In diesem Blog haben wir versucht, “100.000 Jahre Schönheit” (so der Untertitel) von all den Seiten zu beleuchten, in denen sie sich zeigt. Dass selbst Neandertaler offenbar ästhetische Ideale und Bedürfnisse hatten, dass Schönheit nicht nur ein Signal im Balzverhalten von Mensch und Tier ist, sondern auch ganz sexlos dazu dient, den sozialen Umgang zu informieren. Dass die “Schönheit” der Objekte auch objektiv etwas über deren Qualität aussagen kann, und dass objektiv gesehen das Schönheitsideal auch nützliches Steuerungsinstrument der Hygiene und Gesundheit sein kann (und das ist nur ein kleiner Anriss der Themen dieses Blogs).
Wie so oft bei komplexen Themen, warf jede versuchte Antwort nur neue Fragen auf, die einer weiteren Erforschung wert wären. Aber diesem Blog, das von der Firma L’Oreal gesponsort wurde, war von Anfang an ein begrenztes Leben beschieden – es ist nun an der Zeit, das Buch zu schließen. Doch das heißt nicht, dass keine Fragen und Kommentare mehr erwünscht sind. Auch wenn es keine neuen Einträge her mehr geben wird, bleiben die Kommentarspalten offen und werden redaktionell gepflegt.
]]>In Anlehnung an den Artikel “Hair, here and there” (100.000 Years of Beauty ) von Malek Chebel.
Laut Sharif al-Din Rami, einem Dichter des elften Jahrhunderts, besaß die arabische Sprache für die Bezeichnung des Kopfhaares rund 33 Metaphern: “Dunkelheit”, “Netz”, “Nacht”, “Locken”, “Rabe”, “Knoten” und so weiter. Die persische Poesie prahlte damit, die Schönheit der Haare mit über 60 Adjektiven beschreiben zu können. Diese entstammten in der Regel aus dem Reich der Blumen und der Kosmologie.
Die meisten bezogen sich jedoch auf den Duft, das Parfüm, wie beispielsweise die Zeilen von Hafiz (1320-1388):
‘Why burn scent here, at home / when the fragrance of your hair perfumes us?’
Auf die Pflege der Haare wurde großen Wert gelegt und in der Regel viel Zeit verwendet. Frauen, die ihre Köpfe als Zeichen der Trauer rasierten, verachtete der Prophet. Darüber hinaus galt das Kopfhaar häufig als Bindeglied zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, was vermutlich teilweise erklärt, warum die Haare eines Kindes nach dem ersten Haarschnitt vergraben wurden oder warum Haare häufig Bestandteil von Talismanen und magischen Tränken waren.
Kopfhaare ja, Körperhaare nein
Währen das gepflegte und volle Kopfhaar sowohl bei der Frau als auch beim Mann als erotisch galt und von Dichtern gepriesen und besungen wurde, traf für die übrige Körperbehaarung das genaue Gegenteil zu. Ob reich oder arm, schön oder hässlich, jung oder alt; ein enthaarter Körper war Teil des Schönheitsideals und die Frauen besaßen reichlich Erfahrung in der Entfernung ungeliebter Körperbehaarung.
In den Hammams benutzten professionelle Kosmetikerinnen, eine Vielzahl von Enthaarungscremes und Salben. Besonders beliebt war Halawa, eine Mischung aus Zitronensaft, Wasser und Zucker, die auch heute noch verwendet wird und angeblich eine gründlichere und schmerzärmere Methode als das Wachsen darstellt. Durch das Aufkochen der drei Zutaten erhält man eine zähe Masse, die nach dem Abkühlen auf die zu enthaarenden Stellen aufgetragen und mit Hilfe eines Tuchs oder den Fingern wieder abgezogen wird. Nach der Enthaarungsprozedur wurde der Körper mit duftenden Salben eingerieben, um die Haut zu beruhigen.
Überall glatt
Das Enthaaren des Körpers bezog sich dabei nicht nur auf Beine und Achseln, sondern schloss auch die Schambehaarung mit ein. Spätestens alle 40 Tage, im Idealfall jedoch einmal pro Woche, wurde eine komplette Enthaarung empfohlen. Wer dem nicht nachkam, galt als unsauber und ungepflegt.
Vor allem für die Frauen war die Enthaarung des Körpers quasi Pflicht. Und was ursprünglich primär der Hygiene galt, entwickelte sich zunehmend zum Schönheitsideal. Ein glatter Körper symbolisierte Jugend und sollte auf Männer erotisch und anziehend wirken.
Bei den Männern galt der Bart als “das” Zeichen der Männlichkeit. Ein gut geschnittener, gewaschener und duftender Bart war nicht nur oberstes Gebot und der ganze Stolz des gepflegten Mannes, sondern auch Ausdruck von Kraft, Fruchtbarkeit und Männlichkeit.
Quellen:
Bilder:
Azoulay , E.: 100.000 Years of Beauty. Gallimard, Paris 2009
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Mathematics, rightly viewed, possesses not only truth, but supreme beauty
Bertrand Russell, “The Study of Mathematics”
Der Gedanke, dass eine mathematische Formel – oder, um hier den Bogen gleich ein wenig weiter zu spannen: eine wissenschaftliche Erkenntnis – als Beispiel für das gelten könnte, was wir “schön” nennen, wird nicht jedem, der sich mit Fragen der Ästhetik beschäftigt, zwingend in und durch den Kopf gehen. Dass
a2+b2=c2
aufgeräumter, knackiger ist als
In jedem euklidischen rechtwinkligen Dreieck ist die Summe der Quadrate über den Katheten gleich dem Quadrat über der Hypothenuse
wird niemand bestreiten – aber ist dies wirklich “schöner”?
Sicher nicht für den, der Schönheit in der prallen Lebendigkeit einer üppigen Frauengestalt oder in der romantischen Harmonie einer abendlichen Landschaft sucht. Doch dies hatte der eingangs zitierte britische Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell auch nicht im Sinn, als er diesen oft zitierten Satz formulierte. Die Schönheit der Mathematik sei “cold and austere, like that of sculpture, without appeal to any part of our weaker nature, without the gorgeous trappings of painting or music”, schrieb er – “kalt und streng, wie die einer Skulptur, ohne an irgend einen Teil unserer schwächeren Natur zu appelieren, ohne die prächtige Fülle der Malerei oder der Musik”. Und diese kühle Schlichtheit, dieser an Abstraktion erinnernde Verzicht auf Ausschmückung, kann in der Tat auch einer mathematisch formulierten wissenschaftlichen Aussage eine Eleganz verleihen, die dem Schönen der Kunst ebenbürtig ist.
“It must be beautiful” (es hat schön zu sein) ist auch der Tenor der Fachaufsätze über “The Great Equations and Their Meaning: Great Equations of the Twentieth Century” (so der Untertitel), die Graham Farmelo vom britischen Science Museum gesammelt und 2002 im gleichnamigen Buch veröffentlicht hatte. Über die Vorzüge von a2+b2=c2 haben wir ja schon geschwärmt, aber auch Einsteins E=mc2 oder Plancks E=hf sind in ihrem schlichten Umgang mit Symbolen gleichzeitig attraktiv (für den Experten) und in ihrer kühlen Glätte abweisend für den Laien, wie eine abstrakte Marmorskulptur. Doch schauen wir mal auf ebenfalls oft als Beispiel für jene mathematische Schönheit zitierte Schrödingergleichung
(-ℏ2/2m) Δψ(x) + V(x) ψ(x) = E ψ(x)
oder die darauf basierende (und hier mangels des entsprechenden Zeichensatzes nicht darstellbare) Gleichung, die Paul Dirac aufgestellt hatte. Deren Schönheit erschließt sich vermutlich höchstens noch dem fachlich geschulten Connaisseur – doch der Laie, der E=mc² noch einen asketischen Genuss abgewinnen konnte, wird sich hier befremded abwenden.
Man darf vermuten, dass die “Schönheit” jener komplexen Formeln und Gleichungen weniger aus ihrer ästhetischen Struktur entspringt, als vielmehr aus der befriedigenden Lösung, die sie dem versierten Anwender erschließen und die daher im Resultat mehr als in der Ausgangsform zu finden ist. Was letzlich nichts anderes heißt, als dass auch die mathematische Schönheit letzlich, wie die wahre menschliche Schönheit, von innen kommt …
Quellen:
Abbildung:wburris via Flickr (CC BY-SA 2.0)
]]>Das Schöne und das Gute gehören in unserer Sprache und Vorstellung meist zusammen, nicht nur in der ubiquitären Redewendung, etwas sei ja “gut und schön“, sondern auch in unserem humanistisch geprägten Kunst- und Kulturverständnis, in dem Wahrheit, Schönheit und Güte scheinbar untrennbar verbunden sind. Und in einer idealen Welt könnten wir’s auch dabei belassen – aber die Realität ist weitaus unattraktiver. Denn die Schönheit hat auch ihre dunkle Seite: Attraktive Menschen sind zu den gleichen Straftaten fähig wie unattraktive. Selbst das wäre noch eher banal – nicht aber ihre wissenschaftlich nachweisbar höheren Chancen, milde Richter zu finden. Zwei prominente Beispiele aus den USA für Mörder, die dank ihres guten Aussehens letztlich mit einer geringeren Strafe davon gekommen waren, sind etwa der “Preppie-Killer” Robert Emmet Chambers und die “Fatal-Attraction-Mörderin” Carolyn Warmus.
Dieser Zusammenhang zwischen Strafjustiz und der Attraktivität des oder der Angeklagten ist schon oft untersucht worden, und noch jedesmal wurde festgestellt, dass gutes Aussehen vor all zu harter Strafe schützt:
Attractiveness was predictive of both minimum and maximum sentences (p <.001)-the more attractive the defendant, the less severe the sentence imposed.
schreibt beispielsweise John E. Stewart im Journal of Applied Social Psychology1. Dieser Effekt ist in den USA, wo praktisch jedes Urteil von Laienrichtern (Geschworenen) gefällt wird, sicher größer als in einem System, wo Berufsrichter mit mehr Erfahrung und größerer Distanz zum Geschehen die Fälle entscheiden. Dennoch ist auch hier sicher die Sympathie, die Schönheit verschafft, nicht völlig zu ignorieren.
Doch so ungerecht es bereits erscheinen mag, wenn attraktive Menschen “ungestrafter” davonkommen als all jene Verbecher, die mit bestenfalls durchschnittlichem Aussehen und schlimmstenfalls jener oft karrikierten “Gaunervisage” vor ihren Richter treten müssen – geradezu tragisch ist, dass auch die (Un-)Attraktivität ihrer Opfer beim Urteil und der Strafbemessung eine wichtige Rolle spielen. Vor allem in Vergewaltigungsprozessen neigen amerikanische Schwurgerichte (und nur auf diese sollen sich die folgenden Aussagen beschränken) offenbar dazu, einem als unattraktiv empfundenen Opfer eine größere Mitverantwortung zuzusprechen:
The present study, employing multiple exemplars of attractiveness and multiple dependent measures of responsibility, revealed consistent evidence of an attractiveness bias among observers, with an unattractive victim being assigned greater responsibility in general for her own victimization, as well as specific behavioral and characterological blame, than an attractive victim. The un-attractive victim was also considered to have contributed to her assault by presenting a more provocative appearance than her more attractive counter-part. 2
Auch dies gilt übrigens um so mehr, je attraktiver der oder die Angeklagte ist. Das Paradoxe dabei ist ja, dass ausgerechent die Unattraktivität hier als “provokativ” – im Sinn von: den Täter gezielt anziehend – interpretiert wird. Fast schon, als ob es das Recht eines gut aussehenden Menschen sei, die Hässlichkeit in der Welt zu bestrafen.
Doch all diesen Studien zum Trotz gibt es auch prominente Beispiele dafür, dass gutes Aussehen manchmal in der Justiz auch zur Bürde werden kann. So besteht heute durchaus ein Konsensus, dass im 60-er-Jahre-Fall Vera Brühne die Attraktivität der Angeklagten zum Medienrummel beigetragen hat, der letztlich an dem aus heutiger Sicht nicht mehr haltbaren Schuldspruch führte.
Quellen:
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Nicht umsonst besitzt die islamische Badekultur daher eine Jahrtausende alte Tradition. Sie geht zurück auf die römische und byzantinische Thermenkultur. Im Gegensatz zu dieser fehlen ihr aber Bäder und Wasserbecken. Den Mittelpunkt bilden hier vielmehr Schwitz- und Dampfbäder.
Soziale Kontakte inklusive
Die öffentlichen Badehäuser, sogenannte Hammams (arabisch für Wärme, Wärme verbreiten), waren weit mehr als nur ein Ort an dem man sich waschen konnte; dort traf man sich mit Freunden, knüpfte soziale Kontakte und genoss verschiedene kosmetische Anwendungen. Für die Frauen war der Besuch eines Hammam eine der seltenen und willkommen Gelegenheiten das Haus zu verlassen, sich mit Freundinnen zu amüsieren und potentielle Schwiegertöchter unter die Lupe zu nehmen. Es wurden Geschäfte geschlossen und Ehen gestiftet und der neueste Klatsch mit den Nachbarn ausgetauscht.
Die Körperpflege erfolgte streng getrennt nach Geschlechtern. Dies regelte man entweder durch verschiedene Räumlichkeiten oder getrennte Badezeiten für Männer und Frauen.
Allein in Istanbul gab es im 19.Jahrhundert rund 300 Bäder. Lizenzen für die Eröffnung neuer Bäder waren nur schwer zu bekommen, denn der Verbrauch an Wasser und Holz war enorm. Heute, wo die meisten Haushalte private Bäder besitzen, verliert diese Tradition jedoch zunehmend an Bedeutung. Inzwischen gibt es Hammams oft nur noch in den ärmeren Vierteln der Stadt, wo den Wohnungen Wasseranschlüsse und eigene Bäder fehlen oder sie werden auf den Tourismus umgestellt.
Wer auf einer Reise nach Istanbul einen Hammam besuchen möchte, dem sei der 1741 erbaute Cagaloglu-Hamam empfohlen, er gilt angeblich als einer der schönsten.
Nichts als heißer Dampf
Ein Hammam besteht im Grunde aus Räumen mit steigender Luftfeuchtigkeit. Diese gliedern sich im Wesentlichen in drei Bereiche: In einem Vorraum, dem “Camekan”, wird der Gast mit Tüchern und einer Art Lendenschurz, dem “Peştemal”, versorgt.
Nach dem Umkleiden gelangt er in den “Sogukluk”, einen Raum mit Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad. Hier wird die erste Reinigung vorgenommen und man kann sich schon einmal langsam an die Wärme gewöhnen. Von dort geht es in den Heißluftraum, dem “Hararet”, in dessen Mitte sich der sogenannte “Nabelstein” (Göbbek) befindet; ein von unten beheiztes Marmorpodium, auf dem man Wärme tanken, sich ausruhen und massieren lassen kann. An den Wänden angebrachte Becken versorgen die Gäste mit fließendem kalten und heißen Wasser, das mit Schüsseln aufgefangen und über den Körper gegossen wird, um Schweiß und Schmutz abzuspülen.
Um das Wohl der Gäste kümmern sich ein Tellak (Bademeister für die Männer) oder eine Natir (Bademeisterin für die Frauen). Der Gast muss keinen Handgriff tun: Sie seifen ihn von Kopf bis Fuß ein – die Seifenmassage soll den Körper vom Schmutz und den Geist von Sorgen befreien- rubbeln seine Haut mit einem Handschuh, dem sogenannten “Kese” ab, um abgestorbene Hautschuppen zu beseitigen und die Durchblutung anzuregen und kneten ihn anschließend kräftig durch. Kosmetische Anwendungen, Haarpflege und Haarentfernung vervollständigen das Schönheitsprogramm.
Früher verwendete man zur Entfernung der Haare ein Kalkpaste, die sorgfältig angerührt und zusammengestellt werden musste, um Verletzungen und Verbrennungen der Haut zu vermeiden. Haaren und Bärten wurde mit Henna zu einer frischeren Farbe verholfen und es gab eine große Auswahl an Ölen und Essenzen, mit der der Gast verwöhnt und die Haut geglättet werden sollte.
Quellen:
The sense of beauty obviously depends on the nature of the mind, irrespective of any real quality in the admired object, and the idea of what is beautiful is not innate or unalterable.
Was ist Schönheit? fragen wir uns in diesem Blog. “Ein gleichmäßiges, symmetrisches Gesicht”, würden manche vielleicht antworten, oder “volles Haar”, “rote Lippen”, blasse oder auch gut gebräunte Haut, naturbelassen oder mit Farben verziert … all das erklärt zwar, was wir als schön bezeichnen – aber nicht, warum wir überhaupt einen Sensor für so etwas wie Schönheit besitzen. Mit anderen Worten: Wozu ist Schönheit überhaupt gut?
Darüber hatte sich, wie das Eingangszitat bereits andeutet, schon Charles Darwin in seinem Werk Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl Gedanken gemacht und der Frage wie Schönheit erzielt wird, sogar ein eigenes Kapitel gewidmet. Ich will hier nun niemandem zumuten, Darwins Buch zu lesen, um eine Antwort zu finden (die Darwin sowieso eher umschreibt als direkt beantwortet), sondern an dieser Stelle den leider vor einigen Wochen überraschend gestorbenen Philosophen und Autor Denis Dutton zu Wort kommen lassen, der Darwins Gedanken aufgegriffen hat und seine Theorie von Schönheit folgender Maßen illustriert:
Schönheit – genauer gesagt: Ästhetik, also unsere Fähigkeit, Schönheit wahrzunehmen – ist demnach ein durch Evolution in uns verankerter Filter, der uns hilft, das für unser Überleben Notwendige zu erkennen.
Dutton beschreibt dies anhand der Schönheit eines Landschaftsbildes, das (für alle, die keine Zeit oder Lust hatten, das Video anzuschauen) typischer Weise stets die gleichen Elemente enthält: Eine Graslandschaft; mit Bäumen (idealer Weise solche, auf die man schnell klettern kann, wen man vor einem Raubtier fliehen muss), ein Gewässer, und meist ein Pfad, der in die Ferne führt … Elemente, die uns an die pleistozänen Steppen unserer Vorfahren erinnern sollen. Wie Dutton erklärt, werde diese Art von Landschaftsbild selbst in Regionen der Welt als schön empfunden, wo praktisch keines dieser Elemente in der Realität existiert. Schönheit sei eine Art Fernsteuerung, die uns zu dem führt, was für unseren Fortbestand am hilfreichsten ist. In Duttons Worten: “Beauty is nature’s way of acting at a distance.”
Dass Schönheit uns anlockt und zum Handeln motiviert (nur dann ergäbe Duttons These ja einen Sinn), lässt sich durch einen Blick ins Hirn belegen: Die Harvard-Psychologin Nancy Etcoff konnte durch fMRI-Untersuchungen nachweisen, dass junge Männer beispielsweise alleien schon durch den Anblick schöner Frauen ein Gefühl der “Belohung” empfinden und bereit sind, dafür enorm viel an zusätzlicher Energie aufzuwenden.
Schönheit wäre also nur ein anderer Begriff für das, was uns unsere Natur als Nützlich und erstrebenswert signalisieren will. Aber wenn diese darwinistische Sicht so stimmt – tja, warum sind wir dann nicht alle schön? Müsste die Selektion – in diesem konkreten Fall wäre es die sexuelle Selektion (in der deutschen Übersetzung von Darwins Werk auch “geschlechtliche Zuchtwahl” genannt) – nicht zwingend dazu führen, dass wir alle schön sind, so wie alle Pfauen-Hähne die zum Radschlagen nötigen Federn besitzen? Warum ist, in den Jahrzehntausenden, die Homo sapiens nun die Erde bevölkert, die Hässlichkeit nicht ausgestorben? Warum begegnen wir so vielen Menschen, die beinahe schon eine Beleidigung für unseren ästhetischen Sinn sind – und doch verheiratet sind und Kinder haben konnten? Auf diese schlaue Frage bin nicht nur ich alleine gekommen – sie wurde beispielsweise hier auch von Julio Munoz-Rubio gestellt, der als Professor für Evolutionsbiologie an der Universidad Nacional Autonómo de México lehrt.
Der scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, wozu laut Darwin all dies dienen soll: zur eigenen Fortpflanzung. Und das setzt ja erst mal voraus, dass überhaupt ein Partner zur Nachwuchszeugung gefunden wird. Zu hohe Anforderungen an eine ideale Schönheit des Partners oder der Partnerin eliminieren die Über-Anspruchsvollen aus dem Genpool; dass wir dennoch ein Idealbild von Schönheit kennen (das sich in Zeit und Raum allerdings vielfach wandeln kann, wie auch Darwin in der Fortsetzung der eingangs zitierten Passage betonte), ist der ästhetische Leitfaden, der uns hilft, aus den möglichen Sexualpartnern den oder die mit den besten Eigenschaften zu finden. Aber Attraktion ist immer auch eine Funktion des Verfügbaren, und wenn sich zwei Herzen gefunden haben, dann spielt das Aussehen vielleicht gar keine Rolle mehr: denn Liebe macht bekanntlich blind.
Quellen:
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Über Geschmack, so sagt ein Allgemeinplatz, ließe sich bekanntlich hervorragend streiten. Weil Wissenschaftler aber mindestens darüber diskutieren können, an welchen Kriterien Schönheit und Attraktivität definiert werden kann, startete Scienceblogs.de mit Unterstützung von L’Oréal Deutschland im Juni 2010 den Gastblog „Beauty Full Science”. Dort wurden neben der Schönheit des Faustkeils, den Frisuren im alten Rom, bizarren Schönheitsidealen oder Ergebnissen der psychologischen Attraktivitätsforschung so grundlegende Fragen diskutiert wie: Wie verändern sich die Vorstellungen von dem, was als schön gilt? Gibt es Konstanten, die unser ästhetisches Urteil bestimmen? Und wie erklärt die moderne Wissenschaft, weshalb es so menschlich ist, nach Schönheit zu streben? Diese Diskussion bekam am vergangenen Donnerstag reale Gesichter: Unter der Moderation von Dr. Christine Eichel, Kulturressortleitung beim FOCUS, gingen im Zentrum für Neue Technologien im Deutschen Museum in München Evolutionsbiologe und Attraktivitätsforscher Prof. Dr. Karl Grammer (Universität Wien), Soziologe Prof. Dr. Otto Penz (Wirtschaftsuniversität Wien) sowie Publizist und Arzt Dr. Ulrich Renz vor rund 100 geladenen Gästen und Journalisten aus ihrer fachlichen Sicht der alles summierenden Frage nach: Was ist schön?
Prof. Wolfgang Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums, zitiert in seiner Begrüßung Werner Heisenberg: „Wenn eine natürliche Gleichung nicht schön ist, bildet sie nicht die Wirklichkeit ab”. Die Natur, sie habe also gesetzmäßig eine Tendenz zum Schönen. Aber was das ist? „Jedes Exponat hat eine Schönheit. Für den Ingenieur ist ein ölverschmierter Motor schön”, sagt Heckl. Um ein verbindliches Mindestmaß an Objektivität kann und soll es hier also gehen.
Jérome Bruhat, Geschäftsführer L’Oréal-Gruppe Deutschland, erklärt das Anliegen seines Unternehmens damit, dass Menschen schließlich in jeder Gesellschaft nach Schönheit strebten, sie würde nur anders empfunden. „Wir müssen Gedanken darüber unterstützen und teilen”, sagt er mit dem Hinweis auf das Buch zum Thema, „100.000 Years Of Beauty”, und dessen Umfang „von der Venus von Willendorf bis Heidi Klum”, zusammengetragen von 300 Experten aus 35 Ländern. So wenig, wie sich die drei geladenen Experten auf die Eingangsfrage von Christine Eichel, was denn für sie ein Beispiel überwältigender Schönheit wäre, zu einer eindeutigen Antwort hinreißen ließen, so sehr nahmen die folgenden 60 Minuten an professionellem Schwung und Standpunkten auf.
Natürlich, sagt Renz, seien wir eine Schlankheitswahn-Gesellschaft, „aber das spielte bei allen Gesellschaften eine Rolle. Wir sind da ganz normal.” Die von ihm und Penz im Folgenden immer wieder aufgegriffenen kulturellen und soziologischen Aspekte spielten für Attraktivitätsforscher Grammer nur eine untergeordnete Rolle. „Ich bin eigentlich Zoologe”, erklärte der 60-Jährige seinen grundsätzlich kühlen Standpunkt. „Nach 100 Millisekunden kann man Personen einschätzen, das weiß man schon aus der japanischen Skorpionsfliegenforschung: Die attraktiveren Männchen oder Weibchen sind symmetrischer.” Man unterscheide weiterhin nur zwischen Bilateralsymmetrie oder flukturierender Asymmetrie, „das gilt für alle Organismen”.
Der Durchschnitt ist attraktiver als seine Einzelteile
Über diese Säulen der Schönheit hinaus ist Schönheit, das weiß jeder Laie schon aus eigener Erfahrung, vor allen Dingen ein soziales Konstrukt. „Keiner spricht mehr über Da Vincis Goldenen Schnitt”, sagt Penz. Unser Begriff von Schönheit werde vor allem durch unsere kulturellen Sehgewohnheiten bestimmt. „Kein Wunder”, entgegnet der Soziologe also dem Biologen, „dass Symmetrie als schön empfunden wird.” Einigkeit herrscht darüber, dass natürliche Attraktivität beruflich und privat von Vorteil sei, auch wenn es keinerlei Belege dafür gebe, dass als hässlicher geltende Menschen unglücklichere Beziehungen hätten. Die Frage, wie er denn nun Attraktivität definiere, beantwortet Buchautor Renz („Schönheit – Eine Wissenschaft für sich”) so überraschend wie anschaulich: Am attraktivsten sei noch immer die Durchschnittlichkeit. Als Beleg für dieses Grundgesetz der Attraktivitätsforschung führt er die von Lisa DeBruine, Benedict Jones und Eric Little begründete Seite faceresearch.org ins Feld. Wahllos übereinander gemorphte Gesichter erscheinen dort attraktiver als jedes der Einzelgesichter. Das gleiche Prinzip passiere in unserem Kopf, aus allen gesehenen Gesichtern würde ein Prototyp extrahiert. Kulturübergreifend hieße das, dass es kein fixes Schönheitsideal geben könne (Ein Dschungelkind wie Mowgli zum Beispiel hätte ein Affengesicht als Prototyp im Kopf); wir, die wir alle ähnliche Gesichter um uns herum haben, deshalb aber einen ähnlichen Geschmack hätten. Über den man also nur bedingt streiten kann.
Wo aber kommen diese Gesichter her? Grammer, der über die Genauigkeit von Littles Faceresearch-Methode so seine Bedenken äußert, grundsätzlich aber zustimmt, weiß: „Die Gesichtsform wird in der 2. bis 6. Schwangerschaftswoche bestimmt.” Und auf dieses Gesicht komme es zwar neben anderen körperlichen Vorzügen und Nachteilen an, aber es ginge eben auch im persönliche Haltung und Selbstbewusstsein, wie Penz ausführt. Ob jemand sympathisch oder unsympathisch ist, sei nicht messbar, feststehe aber, dass Schönheit wie Geld, Zeit oder Bildung eine Handlungsressource sei. Und diese Schönheit – damit lenkt Christine Eichel das Gespräch auf den Aspekt unserer eigenen unmittelbaren Gegenwart zurück – ist heute durch Chirurgie und Photoshop schließlich manipulierbarer denn je.
Es darf zwar als streitbar festgehalten werden, dass, so Penz, die gegenwärtigen Idealbilder von ungebildeten Millieus nachgeahmt würden, während die Gebildeten sich abgrenzten. Was als normal gilt, ist aber attraktiver geworden. Wir finden uns deshalb tendenziell weniger schön als zu anderen Zeiten, während das Erscheinungsbild immer wichtiger wird. Grammer weiß zu belegen, dass hübsche Kinder schon im Kindergarten weniger Strafen bekommen, hübsche Menschen also in der Regel besser davon kommen als hässliche. „Mit einer Ausnahme vor Gericht: Bei Heiratsschwindlern zieht das nicht!”
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Der Karrierefaktor Schönheit macht auch vor Männern nicht Halt. Der Stereotyp, dass Männer, die sich um ihren Körper kümmern, als homosexuell gelten, existiere zwar noch, sei aber längst überholt (Penz). Außerdem gehe es um Machtanspruch. Frauen gelten seit jeher als das schöne Geschlecht, und bereits deshalb müssen Männer aufholen, „weil sie auch im Wirtschaftsleben mehr in die Defensive kommen”, wie Ulrich Renz glaubt. Bevor die Diskussion aber zu soziologisch wird, bricht Karl Grammer eine letzte Lanze für die biologische Komponente. „Schönheit ist Parasitenresistenz”, sagt er, „jeder hat mehr Parasiten als Körperzellen, 5-7 Kilogramm Masse, mehr als das Gehirn.” Je weniger Parasiten, desto stabiler das Immunsystem, desto gesünder und ausstrahlender der Mensch.
Ein globales Ideal, nach dem Eichel die Runde fragt, gebe es noch nicht, „es breitet sich aber eines aus”, sagt Penz. „Viele Asiaten wollen rundere, westliche Augen, viele Schwarze wollen weiße Haut.” Und selbst, wenn die Behauptung stimmen würde, dass sich attraktive Menschen öfter fortpflanzten, würde die Menschheit nicht schöner werden. „Fertilität hat nichts mit Schönheit zu tun”, sagt Penz, und Grammer stellt versöhnlich fest: „Ohne Biologie keine Kultur, ohne Kultur keine Biologie.”
Das Schlusswort der einstündigen kurzweiligen Diskussion, die auch „Welt der Wunder”-Geschäftsführer Frank Winnenbrock verfolgte, gebührte aber dem Generaldirektor des Deutschen Museums, Prof. Wolfgang Heckl. Der resümiert fast romantisch: „Schönheit und Wahrheit liegen immer noch im Auge des Betrachters. Wir müssen also weitermachen. Wie attraktiv für Museen und Forschung!”
Bis Ende Januar 2011 wird auf „Beauty Full Science” zum Thema Schönheit und Wissenschaft weitergebloggt und -diskutiert. Diskutieren Sie mit!
]]>Im Islam geht der Überlieferung zufolge diese Arte der Körperbemalung auf den Propheten Mohammed zurück. Die Frauen in seiner Umgebung pflegten sich mit goldenen Ohrringen, Armreifen und Ketten zu schmücken, um sich attraktiver zu machen und ihren Wohlstand zu zeigen. Mohammeds Tochter bestaunte den Schmuck der Frauen und bat ihren Vater, ihr ebenfalls Schmuck zu schenken.
Doch Mohammed besaß nicht genügend Geld, um seiner Tochter diesen Wunsch zu erfüllen. Da gab ihm eine alte Frau eine Schale mit getrockneten und gestampften Henna und sagte zu ihm: “Male deiner Tochter Blumen aus Henna auf die Hände und Füße und sie wird von Schönheit strahlen wie die Frauen mit ihrem Goldschmuck.”
Schmuck und Schutzschild
Im 16. Jahrhundert gelangte die Hennamalerei vom islamischen Raum nach Indien. Dort werden die kunstvollen Verzierungen als Mehndi bezeichnet und sind bis heute Teil ritueller Zeremonien. Traditionell sind die Bemalungen auf gesellschaftliche und religiöse Feste beschränkt. Vor allem bei einer Hochzeit ist die kunstvolle Bemalung fester Bestandteil der Feierlichkeiten.
Sie ist dabei weitaus mehr als nur Schmuck oder Schönheitsbehandlung; jedes Symbol hat eine eigene Bedeutung und soll die Braut und ihre Fruchtbarkeit vor schädlichen äußeren Kräften schützen und die positiven Kräfte verstärken. Aus diesem Grund werden auch Handflächen und Fußsohlen vollständig mit der Farbe bedeckt. Das Henna an den Handflächen soll den Körper vom Kopf bis zum Nabel schützen und das Henna an den Fußsohlen soll vom Nabel bis zu den Füßen Schutz bieten.
Feine Linien und blumige Muster
Die kunstvollen Bemalungen und Muster im indischen, orientalischen und afrikanischen Raum sind dabei äußerst verschieden. Die indische Hennamalerei bedient sich besonders feiner Linien und zarter Muster, die Hände, Handgelenke und Füße fast vollständig bedecken. Arabische Frauen bevorzugen dagegen eher große und blumige Bemalungen und die Berberinnen Nordafrikas schmücken sich vorwiegend mit geometrischen Mustern.
Die Entwürfe und Techniken wurden über Jahrtausende stückchenweise weiterentwickelt. Aline Tauzin, vom National Scientific Research Centre, berichtet in ihrem Artikel “Henna, the tree of paradise” (100.000 Years of Beauty ) von einer speziellen Technik, die darin besteht, die Muster mit einem Stock und einer Mischung aus Asche und dem milchigen Saft der Euphorbia peplus (Gartenwolfsmilch) auf die Haut zu zeichnen. Sobald die Mischung getrocknet ist, werden die Muster mit Hennapaste nachgezogen. Anschließend werden Handflächen und Fußsohlen gleichmäßig mit Henna bedeckt, wobei die Gelenke der Finger und Zehen jeweils mit einem roten Punkt verziert werden.
Zeitaufwendige Verschönerung
Gewonnen wird die Farbe aus den getrockneten und zu Pulver verarbeiteten Blättern des Hennastrauchs. Mit lauwarmen Wasser zu einer Paste vermischt und direkt auf die Haut aufgetragen, hinterlässt es nach einigen Stunden auf der Haut einen rötlichen Farbton. Die Farbschattierungen, die bei der Bemalung erzielt werden können, reichen über verschiedene Rottöne bis zu einem dunklen Lila, je nachdem wie häufig die Muster nachgezogen werden und wie lange die Paste einwirkt.
Die Anbringung des Schmucks ist sehr zeitaufwendig und dauert oft mehrere Stunden. Die Muster werden teils mit Schablonen, teils freihändig aufgezeichnet und die Farbe muss mehrere Stunden auf dem Körper bleiben, bevor sie auf der Haut ihre volle Intensität entfaltet hat und abgerieben werden darf. Die Bemalung hält in ihrer vollen Pracht etwa einen Monat, nach ungefähr zwei Monaten ist die Farbe wieder vollständig verschwunden.
Quellen:
“To me, Beauty is the wonder of wonders. It is only shallow people who do not judge by appearances.”
Für mich ist Schönheit das Wunder aller Wunder. Nur hohle Menschen urteilen nicht nach dem Schein.
Das Urteil des Paris, Peter Paul Rubens (ca. 1638), Museo del Prado, Madrid
Zugegeben: Kaum jemand wird öfter falsch aus dem Zusammenhang heraus zitiert als Wilde (auch obiges Zitat stammt von einer negativ besetzten Figur des Romans, dem dekadenten Lebemann Lord Henry Wotton). Aber wenn man einem neuen Paper glauben darf, das im aktuellen Journal Psychological Science erschienen ist, dann wäre zumindest ein Teil dieser Aussage richtig: dass es nicht zwingend oberflächlich sein muss, nach dem Äußeren zu urteilen. Das Paper, verfasst von Genevieve Lorenzo, Jeremy Biesanz und Lauren Human (alle drei vom Social Accuracy Lab der University of British Columbia in Vancouver), kommt zwar zu dem Schluss, dass attraktive Menschen vorteilhafter beurteilt werden – aber dass dieses Urteil eben nicht oberflächlich gefällt wird, sondern im Gegenteil das Resultat einer im Vergleich zu nicht besonders attraktiven Personen deutlich eingehenderen Betrachtung ist.
Overall, people do judge a book by its cover, but a beautiful cover prompts a closer reading, leading more physically attractive people to be seen both more positively and more accurately.
Schön wär’s ja, wenn Schönheit also nicht nur oberflächlich unsere Aufmerksamkeit weckt, sondern auch tatsächlich unseren Blick schärft. Was ja auch plausibel wäre: Einer sympathischen Person widmet jeder gerne mehr Aufmerksamkeit, und gutes Aussehen macht, wie frühere Studien belegt haben, generell erst mal sympathisch. Die Frage ist nur, ob dieser schärfere Blick dann auch wirklich tiefer in die Persönlichkeit hinein sieht – und das lässt sich anhand der Studie zumindest nicht eindeutig beantworten (ich würde sogar sagen: es ist zu bezweifeln). Denn die 56 Studentinnen und 17 Studenten, die sich an den Tests beteiligt hatten, mussten zwar in kurzen und gegenseitigen Drei-Minuten-Interviews ein 21-teiligen Persönlichkeitsprofil ihres Gegenübers erstellen (und ihre Gesprächspartner zudem auf einer Attraktivitätsskala von 1 bis 7 einordnen), und in der Tat korrelieren hohe Attraktivitätswerte mit einer hohen Kongruenz zwischen dem fremd erstellten Persönlichkeitsprofil und der Eigendarstellung der Probanden. In anderen Worten: Attraktivere Menschen werden von anderen eher so gesehen, wie sie sich auch selbst sehen.
Aber das ist eben nicht deckungsgleich mit einer “objektiven” Wahrnehmung. Attraktive Menschen – genauer gesagt: solche, die sich dafür halten – haben beispielsweise auch generell ein stärkeres Selbstbewusstsein, was sich in überzeugenderer Selbstdarstellung niederschlagen kann. Aber auch das Auge des Betrachters ist hier nicht neutral: Der Sympathievorschuss, den wir attraktiven Menschen gewähren, ist in drei Minuten gewiss noch nicht aufgezehrt; unsere Bereitschaft, ein uns attraktiv erscheinendes Gegenüber so zu akzeptieren, wie es sich selbst sieht, ist größer als bei unattraktiven.
Aber sicher ist wohl, dass wir bei Schönheit gerne genauer und länger hinschauen. Was nicht immer im Interesse der Betrachteten liegen muss: Ein im November 2010 veröffentlichtes Paper mit dem Titel Don’t hate me because I’m beautiful kam zum Schluss, dass attraktive Menschen vor allem bei der Jobsuche benachteiligt sein können – vorausgesetzt, die beurteilende Person (z.B. der Personalchef bzw. die Personalchefin) sind erstens vom gleichen Geschlecht und zweitens selbst nicht so attraktiv wie der Bewerber oder die Bewerberin. Der so geschärfte Blick wird quasi zum Federmesser, mit dem sich die Pfeile des Neides zuspitzen lassen.
Quellen:
, Psychological Bulletin, 2000, Vol. 126, No. 3, 390-423
In Anlehnung an den Text von CAMILO ALVAREZ DE MORALES (School of Arabic Studies (CSIC), Grenada, Spain)”From medical care to body care” aus dem Buch 100.000 Years of Beauty. Bd.4, Gallimard 2009
Die in der arabischen Literatur reichlich vorhandenen und ausführlichen Beschreibungen weiblicher Schönheit helfen uns heute das Schönheitsideal der arabischen Frau zu rekonstruieren: Volle schwarze Haare sollte sie haben, eine weiße glatte Haut und eine hohe Stirn. Über die großen schwarzen Augen sollten sich schwarze Augenbrauen wölben. Als perfekt galt ein möglichst ovales Gesicht auf einem schlanken Hals mit einer schmalen Nase und einem roten Mund mit schönen weißen Zähnen. Weiche Arme, kleine Hände und Füße und eine schlanke Figur rundeten das Schönheitsideal der arabischen Frau ab.
Um diese Schönheitsattribute zu erlangen oder möglichst lange zu behalten, bot man in der arabischen Medizin den Damen nicht nur Gesundheits- und Ernährungsberatungen an, sondern empfahl ihnen auch die Verwendung von Kosmetika und die Durchführung von Operationen.
Körperpflege und Schönheit, eine Angelegenheit der Ärzte
Schönheit wurde nicht nur um ihrer Selbstwillen geschätzt, sie galt auch als Zeichen guter Gesundheit. Somit war es völlig legitim, dass sich die Ärzte auch über die Aufrechterhaltung der Schönheit bzw. einer angenehmen Erscheinung Gedanken machten.
Nicht selten enthielten daher medizinische Werke und Abhandlungen auch Kapitel über die Herstellung von Salben oder gaben Hinweise auf Massagen, Bäder und Körperhygiene. Es wurde nicht nur die therapeutische Wirkung der Öle, Pflaster, Zäpfchen, Tränke und Klistiere beschrieben, sondern auch deren kosmetische Effekte.
Medizinische Abhandlungen inklusive Schönheitstipps
Eine der wichtigsten medizinischen Abhandlungen im muslimischen Spanien waren sicher Avenzoar‘s (Ibn Zuhr) Kitab al-Istiqsad. Die Bücher, des im 11. Jahrhundert lebenden maurischen Arztes, Physikers und Gelehrten, der unter anderem auch als Begründer der experimentellen Chirurgie gilt, beinhalteten praktische Fragen zur Pflege der Haare, der Haut und der Mundhygiene. Zudem gaben sie Hinweise zur Verwendung von Zahnpasta, Deodorants, Parfüm und Enthaarungsmitteln und enthielten Ernährungstipps – sowohl zum Abnehmen als auch zum Zunehmen.
Zahlreiche Rezepte gegen graues Haar.
Größter Wert wurde auf die Haarpflege gelegt: Als erstrebenswert galt eine volle Haarpracht, die möglichst frei von grauen Strähnen sein sollte. Anregungen und Mittel, die Haarausfall und vorzeitiges Ergrauen vermeiden oder verzögern sollten, waren daher besonders zahlreich. Texte zur Augenpflege und Augenkrankheiten enthielten häufig auch Ratschläge zur Änderung der Augenfarbe – insbesondere was blaue Augen betraf, die man scheinbar gern dunkler erscheinen ließ. In diesem Zusammenhang wurden von dem Pharmakologen Ibn Wafid Augentropfen erwähnt, die aus Antimon, Lapislazuli, Perlen-, Moschus, Kampfer und Olivenöl hergestellt wurden. Weiterhin gab es Rezepte zur Beseitigung von Gelbfärbungen und für die Aufhellung zu dunkler Augen.
Minze und Zahnstocher gegen Mundgeruch
Besondere Aufmerksamkeit schenkte man auch der Mundhygiene. Bereits damals enthielten die medizinischen Abhandlungen Tipps zur Kräftigung des Zahnfleisches und zur Aufhellung der Zähne. Neben Ratschlägen zur Vermeidung und Pflege rissiger Lippen, wurden auch Hinweise gegeben, wie man den Lippen zu einem rosigeren Aussehen verhalf. Die größte Sorge galt jedoch dem Mundgeruch. Um diesen zu verhindern und dem Atem mehr Frische zu verleihen, benutzte man neben Minze und Basilikum, auch Quitte, Pfirsich, Rose, Baldrian, Nelken, Muskatnuss, Zimt, Orangen-und Apfelsaft. Auch Zahnstocher wurden empfohlen.
Bäder und Enthaarung gegen Körpergeruch
Generell legte man auf Körperpflege großen Wert. In Büchern diskutierte man nicht nur über den allgemeinen Gesundheitszustand und die Hygiene, sondern auch über Körpergerüche.
Auf Körperpflege legte man großen Wert.
Die Ärzte plädierten für das Baden; empfohlen wurden beispielsweise abwechselnd heiße und kalte Bäder, Dampfbäder, Massagen und Reibungen, um die Poren zu öffnen und Hautunreinheiten zu beseitigen. Anschließend rieb man den Körper mit duftendem Puder, Lotionen oder Salben ein. Darüber hinaus galt auch die Haarentfernung als hilfreiches Mittel gegen unangenehmen Körpergeruch. Das galt vor allem für die Entfernung der Haare unter den Achseln bei gleichzeitiger Verwendung von Deodorants.
Die Haut der Frau stand dabei im Mittelpunkt der zahlreichen medizinischen und kosmetischen Behandlungen. Die Abhandlungen waren voll von Formeln und Ratschlägen zur Beseitigung von Sommersprossen und Narben von Verbrennungen oder Windpocken, Pickeln und Warzen sowie schlaffer, faltiger Haut oder Hornhaut. Und sie enthielten ebenso Empfehlungen zum Aufhellen der Haut, wie Pflegetipps zum Schutz gegen Kälte und Wind.
Mieder für feste Brüste
Besonders eigen war man auch, wenn es um die Schönheit der Brüste ging. Der arabische Gelehrte Ibn al-Khatib rät den Damen nicht nur auf dem Rücken zu schlafen, sondern auch zum Tragen eines Mieders, um den Brüsten mehr Halt zu verleihen. Bäder und Massagen sollten die Spannkraft der Haut verbessern und Korsetts und Gürtel den Hüften und dem Bauch attraktivere Formen verleihen.
Auch das Sexualleben wurde berücksichtigt.
Neben dem Aussehen und dem allgemeinen Wohlbefinden, schloss die persönliche medizinische Beratung auch das Sexualleben mit ein – dazu zählten zum Beispiel der richtige Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs, die richtige Position, der Abstand, in dem er ausgeführt werden sollte und die Einnahme von Aphrodisiaka, für die es zahlreiche Rezepte gab.
Mit positiver Einstellung zu mehr Wohlbefinden
Auch die positive Wirkung von Entspannung und guter Laune war den Ärzten der damaligen Zeit bekannt. Der spanisch-arabische Philosoph und Arzt Averroes schrieb über die beruhigende Wirkung des Schlafes auf den Körper. Der Schlaf, so Averroes, helfe dem Körper seine Funktionen zu erfüllen. Dagegen führe Schlaflosigkeit zu Darm-Beschwerden und Erbrechen etc.
Nach Ansicht Ibn al-Khatib, sollten die Menschen versuchen, ihre Probleme zu vergessen, mehr Spaß haben, mit Freunden und Bekannten gute Gespräche führen und allgemein eine positivere Einstellung annehmen.
Quellen:
Azoulay , E.: 100.000 Years of Beauty. Gallimard, Paris 2009
]]>Für das Experiment wurden den Probanden (aus Studenten der Uni Jena rekrutiert – eine Wiederholung mit “Senioren” soll erst später veröffentlicht werden) am Computer zuerst eine Reihe von Gesichtern alter Menschen präsentiert (= Adaption); diese wurden gefolgt von “Testgesichtern”, die sie durch Morphing speziell auf die Altersklassen 30, 40, 50 und 60 Jahre “kalibriert” hatten. Im Resultat wurden die Testvisagen nach der Adaption an “alte” gesichter typischer Weise für zu jung geschätzt; im Gegenzug wurde ihr Alter nach dem intensiven Betrachten junger Gesichter dann klar überschätzt. “Diese Effekte treten unabhängig vom Alter und Geschlecht der Betrachter auf”, versichert Schweinberger.
Naja, nicht völlig unabhängig: Wenn Betrachter und Testbild unterschiedlichen Geschlechts waren, dann fiel dieser Effekt geringer aus. Aber eben nur geringer – vorhanden war er in allen Fällen. Und das bedeutet, dass es nichts nützt, sich mit jungen Leuten zu umgeben, um jünger zu erscheinen – im Gegenteil (und kommt man an dieser Stelle nun daran vorbei, den Playboy-Gründer Hugh Hefner und seinen chirurgisch aufgebesserten Harem zu erwähnen? Natürlich nicht …)
Besser wäre es also, sich mit einem Kreis älterer Personen zu umgeben, wenn man jünger aussehen will – was angesichts der zunehmend vergreisenden Bevölkerungsstruktur zumindest in Deutschland (wo bis zum Jahr 2050 der Anteil der über 60-jährigen auf mehr als 40 Prozent steigen wird) sowieso kein Problem darstellen dürfte. Aber andererseits sagt man ja, man sei immer so jung wie man sich fühle – und niemand wird ernsthaft glauben, dass der 84-jährige Hefner sich besser fühlen würde, wenn er seine blonden Gespielinnen gegen einen Kreis von Mitt-Neunzigern eintauschen müsste, nur um dann relativ gesehen ein paar Jährchen jünger zu wirken …
Quellen:
, Statistisches Bundesamt, November 2006
Foto:
Will Frau auf ihre Mitmenschen attraktiver wirken, sollte sie anscheinend hin und wieder doch einmal zu Make-up greifen. Verschiedene Studien zeigen, geschminkte Frauen werden nicht nur als gesünder, klüger und umgänglicher beurteilt, sondern auch attraktiver und sexuell anziehender (Osborn 1996). Welche Faktoren beim Make-up eine besondere Rolle spielen, darüber gibt die Studie von Hergovich (2002) Auskunft. Demnach haben vor allem Augen-Make-up und Lippenstift eine positive Wirkung. Letzterer primär dann, wenn er von dunkelroter Farbe ist.
Hell versus dunkel
An der Untersuchung nahmen 180 Versuchspersonen teil, deren Aufgabe darin bestand anhand von Fotos auf einer Skala von 1 bis 10 (1= sehr unattraktiv, 10= sehr attraktiv) die Attraktivität zweier Frauen mit unterschiedlichen Make-up zu beurteilen. Als Modelle wurden zwei Frauen unterschiedlichen Typs gewählt -eine mit blonden und eine mit schwarzen Haaren. Für jede Frau gab es 18 Fotos, auf denen jeweils das Augen-Mak-up (ohne, hell, dunkel), das Lippen-Make-up (ohne, hellrot, dunkelrot) und das Wangenrouge (ohne, mit) variierten.
Es zeigte sich, dass sowohl das Augen-Make-up als auch das Lippen-Make-up Einfluss auf die Attraktivitätseinstufung hatten. Beide Frauen wurden mit Augen-Make-up und Lippen-Make-up deutlich attraktiver eingestuft als ohne. Positive Effekte zeigten sich vor allem beim dunklen Augen-Make-up und beim dunkelroten Lippenstift. Keine Effekte konnten hingegen bei dem hellroten Lippenstift und dem Wangenrouge festgestellt werden.
Rot wie Blut
Demnach also kein Wunder, dass Rot ist in Sachen Lippenstift die unbestrittene Lieblingsfarbe ist; sie hat Signalwirkung, sticht ins Auge, wirkt lebendig und verführerisch und macht zudem offenbar noch attraktiver. Schon immer hatte diese Farbe für den Menschen eine besondere Bedeutung und verkörpert eine ganze Reihe von Symbolen. Rot ist die Farbe der Liebe, der Macht, des Glücks aber auch der Abschreckung.
In der hebräischen Sprache haben die Worte Rot und Blut den gleichen Ursprung. Und dem Blut verdanken wir schließlich auch die rote Farbe unserer Lippen: Die Lippen besitzen nicht nur eine hohe Anzahl an Blutgefäßen, sondern mit einer Stärke von etwa 0,02 Millimeter auch eine extrem dünne Haut. Es ist also das Blut, das durch die Haut schimmert und den Lippen so ihr rosiges Aussehen verleiht.
Königliches Rot
Den rötlichen Farbton der Lippen noch zu intensivieren, versucht man schon seit vielen tausend Jahren. Die bisher älteste gefundene Lippencreme stammt etwa aus dem Jahr 3500 vor Christus und wurde in der sumerischen Stadt Ur bei Ausgrabungen entdeckt. Auch Königin Nofretete (um 1350 v. Chr.) färbte bereits ihre Lippen rot. Die Ägypter verwendeten dafür eine Zinnoberpaste, die auf die Lippen aufgetragen wurde. In Rom und Japan wurde das Färben der Lippen von den höhergestellten Frauen nicht nur aus Schönheitsgründen, sondern auch als Zeichen der Abgrenzung gegenüber dem einfachen Volk benutzt.
Gern und ausgiebig schminkte sich die englische Königin Eliesabeth I. (1533-1603). Sie soll sogar schon eine Lippensalbe in der Form eines Stiftes benutzt haben. Eine ganz eigene Methode ihren Mund zu einem sinnlich roten Farbton zu verhelfen hatte dagegen die Zarin von Russland, Katharina die Große (1729-1796). Sie ließ sich angeblich ihre Lippen von ihren Dienerinnen ansaugen und anbeißen, um sie möglichst prall und leuchtend erscheinen zu lassen.
Vom “Würstchen” zum unverzichtbaren Accessoires
Kein Freund des Lippenrots war indessen Königin Victoria. Sie verbannte 1860 alles was als Kosmetik betrachtet werden konnte kurzerhand vom Hofe. Den Siegeszug des Lippenstifts konnte aber selbst die Königin nicht aufhalten. 23 Jahre später, im Jahr 1883, stellte ein Pariser Parfümeur auf der Weltausstellung in Amsterdam unter dem Namen “Zauberstab des Eros” den ersten (modernen) Lippenstift vor.
Der in Seidenpapier gewickelte und aus gefärbtem Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs bestehende Stift wurde zunächst eher argwöhnisch betrachtet und oftmals eher respektlos als “Würstchen” bezeichnet. Er galt in der Damenwelt als unschicklich und war zudem noch unsagbar teuer. Populärer machten ihn erst die sich entwickelnde Filmindustrie und mit dieser, Schauspielerinnen wie Sarah Bernhardt (1844-1923).
Doppelte Verführung
In den 20er Jahren erhielt der Stift sein Metallkleid, damals noch mit einem einfachen Schiebemechanismus versehen. Erst 1948 wurde in Amerika der heute übliche Drehlippenstift konzipiert. Inzwischen benutzen den kleinen Stift mehr als 80 Prozent der deutschen Frauen und es gibt wohl kaum eine Damenhandtasche, in der er nicht zu den wichtigsten Utensilien gehört. Der kleine -meist rote- Stift ist für Frauen offenbar unwiderstehlich; denn er gehört wohl nicht nur zu den meist verwendeten Make-up Artikeln, sondern angeblich auch mit zu den am häufigsten gestohlenen Produkten.
Der Lippenstift, quasi eine Verführung der doppelten Art …
Quellen:
Podiumsdiskussion rund um die Frage “Was ist schön?”. Die virtuelle Diskussion bekommt jetzt reale Gesichter.
Die unzähligen Facetten des Themas Schönheit haben uns an dieser Stelle in den letzten Monaten beschäftigt. Wir haben etwas über die “Schönheit des Faustkeils” erfahren und über die Frisuren im alten Rom. „Bizarre Schönheitsideale” haben uns genauso beschäftigt wie die Ergebnisse der psychologischen Attraktivitätsforschung. Nun bekommt die virtuelle Diskussion endlich auch reale Gesichter.
Für eine Podiumsdiskussion haben wir drei wirklich hochkarätige Wissenschaftler begeistern können. Aus Wien wird am 13. Januar der Evolutionsbiologe und Attraktivitätsforscher Prof. Dr. Karl Grammer nach München reisen. Ebenfalls aus Wien kommt Prof. Dr. Otto Penz, der sich als Soziologie vor allem mit Fragen von Körperlichkeit und Emotionalität beschäftigt und erst vor wenigen Monaten ein Buch mit dem Titel „Schönheit als Praxis” vorgelegt hat. Komplettiert wird die Expertenrunde durch Dr. Ulrich Renz, dessen Buch „Schönheit – Eine Wissenschaft für sich” quasi Pflichtlektüre zum Thema ist.
Wer am 13.1.2011 nach München ins Deutsche Museum kommen möchte, der kann natürlich direkt vor Ort die Diskussion verfolgen, die von Dr. Christine Eichel (Ressortleitung Kultur, Focus) moderiert wird.
Welche Fragestellungen sind bislang im Blog zu kurz gekommen? Was denkt Ihr grundsätzlich über das Thema? Wo seht ihr vielleicht weiteren Forschungsbedarf?
Jetzt Fragen an die Experten stellen
Alle anderen Leser haben jetzt die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Wir sammeln hier Eurer Feedback, das wir unseren Experten dann bereits vor der Veranstaltung übergeben werden. Welche Themen interessieren Euch besonders? Welche Fragestellungen sind bislang im Blog zu kurz gekommen? Was denkt Ihr grundsätzlich über das Thema? Wo seht ihr vielleicht weiteren Forschungsbedarf?
Die Antworten unserer Experten dokumentieren wir dann selbstverständlich wieder hier im Blog. Und über die Veranstaltung werden wir natürlich sowieso in Text und Bild berichten.
Hier nochmal die Daten zur Veranstaltung:
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Zur Teilnahme an der Veranstaltung (ein begrenztes Kontingent an Restplätzen ist vorhanden) ist eine Anmeldung per Mail erforderlich: Manon.Littek@scienceblogs.de
]]>Die Hände, eine Komposition aus drei Nerven, 27 Knochen, 17.000 Fühlkörperchen , 33 Muskeln und diverse Sehnen, gehören zu den kompliziertesten Körperteilen des Menschen. Sie sind nicht nur unsere wichtigsten Werkzeuge, sondern auch täglich den Blicken anderer ausgesetzt. Neben Gesicht und Hals sind sie das mit am häufigsten sichtbare Körperteil.
Kein Wunder also, das nicht nur das Gesicht und die Figur gewissen Schönheitsidealen unterliegen, sondern auch unsere Hände. Studien zeigen, bestimmte Attribute machen für uns Hände schön: Lang und schlang sollten sie sein bei den Frauen, kräftig und athletisch bei den Männern.
Die Harmonie muss stimmen
Den idealen Prototypen “Hand” gibt es nicht, doch wie auch beim Gesicht ist es wichtig, dass die Proportionen stimmen und alles ein harmonisches Bild ergibt. In einem anderen Artikel wurde bereits ausführlich über den Goldenen Schnitt berichtet; eine spezielle Aufteilung bzw. ein Längenverhältnis, das von uns als besonders harmonisch, ausbalanciert und deshalb als schön empfunden wird. Auch das Skelett unserer Hand entspricht diesem Goldenen Schnitt.
Nägel, eine Frage der Form
Neben den harmonischen Proportionen finden Frauen bei Männern zudem eine starke Venenzeichnung attraktiv. Auch bei sportlich aktiven und athletischen Menschen werden ausgeprägte Venen als schön empfunden. Männer bevorzugen beim weiblichen Geschlecht dagegen eine glatte Hand ohne deutlich sichtbare Venenzeichnung. Idealerweise sollte die Schlankheit der Frauenhände durch eine lange und schlanke Nagelform unterstützt werden. Männerhände punkten dagegen eher mit Nägeln in quadratischer Form.
Hände als Flirtfaktor
Schöne Hände gehören nicht nur zu einem gepflegten Erscheinungsbild, sondern sind auch bei der Partnerwahl wichtiger als man denkt.
Beim ersten Date sollte man sich also nicht nur darauf konzentrieren, dass die Frisur perfekt sitzt, sondern gegebenenfalls auch seinen Händen zuvor eine Maniküre gönnen. Denn vor allem für die Frauen spielen die Hände des potentiellen Partners eine große Rolle. Angeblich schenkt jede Zweite diesem Körperteil ganz besondere Aufmerksamkeit.
Auch die Männer schauen den Frauen nicht immer zwangsläufig zuerst auf die Augen, den Po oder die Figur; bei fast 20 Prozent von ihnen, gehört der erste Blick den Händen.
Quellen:
Erstmals haben schwedische Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Schlaflänge und Attraktivität experimentell nachgewiesen.
Ausgeschlafene wirken demnach auf ihre Mitmenschen nicht nur gesünder, sondern sie werden auch attraktiver eingeschätzt als diejenigen, bei denen der Schlaf etwas zu kurz gekommen ist.
Attraktiver ist, wer länger schläft
Position, Kleidung etc. der Testpersonen war während beiden Aufnahmen gleich. Sie waren ungeschminkt, trugen die Haare in der gleichen Frisur und sollten möglichst gerade und neutral in die Kamera blicken.
Die Fotos wurden anschließend 65 Versuchspersonen präsentiert. Jedes Bild für jeweils sechs Sekunden. Danach sollten sie anhand einer Skala beurteilen, wie attraktiv, gesund und ausgeschlafen sie die Personen auf dem Foto empfinden. Nach 23 Fotos mussten die Probanden eine kurze Pause einlegen und eine Gedächtnisaufgabe lösen. So sollte verhindert werden, dass sie die Gesichter speichern. Danach folgte die gleiche Prozedur für die anderen 23 Fotos.
Was uns sicher nicht unbedingt verwundern wird (schon gar nicht bei diesem Schlafmangel), aber jetzt wissenschaftlich belegt ist: Unausgeschlafen werden die Testpersonen weniger attraktiv, weniger gesund und deutlich müder wahrgenommen als wenn sie ausgeruht sind.
Quellen:
Zuletzt hatten wir schon festgestellt, dass es ganz natürlich ist (und eben keinesfalls „erlernt”) Schönheit schön zu finden. Wir halten schöne Menschen beispielsweise für vertrauenswürdiger. Aber wie weit reichen eigentlich die Effekte des Schönheitsstereotyps? Wir halten doch niemanden für einen tollen Künstler, nur weil er zufälligerweise gut aussieht und gekleidet ist?
Ganz so einfach ist die Sache vermutlich nicht, aber gerade im Feld der Musik spielen Äußerlichkeiten eine größere Rolle, als wir denken. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Wahrnehmung von Musik stark von der jeweiligen Situation abhängig ist. Im Kaufhaus-Aufzug nervt uns das Gedudel aus dem Lautsprecher, an einem anderen Ort, in anderer Stimmung würden wir dieselben Melodien vielleicht als ganz entspannend empfinden.
Musik ist viel mehr als nur das, was wir hören
Dass die Rahmenbedingungen unter denen wir Musik „konsumieren” entscheidend sind, ist keine neue Erkenntnis. Vor knapp 20 Jahren stellte Richard Leppert diesbezüglich fest, dass dies dem abstrakten Wesen der Musik geschuldet sei. Und insofern seien musikalische Darbietungen genauso an die körperlichen und visuellen Momente gekoppelt wie Theater oder Tanz.
„Precisely because musical sound is abstract, intangible, and ethereal […] the visual experience of its production is crucial to both musicians and audience alike for locating and communicating the place of music and musical sound within society and culture. […] Music, despite its phenomenological sonoric ethereality, is an embodied practice, like dance and theater.” (Leppert, 1993: xx-xxi).
Wie entscheidend das Erscheinungsbild von Musikern ist, zeigt eine aktuelle Studie der Musikpsychologin Noola K. Griffiths.1
Griffiths hatte vier Musik-Studentinnen ausgewählt (alle gehörten zu den besten ihrer Klasse), die äußerlich ziemlich ähnlich waren (gleiche Schuh- und Kleidergröße, gleiches Alter etc.). Die jungen Musikerinnen sollten vor der Kamera ein Solo-Violinstück einspielen. Viermal mussten sie antreten. Einmal in edler Konzert-Kleidung, dann in Jeans, einmal im Party-Outfit und zuletzt wurden sie hinter einer Papierwand gefilmt, so dass nur ihr Schattenbild zu sehen war.
Für eine musikpsychologische Studie wurden von Musikstudentinnen Solostücke in verschiedenen Outfits eingespielt. Die Bewertung des Publikums zeigte den Unterschied…
Diese verschiedenen Aufnahmen wurden dann den eigentlichen Probanden vorgespielt (beide Geschlechter waren hier gleich häufig vertreten). Der Ton war allerdings bei allen Varianten identisch (es gab also keinen Unterschied außer der Kleidung). Die Zuhörer sollten die Auftritte bewerten und zwar im Hinblick auf vier Kriterien: technische Klasse, musikalische Qualität, Attraktivität der Künstlerin und Angemessenheit des Outfits.
Schönheit klingt gut
Die Ergebnisse sind spannend: die besten Noten (was die musikalische Leistung betrifft!) bekamen eindeutig die Aufnahmen in Konzertkleidung. Die eher „neutraleren” Varianten wurden mittelmäßig bewertet, am schlechtesten schnitten die Darbietungen ab, in denen die jungen Musikerinnen sehr körperbetonte Partykleidung trugen. (Leider sind in den Paper/PDFs, die mir vorliegen, keine Fotos abgebildet. Es klingt aber so, als hätte das „Party-Outfit” eher aus sehr kurzem Rock und ebenso knappem Oberteil bestanden…)
Interessant dabei ist, dass die Zuhörer ja eindeutig die Qualität der Musik und die musikalisch-technischen Aspekte bewerten sollten. Und hierauf hat ganz offensichtlich die Optik einen ganz entscheidenden Einfluss. Offenbar erwarten wir eine Geigerin in festlicher Abendkleidung. Wird diese (visuelle) Erwartung enttäuscht, dann schmälert das auch den Hörgenuss. Insofern sind Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko und Co. sicher gut beraten auch weiterhin auf den Konzertplakaten und den CD-Covern mit tollen Abendkleidern zu glänzen.
Die Studienautorin Noola K. Griffiths plädiert jedenfalls an uns, dass wir diese Effekte wenigstens im Hinterkopf behalten sollten:
“This study has implications for both performers and audiences alike: performers should be aware that their visual appearance will have a bearing on how they are received musically and audience members should be conscious of the effect non-musical attributes are likely to have on their judgements of a performance.”
Also, halten wir fest: je attraktiver Musiker (gekleidet) sind, desto besser klingt auch ihre Musik in unseren Ohren. (Jedenfalls wenn das Outfit den Konventionen der klassischen Musik entsprechend gewählt ist.) Ob David Garrett wohl solche Studien kennt?
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Literatur:
Foto von Anne-Sophie Mutter: © Harald Hoffmann / Deutsche Grammophon
]]>Unsere Haut bietet eine Menge Platz für Kreativität; Tätowierungen, Bemalungen, Ringe und Piercings. Inzwischen ist dieser Körperschmuck, der noch vor wenigen Jahren oft skeptisch beäugt und eher mit diversen Randgruppen in Verbindung gebracht wurde, zum Teil schon fast salonfähig geworden. Doch Hautverzierungen dieser Art sind bei Weitem nicht nur eine Modeerscheinung unserer Zeit, sondern besitzen häufig eine lange Tradition. So verhält es sich auch mit einem der neueren Trends in Sachen “Hautverschönerung”, den Schmucknarben.
Körperschmuck der bleibt
Das Anbringen dieser Zier- oder Schmucknarben wird als Skarifizierung oder Scarification bezeichnet. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen Wort scarificatio/scarifatio ab und bedeutet so viel wie “das Ritzen”. Je nachdem welche Methode des Anbringens verwendet wird, spricht man auch von Branding oder Cutting. Aber egal welche Methode benutzt wird, in jedem Fall ist es eine schmerzhafte und vor allem dauerhafte Art der Körperverzierung.
Beim sogenannten Cutting werden die Muster gezielt in die Haut geschnitten. Dazu werden in der Regel mit dem Skalpell erst die äußeren Umrisse des Musters gezogen und anschließend die dazwischenliegende obere Hautschicht entfernt. Beim Branding erzeugt man die Narben durch Verbrennungen der Haut, zum Beispiel mit heißem Metall, Laser oder wie beim Cautery Branding mit dem sogenannten „Kauter“, der die Haut mittels Strom verödet.
Die Skarifizierung ist vor allem bei Völkern mit dunkler Haut beliebt, da normale Tätowierungen aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe kaum oder gar nicht sichtbar wären. In Afrika, vor allem im Tschad, im Sudan aber auch in Nigeria, Angola oder Kenia etc. dient das Anbringen der Ziernarben oft nicht nur der Verschönerung des Körpers, sondern wird auch vor einem ganz speziellen Hintergrund vorgenommen oder soll etwas Bestimmtes zum Ausdruck bringen.
Schmucknarben als Herkunftsnachweis
Jedes Muster hat seinen eigenen Namen und seine eigene Bedeutung. Bei verschiedenen afrikanischen Völkern geben die Art und Form der Narben beispielsweise Auskunft über den Status einer Person; Familienstand, Funktion, Stammeszugehörigkeit etc.; je aufwendiger die Verzierungen, umso höher ist in der Regel auch der Status des Trägers.
Skarifizierungen werden oft erst ab einem bestimmten Alter vorgenommen und dienen dann gleichzeitig auch als Initiationsritual, beispielsweise beim Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter. Jungen erhalten die Schmucknarben beispielsweise als Zeichen dafür, dass sie zu Kriegern geworden sind. Und die Mädchen der Hadjerai, einem Volk von Gebirgsbauern im Gebirgsmassiv des Zentraltschads, gelten erst als heiratsfähig, wenn sie im Gesicht, auf dem Rücken, dem Bauch und den Schultern skarifiziert wurden.
Bei den Nuba-Frauen (Bild) im Südsudan erfolgt die Skarifizierung nach drei streng festgelegten Phasen. Die ersten Narben erhalten die Mädchen im Alter von zehn Jahren. Kurz nach der ersten Menstruation werden weitere Narben unter dem Brustbereich angebracht. Nach der Geburt und dem Abstillen des ersten Kindes wird die Verzierung schließlich durch weitere Narben auf dem Rücken, den Armen und den Beinen vervollständigt.
Mittel der Verführung
Die Narben müssen jedoch nicht immer zwangsläufig etwas zum Ausdruck bringen. Nicht selten dienen sie einfach nur dazu, den Körper zu verschönern. Man benutzt sie als Schmuck, um sich für das andere Geschlecht attraktiver zu machen. So beispielsweise bei den Baluba, einem Volksstamm im Kongo; dort schmücken Mädchen und Frauen ihren Unterbauch oder ihre Hüften mit rautenförmigen Narben, deren einzige Aufgabe angeblich darin besteht, die Blicke der Männer anzuziehen und deren Verlangen zu wecken.
Der Grund, die Haut mit solchen Verzierungen zu schmücken, dürfte auch in der westlichen Kultur heute bei den meisten Menschen der sein, dass sie die Verzierungen einfach schön finden. Für die Mehrheit ihrer Träger sind sie ein reines Schmuckelement, mit dem nicht unbedingt auch etwas ausgedrückt werden soll.
Attraktiv mit Narben
Inwieweit dieser narbige Körperschmuck die Attraktivität des Geschmückten auch in den Augen anderer erhöht, ist wohl zweifellos eine Frage des Geschmacks. Bisher ging man eher davon aus, das Narben in den westlichen Kulturen einen negativen Einfluss auf das Attraktivitätsempfinden haben. Anders als in vielen afrikanischen Kulturen, wo man Narben gezielt einsetzt, um attraktiver zu wirken und diese als Zeichen von Reife und Stärke betrachtet.
Interessanterweise zeigen aber Untersuchungen, das Narben generell -auch in westlichen Gesellschaften- nicht zwangsläufig negativ bewertet werden, zumindest sofern diese nicht zu groß und dominant sind. Frauen finden für eine kurzfristige Beziehung Männer mit Narben scheinbar sogar attraktiver. Möglicherweise, so die Wissenschaftler, werden sie als männlicher empfunden und die Narben mit Gesundheit und Tapferkeit gleichgesetzt. Für eine langfristige Beziehung würden Frauen allerdings eher Männer ohne Narben den Vorzug geben. Männer, die ebenfalls an längerfristigen Beziehungen interessiert sind, sollten anscheinend demnach etwas genauer darüber nachdenken, auf welche Weise sie ihren Körper verschönern.
Quellen:
In Anlehnung an den Text von Sylvie Guichard und Karl Pays “Marvellous Mascara” aus dem Buch 100.000 Years of Beauty. Bd.4, Gallimard 2009
Es gibt wohl kaum eine Frau, die sich nicht schöne, lange und dunkle Wimpern wünscht. Doch meist entsprechen die vorhandenen Tatsachen nicht unbedingt den Vorstellungen der Trägerin. Um dem Wunsch möglichst nahe zu kommen, wird deshalb zu verschiedenen Hilfsmitteln gegriffen – an erster Stelle natürlich in diesem Fall zur Wimperntusche.
Die Mascara (italienisch maschera = Maske), wie sie auch genannte wird, ist heute aus keinem Schminktäschchen mehr wegzudenken und eine der wichtigsten Utensilien im “Kampf” um den perfekten Augenaufschlag.
Die Wimpern des Menschen sind an ihren Enden sehr dünn und daher in der Regel auch kaum sichtbar. Mascara wirkt in diesem Fall quasi wie flüssige Farbe, trägt man sie auf die Wimpern auf, macht sie sozusagen diese “unsichtbaren” Enden sichtbar und lässt die Wimpern insgesamt optisch länger und dichter erscheinen.
Am Anfang war es Ruß
Bis Anfang der 20er Jahre war Ruß sozusagen die einzige zur Verfügung stehende Möglichkeit, sich die Wimpern zu färben. Genauer gesagt bestand die in kleinen Blöcken erhältliche Mascara aus einem Gemisch aus Ruß und Seife. Erfunden wurde sie im späten 19. Jahrhundert von dem französischen Parfümeur Eugen Rimmel. Das Auftragen der Wimperntusche erfolgte mit einem Pinsel, der vorher mit Wasser angefeuchtet und über den Block gerieben wurde. Die meisten Frauen benutzten aber häufig einfach nur ihre Spucke, um die Mascara anzufeuchten.
Die erste moderne Mascara bestand aus einer Mischung aus Kohlenstaub und Vaseline und wurde 1913 von dem amerikanischen Chemiker T. L. Williams entwickelt. Dieser wollte seiner Schwester Mabel dabei helfen ihren Traummann Chet zu erobern. Mit vollem Erfolg! Chet und Mabel heirateten nicht nur ein Jahr später, sondern auch die Mascara entwickelte sich zu einem Renner. 1915 gründete Williams die Firma Maybelline, zusammengesetzt aus dem Namen seiner Schwester Mabel und der für die Herstellung der Wimperntusche verwendeten Vaseline. Die Firma, die ursprünglich als reines Versandunternehmen begann, gehört heute zu den größten Kosmetikfirmen der USA.
Aus fest wird flüssig
Lange Zeit wurde Mascara nur in fester Form verkauft. Erst 1957 kam die erste flüssige Wimperntusche auf den Markt. Entwickelt wurde sie von der Kosmetikunternehmerin, Helena Rubinstein. Diese neue Wimperntusche war wesentlich einfacher zu handhaben als die bisher erhältlichen “Blöcke”. Sie wurde in Flaschen -inklusive einer Bürste zum Auftragen- verkauft. Man musste sie auch nicht erst “anrühren”, sondern konnte sie sofort auf die Wimpern auftragen.
Die Tage schmieriger, klumpiger Mascara waren nun vorbei und schon bald wurde Helena Rubinsteins Erfindung von der gesamten Schönheitsbrache übernommen. In den 70er Jahren reicherte man die Mascara zusätzlich noch mit Inhaltsstoffen an, die beispielsweise auch bei Haarpflegeprodukten verwendet werden. Wimperntusche besteht somit heute im Wesentlichen aus Wasser, Wachsen, Fetten und Ölen. Zusätzlich enthält sie häufig auch Hilfsstoffe wie Filmbildner, Emulgatoren und Konservierungsmittel -wobei Letztere eine Verkeimung der Produkte verhindern sollen. Mineralische Pigmente wie zum Beispiel schwarze und braune Eisenoxide geben der Mascara ihre Farbe.
Vielfalt an Farben und Formen
Inzwischen hat Frau die Qual der Wahl zwischen unzähligen Produkten – sie muss dem Objekt ihrer Begierde auch nicht mehr nur mit schwarzen Wimpern schöne Augen machen, sondern kann mittlerweile auf verschiedenste Farben zurückgreifen. Auch in Sachen Bürste hat sich viel getan. Unterschiedliche Formen versprechen die verschiedensten Effekte; die einen sollen die Wimpern länger wirken lassen, manche dichter und wieder andere sollen ihnen einen schönen Schwung verleihen.
Zu guter Letzt muss dann nur noch die Entscheidung zwischen wasserfest und nicht wasserfest getroffen werden. Letztere Mascara verschmiert gern und schnell einmal, ist dafür aber gut wasserlöslich und lässt sich leicht entfernen. Bei der wasserfesten Variante muss man dafür bei Regen keine Angst haben, sich “aufzulösen” und sie hält auch Schweiß und Tränen stand. Allerdings bedarf es auch spezieller (kosmetischer) Mittel, um sie wieder loszuwerden.
Quellen:
Offenbar kennt Eitelkeit keine Grenzen. Auf den Gedanken kann man zumindest kommen, wenn man im Internet über die Seite und die Berichte von BeautifulPeople.com stolpert. Eine Partnerbörse und Community für die Schönen dieser Welt. Neue Geschäftskontakte knüpfen oder das private Glück finden, hier können die Schönen untereinander wählen.
Gegründet wurde BeautifulPeople.com bereits 2002. Inzwischen tummeln sich dort weltweit über 600.000 Mitglieder. Diesen werden zahlreiche Vorteile in Aussicht gestellt: Einladungen zu glamourösen Partys, ein weltweites Jet-Set-Netzwerk, Angebote führender Film- und Fernsehunternehmen. Eventuell Verträge mit Modelagenturen und bessere Karrierechancen durch ausgewählte Partnerschaften zwischen BeautifulPeople.com und führenden Unternehmen.
Grünes Licht für die “Gewinner”
Jedenfalls hab ich mich mal -als Gast- auf der Seite umgesehen: Naja, Schönheit ist ja Geschmackssache, aber ich könnte jetzt nicht behaupten, es seinen “Miss & Mister World” dort versammelt gewesen. Möglicherweise sind einige Personen aber inzwischen auch schon wieder von der Seite verschwunden; denn nur wer innerhalb der ersten 48 Stunden genug Stimmen von den anderen Mitgliedern erhält, darf in der illustren Gesellschaft der Schönen bleiben. Und wer die Mehrheit nicht bekommt, fliegt wieder raus.
Der Ausgestoßene erhält jedoch die Chance, sich mit einem neuen und besserem Foto erneut zu bewerben. Definierte Schönheitskriterien gibt es nicht; allein der Geschmack der Community ist ausschlaggebend. Verfolgen kann man die Abstimmung in einem Echtzeit-Diagramm, das je nach Bewertung zwischen Grün und Rot wechselt.
Weihnachtsspeck mit Folgen
Wer es geschafft hat, darf sich aber keinesfalls auf seinen “Lorbeeren” ausruhen, denn Schönheit will gepflegt werden. Ist der Waschbrettbauch nach den Weihnachtsfeiertagen verschwunden, sollten auch bereits bestätigte Mitglieder besser keine neuen Fotos hochladen. Denn wenn dort die Fettröllchen sichtbar werden, muss man eventuell die virtuellen Koffer packen.
Jedenfalls mussten diese Erfahrung anscheinend Anfang des Jahres rund 5000 Mitglieder der Community machen. Weil andere Mitschöne sich über deren zugelegten Pfunde auf den neu hochgeladenen Weihnachtsbildern beschwerten, wurden sie kurzerhand aus der Welt der Schönen ausgeschlossen. Die größten “Verluste” wurden (laut Presseberichten) in den USA und in Großbritannien verzeichnet. Hat man sich den Speck diszipliniert wieder runter gehungert, darf man sich natürlich neu bewerben.
Samenbank der Eitelkeit
Seit August dieses Jahres dürfen sich nun auch “hässliche” Menschen bei BeautifulPeople.com bewerben, allerdings nur für das “Fertility Forum” – ein neuer Service des Seitenbetreibers. Laut Robert Hintze, dem Gründer dieser Beautybox, soll in dem Fruchtbarkeits-Forum der Kontakt zwischen weniger attraktiven -zukünftigen- Väter und Mütter mit besonders gut aussehenden Spendern von Samen oder Eizellen hergestellt werden. Das Ziel? Schöne Kinder natürlich. Interesse an mehr? Etwas ausführlicher beschreibt zum Beispiel der Spiegel das Projekt “BeautifulBaby”.
Und wer hat noch mal gesagt, auf die inneren Werte kommt es an?
]]>Natürlich kann ein Muttermal an der richtigen Stelle das Gesicht eines Menschen noch betonen und es unverwechselbar machen- siehe beispielsweise Cindy Crawford. Doch im Allgemeinen ist es nun einmal die reine und ebenmäßige Haut, die als besonders schön empfunden wird, wie verschiedenen Studien belegen.
Wer mehr hat, wird später alt
Die meisten Menschen haben rund 30 bis 40 Muttermale. Nur ein geringer Prozentsatz der weißhäutigen Bevölkerung hat mehr als 100 dieser kleinen braunen Flecken auf der Haut. Doch die Träger der vielen (meist ungeliebten) Muttermale müssen nicht mit ihrem Schicksal hadern. Freilich hat sich das Schönheitsideal nicht über Nacht gewandelt und die braunen Flecken auf der Haut werden plötzlich zum Zeichen von Attraktivität -aber dafür von Jugend. Und jung wollen wir doch fast alle möglichst lange bleiben.
Zu verdanken haben wir diese Erkenntnis britischen Wissenschaftlern, die sich entschlossen hatten, die kleinen braunen Male nicht nur in Bezug auf ihre negativen Seiten hin zu untersuchen, wie beispielsweise Hautkrebs, sondern auch mal deren positiver Effekte auf den Grund zu gehen.
Das Ergebnis überrascht und wird Menschen mit vielen Leberflecken freuen: Denn je mehr Leberflecke ein Mensch hat, umso langsamer altert er offenbar. Er hat weniger Falten und weniger Altersflecken bzw. bekommt diese zumindest später als seine fleckenärmeren Mitmenschen.
Eine Frage der Zeit
Um herauszufinden, was bei Menschen mit vielen Muttermalen (vielleicht) anders ist, teilten die Wissenschaftler 1800 Zwillinge nach Anzahl ihrer Leberflecken in zwei Gruppen ein und verglichen anschließend die Länge der Chromosomenenden, die sogenannten Telomere. Diese Chromosomenendkappen tragen selbst zwar keine lebenswichtigen Gene, liegen aber schützend vor den eigentlich wichtigen Erbinformationen.
Durch die im Laufe unseres Lebens immer wieder stattfindende Zellteilung nutzen sich die Telomere jedoch sozusagen ab und werden mit jedem Mal ein Stückchen kürzer. Je älter ein Mensch ist, umso kürzer sind also quasi auch seine Telomere. Jede weitere Zellteilung hätte nun möglicherweise zur Folge, dass die genetische Information der Chromosomen geschädigt wird. Um das zu verhindern, fällt die Zelle schließlich in eine Art “Ruhezustand” und stirbt letztlich ganz. Der Alterungsprozess beginnt und der Körper wird anfälliger für Krankheiten.
Jüngeres Aussehen dank längerer Talomere
Der Wissenschaftlerin und Dermatologin Veronique Bataille vom Londoner Kings College war bei der Untersuchung ihrer Patienten aufgefallen, dass die mit den vielen Leberflecken im Vergleich zu ihrem Alter häufig deutlich jünger aussahen, weniger Falten und auch Altersflecken aufwiesen.
Der Vergleich der Länge der Telomere mit der Anzahl der Leberflecken im Rahmen der Studie zeigte nun, dass die Gruppe mit mehr als 100 Leberflecken längere Telomere aufwies, als die Gruppe mit den wenigen Leberflecken. Sprich, die Zwillinge mit den vielen Leberflecken hatten jüngere Zellen und sahen daher auch jünger aus.
Eigentlich doch eine gute Nachricht für alle die, die nicht glücklich mit ihren vielen Leberflecken sind. Von der Erkenntnis nimmt zwar die Zahl der Muttermale nicht ab, aber man sieht wenigstens länger jünger aus als viele seiner Altersgenossen. Denn irgendwann bekommt auch die makelloseste Haut mal Altersflecken und wird faltig …
Quellen:
Wir mögen das als ungerecht empfinden, doch Schönheit wirkt. Es ist eine Form sozialen Kapitals.
Wer schön ist, ist immer auch mehr als das. Zumindest in den Augen seiner Mitmenschen. Wer schön ist, der hat – wie unzählige Studien belegen – in vielen, vielen Bereichen des Lebens einen (messbaren) Vorteil. Wir mögen das als ungerecht empfinden, doch Schönheit wirkt. Es ist eine Variante des sozialen Kapitals, wie man in Anlehnung an Pierre Bourdieu formulieren könnte. Was wissen wir über diese soziale Komponente der Schönheit?
Hier im Blog haben wir ja bereits festgestellt, dass die Vorstellungen von dem, was Menschen schön und anziehend finden, historisch und kulturell variieren. Schönheit ist keine stabile Größe, sie entzieht sich simplen Definitionen und ist nicht so einfach mess- und quantifizierbar. Und so gibt es auf die Frage „Was ist schön?” entweder keine oder unzählig viele Antworten.
Vollkommen anders verhält es sich, wenn wir nach der Wirkung von Schönheit fragen. Denn die Effekte von Schönheit im sozialen Leben sind in hunderten Studien nachgewiesen und zu beziffern. Wie ich in meinem letzten Artikel schon skizziert habe, assoziieren wir mit schönen Menschen unweigerlich weitere positive Eigenschaften: Großzügigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Kompetenz und vieles mehr. Und genau diese Tatsache ist das (soziale) Kapital mit dem schöne Menschen „wirtschaften” können.
Wie hoch ist wohl das “soziale Kapital” dieses Gesichts?
Mehr (wirtschaftlichen) Erfolg durch Schönheit
Um es an einem Beispiel festzumachen: Wer überdurchschnittlich schön ist, der wird automatisch auch als überdurchschnittlich vertrauenswürdig eingestuft. Und das hat Folgen.
1998 ließ der der Psychologe Matt Mulford seine Studenten von der London School of Economics eine spezielle Form des Gefangenendilemmas spielen.1 Hier geht es in der Grundvariante (verkürzt gesagt) darum, dass die Spieler sich entscheiden müssen, ob sie mit anderen Mitspielern kooperieren oder nicht. Keiner der Beteiligten kennt zum Entscheidungszeitpunkt die Wahl der anderen Teilnehmer. Im Falle von Kooperation werden höhere Gewinne ausgeschüttet. Bei Nicht-Kooperation gehen die Beteiligten entweder mit geringeren Erträgen aus der Spielrunde oder gehen (wenn sie verraten wurden) ganz leer aus.
Gefangenen-Dilemma: Je attraktiver die Spieler, desto erfolgreicher waren sie.
Mulford interessierte sich freilich für die Frage, ob das Aussehen der Mitspieler deren Spielerfolg beeinflusst. Und das Ergebnis war eindeutig: Je attraktiver die Spieler, desto erfolgreicher waren sie. Und das lag nicht an ihren vielleicht raffinierteren Strategien. Das lag einzig und allein am Verhalten der anderen (durchschnittlich attraktiven) Mitspieler. Diese kooperierten einfach häufiger mit den schönen Menschen, wodurch diese im Endeffekt profitierten.
Die Gleichung: Schönheit = Vertrauenswürdigkeit
Schönheit macht offenbar vertrauenswürdig. Und das funktioniert nicht nur bei solchen Spielchen. Auch beim Arztbesuch „wirkt” Schönheit. Wie bereits 1979 in einer Studie gezeigt wurde,2 werden Ärzte (egal ob männlich oder weiblich) um so vertrauenswürdiger und auch kompetenter eingeschätzt, je ansprechender ihr Äußeres. Wie war das noch gleich mit George Clooney und Emergency Room?
Aber zurück zum Thema: Das Beispiel illustriert sehr schön, dass der Faktor Schönheit im sozialen Miteinander weitreichende Effekte hervorruft. Wer schön ist, profitiert davon – wie die Spieler beim Gefangenendilemma. Insofern liegt es nahe, die physische Attraktivität als wesentliches Element des jedem Menschen zur Verfügung stehenden „sozialen Kapitals” anzusehen.
Bourdieu: Schönheit als zentraler Bestandteil „sozialen Kapitals”
Wer beim Wort „Kapital” nur an Marx denkt, dem werden die begriffflichen Unterscheidungen des französischen Soziologen Pierre Bourdieu zunächst etwas fremd erscheinen. Es lohnt sich allerdings kurz dessen Konzept nachzuvollziehen. Bourdieu unterscheidet zunächst zwischen wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Kapital. Mit ökonomischem Kapital – das ist naheliegend – sind die Ressourcen und das Vermögen gemeint, die eingesetzt werden können, um wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen. Unter kulturellem Kapital subsumiert Bourdieu die Fähigkeiten, die die einzelne Person durch Sozialisation und v.a. durch schulische Bildung erworben hat. Es geht also um Wissen und auch einen bestimmten Habitus.
Soziales Kapital sind (nach Bourdieu) die Ressourcen, die aus der Verbindung zwischen Menschen resultieren. Anerkennung, Respekt, Kooperation…
Das soziale Kapital – und hier wird es für uns spannend – sind frei nach Bourdieu die tatsächlichen und potentiellen Ressourcen, die sich aus der Verbindung zwischen Menschen ergeben. Es geht also um gegenseitige Anerkennung, Respekt, Loyalitäten und Kooperation.
Und zur Konzeption Bourdieus gehört, dass die unterschiedlichen Kapitalsorten ineinander transferiert werden können. Also wenn etwa die Schul- oder Universitätsausbildung (kulturelles Kapital) mir eine berufliche Karriere und die Anhäufung von handfestem wirtschaften Kapital ermöglicht. Das selbe gilt aber auch für das soziale Kapital. Auch dieses kann in kulturelles oder ökonomisches Kapital überführt werden.
Zu abstrakt?
Die Belege finden sich einige Absätze weiter oben. Denn, so meine These: Schönheit ist eine Aggregationsform sozialen Kapitals. Ganz einfach ausgedrückt: wer schön ist, der verfügt über soziales Kapital. Und dieses kann ja – so Bourdieu – in wirtschaftliches Kapital transformiert werden. Die Studie mit dem Gefangenendilemmas beweist es. Die schönen Spieler punkteten mit ihrem sozialen Kapital. Denn sie erschienen vertrauenswürdiger. Und das schlug sich schließlich im Spielergebnis – also dem wirtschaftlichen Gewinn – nieder.
So funktioniert das also mit der Schönheit. Sie erhöht unser Guthaben auf dem Konto des sozialen Kapitals…
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Studien:
Es gab sicher kaum eine Zeit, wo man der “Natur” (zumindest auf Fotos
oder Portraits) nicht ein wenig nachgeholfen hat und den ein oder
anderen Makel versucht hätte zu kaschieren oder verschwinden zu lassen.
Früher hat man das noch mit dem Pinsel erledigt, heute gibt es dafür
Fotobearbeitungsprogramme.
Die Versuchung des schönen Gesichts
Als Joseph Nicéphore Nièpce etwa 1826 die erste Fotografie anfertigte, handelte es sich um den Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers. Was die Darstellung von Personen betraf, so wurden diese auf den früheren Fotografien meist im “Ganzen” abgebildet. Wie William Ewing in seinem Artikel “The shock of photography” in 100.000 Years of Beauty schreibt, war es den Menschen damals vor allem wichtig, ihren sozialen Status darzustellen.
Nicht das Gesicht stand bei einer Fotografie im Vordergrund -es war meist auch so klein, dass man ein wahre Schönheit darauf gar nicht erkannt hätte- sondern die Kleidung, Gesten und die Darstellung von Anstand und Schicklichkeit. Allmählich begann man die Gesichter jedoch immer erkenntlicher und größer darzustellen und der Körper verschwand bald vollkommen. Die Versuchung, das nun im Mittelpunkt stehende Gesicht zu verändern (verschönern), wurde einfach zu groß und somit die Retusche zu einem immer wichtigeren Bestandteil im Fotogeschäft.
Digitale Schönheit
Seit die digitale Bildbearbeitung in der Fotografie Einzug gehalten hat, ist die Nachbearbeitung von Bildern quasi Standard und wird nicht selten wohl auch etwas übertrieben. Irgendwie sind wir heute überall mit besonders schönen Menschen konfrontiert. Sie lächeln uns an in den Hochglanzmagazinen und von den Werbeplakaten – mit weißen Zähnen, blitzenden Augen, vollen Haaren, einer reinen und ebenmäßigen Haut, endlos langen und schlanken Beinen, schmalen Hüften und straffen Oberarmen. Eine so perfekte Schönheit, die man allein mit Sport und Cremes wohl kaum erreichen kann -und gute Gene sind sicher auch nicht bei jeder Frau/Mann im Spiel.
Mit Photoshop zur Traumfigur
Für die perfekten Zähne, einen flachen Bauch und die langen Beine sind jedoch längst keine aufwendigen Schönheitsbehandlungen oder Operationen mehr notwendig, denn dafür gibt es Fotobearbeitungsprogramme. Da kann man retuschieren, wegschneiden, wegradieren und zusammenziehen – Verschönerungsaktionen per Mausklick. Auf Plakaten und in Magazinen bekommen wir wohl kaum noch ein Foto zu Gesicht, was nicht eine gründliche Nachbearbeitung hinter sich hat. Ein netter Artikel erschien hierzu beispielsweise im Berliner Tagesspiegel.
Verhungern für ein unerreichbares Ideal
So manches Mädchen würde scheinbar jedoch viel dafür geben, um so auszusehen, wie die Magazin- und Laufstegschönheiten. Denn nicht selten hungern sich junge Frauen einem vermeidlichem Ideal entgegen, was im Grunde nie erreicht werden kann. Denn auch diese Superfrauen sind sozusagen nachgeschönt und wurden künstlich abgespeckt. Vor allem im Modebusiness sind Essstörungen an der Tagesordnung. Immer wieder wurde in den letzten Jahren über Fälle berichtet, wo Fotomodelle für ihr Ideal quasi verhungert sind.
Mit Schock-Kampagne gegen Größe Null
Der israelische Modefotograf Adi Barkan äußerte einem Zeitungsartikel:
„Für Modeaufnahmen sind besonders dünne Mädchen gefragt. Das Model wird gut ausgeleuchtet, den Rest machen wir dann später mit Photoshop. Oft werden die Frauen noch um 35 Prozent dünner gemacht, als sie ohnehin schon sind. Kein Mensch kann so in Wirklichkeit aussehen.”
Adi Barkan hatte genug vom “Runterhungern” auf Konfektionsgröße Null: Mit seiner 2009 gestarteten Kampagne „She is dying to look like her” was etwa soviel heißt wie „Sie würde dafür sterben, um so auszusehen wie sie – und sie stirbt auch.” Kämpfte er gegen den Magerwahn. Seine Agentur beschäftigt nur Models, mit einen Body-Mass-Index (BMI) der mindestens bei 19 liegt.
Zudem fordert Israel ein Photoshop-Gesetz: Fotos und Werbeplakate, die bearbeitet Models abbilden, sollen demnach künftig gekennzeichnet werden.
Quellen:
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Nicht dabei vernachlässigt werden dürfen die Augenbrauen: Sie “verleihen uns nicht nur Ausdruck” und machen uns einzigartig, sondern entscheiden auch mit über die Atrraktivität eines Menschen.
Verschieden Studien haben gezeigt, dass ein Gesicht bestimmte Kriterien erfüllen muss, damit wir es als schön empfinden. Dazu gehören neben hohen Wangenknochen, langen und dichten Wimpern, schmaler Nase und vollen Lippen auch die Farbe und Form der Augenbrauen.
Im Grunde alles Kleinigkeiten, die insgesamt aber wohl einen großen Einfluss auf unser Schönheitsempfinden haben. Bei den Augenbrauen sind es offenbar vor allem die dunkleren, die (erwachsene) Gesichter attraktiv machen. Während sie beim Mann auch etwas kräftiger sein dürfen, sollten die der Frau jedoch eher schmal sein.
In manchen Zeiten, zum Beispiel dem späten Mittelalter, galt eine hohe Stirn als Schönheitsideal. Um diesen Ideal zu entsprechen, wurden die Augenbrauen oft vollständig ausgezupft oder abrasiert, was den Gesichtern mitunter einen künstlichen, maskenartigen Ausdruck verlieh. Augenbrauen machen ein Gesicht lebendig und sind quasi untrennbar mit den Augen verbunden. Schon die kleinste Bewegung der Muskeln kann ihre Position und die Form verändern und uns wütender oder erstaunter aussehen lassen. Und nicht nur das: Wie Studien zeigen, spielen sie auch der der Wiedererkennung eines Gesichts eine wichtige Rolle. Theo Waigel wäre ohne seine Augenbrauen eben “nicht” Theo Waigel bzw. für uns jedenfalls wesentlich schwieriger als dieser erkennbar.
Auf die Form kommt es an
Dass die Augenbrauen nicht einfach nur ein paar Haare sind, sondern auch bei der Beurteilung eines Gesichts in Bezug auf seine Attraktivität ein Rolle spielen, zeigt zum Beispiel die Untersuchung von Dominik K. Feser und Martin Gründl. Die Wissenschaftler veränderten mit Hilfe eines Morphing-Programms bei sieben Frauen die Form der Augenbrauen und ließen deren Gesichter anschließend von insgesamt 357 Versuchspersonen im Alter zwischen 12 und 85 Jahren hinsichtlich ihrer Attraktivität bewerten.
Jede Frau wurde dreimal abgebildet, jeweils mit einer anderen Augenbraunform. Folgende Brauenformen standen dabei zur Wahl:
1. Die bogenförmige Augenbraue, mit der höchsten Höhe in der Brauenmitte
2. Eine hoch über dem Auge angesetzte Braue, die über die ersten zwei Drittel ansteigt und im letzten Drittel abfällt.
3. Die Form ist gleich der zweiten Variante, aber die Brauen befinden sich näher am Auge, wurden also nach unten verschoben.
Die gewölbte Augenbraue galt vor allem in den 30er Jahren bis in die 70er Jahre als ideal. Ein besonders schönes Beispiel dieser Brauenform findet sich im Gesicht von Greta Garbo.
Ein prominente Vertreterin der zweiten Augenbrauenvariante, die auch als die klassische Form bezeichnet wird, ist Marilyn Monroe. Die dritte, sich flacher über den Augen befindliche Variante, kann man beispielsweise bei Top Model Heidi Klum bewundern.
Schönheit ist in diesem Fall eine Frage des Alters
Die klassische Augenbraunform heißt wohl nicht umsonst “Klassische Form”. Offenbar unabhängig von Mode und Zeit und in diesem Fall auch von Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer, wurden die Gesichter mit dieser Brauenform bei der Untersuchung am attraktivsten eingestuft. Glück also für den, der sie von Natur aus besitzt.
Bei den anderen beiden Formen war die Einschätzung der Attraktivität vor allem eine Frage des Alters. Während die älteren Teilnehmer (primär die über 50-Jährigen) den bogenförmigen Brauen -also den Brauen à la Greta Garbo- den Vorzug gaben, beurteilten die jüngeren Teilnehmer (bis 29) die Gesichter mit den flacher über den Augen befindlichen Brauen, wie bei Heidi Klum, als deutlich attraktiver.
Ideale wandeln sich
Offenbar gibt es also nicht die ideale Braue an sich, sondern verschiedene “ideale Formen” in Abhängigkeit des Alters, die parallel nebeneinander existieren. Und noch etwas anderes zeigen die Ergebnisse der Studie: Die Veränderung von Idealen im Laufe der Jahre.
So befindet sich anscheinend auch das Schönheitsideal der Augenbrauen derzeit in einem Wandel, denn während die Älteren offenbar noch an einer Form festhalten, die in ihrer Jugend als schön galt, bevorzugen die Jüngeren bereits ein neues Ideal.
Quellen:
Bilder:
Für alle, die sich intensiver mit der Schönheit beschäftigen möchten, seien deshalb hier mal ein paar Bücher genannt, in denen sich Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Fachgebieten mit dem Thema auseinandersetzen.
1. Buch-Tipp: Zu nennen wäre beispielsweise das Buch von Nancy Etcoff: “Nur die Schönsten überleben. Die Ästhetik des Menschen”
Die auf dem Gebiet der Hirnforschung und der kognitiven Psychologie tätige Biologin beleuchtet in ihrem Buch die unterschiedlichen Facetten der Schönheit.
Schönheit beeinflusst unsere Wahrnehmungen und unser Verhalten anderen gegenüber. Was empfinden wir als schön? Warum wollen wir unseren Körper verschönern oder lesen Modezeitschriften?
2. Buch-Tipp: Oder “Schöne Menschen haben mehr vom Leben: Die geheime Macht der Attraktivität” von Frank Naumann.
Der Philosoph mit Spezialisierung auf philosophische Fragen in Biologie, Psychologie und Medizin verrät, wie wir unser Schönheitspotential besser zu Geltung bringen und warum uns Schönheit blenden kann.
Und er beantwortet in seinem Buch verschiedene Fragen zum Thema Schönheit, zum Beispiel, ob Schönheit wirklich im Auge des Betrachters liegt oder ob und wie wichtig Schönheit für den Lebenserfolg ist.
3.Buch-Tipp: In dem Buch “Psychologie der Schönheit. Physische Attraktivität aus wissenschaftlicher Perspektive” von Andreas Hergovich versuchen Studenten dem Geheimnis der Schönheit auf die Spur zu kommen.
In 18 Kapiteln wird das Phänomen Schönheit beleuchtet: von der Antike über Schönheit bei Kant und Schopenhauer bis hin zu evolutionspsychologischen Ansätzen.
4.Buch-Tipp: Warum nehmen wir zu jemanden Kontakt auf und welche Rolle spielen dabei Schönheit und erotische Attraktivität? In einem Forschungsprojekt der Max-Planck-Gesellschaft und des Wiener Ludwig-Boltzmann-Instituts für Stadtethologie haben sich die Verhaltensforscher mit Faktoren, die unser Beziehungsverhalten beeinflussen, auseinandergesetzt.
Die Ergebnisse bzw. Erkenntnisse kann man in dem Buch von Karl Grammer, einem der bekanntesten Attraktivitätsforschern im deutschsprachigen Raum, “Signale der Liebe. Die biologischen Gesetze der Partnerschaft” nachlesen.
5.Buch-Tipp: Und als besondere Empfehlung sei an dieser Stelle noch der wunderschöne Band “Geschmückte Haut. Eine Kulturgeschichte der Körperkunst” erwähnt. In diesem großformatigen Buch wird in fantastischen Fotografien (und erklärenden Texten) ein Panorama des Körperschmucks und der Körpermodifikationen entfaltet.
Von steinzeitlichen Varianten bis zur modernen Körperkunst, von indianischen Kriegsbemalungen über die Bemalungen der Aborigines bis zu Tätowierungen verschiedenster Spielart. Wunderschön zum Stöbern, Durchblättern und dabei ausgesprochen informativ.
6. Buch-Tipp: Oder auch “Gesicht und Persönlichkeitseindruck.“ von Ronald Henss, “Schönheit. Eine Wissenschaft für sich.“ von Ulrich Renz oder “The Psychology of Physical Attraction.” von Viren Swami und Adrian Furnham …
]]>Und je schöner der Mensch in unseren Augen ist, desto bessere Eigenschaften schreiben wir ihm auch zu.
Vertrauenswürdigkeit, Erfolg, Stärke, Durchsetzungsvermögen, Ausgeglichenheit, Warmherzigkeit… diese Liste könnte man noch deutlich erweitern. Und all diese positiven Attribute sprechen wir eben schönen Menschen zu. Das ist vielleicht nicht unbedingt fair, aber zutiefst menschlich. Die Menschen, die wir in die Schublade mit dem Etikett “schön” einsortieren, haben schon fast gewonnen…
In der Sozialpsychologie ist dieser Effekt als Attraktivitätsstereotyp geläufig. Es gibt dutzende, vielleicht sogar hunderte Studien, die den Mechanismus belegen. Das beginnt dann bei den Säuglingen, die mehr Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie schön sind, geht weiter mit den hübschen Schulkindern, die bessere Noten1 bekommen und reicht bis zu den Vorteilen bei der Gehaltsverhandlung.2
Kurz: Wer schön ist, dem fliegen im Leben manche Dinge einfach zu. Wobei das natürlich nicht Zauberei, sondern das Ergebnis ganz profaner sozial-kognitiver Prozesse ist. Es ist ja eben – wie eingangs erwähnt – die positive Zuschreibung der Umwelt, die den offenbar schönen Menschen automatisch auch Kompetenz und Charisma attestiert. Und dann gibt es – das wäre Stoff für ein Extra-Posting – natürlich den Effekt der self-fulfilling-Prophecy, deren Wirkmächtigkeit wohl als bekannt vorausgesetzt werden darf.
In den nächsten Wochen werde ich hier im Blog einige der spannendsten Befunde aus der Sozialpsychologie und der Attraktivitätsforschung vorstellen. Heute vorab nur ein kurzer Abriß.
Der Nimbus-Effekt: „Was schön ist, ist auch gut”
Wohl eine der ersten grundlegenden Untersuchungen zu diesem Themenkomplex wurde in den 1970er Jahren von den Sozialpsychologinnen Karen Dion, Ellen Berscheid und Elaine Hatfield durchgeführt.3 Die Studienteilnehmer sollten anhand von Porträtfotos die mutmaßlichen Persönlichkeitsmerkmale und einen Lebenslauf der porträtierten Personen formulieren.
Es zeigte sich, dass die Nennung positiver Eigenschaften (beruflich erfolgreich, leidenschaftlich, warmherzig, gefühlvoll usw.) nicht gleich verteilt war. Die überdurchschnittlich gutaussehenden Menschen wurden eben auch überdurchschnittlich häufig mit diesen positiven Eigenschaften in Verbindung gebracht.
Der Nimbus-Effekt ist allgegenwärtig. In Schule, Beruf, Privatleben…
„Was schön ist, ist auch gut”, so lautet die Kernaussage des sog. Attraktivitätsstereotyps oder auch Nimbus-Effekts. Eigentlich ist es lediglich eine spezielle Form des Matthäus-Effekts: Wer hat, dem wird gegeben. Nur diesmal: Wer schön ist, dem spricht die Umwelt weitere positive Merkmale zu. Und dieses Phänomen trifft man überall: im Bildungssystem, in der Politik, den Medien, der Wirtschaft und in der Familie. Und wie eine aufsehenerregende Studie von Judith Langlois4 einige Jahre später zeigte, ist die Präferenz von Schönheit nicht erst Ergebnis der (Medien-)Sozialisation.
Schon Säuglinge sind von schönen Gesichtern fasziniert
Die US-Psychologin beobachtete Säuglinge im Alter von drei bis sechs Monaten. Sie präsentierte den Babys immer wieder zwei Porträtfotos. Eines eher attraktiv, das andere unattraktiv. Dabei entdeckte sie, dass die Babys die schönen Gesichter deutlich länger betrachteten. Wohlgemerkt: Es waren genau die gleichen Gesichter, die auch von Erwachsenen als attraktiv bewertet wurden – die Wahrnehmung von Schönheit und das Empfinden, was als schön gilt, scheint also vererbt zu sein.
Schöne Menschen sind erfolgreicher in Diskussionen. Unabhängig von den vorgebrachten Argumenten!
Die Studienlage ist wirklich erdrückend. Da gibt es Arbeiten, die zeigen, dass schöne Menschen sich in Diskussionen erfolgreicher durchsetzen, länger sprechen und seltener unterbrochen werden. Und das unabhängig von der Qualität ihrer Argumente.4 Und auch vor der ehrwürdigen Universität macht der Nimbus-Effekt nicht halt: attraktive Professoren werden von den Studenten als kompetenter eingeschätzt.5 Weitere Studien demnächst hier im Blog.
Es bleibt die große Frage nach dem Warum. Was ist der Sinn dieser impliziten Präferenz, die wir allem Schönen entgegenbringen? Evolutionsbiologen und -psychologen argumentieren bisweilen, dass ein schönes, symmetrisches Äußeres schlicht ein belastbarer Hinweis auf die genetische Ausstattung des potentiellen Sexualpartners sei. Deshalb begegnen wir schönen Mitmenschen mit größerer Aufmerksamkeit. Eine andere Erklärung finde ich allerdings charmanter: Studien haben gezeigt, dass der Anblick von schönen Gesichtern das Belohnungszentrum im Vorderhirn, den Nucleus accumbens aktiviert. Schönheit kann – so könnte man diesen Befund interpretieren – also süchtig machen. Und wir berauschen uns an dieser süßen Droge.
Studien:
* Verwendetes Foto oben stammt von stock.xchng, User: aldin.
]]>Schönheitswettbewerbe sind aus unserer Zeit praktisch nicht mehr wegzudenken. Inzwischen gibt es sie quasi für (fast) alles: Neben der Wahl zur “Miss World”, “Miss Universum”, “Miss Internet” oder “Miss Frühling” gibt es auch Schönheitswettbewerbe für Homosexuelle, für Kinder, Verheiratete und Mütter, Transsexuelle und Schönheits-OP Junkies (Ungarn kürte im letzen Jahr seine erste “Miss Plastic”). Und in der italienischen Stadt Forcoli, in der Nähe von Pisa, findet beispielsweise seit mehr als 20 Jahren die Wahl zur “Miss und Mister Cicciona d’Italia” statt. Ein Ereignis mit Gewicht, denn wer hier nicht mindestens 100 Kilogramm auf die Waage bringt, hat bei der Wahl zur “Miss Mollig” keine Chance.
Schönheitswettbewerb mit Folgen
Der erste Schönheitswettbewerb der Gesichte wurde dagegen wohl eher ungeplant, bei der Hochzeit des Halbgottes Peleus und der Meeresgöttin Thetis, ausgetragen. Wie in der griechischen Mythologie berichtet wird, waren zahlreiche Götter als Gäste zur Hochzeit geladen. Eine Ausnahme bildete Eris, die Göttin der Zwietracht. Diese war dadurch so erzürnt, dass sie den Göttinnen Athena, Aphrodite und Hera einen golden Apfel zuwarf, der mit der Aufschrift “Der Schönsten” versehen war.
Es entbrannte Streit um den Apfel, denn natürlich wollte jeder der Göttinnen den Titel gerne für sich beanspruchen. Um den Streit zu beenden, bestimmte Zeus einen Schiedsrichter –Paris Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe. Die drei Rivalinnen versuchten den jungen Prinzen durch Versprechungen für sich zu gewinnen und so seine Entscheidung zu beeinflussen. Aphrodite versprach dem Prinzen Helena, die schönste Frau Griechenlands und trug so den Sieg davon. Doch Helena war bereits verheiratet -mit Menelaos, dem König von Sparta. Paris entführt sie, floh mit ihr nach Troja und löste so letzten Endes einen Krieg aus, denn Menelaos war nicht gewillt ihm Helena kampflos zu überlassen.
Von Amerika nach Europa
So rau ging es bei den späteren Schönheitswettbewerben zum Glück nicht mehr zu. Diese fanden allerdings auch wesentlich später statt;-)
Der erste nachweisbare Wettbewerb soll im Jahr 1880 in Amerika in Rehoboth Beach, einem Badeort in Delaware ausgetragen worden sein. Die Misswahlen sollten die Region in der Öffentlichkeit bekannter machen und mehr Touristen anlocken. Die Wahlen erfreuten sich großer Beliebtheit und stellten seitdem quasi einen Höhepunkt der Sommersaison in den Küstenorten dar. Etwa acht Jahre später war der Schönheitswettbewerb auch in Europa angekommen. 21 Frauen traten im belgischen Kurort Spa bei den ersten europäischen Misswahlen gegeneinander an. Die jungen Damen waren aus 350 Fotoeinsendungen ausgewählt worden. Gewinnerin wurde Marthe Soucaret, ein 18-Jährige Kreolin aus Guadeloupe. Als Lohn für ihren Sieg erhielt sie 5.000 France und zierte das Titelbild der französischen Zeitung ” Le Journal illustré “.
1909 holte sich das erste Mal eine Deutsche eine Krone. In Hamburg setzte sich Gerda Sieg im Kampf um den Titel “Miss Universum” gegen Konkurrentinnen aus 36 Ländern durch. Neben dem Titel erhielt die damals 20-Jährige ein 20-Mark-Goldstück, wurde auf zahllosen Postkarten abgedruckt und startete eine Karriere als, Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin.
Die erste Wahl in Deutschland
Die erste richtige Wahl zur “Miss Germany” sollte jedoch erst etwa 20 Jahre später stattfinden. Im Berliner Sportpalast wurde die 21-Jährige Hildegard Quandt am 5. März 1927 zur schönsten Frau Deutschlands gekrönt. Schon damals war die Schönheit ein einträgliches Geschäft. Die junge Frau erhielt angeblich nicht nur mehr als 200 Engagementangebote, sondern bekam zum Beispiel auch für eine Modenschau ein Honorar von 250 Reichsmark. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Wochenlohn eines Metallfacharbeiters damals rund 50 Mark betragen haben soll.
Seit 1927 wurde nun jedes Jahr eine deutsche Schönheitskönigin gewählt. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Misswahlen in Deutschland jedoch auf Eis gelegt, erst in den 50er Jahren erlebten sie einen neuen Aufschwung. Susanne Erichsen war 1950 die erste Miss, die nach 15 “schönheitslosen” Jahren, die Reihe der Schönheitsköniginnen wieder fortsetzte. Wirklich “öffentlich” wurden die Wahlen schließlich 1979 mit der ersten Liveausstrahlung der Misswahl. Die Wahl bei dieser “Fernsehpremiere” gewann die 19-Jährige Andrea Hontschik.
Misswahlen in der DDR
In der damaligen DDR waren Misswahlen bis Mitte der 80er Jahre verboten. Erst 1986 fand die erste öffentliche Misswahl statt. Die Mädchen durften allerdings nicht nur mit ihrer Schönheit glänzen, sondern angeblich in Showeinlagen auch ihre Talente unter Beweis stellen. Siegerin wurde die 24-Jährige Katrin Gawenda, sie erhielt damals den Titel “Miss Frühling”. Die erste, einzige und letzte “Miss DDR” wurde im September 1990 Leticia Koffke. Die 19-Jährige setzte sich gegen mehr als 3500 Mitbewerberinnen durch und gewann nur drei Monate später -bei der ersten gesamtdeutschen Wahl nach 57 Jahren- auch noch den Titel “Miss Germany”.
Kein “Misserfolg”
Die Beliebtheit von Schönheitswettbewerben und Castingshows ist weltweit groß. Viele Mädchen hoffen auf eine Karriere als Model, im Film oder im Fernsehen. Liest man Namen wie Sophia Loren, Kim Basinger, Sharon Stone, Halle Berry, aber auch Veronika Feldbusch oder Petra Schürmann, sind diese Hoffnungen scheinbar nicht unbegründet. Denn diese Damen sind nicht nur bekannt aus Film und Fernsehen, sondern auch ehemalige Schönheitsköniginnen. Petra Schürmann schaffte es 1956 zur “Miss World”, Halle Berry erhielt 1986 den Titel “Miss Ohio”, Sharone Stone wurde mit 17 Jahren zur “Miss Pennsylvania” gewählt und Verona Feldbusch 1993 zur “Miss Germany”.
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist heute die Schönste im ganzen Land? Wenn man die Frage auf Deutschland bezieht, ist das seit dem 13. Februar 2010, Anne Julia Hagen -eine 19-Jährige Studentin aus Berlin. Wer es im nächsten Jahr sein wird, wird sich in wenigen Monaten zeigen, nämlich dann, wenn am 12. Februar 2011 die neuen Wahlen zur “Miss Germany” ins Haus stehen.
Quellen:
Doch Parasiten, Pflanzen und Samen etc. können einen faszinierenden Anblick bieten, wie die “Bilder der Forschung” meiner Meinung nach eindrucksvoll zeigen. Mit dem Ziel, den Menschen Forschung und Wissenschaft näher zu bringen, wurde der Wettbewerb im Jahr 2005 vom Nachrichtenmagazin FOCUS und dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen ins Leben gerufen.
Seit dieser Zeit wurden rund 2.000 Bilder aus allen Bereichen der Wissenschaft -von Medizin über Biologie und Physik bis zur Astronomie- eingereicht.
Wer Lust hat, einfach mal hier reinschauen, es sind wirklich beeindruckende Bilder dabei …
]]>Botulinumtoxin, kurz Botox, ist ein neurotoxisches Protein. Es wird vom Bakterium Clostridium Botulinum Clostridium botulinum produziert und ist eines der stärksten bekannten Gifte. In der Medizin wird es zum Beispiel bei der Behandlung von Bewegungsstörungen (Dystonien), spastischen Paresen, vermehrter Schweißbildung (Hyperhidrose) oder Kopfschmerzen eingesetzt.
Faltenfrei und Spaß dabei
Aber auch auf dem Schönheitsmarkt sind Botox-Injektionen seit Jahren der Renner. Der kleine Piks verspricht weniger Falten und eine straffere Haut, die das Alter (zumindest äußerlich) wegmogeln. Keine zeitaufwendigen Gesichtspackungen, kein schmerzhaftes Facelifting; ein scheinbar jüngerer, attraktiverer Mensch in kürzester Zeit -tolle Aussichten, die viele Menschen locken. Da werden Botox-Flatrates angeboten als wären es Telefon- oder Internet-Flatrates. Und wenn Frau oder auch Mann abends das Haus verlässt, geht es nicht mehr zur Tupper-Party, sondern zur Botox-Party. Dort bekommt man dann Häppchen und nimmt anstelle von Salatschüsseln oder Frischhaltedosen ein glatteres Aussehen mit nach Hause.
Verjüngt aus der Mittagspause
Botox gehört heute offenbar zur Anti-Aging Behandlung, wie Faltencreme und Gurkenmaske. In Amerika geht man in der Mittagspause schon nicht mehr mit Kollegen essen, sondern lässt sich lieber einen Schuss gegen die Falten verpassen. “Botox to go” anstatt “Kaffee to go” ist hier der neue Pausenhit. Bei der Behandlung werden nicht die Falten direkt unterspritzt, sondern die verursachenden Muskel gelähmt. Wird Botox in die entsprechenden Muskeln injiziert, wird dort die Reizübertragung vom Nerv zum Muskel gehemmt, der Muskel entspannt sich dadurch und die darüber befindliche Haut wirkt glatter. Das Ergebnis ist nach wenigen Tagen sichtbar und hält etwa vier bis sechs Monate an, dann ist Nachschub gefragt, um den schönen Schein zu wahren.
Kein Zuckerwasser, sonder starkes Nervengift
Das Botox-Behandlungen inzwischen für viele Menschen offenbar genauso selbstverständlich sind, wie die Tasse Kaffee am Nachmittag, sollte jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Substanz kein harmloses Zuckerwasser ist, sondern das uns stärkste bekannte Nervengift in der Natur. Angeblich sollen bereits zwei Kilogramm ausreichen, um die gesamte Menschheit dahinzuraffen.
Auch wenn das Gift stark verdünnt verabreicht wird, sind Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Wird falsch gespritzt, können auch schon mal andere Gesichtspartien in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann sind nicht nur die Falten weg, sondern möglicherweise hängt auch das Augenlid oder ein Mundwinkel nach unten. Im Falle einer Überdosierung kann es zu starken Funktionseinbußen, zum Beispiel bei der Sprachbildung, kommen oder der Mund kann nicht mehr richtig geschlossen werden. Diese Nebenwirkungen verschwinden zwar wieder, aber je nach Dosis eben erst nach einigen Wochen bzw. Monaten.
Gesichter ohne Mimik
Die Augen zusammenkneifen, weil die Sonne blendet oder seinen Gefühlen durch entsprechende Mimik mehr Ausdruck verleihen? Nach Botoxinjektionen wird das mitunter schwierig, denn das Gift schwächt oder verhindert -je nach Dosis- eine Kontraktion des Muskels. Eine zu hohe Dosis kann Gesichter maskenhaft wirken lassen und ihnen die Natürlichkeit nehmen. Resultat: das sogenannte Frozen Face. Vor allem in Hollywood meint man es offenbar häufiger zu gut mit der gespritzten Menge. Filmregisseur Martin Scorsese beklagt sich angeblich schon länger darüber, dass es immer schwerer wird Schauspieler zu finden, die noch Gefühle wie Wut, Zorn oder Trauer ausdrücken können.
Botox lähmt nicht nur die Muskeln
Doch Botox glättet nicht nur Zornesfalten, Sorgenfalten oder Stirnfalten, sondern lähmt möglicherweise auch das Gehirn. Forscher der Universität Wisconsin-Madison haben in einer Studie herausgefunden, dass die Botox-Spritzen nicht nur die Falten glätten, sondern offenbar auch die Denkkraft leicht vermindern und das Sprachverständnis stören.
Die Wissenschaftler unterzogen 20 Frauen vor und nach der Botox-Behandlung einen Sprachtest. Nach der Behandlung benötigten die Frauen durchschnittlich etwa eine Sekunde länger, um Informationen zu verarbeiten als davor. Unter anderem galt es folgenden Satz richtig zu verstehen: “Du verabschiedest dich lang von deinem Freund, von dem du dich für immer trennen musst.” Anschließend wurde ein Art Kontrollfrage gestellt wie: “Werden Sie Ihren Freund je wiedersehen? Die Studienteilnehmer sollten darauf schnellstmöglich mit “Ja” oder “Nein” antworten. Ergebnis: Die Teilnehmer brauchten nach der Botox-Behandlung länger für die richtige Antwort als vor der Behandlung.
Ohne Mimik weniger Verständnis für Emotionen
Die Wissenschaftler erklären die längeren Reaktionszeiten damit, dass wir bei Gefühlen wie Trauer oder Zorn die Stirn in Falten ziehen, um diese besser zu verstehen. Das bedeutet; sehen oder lesen wir etwas sehr Gefühlsbeladenes, simuliert unser eigenes Gesicht wohl innerhalb von einigen hundert Millisekunden die entsprechende Mimik, zum Beispiel Trauer. Ähnlich reagieren wir auch auf die Gefühle, die die Gesichter anderer Menschen widerspiegeln. Werden wir von einem anderen Menschen angelächelt, dauert es maximal 400 Millisekunden, bevor wir selbst den Mund zu einem Lächeln verziehen, selbst wenn wir es kaum bemerken. Durch diese Simulation wird die Gefühlsregung angeblich auch für unser Gehirn deutlicher. Sind wir selbst nicht mehr in der Lage unsere Stirn in Falten zu ziehen, verstehen wir -nach Aussage der Forscher- auch Emotionen weniger leicht, die damit einhergehen. Offenbar benötigt unser Gehirn eine Rückmeldung der Gesichtsmuskeln, um die Emotionen richtig steuern zu können.
Da betreibe ich mit Hilfe von gutem Essen doch lieber Faltenglättung von innen …
Quellen:
Die Beiden “trafen” sich im August auf der Seite der Partnervermittlung und planen nun den Einzug in den Ehehafen. Der 36-Jährige glaubte wegen seines Aussehens niemals die Richtige zu finden, bis er Janine auf der Plattform entdeckte. Er schrieb der 31-Jährigen Verkäuferin und bat diese um ein Date.
Die junge Frau willigte ein, mit dem Ergebnis, dass nun beide angeblich bis über beide Ohren ineinander verliebt sind. Offensichtlich Liebe auf den ersten Blick, denn bereits nach vier Treffen sollen sich die beiden bekennenden Fastfoodliebhaber verlobt haben.
Die von der Partnerbörse www.theuglybugball.com gesponserte Hochzeitsreise der Beiden geht nach Wales, dort können die frisch Verliebten dann ungestört weiter turteln.
Und man sieht es mal wieder -man muss eben doch nicht aussehen wie Brad Pitt und Angelina Jolie, um den Partner für’s Leben zu finden …
]]>In den Verkaufsräumen der Manufaktur herrschte reges Treiben: Engländer, Japaner, Franzosen – ein buntes Sprachgewirr. Keine Frage, Meißner Porzellan ist weltbekannt und offenbar noch heute ein Inbegriff von Qualität und Luxus. Denn trotz der Preise, drängelten sich die Besucher um die Verkaufstische, begutachteten die zarten Stücke und verließen mit Tüten beladen das Haus. Eigentlich hatte auch ich überlegt eine Kleinigkeit zu erstehen -eine Teetasse vielleicht. Ich sah mich schon genüsslich meinen Tee aus dem feinen, weißen Porzellan schlürfen. Die Tasse die mir gefiel kostete leider knapp 200 Euro – ein Schnäppchen 2er Wahl …
Konzentration auf das Wesentliche
Verlässt man die modernen Verkaufsräume und betritt das eigentliche Herz der Manufaktur, die Herstellungsräume, befindet man sich in einer anderen Welt. Hier scheint die Zeit irgendwann stehengeblieben zu sein. Alles konzentriert sich auf das Wesentliche – das Porzellan. Die wichtigsten Werkzeuge sind noch immer die Hände. Nicht anders verhält es sich im Archiv. Wer hier durch die Tür tritt, taucht ein in vergangene Zeiten. Bis zur Decke reichen die Regale mit Formen aus 300 Jahren, die noch aus der Zeit des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen –August des Starken– stammen.
Vor allem zwischen 1710 und 1815 boomten Entwicklung und Herstellung des Porzellans, welches zu einem unverzichtbaren Statussymbol europäischer Fürstenhäuser avancierte. August der Starke galt als einer der leidenschaftlichsten Porzellansammler. Er war den edlen Stücken angeblich regelrecht verfallen. Seiner “Porzellansucht” endete in einer der größten Sammlungen der Welt.
35 000 Objekte soll der König zeitlebens gesammelt haben, darunter nicht nur Meißner Porzellan, sondern auch chinesische und japanische Stücke.
Jahrelange Forschungsarbeit
Zu verdanken hat Meißen das weiße Gold dem Forscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und dem Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger. Seit etwa 1680 tüftelte Tschirnhaus -wie ganz Europa- an der Herstellung des Porzellans. Circa 20 Jahre später stieß -wohl nicht ganz freiwillig- der junge Böttger dazu. Der Apothekerlehrling hatte angeblich behauptet Gold herstellen zu können. Eine sehr wagemutige Behauptung, die ihm eine jahrelange Gefangenschaft in der Albrechtsburg einbrachte. Gold gegen Freiheit hieß die Devise des Königs; nur wenn Böttger die Herstellung des begehrten Goldes gelingen sollte, sollte er auch seine Freiheit wiedererlangen. Seine Versuche blieben jedoch erfolglos und vermutlich hätte ihm das Schlimmste gedroht, hätte Tschirnhaus den König nicht überzeugt, lieber auf das weiße Gold zu setzen.
Böttger wurde Tschirnhaus als Gehilfe zur Seite gestellt und von diesem angeleitet, forschten sie nun zu zweit an der Verwirklichung des Traums vom weißen Porzellan. Dieser wurde circa 1708 zur Wirklichkeit; erstmals gelang es nun ein Gefäß aus Hartporzellan herzustellen. Wer von den Beiden das Porzellan aber tatsächlich erfunden hat, scheint jedoch bis heute nicht vollständig geklärt zu sein.
Hart durch Kaolin
Seine Festigkeit erhält das Porzellan durch das Kaolin, das auch in unserer Zeit noch immer im wohl kleinsten und ältesten Bergwerk Deutschlands -in Seilitz- abgebaut wird. Das Kaolin ergibt angeblich einen besonders harten und weißen Scherben, der wiederum Grundlage für die leuchtenden Farben der Bemalung ist. Inzwischen existieren mehr als 10.000 Rezepte zur Farbherstellung, die von der Manufaktur streng gehütet werden.
Barock, Rokoko, Jugendstil oder Moderne; die Formen und Bemalung des Porzellans spiegeln die Kultur aus drei Jahrhunderten wider. Bis heute ist hier wirklich alles Handarbeit -bis zum letzten Pinselstrich. Selbst die berühmten, blauen Schwerter werden mit vier eleganten Pinselstrichen von einer sogenannten “Schwerterin” per Hand auf das weiße Porzellan gesetzt. Sie symbolisieren die gekreuzten Kurschwerter, die August der Starke als Oberhaupt des sächsischen Kurstaates im Wappen trug. Seit 1722 werden sie als Kennungszeichen für das berühmte Porzellan genutzt.
Schönheit im Akkord
Produziert wird die Schönheit im Akkord – zwei Begriffe, die sich eigentlich nur schwer in Einklang bringen lassen …
Bei den Malern darf eine Kanne 54 Minuten dauern, ein Kaffeeservice für sechs Personen zwei Tage und bei komplizierten Stücken dürfen es auch mal bis zu sechs Tagen sein. Da muss jeder Pinselstrich sitzen. Dabei ist es vor allem ihre Handarbeit, die das Porzellan so wertvoll macht.
Fast vier Stunden war ich im Werk unterwegs; ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Formenhersteller, Maler, Dreher, Brenner; der Weg von der Form bis zum vollendeten Stück ist nicht nur faszinierend, sondern auch unglaublich zeitaufwendig. Wenn man sieht, mit welchen Aufwand und welcher Präzision die Stücke gefertigt werden, kommt einem das Porzellan erstaunlicherweise doch plötzlich nicht mehr ganz so teuer vor.
Ich bin übrigens trotzdem ohne Teetasse nach Hause gegangen …
Quellen:
An einigen Stellen will man sie loswerden, an anderen Stellen will man unbedingt mehr; die Rede ist von den Haaren.
Haare; an manchen Stellen unerwünscht.
Haare am Körper gelten in der Regel als unschön und unerwünscht, dichtes, glänzendes Haar auf dem Kopf ist dagegen ein Attribut von Schönheit. Dort sollte der Haarwuchs auch möglichst dicht und üppig ausfallen, unter den Achseln und an den Beinen sollte er dagegen am besten gar nicht vorhanden sein – zumindest bei den Frauen. Je nachdem greift man zu Haarwuchsmitteln oder sucht nach Möglichkeiten unerwünschte Haare loszuwerden, durch Entwachsen, Lasern, Rasieren oder Epilieren beispielsweise. Haare loszuwerden ist im Allgemeinen kein Problem, wenn mitunter auch eine lästige und nicht immer schmerzfreie Angelegenheit. Mehr Haar zu bekommen, wo keine sind ist deutlich schwieriger.
Der erste Eindruck wird auch durch die Haare geprägt
Schöne Haare sind ein Zeichen von Gesundheit und Attraktivität und in den meisten Fällen wird ihnen viel Aufmerksamkeit gewidmet. Für unser Wohlbefinden und unser Selbstbewusstsein spielen sie eine wichtige Rolle. Auch in Bezug auf den sogenannten ersten Eindruck sind Haare anscheinend von großer Bedeutung. Für Professor Reinhold Bergler vom Institut der Stiftung für Sozialforschung in Nürnberg entscheiden Haare beim ersten Eindruck zum Beispiel stark über Sympathie oder Antipathie. Umso schlimmer, wenn die Haare ausfallen (zum Beispiel hormonell bedingter oder diffuser Haarausfall) und die Haarpracht eher spärlich aussieht oder der Kopf sogar kahle Stellen aufweist.
Der Zwang zum Rupfen
An dünnem Haar oder kahlen Stellen ist allerdings nicht immer der Haarausfall schuld. In einigen Fällen ist es eine Art Zwang, der dem schönen Haar im Wege steht; die sogenannte Trichotillomanie (im DSM-IV und ICD-10 als Störung der Impulskontrolle klassifiziert), das zwanghafte Ausreißen der eigenen Haare.
Vor allem die Kopfhaare müssen dran glauben.
Dieser Störung fallen leider nicht die an bestimmten Körperstellen unerwünschten Haare zum Opfer, sondern vor allem Kopfhaare, Augenbrauen und Wimpern. Also die Haare, die einen entscheidenden Einfluss auf das Aussehen und damit in der Regel auch auf das Wohlbefinden haben.
Warum? Man weiß es nicht genau
Was das Rupfen auslöst, weiß man bisher nicht genau; verschiedene Entstehungsmodelle werden diskutiert. Die Betroffenen beschreiben, dass das Ausreißen der Haare sie beruhigt und innere Spannungen abgebaut werden. Viele registrieren auch gar nicht, wenn sie wieder am Zupfen sind. Oft „spielen” die Betroffenen nach dem Ausreißen mit ihrem Haar; nehmen es in den Mund, kauen darauf herum, wickeln es sich um die Finger etc. Manche wählen die Haare nach bestimmten Kriterien aus – unregelmäßig, dunkler, heller. Andere rupfen sozusagen ohne Konzept.
Kahle Stellen verbunden mit Scham
Die Folge des unwiderstehlichen Verlangens sich die Haare auszureißen, ist nicht selten ein sichtbarer Haarverlust, der bis zur Kahlköpfigkeit führen kann. Meist beginnt dieser „Tic” im Alter zwischen 11 und 15 Jahren, manchmal aber auch erst im späten Erwachsenenalter. Mädchen bzw. Frauen sind häufiger betroffen als Jungen oder Männer. Die Betroffenen schämen sich für ihre kahlen Stellen und versuchen sie durch Kosmetik, Tücher, Perücken oder andere Kopfbedeckungen zu verbergen.
In dem Buch „Trichotillomanie oder wenn Haare zum Zwang werden” von Astrid Krüger, schreibt eine Betroffene:
“Aber natürlich blieben diese dünnen Stellen nicht unbemerkt. […] Ich kam mir immer hässlich vor, denn die Haare waren insgesamt dünn und ausgefranst. Nie hab ich mich in einem Raum gegen das Licht gesetzt. Es war mir immer sehr unangenehm, wenn jemand hinter oder gar über mir war. Ständig hatte ich Angst, dass jemand etwas über meine Haare sagen würde.”
Wie sehr diese Störung das Wohlbefinden beeinflusst wird auch deutlich bei den Sätzen von Nini aus dem Forum TRICH.DE:
„Ich hasse Trich, denn sie hat mein Leben im Griff, und mir mein schönes Gesicht genommen, dass ich einst hatte… wenn ich abends die Schminke wegwische, ist mir, als läge ich meine Maske ab…und dann stehe ich da… nackt im Gesicht, wie ein ausgelieferter Säugling… am liebsten wäre es mir, dass mich niemand so sehen würde.”
Behandelt wird mittels kognitiver Verhaltenstherapie und Pharmakotherapie. Manchmal einzeln, manchmal in Kombination. Je nachdem, welche Symptome noch zusätzlich vorhanden sind und wie motiviert der Patient ist. Die Entscheidung wird für jeden Patienten individuell getroffen. Die Prognose ist angeblich gut.
Quellen:
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Schon in China, dem Römischen Reich und im alten Ägypten wurden quasi
Vorläufer der Krawatte getragen. Doch die wahre Geburtsstunde der
klassischen Krawatte liegt angeblich im Frankreich des 17.
Jahrhunderts. Die Legende besagt, dass die Krawatte ihren Siegeszug
sozusagen dem Aufmarsch kroatischer Söldner zu verdanken hat. Als diese
bei einer Truppenparade vor dem König (Ludwig XIV.) aufmarschierten, erregte ein Teil
ihrer Uniform seine besondere Aufmerksamkeit: Ein weißes Stück Stoff,
hravatska genannt, das als Schleife oder Rosette am Kragen befestigt
war und dessen Enden auf die Brust hingen. Dieses Fetzchen Stoff gefiel
dem König angeblich so gut, dass es nicht nur als modisches Accessoire
am Hofe eingeführt wurde, sondern auch zum Statussymbol avancierte.
Anstelle des einfachen weißen Stoffs zierten nun allerdings wertvolle
Spitze und edle Stoffe in den verschiedensten Farben die Hälse der
edlen Herren.
Krawattenauswahl als Ritus
Der König selbst war angeblich der größte Krawatten-Fan des Hofes und entwickelte eine regelrechte Leidenschaft für diesen Halsschmuck. Ein eigens angestellter Cravatier präsentierte dem Sonnekönig jeden Morgen eine Auswahl an Krawatten, aus denen sich Ludwig XIV. eine auswählte und selbst anlegte.
Den richtigen Sitz und die Feinheiten des Ordnens überließ er jedoch wieder seinem Cravatier:
„Der Cravatier bringt zur Folge seines Postens den Hals des Königs in Ordnung, aber die Pflicht, das Halstuch zu binden liegt dem Garderobenmeister ob. Wenn aber der Cravatier findet, dass das Tuch aber nicht gut umgebunden ist, kann er es schieben, oder auch selbst anders binden, muß sich aber zuvor sorgfältig überzeugen, dass ein höherer Beamter der persönlichen Bedienung des Königs zugegen ist …”
Krawatte mal anders
Eine Geliebte des Königs, die Herzogin Louise de La Valliere, griff diese Herrenmode auf und entwickelte daraus ihren ganz eigenen Stil. Sie trug den Stoff direkt auf dem Hals zu einer Schmetterlingsschleife gebunden. Aus dieser Art des Bindens entwickelten sich unzählige Variationen, die sich vor allem später -im 19. Jahrhundert- größter Beliebtheit erfreuten.
Die Amerikaner haben sie entwickelt
Seit der damaligen Zeit ist die Krawatte aus dem Leben der Männer nicht mehr wegzudenken. Ihre heutige Form wurde jedoch erst in den 20er Jahren von dem New Yorker Krawattenhersteller Jesse Langsdorf entwickelt. Seit dieser Zeit hat der Schlips, wie er auch genannt wird, auch eine Länge von circa 145 Zentimetern. Die Breite variierte je nach Mode zwischen zwei und 15 Zentimetern. Langsdorf ließ die Krawatten aus drei schräg zugeschnittenen Stoffstücken zusammennähen, was diese nicht nur flexibler machte, sondern auch verhinderte, dass sie sich ständig verdrehten. Nach dem Verfahren, das sich Langsdorf patentieren ließ, werden im Übrigen auch heute noch viele Krawatten hergestellt.
Knoten gibt es viele
Das Binden der Krawatte ist offenbar eine Wissenschaft für sich. Wer glaubt mit zwei bis drei Konten das Potential der Bindemöglichkeiten ausgeschöpft zu haben, der irrt. Ganze 188 Arten stellen Davide Mosconi und Ricardo Villarosa in ihrem Buch „188 Facons de nouer sa cravatte” vor.
Und noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Eine Krawatte sollt mit der Spitze auf dem Gürtel enden. Um das zu schaffen hilft aber kein Buch, sondern nur das Eine – testen und üben.
Quellen:
So trug die leidenschaftliche Frau ihr Pflästerchen angeblich im Augenwinkel, die humorvolle Frau trug es über dem Grübchen am Mund und die würdevolle Frau auf der Stirn. Wollte die Dame signalisieren, dass sie einem kleinen Abenteuer nicht abgeneigt ist, platzierte sie ihr la Mouche auf der Wange. Küsste sie gern, trug sie es im Mundwinkel. Wollte sie deutlich machen, dass sie eine diskrete Person war, die auch ein Geheimnis bewahren konnte, wurde das durch ein Pflaster am Kinn signalisiert. Ein Pflaster auf der Nase sollte darauf hinweisen, dass seine Trägerin eher eine Frohnatur war. Und war die Frau verheiratet, machte sie dies angeblich durch eine Platzierung des Pflasters an der hohen Wange deutlich.
Feine Schmuckkästchen für das Accessoire
Aufbewahrt wurden die kleinen Pflästerchen in sogenannten Boîtes à mouches (Dosen für Schönheitspflästerchen). Die ovalen oder runden, reich mit Gold und aufwendigen Malereien oder Emaile verzierten Döschen waren an sich oft schon kleine Kostbarkeiten, mit deren Extravaganz sich ihre Besitzer untereinander zu übertreffen versuchten. Im Deckelinneren der kleinen Behälter befand sich in häufig ein Spiegel, mit dessen Hilfe der kleine Schönheitsfleck an der richtigen Stelle platziert werden konnte. Die meist mit Mastix, einem Harz der Mastix-Pistazienbäume, vorgummierten Pflästerchen wurden einfach mit Speichel befeuchtet und ins Gesicht geklebt.
Im Barock und im Rokoko wurde das Pflästerchen von beiden Geschlechtern getragen. Danach verschwand es wieder aus den Gesichtern, um im Art déco einen erneuten Aufschwung zu erleben. Allerdings wurde es während dieser Zeit nur noch von den Frauen getragen.
Quellen:
Der König als (unbeabsichtigter) Trendsetter
Wohl eher unbeabsichtigt machte im 17. Jahrhundert der französische König Ludwig der XIII. die Perücke zum begehrten modischen Accessoire und Statussymbol. Da ihm sein spärliches eigenes Haar nicht gefiel bzw. um seine Kahlköpfigkeit zu kaschieren, so heißt es, behalf er sich mit einer Perücke und löste so am Hofe eine regelrechte Modewelle aus.
Im Jahr 1673 wurde die sogenannte Allongeperücke (allonge franz. = verlängern) von Ludwig dem XIV. zur Staatsperücke ernannt, die so zu einem Symbol für Macht und Status wurde. Der wie sein Vater mit Haarausfall geschlagene Sonnenkönig versuchte mit Hilfe der künstlichen Haarpracht nicht nur sein schütteres Haar zu verbergen, sondern angeblich auch seine geringe Körpergröße -ebenso wie durch das Tragen hoher Schuhabsätze- noch oben zu korrigieren. Bei der Allongeperücke handelt es sich um eine voluminöse, langhaarige, lockige Perücke, die ausschließlich von den Herren getragen wurde. Das Haar war in der Mitte des Kopfes gescheitelt und fiel teilweise bis auf die Hüfte hinunter. Ein schwerer Kopfschmuck, der da von den Herren damals herumgetragen wurde; denn die Lockenpracht konnte mitunter mehrere Kilogramm auf die Waage bringen.
Viel Staub auf dem Kopf
Die Perücken wurden aus in der Regel aus Tierhaaren hergestellt, meistens Pferde- oder Ziegenhaar. Aus Menschanhaaren gefertigte Perücken waren sehr teuer und nur den obersten Schichten vorbehalten. Die künstlichen Haare waren in verschiedenen Farben zu haben.
Anfangs trug man blonde, braune oder schwarze Perücken; angeblich waren aber auch rote und blaue Perücken nicht ungewöhnlich. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts entsprachen weiße Perücken dem Schönheitsideal. Um den künstlichen Haaren zu ihrer weißen Farbe zu verhelfen, griff man auf Puder zurück, das aus Reis- oder Weizenmehl bestand und mit dem die Perücken täglich eingestäubt wurden. In eigens zu diesem Zweck eingerichteten Puderkammern wurde das weiße Pulver entweder in die Luft geworfen, von wo aus es auf die Perücke runterrieselte oder man bestäubte die Haare mit Hilfe eines Puderblasebalgs. Die Ausführung dieses täglichen Rituals oblag den Zofen oder den Perückenmachern. Angeblich beschäftigte Ludwig XIV. allein für seinen Hof 48 Perückiers. Die natürlichen Haare wurden unter dem mächtigen Haarschmuck meist kurz geschoren getragen.
Etwa fünf Jahre nach dem Tod Ludwigs verschwand die Allongeperücke wieder aus der Welt der Männermode und die Perücken wurden wieder dünner und kürzer.
Auch die Damen ließen sich nicht lumpen
Bei den Damen war eine reich verzierte Hochfrisur in Mode, die auch als Frisur à la Fontange bezeichnet wurde; ein Gebilde aus Spitze, Bändern und falschen Haaren. Die Frisur entwickelte sich angeblich aufgrund einer Notlösung, auf die eine junge Geliebte des Königs, die Herzogin von Fontange zurückgriff. Während eines Ritts, soll sie ihr zerzaustes Haar mit einem Strumpfband aus dem Gesicht gebunden haben; mit dem Ergebnis, dass der König von der neuen „Frisur” begeistert war. Für die Hofdamen Anlass genug, die Idee nachzuahmen und die Frisur à la Fontange ins Leben zu rufen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erreichte die Frisur mit einem Aufbau von circa 60 Zentimetern ihre höchsten Maße, dann wird sie allmählich wieder flacher. Rund 30 Jahre war dieses komplizierte Frisurengebilde à la mode, dann viel sie dem Geschmack des König selbst zum Opfer, der Ihrer inzwischen überdrüssig geworden war.
Quellen:
Heute ein kleiner Beitrag zum Thema Accessoires. Zu verdanken haben wir diesen Beitrag dem Ungeziefer der damaligen Zeit oder genauer gesagt, dem Floh. Und Flöhe gab es in früheren Zeiten äußerst zahlreich. Um die unangenehmen Flohbisse in Grenzen zu halten und der Flöhe wenigstens einigermaßen Herr zu werden, trugen vor allem die hochgestellten Damen ein äußerst kreatives Accessoire mit sich herum, den sogenannten Flohpelz.Der Flohpelz -italienisch Zibellino (Zobel) wurde entweder elegant um bzw. über der Schulter getragen, mit einer Goldkette an der Kleidung befestigt oder verspielt in der Hand gehalten.
Die in Tierform ausgearbeiteten Pelze waren nicht selten mit kostbaren Edelsteinen und Goldschmiedearbeiten verziert und galten bei den Mitgliedern des Adels als regelrechtes Statussymbol. Gefertigt wurde das vor allem in der Renaissance beliebte Accessoire aus Hermelin-, Marder-, Iltis- oder Zobelfell.
Die Aufgabe der „Felltierchen” bestand allerdings nicht nur darin schick auszusehen, sondern es sollte angeblich auch das Ungeziefer von seinem Besitzer fernhalten.
Ob’s geholfen hat?
Quellen:
Während der Renaissance hielt der Akt wieder Einzug in die Kunst. Indem man sich die die Antike zum Vorbild nahm, konnte auch der nackte Körper wieder zum Symbol der Schönheit werden. Eine bedeutende und beliebte Vorlage für den Frauenakt war vor allem die Venus; die als die schönste und lieblichste Göttin der Griechen Römer galt. Nicht verwunderlich also, dass sich in der Zeit der Renaissance zahlreiche Kunstwerke finden, die sich auf die schöne Göttin beziehen.
Die aus Schaum geborene Göttin
So nahm sich beispielsweise der florentinische Maler Sandro Botticelli die Schöne für seine Bilder „Venus und Mars” (1485) und „Geburt der Venus” (1486) zum Vorbild. Der 1445 als Alessandro di Mariano Filipepi geborene Künstler, galt als einer der Hauptmeister der florentinischen Frührenaissance. Zu seinen Hauptauftraggebern gehörte neben dem Vatikan auch die Familie Medici -in deren Auftrag er höchstwahrscheinlich auch die Geburt der Venus malte. Dieses Bild, in dem Botticelli die Ankunft der aus Schaum geborenen Liebesgöttin dargestellt hat, befindet sich heute in einem der bekanntesten und ältesten Museen der Welt, den Uffizien in Florenz und gehört zu den berühmtesten Werken des Renaissancemalers.
Der Venus verfallen
Tizian, einer der bedeutendsten Künstler der Hochrenaissance, war der Venus scheinbar regelrecht verfallen. Zwischen 1516 bis 1565 schuf er die nackte Schöne in quasi unzähligen Variationen: Da gibt es zum Beispiel die „Verehrung der Venus” (1516), „Venus Anadyomene” (1525), „Venus von Urbino” (1538), „Venus mit Orgelspieler und Cupido” (1548) „Venus mit Cupido und Hündchen” (1550), „Venus und der Orgelspieler” (1550), „Venus und Adonis (1553) oder „Venus und der Lautenspieler” (ca. 1560).
Zu einem seiner Hauptwerke gehörte auch das etwa 1554 entstandene Bild mit den Namen „Toilette der Venus” oder „Venus mit dem Spiegel”. Es gefiel seinem Meister angeblich selbst so gut, dass er es nicht verkaufte, sondern für sich selbst behielt. Bestaunen kann man diese leicht bekleidete Schöne heute in der National Gallery of Art in Washington.
Auch Lucas Cranach der Ältere, einer der bedeutendsten deutschen Renaissancemaler, schuf eine ganze Reihe Bilder mit dem Motiv der Venus. Zum Beispiel „Venus und Amor” (1509), heute in der Eremitage in Sankt Petersburg zu bewundern oder „Venus und Amor als Honigdieb” (1534); dieses Bild hängt heute in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München.
Klein, aber fein
Eine weitere Schönheit dieser Zeit ist die „Sitzende Venus”; eine Skulptur des Künstlers Pier Jacopo Alari-Bonacolsi (ca. 1460-1528). Der Mantuaner, der aufgrund seiner Begeisterung für antike Vorbilder auch Antico genannt wird, war bzw. ist vor allem für seine Bronzefiguren bekannt. Das zarte Geschöpf aus der Skulpturengalerie der Herzöge von Bedford misst gerade einmal 19,5 Zentimeter und hat auch heute noch seine Liebhaber. Als die Renaissance-Schönheit am 8. Dezember 2009 bei einer Sotheby’s Auktion versteigert wurde, war sie ihrem neuen Besitzer knapp 1,4 Millionen Pfund wert.
Quellen:
Als begehrtes Schönheitsideal fand die vornehme Blässe ja schon öfter Erwähnung in unserem Blog. Darum sollte sie auch im Zeitalter der Renaissance nicht fehlen. Eine besondere Schwäche für die weiße Haut hegte in dieser Zeit offenbar die Königin von England; Elisabeth I (Regierungszeit: 1558 bis 1603).
Eine Vorliebe, die Ihr auch den Beinamen die “Elfenbein-Regentin” einbrachte. Ihren schneeweißen Teint erhielt sie vor allem durch die großzügige Verwendung von Bleiweiß (basisches Bleicarbonat), das zusammen mit Essig und Eiweiß zu Puder oder Pasten verarbeitet wurde. Diese Paste wurde Schicht für Schicht auf Gesicht und Dekolleté aufgetragen; ein beträchtliches Gesundheitsrisiko zu Gunsten der Schönheit, denn Bleiweiß ist hoch giftig. Seine strake toxische Wirkung war auch damals durchaus nicht unbekannt, wurde aber scheinbar im Namen der Schönheit in Kauf genommen.
Deckkraft garantiert
Bleiweiß gehört nicht nur zu den ältesten, künstlich hergestellten Pigmenten, sondern war auch lange Zeit das wichtigste Weißpigment für wasser- und ölhaltige Farben. Geschätzt wurde es -und offenbar nicht nur in der Malerei- vor allem wegen seiner guten Deckkraft und seinem seidigen Glanz; Eigenschaften, die die gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen anscheinend zur Nebensache werden ließen. Am beliebtesten und teuersten waren die Produkte aus Italien, allerdings enthielten sie auch einen besonders hohen Anteil des gefährlichen Bleis.
Schleichendes Gift
Die ständige Anwendung dieser Schönheitsmittel führte zu einer schleichenden chronischen Vergiftung, die sich in schweren Gesundheitsschäden, wie beispielsweise Lähmungen, Blutarmut oder Funktionsstörungen der Nieren äußern konnte. Für das Ideal des hellen Teints wurde das Bleiweiß zudem häufig noch mit Quecksilber versetzt. Quecksilber besitzt eine bleichende Wirkung, kann aber unter anderem zu Hautschäden, Haarausfall und Verfärbungen von Zahnfleisch und Nägeln führen.
Auch für die Königin von England blieb der jahrelange verschwenderische Umgang mit der gefährlichen weißen Paste nicht ohne Folgen. Ihr Gesicht soll derart von Narben und Geschwüren durchzogen gewesen sein, dass sie am Ende, so heißt es, alle Spiegel im Palast entfernen ließ, um den Verfall ihres Gesichtes nicht ansehen zu müssen.
Quellen:
Das Wochenende naht ;-))
Für die Mitmenschen unter uns, die am Wochenende mal nicht auf der Couch abhängen möchten (obwohl es ja schon gemütlich ist) oder denen der Sinn nicht nach Wohnungsputz steht, hier mal ein alternativer Vorschlag.
Vielleicht hat der eine oder andere ja Lust, sich um die Schönheit zu kümmern. Dafür muss man sich nicht zwangsläufig gleich eine Maske ins Gesicht schmieren oder sich mit einem Peeling abrubbeln; man kann auch Ausstellungen besuchen oder sich auf Messen über Schönheitstrends, -news und -produkte informieren. Und Veranstaltungen dieser Art gibt es viele; weltweit oder regional.
Zwischendurch also einfach mal ein paar Veranstaltungs-Tipps für’s Wochenende. Passend zu unserem Blog haben natürlich alle mit Schönheit zu tun -und da sie alle in Deutschland stattfinden, muss man dafür auch nicht um die halbe Welt reisen.
Heute beginnt zum Beispiel die Gesundheitsmesse Body & Health in Dortmund; eine
Messe für Gesundheit, Schönheit und Wellness. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen aktuelle Themen wie Naturheilkunde, Ganzheitsmedizin, Wellness, Fitness, Vorsorge, Klassische Medizin, Pflege, Kosmetik, Anti-Aging, Ernährung und Umwelt. Den interessierten Besuchern werden eine Verkaufsausstellung, Vorträge, Beratungen und Mitmach-Aktionen geboten.
Messetermin:
08.Oktober 2010 bis 10. Oktober 2010
Messeort:
Messe Westfalenhallen Dortmund
Rheinlanddamm 200
44139 Dortmund
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Bei der Fachmesse Haare 2010 in Nürnberg dreht sich nicht nur alles um das Haupthaar. Fachleute und Besucher können sich neben neuen Trends in Sachen Haare und Kosmetik auch über Nägel und Nagel-Design informieren. Bestimmt interessant sind auch die Shows mit (laut Veranstalter) Spitzenfriseuren, die ihr Können in der Öffentlichkeit unter Beweis stellen. Insgesamt eine Mischung aus Messe, Show und Weiterbildung.
Messetermin:
10. Oktober 2010 bis 11. Oktober 2010
Messeort:
Messe Nürnberg
Messezentrum 1
90471 Nürnberg
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Ein Tipp für das Wochenende vom 23. bis 24. Oktober wären auch die Deutschen Wellnesstage in Wiesbaden. Hier kann man als Besucher nicht nur schauen und sich informieren, sondern sich auch gleich verwöhnen lassen;-) Wer möchte, kommt in den Genuss kostenloser Behandlungen und Beauty Beratungen oder kann sich zwischendurch massieren lassen. Ausprobieren und Mitmachen ist hier offenbar die Devise. In sogenannten Erlebnisräumen hat man zum Beispiel die Möglichkeit mal zu schnuppern und Yoga, Qi Gong, Tai Chi oder Ayurveda kennen zu lernen; eine bunte Mischung aus Messe, Vorträgen, Workshops und Entspannung.
Messetermin:
23.10.2010 – 24.10.2010
Messeort:
Rhein-Main-Hallen
Rheinstr. 20
65001 Wiesbaden
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Wer mehr an Ausstellungen interessiert ist, sollte vielleicht mal im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden vorbeischauen. Dort läuft noch bis zum 2. Januar 2011 die Ausstellung: Was ist schön?
Die Ausstellung präsentiert eine Bestandsaufnahme des heutigen Schönheitsdiskurses:
Können die traditionellen ästhetischen Konzepte überhaupt noch Geltung beanspruchen? Welchen Einfluss nehmen Mode und Medien auf die ästhetischen Vorlieben? Welche Rolle spielen evolutionsbiologisch bedingte Vorprägungen? Welche Selbstbilder sind wirksam, wenn heute der Körper zunehmend zum Objekt von Schönheitstechniken wird? Wie und warum entscheidet Schönheit auch über den gesellschaftlichen Erfolg? Können Forschungszweige wie Neurologie oder Psychologie neue Antworten geben?
Deutsches-Hygiene-Museum Dresden
Lingnerplatz 1
01069 Dresden
Viel Spaß und schönes Wochenende;-))
]]>Schönheitsoperationen eine Erfindung unserer Zeit? Weit gefehlt: Die plastische Chirurgie gehört quasi zu den ältesten medizinischen Fachgebieten. Der Begriff wird aus dem griechischen Wort plastikos abgeleitet und bedeutet so viel wie wiederherstellen, formen; und genau dazu diente sie in der damaligen Zeit auch. Sprich, sie erfolgte weniger aus rein ästhetischen Gesichtspunkten, sondern galt tatsächlich der Wiederherstellung bzw. Beseitigung kriegs- oder krankheitsbedingter Verstümmelungen. Und war damit sozusagen eher praktischer Natur.
Schon 1350 v.Chr. wurden in Ägypten offenbar Operationen dieser Art vorgenommen. Wissenschaftler fanden beispielsweise eine Mumie aus der Zeit der 18. Dynastie, der bereits zu ihren Lebzeiten die Ohren wieder angenäht worden sind. Ebenso gibt es Aufzeichnungen über die Rekonstruktion deformierter Nasen.
Der indische Arzt und Gelehrte Sushruta (ca. 600 v.Chr.) beschrieb beispielsweise solche Nasenrekonstruktionen in seiner Sushruta-Samhita. Bei dieser sogenannten „indischen Methode” wurde der Hautlappen für die Rekonstruktion erst der Wange, später der Stirn entnommen. Ein unangenehmer Nebeneffekt waren dabei allerdings hässliche Narben im Gesicht. Auch die Korrektur von Hasenscharten oder Gaumenspalten war bekannt. Operationsverfahren wurden zum Beispiel von Celsus (ca. 25 v.Chr.) und Galen (ca. 129 n.Chr.) beschrieben.
Die Renaissance der plastischen Chirurgie
Im Mittelalter wurde die wiederherstellende Chirurgie kaum angewendet, erst in der Renaissance erlebte sie sozusagen eine Wiedergeburt bzw. einen Aufschwung. Die damals weitverbreitete Syphilis führte häufig zu Gaumendefekten (syphilitischen Gaumenspalten) oder einer Zerstörung der Nase. Angeblich trug vor allem der Kampf gegen die, durch die Krankheit hervorgerufenen sichtbaren Entstellungen, wesentlich zur Entwicklung der plastischen Chirurgie bei. Als geschickter Operateur von Lippen- oder Gaumenspalten galt beispielsweise Pierre Franco, ein französischer Chirurg dieser Zeit.
Etwa 1430 entwickelten die Sizilianer Branca der Ältere und sein Sohn Antonio Branca ein neues Verfahren zur Rekonstruktion der Nase. Dabei wurde der für die neue Nase benötigte Hautlappen nicht mehr der Stirn entnommen, sondern aus dem Oberarmlappen. Dieses Verfahren wurde später von Gaspare Tagliacozzi aufgegriffen und weiterentwickelt und ist auch als „italienische Methode” oder „Lappenplastik” bekannt. Ersetzt werden konnte damals aber lediglich der vordere (weiche) Teil der Nase; Knochenrekonstruktionen waren noch nicht möglich.
Die Rekonstruktion als Psychotherapie
Der 1545 in Bologna geborene Gaspare Tagliacozzi gilt als Wegbereiter der plastischen Chirurgie in Europa. Er betonte erstmals, wie wichtig die Beseitigung einer sichtbaren Entstellung für das psychische Wohlbefinden eines Menschen ist:
„Wir rekonstruieren und ergänzen Teile, die zwar die Natur gegeben, aber das Schicksal wieder zerstört hat, nicht so sehr zur Freude des Auges, sondern um die Betroffenen psychisch aufzurichten.”
In seinem zweibändigen Werk „De curtorum chirurgia per insitionem” von 1597 widmet er sechs Kapitel dem Gesicht. Spezielle Berücksichtigung findet dabei die Nase und ihre Bedeutung für die Schönheit und Würde des Menschen. Folglich plädiert er auch für deren Wiederherstellung, sollte sie -auf welche Weise auch immer- entstellt worden sein. In einer Zeit, wo das Naseabschneiden eine beliebte Art der Bestrafung darstellte und die weit verbreitete Syphilis bei so manchem Zeitgenossen eine deformierte Nase hinterließ, konnten solche Ansichten auf keinen Fall schaden.
Leiden für die „Schönheit”
Die Prozedur der Nasenrekonstruktion war nicht nur relativ langwierig und schmerzvoll, sondern für den Patienten auch sehr unbequem. Um die Durchblutung des Hautlappens zu gewährleisten, der für die neue Nase nötig war, wurde der Arm an der Nase fixiert, bis der Lappen im Gesicht angewachsen war. Während dieser Zeit trug der Patient eine Konstruktion aus Schienen und Bandagen, die den Arm in die gewünschte Position brachten und dafür sorgten, dass er mit dem Gesicht verbunden blieb.
Trotz dieser ganzen „Unannehmlichkeiten” sind die Patienten dankbar für die Wiederherstellung ihres Aussehens.
Der italienische Historiker Camillo Porzio (1526 bis 1580), der sich -aus welchen Gründen auch immer- einer Nasenrekonstruktion unterzog schrieb im Juli 1561 an den Kardinal Seripando:
„In den vorherigen Tagen erhielt ich von Euch […] einen Brief, dem ich nicht unmittelbar Antwort geben konnte, da ich mich im Bett befand. Dieser Euer Brief war für mich ein endloser Trost und half mir dabei zu gesunden, während der letzten Vervollständigungsphase meiner Nase, die ich dank Gottes Erbarmen fast in der Form wieder erhalten habe wie die erste war, ja sie ist meiner ursprünglichen so ähnlich, daß diejenigen, die davon nichts wissen, es nur schwer erkennen werden: wahr ist es, daß ich große qualvolle Schmerzen durchlitten habe, da es nötig war mir vom linken Arm das Fleisch in doppelter Größe des Nasendefekts herauszuschneiden; dann wurde dieses während eines Monats behandelt, bis es an die Nase angenäht wurde. 15 Tage blieb dann der Arm an die Nase fixiert. Dieses ist ein Werk, das die Antiken nicht kennen, aber es ist so exzellent und wundervoll, daß es eine Schande ist, daß in dieser unserer Zeit nicht darüber geschrieben wird und daß es den Chirurgen nicht beigebracht wird. Nur ein Mann besitzt heute diese Kunst […], und von ihm muß man sagen, daß er dasselbe wie die Natur kann.”
In abgewandelter Form wird die „italienische Methode” im Übrigen noch heute zur Abdeckung von Weichteildefekten durchgeführt.
Quellen:
Jede Zeit und jede Kultur hat ihre eigenen Schönheitsideale, Rituale und Bräuche. Und was die einen als schön empfinden, ruft bei den anderen nur Erstaunen oder Unverständnis hervor. Manche dieser Schönheitsideale waren sicher nicht ganz schmerzfrei zu erreichen und erwiesen sich am Ende im Alltag wahrscheinlich auch nicht gerade als praktisch. Aber Schönheit ist ja nun einmal Geschmackssache und wie bereits Kant bemerkte „Schönheit muss nicht nützlich sein”.
Zähne wie Kohlen, so schön
Eines der begehrtesten Schönheitsmerkmale unserer Zeit? Vermutlich ein strahlend weißes Lächeln. Tägliches Zähneputzen, aufhellende Zahncremes, professionelle Zahnreinigungen und ein gelegentliches Zahnbleaching sollen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. Allein der Gedanke an einen Mund voller schwarzer Zähne, ein Greul.
Nicht so beispielsweise im Japan der Heian-Zeit; schwarze Zähne waren dort gewollt und ein Attribut von Schönheit. Gefärbt wurde mit einer Mixtur, die aus Eisenspänen oder Nägeln in Kombination mit Tee oder Reiswein hergestellt wurde. Dazu legte man die Nägel oder Späne in die Flüssigkeit, wo sie oxidierten und eine schwarze Brühe zurückließen, mit der die Zähne dann eingepinselt wurden. Eine Prozedur, die kontinuierlich wiederholt werden musste.
Die Farbe Schwarz und ihre Funktion
Schwarze Zähne galten nicht nur als erotisch, sie wurden in der Oberschicht auch als Zeichen benutzt, um auf die Volljährigkeit bzw. Geschlechtsreife eines Mädchens hinzuweisen. Im Laufe der Zeit übernahm auch das Bürgertum diesen Brauch und die Symbolik änderte sich ein wenig: Schwarze Zähne waren nun das Zeichen einer verlobten oder verheirateten Frau. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Schwarzfärben schließlich durch die Meiji-Regierung verboten.
Auch bei einigen Völkern in Südostasien waren weiße Zähne nicht erwünscht. Sie galten als aggressiv und unmenschlich. Hier wurden die Zähne durch das Kauen von Shiri-Betel geschwärzt. Vor allem ältere Menschen praktizieren die Zahnschwärzung zum Teil noch heute. Im Vordergrund steht dabei allerdings weniger die Schönheit, sondern eher die Befürchtung, die weißen, aggressiv wirkenden Zähne könnten hilfsbereite Geister und Götter verärgern.
Große Lippen soll man küssen
Ein anderer kurioser Brauch, der auch heute noch aktuell ist, sind die Lippenteller bzw. Tellerlippen der Mursi oder der Surma-Frauen; Volksstämme im Südwesten Äthiopiens. Am Ende der Pubertät wird den Mädchen die Lippe aufgeschnitten und ein Teil der unteren Schneidezähne entfernt, um die aus Ton gebrannten Scheiben einsetzen zu können. Die Teller werden hin und wieder ausgetauscht und durch einen jeweils größeren ersetzt, um so das Gewebe peu à peu zu dehnen.
Je größer der Teller, umso größer auch das Ansehen der Frau. Nicht selten beträgt der Durchmesser eines Lippentellers am Ende bis zu 15 Zentimetern. Angeblich erhöht sich mit der Größe des Tellers aber nicht nur das Ansehen, sondern auch der Brautpreis einer Frau. Heute nutzen die Muris ihre Tradition vor allem auch zur Geldeinnahme, indem sich die Frauen gegen Bezahlung mit Touristen fotografieren lassen. Im Alltag werden diese Lippenmonster allerdings selten getragen und auch zum Essen werden sie herausgenommen.
Was heute als schön gilt, hatte vermutlich allerdings irgendwann einmal die umgekehrte Funktion. Es wird angenommen, dass der Lippenteller die Frauen eher unattraktiv machen sollte, um sie vor dem Sklavenhandel zu schützen.
Die Last der langen Hälse
Die Padaung (was übersetzt so viel heißt, wie mit glänzendem Metall umwickelte Menschen) sind ein Bergvolk im Südosten Myanmars. Bekannt sind sie vor allem aufgrund des außergewöhnlichen Halsschmucks ihrer Frauen, der die Hälse extrem lang erscheinen lässt und den Damen auch den Beinamen Giraffenfrauen eingebracht hat. Bei dem Halsschmuck handelt es sich allerdings nicht, wie oft angenommen, um einzelne Ringe, die den Frauen nach und nach um den Hals gelegt werden, sondern um Messingspiralen von circa 30 bis 40 Zentimetern Länge.
Im Alter von etwa fünf Jahren erhalten die Mädchen ihren ersten Schmuck; eine Spirale von rund zehn Zentimetern Höhe. Alle zwei bis drei Jahre, je nach Wachstum der Mädchen, wird die alte Spirale gegen eine neue ausgetauscht. Im Alter von 15 Jahren kommt noch eine Schulterspirale hinzu, die aufgrund ihres größeren Durchmessers direkt auf den Schultern aufsitzt. Die Spiralen werden genau dem Körper der Frau angepasst und von kräftigen, erfahrenen Frauen angelegt. Eine Prozedur, die wohl schon einmal mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Durch das Gewicht des Halsschmucks – immerhin wiegt die ganze Pracht bis zu zehn Kilogramm- werden die Schultern nach unten gedrückt und der Hals erscheint extrem lang.
Praktisch ist der glänzende Panzer nicht; er schränkt die Bewegung ein und ist auch beim Schlucken sowie bei der Hygiene sehr hinderlich. Zudem muss das Metall regelmäßig gepflegt und poliert werden, damit es seinen Glanz behält. Die weit verbreitete Annahme, dass sich die Frauen das Genick brechen, wenn der Schmuck abgenommen wird, ist jedoch Unsinn. Die Halsmuskulatur erschlafft zwar unter dem ganzen Metall, regeneriert sich aber auch wieder.
Kein Leben auf großem Fuß
Ein besonders barbarisches Schönheitsideal wurde über viele Jahrhunderte in China praktiziert; der sogenannte Lotosfuß galt dort als Inbegriff weiblicher Schönheit. Das Ideal war der „Goldene Lotos” mit einer Fußlänge von circa zehn Zentimetern. Eine Länge, die etwa der europäischen Schuhgröße 17 entspricht, also der Größe des Fußes eines etwa zwei bis drei Monate alten Kindes. Ein Ideal, das jedoch kaum eine Frau erreichte; im Schnitt betrug die Größe eines Frauenfußes etwa 13 bis 14 Zentimeter.
Rund 15 Jahre dauerte die grausame Prozedur, mit der bei einem Mädchen ungefähr im Alter von drei bis fünf Jahren (die Zahlen schwanken) begonnen wurde. Dabei wurden die vier kleineren Zehen gebrochen, nach hinten unter die Fußsohle gebogen und anschließend mit festen Bandagen umwickelt, die jeden Tag enger gezogen wurden. Nicht selten fingen die Zehen unter den Stoffwickeln an zu faulen und starben schließlich ganz ab.
Doch die Schmerzen und lebenslangen Beeinträchtigungen der Töchter nahm man in Kauf, denn die Lotosfüße waren Garant für Ansehen und eine gute Heirat. Normal gehen oder größere Wege zurücklegen konnten die Frauen ohne Hilfe mit diesen Füßen kaum noch. Verschont wurden nur die Töchter armer Bauern, denn die winzigen Füße waren für die Feldarbeit unbrauchbar.
Ein Schönheitsideal mit fast 1000 Jahren Tradition
Zurückgeführt wird dieser schmerzhafte Brauch auf das Jahr 975. Demnach schenkte damals der Kaisers Li Yu seiner Geliebten, einer Tänzerin, eine als Lotosblüte geformte Bühne aus Gold. Um auf deren winzigen Fläche tanzen zu können, bandagierte sich die Tänzerin die Füße – angeblich der Beginn dieses grausamen Schönheitsideals.
Am Anfang wurden die Füße jedoch lediglich fest bandagiert, die schmerzhaften Verstümmlungen kamen erst später dazu. Das Binden der Füße wurde noch bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt. Zwar wurde es 1911 durch die Republik China verboten, allerdings eher mit mäßigem Erfolg. Erst 1949, nach der Gründung der Volksrepublik China, gelang es Mao Zedong diesen Brauch endgültig zu unterbinden. Vor gut 22 Jahren schloss schließlich die letzte Fabrik, die Spezialschuhe für die Lotosfüße herstellte, ihre Pforten.
Quellen:
Zu viel Schönheit kann einen offensichtlich schon mal durcheinanderbringen;-))
Bei einer Casting-Show für Models in Australien wurde die falsche Siegerin gekürt.
Vor laufender Kamera verkündete die Moderatorin die Gewinnerin. Diese brach in Jubel aus und dankte allen für den tollen Wettbewerb. Das Problem – die Information war falsch!
Demnach dauerte die Freude leider auch nur wenige Minuten. Aber wenigstens in dieser Zeit durfte sich die 19-Jährige Kelsey Martinovich als die Schönste wähnen. Die wahre Gewinnerin war jedoch die 18-Jährige Amanda Ware. Da hatte wohl jemand aus dem Background der Moderatorin Sarah Murdoch den falschen Namen zugeflüstert. Als diese den Fehler schließlich über die Kopfhörer mitgeteilt bekam, fehlten ihr die Worte: „Oh mein Gott, ich weiß nicht, was ich sagen soll …”
Vermutlich der peinlichste Moment ihres Lebens und der ernüchterndste für Kelsey Martinovich. Diese sah es erstaunlich sportlich: „Es war ein Fehler, es ist in Ordnung”
Das nenne ich wirklich Haltung bewahren!
Als Trostpreis wurde ihr eine Reise ins Model-Mekka New York für knapp 18 000 Euro spendiert.
Nicht schlecht, aber trotzdem ärgerlich…
]]>Die Renaissance -Aufbruch, Wiedergeburt und Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Während in manchen Teilen Europas zum Teil noch tiefstes Mittelalter herrschte, wehte in Italien schon ein anderer Wind. Eine Bewegung der Wiederbelebung antiker Ideale in Literatur, Philosophie, Wissenschaft, Malerei und der Architektur, die schließlich von Italien aus ganz Europa erfasste.
Auch heute noch kann man den Geist dieser Zeit hautnah erleben; bei einem Besuch in Italien oder Frankreich beispielsweise. Piacenza, Ferrara oder Terra del Sol – nicht nur bezaubernd italienisch, sondern vor allem beindruckende Zeugnisse der Schönheit der damaligen Architektur, genau wie zahlreiche Schlösser der Loire.
Gerade auf der Suche nach dem nächsten Reiseziel? Oder Lust, mit einem verlängerten Wochenende den Sommer noch ein bisschen auszudehnen? Wie wäre es denn zum Beispiel mit einer Reise in die Renaissance? Hier ein paar Tipps.
Terra del Sole
Das Land der Sonne, wie Terra del Sol übersetzt heißt, gilt als eine Perle der Renaissance-Architektur. Bis heute soll das im Jahre 1400 entworfene Städtchen in der Emilia-Romagna in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben sein. Kreiert wurde die Festungsstadt der Medici von einem der bekanntesten Baumeister dieser Zeit; Baldassare Lanci. Gelungen ist ihm eine perfekte Kombination aus Vollkommenheit und Harmonie; ein Ort, an dem man (angeblich) auch im 21. Jahrhundert noch den Geist der Renaissance spüren kann. Im einstigen Kerker der Medici befindet sich heute das Museum für Mensch und Umwelt -für den Fall, dass die Sonne im Land der Sonne vielleicht doch mal nicht scheinen sollte.
Piacenza
Eine weitere Renaissance-Schönheit, ist die in der lombardischen Ebene im Norden Italiens gelegene Stadt Piacenza, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.
Ein Ort, der von beeindruckenden und prachtvollen Bauwerken nur so überquillt. Zu nennen wären zum Beispiel der Palazzo Farnese mit seinem imposanten Renaissance-Innenhof, der heute mehrere Museen beherbergt oder die Klosterkirche San Giovanni Evangelista.
Vollendete Renaissance-Architektur zeigt auch die Kirche des Benediktinerklosters San Sisto (von Alessio Tramello); sie ist nicht nur selbst ein prachtvoller Renaissance-Bau, sondern beherbergte ehemals auch eines der berühmtesten Gemälde dieser Zeit – die Sixtinische Madonna. Geschaffen wurde das Bild für den Hochaltar von San Sisto in den Jahren 1512/1513 von Raffaelo Santi (Raffael) im Auftrag des Papstes Julius II. Im Jahr 1754 erwarb August III. das Bild für seine Gemäldegalerie in Dresden, wo es auch heute noch -in der Galerie der Alten Meister– bewundert werden kann.
Ferrara
Die prächtige Renaissance-Stadt gehört seit 1995 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ihren Höhepunkt erlebte die Stadt unter der Herrschaft des Hauses Este, einem der ältesten Adelsgeschlechter Italiens. Alberto V. d’Este gründete 1391 eine Universität an der unter anderem Kopernikus und Paracelsius studierten. Der Corso Ercole I. d’Este ist gesäumt von herrlichen Renaissance-Bauten und zählt angeblich zu einer der schönsten Straßen Europas. Besonders beeindruckend soll das Wohnhaus des Bankiers Giovanni Romei mit seinen typischen Renaissance-Elementen, wie zum Beispiel dem Portikus sein. Hier verbrachte auch die berühmte Lucrezia Borgia einen Teil Ihres Lebens.
Wer keine Lust auf Italien haben sollte, kann sich auch in Frankreich umsehen. Entlang der Loire stehen Kulturhungrigen nicht weniger als etwa 400 Schlösser aus den verschiedensten Epochen zur Wahl; darunter auch einige beeindruckende Bauwerke aus der Zeit der Renaissance. Überhaupt ist, wie ich persönlich finde, Frankreich immer eine Reise wert;-)
Chambord
Ein Meisterwerk der französischen Baukultur im Zeitalter der Renaissance ist beispielsweise Chambord. Das Schloss mit seinen 440 Zimmern und 365 Kaminen gilt als das größte, berühmteste und imposanteste Schloss seiner Zeit.
Mittelpunkt des Schlosses ist die vermutlich auf Leonardo da Vinci zurückzuführende freistehende Doppelwendeltreppe, auf der man gleichzeitig hinauf und hinunter gehen kann ohne sich zu treffen. Rund 2000 Maurer sollen 25 Jahre an der Fertigstellung dieses prachtvollen Gebäudes gearbeitet haben. Ein Bauwerk von beeindruckender Schönheit, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte (Wie ich selbst nach zwei Besuchen bestätigen kann …).
Azay & Ambois
Wer noch immer nicht genug hat, sollte auch Azay-le-Rideau besuchen, angeblich eines der schönsten Schlösser der Frührenaissance.
Sein Grundgerüst bilden zehntausend Eichenpfähle, die sieben Meter in die Tiefe gerammt wurden. Schon Honoré de Balzac schwärmte in seinem Roman “Die Lilie im Tal” von dem Schloss als:
“Un diamant taillé à facettes serti par l’Indre ” (Ein Diamant mit tausend Facetten, eingefasst vom Indre).
Auch Amboise ist immer einen Besuch wert; in dem Schloss, in dem Leonardo da Vincis einige Jahre lebte und schließlich auch starb, kann heute zudem eine umfangreiche Sammlung an Renaissance-Möbeln besichtigt werden.
Gute Reise also …
Quellen:
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Wer hat eigentlich schon mal ein paar Gedanken mehr an sein Taschentuch verschwendet? Wohl kaum jemand. Daran denkt man höchstens, wenn man dringend eines bräuchte und selbst nach verzweifelter Suche in Hosen- oder Jackentaschen einfach keins finden kann.
Und sonst? Wenn die Nase läuft, zieht man es eben aus der Tasche (sofern man eins dabei hat) und gut. Meist sind es eh irgendwelche Papiertaschentücher, die man dann wegschmeißt – ist ja schließlich viel hygienischer. So richtige Stofftaschentücher sind doch eigentlich längst out und höchstens bei der etwas älteren Generation noch anzutreffen.
Früher wurden die Dinger noch liebevoll von den Omas umhäkelt und den Enkelinnen zum Geburtstag geschenkt (ich besitze circa 20 Stück …). Als kleines Mädchen war ich ganz scharf darauf, die Taschentücher zu bügeln – würde mir heute ganz sicher nicht mehr in den Sinn kommen.
Taschentücher sind lebenswichtig
Dabei kann so ein kleiner Fetzen Stoff von enormer Wichtigkeit sein. Desdemona hätte sich wahrscheinlich gewünscht, sie hätte ihrem Taschentuch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Hat sie aber nicht -und deshalb hat ihr Taschentuch praktisch vier Menschenleben auf dem Gewissen. Denn Shakespeare ließ wegen diesem unglückseligen Stückchen Stoff nicht nur Desdemona sterben, sondern auch Emilia, Jago und Othello. Die oft mit aufwendigen Bildstickereien verzierten Tücher waren in der damaligen Zeit eben ein begehrtes Liebespfand… Gelangte so ein Tüchlein in die falschen Hände, konnte Mann das schon einmal missverstehen.
Kleine Schmuckstücke
Taschentücher waren in der Renaissance nicht zwangsläufig dazu da triefende Schnupfennasen abzuwischen, sondern sie waren vielmehr ein kostbares Prestigeobjekt. Die oft mit Silber und Gold durchwirkten Tücher -die als Fazzoletto bezeichnet wurden- galten als purer Luxus und waren bei den höheren Schichten äußerst beliebt. Die kostbarsten Tücher wurden in Venedig hergestellt und von dort exportiert.
Ein Fazzoletto wurde deutlich sichtbar -sozusagen als Statussymbol- in der Hand getragen; man zeigte, wer man war. Die kleinen Stofftücher waren regelrechte Kunstwerke: aufwendige Bildstickereien, Spitze, Perlen – ein Fazzoletto konnte offenbar nicht protzig genug sein. Im Gegensatz zu dem heute quadratischen Taschentuch, wiesen die kleinen Tücher von damals noch verschiedene Formen auf; sie konnten oval, rund oder viereckig sein. Gerne wurden die Tücher von den Damen auch mit Parfüm getränkt und als Liebespfand verschenkt.
Diese Ziertücher waren nicht nur ein unverzichtbares Accessoire, sondern gleichzeitig auch ein deutliches Zeichen der Abgrenzung gegenüber der unteren Schichten.
Um 1600 erließ der Rat der Stadt Halberstadt beispielweise folgenden Erlass:
“Das Schnupftuch des 1. Standes soll nicht über 2 Taler, des anderen über 1 Taler des 3. Standes über einen halben Taler wert sein. Schon bei Strafe einer neuen Mark wird den Frauen und Jungfrauen die Verwendung von Perlen untersagt.”
So ändern sich also die Anforderungen an ein Taschentuch. Heute soll es ja vor allem eins sein – reißfest
Quellen:
Schminken und der
Gebrauch von Kosmetik waren im Mittelalter im deutschen Sprachraum nicht
unbekannt. Davon zeugen, wie Gesa Dane in ihrem Buch “Die heilsame
Toilette” schreibt, schon die überlieferten Predigten in denen heftig gegen die Benutzung der künstlichen Farbe gewettert wird.
Schminken galt als Gotteslästerung.
Wer Schminke benutzte, griff in den Augen der Kirche in die Schöpfung Gottes ein. Schminke galt daher als Teufelszeug und ihr Gebrauch kam quasi einer Gotteslästerung gleich. Denn: Wer Schminke benutzte, hatte etwas zu verbergen und wer Gott gegenüber nicht ehrlich ist, ist auch den Menschen gegenüber nicht ehrlich. Der einzige Schmuck, mit dem frau sich demnach in der Öffentlichkeit zeigen sollte, war ihr guter Ruf.
In anderen Epochen und auch in der heutigen Zeit für viele Frauen wahrscheinlich die reinste Horrorvorstellung. Nicht wenige würden ungeschminkt nicht einmal den Müll rausbringen, geschweige denn ohne gut gefüllte Beautycase für längere Zeit das Haus verlassen.
Haarentfernung erlaubt
Das die Verwendung kosmetischer Mittel Teufelszeug war, sahen einige Menschen aber offenbar anders. Denn nichtsdestotrotz, existierten im Mittelalter zahlreiche Rezepturen für diverse Schönheitsmittel. Bei dem anglo-normannischen „L’ Ornement des Dames” aus dem 13. Jahrhundert handelt es sich zum Beispiel um eine Sammlung, die ausschließlich aus kosmetischen Rezepten besteht. Eine der größten kosmetischen Schriftsammlungen des Mittelalters ist die sogenannte „Trotula minor“, eine Schrift über Hautkrankheiten und Kosmetika die schätzungsweise aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammt. Als Verfasserin gilt die italienische Ärztin Trotula di Ruggerio aus der medizinischen Schule von Salerno.
Ratschläge für die Haarentfernung gab es viele.
Relativ zahlreich sind beispielsweise die Rezepte zur Entfernung von lästigen Haaren. Was möglicherweise dem Umstand geschuldet ist, dass die reine weiße Haut im Mittelalter eines der zentralen Schönheitsmerkmale bei Mann und Frau darstellte. Bei den Damen kam später noch die hohe Stirn hinzu, die es notwendig machte, einen Teil der vorderen Haare und gegebenenfalls die Augenbrauen zu entfernen. Natürlich standen auch im Mittelalter schon Rasiermesser und Pinzetten zur Verfügung. Diese galten bereits ab dem 13. Jahrhundert als unverzichtbare Utensilien der weiblichen Kosmetik. Bimssteine, mit denen die Haare abgerubbelt wurden, gehörten wohl ebenfalls zu den gängigen Hilfsmitteln.
Ätzkalk im Kampf gegen unerwünschten Haarwuchs
Neben diesen mechanischen Hilfen wurden auch chemische Mittel verwendet, um unerwünschte Körperhaare loszuwerden. Ein weit verbreitetes und angeblich sehr effektives Mittel der Haarentfernung war eine Mixtur aus Ätzkalk (Calciumoxid), Auripigment (Arsen-III-sulfit), Wasser und Öl. Diese Bestandteile wurden zu einer breiartigen Masse verrührt und auf die gewünschten Körperstellen aufgetragen. Für Menschen mit empfindlicher Haut war sie aufgrund ihrer Inhaltsstoffe allerdings weniger geeignet. Aber einmal abgesehen vom Arsensulfit und ein paar anderen kleinen Veränderungen, ist diese mittelalterliche Enthaarungscreme übrigens den heute angebotenen Mitteln wohl nicht unähnlich.
Die Alternative: Krötenblut und Hundemilch
Verglichen mit einigen mittelalterlichen Rezeptvorschlägen sind diese Methoden der Haarentfernung jedoch regelrecht langweilig. Bei der Zusammensetzung anderer Mittel zeigte man sich da deutlich kreativer: Hundemilch, zerkochte Blutegel, eine Mischung aus Quecksilber und Essig oder zu Pulver verbrannte junge Tauben, sollten die Haare ebenfalls verschwinden lassen oder für den Fall, dass man sie schon ausgezupft hatte, ein Nachwachsen verhindern.
Hier also ein paar mittelalterliche Enthaarungstipps für den Fall, dass der Epilierer mal ausfallen sollte oder die Rasierklingen ausgehen:
1. Wer will, das ihm das Haar nicht wächst, der breche das Haar aus und streiche Fledermausblut oder das Blut junger Kröten oder Hundemilch dahin, so wächst es nicht. (Nürnberg, Stadtbibliothek, Cod. Amb. 55, Nr. 37)
2. Willst du, dass das Haar nicht wächst, so nimm Egel und tue sie in einen Topf und brenne sie zu Pulver. Und zur gleichen Zeit, zu der du das Haar ausgerupft hast, tue das Pulver daran. (Karlsruhe, Kodex St. Georgen 73, fol. 205v und 214r)
3. Junge Schwalben zu Pulver gebrannt und mit Bibergeil und mit ein wenig Essig vermengt und eine Stunde über das Feuer gestellt, daraus soll man das Wasser auffangen. Dieses Wasser soll man aqua irundinea nennen. Dies Wasser mit Hyssopus officinalis läßt das Haar abfallen, wo man es einreibt und wächst nimmermehr. (British Museum, Hs. Sloane 345, fol. 59v-60r)
4. Du sollst Quecksilber nehmen und es so lange mit einem wenig Essig schlagen, das es sich mit dem Essig vermischt, das es aussieht wie eine Salbe und es dann auf Pergament oder auf ein Tuch streichen, das lässt sie ebenso verbrennen. (Stockholm, Königliche Bibliothek, HS X 113, fol. 2r)
5. Damit die Haare nicht wieder wachsen. Vermische Sandaraca, Iris und Saft vom Bilsenkraut zu gleichen Teilen und bestreiche den Ort, und die Haare fallen aus und kommen niemals wieder hervor. (Codex Bambergensis, Bayerische Staatsbibliothek München, Msc. med. 2 (L. III 6), fol. 23v-24r)
Inwieweit diese unappetitlichen und vermutlich auch nicht ganz geruchsneutralen Rezeptvorschläge tatsächlich angewendet wurden ist allerdings unklar. Die Beschaffung der Zutaten dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach aber einigen Aufwand verursacht haben und wäre in der heutigen Zeit allein schon aus Gründen des Tierschutzes kaum denkbar;-)
Augen wie Sterne so schön
Ebenfalls heiß begehrt und eines der zentralen Schönheitsmerkmale des Mittelalters waren -neben der weißen Haut, die blauen und vor allem strahlenden Augen.
War den Damen von Natur aus die blaue Augenfarbe nicht vergönnt, so sollten die Augen doch wenigstens möglichst strahlend erscheinen, um die Attraktivität zu erhöhen.
Heute greift man selbstverständlich zu Mascara und Eyeliner, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Im Mittelalter standen derartige Hilfsmittel allerdings nicht zur Verfügung. Doch auch die Frau von damals wusste sich zu helfen, wenn auch das Mittel ihrer Wahl eine unangenehme Nebenwirkung mit sich brachte.
Schönheitsmittel mit Nebenwirkungen
So war es vor allem bei der feineren Gesellschaft Italiens in Mode, ein Extrakt aus den Blättern der Tollkirsche in Form von Augentropfen als Kosmetik zu benutzen. Die Inhaltsstoffe der Pflanze bewirken eine Erweiterung der Pupillen und lassen die Augen dadurch größer erscheinen. Eine Wirkung, die der Tollkirsche auch den Beinamen „Belladonna” (ital. Schöne Frau) einbrachte.
Die unangenehme Nebenwirkung des Mittels: Die Sehkraft der Augen ließ für einige Tage nach. Ein Umstand, der Frauen aber möglicherweise wenigstens dabei geholfen haben mag, fehlende Schönheitsattribute bei einigen Männern zu übersehen.
Quellen:
„Schönheit ist die kleine Schwester der Gesundheit” sagt ein chinesisches Sprichwort. Warum also nicht einmal ein kleiner Ausflug in die Botanik? Dort lassen sich Schönheit und Gesundheit nämlich sehr gut miteinander verbinden. Denn viele Pflanzen sind nicht nur schön, sondern besitzen auch gesundheitsfördernde bzw. heilende Eigenschaften.
Ein für diesen Blog besonders gut geeigneter Vertreter schien mir das Tausendschönchen, wahrscheinlich besser unter dem Namen Gänseblümchen (lat.: Bellis perennis) bekannt. Die kleine Pflanze verbindet nicht nur Schönheit und Gesundheit, sie trägt das „SCHÖN” sogar in ihrem Namen. Der Gattungsname Bellis leitet sich vom lateinischen Wort bellus = schön ab und perennis steht für die Ausdauer, die das zarte Gewächs beim Blühen zeigt. Zwischen März und August steht das Gänseblümchen in voller Blüte, ist aber auch noch bis weit in den Herbst hinein auf den Wiesen zu finden.
Die kleine, weiße bis zartrosa blühende Blume verwandelt Wiesen in einen Tupfenteppich und landet gern bei kleinen Mädchen als geflochtener Kranz auf den Locken. Doch die zarte Pflanze ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern besitzt angeblich auch einige heilende Eigenschaften.
Von Akne bis Muskelschmerzen
Die zu den Korbblütlern gehörende Pflanze ist von März bis September quasi überall in Europa anzutreffen und circa zehn bis 15 Zentimeter hoch.
Verwendet werden können sowohl die Blätter als auch die Blüten. In der Homöopathie wird das Gänseblümchen typischerweise bei Gelenk- und Muskelschmerzen aber auch Hautprobleme, wie Akne oder Ekzeme sowie Erkrankungen der Atemwegserkrankungen angewendet. Und auch bei Prellungen oder Verstauchungen kommt das Gänseblümchen hier zum Einsatz.
Auch für die Schönheitspflege erweist sich das Gänseblümchen angeblich als sehr nützlich; ein Sud aus den Blüten eignet sich beispielsweise gut als Gesichtswasser soll sich gut als Gesichtswasser bei fettiger Haut eignen.
Und hier das Rezept: Eine Handvoll Blüten knapp mit Wasser übergießen, aufkochen, abkühlen lassen, absieben; 100 ml Sud mit 40 ml Ethanol, auch als Weingeist oder Spiritus bezeichnet (aus der Apotheke) mischen; Wattebausch tränken und Haut damit reinigen.
Nachträgliche Anmerkung: Die Wirksamkeit der Homöopathie ist allerdings sehr umstritten; sie gilt noch immer nicht als belegt. Die Homöopathie ist somit auch kein anerkanntes wissenschaftliches Verfahren.
Blumiger Geschmack
Und: Tausendschönchen sind auch Tausendsassas! Sie eignen sich nicht nur zur Linderung diverser Zipperlein oder zum Flechten von Blumenkränzen; ihre Knospen kann man auch als “falsche Kapern” einlegen und ihre Blüten vertreiben die Langeweile auf jedem Salatteller. Sie sind nicht nur ein Hingucker auf dem tristen Grünzeug, sondern schmecken auch lecker. Nussig bis leicht scharf wird ihr Geschmack beschrieben.
Quellen:
Mittelalter, Rokoko, Barock: Eine reine, weiße Haut war (und ist) in vielen Zeiten und Epochen ein begehrtes Schönheitsattribut. Zeugte sie doch von einem müßigen Leben und einer vornehmen Herkunft. Nur Menschen niedrigen Standes, die gezwungen waren ihren Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit im Freien zu verdienen, hatten eine dunkle Haut.
In Europa oder zumindest in Deutschland ist es heute eher umgekehrt. Kommt da jemand mit einer „schönen” weißen Haut daher, wird meist mitfühlend bemerkt: „Du siehst ja ganz schön blass aus”. Diese eher mitleidige Äußerung basiert im Grunde auf zwei Vermutungen: Entweder sieht der Ärmste so käsig aus, weil es ihm nicht gut geht, sprich er krank ist oder er viel zu lange im Büro sitzen muss und arbeitet. Beides doch irgendwie keine wirklich erstrebenswerten Zustände.
Weiß und sonst gar nichts
Doch während wir Europäer in aller Regel eine gepflegte Bräune einer Leichenblässe vorziehen, hat sich vor allem in den asiatischen Ländern an dem Ideal der weißen Haut praktisch nichts geändert. Schon seit Jahrhunderten gilt dort der blasse Teint als absolutes Schönheitsideal -und das ist auch heute noch so. “Bihaku”, werden in China die Frauen mit dem begehrten Porzellanteint genannte, was übersetzt so viel bedeutet wie schöne, reine, weiße Haut. Und ein altes chinesisches Sprichwort lautet: “Yi bai zhi bai chou” – “Wer weiße Haut hat, dem werden hundert Makel verziehen”.
Und auch in Japan steht eine helle Haut mit ganz oben auf der „Schönheitswunschliste” – und das seit vielen Jahrhunderten. Früher schminkten sich beispielsweise die adligen Damen ihre Gesichter so weiß wie möglich, damit diese zusammen mit ihren seidenen Kimonos schön leuchteten, wenn sie in der Dunkelheit des Hofes auf ihren Mann warteten.
Solarien und Selbstbräuner sind Mangelware
Während wir in Deutschland gern ein Sonnenbad genießen, uns fleißig mit Selbstbräuner einreiben, um nicht weiß und unattraktiv wie ein Käse zu sein oder in den Wintermonaten mangels Sonnenlicht ab und an mal ein Solarium besuchen (auch wenn das von den
Dermatologen aufgrund der Hautkrebsgefahr nicht so gern gesehen wird), versuchen die Asiatinnen eine braune Haut mit allen Mitteln zu verhindern. Solarien und Selbstbräuner? Fehlanzeige! Bei Einrichtungen dieser Art wäre ein Konkurs vermutlich vorprogrammiert und Selbstbräuner würden zum Ladenhüter werden.
Wer in China schön gebräunt aus dem Urlaub zurückkehrt, kann dort von seinen Mitmenschen keine neidischen Blicke erwarten, die fänden das allenfalls bedauernswert. Und auch der Versuch vieler Europäer, mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings eine „gesündere” Gesichtsfarbe zu ergattern, würde wohl nur ein Kopfschütteln ernten.
Möglichst schnell hell
Asiatinnen mieden und meiden die Sonne wie die Pest, denn eine helle Haut suggeriert Anmut, Wohlstand und Weiblichkeit. Um dieses Ideal zu erreichen, versuchen sie sich nicht nur vor jedem Sonnenstrahl mit einem hohen Lichtschutzfaktor, langärmeligen T-Shirts oder Sonnenschirmen zu verstecken, sondern helfen auch gerne mit hautaufhellenden Mitteln nach. Bleichmittel und Aufhellungskosmetik sind somit absolut im Trend.
Schätzungen von Marktforschungsinstituten zur Folge machen diese Mittel rund 60 Prozent des Umsatzes von Gesichtspflege-Produkten in China aus. Dank der Vorliebe der Chinesinnen für helle Haut ist die Palette der angebotenen Bleichungsmittelchen groß und in den unterschiedlichsten Preisniveaus zu haben. Und natürlich möchte man das Ergebnis am liebsten sofort sehen. Dementsprechend gefragt sind deshalb vor allem Produkte, deren Wirkung man gleich vor Augen hat.
Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann (Frau)?
In Japan hat sich inzwischen eine Jugendkultur entwickelt, die gegen dieses bleiche Schönheitsideal rebelliert. Die meist jungen Mädchen, die sich gegen den Mainstream stellen indem sie ihre Haut bewusst bräunen, werden als Ganguro bezeichnet, was frei übersetzt so viel wie „Schwarzes Gesicht” bedeutet.
Offenbar liegt es in der Natur des Menschen, dass man immer das schöner findet, was man nicht hat: Wer braun ist will weiß sein und wer weiß ist will braun sein. Am Ende zeigt die ganze Sache aber nur: Schönheit liegt eben doch im Auge des Betrachters.
Quellen:
Heinze, U.: Japanische Bruchkanten. Konturen der kankei nai-Kultur: Konturen Der Kankei Nai-Kultur. Lit Verlag, Berlin 2006
Coulmas, F.: Die Kultur Japans: Tradition und Moderne. Beck, München 2005
Calderin, J.: Die Modebibel- Alles, was Modedesigner wissen müssen. Stiebner, München 2010
Japanisches Generalkonsulat Düsseldorf
Nachdem das Baden in der Spätantike ein wenig eingeschlafen war, brachten die Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert neuen Schwung in die mittelalterliche Badekultur. Auf ihren Reisen ins Abendland entdeckten die Ritter die Freuden des Badens und wollten nun auch nach der Heimkehr nicht mehr auf ihr warmes Bad verzichten.
Das hatte zur Folge, dass in den Städten die Badeanstalten wie Pilze aus dem Boden sprossen. Oft besaß eine Stadt gleich mehrere Badeeinrichtungen. Lübeck konnte um 1300 beispielsweise mit rund 16 Badehäusern aufwarten. Diese mittelalterlichen Wellness-Tempel waren ein wahres Dienstleistungseldorado. Sitzbäder, Massagen, Dampfschwitzbäder oder Heilgüsse; die Gäste hatten die Qual der Wahl. Auf Wunsch gab es auch einen neuen Haarschnitt, wurde der Bart gestutzt oder konnte man sich die Nägel pflegen lassen.
In den Badestuben ging es lustig und im wahrsten Sinne des Wortes “feucht-fröhlich” zu. Gemeinsam zu baden erfreute sich – vor allem bei den Wohlhabenden- großer Beliebtheit. Dabei widmete man sich nicht nur ausgiebig der Körper- und Gesundheitspflege, sondern unterhielt sich, musizierte und lachte zusammen. Badehäuser waren vor allem Orte der Geselligkeit und nicht selten dauerte ein Besuch schon mal mehrere Stunden. Es wurde jedoch nicht nur gewaschen und geschrubbt, sondern auch für das leibliche Wohl des Gastes gesorgt. In den besseren Häusern wurden die Badenden auf Wunsch mit Speisen und Getränken versorgt, die direkt in der Wanne verzehrt wurden.
Rundum-Sorglos-Paket inklusive
In den guten Badehäusern erwartete die Gäste sozusagen ein rundum Wohlfühlprogramm. In der Wanne zu sitzen und zu versuchen, sich in halb verrenkter Position den Rücken zu schruppen, hatte der mittelalterliche Badegast nicht nötig. Er konnte sich von einer hübschen Bademagd verwöhnen lassen, die ihn umsorgte und die Haare wusch. Im Einsatz waren auch sogenannte Badereiber. Diese schruppten, rieben und kratzten den Badenden mit den Fingernägeln ab und übergossen ihn mit Lauge und warmen Wasser. Eine Gewandhüterin bewachte währenddessen die Kleidung des Gastes, denn sonst konnte es durchaus passieren, dass ein Kleidungsstück schon einmal unbemerkt den Besitzer wechselte.
Die Arbeitskleidung bestand aus einer Art Lendenschurz für den Herrn und einem dünnen Leinenhemd für die Bademägde. Gäste trugen ebenfalls Badehemden oder waren -je nach Art der Anwendung- nackt.
Gewaschen wurde mit einer Aschenlauge, die ganz schlicht aus einer Mischung aus Asche und Wasser hergestellt wurde. Richtige Seife kam erst später auf. Vor allem die parfümierten Seifen waren im Mittelalter Luxus. Sie wurden häufig aus Italien -vor allem aus Venedig oder Mailand- eingeführt und konnten in der Regel nur in Apotheken gekauft werden. Die Herstellung erfolgte vorwiegend aus tierischen Fetten, wie Pferde- Schafe- Rindertalg oder Fischtran aber auch aus pflanzlichen Ölen.
Körperpflege, eine langwierige Prozedur
Wannenbäder waren ein Vergnügen, dass sich vor allem die Wohlhabenderen leisten konnten, denn sie waren teurer als Schwitzbäder. Das Wasser wurde aus nahgelegenen Flüssen oder Seen herbeigeschafft und in den Badezubern erwärmt indem man heiße Steine hineinlegte. Oft saßen die Gäste auch nicht direkt auf dem Boden der Wanne, sondern auf einem Hocker, der zuvor ins Wasser gestellt wurde.
Durch das Übergießen heißer Steine mit Wasser, erzeugte man Wasserdampf, den man für Schwitzbäder nutzte. Die Badegäste saßen auf Holzbänken, die in verschiedenen Höhen angebracht waren. Also ganz ähnlich unserer heutigen Sauna. Um das Schwitzens zu fördern, schlug man sich mit Ruten oder Wedeln auf den Körper. Diejenigen, die etwas mehr Geld besaßen, leisteten sich besagten Badereiber, der ihnen während des Schwitzens den Dreck vom Körper rubbelte. Im Anschluss an das Schwitzbad wurde der Körper mit Wasser übergossen. Manchmal ließ man sich auch noch mit Lauge oder Seife abwaschen und richtig durchkneten bevor schließlich noch die Haare gewaschen wurden oder man sich rasieren ließ.
Ein enormer Aufwand also, der damals für die Körperpflege betrieben wurde. Im Vergleich dazu ist das Ganze heute ein Kinderspiel: Um eine Wanne mit Wasser zu füllen, muss man einfach nur den Hahn aufdrehen und Seife oder Reinigungsmittel gibt es quasi an jeder Ecke.
Kirche und Pest brachten das Ende
Im späten Mittelalter fanden die Badefreuden allmählich ein Ende. Die Kirche wetterte gegen die Lasterhaftigkeit der Badestuben und erhob das Nicht-Baden kurzerhand zu einer Tugend. Mit den großen Pest-Epidemien und der Verbreitung der Syphilis im 15. und 16. Jahrhundert war es dann mit der Badekultur des Mittelalters endgültig vorbei. Mit der Begründung, Baden sei gesundheitsschädlich und unsittlich, wurden viele Badestuben geschlossen.
Quellen:
Im Kern ist ist das alles eine ganz trockene Angelegenheit. Wer sich vom mysthischen des Goldenen Schnitts befreien will, sollte einfach mal einen Blick auf die Formel werfen, in der das Verhältnis zweier Größen, also zum Beispiel zweier Linien zueinander, in einer Zahl ausgedrückt wird.
(Das Zeichen links vom Gleichheitszeichen ist übrigens der grichische Buchstabe Phi)
Das Ganze kann man auch in Worten ausdrücken. Die Autorin Priya Hemenway beschreibt es in ihrem Buch „Der geheime Code” so:
„Das Ganze steht zum Größeren genau im selben Verhältnis wie das Größere zum Kleineren.”
Die Wikipedia beschreibt es so:
“Zwei Strecken stehen im Verhältnis des Goldenen Schnittes, wenn sich die größere zur kleineren Strecke verhält wie die Summe aus beiden zur größeren.”
Und weil wir Augentiere sind, ist die gezeichnete Variante wohl die anschaulichste.
Es ist müßig in einem Blogbeitrag all die Orte und Dinge aufzuzählen, an denen man den „Goldenen Schnitt” wieder findet. Dafür sind zusammenfasende Artikel wie der Wikipedia-Eintrag viel besser geeignet. Oder auch Bücher wie das von Priya Hemenway (allerdings empfiehlt es sich dann anschließend noch dieses Buch zu besorgen (wenn es denn verfügbar ist), das vom Aufstieg und Fall des Goldenen Schnitts handelt).
Was mich aber interessiert ist eigentlich, ob es am menschlichen Körper Stellen gibt, die dieser Proportion folgen? Entsteht menschliche Schönheit (zumindest die Äußere), auch, weil bestimmte Proportionen dem Goldenen Schnitt folgen?
Wenn es aber um Körperproportionen im Zusammenhang mit dem Goldenen Schnitt geht, dann kommt nicht an einem Mann vorbei, der diesem Thema ein über 400 Seiten dickes Buch widmete, dass 1854 herauskam, und das man dank Google Books sogar heute noch durchstöbern kann. Sein Titel: „Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers”
Adolf Zeising (von dem es keinen deutschen, sondern nur einen englischen Wikipedia-Eintrag gibt) war der Überzeugung, dass der Goldene Schnitt die Grundlage eines universellen ästhetisches Gesetzes war, was schließlich die zahllosen Beispiele in der Natur belegten. Er wollte dies schließlich auch durch empirische Untersuchungen am menschlichen Körper zeigen. Und so ist sein Buch auch eine gewaltige Sammlung seiner Proportionsmessungen am menschlichen Körper und an griechischen Statuen, die als idealtypische Abbildungen des menschlichen Körpers galten. Seine Studien belegten seiner Meinung nach, dass
„ (…) wirklich, wie das Gefühl schon längst geahnt, der menschliche Körper ein aus einer Uridee hervorgequollener, in allen seinen Teilen und Dimensionen nach einem und demselben Grundverhältniss gegliederter und inmitten der unendlichen Mannigfaltigkeit seiner einzelnen Formen und der Freiheit seiner Bewegungen ein von vollkommenster Harmonie und Eurythmie durchdrungener Organismus ist.”
Er beginnt seine Messungen mit der Körpergröße und beginnt sich dann in immer kleineren Schritten bis zum kleinen Finger den gesamten Körper einzuteilen:
Gliederung des Körpers seiner Länge oder Höhe nach.
a. Gliederung der Totalhöhe.
„Construirt man eine gerade Linie AU, welche der Totalhöhe einer menschlichen Figur gleich ist, und theilt dieselbe im Punkt J nach der angegebenen Regel des goldenen Schnitts in zwei ungleiche Theile: so entspricht, wie aus Fig. 39 zu ersehen, der kürzere Abschnitt AJ der Länge des Oberkörpers vom Scheitel bis zum Nabel, der längere JU hingegen der Länge des Unterkörpers vom Nabel bis zur Sohle. Der Nabel erscheint also hiernach als der Kern- und Ausgangspunkt der beiden ungleichen, aber verhältniss- mässigen Theile, als der Mittelpunkt der proportionalen Gliederung, als der goldene Schnitt des menschlichen Körpers, und die ganze menschliche Gestalt zerfallt also ihrer Höhe nach in zwei Haupttheile, den Oberkörper und den Unterkörper, die dem ästhetischen Proportionalgesetz entsprechen, denn es verhält sich der kürzere Oberkörper (vom Scheitel bis zum Nabel) zum längern Unterkörper (vom Nabel bis zur Sohle), wie dieser zur ganzen Körperlänge.”
Das kann man ja ganz einfach mal nachprüfen. Habe ich auch gleich getan, in dem mich meine ganze Familie vermessen habe (mich, meine Frau, meine Tochter (5) und mein Sohn (3).
Ergebnis:
Körpergröße/Strecke Bauchnabel/Fußsohle (cm)
Papa: 179/106=1,69
Mama: 164/97=1,69
Tochter (5)=121/71,5=1,69
Sohn (3): 97/50=1,94
Es passt ganz gut, außer beim Kleinsten, aber wir sind ja auch keine griechischen Statuen.
Das könnte man jetzt natürlich so weiter treiben. Wer es genau wissen will, sollte sich Zeisings Buch als pdf herunterladen (auf der Google Books-Seite). Die Idee, dass der Goldene Schnitt etwas mit einem schönen Körper zu tun haben könnte, hält sich bis heute. Die Vermessung des Körpers hat dazu geführt, dass etwa in der Ästhethischen Chirurgie untersucht wird, ob die Proportionen des Goldenen Schnitts bei der Modellierung des Körpers in Betracht gezogen werde sollten. In der Zahnchirurgie vertreten einige die These, dass etwa die vorderen Schneidezähne in diesem Verhältnis ausgeprägt sein sollten, um schön zu wirken. Es gibt aber Studien, die zeigen dass man auch bei Menschen mit schönem Lächeln, bei den Frontzähnen den Goldene Schnitt eher selten findet.
Zeising glaubte an die Universalität seines ästhetischen Gesetzes auf Basis des Goldenen Schnitts. In den folgenden Jahrzenten unternahmen viele Gelehrte mehr oder weniger gelungene Experimente, die ihn bestätigten oder auch nicht (so zum Beispiel auch das Rechteck-Experiment von Fechner, das ich hier nachgestellt hatte).
Was die Schönheit des menschlichen Körpers angeht, schreibt aber selbst Zeising, dass die richtigen Proportionen nur ein Aspekt der Schönheit sind.
]]>„Der Begriff der Proportionalität hängt auf das Innigste mit dem Begriff des Schönen zusammen; einen getrennt vom andern klar zu erkennen, ist unmöglich. Hiermit wird aber keineswegs behauptet, dass beide Begriffe identisch seien, noch auch, dass die Proportionalität in allen schönen Erscheinungen denselben Grad der Wichtigkeit besitze. Die Schönheit überhaupt ist ein durch den anschauenden Geist zur Einheit zusammengefasster Inbegriff von Qualitäten, die Proportionalität aber nur eine einzelne unter diesen neben anderen.”
Goethe schrieb einst in seinem Götz von Berlichingen: “Wo viel Licht ist, ist auch starker Schatten”. Da liegt es schließlich auf der Hand, dass es auch Hässlichkeit geben muss, wo es Schönheit gibt.
Offenbar ist die Schönheit allerdings stärker vertreten. Gibt man das Wort Schönheit bei Google ein, findet die Suchmaschine sage und schreibe 7.930.000 Ergebnisse in rund 0,10 Sekunden. In der gleichen Zeit bringt es die Hässlichkeit lediglich auf schlappe 142.000 Einträge. Das Ergebnis legt nahe: Schönheit ist uns offenbar wichtig und Hässlichkeit nicht.
Schönheit ist nun einmal schöner
Wen wundert’s! Wenn man sich nur einmal die Studien betrachtet, die sich auf die Vorteile des Schönseins beziehen, kommt man zu folgendem Ergebnis: Schöne Menschen sind beliebter, sie haben mehr Macht, verdienen mehr und werden intelligenter eingeschätzt. Man spricht ihnen mehr positive Charaktereigenschaften zu und sie haben angeblich auch mehr Freunde und größeren Erfolg bei der Partnersuche.
Mit anderen Worten, sie haben es leichter im Leben. Das gilt jedoch nur für die schönen Menschen, nicht für die Superschönen. Denn zu viel Schönheit kann durchaus kontraproduktiv sein, wie ja bereits an anderer Stelle festgestellt wurde.
Doch auf der Suche nach der Schönheit kann man im Internet auch “Hässliches” entdecken. Ob man diese Geschäftsidee interessant, makaber oder einfach nur lustig finden soll, muss jeder für sich entscheiden.
Hier flirten nur die Hässlichen
Weil schöne Menschen ja meistens schon fast alles haben oder zumindest leichter bekommen, werden sie jetzt mal ausgeschlossen. Denn auf der ersten Dating-Website für Hässliche sind Schöne schlichtweg verboten. Mogeln kann keiner, denn jeder Bewerber wird vorher einem Hässlichkeitstest unterzogen. Ob man jubeln sollte, wenn man aufgenommen wird, ist allerdings noch die Frage. Es dürfte vermutlich der einzige Test sein, der das Selbstwertgefühl nicht gerade aufwertet, wenn man ihn besteht.
“Ästhetisch benachteiligte Personen” nennt der Brite Howard James, Urheber des Partnerportals TheUglyBugBall.co.uk, seine Kunden. Die Seite soll es von der Schönheit benachteiligten Menschen erlauben zu flirten, ohne wegen irgendwelcher körperlichen Makel oder ihrem Übergewicht verspottet zu werden und ihnen die Chance geben, einen Partner zu finden.
Ich persönlich habe an dieser Stelle aus folgenden Gründen auf einen Selbsttest verzichtet:
1. Die würden mich sowieso nicht nehmen -ich bin eh viel zu schön;-)
2. Ich bin bereits verheiratet.
Aber eigentlich dürfte eine solche Website gar nicht nötig sein, denn eine Untersuchung der Universität Bochum hat ergeben, dass sich schöne Menschen eher Partner suchen, die sie hässlicher finden. Begründung: Schöne wollen bewundert werden und außerdem wird das eigene Selbstwertgefühl durch einen hässlicheren Partner noch aufpoliert.
Doch wie auch immer: Hauptsache ist doch glücklich!
Quellen:
Das Mittelalter bezeichnet in etwa eine Epoche zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert -eine nicht gerade unerhebliche Zeitspanne. Unterteilt werden die rund 1000 Jahre in frühes, hohes und spätes Mittelalter. Genug Zeit also für die Schönheit und ihre verschiedenen Ideale möchte man meinen. Beim Lesen stellt man jedoch fest, dass sich das Verständnis von Schönheit -Körperpflege und Kosmetik mal außen vorgelassen- während dieser Zeit bis auf Kleinigkeiten aber relativ treu bleibt. Blass, blond schlank: mit diesen drei Worten lassen sich die wichtigsten Schönheitsattribute des Mittelalters zusammenfassen.
Die Zeit wurde stark vom christlichen Glauben beeinflusst. Äußerlichkeiten und Prunk galten eher als unschicklich und unerwünscht. Walther von der Vogelweide, einer der bekanntesten Lyriker seiner Zeit, beschrieb die schöne, reine Frau als vor allem ansehnlich, aber schmucklos.
Die Betonung des Äußeren durch Schmuck und andere Hilfsmittel mag zwar verpönt gewesen sein, in Bezug auf die körperlichen Merkmale, die jemand aufzuweisen hatte, um als schön zu gelten, hatte man aber genaue Vorstellungen. Und das Mittelalter zeigte sich nicht gerade wenig anspruchsvoll was die Schönheit der Männer -und vor allem die der Frauen betraf. Von der Farbe des Mundes über die Beschaffenheit der Haut bis zum Schwung der Augenbraue war Schönheit genau definiert.
Perfekte Brust dank Taubenmist
Bei den Damen galt eine schlanke knabenhafte Figur mit leicht gerundeten Schultern als ideal. Taille und Hüften sollten schön schmal sein. Bis dahin unterscheiden sich die Vorstellungen also nicht wesentlich von denen des 21. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu heute, war ein bisschen Bauch jedoch erlaubt. Dieser durfte aber nur leicht nach vorn gerundet sein. Auf bildlichen Darstellungen kann man so schnell den Eindruck, die Dame sei schwanger.
Große Brüste waren dagegen absolut inakzeptabel, sie galten als Zeichen eines niedrigen Standes. Glücklich schätzen konnten sich die Frauen, die kleine feste Brüste besaßen – sofern diese nicht zu dicht beieinander lagen. Ein Wunschbild, das einigen Frauen allerdings Sorgen bereitet haben dürfte. Um diesem Idealbild möglichst nahe zu kommen, griff frau dann auch zu interessanten Mitteln: Im mittelalterlichen Spanien wurden Mädchen etwa ab dem sechsten Lebensjahr Bleiplatten auf die Brüste gelegt, die das Brustwachstum verhindern oder wenigstens einschränken sollten.
Großes Vertrauen legte man offenbar auch in den Saft von fleckigem Schierling und in ein Gemisch aus Essig und Taubenmist. Das fleißige Einreiben der zu wachsen beginnenden Brüste sollte dazu führen, in den Genuss kleiner fester Brüste zu kommen. So jedenfalls die Empfehlung an die mittelalterliche Jungfrau.
Das ideale Gesicht
Spezielle Anforderungen gab es in Bezug auf das Gesicht: Blasse Haut
galt als besonders edel, da sie dokumentierte, dass man nicht gezwungen war
einer körperlichen Arbeit nachzugehen. Überhaupt gehörte eine weiße, reine Haut
zum Idealbild weiblicher Schönheit.
Lediglich die Wangen durften von einem leichten Hauch Röte überzogen sein. Als anziehend
empfand man ein rundes Kinn, feine Brauen und einen kleinen roten Mund mit weißen, ebenmäßigen Zähnen. Die Augen sollten möglichst blau und strahlend sein. Umrahmt war ein solch liebliches Gesicht idealerweise von langen blonden Locken – und das nicht nur bei der Frau. Auch bei den Männern galt langes blondes Haar als das Schönheitsattribut schlechthin.
Der 1313 in Italien geborene Dichter und Schriftsteller Giovanni Boccaccio beschreibt in einem seiner Gedichte das ideale Frauengesicht so:
„Makellose unberührte Perlen aus dem Orient unter lebendig leuchtend roten Rubinen, von denen sich ein engelsgleiches Lächeln erhebt, das unter zwei schwarzen Brauen oft Venus und Zeus gemeinsam funkeln lässt, und mit roten Rosen und weißen Lilien seine Farbe unter alles mischt, ohne dass irgendeine Kunst eingreift: die goldenen Locken leuchten über der frohen Stirn, auf der Armor wunderbar erstrahlt; und die anderen Teile passen alle zu dem Gesagten, in gleicher Proportion, bei ihr, die einem wahren Engel gleicht.”
Die Mode der “hohen Stirn”
Als vor allem im Spätmittelalter bei den Frauen eine hohe Stirn als besonders attraktiv empfunden wurde, begann die Dame von Welt sich die Haare auszureißen. Da wurde gezupft, rasiert und geschabt, um die Haare am Vorderkopf und oft auch die Brauen zu beseitigen, um dem Schönheitsideal zu entsprechen. Eine Sitte, die nicht nur von den Adligen, sondern später auch vom normalen Volk übernommen
Eine hohe Stirn galt nicht nur als schön, sondern auch als Zeichen für einen wachen Geist.
Der schöne Mann
Auch von den Männern wurde im Mittelalter in punkto Aussehen einiges erwartet: Neben den schon besagten blonden Locken, der weißen Haut und den blauen Augen, sollte die Figur des Mannes eine nach vorn geschwellten Brust aufweisen -was vielen Männern vermutlich keine größeren Schwierigkeiten bereitet haben dürfte.
Außerdem gehörten lange Beine, straffe Waden und große Füße zum idealen Schönheitsbild des Mannes. Vor allem aber waren schmale Schultern und Hüften – sowie eine besonders schmale Taille gefragt. In letzterem Fall wurde durch das Schnüren des Bauches ein wenig nachgeholfen, um dem Schönheitsideal zu entsprechen.