Hmm. Irgendwie hab ich das Gefühl, ich hab im Juni kaum was gelesen. Obwohl ich eigentlich enorm viel gelesen habe. Hauptsächlich Unmengen Bücher über Raumfahrt und die Mondlandung, aber immer nur quer, zum Teil oder nur einzelne Kapitel. Den Rest der Zeit hab ich damit verbracht durch die Gegend zu reisen oder all die Artikel zu schreiben die bis jetzt in meiner Serie “50 Jahre Mondlandung” erschienen sind und bis Ende Juli noch erscheinen werden (Ich will ja irgendwann auch mal Urlaub machen und hab daher die ganze Arbeit für Juli schon im Juni erledigt). Und darum ist die Auswahl der Bücher die ich euch im monatlichen Buchrückblick präsentieren kann eher dünn und nicht sehr wissenschaftlich…

Der ewige Brexit

Die Sache mit diesem Brexit zieht sich ja jetzt schon gewaltig. Und man kriegt das Gefühl, die britische Regierung lässt das alles immer mehr ins Nichts laufen, bis sich niemand mehr daran erinnert und alle so tun können als sei nichts gewesen. Oder aber das ist nur die Außensicht von jemanden, der nicht in Großbritannien lebt und auch kein Brite ist. Wie sehr die ganze Angelegenheit die direkt Betroffenen nämlich tatsächlich beschäftigt kann man im sehr guten Buch “Exit Brexit” von Kate Connolly nachlesen. Connolly ist Korrespondentin für den “Guardian” in Deutschland; mit einem Deutschen verheiratet und lebt seit langer Zeit in Deutschland. Trotzdem – bzw. vielleicht gerade deswegen – trifft sie der Brexit extrem. Nicht nur politisch, sondern auch persönlich und emotional. Wie sie mit der Angelegenheit umgegangen ist und was sie auf ihrem Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft (etwas, das sich viele hierzulande lebende Briten mittlerweile besorgt haben) alles erlebt hat, kann man in ihrem Buch lesen. Sollte man auch. Selbst wenn der Brexit momentan aus den Nachrichten eher verschwunden ist er doch ein Thema, das noch da ist und das auch den Rest von Europa betrifft!

Der Turm von Babel

Am Strand liegend, leicht bedüselt vom einen oder anderen Urlaubscocktail, geistig nicht ganz und dankbar für unterkomplexe Lektüre: Das ist die ideale Situation um das Buch “Babylon” von Thomas Thiemeyer zu lesen. Es geht um das, um das es auch schon in seinen anderen Büchern gegangen ist. Archäologen machen einen spektakulären Fund, kommen mit dem Militär, den Behörden und den Geheimdiensten in Konflikt und am Ende wird alles sehr mystisch mit Göttern, Aliens und Raumschiffen…

In diesem Fall wird ein unterirdischer Tempel im irakischen Grenzgebiet gefunden; dort wo der Bürgerkrieg tobt und der IS Ärger macht. Der Tempel ist allerdingd der ominöse “Turm von Babel” und hinter seinen Türen verbirgt sich etwas (und wer Thiemeyers Bücher kennt kann sich schon denken das es nichts gutes ist). Um die Tür aufzukriegen braucht man allerdings einen “Schlüssel” der zum Glück gerade im Mittelmehr erforscht wird (und den Freunden der Archäoastronomie durchaus bekannt sein dürfte). Na ja – ich habe mit dem Buch das gleiche Problem das ich auch mit den anderen Büchern von Thiemeyer habe. “Nebra”, “Magma” oder “Valhalla” hab ich beim ersten Mal durchaus gern gelesen (aber nicht “Korona”; das war einfach nur noch lächerlich). Beim zweiten Mal machen sie aber gar keinen Spaß mehr. Und bei den neuen Werken ist auch die erste Lektüre meist sehr unbefriedigend. Der Anfang ist normalerweise noch recht gut; es sind spannende Archäologie-Thriller mit originellen Ideen. Aber dann kommt immer dieser Horry/Mystik-Einschlag der alles kaputt macht. Auf dem Gebiet sind die Bücher komplett unglaubwürdig, die Figuren denen man die Archäologie noch abnimmt werden da zu langweiligen Schablonen und die Handlung driftet so sehr ins Unlogische ab, dass sie nicht mal der Fantasy-Kontext noch retten kann.

Terry Pratchett

Wenn ich beruflich gestresst bin, greife ich oft zu Büchern von denen ich weiß das sie gut sind und dass man sie ohne irgendeinen Verlust mehrfach lesen kann. Das trifft auf die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett zu. Manche davon habe ich sicherlich schon zwanzig mal gelesen und der intelligente Witz und die gesellschaftlichen Themen die Pratchett präsentiert verlieren nichts von ihrer mitreißenden Begeisterung. Wer die Scheibenwelt noch nicht kennt sollte das dringend ändern; wer glaubt das wäre nur “lustige Fantasy” hat eine völlig falsche Vorstellung von dem, was Pratchett wirklich schreibt. Lest die Bücher, lest sie alle, lest sie mehrmals! Ich hab im Juni die vier letzten Scheibenwelt-Romane gelesen:

Und bin immer wieder begeistert von der Autorenbiografie die man dort findet. Wenn man als Autor nur noch so vorgestellt werden muss wie Pratchett in seinen letzten Bänden, dann weiß man, dass man wirklich etwas erreicht hat:

“About the author: Terry Pratchett’s novels have sold more than 75 million copies (give or take a few million) worldwide. He lives in England.”

Das wars für den Juni. Für den Juli kann ich euch aber schon ein absolut hervorragendes Werk versprochen; ein Roman (bzw. eine Romanreihe) mit dem ich gerade begonnen habe, der sich aber jetzt schon zu einem meiner absoluten Lieblingsbücher entwickelt und der noch dazu hervorragend zum dominierenden Astrothema des Juli 2019 passt…
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Kommentare (6)

  1. #1 Lercherl
    29. Juni 2019

    “Wenn man als Auto nur noch so vorgestellt werden muss”

    Ich stelle mir eine Vorstellung als Auto so vor:

    Es hat vier Räder und fährt.

  2. #2 agschaid
    Wien (in der Gegend)
    29. Juni 2019

    Falls es sich bei dem angekündigten Roman um Amalthea von Neal Stephenson handelt, möchte ich ganz dringend anraten, das letzte Drittel auszulassen. Aus Gründen.

  3. #3 agschaid
    29. Juni 2019

    Moment. Blödsinn. “Romanreihe”. Damit fällt Amalthea aus.

  4. #4 Florian Freistetter
    30. Juni 2019

    @agscheid: Seveneves von Stephenson hab ich schon gelesen und vor längerer Zeit hier im Blog besprochen. Den Schluss fand ich gar nicht so tragisch; man hätte halt noch ein zweites Buch als Fortsetzung schreiben müssen.

  5. #5 Daidalek
    30. Juni 2019

    Konnte mich bisher nicht durchringen, “The Shepard´s Crown” zu lesen. Es is der letzte Scheibenweltroman, danach gibt es keine mehr. 🙁

  6. #6 Veit
    LA
    1. Juli 2019

    Dann hast du aber „Das Mitternachtskleid“ als 38. Scheibenwelt-Roman übersehen („Der Club der unsichtbaren Gelehrten“ ist Nummer 37).