Ein Fallschirmsystem (zwei Fallschirme im Gurtzeug) ist ein Device, das mir und anderen das Leben rettet, nachdem wir in einer Minute Freifall unseren Sport ausüben. In meinem Fall bisher mehr als 2000 mal.

Für jeden Springer ist daher sein Gurtzeug das erste, was er in Sicherheit und an brütend heißen sonnigen Tagen in den Schatten und ins Kühle bringt. Er schützt es vor Regen und Sonne, lange bevor er an sein eigenes Wohl denkt. Selbst bevor man sich nach der Landung bei 30 Grad aus dem am Körper klebenden Plastik-Sprunganzug schält, oder sich um andere Habseligkeiten kümmert, werden Schirm und Gurtzeug zuerst in Sicherheit gebracht.

Nun reisen Fallschirmspringer viel. Weltweit. Zum einen, weil es hierzulande meist sechs Monate oder mehr kalt ist (in der Höhe, in der wir das Flugzeug verlassen, hat es rund 15 Grad weniger als am Boden), Sonne zwar dem Schirmgewebe nicht allzugut tut, umso mehr aber dem Springer. Zum anderen, weil aus Lärm- und Beschwerdegründen selbst der Deutsche Rekord schon seit Jahren in Arizona gesprungen wird. An einem Platz, an dem Springer mehr als Willkommen sind und nicht wie meist hierzulande als Übel angesehen werden.

Und über den Atlantik kann man schlecht radeln, oder den Zug nehmen. Auch entgegen anderer Meinung der Sicherheitskontrolleure am Frankfurter Flughafen. Weltweit sind Sicherheitskontrolleure an größeren Flughäfen üblicherweise geschult, in ihrem Röntgengerät einen Fallschirm zu erkennen. Nicht so in Frankfurt. Einige Metallteile (genauer gesagt das Drei-Ring-Trennsystem des Hauptschirms) konnte Kontrolleur Otto Lemb an meinem Gurtzeug beim obligaten Security Check vor dem Abflug nicht zuordnen. Was ihn dazu veranlasste, zunächst vor meinen Augen – ich wurde aber daran gehindert, den Schutzbag, in dem sich das Gurtzeug befand, selbst zu öffnen! – an allen Metallteilen wild herumzureißen. Das kommt bei einem System, bei dem man wissen sollte, was man wozu tut, nicht so gut. Man könnte auch sagen, er versucht, mein Lebensrettungsystem so zu manipulieren, dass es nicht mehr korrekt funktioniert und ich so bei meinem nächsten Sprung abstürze.

An allen Flughäfen weltweit, an denen ich in den letzten Jahren mit meinem Gurtzeug war, muss man entweder selbst vor den Augen des Sicherheitsbeamten alle Handgriffe durchführen. Oder wie etwa in den USA üblich, wird nicht einmal die Tasche über dem Gurtzeug geöffnet, sondern mit einem feuchten Tuch geswiped. In Orlando hatte ich beim Check sogar einen Ex-Marine der Special Forces, der selbst mehrere tausend Sprünge absolviert hat. Der fasste das Gurtzeug fachmännisch an, wusste, wo er nachsehen wollte, und wo er besser nicht mit Kraft daran zieht. Er wusste, wonach er suchte, was er ausprobieren wollte, und vor allem wie ein modernes Fallschirmgurtzeug funktioniert. Im Gegensatz zu Otto Lemb am Frankfurter Flughafen, der nur wild und ohne Sinn und Verstand an den Einzelteilen herum riss.

Was noch schlimmer war, auf meine Beschwerde, packte er das System (erneut unfachmännisch) an und verschwand damit aus meinem Sichtbereich. Schon alleine das veranlasst einen Springer, den Reserveschirm danach vor dem nächsten Sprung neu packen zu lassen. Das kostet so um die 150 Euro und dauert mehrere Tage, wenn man nicht extra bezahlt. Die verliert man also am Zielort, und lässt seine Gruppe, die eigentlich auf die weitere Person wartet, somit im Stich. Abgesehen von den sinnlosen Hotel- und Autokosten für die Tage und die verlorenen Tage. Und das alles, nur weil die 30 Euro, die ich für diesen Sicherheitscheck am Flughafen Frankfurt wie jeder Passagier bezahlen musste, noch dazu führen, dass mein Eigentum und mein Leben in Gefahr sind. Abgesehen von respektlosen Sprüchen wie: „Dann fliegen Sie halt nicht“.
Der von mir hinzugerufene Bundespolizist hat den gesamten unprofessionellen Vorgang leider nicht verhindert. Er blieb mehr oder minder aussen vor und half mir nur, den Namen des Durchsuchenden zu erhalten. Lemb wollte selbst das verhindern.

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Kommentare (4)

  1. #1 yves
    30. April 2015

    Bei allem Verständnis für Aufgebrachtheit…. was hat der volle Name des Kontrolleurs auf einer öffentlichen Internetseite zu suchen? Fotos und volle Namen veröffentlicht sonst nur die Bild-Zeitung – das gehört sich nicht.

    • #2 Helga Kleisny
      30. April 2015

      Wo liegt das Problem? Diese Handlungsweise ist einer bestimmten Person zuzuordnen.
      Es ist eben eine wahre Angelegenheit mit richtigen Personen und keine Stammtischgeschichte über irgendwo gesehen/gelesen haben und weiterzuliken.
      Ich stehe zu allen meinen Aussagen und ich erwarte das auch von anderen bei ihren Handlungen. Vor allem, wenn sie in offizieller Mission unterwegs sind. Da darf es keine Mauscheleien geben!

  2. #3 frequentflyer
    1. Mai 2015

    Die wahre Frechheit ist, dass der Passagier direkt für diese Sicherheitsüberprüfungen zahlen muss, obwohl dies sicher Voraussetzung für die Zulassung eines Flughafens ist.
    Damit zahlt der unbescholtene Reisende direkt für den Generalverdacht, unter dem er oder sie steht.
    Die Flughäfen nehmen über die Flugsicherungsgebühren, die Airlines, und die vielen Geschäfte, die sie auf ihrem Grund und Boden haben, genug ein, um die diese Voraussetzung zur Zulassung finanziell zu verkraften.
    Sie tun es nur nicht und wälzen dies auf das Ticket ab. Auf jedem Ticket ist genau ausgewisen, wieviel der Reisende direkt an den Flughafen dafür bezahlt hat.