Wer mehr Infos dazu möchte, kann sich meinen Gentechnik Vortrag der vergangenen Skeptiker Konferenz ansehen:
Reicht einem das immer noch nicht, kommt man am besten am Donnerstag, 20. April 19:00 – 21:00 ins Aera Wien. Ludgar Weß wird dort einen „Skeptics in the Pub“ Vortrag zu genau diesem Thema halten.
Das wars auch schon. Schönes Wochenende!
]]>„Türkei streicht Darwins Evolutionstheorie aus Schulbüchern“
“Ein Klimaleugner und Kohle-Lobbyist leitet die Übergabe der US-Umweltbehörde”
“Trump ernennt Impfgegner zum Impfforscher”
In einer idealen Welt müsste sich jeder Politiker vor dem Amtsantritt einer TV-Konfrontation mit einem Naturwissenschaftler stellen. Die lassen sich nicht so leicht mit “Alternativen Fakten” abspeisen und der Unterhaltungswert wäre enorm. Bis heute muss ich schmunzeln, wenn ich an den US Senator denke, der einen selbstgemachten Schneeball in einer Plastiktüte in den Senat mitgenommen hat, um den Klimawandel zu widerlegen.
So spaßig es auch ist mit dem Finger auf andere zu zeigen, diese Tendenzen gibt es auch in Österreichischen Parteien, die an Popularität gewinnen: “FPÖ-Umweltsprecherin Winter nennt Klimawandel “Lügengebäude”.
Forscher sollten solche öffentlichen mentalen Ausrutscher nicht auf sich sitzen lassen. Es sollte ein geschlossenes Auftreten der Universitäten gegen die Verbreitung derartigen Irrglaubens geben. Denn auch wenn Wissenschaftler es nicht gerne hören: Forschung kann nur stattfinden, wenn sie von den Entscheidungsträgern und der Bevölkerung wertgeschätzt wird. Ein geschlossenes Auftreten ist dabei notwendig, weil vermutlich keine Universität im Alleingang so frech sein möchte, einen Entscheidungsträger, der vielleicht eines Tages bei der Budgetierung mitmischt, zu verärgern. Zu dieser Geschlossenheit kann es aber nur kommen, wenn sich Universitäten nicht als quer durch österreich verstreute Einrichtungen wahrnehmen, sondern als eine wichtige Gemeinschaft, die sich dem Erkenntnisgewinn und der Wahrheit verpflichtet fühlt.
Hier sehe ich den übergeordneten Wert eines Wissenschaftsballs
Wenn sich Wissenschaftler aus dem Labor wagen um andere Forscher zu treffen, treibt es sie meist zu Konferenzen, auf denen sie erst recht nur auf Fachkollegen treffen. Dass Forscher aus allen Disziplinen von den unterschiedlichsten Instituten an einen Ort pilgern um sich in lockerer Gesellschaft auszutauschen, findet abseits vom Wissenschaftsball eigentlich nirgendwo statt. Wissenschaft bedeutet nicht nur das Veröffentlichen von Fachartikeln, sondern hat einen großen gesellschaftlichen Wert und eine gesellschaftliche Verantwortung. Ein Ball im Wiener Rathaus ist eine hervorragende Möglichkeit um sich das in Erinnerung zu rufen und es zu zelebrieren.
Ich freue mich deshalb, dass ich als “Blogger in Residence” meine Eindrücke vom Wissenschaftsball dieses Jahr live teilen werde. Am Samstag ab 20:00 werde ich auf meinem Facebook, Twitter und Instagram Account laufend berichten, was am Ball geschieht, sprich wie die Virtual Reality Station ankommt, was in der Disco abgeht und ob die angeblich aphrodisierende Tischdekoration tatsächlich Wirkung zeigt. Und wenn ich dabei über ein paar Science-Blogs Leser stolpere, würde mich das natürlich besonders freuen!
]]>Seit es den Wiener Ball der Wissenschaften gibt, habe ich ihn kein einziges Mal verpasst. Gut, bisher gab es erst zwei davon, aber die haben mich schwer beeindruckt. Was ich an der Veranstaltung besonders schätze sind die schrägen Dinge, auf die man dort stößt. 2016 konnte man zum Beispiel knusprige Insekten verkosten. Das wollte ich dann irgendwie doch nicht, aber ich hätte sie gerne an die fleischfressenden Pflanzen verfüttert, die im Jahr davor als gefräßige Tischdekoration den Ballsaal geschmückt hatten. Dieses Jahr werden die Ballgäste dem wilden Walzer kurzzeitig entkommen können, indem sie eine Virtual Reality Tour durch Stonehenge machen oder durch ein digitales Carnuntum streifen.
Wer mit klassischem Tanz nicht so viel anfangen kann, sich der Selfies wegen aber trotzdem gerne einen Anzug überzieht, wird sich in der Ball-Disco besonders zuhause fühlen. Die war bei den vergangenen Bällen zwar etwas klein, dafür war die Musik umso besser.
Dieses Jahr darf ich als „Blogger in Residence“ ein wenig über den Ball der Wissenschaften berichten. Ich werde deshalb auf alle Fälle dort sein und diejenigen, die es selbst nicht hinschaffen, über Facebook und Twitter am Laufenden halten. Zur Einstimmung gibt es schon mal ein Video vom Vorjahresball.
Ich würde mich freuen, am Ball auf ein paar Science Blog Leser zu stoßen!
Disclaimer: Ja, als Blogger in Residence bekomme ich eine Freikarte. Man gönnt sich ja sonst nichts.
]]>Nachdem die Halbwertszeit gut gemeinter Neujahrsvorsätze nur wenige Tage beträgt, lässt die Regression zur Quattro-Formaggi Pizza nicht lange auf sich warten. Um solche Übeltäter nachhaltig aus dem Speiseplan zu streichen, könnte man sich den Überlebensmechanismus der „Geschmacksaversion“ (Geschmacksabneigung) zunutze machen. Dabei wird der Appetit auf eine Speise langanhaltend reduziert, indem man ihren Konsum mit Übelkeit assoziiert. In den 1950ern reduzierte der amerikanische Psychologe John Garcia auf diese Wiese das Verlangen von Ratten, gesüßtes Wasser zu trinken. Er ließ die Nager nach dem Konsum des süßlichen Wassers mit Röntgenstrahlen beschießen, woraufhin bei den Tieren Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen auftraten. Die Ratten entwickelten daraufhin eine anhaltende Abneigung gegenüber dem gesüßten Wasser, obwohl kein kausaler Zusammenhang zwischen dem Süßwasserkonsum und den Symptomen bestand. Die Ablehnung von Speisen durch Übelkeits-Assoziation, wird seitdem als Garcia-Effekt bezeichnet.
Die Übelkeit muss nicht ursächlich mit der Speise zusammenhängen
Eine zeitliche Korrelation reicht vollkommen aus. Beispielsweise kann einem eine wilde Hochschaubahn-Fahrt nach dem Sushi-Konsum, die Lust auf die asiatischen Häppchen dauerhaft verderben. Ein ordentlicher Kater nach einer wilden Wodka-Orange Orgie, kann die Lust an den Zitrusfrüchten anhaltend reduzieren, obwohl die eigentliche Schuld beim Wodka zu suchen wäre. Für mich persönlich sind Nudeln mit Knoblauchsauce seit Jahre Tabu, weil ich den Fehler gemacht habe, trotz erster Grippesymptome, eine Portion hinunter zu würgen. Um eine Geschmacksaversion zu entwickeln ist es nicht erforderlich, dass eine bewusste Verbindung zwischen einer Speise und den Krankheitssymptomen hergestellt wird. Die Aversion wird unbewusst verankert und soll verhindern, dass wir potentiell giftigen Speisen eine zweite Chance geben. Aber auch ohne tatsächliche Übelkeit, können wir das Verlangen nach einzelnen Speisen reduzieren.
Die “Falsche Erinnerungen” Diät
2008 redeten kanadische Wissenschaftler Versuchsteilnehmern ein, in ihrer Kindheit, nach dem Konsum von Pfirsich-Joghurt, erkrankt zu sein. Bereits die Vorstellung dieser Erfahrung reichte aus, um die Teilnehmer weniger Joghurt essen zu lassen, als sie die Chance dazu hatten. Diesen Effekt falscher Erinnerungen fand man auch bei Lebensmitteln wie Erdbeer-Eis, Eier-Salat, Weißwein, Salzgurken und gekochten Eiern. Die Psychologin Elizabeth Loftus ist eine Pionierin auf dem Gebiet der falschen Erinnerungen und weiß, wie man sie zum eigenen Vorteil nutzen kann. Ihr zufolge kann man sich den Appetit auf ein Lebensmittel abtrainieren, indem man sich wiederholt vorstellt es zu verspeisen und darauffolgend zu erkranken. Je öfter und detailreicher man sich die den Konsum und die danach auftretenden Krankheitssymptome vorstellt, desto stärker fällt der Effekt aus. Am besten funktioniert das bei fetten oder fleischhaltigen Lebensmitteln, oder Speisen mit schleimiger Konsistenz, was praktischerweise auf viele ungesunde Lebensmittel wie Hamburger, Pizza, etc. zutrifft
Gesunde Lebensmittel anziehender machen
Das Ganze funktioniert auch in die Gegenrichtung. Redet man Versuchsteilnehmern ein, in ihrer Kindheit Spargel geliebt zu haben, stufen diese Spargel fortan als appetitlicher ein und wären sogar bereit, mehr Geld dafür auszugeben.
Alternativ könnte man sich beim Essen auch einfach zusammenreißen und gelegentlich eine Runde Laufen gehen. Das wäre aber furchtbar unkreativ. Lasst mich wissen, wenn ihr eine bessere Idee habt, wie man die Weihnachtskekse wieder loswird.
]]>Für unterwegs kann man die Audiospur hier downloaden [rechte Maustaste -> „Ziel speichern unter“]
Die RNA-Welt-Hypothese
Eines der gängigsten Erklärungsmodelle für die Entstehung des ersten Lebewesens, ist die RNA-Welt-Hypothese. Sie geht davon aus, dass die erste Lebensform aus nicht viel mehr bestanden hat als aus einer Membran, in der eine Sequenz aus RNA eingeschlossen wurde, die in der Lage war, sich selbst zu kopieren.
RNA unterscheidet sich chemisch kaum von der DNA, die unsere Gene kodiert. Die Erbinformation mancher Viren beseht bis heute aus RNA, zum Beispiel die der Rhinoviren, die uns um diese Jahreszeit gerne mit einem kräftigen Schnupfen segnen. In menschlichen Zellen übernimmt RNA verschiedenste Funktionen. Die Sequenz einzelner Gene wird in RNA umgeschrieben, die daraufhin den Zellkern verlässt und dort die Information zum Aufbau diverser Proteine zur Verfügung stellt. RNA übermittelt aber nicht nur die Information der Gene, sondern schreibt sie höchstpersönlich in Proteine um. Ribosomen, die Bestandteile der Zelle, die Proteine zusammenbasteln, bestehen nämlich selbst aus RNA. Ein wahrer Alleskönner eben, der MacGyver der Makromoleküle. Die RNA-Welt-Hypothese basiert auf der Beobachtung, dass sich aus der vermuteten Zusammensetzung der Ursuppe RNA Moleküle bilden können.
Was hat das mit Leben zu tun?
Dem amerikanischen Biochemiker Gerald Francis Joyce ist es 2009 gelungen, zwei RNA-Stränge herzustellen, die sich gegenseitig vervielfältigten. Für ihr exponentielles Wachstum waren weder Proteine, noch andere Bestandteile heutiger Zellen notwendig. Sie brauchten lediglich eine Ursuppe aus RNA-Bestandteilen, die es ihnen erlaubt hat, sich mit einer Verdopplungszeit von etwa einer Stunde zu vervielfältigen. Die Buchstabenabfolge der beiden RNAs wurde dabei nicht von den Forschern festgelegt, sondern entstand aus einem Evolutionsexperiment, in dem mehrere RNAs im Überlebenskampf miteinander konkurrierten, wobei sich die Buchstabenabfolgen der RNAs im Laufe des Experiments veränderte.
Dass auf diese Art eine primitive, sich selbst vermehrende Zelle in der Ursuppe entstehen konnte, klingt sehr unwahrscheinlich. Ist es auch, man muss aber bedenken, dass die Erde eine unvorstellbar lange Zeitspanne zur Verfügung hatte, um auf einer unvorstellbar großen Oberfläche eine solche Zelle hervorzubringen. In diesem Kontext wird es sehr wahrscheinlich, dass sehr unwahrscheinliche Dinge irgendwo einmal passieren. Wenn man in seiner Ahnenkette weit genug zurückblickt, würde man vielleicht auf vergleichbare, selbstreplizierende RNAs stoßen, die einem erzählen, dass früher alles besser war, als man sich noch selbst vermehren konnte.
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Selbstverständlich hat die Molekularbiologie einen Heimvorteil
Schon alleine deshalb, weil man die ersten Lebensformen wahrscheinlich als katalytische Moleküle bezeichnen hätte können. Wir werden vermutlich nie mit Sicherheit sagen können, wie das erste Lebewesen tatsächlich entstanden ist. Aber einzelne Aspekte einer möglichen Entstehung lassen sich experimentell nachstellen. So zeigt beispielsweise das Urey-Miller Experiment, wie aus der Uratmosphäre organische Moleküle entstehen konnten. Und vor sieben Jahren gelang einem amerikanischen Biochemiker ein anderes, besonders spannendes Experiment zur Entstehung des Lebens, das ich in meinem Buch „Treffen sich zwei Moleküle im Labor“ beschreibe:
Auf den ersten Blick scheint RNA lediglich die Rolle des Vermittlers einzunehmen. Wie ein Postbote transportiert sie Kopien einzelner Gene aus dem Zellkern heraus, damit aus ihnen Proteine entstehen können. Das klingt ziemlich unspektakulär, aber wer sich gerne Liebesdramen ansieht, weiß, dass es Postboten oft faustdick hinter den Ohren haben. Auch RNA treibt mehr Schabernack, als man ihr anfangs zugetraut hat. Zum Beispiel kann sie selbst als Erbinformation dienen. Das wissen wir dank bestimmter Viren, die ihr Erbmaterial nicht in DNA, sondern in RNA niedergeschrieben haben. Dazu zählen unter anderem Rhinoviren, die regelmäßig nachfragen, wie es unseren Rotzdrüsen geht, indem sie uns einen kräftigen Schnupfen verpassen. In menschlichen Zellen übernimmt RNA auch verschiedenste Funktionen. Sie übermittelt nicht nur die Information der Gene, sondern schreibt sie höchstpersönlich in Proteine um. Ribosomen, die Bestandteile der Zelle, die Proteine zusammenbasteln, bestehen nämlich selbst aus RNA. Ein wahrer Alleskönner eben, der MacGyver der Makromoleküle. Man geht davon aus, dass die erste Lebensform aus nicht viel mehr bestanden hat als aus einer Membran, in der eine Sequenz aus RNA eingeschlossen wurde. Diese RNA war in der Lage, sich selbst zu kopieren. Ein ursprüngliches Verhalten, auf das man bis heute stößt, wenn sich betrunkene Wissenschaftler auf der Weihnachtsfeier mit blankem Hintern auf den Kopierer setzen. Aber kann eine RNA so etwas tatsächlich im Alleingang schaffen? Dem amerikanischen Biochemiker Gerald Francis Joyce ist es 2009 gelungen, zwei RNA-Stränge herzustellen, die sich gegenseitig vervielfältigten (Lincoln, 2009). Dazu brauchten sie weder Proteine noch andere Bestandteile heutiger Zellen, sondern lediglich eine Ursuppe aus RNA-Bestandteilen. Die Buchstabenabfolge der beiden RNAs wurde dabei nicht von den Forschern festgelegt, sondern entstand aus einem Evolutionsexperiment, in dem mehrere RNAs im Überlebenskampf miteinander konkurrierten, wobei sich die Buchstabenabfolge der RNAs im Laufe des Experiments veränderte. Wenn Sie in der Großvaterkette weit genug zurückgehen, würden Sie vermutlich auf vergleichbare RNAs stoßen, die Ihnen erzählen, dass früher alles besser war, als man sich noch selbst vermehren konnte.
Karten zu den Science Busters gibt es hier.
Das Buch (Weihnachten steht vor der Tür) bekommt man hier.
]]>Ausgehend von einer impfskeptischen Salzburger Waldorfschule breitete sich 2008 eine Masernepidemie über fast alle österreichischen und zwei deutsche Bundesländer aus.
Masern und Kinderlähmung zählen zu den Geißeln der Menschheit, die sich mit einem konsequenten Impfprogramm dauerhaft ausrotten ließen. Bei anderen Krankheiten ist das bereits gelungen, beispielsweise bei den Pocken. 1967 wurde die Pockenimpfung auf Beschluss der Weltgesundheitsorganisation weltweit verpflichtend. Nur zehn Jahre später war die Krankheit, die seit Jahrtausenden unzählige Menschenleben forderte, weltweit verschwunden.
Was die globale Ausrottung einer Krankheit so schwierig macht ist, dass alle an einem Strang ziehen müssen. Eine Gruppierung, die das Impfen verweigert, bietet dem Virus einen Rückzugsort, von dem aus weitere Epidemien zustande kommen können. Den Preis dafür zahlen nicht nur die krankheitsgefährdeteren Impfverweigerer, sondern auch der Rest der Bevölkerung, der sich weiterhin impfen lassen muss, weil die Ausrottung der Krankheit von den Impfgegnern verhindert wird.
Impfen bedeutet immer eine Risikoreduktion. Jeder in Österreich und Deutschland empfohlene Impfstoff erhöht die Wahrscheinlichkeit, bei guter Gesundheit ein hohes Alter zu erreichen. Wer wissen möchte warum das so ist, kann sich beim Bundesministerium für Gesundheit informieren. Aber hier soll es um eine andere Frage gehen.
Ist es ethisch vertretbar, eine Krankheit mithilfe von ansteckenden Impfstoffen auszurotten?
In einer heute erschienenen Forschungsarbeit rechnen Forscher ein Szenario durch, in dem ein ansteckender Lebendimpfstoff selbstständig Immunität in der Bevölkerung verbreitet. Lebendimpfstoffe sind stark abgeschwächte Versionen eines Erregers, die selbst keine Krankheit hervorrufen, aber trotzdem eine anhaltende Immunität gegen den ursprünglichen Virus verleihen. Die Forscher gehen von einem abgeschwächten Impf-Virus aus, der mäßig ansteckend ist und sich deshalb relativ ineffizient ausbreitet. Man müsste ihn demnach mehrmals ausbringen, um eine vernünftige „Durchimpfungsrate“ zu erreichen. Sobald die Immunität weit genug verbreitet ist, würde man den Impf-Virus nicht mehr freisetzen, woraufhin er aufgrund seiner mäßigen Infektiosität selbstständig aus der Population verschwinden würde. Man könnte demnach eine Krankheit ausrotten, ohne sämtlichen Menschen eine Spritze zu verpassen.
In der Praxis ist so ein Vorhaben natürlich nicht risikofrei. Könnte der Virus zu einer gesundheitlich bedenklicheren Form mutieren? Wäre er auch für besonders junge, alte oder immunsupprimierte Menschen unbedenklich? Die Forscher meinen, dass sich ein solcher Impfstoff vorerst für Wildtiere anbieten würde, die sich kaum auf individueller Ebene impfen lassen. Aber abgesehen von den gesundheitlichen Risiken – wäre es grundsätzlich vertretbar einen Impf-Virus freizusetzen, der auch Impfgegner immunisiert, die das eigentlich nicht möchten? Darf man die ideologische Haltung einer Minderheit übergehen, um eine weltweite Seuche loszuwerden?
]]>Neulich wurde ich vom ORF gefragt, welche Superkräfte denkbar wären und welche vermutlich immer Hirngespinste bleiben werden. Den Clip kann man auf meins.orf.at nachsehen:
Als Freund des Eisenhebens fand ich es besonders spannend, die übermenschliche Kraft des Hulk zu kommentieren. Und als Genetiker, der sich manchmal zur grünen Gentechnik äußert, habe ich sowieso ausreichend Erfahrung mit wütenden Grünen. Zwar werden wir vermutlich nie eigenhändig Panzer durch die Gegend schleudern können, aber selbst wenn, wäre es unklug diese Eigenschaft an Wutausbrüche zu koppeln. Aber wäre es prinzipiell denkbar, einen sportabweisenden Sofahelden in Mr. Olympia Form zu bekommen?
Muskeln verbrauchen verdammt viel Energie. Sie fressen so viele Ressourcen, dass manche Evolutionsbiologen vermuten, wir hätten schwächere Muskeln entwickelt als andere Primaten, um mehr Energie für unser Gehirn bereitstellen zu können. Während wir also bemüht sind möglichst viel mageres Fleisch auf unsere Knochen zu packen, hat unser Körper Mechanismen entwickelt um ungebremstes Wachstum der Skelettmuskulatur zu verhindern. Dazu zählt ein Protein namens Myostatin. Es wird in den Muskelfasern gebildet und wirkt dem Wachstum neuer Muskelzellen entgegen. Aufgrund seiner Entdeckung in Mäusen wird das zugrundeliegende Gen gerne als „Mighty Mouse“ Gen bezeichnet. Das Ausschalten des Myostatin-Gens in Tieren führt zu enorm gesteigertem Muskelwachstum, erhöhter Kraftleistung und einem niedrigeren Körperfettanteil. Ein Beispiel dafür liefert die Rinderrasse „Weißblaue Belgier“, deren bulliges Aussehen auf einer spontanen Myostatin-Mutation basiert.
Für den Menschen relevant?
Die Belegschaft des Charité Krankenhauses in Berlin hat vermutlich große Augen gemacht, als dort 1999 ein muskulöses Baby auf die Welt kam. Es war der erste Mensch mit einer spontanen Mutation in beiden Kopien des Myostatin Gens. Bereits mit vier Jahren besaß der Junge die doppelte Muskelmasse und halb so viel Körperfett wie gleichaltrige Kinder. Nennenswerte gesundheitliche Konsequenzen der Mutation wurden dabei bis heute nicht gemeldet und zumindest von den Myostatin-mutierten Kühen und Mäusen weiß man, dass es ihnen gesundheitlich gut geht.
Neben Hulk-Fans und Bodybuildern interessieren sich für Myostatin auch Mediziner, die an Muskelschwund-Erkrankungen arbeiten. Es sind Myostatin Inhibitoren in Entwicklung, die das Muskelwachstum anregen. Aber auch genetisch lässt sich Myostatin inaktivieren, beispielsweise mittels Follistatin. Dabei handelt es sich um ein natürlich vorkommendes Glykoprotein, das die Funktion von Myostatin hemmt und somit das Muskelwachstum fördert. 2009 hat man das Follistatin Gen in einen Adeno-assoziierten Virus (AAV) gepackt und damit die Oberschenkelmuskulatur von Makaken infiziert. AAV können Gensequenzen in Zellen einbringen, ohne die Virus-DNA in das Erbgut der Zelle zu integrieren. Das ist deutlich sicherer als eine zufällige Integration in DNA der der Muskelzelle und erlaubt es dem Follistatin Gen, neben der zelleigenen Erbinformation im Zellkern zu existieren. Das Resultat war ausgeprägtes und anhaltendes Muskelwachstum des Oberschenkels, einhergehend mit einer ordentlichen Kraftzunahme. Negative gesundheitliche Effekte wurden auch in diesem Fall nicht beobachtet.
Gendoping
Athleten sind bereit ihren Körpern die fragwürdigsten Dinge anzutun, um in ihrer Disziplin voranzukommen. Ich wäre überrascht, wenn es die Myostatin Inhibitoren nicht früher oder später auf die Dopinglisten schaffen würden. Zusätzlich verkompliziert wird das Thema, wenn man neue Genome-Editing Verfahren wie CRISPR/Cas9 mitbedenkt. Damit könnte man im Zuge einer künstlichen Befruchtung das Myostatin Gen des eigenen Nachwuchses ausschalten, was rückwirkend nicht von einer spontanen Mutation zu unterscheiden wäre und somit die gesetzliche Regulation erschwert. Grundsätzlich ließe sich mittels CRISPR sogar ein Genkonstrukt herstellen, das Myostatin nur ausschaltet wenn eine Substanz konsumiert wird, die keine Auswirkungen auf einen nicht-genetisch veränderten Organismus hätte.
Das Leben von Muskeldystrophie-Patienten könnte also verbessert werden, während sich das Leben der Doping-Tester schwieriger gestalten wird. So lange dabei niemand grün anläuft und die Stadt in Trümmer legt, soll es mir recht sein.
]]>Die DNA-Sequenz des Mammut Genoms ist mittlerweile bekannt. 2015 hat Church damit begonnen, Zellen eines Asiatischen Elefanten mit Mammut-DNA auszustatten. Dabei konzentrierte er sich vorerst auf 14 Gene, die mit der Kältetoleranz der Tiere zusammenhängen. Sie führen beispielsweise zu kleineren Ohren, dichterer Behaarung und vermehrtem Unterhautfett, oder Blutzellen, die Sauerstoff auch bei niedrigen Temperaturen effizient transportieren. Man kann derzeit leider nicht beliebig viele Gene gleichzeitig verändern. Aber Schritt für Schritt ließe sich ein Elefanten Genom an das eines Mammuts annähern. Diese Mammut-artigen Zellen würden dann zwar nicht direkt durch Sibirien stampfen, aber man könnte ihren Zellkern in entkernte Elefanten-Eizellen implantieren. Die mit der Mammut-DNA befruchteten Eizellen würden dann von einem Elefanten ausgetragen werden. So geht man heute bereits vor, wenn man Tiere klont.
Das Ergebnis wäre vorerst kein wirkliches Mammut, sondern ein Elefant, der ein paar typische Mammuteigenschaften besitzt. Laut Church könnte das ausreichen, um Tiere zu züchten, die wie Mammuts aussehen und sich auch so verhalten. Sobald die Tiere geschlechtsreif werden, könnte man bei der nächsten Generation weitere Mammut-Gene einbringen, wodurch die Tiere mit jeder neuen Generation ihren Kollegen aus der Eiszeit ähnlicher würden.
In diesem Video ist sein Vorhaben sehr anschaulich erklärt:
Was haltet ihr davon?
Wer wissen möchte, ob man als Genetiker einen ganzen Jurassic Park voll prähistorischer Ungetüme züchten kann, sollte einen Blick in mein Buch „Treffen sich zwei Moleküle im Labor“ werfen.
Wie viel von meinem Körper brauche ich eigentlich, um mich als Person wahrzunehmen? Würde man sich immer noch als das gleiche „Ich“ empfinden, wenn alle Teile des Körpers, mit Ausnahme von Gehirn und Nervensystem, durch Maschinen ersetzt würden? Wäre das überhaupt möglich?
Ich möchte aufgrund meiner ausgelassenen Faulheit und dem Hang zur schamlosen Selbstbeweihräucherung, eine kurze Anekdote aus meinem vor drei Tagen erschienenen Buch „Treffen sich zwei Moleküle im Labor“ teilen.
Cyborg-Rollmops
So radikal Jungbluttherapien auch klingen mögen, manchen geht das immer noch nicht weit genug. Vor allem denjenigen, die mit den unrealistischen Medizinutopien von Futurama aufgewachsen sind. Die Serie spielt im 31. Jahrhundert in der Stadt New New York. Viele zeitgenössische Personen wie Stephen Hawking haben trotz der großen Zeitdifferenz einen Gastauftritt – als sprechende Köpfe in mit Flüssigkeit gefüllten Einmachgläsern. Damit nicht alle konservierten Promis gelangweilt in den Regalen des lokalen Kopfmuseums stehen müssen, wurde das Haupt von Richard Nixon auf einen Roboterkörper gesetzt. Auf diesem marschiert er durch die Gegend und behauptet mitunter, dass die Mondlandung gefälscht war und tatsächlich in einem Filmstudio auf der Venus gedreht wurde.
Persönlich würde es mir gefallen, wenn man in 50 Jahren das Nervensystem aus meinem verfallenen Körper kratzt und es in eine Maschine einbaut. Beispielsweise in einen Apache-Kampfhubschrauber. Das Lebewesen, das dieser Cyborg-Utopie bisher am nächsten kam, war ein aalartiges Tier, das auf die Bezeichnung Meerneunauge hört. Das circa 80 Zentimeter lange, dunkel gefleckte Tier treibt sich in den Küstengebieten der Nordsee bis zum Mittelmeer herum und hat an der Stelle, an der man gewöhnlich einen Kiefer erwarten würde, einen markanten Saugmund. Damit saugt sich das Meerneunauge an Fischen fest, um deren Blut zu trinken. Ich sehe der Zukunft grundsätzlich optimistisch entgegen, aber war es wirklich notwendig, dass man den ersten Hardcore-Cyborg aus einem Lebewesen macht, das sich von Blut ernährt? Forscher in Chicago haben im Jahre 2000 den Hirnstamm eines Meerneunauges in einen Behälter mit kaltem, sauerstoffreichen Salzwasser eingelegt (Helmuth, 2000). Die Nerven wurden dabei nicht beschädigt und durch Elektronen mit einem kleinen, rundlichen Roboter verbunden. Im Dunkeln bewegt sich die Maschine nicht vom Fleck. Platziert man sie aber in einem Ring und dreht an einer Stelle ein Licht auf, detektieren die Robotersensoren das Signal. Es wird zu dem Gehirn des Meerneunauges weitergeleitet, das daraufhin Impulse an die Räder schickt und gekonnt in Richtung der Lichtquelle manövriert. Hat damit die Ära der blutsaugenden Cyborgs begonnen? Derzeit schaffen es die Forscher noch nicht, das Gehirn länger als ein paar Tage lebendig zu halten, sobald es das Tier einmal verlassen hat.
Ziel des Versuches war es vor allem, mehr über das Zusammenspiel von Maschinen und Nervenzellen zu erfahren, um bessere Elektronikprothesen herstellen zu können. Kevin Warwick, ein britischer Professor für Kybernetik, arbeitet an der Schnittstelle zwischen Nervensystemen und Computern. Er schließt es nicht aus, dass man eines Tages sein Gehirn in einen Roboter implantieren lassen kann, wenn der biologische Körper stirbt, bezeichnet es aber als extrem schwierig. Außerdem hat auch das Nervensystem selbst ein Ablaufdatum. Aber könnte man das nicht ebenfalls umgehen?
Darauf folgt ein Kapitel über die neuesten Fortschritte bei der Langzeitkonservierung funktionaler Nervensysteme. Wer wissen möchte, worum es in dem Buch sonst noch so geht, kann sich die Rezension von Wissenschaft aktuell ansehen.
Und wenn jemand selbst ein Buch schreiben möchte und meint, keine Zeit dafür zu finden, kann nachlesen, wie es für mich funktioniert hat.
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Mit diesen und anderen weltbewegenden Themen, beschäftigt sich mein erstes populärwissenschaftliches Buch „Treffen sich zwei Moleküle im Labor“. Es ist ab heute erhältlich, stellt die spannendsten Fragen die man als Molekularbiologe an den Kopf geworfen bekommt und beantwortet sie sogar.
Sprechen mich Bekannte auf das Buch an, höre ich häufig die Aussage „Ich habe auch diese Idee für ein Buch, aber mir fehlt die Zeit es zu schreiben.“ Als Projektstart wird dann der Pensionsantritt genannt, wobei es fraglich ist, ob bis dahin überhaupt noch irgendjemand Bücher liest. Würden wir alle auf den idealen Zeitpunkt warten um Kinder zu zeugen, wäre die Menschheit bald ausgestorben. Gleichermaßen wird die persönliche Situation niemals perfekt erscheinen um ein Buch zu schreiben, aber sein wir froh, dass es viele Menschen trotzdem tun. Realistisch betrachtet wird der Sprung vom Kopf auf das Papier niemals stattfinden, wenn man nicht einfach anfängt zu schreiben. Die Angst, ein Buchprojekt könnte das letzte bisschen Freizeit auffressen, hatte ich auch. Aber systematisch angegangen ist es auch für vielbeschäftigte Menschen zu bewältigen und kann sogar Spaß machen und lehrreich sein. Ich möchte in diesem Artikel deshalb schildern, wie es mir als chronisch verplantem Buchneuling gelungen ist, das Epos zu vollenden, in der Hoffnung, dass unentschlossene Menschen mit einer Buch-Idee darin nützliche Anhaltspunkte und Motivation finden.
Science Blog Kollege Florian Freistetter hat sich bereits damit beschäftigt, wie man am besten einen Lektor und einen willigen Verlag auftreibt. Ich konzentriere mich deshalb auf den Schreibprozess selbst und erwähne die Dinge, die ich gerne gesagt bekommen hätte, bevor ich begonnen habe zu schreiben.
1) Vorab strukturieren
Es hilft ungemein, zuallererst die grobe Struktur des Buches niederzuschreiben, um sich nicht in seinem eigenen Geschwafel zu verlieren. Der erste Schritt Richtung Buch war für mich deshalb das Erstellen eines separaten Word-Files, in dem ich die Themen, über die ich schreiben wollte, in sechs Kapitel und ein paar Unterkapitel eingeteilt habe. Die Struktur blieb jedoch bis zum Ende dynamisch und im Laufe der Monate kamen ständig neue Unterkapitel hinzu, wann immer ich über etwas Spannendes gestolpert bin. Für mich war das Word-File ausreichend, viele Autoren bevorzugen allerdings old-school Karteikarten, um mit ihren Ideen realer interagieren und sie leichter herumschieben zu können.
2) Finde heraus, wann du am besten schreibst und sei konsequent
Glaubt man dem Buch Daily Rituals, arbeiten viele der kreativsten Köpfe am besten sehr früh morgens, oder spät in der Nacht. Nachdem ich abends meist zu k.o. war um noch kreativen Saft aus meinem Denkorgan zu quetschen, musste ich auf die frühen Morgenstunden ausweichen. Bei mir hat es sich bewährt meinen Tagesrhythmus umzustellen und konsequent 1,5 Stunden früher aufzustehen. Konkret hat das für mich bedeutet, den Wecker um 6:00 läuten zu lassen, einen Kaffee zu trinken, 30 Minuten Sport zu machen um das Gehirn anzustarten und dann eine Stunde an dem Buch zu arbeiten. Bringt man in einer Stunde viel weiter? Nein. Muss man aber auch nicht. Mein Dogma war es, auf diese Weise jeden Tag mindestens 1.000 Anschläge (Buchstaben + Leerzeichen) zu schreiben. Das ist nicht mehr als ein kurzer Absatz, beispielsweise dieser kurze Ausschnitt aus meinem Buch:
Dieser Textabschnitt besteht aus 9 Sätzen und umfasst etwas mehr als 1.000 Anschläge. Schreibt man täglich einen solchen Absatz, hat man nach nur 10 Monaten ein 240 Seiten langes Buch gefüllt. Ich wage es zu behaupten, dass jeder die Zeit finden kann, 9 Sätze pro Tag zu produzieren. Und sollte es sich gelegentlich tatsächlich nicht ausgehen, kann man sich am Wochenende noch immer ein paar Stunden in den Starbucks verkriechen um ein paar Sätze nachzuholen.
3) Übersicht behalten
Kommt täglich nur ein kurzer Absatz hinzu, verliert man im Entstehungsprozess leicht das Gefühl des Vorankommens. Für mich war es deshalb motivationstechnisch sehr hilfreich, eine lange Prozentleiste an meine Wand zu heften und mit einem aufklebbaren Pfeil zu markieren, wie viel Prozent des Buches geschrieben sind. Dazu habe ich die finale Anschlagszahl vorab als 300.000 definiert. Hat man nach einem eigentlich produktiven Tag rein vom Anblick des Textes her nicht das Gefühl, viel weitergebracht zu haben, ist es besonders befriedigend, den kleinen Pfeil um 1-2 Prozentpunkte nach rechts verschieben zu können.
4) Motiviert bleiben
Das Schreiben zu einem fixen Morgen- oder Abendritual zu machen, hat den großen Vorteil, dass man weder an Momentum verliert, noch darüber nachdenken muss, wann man sich Zeit für sein Buch nehmen sollte. Trotzdem ist es bei einem so langfristigen Projekt oft hilfreich, bewusst ein bisschen Motivation zu tanken. Mir hat es geholfen, während der 30 Minuten Sport vor dem Schreiben anderen Autoren im Internet zuzuhören, die über ihren Schreibprozess sprechen. Praktischerweise finden sich mittlerweile haufenweise Kanäle auf YouTube, auf denen Autoren nichts anderes machen als das. Es heißt, man sei der Mittelwert der fünf Menschen, mit denen man sich am häufigsten umgibt. Ich denke, es hat einen sehr ähnlichen Einfluss auf uns, welchen Podcasts, Hörbüchern oder eben YouTube Kanälen wir unsere Aufmerksamkeit schenken.
Zuletzt möchte noch zwei großartige Bücher erwähnen, die jungen Autoren besonders oft empfohlen werden: On Writing Well: The Classic Guide to Writing Nonfiction von William Zinsser und Bird by Bird: Some Instructions on Writing and Life von Anne Lamott.
Also nimm es in Angriff, wenn eine Buchidee in dir schlummert. Meiner Erfahrung nach ist es mit einem verplanten Alltag durchaus vereinbar und läuft ganz gut dahin, sobald der Anfang erst einmal gemacht ist. Im schlimmsten Fall dauert es eben ein bisschen länger, bis man das fertige Teil in den Händen hält. Ich würde mich freuen, wenn Leute ihre eigenen Erfahrungen in den Kommentaren hinterlassen würden. Vielleicht kann ich sie ja beim nächsten Projekt gebrauchen.
]]>In der gleichen Ausgabe findet sich ein Beitrag von Stefan Uttenthaler, der erklärt, warum er nach 18 Jahren seine Spendentätigkeit für Greenpeace einstellt. Science Blog Kollege Ulrich Berger hat Stefans Beitrag online gestellt, damit wirklich jeder in den Genuss des Textes kommen kann. Zusammenfassen lässt er sich damit, dass Greenpeace, neben all den großartigen Dingen die sie tun, durch ihre dogmatische Ablehnung der Grünen Gentechnik, großen Schaden verursachen. Eben noch fordern über 100 Nobelpreisträger Greenpeace diesbezüglich zum Umdenken auf und jetzt auch noch der Brief von Stefan. Dazu musste sich die Gentechnik Sprecherin von Greenpeace Österreich natürlich äußern, ebenfalls nachzulesen im aktuellen Profil.
Ich möchte hier weder meinen Text zusammenfassen, noch versuchen den Streit zwischen Greenpeace und Stefan zu schlichten. Aber einen Punkt in dem Schreiben von Greenpeace fand ich so inkonsequent, dass ich mich dazu äußern muss.
Der offene Brief der Nobelpreisträger wird von der Greenpeace Sprecherin händewinkend abgetan: “Die UnterstützerInnen des Nobelpreisträgerbriefes haben wichtige Leistungen in ihren Feldern erbracht, und Greenpeace respektiert ihre Meinungen. Aber nur wenige von ihnen haben in Bereichen gearbeitet, die mit dem Thema Gentechnik verbunden sind.”
Prinzipiell eine akzeptable Haltung, aber dann sollte man damit zumindest konsequent sein. Weiter schreibt die Sprecherin nämlich: “Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens, dass Gentechnikpflanzen sicher sind. Diese Aussage wird von mehr als 300 WissenschafterInnen unterstützt, welche die ENSSER Petition unterschrieben haben.”
Hier sind sie also, die tapferen 300, die im Gegensatz zu den Nobelpreisträgern sagen können, ob genetisch verändertes Saatgut sicher ist oder nicht. Und in der Unterschriftenliste kann man sogar ihre Qualifikationen betrachten. Da hätten wir z.B. Herrn Hansen aus den USA, der wie viele andere Listenunterzeichner als einzige Qualifikation angibt, über einen PhD Titel zu verfügen. Oder Mr. Leon Olive, dem mexikanischen Philosophieprofessor. Nicht zu vergessen Frau Kuebler, deren Qualifikation es ist, Doktor der Rechtswissenschaften zu sein.
Alles legitime Gentechnik-Experten? Ich würde ihnen diesbezüglich ja gerne vertrauen, aber wenn ein Petitionstext Studien wie „Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize.“ von G.E. Séralini zitiert, bekomme ich so meine Zweifel am Expertentum der Unterzeichner. Wer wissen möchte warum, kann sich dazu gerne diesen Vortrag von mir, Minute 12-19 ansehen
Ganz ehrlich, eine Petition, die nur 300 Unterschriften sammelt, obwohl die Angabe, einen PhD Titel zu besitzen, als Qualifikation ausreicht, ist in meinen Augen gescheitert. Beeindruckend wären 300 Wissenschaftler, die mithilfe ihrer Forschungsergebnisse, die vielfach belegte Sicherheit der zugelassenen GVOs infrage stellen könnten. Doch das gelingt ihnen nicht. Ich traue mich zu behaupten, dass Greenpeace diese Petition ebenso händewinkend abgetan hätte wie den Brief der Nobelpreisträger, wenn sie ein Gentechnik-freundliches Fazit gezogen hätte. Aber wenn man schon einen Beliebtheitswettbewerb daraus machen möchte, sollte man zumindest auch die andere Seite erwähnen. Beispielsweise die 276 wissenschaftlichen Institutionen, die sich für die Sicherheit und Sinnhaftigkeit des gentechnisch veränderten Saatguts aussprechen. Dazu zählen die Europäische Kommission, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die größte wissenschaftliche Gesellschaft der Welt (AAAS) und viele andere:
Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind die mit Abstand am besten untersuchten Lebensmittel der Welt. Der Konsensus bezüglich ihrer Sicherheit ist deshalb auf einer Ebene mit dem, dass der Mensch den Klimawandel vorantreibt. Man kann ja gerne irgendwelche Firmeninteressen bei gentechnisch verändertem Saatgut kritisieren. Aber wenn Greenpeace behauptet, es gäbe keinen wissenschaftlichen Konsensus zur Sicherheit von Gentechnikpflanzen, haben sie von den rund 2.000 GMO-Studien wohl nur die ersten fünf überflogen.
Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich entweder das aktuelle Profil besorgen, oder meinen Vortrag von der letzten Skeptiker Konferenz ansehen:
Louise Brown, die erste Frau die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde, feiert heute ihren 38. Geburtstag. Sie entstand aus einer Eizelle, die außerhalb des Körpers befruchtet- und als 8-zelliger Embryo in die Mutter verpflanzt wurde. Ich möchte die Feierlichkeit zum Anlass nehmen um einen Gedanken los zu werden.
Wie lange dauert es, bis wir uns an etwas Neues gewöhnt haben?
In den Jahren, bevor das erste Kind durch künstliche Befruchtung (In Vitro Fertilisation – IVF) zur Welt kam, wurde diese Möglichkeit der Fortpflanzung heftig kritisiert. Stimmen wurden laut die behaupteten, durch IVF würden deformierte Babys mit unheilbaren Krankheiten entstehen. Sogar James Watson, der für die Enddeckung der DNA-Doppelhelix Struktur einen Nobelpreis erhalten hatte, sagte zu einem führenden IVF Experten: “You can only go ahead with your work if you accept the necessity of infanticide. There are going to be a lot of mistakes. What are we going to do with the mistakes?”. Auf gut Deutsch: “Du kannst deine Arbeit nur weiterführen, wenn du die Notwendigkeit von Kindesmord akzeptierst. Es werden viele Fehler passieren. Was werden wir mit diesen Fehlern machen?”.
Andere Kritiker befürchteten, dass IVF das Ende der Kernfamilie bedeuten würde. Die Ehe, als familienstiftende Einrichtung wäre nicht mehr notwendig, wenn Menschen zu Laborzüchtungen verkommen würden. Konservative befürchteten daraufhin alle möglichen untraditionellen Familienkonstellationen und Feministinnen hatten Angst, dass eine Technologie, die es mehr Frauen erlaubt Kinder zu bekommen, den Druck erhöht, das auch zu tun. Unnatürliche Retortenbabys wären mit sozialer Ächtung konfrontiert und das Statement vom Vatikan zu dem Thema war: “Fecundation must be carried out according to nature and through reciprocal and responsible love between a man and a woman.” – „Befruchtung muss entsprechend der Natur stattfinden und durch gegenseitige und verantwortungsvolle Liebe zwischen einem Mann und einer Frau.“.
Was ist von diesen Ängsten übriggeblieben?
Wenig. Das einzige was bis heute kritisiert wird ist die Tatsache, dass man bei einer IVF mehrere Eizellen befruchtet, wovon aber nur zwei in die Frau eingesetzt werden. Den Rest friert man weg, nutzt sie für die Forschung oder schmeißt sie in die Tonne. Die anderen moralisch/ethischen Punkte sind aber weitgehend in Vergessenheit geraten. Heute laufen Millionen gesunde Menschen durch die Welt, die mithilfe von IVF gezeugt wurden. Trotzdem gibt es die Ehe noch und mir ist auch niemand bekannt, der Frauen als Babymaschinen bezeichnen würde.
Die Art von Debatte bleibt aber ständig präsent. Als die Industrie damit angefangen hat, genetisch veränderte Organismen einzusetzen, beispielsweise für die Herstellung von Insulin, gab es einen großen Aufschrei. Was wenn solche Organismen in die Umwelt auskommen? Unabsehbare Folgen! Heute, Jahrzehnte später, verwendet die Industrie mehr GM-Organismen als jemals zuvor. Die Kritik daran ist aber weitgehend verschwunden. Sie hat sich nämlich ein neues Ziel gesucht: Gentechnisch veränderte Lebensmittel. Und wenn sie damit fertig ist, wird sie sich auf das nächste Ziel stürzen. Dabei könnte es sich bereits um genetisch veränderte Menschen handeln. Wie man ein menschliches Gen verändert, habe ich hier bereits beschrieben.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis das erste Kind zu Welt kommt, das im Zuge einer IVF genetisch verändert wurde, um ihm eine vererbbare Krankheit zu ersparen. Viele der Kritikpunkte die man dabei nennen wird, kennen wir von der IVF Debatte: Unnatürlich, Fehlbildungen, katastrophale gesellschaftliche Folgen, wo soll das alles nur hinführen? Ich bin allerdings überzeugt, dass auch diese Kritik verstummen wird, sobald ein paar Millionen solcher Menschen herumspazieren und man derartige genetische Eingriffe, genau wie es heute bei IVF der Fall ist, als medizinische Routinemaßnahmen betrachten wird. Seht ihr das auch so?
]]>In menschlichen Zellen wird Glyphosat zu Aminomethylphosphonsäure (AMPA) umgewandelt. AMPA kann die Herstellung der Aminosäure Glycin reduzieren. Normale Körperzellen kommen damit gut zurecht, Krebszellen allerdings nicht. Da sich Krebszellen oft außergewöhnlich schnell teilen, sind sie besonders auf Glycin angewiesen, weshalb AMPA ihre Teilung stoppt oder sogar den Zelltod einleitet. Die Forscher konnten dadurch zeigen, dass Gylphosat das Wachstum von 8 verschiedenen Krebs-Zelllinien verhindern konnte, während die beiden gesunden Kontroll-Zelllinien kein Problem mit dem Unkrautvernichtungsmittel hatten.
Damit ist der Fall erledig – Roundup heilt Krebs. Stimmt‘s?
Na gut, werden wir wieder ein bisschen seriöser hier. Die Studie ist nicht besonders gut gemacht und die vielen Probleme, die eine Glycin-Reduktion mit sich bringt, habe ich nicht angesprochen. Die Chancen, dass Glyphosat jemals zur Krebstherapie eingesetzt werden wird, schätzen sogar die Autoren als sehr gering ein. Warum lasse ich mich trotzdem zu so einem Titel hinreißen? Weil vergleichbare Probleme gekonnt ignoriert werden, wenn es sich um ein Roundup-kritisches Resultat handelt. Denken wir zurück an die Studie von 2012, die behauptet hat, Roundup im Trinkwasser würde Krebs in Ratten verursachen. Nicht nur das, auch gentechnisch veränderter Mais soll laut der Studie zu Krebs und anderen Problemen bei den Tieren führen. Da waren sich selbst Qualitätszeitungen nicht zu schade für reißerische Schlagzeilen.
Dass die Studie grottenschlecht gemacht war und ein Jahr später wieder zurückgezogen werden musste, fand man bestenfalls in einer paar wenigen, bemühten Medienportalen, irgendwo rechts unten in der finsteren Ecke. Wer wissen möchte, warum diese Studie, mit der man bis heute immer wieder konfrontiert wird, so absurd ist, kann zu Minute 12 meines Vortrages von der diesjährigen Skeptiker Konferenz spulen.
Auf Facebook bin ich heute auf einen Artikel über eine Studie gestoßen, die ein paar der negativen gesundheitlichen Folgen von langzeit-Marihuana Konsum behandelt. Und ja, alles was eine starke Wirkung hat, wird auch irgendwelche Nebenwirkungen haben. Trotzdem stimmten alle top-bewerteten Kommentare darin überein, dass die Studie nicht stimmen kann, bzw. dass die Autoren irgendwelche geheimen Big-Pharma Interessen haben müssen.
Findet hingegen auch nur eine einzelne, methodisch unhaltbare Studie, irgendeine angebliche Verbindung zwischen Gentechnik und etwas gesundheitlich Negativem, bekommt man sie noch Jahre, nachdem sie als Quatsch entlarvt und zurückgezogen wurde, unter die Nase gerieben.
Es ist menschlich, dass wir viel höhere Evidenz-Kriterien für Dinge haben, die unserem Bauchgefühl wiedersprechen. Aber wir sollten zumindest versuchen uns daran zu erinnern, dass einzelne Studien immer nur begrenzt aussagefähig sind und unser Bauchgefühl manchmal ein Trottel ist.
]]>Science Blog Kollege Florian Aigner und ich fallen in eine dieser drei Kategorien. Zu den Aufgaben eines Wissenschaftsvermittlers gehört es nämlich nicht bloß über Wissenschaft zu reden, sondern auch darüber, was NICHT Wissenschaft ist und warum. Kann so etwas in 10 Minuten ganzheitlich gelingen? Uns jedenfalls nicht. Aber Spaß hat es gemacht, deshalb wollen wir es trotzdem mit euch teilen. Letztes Wochenende durften wir bei der Vorstellbar, einem Open Stage Event des Burgtheaters, einen Schwank aus der Esoterik erzählen. Die Tonqualität ist nicht ideal, deshalb könnt ihr rechts unten im Video das linke Symbol anklicken, um Untertitel zu aktivieren.
Wer ganz genau wissen möchte, wo die Grenze zwischen Wissenschaft und Blödsinn verläuft, wird außerdem Gefallen an Florians grandiosem Vortrag von der Skeptiker Konferenz 2015 finden.
]]>Die Leute von „Skeptics in the Pub“ waren da weniger streng und haben einen Vortrag von mir online gestellt, den ich vergangenen Oktober in Wien gehalten habe. Dabei spreche ich über die Grenze zwischen Biolebensmitteln und Gentechnik, den Einfluss von GMOs auf die Gesundheit, das Einkommen und die Suizidrate von Bauern, Terminator-Samen, Resistenzbildung und all die anderen Dinge, die man vom Hörensagen kennt, von denen man aber eigentlich nicht weiß, was davon stimmt.
Mit Live-Verkostung von Monsanto-Soja!
Wer sich für das Thema interessiert und mir vielleicht selbst ein paar Fragen stellen möchte, hat am 12. Apr. ab 19:30 im Planetarium Wien die Möglichkeit dazu. Dort werde ich mit Eva Lachkovics, der Gentechnik Sprecherin der Grünen, über die Vor-und Nachteile der Zuchtmethode sprechen. Wir halten beide jeweils einen 20 Minütigen Vortrag, danach gibt eine Stunde lang ein Frage-Antwort Spielchen mit dem Publikum, moderiert von Josef Broukal.
Wer sich lieber vor dem Bildschirm informiert, dem empfehle ich die Transparenz Gentechnik Seite.
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Wer heute eine Methode lernt um das Genom zu verändern, kann damit rechnen, dass es in 6 Monaten schon wieder eine effizientere gibt. 2013 erschien die CRISPR/Cas9 Technologie, die es extrem vereinfacht hat, Gene zu verändern. Seitdem wurden alle paar Monate Methoden veröffentlicht, die das System noch genauer arbeiten lassen. Die letzte erschien erst Ende Jänner und verhindert, dass versehentlich die falschen Gene verändert werden könnten.
Allmählich beginnen die ersten Regulationsbehörden vorsichtig damit, die Anwendung von CRISPR an Embryonen für Forschungszwecke zu gestatten. Derzeit ist es nirgendwo erlaubt CRISPR behandelte Embryonen in eine Frau einzusetzen. Aber möglich wäre es bald. Da sind sich ziemlich alle einig, die auf dem Gebiet arbeiten. Uneinigkeit herrscht lediglich darüber, ob es gemacht werden soll oder nicht. Diese Uneinigkeit unter den Forschern war auch bei der Diskussion gestern Abend stark zu spüren und Jennifer Doudna, eine Mutter der CRISPR Technologie, meint selbst, wir sollten uns erst einmal hinsetzen, tief durchatmen und überlegen was wir überhaupt tun möchten, bevor wir weitermachen.
Vor zwei Wochen durfte ich am Science Day einer Schule erzählen, warum es noch nie eine spannendere Zeit gab, um Genetiker zu sein. CRISPR war dabei nur ein Thema von vielen. Ich habe beschlossen meine Vorträge in Zukunft öfters zu filmen, um sie mit mehr Leuten teilen zu können.
Minute 8 – 19: CRISPR & Embryonen
Minute 19 – 29: Gentherapien & Genomsequenzierung
Minute 29 – 34: Krankheitskompensierende Mutationen
Minute 34 – 42: Epigenetik
Ab Minute 42: Fragen & Antworten
Vermutlich bin ich nicht ganz unvoreingenommen. Ein Physiker würde wohl sagen, dass es noch nie so spannend war, Physiker zu sein und vermutlich wird 100 Jahre später ein Physiker genau das gleiche behaupten. Aber dass sich unsere Fähigkeit Genetik zu nutzen, in den letzten Jahren rasant verbessert hat, ist unbestritten und was in 10 Jahren möglich sein wird, kann niemand wirklich abschätzen.
Wo würdet ihr eine Grenze ziehen? Embryonen? Jurassic Park?
]]>Der Hintergrund kurz zusammengefasst:
Stefan Lanka ist ein deutscher Biologe, leidenschaftlicher Impfgegner und Autor von so grandiosen Büchern wie „Impfen und AIDS: Der Neue Holocaust“. Er ist überzeugt, dass der Masernvirus nicht existiert und hat im Jahr 2011 auf seiner Homepage sogar ein Preisgeld von 100.000€ für denjenigen ausgeschrieben, der die Existenz des Virus nachweisen und seinen Durchmesser bestimmen kann.
Der deutsche Mediziner David Bardens hat ihm daraufhin ein paar Studien geschickt, in denen die Existenz des Erregers zweifelsfrei belegt wird. Unter den über 19.000 Studien, die es zu dem Thema gibt, muss sich ja etwas Brauchbares finden lassen. Die Forschungsarbeiten, die Bardens an Lanka schickte, umfassten die Erstisolation des Virus, elektronenmikroskopische Aufnahmen inklusive Durchmesser und sein sequenziertes Genom bis hin zur letzten Base.
Davon ließ sich Lanka natürlich nicht überzeugen. Wer braucht schon 19.000 Studien, wenn man eine Meinung hat. Das Ganze ging vor Gericht, wo der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene in Rostock bestätigte, dass Bardens zweifelsohne den Beweis für die Existenz des Virus erbracht hatte. Dem Mediziner wurde das volle Preisgeld zugesagt, das er laut eigener Aussage an ein Masernimpfprogramm weiterleiten möchte. Ein Sieg für die Vernunft!
Lanka ging in Berufung und heute entschied der Senat überraschend zugunsten des Impfgegners.
Nicht etwa, weil die Richter Zweifel an der Existenz des Masernvirus hatten, sondern aufgrund einer Formalität. Lanka forderte auf seiner Homepage, dass eine Publikation vorgelegt werde, die Existenz und Durchmesser des Erregers darstellt. Der entscheidende Punkt ist die Formulierung „EINE Publikation“. Bardens hatte aber gleich einen ganzen Haufen davon geschickt, in denen er Durchmesser und Existenz über unterschiedliche Publikationen begründet. Dass der Nachweis des Viren-Durchmessers zwangsläufig auch seine Existenz voraussetzt, ist dabei scheinbar unbedeutend.
So etwas regt mich auf. Vergangenes Jahr durfte ich bei einem bewegenden Vortrag von Bardens zu dem Thema dabei sein, den man hier nachsehen kann. Der charismatische Mediziner wurde dabei von zwei Bodyguards begleitet, weil er aufgrund der vielen Morddrohungen durch Impfgegner mittlerweile unter Personenschutz steht.
Jährlich gibt es weltweit über 100.000 Maserntote. Die meisten davon in Entwicklungsländern, aber vereinzelt auch bei uns. Selbst wenn man die Erkrankung überlebt, bleibt das Immunsystem noch 2-3 Jahre nach der Infektion geschwächt. Eine Impfung kostet rund 20€, der Schutz nach der zweiten Impfung beträgt 98,9%. Die Masern sind eine Krankheit, die man durch ein konsequentes Impfprogramm ausrotten könnte. Faktenverweigerung kann Leben kosten.
Obwohl der Prozess durch seine Absurdität fast schon unterhaltsam ist, hat er also einen sehr ernsten Kern. Passenderweise findet morgen Mittwoch in Wien ein „Skeptics in the Pub“ zu genau diesem Thema statt!
Dr. Wolfgang Maurer über „Impfen – Lebensrettung oder Gefahr?“ – 17.02.2016, 19:30, Aera, Gonzagasse 11, 1010 Wien. Genauere Infos hier.
Wer mehr über Impfungen erfahren möchte, sich kollektiv über das Gerichtsurteil ausweinen- oder einfach nur ein Bierchen trinken möchte, ist herzlich willkommen!
]]>Eine Gruppe am Francis Crick Institute in London wird demnächst menschliche Embryonen genetisch verändern. Die junge Stammzellforscherin Kathy Niakan ist die erste Wissenschaftlerin, die dazu eine Lizenz einer nationalen Regulationsbehörde erhalten hat. Sie wird eine Technologie namens CRISPR verwenden, die ich hier bereits beschrieben habe. Die Forscherin möchte allerdings keine gentechnisch veränderten Menschen großziehen. Das ist gesetzlich verboten und wäre derzeit viel zu riskant. Stattdessen wird sie Grundlagenforschung in einem Zellstadium betreiben, in dem der Embryo aus 1-250 Zellen besteht, was maximal einer Woche nach der Befruchtung entspricht. In diesem Stadium ist der Embryo noch weit davon entfernt, ein Gehirn zu entwickeln. Die Gruppe arbeitet an der Frage, wie sich embryonale Stammzellen entwickeln, und zu Körperzellen spezialisieren. Läuft bei diesem Prozess etwas schief, kann das zu Fehlgeburten und Entwicklungsstörungen führen. Niakans Forschung könnte dazu beitragen zu verstehen, warum manche Frauen ihr Kind verlieren.
In der Maus wissen wir bereits viel über das Schicksal dieser Stammzellen, ob es sich beim Menschen ähnlich verhält, kann man oft nur abschätzen. Die Gruppe hofft mit ihrer Forschung mehr über diesen Prozess zu lernen, damit künstliche Befruchtungen in Zukunft besser gelingen.
Niakan ist nicht die erste, die sich mit CRISPR an menschliche Embryos wagt. Bereits im April 2014 hat eine Chinesische Gruppe an der DNA menschlicher Embryonalzellen herumgeschnipselt. CRISPR ist in China kaum reguliert, es musste deshalb keine so strenge behördliche Genehmigung eingeholt werden wie in London. Aus ethischen Überlegungen verwendeten die Chinesischen Forscher Eizellen, die mit zwei Samenzellen zugleich befruchtet wurden. Sie können sie sich ein kleine wenig entwickeln, aber keinen vollständigen Menschen formen. Die Forscher wollten ein defektes Gen, das eine Blutkrankheit hervorruft, durch ein intaktes ersetzen. Mit mäßigem Erfolg, nur ein Bruchteil der Embryos konnte die beschädigte Kopie durch die reparierte Sequenz ersetzen. Außerdem wurden auch andere Gene unbeabsichtigt angegriffen und die gewünschte Veränderung trat nicht in allen Zellen des Embryos auf. Fairerweise sollte man erwähnen, dass man CRISPR inzwischen verbessern konnte und die Technologie mittlerweile 1000x präziser einsetzen kann, als es das Chinesische Team tat.
In London ist es seit Jahrzehnten erlaubt, zu Forschungszwecken an Embryonalzellen zu arbeiten. Man verwendet dabei „überschüssige“ Embryonen, die bei künstlichen Befruchtungen übrig geblieben sind. Es werden immer mehr Eizellen befruchtet, als man der Frau einsetzt. Die restlichen Embryonalzellen können entweder eingefroren, weggeschmissen, oder für die Forschung verwendet werden. Aber nur solange sich die Embryos nicht weiter entwickeln als 14 Tage. In London forscht man also schon lange an den überschüssigen Embryos, sofern die Eltern das genehmigen.
Was ist jetzt neu?
Eigentlich nicht viel, außer dass man aktivere Tests machen kann, wenn man mittels CRISPR Gene ausschaltet oder aktiviert. Die Gruppe wird die Embryonen niemandem einpflanzen um “Designer-Babies” herstellen. Das ist verboten, daran wird auch dieser Versuch nichts ändern. Stattdessen möchten die Forscher entwicklungsbiologisches Grundlagenwissen gewinnen.
Man kann diskutieren ob es prinzipiell ethisch vertretbar ist, an embryonalen Zellen zu forschen. Dann muss man konsequenterweise aber auch die Frage stellen, ob es wirklich besser ist, die überschüssigen Embryonalzellen stattdessen in den Müll zu schmeißen. Wenn man embryonale Stammzellforschung grundsätzlich befürwortet, sollte es in meinen Augen auch in Ordnung gehen, die modernsten Methoden des Erkenntnisgewinns anzuwenden, um das meiste Wissen, für Menschen mit Kinderwunsch zu generieren.
Oder wie seht ihr das?
Die Grundlagen für die Technologien, durch die wir unsere moderne Zeit definieren, wurden oft von Menschen erarbeitet, die nie an die heutigen Anwendungen gedacht haben. Viele waren sogar überzeugt, dass es überhaupt keine Anwendungen für ihre Erkenntnisse gibt. Habt ihr gewusst, dass die moderne Molekularbiologie kaum denkbar wäre, wenn sich ein Japaner vor einigen Jahren nicht dafür interessiert hätte, weshalb Quallen unter blauem Licht grün fluoreszieren? Warum das so ist veranschauliche ich in dem TEDx Talk, den ich vor kurzem in Münster halten durfte (Englisch):
Eine Frage hätte ich noch an euch:
Ich spiele mit dem Gedanken demnächst kurze Videos in meine Artikel einzubauen. Darin würde ich ca. 5-Minuten über das Genetik-Thema sprechen, das ich gerade am spannendsten finde. Ich schaue mir selbst sehr gerne solche Videos an, weil 5-Minuten genau die Zeit ist die ich brauche, um mein Müsli zu essen. Außerdem hätte ich manchmal gerne mein Whiteboard um Dinge zu erklären und finde, dass es zu dem Thema keine guten, deutschsprachigen Videos gibt.
Was haltet ihr davon?
Der Verein lässt sich ständig irgendwelche Dinge einfallen um aufzuzeigen, wo die Grenze zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft liegt. In Wien ist das manchmal sogar sehr unterhaltsam, z.B. bei der Verleihung des Goldenen Bretts vorm Kopf, bei der auch ich schon mal eine Globuli-lastige Laudatio halten durfte. Oder sehr lecker wie bei den 10^23 Aktionen (siehe Titelbild), bei denen wir uns eine kollektiv-homöopathische Überdosis reinwerfen.
Unlängst war ich bei dem „GET started“ Podcast zu Gast um über Pseudowissenschaft zu sprechen. Das Ganze ist hier nachzuhören:
Oder zum Mitnehmen hier downloadbar (Rechtsklick -> Ziel speichern unter)
Darin erzähle ich mehr über die Skeptiker, warum es gefährlich sein kann Pseudowissenschaft zu kritisieren, warum Wissenschaft funktioniert, Alternativmedizin scheinbar auch und vieles mehr.
Wer von einem echten Profi über Globuli lernen möchte, kann diesem Link folgen. Er führt zu dem Video der letzten „Skeptics in the Pub“ Veranstaltung, in der Norbert Aust (Autor „In Sachen Homöopathie: Eine Beweisaufnahme“) einen sehr schönen Vortrag hält.
Ich wünsche einen schönen Feiertag!
]]>Klingt nach einem guten Plan und funktioniert auch oft bis inklusive Punkt 4. Aber was, wenn man einen Krankheits-auslösenden Gendefekt in ein Versuchstier einbaut, das sich aber weigert krank zu werden? Ist das dann gut oder schlecht?
Ringo war einer dieser Fälle, ein Golden Retriever, der 2003 in Brasilien auf die Welt kam. Er und seine Wurfgeschwister wurden so gezüchtet, dass sie eine Defekte Version des Dystrophin-Gens trugen. Dystrophin ist ein Protein, das in Muskelfasern benötigt wird. Einer von 5000 Menschen kommt mit einem Defekt in diesem Gen auf die Welt. Als Folge erkranken diese Leute an der Muskeldystrophie Duchenne, bei der erste Lähmungserscheinungen im Kindesalter auftreten und die im jungen Erwachsenenalter immer tödlich endet. Anhand der Hunde wollte man die Krankheit genauer untersuchen.
Bei Ringos Geschwistern hat das auch hervorragend geklappt, bei ihm selbst allerdings nicht. Er erfreute sich bester Gesundheit bis ins hohe Hundealter, obwohl er genau wie seine Geschwister den Gendefekt trug. Warum wurde Ringo nicht krank? Es stellte sich heraus, dass in dem Hund zufällig eine weitere Mutation aufgetreten ist, die ihn vor der Muskeldystrophie schützt. Dabei handelte es sich um eine Mutation in einem Gen, die zu einer verstärkten Produktion des Jagged1 Proteins führt. Jagged1 wurde nie mit Muskeldystrophie in Verbindung gebracht, aber seine verstärkte Produktion hat die Krankheitsausprägung verhindert. Um ganz sicher zu gehen hat man das Dystrophin Gen daraufhin auch in Zebrafischen mutiert, woraufhin die Fische erkrankten, außer man mutierte zusätzlich das Gen für Jagged1.
Durch Ringo sind die Forscher zufällig auf eine Mutation gestoßen, die den krankheits-auslösenden Defekt kompensiert – ein Konzept das man Synthetic Rescue nennt. Die Forscher suchen nun nach Medikamenten, die die Jagged1 Produktion erhöhen, um eine bisher unheilbare Krankheit behandelbar zu machen.
Glück gehabt
Als Forschungsmethode taugt es wenig darauf zu hoffen, dass Versuchstiere zufällig rettende Mutationen entwickeln. Viele Forscher, inklusive meiner Wenigkeit, suchen deshalb gezielt nach Synthetic Rescue Mutationen, indem sie eine krankmachende Genvariante einführen und zusätzlich systematisch andere Gene mutieren. Aber vielleicht ist das in vielen Fällen gar nicht notwendig.
Leute die aufgrund eines Erbdefektes eine Krankheit entwickeln, sind für die Forschung natürlich interessant und werden entsprechend untersucht. Aber was ist mit den Leuten, die aufgrund eines Erbdefektes eigentlich krank sein müssten, es aber nicht sind? Von denen hört man wenig, weil sie keinen Grund haben zum Arzt zu gehen um sich auf diesen Erbdefekte untersuchen zu lassen. Dabei sind es genau diese Menschen, die eine rettende Zusatz-Mutation tragen könnten.
Wir sind beinahe 7,4 Milliarden Menschen auf der Welt und praktisch alle davon tragen irgendwelche krankheitsrelevanten Gene. Die Menschheit an sich ist vermutlich vollgestopft mit Synthetic Rescue Mutationen, die wir aber nicht entdecken werden, wenn wir uns nicht auch für die Gene der gesunden Leute interessieren.
Unerwartete Genetische Helden
Die Wissenschaft kennt hunderte Mutationen die Krankheiten verursachen. Die systematische Suche nach den noch interessanteren Genvarianten – nämlichen denen die eine Krankheit verhindern – steckt noch in den Kinderschuhen. Einer der Pioniere auf dem Gebiet ist der amerikanische Forscher Stephen Friend. Er hat ein Projekt namens „The Resilience Project – A Search for Unexpected Heroes“ ins Leben gerufen. Man schätzt, dass etwa einer von 20.000 Menschen ein „Unexpected Genetic Hero“ ist. Das sind Menschen, die eigentlich erkranken müssten, es aber nicht tun, weil sie durch eine Synthetic Rescue Mutation davor geschützt sind. Um diese Helden zu finden sammelt das Resilience Project DNA Proben von einer Million freiwilligen Menschen rund um den Globus, die über 40 Jahre alt sind und nie an einer genetischen Kindheitserkrankung gelitten haben. Diese werden dann auf Gendefekte getestet, von denen man weiß dass sie eigentlich schwere Kindheitserkrankungen verursachen müssten. Da diese Leute nicht erkrankt sind, muss sie irgendetwas davor bewahrt haben, sei es Nahrung, Umwelteinflüsse oder eben Rescue Mutationen. Letztere will das Projekt finden um Therapien zu entwickeln.
Jeder der den Kriterien entspricht kann zu dem Projekt beitragen, indem er oder sie das Test-Kit anfordert und etwas Spucke zur DNA Analyse mit der Post verschickt. Obwohl das Projekt noch lange nicht abgeschlossen ist, wurden dabei bereits Dutzende Unexpected Heros gefunden.
Der Grund warum man erst jetzt damit begonnen hat, systematisch Leute zu untersuchen die nicht krank sind ist, dass genetische Untersuchungen erst seit kurzem spottbillig sind. Tatsächlich ist es heute teurer die Spucke-Proben zu sammeln und zu verschiffen, als die genetischen Daten zu erzeugen und zu analysieren.
Der Preis für die komplette Sequenzierung eines menschlichen Genoms sinkt deutlich schneller, als es Moore’s Law vorhergesagt hat. Davon hätte kein Experte vor 10 Jahren zu träumen gewagt. Wir stehen kurz davor, dass eine komplette Genomsequenzierung als Routineuntersuchung leistbar wird.
Sind all diese genetischen Daten erst einmal vorhanden, können sich Bioinformatiker darauf stürzen um Rescue Mutationen für die verschiedensten Erbdefekte zu identifizieren. Dadurch wird die Forschung nicht nur von Patienten lernen was einer Erbkrankheit zugrunde liegt, sondern auch von Gesunden, wie man sie verhindert. Die Untersuchung von Gesunden ist also genauso wichtig wie die von Kranken. Durch sie können wir unter uns Menschen die Ringos finden, die das Geheimnis vom gesunden Leben trotz Erbdefekt in sich tragen.
]]>Es hat daraufhin nur wenige Tage gedauert, bis die Hälfte der USA beschlossen hat, künftig keine Syrischen Flüchtlinge aufnehmen zu wollen.
Quelle: Washington Examiner
Rot: Keine Aufnahme Syrischer Flüchtlinge, Grün: Aufnahme Syrischer Flüchtlinge, Grau: Unentschieden
Ist so eine Reaktion angebracht?
Bleiben wir in Europa. Die Wahrscheinlichkeit durch ein nicht-kriegsbedingtes Tötungsdelikt (Homicide) ums Leben zu kommen, ist auf ihrem bisher niedrigsten Stand. Im Zuge des letzten Jahrtausends ist die Mordrate konsequent gefallen und hält sich seit 50 Jahren auf einem utopisch niedrigen Wert.
Quelle: Eisner (2003) und UNODC Homicide statistic 2012
Das Jahr 2015 ist leider nicht eingezeichnet und Frankreich auch nicht. Aber aufgrund beider diesjähriger Anschläge in Frankreich, wäre der Wert heuer um 0,2 größer als ohne die Attentate. In der Grafik wäre das nicht sichtbar. Das soll nicht respektlos klingen, ich finde die Tragödie genauso schrecklich und abstoßend wie jeder andere auch. Aber in Anbetracht der emotional geführten, politischen Bauchentscheidungen, die man derzeit beobachtet, kann ein bisschen Perspektive nicht schaden.
Ein vernünftiges Nichtraucherschutzgesetz würde alleine in Österreich jährlich zig-mal mehr Menschenleben retten, als es irgendein anti-Terror Gesetzt europaweit jemals könnte. Von 2001 bis 2010 kamen in Europa 325 Menschen durch Terrorakte ums Leben. Demgegenüber sterben alleine in Österreich jährlich 14.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Das soll diese Tragödien nicht verharmlosen, aber es wird dadurch sehr schwierig zu rechtfertigen, warum man Kriegsflüchtlingen den Schutz verwehren möchte.
Weshalb Österreich noch nie so sicher war wie heute, habe ich hier schon einmal besprochen.
Wenn wir mit Angst konfrontiert sind, verhalten wir uns oft irrational. So sind im Jahr nach den 9/11 Anschlägen rund 1.600 Amerikaner zusätzlich gestorben, weil sie vermehrt mit dem (deutlich gefährlicheren) Auto gefahren sind, anstatt das Flugzeug zu nehmen. Wenn wir uns vor den falschen Dingen fürchten, treffen wir auch die falschen Entscheidungen.
Ich habe keinen Lösungsvorschlag für die aktuellen Probleme und nicht einmal eine klare Meinung dazu. Persönlich halte ich es aber für absurd, den IS entscheiden zu lassen, wer fliehen darf und wer nicht. Wenn es darum geht europäische Menschenleben zu schützen, gibt es viel naheliegendere Ansatzpunkte, die nicht auf Kosten von Kriegsflüchtlingen gehen.
Ich verbleibe mit dem Gruß der Eagles of Death Metal:
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Aber stimmt dieses Bauchgefühl? Steigt die Kriminalität?
Sehen wir uns die Zahlen an. Die aktuellste Österreichische Kriminalstatistik ist von 2014 und umfasst alle zur Anzeige gebrachten Straftaten der letzten 10 Jahre. Ich habe einige der darin enthaltenen Daten in interaktiven Graphen zusammengefasst.
Es ist ein deutlicher Trend erkennbar:
Die Zahl der Straftaten in Österreich nimmt ab! Der aktuellste Wert (2014) ist sogar der niedrigste von allen. In dem Pull-down Menü könnt ihr die einzelnen Bundesländer auswählen. In jedem einzelnen zeigt sich der Trend, dass weniger Straftaten gemeldet werden – auch in Wien.
Von welchen Verbrechen sprechen wir hier?
Zur gleichen Zeit steigt die Aufklärungsrate
Betrachtet man Gewaltdelikte separat, liegt die Aufklärungsquote bei über 80%. Der Graph beschreibt den Mittelwert sämtlicher Kriminaldelikte.
Österreich ist eines der sichersten Länder der Welt und wurde in den letzten Jahren noch sicherer. Lasst euch da keinen Blödsinn einreden.
Zur Flüchtlingskrise
Mehr als die Hälfte der Syrischen Bevölkerung, ist bereits geflohen. Dementsprechend stammt der Großteil aller Menschen, die derzeit zu uns fliehen, von dort. Nur 2% aller Syrer, die ihre Häuser verlassen mussten, haben sich auf den Weg Richtung EU gemacht. Die restlichen 98% sind großteiles innerhalb Syriens geflohen, oder in eines der angrenzenden Länder.
Aber selbst wenn die EU aus irgend einem Grund alle 4 Millionen Syrer, die ihr Land verlassen mussten, zu sich holen würde (was nicht passieren wird) und alle davon Muslime wären (was nicht der Fall ist), würde der islamische Anteil der EU dadurch lediglich von 4% auf 5% steigen. So viel zum Thema Islamisierung Europas.
Die Situation ist kompliziert und jeder darf ihr gegenüberstehen wie er möchte. Aber obwohl ich geborener Wiener bin, geht mir diese permanente „Es geht bergab“ Mentalität manchmal auf die Nerven. Die gab es nämlich schon lange vor den aktuellen Problemen.
Wenn man sich einbildet, man könne sich aufgrund steigender Kriminalität bald nicht mehr auf die Straße trauen, dann liegt man falsch. Wenn man behauptet, durch die Flüchtlingskrise würde der Islam die EU demnächst überrollen, ist das ebenfalls falsch. Es ist immer gut die Zahlen hinter Ängsten und Anekdoten zu kennen. Also lasst euch nicht für dumm verkaufen. Und habt ruhig ein bisschen weniger Angst.
]]>https://www.servustv.com/at/Medien/Talk-im-Hangar-7106
Ich möchte ein kurzes Resümee schreiben. Vorab ein paar Zahlen aus Österreich um das Thema in einen Kontext zu stellen. Rund 85% aller für die Forschung verwendeten Tiere sind Mäuse. Zählt man Ratten und Fische dazu kommt man auf über 90%. Der letzte Versuch mit einem Affen wurde in Österreich 2008 durchgeführt. Tierversuche für die Kosmetikindustrie sind mittlerweile EU-weit verboten.
Die Zahl der Versuchstiere, die in Österreich pro Jahr verwendet werden, beläuft sich auf rund 200.000 Tiere. Das klingt nach viel, sind aber weniger Tiere als pro Tag in Österreich für den Fleischkonsum geschlachtet werden. Würden wir kollektiv einen einzigen fleischlosen Tag im Jahr einlegen, würde das mehr Tierleben retten, als ein totales Tierversuchsverbot. Und das ohne die medizinische Forschung zu behindern.
Mein Problem bei der Diskussion war, dass ich wie so oft beide Seiten nachvollziehen kann. Aus ethischer Sicht ist es eine unheimlich schwierige Entscheidung, ob man sich das Recht nehmen darf, ein Tier zu töten um eine Erkenntnis zu gewinnen. Vor allem weil sich oft erst Jahre danach zeigt, ob dadurch Menschenleben gerettet werden konnten. Persönlich bin ich froh, dass sich meine wissenschaftlichen Fragestellungen bisher anhand von Organismen beantworten ließen, die nicht größer waren als Fruchtfliegen. Ist es also überhaupt notwendig Mäuse zu verwenden?
Von der Contra-Seite kamen zwei Behauptungen, um die sich ein Großteil der Diskussion drehte.
Grundlagenforschung ist unnötig
Der Tierrechtsaktivist Friedrich Mülln von SOKO-Tierschutz, kritisierte die Grundlagenforschung dafür, weit entfernt von einer praktischen Anwendung zu sein. Für ihn macht es deshalb keinen Sinn diese Form der Wissenschaft zu betreiben. Grundlagenforschung ist ein Stück weit ein Schuss ins Dunkle. Es lässt sich nicht vorhersagen, ob ihre Erkenntnisse jemals eine Anwendung finden werden. Das ist aber auch nicht die Aufgabe der Grundlagenforschung. Ihre Aufgabe ist es, uns Erkenntnis zu liefern, die wir vorher nicht hatten. Dadurch wächst unser Verständnis über den Organismus und das bildet das Fundament, für jede denkbare angewandte Forschung. Ein oft genannter Vergleich ist der des Automechanikers, der nicht erkennen kann was unter der Haube kaputt ist, wenn er nie verstanden hat wie ein intaktes Auto funktioniert. Alles was man in der medizinischen Forschung macht basiert auf unzähligen Erkenntnissen der Grundlagenforschung. Um nur zwei Beispiele zu nennen:
Ich kann heute meine Forschung an einer seltenen Erbkrankheit nur deshalb betreiben, weil ein Japanischer Biochemiker vor ein paar Jahrzehnten wissen wollte, warum Quallen unter blauem Licht grün fluoreszieren. Das führte zur Entdeckung des grün fluoreszierenden Proteins (GFP), das es heute erlaubt, Proteine innerhalb von Zellen unter dem Mikroskop zu verfolgen. Dafür gab es einen Nobelpreis.
Ich könnte meine Forschung auch nicht betreiben, hätten sich nicht ein Jahr vor meiner Geburt Leute gefragt, was diese sich-wiederholenden Sequenzen im Genom von Bakterien bedeuten. Das führte zu der Entwicklung der CRISPR Technologie, die es uns heute erlaubt, Gene spielend leicht ein- und auszuschalten. Dafür wird es demnächst zweifelsfrei auch einen Nobelpreis geben.
Keine der beiden Entdeckungen schien zu Beginn eine besondere Bedeutung zu haben. Sie haben sich lange Zeit später als unheimlich nützlich erwiesen und der gesamten medizinischen Forschung einen unglaublichen Schub verliehen. Würde man die Grundlagenforschung heute beenden, gäbe es in ein paar Jahrzehnten auch keine effektive angewandte Forschung mehr.
Tierversuche sind unzuverlässig und deshalb unnötig
Der Tierrechtsaktivist Martin Balluch vom Verein gegen Tierfabriken kritisierte Tierversuche als so unzuverlässig, dass der Forschung ein Gefallen getan wäre, wenn man darauf verzichtet. Es stimmt, dass ein Großteil dessen, was im Tierversuch vielversprechend aussieht, es nicht bis in den Menschen schafft. Das liegt daran dass die Ansprüche für eine Anwendung am Menschen wahnsinnig hoch sind. Würde man allerdings direkt von einem Zellkulturversuch in den Menschen gehen, wären die Erfolgschancen noch um Welten geringer. Es gibt leider kein perfektes Modellsystem.
Man kann das Thema auch von der anderen Seite betrachten: Die Behandlungen die wir heute haben, basieren zu einem Großteil auf den Erkenntnissen von Tierexperimenten. Nicht grundlos waren alle Medizin-Nobelpreise, die in den letzten 30 Jahren vergeben wurden, auf Erkenntnisse aus Tiermodellen angewiesen. Wenn man in der Medizingeschichte zurückgeht, könnte man in jedem Jahrzehnt einen Strich ziehen und sich überlegen, welche lebensrettenden Behandlungen es heute nicht gäbe, wenn man zu diesem Zeitpunkt ein Tierversuchsverbot erlassen hätte. Wer das ausprobieren möchte kann sich auf dieser Timeline dazu Gedanken machen. Es gibt leider Dinge, die sich nicht abseits von lebenden Organismen untersuchen lassen. Dazu zählen praktisch alle Fragestellungen, die das Immunsystem betreffen. Die Immunabwehr ist wahnsinnig komplex und wir sind noch weit davon entfernt sie vollständig zu verstehen. Es lassen sich nur sehr kleine Aspekte davon in Alternativsystemen simulieren, aber das System als Ganzes ist viel mehr als die Summe seiner Teile.
Niemand macht gerne Tierversuche. Sie sind außerordentlich teuer, bringen einen enormen bürokratischen Aufwand mit sich und letztendlich sind auch Forscher empathische Menschen. Warum finden sie also dennoch statt? Herr Mülln macht die „Tierversuchsindustrie“ dafür verantwortlich. Damit sind die Lieferanten der Mäuse, bzw. des Mäusefutters gemeint. Die Idee dass Wissenschaftler bloß Marionetten in den Händen von Big-Mäuselieferant sind, finde ich so absurd, dass ich mich nicht dazu äußern möchte.
Ich habe eine andere Erklärung dafür. Viele wissenschaftliche Fragestellungen sind ohne das Tier nicht zu beantworten. Wie soll man die Funktion eines Entwicklungs-Gens erkennen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, es in einem Organismus zu deaktivieren? Wie soll man ein Medikament entwickeln, wenn man nicht die Möglichkeit hat, seine Auswirkungen auf Dinge wie das Immunsystem, Blutdruck, Sehvermögen etc. zu testen?
Nach der Aufzeichnung sind wir alle zusammengesessen, haben Brötchen gegessen und in freundlicher Atmosphäre geplaudert. Dabei habe ich mit Herrn Balluch besprochen, warum ich Vegetarier bin, mich aber trotzdem für die Unverzichtbarkeit von Tierversuchen ausspreche. Wenige Tage später entdecke ich auf seinem Blog Vorwürfe gegen mich, mitunter weil ich meine Essensgewohnheiten den Zusehern scheinbar mutwillig vorenthalten habe. Ich weiß zwar nicht was das mit dem Thema der Sendung zu tun hat, habe mir aber trotzdem die Mühe gemacht eine längere Antwort auf die Vorwürfe in den Kommentarbereich seines Blogs zu schreiben. Meine Stellungnahme wurde bis heute nicht freigeschalten*. Wer sie lesen möchte, ungeduldig ist oder davon ausgeht, dass sie gar nicht freigeschalten wird, kann meine Antwort unter diesem Link einsehen.
*Nachtrag: Wurde nach zwei Tagen freigegeben.
Interessanterweise sind es immer Menschen, die nicht in der medizinischen Forschung tätig sind, die ganz genau zu wissen scheinen, dass man keine Tierversuche braucht. Befragt man Leute die tatsächlich Forschung betreiben, wissen über 90% der Befragten von der Unersetzbarkeit der Tiere.
Ich würde gerne in einer Welt leben in der Tierversuche nicht notwendig sind. Es wird zum Glück viel in diese Richtung gearbeitet. Aber noch sind wir nicht dort. Ein jetziges Tierversuchsverbot würde nicht nur alle Forscher aus der EU vertreiben, sondern vor allem den Patienten in 10-20 Jahren vermeidbares Leid zumuten. Ich fürchte, momentan können wir uns vor einer ethischen Abwägung nicht drücken. Aber die Biologie ist ein boomendes Gebiet, auf dem sich gerade viel verändert. Vielleicht werde ich es noch erleben, dass wir nicht mehr auf die Maus angewiesen sein werden und auch die Fliegen in Ruhe lassen können.
]]>Mikrochimärismus
2011 haben amerikanische Wissenschaftler Mäuse gentechnisch so verändert, dass sie grün fluoreszieren. Dazu hat man ein Gen namens GFP (grün fluoreszierendes Protein) in die Mäuse eingebracht, das ursprünglich aus der Qualle stammt. Die Forscher haben Grün fluoreszierende Männchen mit normalen, nicht-fluoreszierenden Weibchen gekreuzt. Dadurch entstanden nicht-fluoreszierende Mäuse, die mit grün fluoreszierenden Embryonen schwanger waren. Gegen Ende der Schwangerschaft haben die Wissenschaftler in den schwangeren Mäusen Herzinfarkte hervorgerufen. Zwei Wochen danach hat man sich die Herzen der Muttertiere ganz genau angesehen. Darin fanden sich plötzlich haufenweise grün fluoreszierende Zellen. In den Herzen der Herzinfarkt-Mäuse fanden sich viel mehr der grünen Zellen als in den Herzen von Kontroll-Mäusen, die keinen Herzanfall hatten. Die fluoreszierenden Zellen im Herzen der Mütter stammten von ihren Embryonen und hatten sich zu unterschiedlichen Herz-Geweben entwickelt. Man vermutet dass sich die Föten nützlich gemacht haben um die beschädigten Herzen der Mütter zu reparieren.
Menschliche Damen erholen sich besser von Herzanfällen, wenn diese während, oder kurz nach einer Schwangerschaft auftreten. Auch dahinter vermutet man die Embryonen. Sie beinhalten haufenweise Stammzellen, das sind Zellen, deren Entwicklungsschicksal noch nicht festgelegt ist. Stammzellen können sich zu den verschiedensten Geweben in unterschiedlichen Organen entwickeln. Erwachsene haben nicht mehr sehr viele davon, aber Embryonen sind damit vollgestopft wie ein Cheeseburger mit Cholesterin. Gelegentlich schaffen es ein paar dieser Alleskönner durch die Plazenta zu entweichen und sich über den Blutstrom in der Mutter zu verteilen. Dort können sie sich Jahrzehnte lang herumtreiben und sich in unterschiedliche Gewebe entwickeln. Studien haben gezeigt dass diese embryonalen Zellen in der Mutter vor allem dort zu finden sind, wo Schäden entstehen, z.B. im Gehirn, der Lunge, den Nieren, der Leber oder dem Herz. 2012 hat man Gehirne von verstorbenen Frauen untersucht. Wenn sie Söhne auf die Welt gebracht hatten, ließen sich noch nach dem Tod der Frauen männliche Zellen in ihren Gehirnen nachweisen. Embryonale Zellen, die auf Wanderschaft gegangen sind. Es ist also gut möglich dass sich Körperzellen von euch im Gehirn eurer Mütter befinden. Findet euch damit ab.
Warum die fötalen Zellen im Körper der Mutter nicht abgestoßen werden, ist noch nicht restlos geklärt. Vermutlich hängt es damit zusammen, wie gut die MHC Moleküle der Immunzellen zwischen Mutter und Embryo zusammenpassen.
Aus Sicht des Embryos ist es natürlich sinnvoll sich um das Wohl seines Wirtes zu kümmern. Immerhin bietet er eine fensterlose, aber kuschlige Behausung. Da kann man schon ein paar Stammzellen locker machen. Das Forschungsgebiet ist noch ziemlich jung, aber eines der Ziele ist es, Stammzellen aus der Plazenta für Therapiezwecke einzusetzen. Embryonen sind also nicht bloß eigennützige Dinger, die werdenden Müttern sämtliche Nährstoffe wegfressen. Eigentlich sind das ganz nette Kerlchen, die vermutlich sogar fleißig Reparaturarbeiten durchführen. Jetzt habt ihr also die perfekte Antwort auf „Ich habe dich mühselig großgezogen und du hast es mir nie gedankt“. Gern geschehen.
]]>Neulich ist mir etwas Ähnliches passiert. Ich habe ein Interview für einen Österreichischen Fernsehsender geben. Es ging um ein Thema, das vielleicht die höchste „Neue Feinde / Minute Redezeit“ Rate aufweist: Gentechnisch modifizierte (GM) Lebensmittel. Ein unerschöpfliches Gebiet, zu dem man stundenlang reden könnte. In dem Interview ging es aber vor allem um einen konkreten Punkt – die gesundheitlichen Auswirkungen. Unabhängig davon was man von Gentechnik allgemein hält, es gibt ein paar Fakten die man festhalten kann und die ich auch beim Interview genannt habe.
– GM-Lebensmittel sind die mit Abstand am besten untersuchten Lebensmittel der Welt.
– Nach 20 Jahren GM-Lebensmittel ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein Mensch dadurch gesundheitlichen Schaden erlitten hätte.
– Alleine in Indien gibt es jährlich über eine Million weniger Vergiftungsfälle unter Bauern, seit man schädlingsresistente GM-Baumwolle anbaut, die nicht gespritzt werden muss.
– Der wissenschaftliche Konsensus zugunsten der gesundheitlichen Unbedenklichkeit zugelassener GMOs ist überwältigend. Zu dem Schluss kommen u.a. die World Health Organization, die American Medical Association, die U.S. National Academy of Sciences, die British Royal Society und jede andere angesehene wissenschaftliche Einrichtung, die sich mit dem Thema beschäftigt.
Aber das darf man nicht sagen. Vor kurzem habe ich eine E-Mail erhalten, in der man sich für die Aufzeichnung bedankt. Leider wird sie nicht ausgestrahlt, mit der Begründung es habe ihnen nicht gepasst, „dass wir auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit von GMOs hingewiesen haben“.
Zumindest sind sie ehrlich. Eventuell werde ich in Zukunft nach jedem Argument „Aber man sollte nicht Gott spielen“ anhängen, um niemanden zu verärgern. Ich habe festgestellt, dass viele Leute ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Entwarnende Stimmen haben es in den Medien viel schwieriger sich Gehör zu verschaffen, als welche die den Teufel an die Wand malen. Das macht eine vernünftige, öffentliche Diskussion sehr schwierig.
Ich denke dass die Kluft zwischen wissenschaftlichem Konsensus und öffentlicher Meinung in der Gentechnik stark mit der medialen Verzerrung zusammenhängt. Ich erinnere mich an den großen medialen Aufschrei, als 2012 eine Studie des Französischen Forschers Gilles-Eric Séralini behauptet hat, gentechnisch veränderter Mais würde Krebs in Ratten verursachen. Ziemlich jede Zeitung hat darüber überwiegend unkritisch berichtet. Bis heute bekommt man die Studie an den Kopf geworfen, wenn man behauptet die zugelassenen GMOs wären gesundheitlich unbedenklich. Dass sie 2013 aufgrund der katastrophal schlechten Methodik zurückgezogen wurde, wissen die wenigsten. Es wurde ja auch von kaum einer Zeitung erwähnt – wie gesagt, entwarnende Stimmen sind uninteressant. Sogar der ORF hat 2014, also nachdem die Studie zurückgezogen wurde, eine furchtbar unkritische Dokumentation über die Séralini Studien ausgestrahlt. Dabei werden interessante Infos verschwiegen, z.B. dass Séralini Berater für die pseudowissenschaftliche Firma Sevene Pharma ist, für die er mitunter eine Studie zur „Entgiftung“ von dem Spritzmittel Roundup durch homöopathische Pflanzenpräparate gemacht hat. Ebenso wenig wurde erwähnt dass manche seiner Studien von Greenpeace finanziert wurden und dass seine Methodik (winzige Versuchsgruppen eines Rattenstamms, von dem man weiß dass er spontan Tumore entwickelt) absolut unbrauchbar ist. Dieses Käseblatt hat keinerlei wissenschaftliche Aussage, aber die Botschaft „GMOs verursachen Krebs“ steckt seitdem in den Köpfen vieler Menschen – obwohl keine seriöse Studie jemals etwas in diese Richtung gefunden hat.
Aber genug gejammert. Blogs tragen hoffentlich dazu bei diese Verzerrung ein Stück weit zu korrigieren. Ich möchte deshalb jedem der sich ausgewogen über GM-Lebensmittel informieren möchte diese Seite ans Herz legen: https://www.transgen.de/sicherheit/gesundheit/
Letztlich bin ich froh darüber, dass das Interview mit der Begründung abgelehnt wurde, man dürfe nicht auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit der zugelassenen GMOs hinweisen. Das gibt eine spitzen Anekdote für meinen nächsten Vortrag zu dem Thema in Wien. Jetzt würde mich eure Meinung interessieren. Erkennt ihr diese Verzerrung in den Medien auch, oder bilde ich mir das alles ein?
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Seit rund 20 Jahren baut man gentechnisch veränderte Pflanzen an. Viele davon tragen Gene, die sie gegen Fraß Feinde resistent machen. Prinzipiell ist das eine feine Sache, immerhin ist es dadurch gelungen innerhalb von nur 14 Jahren den weltweiten Einsatz von Pestiziden um 9% zu reduzieren und den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Der Ertrag und das Einkommen von Bauern (insbesondere Kleinbauern), die resistente Sorten anbauen sind höher und alleine in Indien verhindert der Anbau von schädlingsresistenter Baumwolle jährlich über zwei Million Vergiftungsfälle durch Spritzmittel (die Bauern tragen beim Spritzen oft keine Schutzbekleidung). Außerdem ist die Artenvielfalt auf schädlingsresistenten Feldern oft höher, weil man Nützlinge keinem Spritzmittel aussetzen muss.
Das Problem
Gentechnik hat trotzdem einen schlechten Ruf, was oftmals firmenpolitisch begründet wird. Aber das ist hier nicht das Thema, hier geht es um Biologie und Genetik. Auch in diesem Bereich gibt es ein reales Problem: Resistent werdende Schädlinge scheinen der Erfolgsgeschichte ein Ende zu setzen.
Die Evolution macht vor niemandem halt. Mit der Verbreitung schädlingsresistenter Sorten steigt auch das Aufkommen von angepassten Fraß Feinden, die sich wenig um die Schädlingsresistenz der Pflanzen kümmern. Ein Beispiel ist der Maiswurzelbohrer. 2003 hat man schädlingsresistenten Mais in den USA eingeführt. 2013 traten bereits die ersten angepassten Maiswurzelbohrer auf, die ihn trotzdem anknabberten.
Was tun?
Momentan versucht man das Problem mit einer simplen Taktik in den Griff zu bekommen. Man bringt mehrere Schädlingsresistenz-Gene in eine Pflanze ein. Die Chance dass sich Schädlinge entwickeln, die gegen zwei oder drei Resistenzen tolerant sind, ist um ein vielfaches geringer. Damit lässt sich die Entstehung toleranter Schädlinge lange verzögern– aber nicht aufhalten. Außerdem ist es unkreativ und langweilig.
Vielleicht sollte man von der anderen Seite anpacken: Bei den Fraß Feinden!
Eine Mutation, die es Schädlingen erlaubt resistente Pflanzen zu essen, bringt einen großen Selektionsvorteil und setzt sich rasch in der Population durch. Unter normalen Umständen wird die ursprüngliche Genvariante, mit der die Schädlinge keine resistenten Pflanzen konsumieren können, mit der Zeit aus dem Genpool verschwinden. Außer man verschafft dieser ursprünglichen, sensitiven Gen Variante einen unfairen Vorteil! Dabei soll ein Gen, das für den Schädling eigentlich nachteilhaft ist, sich trotzdem durchsetzen.
Wie geht das?
Die meisten Gene liegen in zwei Kopien vor. Eine von der Mutter, eine vom Vater. Diese können sich unterscheiden, so kann z.B. eine sensitiv gegenüber schädlingsresistenten Pflanzen sein, die andere aber nicht.
Man kann die Weitergabe eines Gen-Abschnitts massiv beschleunigen, indem man ihn so designend, dass er die zweite Kopie mit seiner eigenen Sequenz überschreibt (der Kopiervorgang ist kompliziert, wer sich dafür interessiert kann sich dieses Paper besorgen). So einen Gen-Abschnitt nennt man Gene Drive. Mit diesem Trick lassen sich Gene in einer Population effektiv verbreiten, auch wenn sie dem Schädling keinen Vorteil bringen. Um diese sich selbst replizierenden DNA Sequenzen zu erzeugen wird u.a. die neue CRISPR Technologie benutzt, über die ich hier bereits geschrieben habe. Für den Fraß Feind ist folgendes geplant: Die Kopie, die ihn sensitiv gegenüber schädlingsresistenten Pflanzen macht, soll die insensitive Kopie überschreiben. Und das in jeder folgenden Generation. Die sensitive Gene Drive Variante würde sich in einer Population rasch durchsetzen, auch wenn das eingefügte Gen dem Schädling einen Nachteil bringt. Die Fraß Feinde wären wieder sensitiv gegenüber schädlingsresistenten Pflanzen.
Man geht davon aus, dass sich mit dieser Methode Sensitivität gegenüber schädlingsresistenten Pflanzen unter Fraß Feinden durchsetzen kann, auch wenn der ursprüngliche Selektionsdruck in die andere Richtung weist. Der berühmte Molekularbiologe George M. Church meint, dass sich mit dieser Methode schädlingsresistente Pflanzen dauerhaft einsetzen ließen, sofern man regelmäßig sensitive „Driver-Fraß Feinde“ aussetzt. Diese würden die Population dann immer wieder aufs Neue sensitiv gegenüber den schädlingsresistenten Pflanzen machen. Theoretisch erlaubt es ein Gene Drive, dass sich Gene in einer ganzen Population durchzusetzen, auch wenn es dem einzelnen Fraß Feind einen Nachteil bringt. Damit ließe sich der Maiswurzelbohrer wieder sensitiv gegenüber schädlingsresistentem Mais machen.
In einer aktuellen Publikation wurde diese Methode getestet, indem man ein Gen für reduzierte Pigmentation als Gene Drive in Fruchtfliegen eingebracht hat. Auch dieser Gen Abschnitt war so designend, dass er die zweite Gen Kopie (stark pigmentiert) mit sich selbst (wenig pigmentiert) überschreibt. Binnen kürzester Zeit waren so gut wie alle Nachkommen wenig pigmentiert, obwohl es der Fliege keinen Selektionsvorteil bringt. Ebenso würde sich diese „Mutagene Kettenreaktion“ einsetzen lassen um Schädlinge wieder sensitiv gegenüber resistenten Pflanzen zu machen.
Mir ist bewusst dass Gentechnik – gerade in Österreich – ein sehr schwieriges Thema ist. Mit diesem Eintrag möchte ich nicht sagen dass Gene Drive Fraß Feinde die ultimative Lösung sind und unbedingt eingesetzt werden müssen. Natürlich habe ich die meisten Aspekte der Gentechnik hier nicht angesprochen (wer darüber diskutieren möchte – am 8. Oktober halte dazu einen Vortrag bei “Skeptics in the Pub” in Wien). Ich möchte lediglich darauf hinweisen dass es einen neuen, wie ich finde sehr spannenden Ansatz gibt um die Resistenzbildung zu reversieren.
Gentechnik ist ein junges Gebiet. Für viele Probleme die wir heute sehen werden sich Lösungen finden – es werden sich aber auch neue ethische und ökologische Fragen ergeben. Die Gene Drive Methode eröffnet neue Möglichkeiten und verlangt nach spezifischer Regulation. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion zum Thema Gentechnik starten, das würde den Rahmen sprengen. Aber mich würde eure Meinung zu diesem Teilbereich interessieren: Sollte man die Gene Drive Technologie in den Gegenden mit resistent gewordenen Schädlingen einsetzen, um nicht wieder auf Spritzmitteln zurückgreifen zu müssen?
]]>Der Mann war offenbar sehr geduldig und kein großer Mäuse Fan. Er wollte herausfinden, wie Vererbung funktioniert. Werden erworbene Eigenschaften an die Nachfahren weitergegeben? Kommt die Giraffe deshalb mit so einem langen Hals zur Welt weil Mama und Papa Giraffe immer den Hals nach Blättern strecken mussten? Sind die Hintern von Pavianen deshalb so rot weil ihre Eltern zu oft übers Bein gelegt wurden? Wenn das der Fall ist, müssten die Nachkommen der gestutzten Mäuse ebenfalls mit kürzeren Schwänzen zur Welt kommen. Weißmann führte sein Experiment geduldig über mehrere Mäusegenerationen durch. Bis er darauf hingewiesen wurde, dass es religiöse Strömungen gibt, die ein ähnliches Experiment schon viel länger am Menschen durchführen. Und bis jetzt ist noch jeder Mensch mit einer Vorhaut auf die Welt gekommen.
Dank Charles Darwin wissen wir heute wie Evolution funktioniert. Mutation bringt zufällige Varianten von Erbgut hervor. Die Nachteilhaften werden dann vom Überlebenskampf ausgefiltert. Mutation und Selektion also. Darwin kam zu dieser Erkenntnis lange bevor man etwas über Gene wusste. Er sprach deshalb nicht von Mutation sondern Variation. Man konnte lediglich spekulieren, auf welcher Ebene diese Variation stattfand.
Sein älterer Zeitgenosse Jean-Baptiste de Lamarck stellte bereits vor Darwins Geburt die Theorie der Veränderlichkeit von Arten auf. Allerdings hatte er eine andere Erklärung dafür, wie neue Eigenschaften entstehen. Laut ihm gibt man Eigenschaften, die man Zeit seines Lebens erworben hat, an die Nachkommen weiter. Nicht umsonst werden die Kinder von Bäckern häufig Bäcker und die Kinder von Schmieden häufig Schmied. Heute scheint der Streit Darwin vs. Lamarck geschlichtet zu sein. Der Mechanismus der Vererbung ist geklärt. 1:0 für Darwin. Und doch gibt es ein Phänomen, das Lamarck ein schadenfrohes „Ich habs doch gesagt“ Lächeln auf die Lippen gezaubert hätte:
Epigenetik
Wenn wir an Erbinformation denken, haben wir meistens vier Buchstaben im Kopf, die unseren Bauplan festlegen – A,T,G,C. Sie bestimmen die Struktur und Regulation der Proteine, die unseren Körper aufbauen. Wann und wo diese Proteine erzeugt werden ist allerdings noch auf einer weiteren Ebene reguliert – der epigenetischen. Epigenetik bedeutet „Über die Genetik hinaus“. Es handelt sich dabei mitunter um chemische Modifikationen der einzelnen DNA Bausteine, bzw. der Proteine um die sich die DNA wickelt. Die Abfolge der Buchstaben wird dabei nicht verändert, jedoch entscheidet die Modifikation ob ein Gen abgelesen wird oder nicht. Beispielsweise kann eine angebrachte Acetyl Gruppe das Ablesen eines Gens fördern. Eine Methylgruppe kann den gegenteiligen Effekt haben. Zusammen mit weiteren Modifikationsmöglichkeiten bildet sich so ein epigenetischer Code, der mitbestimmt welche Gene aktiv sind.
Und hier liegt der Hund begraben: Manche dieser Modifikationen werden durch Umwelteinflüsse festgelegt über mehrere Generationen hinweg an die Nachkommen weitergegeben.
Vererbbare Angst
Wieder einmal mussten die Mäuse herhalten. 2013 ließ man Mäuse an Acetophenon riechen. Dabei handelt es sich um einen süßlichen Duft. Kurz darauf verabreichte man den Tieren einen Stromstoß. Das tat man so oft, bis alleine der Geruch die Mäuse ängstlich Erstarren ließ. Man brachte die Tiere zur Paarung und untersuchte ihren Nachwuchs. Die nächste Generation, als auch deren Nachkommen zeigten eine erhöhte Ängstlichkeit in Gegenwart von Acetophenon, verglichen mit einer Kontrollgruppe. Obwohl der Mäusenachwuchs selbst nie auf den Geruch konditioniert wurde, erstarrten die Tiere bei einem erschreckenden Geräusch länger, wenn die Umgebung nach Acetophenon roch. Das Verhalten war spezifisch für den Acetophenon Geruch, es zeigte sich nicht bei Düften, mit denen die Elterngeneration keinen Kontakt hatte. Die Mäuse waren auch nicht allgemein ängstlicher. Es wurde gezielt die Furcht in Zusammenhang mit Acetophenon vererbt.
Den Grund für dieses Verhalten fand man im Gehirn. Im Riechsystem der Tiere war die Anzahl der Acetophenon Rezeptoren, stark erhöht. An dem Gen, das für diese Rezeptoren verantwortlich ist, fanden sich weniger Methylgruppen, wodurch das Gen stärker abgelesen wird und sich mehr Rezeptoren bilden. Wie genau die Wahrnehmung des Duftes die Methylierung des Gens verändert, ist noch umstritten. Epigenetik ist ein relativ junges Forschungsfeld. Doch auch beim Menschen sind bereits Beispiele von Generationen übergreifender epigenetischer Vererbung bekannt. Hatte Lamarck also letzten Endes doch Recht?
Nicht direkt. Die epigenetische Vererbung von Eigenschaften ist zwar schneller als der klassische Evolutionsprozess, dafür nicht von Dauer. Durch die Epigenetik verändert sich nicht die Buchstaben-Abfolge der DNA, sondern deren chemische Anhängsel. Diese sind dynamisch und gehen spätestens nach ein paar Generationen wieder verloren. Die korrektere Sichtweise wäre es also, Epigenetik als eine Ergänzung zu der Theorie Darwins zu sehen.
Nach seinen Mäuseschwanz Experimenten hat Weismann die Lamarck vs. Darwin Debatte zusammengefasst: „Nicht das Rennen hat die Pferde in 200 Jahren zu Rennpferden gemacht, sondern die Auswahl der für das Rennen vorteilhaftesten Variationen unter den Nachkommen ausgezeichneter Schnellläufer“. Theoretisch wäre es nicht undenkbar, dass die Nachkommen von körperlich sehr aktiven Rennpferden zusätzlich einen epigenetischen Vorteil mitbekommen. Aber das ist reine Spekulation. Seit ein paar Jahren ist man in der Lage, epigenetische Modifikationen genomweit zu untersuchen. Nach dem Genom rückt also das Epigenom immer weiter in den Mittelpunkt. Wer weiß was sich da noch alles findet. Spannende Zeiten für Molekularbiologen!
]]>Neulich kam ein Ö1 Journalist in unser Labor um ein Radiointerview aufzunehmen. Es ging um eine neue Methode, die sich in der Biotechnologie gerade wie ein Lauffeuer ausbreitet. Sie erlaubt es, das Erbgut präzise zu verändern. Das Interview ist eine Woche lang hier nachhörbar (Link).
Die Technologie heißt CRISPR/Cas9 und erlaubt es, simpel und mit hoher Präzession, Erbinformation aus dem Genom zu schneiden, neue DNA einzufügen oder die Aktivität gewünschter Gene zu verändern. Ende 2013 wurden damit erstmals eukaryotische Zellen manipuliert, seitdem hat CRISPR die Biotechnologie revolutioniert. Es gab schon vorher Methoden, die das ermöglichten, aber CRISPR ist die erste, die so einfach handzuhaben ist, dass „Genome Editing“ vielleicht bald am Menschen Anwendung finden könnte.
Die CRISPR Technologie besteht aus zwei Teilen:
Das Enzym Cas9 ist in der Lage, Schnitte im Genom zu machen. Diese Schnitte können entweder genutzt werden um ein Gen zu zerstören, oder um an dieser Stelle neue DNA einzufügen. Damit das Enzym weiß wo genau es die DNA schneiden soll, benötigt es zusätzlich eine sogenannte Guide-Sequenz. Das ist ein rund 20 Buchstaben langer RNA Abschnitt, der nur an der Stelle im Genom binden kann, die zu seiner Sequenz passt. Cas9 schnappt sich die Guide-Sequenz und diese führt das Enzym zu der entsprechenden Stelle im Genom. Durch die Wahl der Guide-Sequenz kann man sich also gezielt aussuchen, welches Gen verändert werden soll. Alternativ kann man die Technologie auch so abändern, dass ein Gen nur stillgelegt oder aktiviert wird, ohne dass ein Schnitt gemacht werden muss. Dieses Video verdeutlicht den Vorgang.
Ursprünglich kommt CRISPR aus Bakterien, die sich mit Hilfe dieser Methode vor Viren schützen, indem sie deren DNA zerschneiden. In den letzten Jahren haben Forscher die Methode verfeinert, z.B. konnte man das System 1500x präziser arbeiten lassen, indem man den DNA Schnitt von zwei Cas9 Enzymen durchführen lässt. Damit hat sich CRISPR für zukünftige Anwendungen am Menschen nominiert.
Ein Beispiel: Das Aids auslösende Virus HIV integriert seine DNA in menschlichen Immunzellen. Momentan behandelt man HIV mit einem Cocktail verschiedener Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Damit wird mal relativ alt, bei relativ guter Lebensqualität, aber eine tatsächliche Heilung gibt es keine. Derzeit arbeiten verschiedene Gruppen an der Möglichkeit, die HIV DNA mittels CRISPR aus dem menschlichen Genom zu schneiden. Die sicherste Methode wäre es, den Patienten blutbildende Stammzellen zu entnehmen, die Virus DNA mittels CRISPR zu zerstören und sie wieder ins Knochenmark einzusetzen. Zusätzlich könnte man auch das CCR5 Gen verändern, das der Virus braucht um in unsere Zellen einzudringen. Damit wären die Zellen HIV nicht nur los, sondern auch vor Neuinfektionen geschützt.
Alternativ könnte man auch versuchen, das CRISPR System direkt mittels eines Virus in die Immunzellen zu bekommen. Beide Interventionen hören sich vielversprechend an, es handelt sich dabei jedoch nicht um genetische Veränderungen, die in die nächste Generation weitergegeben werden. Deshalb sind sie auch nicht besonders umstritten. Theoretisch erlaubt es die Cas9 Technologie aber, noch einen Schritt weiter zu gehen.
Während die Herstellung einer transgenen Maus vor CRISPR bis zu zwei Jahre gedauert hat, ist die Sache nun in zwei Wochen erledigt. Vereinfacht ausgedrückt, wird dabei das Cas9 Gen und eine Guide-Sequenz, in eine befruchtete Eizelle injiziert.
Es gibt Paare, die aus genetischen Gründen zusammen keine gesunden Kinder zur Welt bringen können. Im Zuge einer künstlichen Befruchtung wäre es denkbar, diese Gendefekte mithilfe von CRISPR zu beheben. CRISPR ist erst zwei Jahre jung und im Moment gibt es keine konkreten Pläne, etwas in diese Richtung zu machen. Aber ich finde man sollte solche Dinge immer diskutieren, bevor die Technologie plötzlich da ist. Das Schöne an einem Blog ist, dass man nach Herzenslust spekulieren darf.
Als mein Vater zur Welt kam, fand man gerade heraus, was DNA eigentlich ist. Und nur eine Generation später hockt der Sohnemann im Labor und macht Copy-Paste im menschlichen Genom. Ich habe deshalb keine Zweifel daran, dass wir als erste Generation in der Lage sein werden, das menschliche Erbgut zu verändern und damit vielleicht sogar unsere biologische Evolution der Mutation und Selektion ein Stück weit zu entreißen. Ob wir uns dafür oder dagegen entscheiden wird nicht mehr eine Frage der Machbarkeit sein, sondern eine gesellschaftlich-ethische Entscheidung.
Mir ist klar dass es sich dabei um ein sehr heikles Thema handelt. Persönlich habe ich mir noch keine klare Meinung dazu gebildet. Ich vermute aber, dass es eine ähnliche Entwicklung geben wird, wie beim Aufkommen der künstlichen Befruchtung. Erst wird es große ethische Debatten bezüglich Menschenwürde etc. geben und nach einigen Jahren wird es sich als medizinische Routinemaßnahme etabliert haben, über die kaum noch jemand nachdenkt. Ich kann aber auch falsch liegen.
Wie seht ihr das? Sollen wir Chirurgie von dem Level der Organe, auf das Level der DNA ausweiten? Ebnet es den Weg zur Ursachen-bekämpfenden Medizin bei Erbkrankheiten, oder haltet ihr es für den ersten Schritt Richtung „Angriff der Klonkrieger“?
Der Wunsch, die Zukunft zu kennen, steckt tief in uns. Berufsgruppen wie Meteorologen, haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt, das sich auf eine ungeheure Datenmenge stütz und einigermaßen verlässliche Prognosen für die nahe Zukunft erlaubt. Doch vielen Menschen reicht das nicht. Fragen, die an Astrologen gerichtet werden, drehen sich meistens um die Themen Liebe und Gesundheit. Dabei gibt es auch für diese Prognosen verlässlichere Datenquellen als Gerda Rogers. Tatsächlich gibt es wohl kaum eine weniger verlässliche Datenquelle als Astrologen. Die Antworten liegen nämlich nicht in den Sternen, sondern in den Genen.
Welchen Einfluss die Erbinformation auf unseren Beziehungsstatus hat, habe ich bereits besprochen (Link). In unseren Genen versteckt sich aber auch viel Information über unsere gesundheitliche Zukunft.
Das Thema beschäftigt mich momentan, weil die Leute, mit denen ich meinen PhD begonnen habe, derzeit ihre genetischen Daten vergleichen. Ein bisschen wie auf dem Schulhof, nur geht es nicht darum, wer das neuste Handy besitzt, sondern wer die geringste Veranlagung für chronische Darmentzündungen hat. Bis auf mich sendeten alle PhD Studenten meines Jahrganges Proben ihres Speichels an die Firma 23andMe. Für rund 100€ untersucht das Amerikanische Unternehmen anhand der DNA in den Speichelzellen hunderttausende sogenannte Single Nukleotid Polymorphismen (SNPs – gesprochen „Snips“). SNPs sind Variationen einzelner Buchstabenpaare in einem DNA Strang, z.B. wenn statt ATA die Abfolge AGA in einem Gen steht. Die meisten SNPs haben keine Auswirkungen auf die Funktion eines Gens, für manche sind aber gesundheitliche Folgen bekannt. Ähnlich wie bei den Meteorologen können diese allerdings nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden. Die Firma sequenziert dabei nicht das gesamte Genom (das würde ein paar tausend Euro kosten), sondern detektiert gezielt einzelne SNP Varianten, deren Auswirkungen auf den Menschen wissenschaftlich veröffentlicht sind. Wer wissen möchte, wie man diese SNPs aufspürt, kann diesem Link folgen.
23andMe darf aus rechtlichen Gründen seit 2013 selbst keine medizinischen Vorhersagen mehr treffen, sondern nur noch Infos über die Abstammung der Vorfahren preisgeben. Würdet ihr wollen dass eure Arbeitskollegen erfahren, wie viel Prozent eurer DNA von Neandertalern abstammt? Das ist unterhaltsam, hat keine medizinischen Auswirkungen und bietet den Kollegen die Möglichkeit, halblustige Sprüche zu klopfen. Man bekommt von 23andMe die Rohdaten der Analyse, die man dann für rund 5€ bei anderen Anbietern auf medizinische Aussagen überprüfen lassen kann. Dabei wird zu jedem detektierten SNP auch das wissenschaftliche Paper genannt, in dem die Genvariante mit einer Krankheit oder Eigenschaft in Verbindung gebracht wird.
Ein Arbeitskollege von mir weiß jetzt, dass Kaffee bei ihm deshalb kaum wirkt, weil ihm ein SNP erlaubt, Koffein besonders schnell abzubauen. Das fand er cool. Derselbe Arbeitskollege weiß jetzt auch, dass er ein stark erhöhtes Risiko hat, im Alter an Morbus Crohn zu erkranken – einer chronischen Darmentzündung. Das fand er weniger cool. Und da findet sich auch schon ein Problem solcher Analysen. Es bedarf einer gewissen Kompetenz, um die Daten sinnvoll zu interpretieren. Ein zehnfach erhöhtes Morbus Crohn Risiko klingt dramatisch. Erst im Kontext der Krankheits- Häufigkeit erkennt man, dass das Risiko, tatsächlich Morbus Crohn zu entwickeln, immer noch gering ist.
Ich habe mich dagegen entschieden meine DNA einzusenden, weil ich abwarten wollte, wie sich das Ganze auf meine Kollegen auswirkt. Einer davon hat ein sehr hohes Prostata Krebs Risiko ermittelt bekommen und wird sich in Zukunft häufiger untersuchen lassen. Das ist sinnvoll, aber nicht besonders angenehm und kratzt an der Illusion, dass man zu den Auserwählten gehört, die gesund alt werden. Und wie ginge man damit um, wenn ein hohes Risiko für eine nicht zu verhindernde, nicht-behandelbare Krankheit diagnostiziert würde?
23andMe kann nicht die gesamte Erbinformation lesen, sondern nur nach einzelnen SNPs suchen. In naher Zukunft wird das Sequenzieren ganzer Genome allerdings medizinische Routine sein (darüber werde ich auch bald einen Eintrag schreiben). In diesen Daten werden sich noch viel mehr Informationen verstecken als in SNPs und Programme werden in der Lage sein, diese verständlich aufzuarbeiten. Es wird trotzdem das Bedürfnis geben, mit kompetenten Menschen über die Ergebnisse zu sprechen, wofür Kassenärzte kaum Zeit haben werden. Ich prophezeie deshalb, dass Gen-Analytiker bald eine ähnliche Berufsgruppe sein wird, wie heutzutage Ernährungsberater.
Neben dem Datenschutz wird es eine Diskussion darüber geben, ob man manche Dinge überhaupt wissen möchte. Es würde mich interessieren wie ihr dazu steht. Ist es immer gut mehr zu wissen? Oder lebt man glücklicher, wenn einem die Zukunft vollkommen offen erscheint? Und werden Astrologen in Zukunft heimlich SNPs analysieren, um nicht vollkommen daneben zu liegen?
]]>In der Dr. House Weihnachtsfolge „Ihr Kinderlein kommet“ erleidet eine Frau ein ähnliches Schicksal. Sie – nach eigenen Angaben ebenso Jungfrau wie ihr Ehemann – stellt fest dass sie schwanger ist. Dr. House geht der Sache auf den Grund und kommt nach fünfmaligem Überprüfen der Testergebnisse zu dem Schluss, dass in sieben Monaten eine waschechte Jungfrauengeburt ansteht. Seine Annahme: Spontane Kalziumausschüttung hat die Eizelle zur Teilung angeregt. Zeitgleich hat ein Defekt in der Zellteilung das Genmaterial verdoppelt, und somit auf das Level einer befruchteten Eizelle gehoben.
Klingt plausibel, oder? Kurz vor Weihnachten 2013 erschien eine Studie, laut der 0,5% der Amerikanischen Frauen angaben, selbst mindestens eine Jungferngeburt durchlebt zu haben. Künstliche Befruchtung nicht miteingeschlossen.
Der Fachbegriff für Jungfernzeugung lautet Parthenogenese – ein Phänomen das man tatsächlich bei mehreren hoch entwickelten Tierarten beobachtet hat. Die Angestellten des Henry Doorly Zoos in Nebraska waren sicherlich nicht unbeeindruckt, als ein weiblicher Hammerhai, der seit Jahren kein Männchen gesehen hatte – vielleicht als Protestaktion – einen Baby-Hai zur Welt brachte. Ein kleines Wunder, das leider Stunden später von einem Stachelrochen aufgespießt wurde. Keine Zeit für Weihrauch und Myrrhe.
Unerwartete Fälle von Jungfernzeugungen kommen immer wieder vor, beispielsweise bei Truthähnen. Und wieso sollten Truthähne etwas können das wir nicht drauf haben?
Die Antwort liegt in der DNA. Mit Ausnahme der Gene die auf den Geschlechtschromosomen liegen, besitzt der Mensch jedes Gen zweimal – eine Kopie vom Vater, eine von der Mutter. Bei den meisten Genen werden beide Versionen abgelesen. Sollte eine Kopie kaputt sein, hat man also noch eine zweite als Backup.
Eine Ausnahme stellen Gene mit sogenannter genomischer Prägung (Imprinting) dar. Von diesen hat man zwar auch zwei Kopien, allerdings ist nur eine Kopie aktiv, entweder die väterlich- oder die mütterlich vererbte. Die andere Kopie ist stillgelegt und wird nicht abgelesen.
Weniger als 1% aller menschlichen Gene weisen genomische Prägung auf. Diese Prägung betrifft meist Gene, die bei der embryonalen- und frühkindlichen Entwicklung eine Rolle spielen. Sowohl menschliche Eizellen als auch Samenzellen enthalten prinzipiell alle Gene die notwendig sind um einen Menschen zu erschaffen. Aufgrund des Imprintings benötigt es aber sowohl ein väterliches, als auch ein mütterliches Genom, damit von allen Entwicklungsgenen auch eine Kopie vorhanden ist, die tatsächlich abgelesen wird. Diese Art des Imprintings einzelner Gene ist ein Alleinstellungsmerkmal von Blütenpflanzen und Säugetieren des Theria Taxons, zu dem auch wir gehören.
Wozu Imprinting dient ist noch nicht restlos geklärt. Es gibt aber Erklärungsmodelle (mit teils dramatischen Namen):
Die Eierstock Zeitbomben Hypothese
Sie besagt dass Imprinting entstanden ist um spontane Zellteilungen unbefruchteter Eizellen zu verhindern, weil das zur Tumorentwicklung führen könnte.
Eine populärere Erklärung bietet die Hypothese des Elterlichen Konflikts:
Diese ergibt sich aus zwei Beobachtungen, die viele Frauen und manche Männer im Laufe ihres Lebens machen müssen.
1) Schwangerschaft und Geburt sind für die Frau anstrengender als für den Mann. Es ist also im Interesse der Frau die Gene in den Eizellen zu inaktivieren, die das Wachstum des Embryos übermäßig fördern.
2) Männer haben keine Garantie, dass alle von der Frau zur Welt gebrachten Kinder wirklich die eigenen sind. Wenn man sich als Mann um Nachwuchs bemüht, macht es aus Sicht der Evolution Sinn dafür zu sorgen, dass die Frau die meisten Ressourcen in das Gebären des eigenen Nachwuchses investiert – Der Mann inaktiviert in seinen Samen Gene die das Embryonalwachstum hemmen.
Die Konflikt Hypothese wir derzeit als die wahrscheinlichere betrachtet. Aber unabhängig davon welche zutrifft kann sich ein menschlicher Embryo nur dann entwickeln, wenn die genetische Information von Vater und Mutter bereitgestellt wird. Eine Eizelle die ihr genetisches Material spontan verdoppelt, hätte zwar die notwendige Erbinformation um einen Menschen hervorzubringen, einige Entwicklungsgene würden jedoch aufgrund des Imprintings nicht abgelesen werden können, sofern sie nicht von einem Vater beigesteuert werden. Imprinting wird dafür verantwortlich gemacht, dass man bei Säugetieren noch keine natürliche Jungferngeburt beobachtet hat.
Die Erklärung von Dr. House geht in die richtige Richtung. Intrazelluläre Kalzium Ausschüttungen in der Eizelle wären tatsächlich notwendig für die Entwicklung eines Embryos und theoretisch ist auch eine spontane Verdoppelung der Erbinformation nicht unmöglich. Diese wäre notwendig damit jedes Gen in der Eizelle zweimal vorliegt, wie im befruchteten Zustand. Das Imprinting macht der Sache aber einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn alle Gene vorhanden sind und die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft erfüllt wären, könnte sich kein Embryo entwickeln, der ausschließlich aus mütterlicher DNA besteht. Ohne zusätzliche Erbinformation mit väterlichem Imprinting spielt es das nicht.
Wer Dr. House kennt weiß, dass ihm solche Fehler nicht passieren. Es stellt sich heraus, dass er die Geschichte mit der Jungferngeburt nur erfunden hat, um der nervösen Ehefrau zu ersparen, ihrem Mann in der Vorweihnachtszeit beichten zu müssen wo das Baby tatsächlich herkommt. Eine fragwürdige Weihnachtsgeste, die wohl in die Hose gegangen wäre, wenn der Mann zuvor in einem Biologiebuch das Kapitel über Imprinting entdeckt hätte.
Die Umfrage laut der 0,5% der Amerikanischen Frauen angaben eine Jungferngeburt gehabt zu haben dürfte auch keine neuen Erkenntnisse liefern. Eher zeigt sie, dass Umfragen kein verlässliches Werkzeug sind –schon gar nicht Umfragen in Bezug auf Sex und Wunder.
]]>Sie zeigt vor allem zwei Dinge: Dass man sich zur Weihnachtszeit in seiner Beziehung besonders sicher fühlen kann und dass das Internet voller ungenutzter Information steckt, die nur darauf warten ausgewertet zu werden.
Was man aus der Grafik nicht ablesen kann, sind die Beweggründe, die zur Beendigung der Beziehungen geführt haben. Es gibt viele Faktoren, die die Partnerwahl beeinflussen: Einkommen, Aussehen, Religion, Humor, Körpergröße, etc. Etwas weniger offensichtlich erscheint es, dass einzelne Punktmutationen in unserer Erbinformation Auswirkungen auf unseren Beziehungsstatus haben können.
Eine Studie an Chinesischen Studenten hat gezeigt, dass eine Mutation in einem Gen namens 5-HT1A (Gen Namen klingen oft wie Android Bezeichnungen aus Star Wars) die Wahrscheinlichkeit Single zu sein beeinflusst. Menschen bei denen der DNA Baustein „C“ an einer bestimmten Stelle des Gens zu einem „G“ mutiert ist, waren um 11% häufiger Single als Träger der C-Variante. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit einer anderen Studie, die gezeigt hat dass sich Träger der G-Mutation in Beziehungen unwohler fühlen. Weibliche Marmosetten Affen gehen noch einen Schritt weiter. Verabreicht man ihnen eine Substanz welche die G-Mutation simuliert, lehnen sie männliche Sexualpartner vermehrt ab und verhalten sich ihnen gegenüber aggressiver.
Es fasziniert mich, wie kleinste Veränderungen im Genom unser Leben beeinflussen. Dennoch sind derartige Ergebnisse nicht überraschend. 5-HT1A kodiert einen Serotonin-Rezeptor im Gehirn. Es ist bekannt dass der Serotonin Haushalt unser Gefühlsleben beeinflusst.
Spezifischer als 5-HT1A beeinflusst unser Körpergeruch den Beziehungsstatus. Damit ist allerdings keine positiv-Korrelation zwischen penetrantem Geruch und Singledasein gemeint. Jeder Mensch besitzt ein genetisch-festgelegtes Geruchsprofil. Dieses hängt stark von den sogenannten MHC Molekülen ab, welche auf der Oberfläche von Zellen sitzen und eine Schlüsselrolle in der Immunabwehr spielen. Nicht mehr gebrauchte MHC Moleküle werden von der Zelloberfläche abgestoßen und in Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin und Schweiß abgegeben. Bei der Partnerwahl bevorzugen wir Menschen, deren MHC-abhängiges Geruchsprofil sich stark von dem eigenen unterscheidet. Das führt zu einer größeren MHC Vielfalt im Nachwuchs und damit zu einem stärkeren Immunsystem. Der Ausdruck „Ich kann dich nicht riechen“ hat somit ein solides wissenschaftliches Fundament!
Besonders während dem Eisprung bewerten Frauen den Geruch von Männern mit abweichendem Immunsystem als besonders attraktiv. Die tapferen Damen mussten für diesen Versuch an getragenen T-Shirts ungewaschener Männer riechen. Wissenschaft kann grausam sein.
Dating Plattformen versuchen möglichst viele beziehungsrelevante Eigenschaften abzudecken. Ein Profilbild verrät das Aussehen, Personenbeschreibungen verraten persönliche Eigenschaften und Vorlieben bei der Partnerwahl. Bei manchen Seiten wählen Algorithmen mögliche Partner durch das Abgleichen der Profilinformationen aus. Wäre es denkbar, dass zukünftige Partnervermittlungsdienste das Genom in die Suche miteinbeziehen um beispielsweise das MHC Profil abzugleichen? Durch die rasant sinkenden Sequenzierungskosten und der medizinischen Aussagekraft der Erbinformation wird bald damit begonnen werden, menschliche Genome routinemäßig zu analysieren.
Meine Frage bezüglich Onlinedating lautet: Abgesehen von der Datenschutzproblematik, haltet ihr die Einbeziehung der Erbinformation für eine sinnvolle Unterstützung zur erfolgreichen Partnervermittlung? Oder empfindet ihr das als unromantische Horrorvision?
Abschließend ein wenig Poesie:
Dein Erbgut sicherst du durch Kinder, warte nicht und geh auf Tinder.
Nachtrag: Ihr habt soeben meinen ersten Blogeintrag gelesen. Danke! Ich werde vorerst monatlich einen Artikel schreiben zu Themen wie Genetik, Wissenschaft allgemein und was mir sonst noch spannendes durch den Kopf schießt.
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