Die Science Busters sind weiterhin nicht auf Tour! Wir kommen nicht an jede Menge Orte in Österreich, Deutschland und die Schweiz. Mit unserem neuen Programm “Global Warming Party” waren wir schon nicht in Wildon waren, dann nicht in Wien, danach nicht in Passau und nicht in München, nicht in Ingolstadt, nicht in Grafenwörth und nicht in Salzburg. Und heute sind wir nicht in Leipzig! Was mich tatsächlich richtig ärgert; endlich hätten wir mal einen Auftritt in Leipzig gehabt und dann muss er entfallen! Ich hab mich schon richtig auf Leipzig gefreut; da war ich schon viel zu lange nicht mehr. Aber wenn wir schon nicht vor Ort unsere Show über die Wissenschaft des Klimawandels absolvieren können, dann kann ich zumindest im Rahmen meiner Serie zur abgesagten Tour ein wenig über die Wissenschaft aus Leipzig erzählen. Und passenderweise findet man hier ein Thema, das auch quasi fast direkt in unserer Show vorkommt.

Es geht um Wilhelm Ostwald, einen baltisch-deutschen Chemiker der ab 1887 den Lehrstuhl für physikalische Chemie an der Uni Leipzig innehatte und von 1898 an Direktor des neu geschaffenen Physikalisch-Chemischen Instituts wurde. Ostwald war nicht einfach nur irgendein Chemiker – er hat das Gebiet der physikalischen Chemie überhaupt erst mitbegründet. Und 1909 den Nobelpreis für Chemie bekommen – als Auszeichnung seiner Forschung über die Katalyse, womit wir direkt bei dem sind, was ich eigentlich heute Abend in der Science-Busters-Show in Leipzig erzählt hätte.

Da hätte ich etwas über Katalyse erzählt, über Alkohol und wie man damit vielleicht die Welt retten kann und über einen chemischen Stoff mit dem wunderbaren Namen Cobalt-Triphenylphosphine 5,10,15-tris(2,3,5,6-tetrafluoro-4-(MeO-PEG-7)thiophenyl-Corrol. Und zum Abschluss einen kosmischen Cocktail für das Publikum gemixt. Die Details verrate ich nicht; ich hab die Hoffnung ja nicht aufgegeben, dass wir die Show irgendwann doch noch mal spielen werden. Aber ich nutze die Gelegenheit, etwas über Katalysatoren zu erzählen.

Einen kosmischen Cocktail mix ich derzeit leider nicht…

Das Wort kennt heute fast jeder; immerhin steckt in jedem Auto ein Katalysator. Der Begriff ist aber viel allgemeiner und bezeichnet nicht nur ein Bauteil im Fahrzeug. Was ein Katalysator eigentlich genau ist und wie sogenannte “katalytische Reaktionen” ablaufen war genau das Forschungsgebiet von Ostwald. Von ihm stammt auch die Definition die heute im Wesentlichen immer noch so gültig ist:

“Ein Katalysator ist jeder Stoff, der, ohne im Endprodukt einer chemischen Reaktion zu erscheinen, ihre Geschwindigkeit verändert.”

Oder anders gesagt: Ein Katalysator sorgt dafür, dass eine chemische Reaktion schneller abläuft als normalerweise und wird bei dieser Reaktion nicht verbraucht. Im Auto will man zum Beispiel die schädlichen Abgase wie Kohlenmonoxid, Stickoxide und so weiter in weniger schädliche Stoffe umwandeln. Das ist eine normale chemische Reaktion, die man aber im laufenden Betrieb so schnell und effizient wie möglich durchführen möchte. Deswegen wird dafür ein Katalysator verwendet, in diesem Fall meist Edelmetalle wie Platin oder Palladium. Die sorgen dafür, dass die chemische Reaktion schnell abläuft. Und werden dabei selbst nicht verbraucht! Das ist wichtig, denn ansonsten müssten wir ja nicht nur ständig Benzin tanken sondern auch Platin, was eher unpraktisch wäre…

Katalysatoren braucht man in allen möglichen wichtigen chemischen Verfahren. Zum Beispiel beim Haber-Bosch-Verfahren zur Herstellung von Ammoniak oder Ostwald-Verfahren (benannt nach Wilhelm), bei dem aus Ammoniak Salpetersäure produziert wird. Katalysatoren kommen aber nicht nur in den industriellen Prozessen vor; so gut wie alles was in unserem Körper an Chemie abgeht, ist eine katalytische Reaktion bei denen u.a. Enzyme die Rolle der Katalysatoren einnehmen.

Jacobus Henricus van ’t Hoff und Wilhelm Ostwald (Bild: gemeinfrei)

Katalysatoren sind also wichtig und Wilhelm Ostwald hat für ihre Erforschung zu Recht einen Nobelpreis bekommen. Was Alkohol, Klimawandel und Weltrettung damit zu tun haben erfahrt ihr, wenn ihr euch unsere Show mal wieder ansehen könnt. Bis dahin erzähle ich noch kurz etwas über Elizabeth Fulhame. Ostwald hat, wie gesagt, die modernen Grundlagen der Katalyse geschaffen. Schon vorher, im Jahr 1836, hat der schwedische Chemiker Jöns Jakob Berzelius erstmals das Wort “Katalysator” für Hilfsstoffe verwendet die chemische Reaktionen beschleunigen. Und noch ein wenig vorher hat Elizabeth Fulhame gelebt. Über sie weiß man nicht viel; nur das sie mit einem Arzt verheiratet war. Und dass sie 1794 ein Buch mit dem Titel “An Essay on Combustion” veröffentlicht hat. Darin beschrieb sie Experimente zur Herstellung metallischer Gewebe aus Gold und Silber. Und erklärt unter anderem eine Entdeckung die sie dabei gemacht hat: Bestimmte Reaktionen laufen nur in Anwesenheit von Wasser ab, wobei das Wasser selbst nicht verbraucht wird. Wasser war also ein Katalysator für diese Reaktionen – Fulhames grundlegende chemische Arbeit wurde aber weitestgehend ignoriert und sehr schnell von der Geschichte vergessen. Den Grund dafür erklärt Fulhame gleich selbst in ihrem Buch:

“„Manche sind so ignorant, dass sie mürrisch und still werden angesichts aller Dinge, die auch nur den Anschein von Gelehrsamkeit erwecken, in welcher Form sie auch erscheinen. Und sollte dieses Gespenst die Form einer Frau haben, sind die Qualen, die sie erleiden, wahrhaft bedrückend.”

Nach der nicht stattfindenen Show in Leipzig geht es morgen nicht weiter nach Dresden wo wir “Global Warming Party” ein weiteres Mal nicht aufführen werden… Aber dafür erzähl ich euch hier im Blog wieder eine nette Geschichte aus der wissenschaftlichen Vergangenheit von Dresden!

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Die abgesagteste Tour des Wissenschaftskabaretts

Kommentare (2)

  1. #1 noch'n Flo
    Schoggiland
    23. April 2020

    Das ist vielleicht der grösste Trost in Corona-Zeiten – das Virus macht alle unsere Wohnorte irgendwie gleich. Da steht selbst unser kleines Kuhkaff auf einer Stufe mit Leipzig, Salzburg und München – denn zu uns kommen die Science Busters auch nicht.

    Hmmm… tretet Ihr eigentlich auch in Schulturnhallen in der Provinz auf?

  2. #2 Florian Freistetter
    23. April 2020

    @nnf: ” tretet Ihr eigentlich auch in Schulturnhallen in der Provinz auf?”

    Also in der “Provinz” treten wir durchaus oft auf. Kabarett gibts ja nicht nur in großen Städten. Wenn die Bühne unsere technischen Anforderungen erfüllt und entweder mit ausreichend Publikum zu rechnen ist oder eine entsprechende Fixgage garantiert wird, kommen wir überall hin.