Vor (fast genau) 50 Jahren sind das erste Mal Menschen auf dem Mond gelandet. 19 Tage dauert es noch, bis wir das Jubiläum taggenau feiern können. Aber seit 47 Jahren sind die Mondlandungen aber auch schon wieder vorbei. Und es sieht nicht so aus, als würden wir bald wieder zurückkehren. Ja, NASA und China haben was geplant – aber geplant ist in der Raumfahrt schnell mal was. Umgesetzt ist es dagegen viel schwerer. Und solange mir nicht jemand vom Mond aus Hallo sagt, bin ich skeptisch. Stattdessen erzähle ich heute in meinem 50tägigen Blogcountdown lieber von einer einer anderen Raumfahrtmission. Denn wir haben in den letzten 47 Jahren zwar den Mond ein wenig vernachlässigt. Dafür aber jede Menge andere coole Dinge im Weltraum gemacht.

Erinnert ihr euch noch die Rosetta-Mission? Sicherlich – das war eine der spektakulärsten Sachen die in den letzen Jahren im All stattgefunden haben. Nicht nur haben wir einen Kometen erstmals aus nächster Nähe erforscht, wir sind auch noch darauf gelandet! Durchgeführt hat das alles die Europäische Weltraumagentur ESA und die hat nun eine neue Kometenmission geplant. Die nennt sich Comet Interceptor und verspricht durchaus spektakulär zu werden.

Vor allem, weil jetzt schon fest steht, dass diese Mission mit einer neuen Entdeckung beginnen wird! Der Plan klingt seltsam; ist aber faszinierend. Bis jetzt hat man ja immer nur Kometen mit Raumsonden untersucht die wir schon kannten. Es waren Kometen, die sich schon eine Zeit lang im inneren Sonnensystem bewegt haben. Tschurjumow-Gerassimenko, der Komet der von Rosetta besucht wurde, braucht zum Beispiel ein wenig mehr als 6 Jahre für eine Runde um die Sonne und ist auch am fernsten Punkt seiner Bahn nur ein Stück weiter weg von der Sonne als der Jupiter. Rosettas Mission war damals unter anderem deswegen so spannend, weil man beim Kometen ankam, bevor er aktiv wurde. Das heißt, bevor er der Sonne so nah war um ausreichend warm zu werden, so dass er anfängt aufzutauen und Gas und Staub hinaus ins All pustet. Rosetta konnte diese ganze Entwicklung live mitansehen; sie ist dem Kometen einmal um die Sonne herum gefolgt.

Aber Tschurjumow-Gerassimenko hat diesen Weg zuvor schon sehr oft zurück gelegt, nur eben ohne Raumsondenbegleitung. Die ESA will aber nun einen wirklich ursprünglichen Kometen untersuchen. Also ein Objekt, dass das erste Mal aus den alleräußersten Regionen des Sonnensystems in die inneren Regionen kommt, in denen sich auch die Planeten bewegen. Wir wissen ja, dass weit entfernt von der Sonne jede Menge eisige Kleinkörper ihre Runden ziehen. Dort kommen wir natürlich nicht hin; das ist viel zu weit. Aber ab und zu kommt ein Besucher von dort draußen zu uns. Zum Beispiel, weil dort zwei dieser Himmelskörper kollidieren und sich dadurch ihre Bahn ändert so dass nun einer ins innere Sonnensystem gelangt.

Die langperiodischen Kometen kommen von weit her… (Bild: ESA)

Solche Kometen haben wir immer wieder mal entdeckt. Sie brauchen tausende Jahre um aus ihrer alten, fernen Heimat in die Nähe der Erde zu kommen. Dann drehen sie eine Runde um die Sonne, und machen sich für die nächsten paar tausend Jahre wieder auf den langen Weg zurück. Wir müssten enorm lange warten, um sie wieder sehen zu können und das ist für die Wissenschaft natürlich blöd. In der kurzen Zeit zwischen der Entdeckung so eines langperiodischen Kometen und seinem Vorbeiflug an der Erde kann man keine Raummission planen, bauen und ins All schicken. Und wir können auch keine zehntausende Jahre warten, bis das Ding wieder kommt.

Die Idee von “Comet Interceptor”: Man wartet einfach schon im All bis ein passender Komet vorbei kommt. Die Raumsonde wird 2028 ins All fliegen. Wohin der Weg dann führen wird ist zu dem Zeitpunkt aber vermutlich noch nicht klar. Der Interceptor wird in einer erdnahen Umlaufbahn warten, bis die Astronominnen und Astronomen auf der Erde ein passendes Ziel für ihn finden. Einen bis dahin unbekannten Kometen; frisch aus den äußersten Bereichen des Sonnensystems und noch weit entfernt von der Erde. Und dann wird sich “Comet Interceptor” auf den Weg machen um das Ding abzufangen und aus nächster Nähe zu untersuchen. Eine Landung ist in diesem Fall nicht vorgesehen; das wäre wohl wirklich zu ambitioniert. Aber die Raumsonde besteht aus drei kleineren Sonden, die den Kometen regelrecht umschwärmen werden um nachzusehen, wie so ein Ding aussieht, das die Sonne noch nie aus der Nähe gesehen hat.

Ich bin gespannt. Geht es nach den Plänen der NASA und China, dann sollen beim Start von “Comet Interceptor” schon längst wieder Menschen auf dem Mond spazieren gegangen sein. Was ich, wie schon gesagt, noch nicht so ganz glauben will. Aber so oder so: Wir haben auch in Zukunft coole Weltraummissionen auf die wir uns freuen können!
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Der komplette Countdown: 50 | 49 | 48 | 47 | 46 | 45 | 44 | 43 | 42 | 41 | 40 | 39 | 38 | 37 | 36 | 35 | 34 | 33 | 32 | 31 | 30 | 29 | 28 | 27 | 26 | 25 | 24 | 23 | 22 | 21 | 20 |19 | 18 | 17 | 16 | 15 | 14 | 13 | 12 | 11 | 10 | 09 | 08 | 07 | 06 | 05 | 04 | 03 | 02 | 01 | 0

Kommentare (7)

  1. #1 a. b. aus c.
    c.
    2. Juli 2019

    da steht “…ein Objekt, dass das erste Mal aus den alleräußersten Regionen des Sonnensystems in die inneren Regionen kommt..”
    was ich mich frage, ist: wie stellt man fest und sicher, ob und dass das objekt zum 1. mal vorbeikommt, und nicht vllt schon seit jahrmillionen alle paar zig- oder hunderttausend jahre, also auch bereits zumindest teilweise “ausgeglüht” ist?
    denn das ist ja worum es geht, wenn ich das richtig verstehe, einen “frischen” kometen mit (noch nicht gegrilltem) ursprünglichem material zu untersuchen, oder?

  2. #2 Captain E.
    2. Juli 2019

    Ob es dann auch wieder Leute geben wird, die die Mission für einen Fehlschlag wegen fehlender Landung? Oder die es für einen Fehler halten, die Sonden nicht mit RTGs anzutreiben?

    Genau das ist leider bei Rosetta passiert. Weil die Landung von Philae nicht optimal verlaufen ist, sei die Mission ein völliger Fehlschlag gewesen, und überhaupt sei die ESA ja blöd gewesen, dem Lander nicht eine Nuklearbatterie mitzugeben für die Stromversorgung.

    Aber Fakt ist: Die ESA ist diese Mission angegangen mit eben der gewählten Technologie und war erfolgreich! Ein paar kleinere Dinge sind schiefgegangen, aber das Allermeiste hat super funktioniert.

  3. #3 Mars
    2. Juli 2019

    …. von hier aus nochmal schöne grüsse an Philae
    wir werden dich nicht vergessen.
    natürlich haben die erst mal alles richtig gemacht!!!
    war ja nicht irgendein kleiner Spaziergang in die nächste fussgängerzone
    M

  4. #4 Captain E.
    3. Juli 2019

    @Mars:

    Sagen wir mal: “Fast” alles. So bleibt noch Steigerungspotenzial für zukünftige Missionen. 😉

    Was ich vergessen hatte zu schreiben: Es gibt Länder, die RTGs bauen und einsetzen können. Von denen (bzw. deren Raumfahrtagenturen) war aber keines mit einer Mission bei Rosetta – die ESA aber.

  5. #5 a.b. aus c.
    c.
    4. Juli 2019

    ah schade, hatte gehofft ich würde eine antwort auf meine frage erhalten, würde mich nämlich echt interessieren…
    anyone?

  6. #6 Herr Senf
    4. Juli 2019

    Eine brauchbare Antwort wäre https://de.wikipedia.org/wiki/C/1980_E1_(Bowell)
    Es sind nichtperiodische Kometen, nach innen abgelenkt aus der Oortschen Wolke.
    Die ist 100.000 AE entfernt, die Umlaufzeit in dieser “Kugel” beträgt etwa 30 Mio Jahre.
    Die elliptische Umlaufzeit eines solchen Urzeit-Kometen ist dann ca. 10 Mio Jahre.
    Er braucht also etwa 5 Mio Jahre bis Erdnähe, die Bahn wäre außerhalb der Ekliptik.
    Aufgrund von Bahnstörungen in Sonnennähe ist eine Wiederkehr eher unwahrscheinlich.
    Man erkennt es an den Bahnelementen, ob hochelliptisch oder hyperbolisch, vgl. auch https://de.wikipedia.org/wiki/1I/%CA%BBOumuamua als interstellarer Besucher.

  7. #7 a.b. aus c.
    c.
    5. Juli 2019

    @HerrSenf ah, vielen dank für die antwort. dass man aus einer hyperbolischen bahn auf interstellar folgern kann wusste ich, dass man aus den bahnelementen auch auf die “einmaligkeit” kommt war mir nicht klar, auch das mit der unwahrscheinlichkeit der wiederkehr. außerdem hatte ich die laufzeiten grob unterschätzt.