen. Wenn sie schon den Himmel darstellen soll, dann wäre eine dunkle, blau-schwarze Färbung passend gewesen. Und das kriegt man hin, auch mit bronzezeitlichen Mitteln, wie die Restauratoren festgestellt haben: Wenn man mit Bronze mit einer Mischung aus vergorenen Urin und Kupfer behandelt, dann kriegt die Bronze eine schwarz-blaue Patina auf der die goldenen Einlagen hell leuchten – ein perfekter Sternenhimmel!

Landesmuseum Halle: Da liegt sie jetzt die Scheibe und ist echter als echt!

Am Ende waren nicht nur die Wissenschaftler überzeugt sondern auch das Gericht. Die Scheibe ist echt. Der Richter verkündete zum Schluss: “Wir haben überhaupt keine Anhaltspunkte gefunden, dass die Himmelsscheibe nicht echt sind. Sie ist jetzt echter als vor dem Verfahren. Echter kann sie praktisch nicht sein.”

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Kommentare (29)

  1. #1 bote19
    4. März 2019

    Ein spannender Artikel. Ein Lob an den Raubgräber ohne dessen Aktivität die Scheibe noch vergraben wäre, ein Lob an Reinhold und Hildegard ohne deren ungesetzliches Handeln die Scheibe nicht wieder in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gelangt wäre.
    Und das Hauptlob an Florian Freistetter, ohne dessen schriftstellerische Qualitäten wir nicht in den Genuss dieser Räubergeschichte gelangt wären. Diesmal war es nicht Crime und Sex sondern nur Crime und Blech.
    Helau !

  2. #2 Bullet
    4. März 2019

    Oje. Ausgerechnet beim Wort “Verhüttung” hat es ein “t” hinweggefegt. Das Ergebnis läßt schmunzeln. Hab Erbarmen, lieber Florian!

  3. #3 Dampier
    4. März 2019

    Irgendwie fehlt noch der vorige Artikel:

    Beitrag : Wer hat die Himmelsscheibe von Nebra geschaffen?
    Verfasst : 2. März 2019 um 12:35

    So war er zumindest im Mail-Abo angekündigt …

    Seite nicht gefunden!
    Hmm, wir konnten die gewünschte Seite nicht finden.

  4. #4 RPGNo1
    4. März 2019

    Ein Lob an den Raubgräber ohne dessen Aktivität die Scheibe noch vergraben wäre, ein Lob an Reinhold und Hildegard ohne deren ungesetzliches Handeln die Scheibe nicht wieder in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gelangt wäre.

    Was für ein hanebüchener Unsinn!

    Der Raubgräber hätte beim Auffinden der Scheibe sofort jeglich Arbeit einstellen und die Landesarchäologen informieren müssen. Wer weiß denn, welche sonstigen wichtigen Spuren er bei seinem ungesetzlichen Handeln zerstört hat, die weitere tiefergehende Hinweise auf die Scheibe und ihre einstigen Besitzer hätten geben können.

    Die Hehler hätten beim ersten Kontaktversuch des Raubgräbers sofort die Polizei oder auch die Landesarchäologen informieren müssen.

    PS: Wie Hobby-Sondengänger korrekt handeln, zeigt dieser Artikel.
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ruegen-wertvoller-schatz-von-harald-blauzahn-gefunden-a-1203065.html

  5. #5 bote19
    4. März 2019

    RPGNo1
    Für eine Moralpredigt ist der Rosenmontag denkbar ungeeignet. Im realen Leben läuft nicht alles nach Recht und Gesetz ab, dafür gibt es ja die Justiz.
    Du hast jetzt die Wahl, die Nebrascheibe mit deiner Meinung nach kriminellen Begleitumständen, oder keine Nebrascheibe in jungfräulicher Unschuld.
    Schon der Name “Raubgräber” zeichnet dich als aufrichtigen Gesetzeshüter aus.
    Wenn in Deutschland die Gesetzeslage anders wäre, dann gäbe es dieses Delikt des Grabraubes nicht.

  6. #6 Captain E.
    4. März 2019

    @bote19:

    Der Punkt ist aber, dass der “Privatgräber” durch das mutwillige Zerstören der Auffindesituation erheblichen wissenschaftlichen Schaden angerichtet hat. Wäre der Handel erfolgreich verlaufen, läge zudem die Himmelscheibe heute in irgendeiner Privatsammlung, der Öffentlichkeit völlig unzugänglich und unbekannt.

  7. #7 RPGNo1
    4. März 2019

    @Captain E.
    Danke, du begreifst, was der Nicknamewechsler nicht verstehen will oder kann.

  8. #8 bote19
    4. März 2019

    RPGNo1
    Dein Standpunkt ist richtig aber bitte, mache aus Archäologen keine Heiligen.
    Ein Ausflug in die Realität hilft , eine Güterabwägung vorzunehmen.

    Ich war bei einer großen archäologischen Ausgrabung beteiligt. Der Auftraggeber war ein sehr bekanntes Museum, samt einem Professor Dr. Dr. ………………..
    Da das Museum zu wenig Personal hat, hat man eine bekannte Tiefbaufirma beauftragt, die Arbeiter zur Verfügung zu stellen. Die Tiefbaufirma hatte auch zu wenig freie Arbeitskräfte und so wurden Arbeitslose und Studenten ohne jedes Vorwissen eingestellt.
    Diese Arbeitsgruppe arbeitete mit nur sehr wenig Anleitung, ganz selten kam eine Person vom Museum, die Anleitungen gab.
    Die Fundstücke wurden weder katalogisiert, noch wurde aufgezeichnet wo genau sie gefunden worden waren.
    Es waren viele Fundstücke aus der Latène Zeit, dazwischen Pfeilspitzen und Messer aus der Steinzeit. Es waren eigentlich zwei Fundstellen übereinander.

    Zu dieser Schlamperei durfte ich auch noch einen Einblick in die Lagerräume des Museums werfen, wohin wir die Eimer brachten.
    Ich traute meinen Augen nicht, da standen hunderte Kisten und Behälter, alle noch unbearbeitet. Ein Mitarbeiter meinte nur, „Wir stellen nur einen kleinen Teil der Fundstücke aus. „

    Das war alles sehr ernüchternd und deckte sich gar nicht mit dem Bild, das die Archäologie in der Öffentlichkeit hat.

    Deswegen bin ich weit davon entfernt „private Archäologie“ zu kriminalisieren. Jeder Privatgelehrte wäre hier verantwortungsbewusster mit den Fundstücken umgegangen.

    Jetzt zu dem konkreten Fall der Himmelscheibe. In hundert Jahren wird man nur noch den Finder kennen und die Umstände darüber schmunzelnd zur Kenntnis nehmen.

  9. #9 Chris
    4. März 2019

    >wissenschaftlicher Schaden..

    Weil?

  10. #10 Captain E.
    4. März 2019

    @RPGNo1:

    Klar! Die Gräber hätten sich den Dank der Archäologen und sogar ein wenig Ruhm verdienen können, aber sie wollten schlichtweg nur Geld. Zum Glück sind sie gescheitert – und die Strafe ist sicherlich rein juristisch auch erfolgt.

  11. #11 bote19
    4. März 2019

    CaptainE
    den Spott kannst dir du sparen, überlege einmal, wenn man die Finder finanziell gut am Fund beteiligen würde, dann wären die nicht motiviert, die Fundstücke auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

  12. #12 Kerberos
    4. März 2019

    “”Wer hat die Himmelsscheibe von Nebra geschaffen?””
    Kommt zu diesem blinden Eintrag noch was?

  13. #13 Norbert
    4. März 2019

    Auf den Seiten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt kann man unter “Der Hort von Nebra” lesen, daß die Raubgräber die Himmelsscheibe bei der Bergung erstmal mit einem Hammer traktierten, und bei der “Reinigung” zerkratzt sowie Teile der Goldbleche abgerissen haben. Laut Deutschlandfunk kam dabei Stahlwolle zum Einsatz. Sehr löblich. So stellt man sich das vor. Mir wäre es doch lieber, wenn die Himmelsscheibe noch unter der Erde ruhen, und eines Tages von richtigen Archäologen gefunden werden würde.

  14. #14 Florian Freistetter
    4. März 2019

    “So war er zumindest im Mail-Abo angekündigt …”

    Ja. Sorry. Das ist halt das nervige mit dem Mail-Dings. Wenn ich bei einem Artikel, der erst in einigen Tagen erscheinen soll aus Versehen nicht auf “später publizieren” sondern auf “veröffentlichen” klicke, dann nutzt es nix, wenn ich 10 Sekunden später alles wieder korrigiere. Weil halt per Mail trotzdem alle informiert werden, dass da ein “neuer” Artikel ist. Der halt aber erst kommt. Sorry.

  15. #15 RPGNo1
    4. März 2019

    @Norbert
    Soviel zu den löblichen Absichten der Raubgräber, die bote19ichweißjasoviel herausstellt. Danke für den Hinweis.

  16. #16 Dampier
    4. März 2019

    @Florian, danke für den Hinweis. An manchen Stellen ist WordPress ziemlich dumm designed …

  17. #17 Captain E.
    5. März 2019

    @bote19:

    den Spott kannst dir du sparen, überlege einmal, wenn man die Finder finanziell gut am Fund beteiligen würde, dann wären die nicht motiviert, die Fundstücke auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

    Nein, den Spott hast du dir redlich verdient. Raubgräber bleibt Raubgräber. Diese Leute ziehen ja nicht los, weil sie an archäologischen Entdeckungen interessiert sind, sondern weil sie etwas suchen, was sie zu Geld machen können. Dabei bezweifle ich sogar, dass irgendeiner von ihnen davon reich werden kann. In ihrer Gier nach (in erster Linie) Gold zerstören sie also archäologische Fundstätten in ihrer Gesamtheit und beschädigen aus schierer Unwissenheit sogar die Dinge, die sie eigentlich verkaufen möchten. Lob steht solchen Leuten somit definitiv nicht zu.

    Es gibt ja durchaus Amateurforscher, z.B. in der Astronomie. Wer sich da eine gar nicht mal so billige Ausrüstung zulegt mit Kamera, Teleskopen, Staiven, Nachführungssystem, der tut das doch auch nicht mit dem Ziel, finanziellen Gewinn daraus zu schlagen. In der Archäologie gibt es ebenfalls engagierte Amateure, und kluge Profis wissen deren Einsatz zu schätzen. Die Entdecker der Himmelsscheibe gehören aber nun einmal nicht dazu, und wir tun gut daran, sich ihrer als die Kriminellen zu erinnern, die sie sind.

  18. #18 Captain E.
    5. März 2019

    @Chris:

    Weil?

    Der wissenschaftliche Schaden ist entstanden, weil die Raubgräber die Fundstätte unfachmännisch geöffnet und somit schwer beschädigt haben. Ob, wie bote19 gemutmaßt hat, die Profis selber Schäden angerichtet hätten, ist da völlig irrelevant. Die Raubgräber haben den Archäologen aber jede Chance geraubt, den Fundort nach allen Regeln der Kunst zu untersuchen. Und wie wir gerade noch erfahren haben, haben sie das vermutliche bedeutsamste Einzelstück, also die Himmelsscheibe, sogar durch den Einsatz von Stahlwolle und eines Hammers schwer malträtiert.

  19. #19 Stephan
    5. März 2019

    Die Argumentationskette von bote ist haargenau die der Raubgräber, von Kriminellen.
    Ja, bote, du hast recht, wenn in Deutschland die Gesetzeslage eine andere wäre, dann gäbe es das Delikt sowohl des Diebstahles als auch die des Mordes nicht.
    Was wäre es doch für eine schöne Zeit für euch!

  20. #20 Stephan
    5. März 2019

    #14
    Nervig ist das email-Dings überhaupt nicht. Es ist einfach nur nervend. Nervig sind z.B. die linke Hand eines Geigenspielers und beide Hände eines Chirurgen.
    Und mit Sicherheit wurde in die Bronze keine Rille gemeiselt.

  21. #21 Norbert
    5. März 2019

    Und mit Sicherheit wurde in die Bronze keine Rille gemeiselt.

    Da würde ich lieber nochmal nachsehen. Die verwendete Technik ist Tauschierung. Laut Wikipedia:

    Bei der technischen Umsetzung handelt es sich um die Befestigung von einem weicheren … in einem härteren Metall durch Einpressen, leichtes Eintreiben oder Einhämmern in unterstochene Vertiefungen. In das zu verzierende Werkstück werden mit einem Stichel oder Meißel … die gewünschten Muster als sich nach unten hin etwas verbreiternde Vertiefungen eingeschnitten.

    Aber zugegeben: Bei “Meiseln” denkt man erstmal nicht an Golschmiedearbeiten.

  22. #22 Dampier
    5. März 2019

    @ Captain E.

    Raubgräber bleibt Raubgräber. Diese Leute ziehen ja nicht los, weil sie an archäologischen Entdeckungen interessiert sind, sondern weil sie etwas suchen, was sie zu Geld machen können.

    Das finde ich zu sehr schwarzweiß gesehen. Die meisten Sondengeher suchen zuerst mal den Nervenkitzel der Schatzsuche. Ich denke, viele wären durchaus zur Kooperation mit dem Land bereit, wenn die Bedingungen einigermaßen fair geregelt wären, sprich, wenn man für einen guten Fund auch irgendeine Form von Belohnung erwarten kann.

    Ich kenne einen solchen Hobbyschatzsucher, der hat mir mal dieses Spannungsfeld ein bisschen geschildert und ich kann es gut nachvollziehen. Wenn ich weiß, dass ich NICHTS davon habe, einen Fund zu machen, dass ich sicher sein kann, dass man mir alles wegnimmt und mich von vornherein als Kriminellen sieht, dann ist die Verlockung viel größer, einen Fund gar nicht erst zu melden.

    Die Länder, die das so streng regeln, werden vermutlich nie erfahren, was ihnen alles schon an großartigen Funden entgangen ist.

    Vielen würde es schon reichen, als Partner ernstgenommen und nicht als GEGNER gesehen zu werden. Wenn man als Finder zusammen mit dem Landesarchäologen in die Zeitung kommt und später “seinen” Fund im Museum angucken kann, dann sind viele schon zufrieden. Soweit die sinngemäße Wiedergabe meines Bekannten, der ein anständiger Mensch ist, und dem es vor allem um die faire Würdigung seiner Arbeit geht.

    Reine Kriminelle ginbs natürlich auch, aber ich glaube das ist eine Minderheit. Für die meisten ist es einfach ein schönes und aufregendes Hobby.

    @Stephan, deine miesen Unterstellungen sind genau das, was die Leute dazu treibt, Funde gar nicht erst zu melden. Wenn man von vornherein als Krimineller abgestempelt wird, fördert das nicht gerade den Willen zur Zusammenarbeit.

  23. #24 Dampier
    5. März 2019

    @Florian, ein Beitrag von mir ist seit einem halben Tag verschollen, magst du mal nachgucken bitte? Thx.

  24. #25 Captain E.
    6. März 2019

    @Dampier:

    Mag sein, dass man in dem einen oder anderen Land in Deutschland (oder sonstwo) die Bedingungen verbessern könnte, unter den Hobbyarchäolohgen arbeiten können. Aber Nervenkitzel hin oder her, die Entdecker der Himmelsscheibe haben den Fundort schwer beschädigt, sie haben die Himmelsscheibe mit untauglichen und rabiaten Mitteln traktiert und ebenfalls beschädigt und sie haben versucht, sie danach in Privathand zu verkaufen.

    Das ist nicht nur kriminell, sondern auch unmoralisch. Um ein Haar hätten sie die Himmelsscheibe unwiderbringlich zerstört und ebenfalls um ein Haar wäre sie für Jahrzehnte oder Jahrhunderte in irgendeiner geheimen privaten Sammlung verschwunden. Dass sie heute ein öffentliches Gut ist, ist somit nicht wirklich ein Verdienst dieser geldgierigen Raubgräber.

  25. #26 Norbert
    6. März 2019

    Die meisten Sondengeher suchen zuerst mal den Nervenkitzel der Schatzsuche.

    Du sagst es aber auch: die gehen auf “Schatzsuche” – so wie einst Jim Hawkins und Long John Silver. Oder wie die Entdecker von Pompeji im 17. Jh. Nur hat das nichts mit Archäologie zu tun. Und die Archäologen wissen schon, was ihnen entgeht. Sie sehen ja die Krater, die die Sondengänger im Planum hinterlassen. Aber das ist kein neues Phänomen, Schatzsucher und Grabräuber vergangener Jahrtausende haben genau die gleichen Spuren hinterlassen – die lediglich in älteren Bodenschichten ihren Anfang nehmen.

  26. #27 Dampier
    6. März 2019

    @Captain E. @Norbert
    Ich bestreite ja nicht, dass die Finder der Himmelsscheibe unsäglich dumm und kriminell vorgegangen sind. Ich wende mich aber gegen die pauschale Unterstellung, alle Sondengeher wären per se kriminell. Ich bin sicher, dass die allermeisten ernsthaft an der Erforschung der Vergangenheit interessiert sind, und dass das – und nicht die Aussicht auf Geld – für viele den Nervenkitzel ausmacht.

    Ich gebe zu, dass das auf den Anekdoten eines Bekannten beruht, wobei ich eine Weile lang auch viel zu dem Thema in Schatzsucherforen gelesen habe und da durchaus ein Problembewusstsein sowie den grundsätzlichen Willen zur Unterstützung der Archäologie gefunden habe.

    Exzesse wie im Falle der Himmelsscheibe lassen sich wohl leider nie verhindern, aber ich bin sicher, dass es mehr Gewinn bringt, die Hobbyarchäologen einzubinden und zur Zusammenarbeit zu animieren (zB. durch ein “Bounty-Programm”, also die Zusage von Finderlohn oder ähnlichem), als sie pauschal zu Kriminellen zu erklären. Zumal die offiziellen Archäologen ja gar nicht die Mittel haben, großflächig zu suchen, und schon aus dem Grunde die Mithilfe engagierter (und problembewusster) Amateure begrüßen müssten.

    Unterstellungen wie die von @Stephan, wer gern Schätze suchen geht, würde auch Diebstahl und Mord gut finden, sind da natürlich wenig hilfreich.

  27. #28 Dampier
    6. März 2019

    Mein Beitrag erscheint schon wieder nicht.
    Leute, langsam wird es echt frustrierend, hier bei scienceblogs zu schreiben. Nicht aus inhaltlichen sondern aus rein technischen Gründen. Ich merke, der Spaß an der Sache ist bald komplett weg.

  28. #29 RPGNo1
    6. März 2019

    @Dampier
    Wie Hobbyarchäologen und Sondensucher sich korrekt verhalten und wie erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Privatpersonen und öffentlichen Stellen ablaufen sollte, habe ich bereits in Kommentar #4 verlinkt.