Ich dachte eigentlich, ich hätte mehr Bücher gelesen im August. Aber ein genauer Blick auf meine Leseliste hat ergeben: Es war nur drei. Oder genauer gesagt: Eine Trilogie. Aber es hilft ja nix; der Monat ist fast rum. Und es wird Zeit für die monatlichen Buchbesprechungen. Die nun eben zu einer Buchbesprechung wird.

Das letzte Aufgebot der Menschheit

Ich hab im Juli schon die Bücher “Gate Crashers” und “Starship Repo” von Patrick Tomlinson vorgestellt. Und weil sie mir außerordentlich gut gefallen haben, habe ich auch noch den Rest von dem gelesen, was er geschrieben hat. Und zwar: “The Ark”, “Trident’s Forge” und Children of the Divide”. Das sind die drei Bände der Serie “Children of a Dead Earth” von denen die ersten beiden auch auf deutsch erschienen sind: “The Ark – Die letzte Reise der Menschheit”, “The Colony – ein neuer Anfang”.

Ich bin kein großer Fan von Science-Fiction-Romanen die Generationenraumschiffe zum Thema haben. Die meisten davon sind für meinen Geschmack nicht sonderlich originell und gehen nicht ausreichend tief genug auf das ein, was so ein Generationenraumschiff ausmacht. Tomlinson hat das Problem aber hervorragend gelöst. Abgesehen davon, dass er sich wirklich viele Gedanken über die technischen und wissenschaftlichen Details der “Arche” gemacht hat, mit der die Menschheit 11 Generationen lang zwischen den Sternen unterwegs ist, hat er auch die passenden Geschichten zu diesem Thema gefunden.

Der erste Band der Trilogie ist genaugenommen ein Krimi. Es geht um den ehemaligen “Zero Ball” (eine Art Football in der Schwerelosigkeit) Champion Bryan Benson. Nach seiner sportlichen Karriere wurde er quasi der oberste Polizist der Arche. Und hat nicht viel zu tun; große Verbrechen gibt es in der Gesellschaft des Generationenraumschiffs nicht. Bis dann auf einmal doch eine Leiche auftaucht und ein Mörder gesucht werden muss. Dabei taucht nicht nur eine enorme Verschwörung auf; Benson muss sich auch mit einer Crew auseinandersetzen die eigentlich ganz andere Probleme hat. Denn die Arche steht kurz vor der Ankunft bei dem Planeten, der die neue Heimat der Menschheit werden soll. Die übrigens deswegen eine solche neue Heimat braucht, weil die alte – die Erde – von einem schwarzen Loch verschluckt worden ist. Ein schwarzes Loch, das eindeutig absichtlich auf Kollisionskurs mit der Erde gebracht wurde. Von wem, das weiß niemand. Und diese Frage spielt im ersten Teil der Serie auch keine große Rolle.

Im zweiten Teil der Trilogie (und wer keine Spoiler lesen will, hört hier jetzt besser auf), ist die Menschheit an ihrem Ziel angekommen. Benson wurde zu einer Art “Freizeitdirektor” ernannt und trainiert ein Footballteam. Wird dann aber natürlich trotzdem in eine planetenumspannende Intrige hineingezogen. Denn der Planet der die neue Heimat der Menschen werden soll, ist schon die Heimat anderer Leute. Zusammen mit einer Art Alien-Polizist muss Benson nun nicht nur ein Verbrechen aufklären, das zwei Spezies umfasst sondern auch einen Krieg verhindern.

Was im dritten Teil gelungen ist – jetzt steht das mehr oder weniger friedliche Zusammenleben der Menschen und “Atlantier” im Mittelpunkt. Und endlich beschäftigt man sich auch mit der Frage, wer eigentlich den Rest der Menschheit auf dem Gewissen hat. Und ob diese unbekannte Bedrohung immer noch eine Gefahr für die Überlebenden ist.

“Children of a Dead Earth” fängt als klassischer Krimi in einem Science-Fiction-Setting an und wird im Laufe der Lektüre immer mehr zu klassischer Science-Fiction. Alles – so wie immer bei Tomlinson – ohne den szenetypischen Pathos, erfrischend lustig und unaufgeregt. Ich kann die drei Bände nur empfehlen. Wer noch einen Restsommerurlaub vor sich hat wird mit den drei Büchern definitiv eine unterhaltsame Zeit verbringen können.

Das wars für den August. Ich vermute, dass im September wieder die Sachbücher dominieren werden. Und langsam wird es auch mal wieder Zeit, etwas anderes als Science-Fiction zu lesen. Für entsprechende Tipps bin ich wie immer dankbar!

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Kommentare (3)

  1. #1 Kerberos
    27. August 2020

    Eine gute Trilogie hat
    4 oder 5 Bände :=)

  2. #2 NHL-Opfer
    27. August 2020

    Das alles hätten wir längst:
    Unbegrenzt aus dem All abschöpfbare Energie, unbegrenzt verlängertes Leben, synthetisch hergestellte Nahrungsmoleküle:
    http://neutronenquellen.eu5.org/Immunsystem/
    20 und 21: Warum sollten Aliens ihr System verlassen?
    Ihre Planeten als Generationenraumschiffe auf einem atemberaubend höheren Zivilisationslevel.
    Wobei wegen auch bei uns absehbarer Unsterblichkeit Generationen entfallen.
    Wäre es ein Buch wert, weil es die gesamte Menschheitsproblematik umfasst?
    Wir stecken noch im Mittelalter fest.

  3. #3 Abanana
    30. August 2020

    Von dem Konzept “Generationenraumschiffe” halte ich ebenfalls nicht. Ich halte es einfach nicht für plausibel, dass eine Zivilisation in der Lage ist, derartig große, autarke, interstellar reisende Lebensräume zu bauen, ohne vorher bereits das Problem “Altern” und “Sterblichkeit” in Griff zu bekommen. Empfand ich auch immer als Logiklücke in Star Trek. Aber wahrscheinlich funktioniert die Dramaturgie sonst nicht.