Nein, meine Sorge ist spezifischer. Mir ist klar, dass das Volumen, das Plattformen wie Facebook oder Twitter (um ein anderes Beispiel zu nennen, das ja immer wieder hier zur Sprache kommt) täglich generieren, nicht durch menschliche Kontrolleure bewältigt werden kann, und dass automatisierte Instanzen notwendig sind. In einer stark vereinfachten Weise tun wir das ja auch auf dieser Plattform: Wir können bestimmte Namen oder auch Schlüsselworte automatisch sperren lassen (das kann jede Blogsoftware). Was zur Folge hat, dass zum Beispiel auch Kommentare gesperrt werden, die diese Namen – und sei es nur, um sich selbst abzugrenzen, ausdrücklich erwähnen… Nein, mein Problem hat basiert auf folgenden Überlegungen:
1. Ganz offenbar hatte die KI die beanstandeten Beiträge nicht “verstanden” – wobei hier nicht vom “Verstehen” im kognitiven Sinn die Rede ist, sondern von dem, was so ein Programm halt leisten kann: eine Einordnung in bestimmte, vorgegebene Kategorien vornehmen, und anhand dieser Kategorien wiederum mit vorgeformten “Entscheidungsbäumen” eine Aktion zu veranlassen (oder eben nicht).
2. Mit großer Wahrscheinlichkeit liegt dieses “nicht-verstehen” im Wortschatz und der sprachlichen Struktur dieser Beiträge, die sehr spezifische Themen mit sehr spezifischem Vokabular behandeln, und dieses Vokabular könnte im zugrunde liegenden Textkorpus (oder den Korpora) unterrepräsentiert sein.
3. Anstatt hier die Gelegenheit zu nutzen, dieses Datenmodell auf der Basis dieser “Lernerfahrung” zu erweitern und so zu verbessern, trifft dieses Prüfsystem eine andere – und, wenn man so will, “perverse” – Entscheidung: Was es nicht versteht, wird offenbar als sexuell konnotiert eingestuft (weil dies, soweit ich das beurteilen kann, die höchste Stufe der Zurückweisung ist).
4. Da es keine Korrekturmöglichkeit gibt, kann man zwar Einspruch einlegen, aber der ist ebensowenig differenzierbar wie die Begründung differenziert – d.h. transparent hinsichtlich der spezifisch beanstandeten Textmerkmale – ist. Dadurch bestätigt das System seine eigene Einstufung, d.h. ein identisch wiederholter Fehler wird nicht als Korrektiv, sondern im Gegenteil als Bestätigung notiert. Das System “lernt” auf diese Weise, dass seine Entscheidung richtig war.
5. Dieser “Lernvorgang” zementiert die “neuronale” Verbindung innerhalb der KI und wirkt in den Entscheidungsbäumen als verstärkendes Element. D.h. wenn das System mit weiteren Beiträgen ähnlicher Art konfrontiert wird, greift es auf diese Lernwerte (die im Prinzip immer nur Zahlen sind, die einer Entscheidung ein bestimmtes mathematisches Gewicht in einem Algorithmus geben) zurück, und es wird mit größerer Wahrscheinlichkeit eine ähnliche/gleichartige Entscheidung treffen.
Und das ist (m)ein Problem. Was dadurch verstärkt wird, dass unser öffentlicher Diskurs zunehmend auf solchen Oligopol-Plattformen stattfindet (stattfinden muss?) – ob es uns passt oder nicht. Wer an der Diskussion teilhaben will, kommt um diese Plattformen nicht herum. Doch die sind (Stichwort Oligopol) in den Händen von weniger als einem Dutzend Firmen; und obwohl diese – scheinbar – in Konkurrenz zueinander stehen (wenn sie nicht sowieso reine Scheinkonkurrenten sind, da sie dem gleichen Konzern gehören), sind sie im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Verantwortung ein ziemlich monolithischer Block, vergleichbar der Autoindustrie oder der Energiewirtschaft, die ja auch politisch als ein Block auftreten. Und damit werden fast unausweichlich diese kommerziellen (!) Community-Standards zu Standards des gesellschaftlichen Dialogs. Und die Wissenschaft wird es schwerer haben, zu Wort zu kommen, wenn dies in den Standards (ungewollt vielleicht, aber auch unausweichlich) verankert wird.
]]>Im Gegensatz zur Ankündigung, dass es mit ScienceBlogs.de nicht mehr weitergehen wird, die ich in meiner Rolle als Redakteur der Plattform geschrieben habe, poste ich diese Tirade ganz privat-persönlich: Offenbar gibt es ein sehr perverses Denken in den Bots, die bei Facebook für die Einhaltung der “Community Standards” sorgen. Innerhalb weniger Tage wurden nun gleich zwei Beiträge, die hier im Blog erschienen sind und eigentlich auch auf der Facebook-Seite der Scienceblogs erscheinen sollte, wegen sexueller Anzüglichkeiten oder so ähnlich (dies war sinngemäß der Inhalt des “Verweises”, den mir die FB-Bots geschickt haben) blockiert, und bei weiteren Verstößen eine Sperrung unserer Seite angedroht. Enspruch hat bisher nichts geholfen.
Ehe ich hier nun die inkriminierten Beiträge verlinke, will ich erst einmal zugeben, dass es in einem wissenschaftsbezogenen Blog immer wieder mal Themen geben kann, die sich mit menschlicher Sexualität – entweder rein biologisch, oder aber auch als Verhaltensmuster – befassen. Doch die waren nicht das, woran sich die Facebook-Bots gerieben haben: Beanstandet und blockiert wurden Bettinas Meertext-Beitrag über streng riechende Grauwale (“Das Rätsel der stinkenden Grauwale” und Thilos Mathlog-Posting über “Allerlei Verschlüsseltes“.
Und in beiden Fällen weiß ich wirklich nicht, wie ich mir unter Tränen das Lachen verbeißen soll: Selbst wenn ich versuche, so schmutzig wie möglich zu denken (und in meinen sechseinhalb Lebensjahrzehnten, davon die Hälfte als Journalist, habe ich darin sicher eine Praxis erworben), finde ich in keinem der Beiträge auch nur im Entferntesten etwas sexuelles, und schon gar nichts sexuell Anzügliches. Doch es ist praktisch unmöglich, dies den Facebook-Zensoren zu erklären: erster Widerspruch kann nur per Klick geleistet werden, ohne weitere Möglichkeit einer sachlichen Begründung; wer denkt, das müsse sowieso ein Missverständnis sein und dieser einfache Widerspruch muusse dies selbst dem flüchtigsten Leser klarmachen, der/die irrt: Als Antwort auf meinen Einspruch zur Grauwal-Zensur erhielt ich erst einmal die Antwort, dass man geprüft habe und an der Entscheidung festhalte. Für die nächste Instanz kann dann zwar eine ausführlichere Rechtfertigung gegeben werden, aber ob diese jemals gelesen wird, ist ungewiss (es gibt von Facebook-Seite keine Zusage, dass man diesen zweiten Einspruch überhaput zur Kenntnis nehmen werde).
Dass ich mich darüber nicht weiter aufregen will, liegt allein daran, dass unsere Blogs – dank ihrer gezielteren Publikumsansprache – sowieso eine höhere Reichweite erzielen als die Facebook-Klicks. Und dass in wenigen Wochen sowieso keine neuen Beiträge mehr erscheinen werden – leider. Aber es bestätigt meine Bedenken gegen Plattformen wie Facebook und anderen sozialen Medien. Ich bin ja dafür, dass es solche Community-Standards gibt – aber wenn ich mir anschaue, wlcher Dreck bei diesen Seiten durchgeht, und dann sehe, wie hier gegen völlig harmlose Beiträge “durchgegriffen” wird, dann denke ich mir wieder, dass es Zeit wird, sich aus diesen Plattformen zu verabschieden. Es ist vermutlich nicht viel schlimmer als sich das Rauchen abzugewöhnen (und das hab’ ich vor Jahrzehnten schon geschafft)…
]]>Gedanken zum 11. September (2008)
Gedanken zum 11. September (2012)
Gedenken-Gedanken (2013)
9/12 – ein Nach(ge)denktag (2014)
9/11-Truther: Haltet bitte endlich die Klappel! (2016)
(In den Beiträgen selbst sind oft noch mehr Links zum gleichen Thema).
Was mich dabei immer noch tief verwirrt ist, dass sich seit meinem letzten Beitrag – der ja nun auch schoin ein halbes Jahrzehnt zurückliegt – nicht wirklich viel geändert hat. Und darum habe ich dem, was ich schon geschrieben habe, auch am 20. Jahrestag nicht wirklich etwas hinzuzufügen…
]]>Als Schriftsteller, der von der Freiheit des Gedankens und der Schönheit der Sprache als seinen täglichen Grundnahrungsmitteln lebt, sehe ich jedoch keine Möglichkeit zu bleiben, mag ich durch diesen Schritt auch als Mensch fast all meine Vertrautheiten und Geborgenheiten verlieren.
Mit anderen Worten (die er dann selbst nachreicht):
Was unterm Schlagwort der politischen Korrektheit zügig Terrain gewann, hatte auch ich zunächst begrüßt, vielleicht weil ich es für linkes Gedankengut hielt. Was inzwischen, zusammengefaßt unterm Begriff Wokeness, unseren gesellschaftlichen Diskurs dominiert, ist für mich nichts weniger als Pervertierung linken Denkens. Es ist die Herrschaftsform einer Minderheit, die sich anmaßt, gegen den Willen der Mehrheitsgesellschaft die Welt nach ihrem Bilde neu zu erschaffen.
Dieser Beschluss, den Politycki im Frühjahr 2021 mit einem Umzug nach Wien in die Tat umgesetzt hatte, sei – so schreibt er – durch einen Satz im Newsletter “Elbvertiefung” der Wochenzeitung Die Zeit angeregt worden, in dem von der “Rückkehr der Störchinnen und Störche” aus ihren Winterquartieren nach Hamburg die Rede war.
Wow! Dieser Satz erschien am 24. Februar 2021; der Umzug nach Wien musste demnach (wenn er tatsächlich im Frühjahr stattfand) geradezu fluchtartig geschehen sein; in der Tat benutzt Politycki genau diesen Begriff zur Beschreibung des Umzugs.
Jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich, und niemand muss gegenüber Fremden seine privaten Lebensentscheidungen rechtfertigen (sofern sie niemand anderem schaden). Doch da der Schriftsteller aus offenbar eigenem Antrieb beschlossen hat, seine Motive in der FAZ auszubreiten, erlaube ich mir dann auch, diese mal zu beleuchten. Nicht zuletzt, weil das Phänomen der “Beidnennung” etwas ist, worüber ich selbst schon immer wieder mal geschrieben habe (hier, zum Beispiel, oder auch hier). Im konkreten Beispiel des Zeit-Newsletters war die “Genderung” durchaus begründbar: Es ging im Kern darum, dass Storchenpaare (!) zum Nisten nach Hamburg zurückgekehrt waren – und dass manche der erwähnten Storchenweibchen in Tansania überwintert hatten, während ein Storchenmännchen aus Spanien eingeflogen kam. Packt schon jemand die Koffer, weil ich hier “Storchenweibchen” und “Storchenmännchen” geschrieben habe? Ist ja schließlich eine Form der Beidnennung, an der sich der Schriftsteller zu reiben scheint… “Und was ist mit Fröschinnen und Fröschen, Krötinnen und Kröten und all den andern Tierinnen und Tieren?” fragt Politycki hierzu noch, sicher auch stellvertretend für all die beifallnickenden Mitleserinnen und Mitleser. Tja, was ist mit denen? Nun, die “Fröschin” wird in der Tat oftmals als solche bezeichnet, und zwar schon seit Jahrzehnten, wie dieses Google-Ngram verrät:
Die Kröte ist allerdings schon generisch weiblich, selbst wenn’s ein Männchen ist – Polityckis “Krötin” ist also etwa so sinnvoll und argumentationskräftig wie die Formulierung “die Entin”. Und “das Tier” ist eh’ schon genderneutral… was jemand, der die “Schönheit der Sprache” als sein “tägliches Grundnahrungsmittel” bezeichnet, eigentlich wissen sollte. Aber vielleicht ist die “Störchin” dann doch ein Schritt zu weit? Vielleicht, aber dann ist es kein Schritt nach vorne, sondern zurück:
Der Begriff war Anfang des 19. Jahrhunderts sogar noch geläufiger als heute. Und steht auch genauso in der “Bibel” der deutschsprachigen Tierliteratur, “Brehm’s Tierleben“:
Meine Meinung dazu: Nicht die Beidnennung scheint mir neu – das Neue ist die Aufregung darüber. Und da sehe ich Politycki eher auf der Seite derer, die er in seinem Beitrag zu verurteilen scheint: Es passt ihm ganz offenbar nicht, dass andere diese Formulierungen benutzen. Und das Argument, dass er als Schriftsteller damit “gezwungen” würde, sich der politisch korrekten Sprache zu bedienen, ist selbst nach seiner eigenen Wertschätzung absurd:
Am heikelsten jedoch ist mein Arbeitsmaterial geworden. Kann man in der Sprache, wie sie der Zeitgeist fordert, überhaupt noch – aus dem Vollen schöpfend, nach Wahrhaftigkeit strebend – literarische Texte verfertigen? Nämlich als einer, der noch immer in alter Rechtschreibung schreibt, einfach weil sie klarer und schöner ist, und der aus denselben Gründen erst recht nicht vom generischen Maskulinum lassen will? (Hervorhebung von mir)
Aha, es ist also doch kein Problem für ihn, so zu schreiben, wie es ihm passt – selbst wenn es sich dabei einer veralteten Grammatik bedient. Warum dann die Aufregung?
Um es nochmal ganz klar zu sagen: Ich verstehe vermutlich besser als viele andere Deutsche, warum man sich im Ausland wohler fühlen kann als ihm Geburtsland, und wenn er in Wien besser daheim ist als in Deutschland, dann wünsche ich ihm von ganzem Herzen viel Glück und Erfolg dort. Was mich stört ist, dass Politycki sich hier als Opfer stilisiert, als jemand, der von bösen Kräften zur Flucht gezungen wurde. Was würden wohl all diese Exilschriftstellerinnen und -schriftsteller dazu sagen?
]]>Ob dieser Beitrag für deutsche Leserinnen und Leser frei zugänglich ist, kann ich leider nicht abschätzen, darum eine kurze Beschreibung dieser Visualisierung: Ein leeres Feld wird mit kleinen Punkten “bevölkert”, die jeweils eine Impfung darstellen – 100 dieser Punkte kommen jede Sekunde neu hinzu. Das rechnerische (derzeitige) Thrombose-Risiko liegt bei 1 zu 1,1 Millionen (sechs Fälle bei 6,8 Millionen Impfungen); und bei dieser Risikorate müssen WaPo-LeserInnen drei Stunden und zehn Minuten zuschauen, ehe der erste rote Punkt als Symbol einer Thrombose auftaucht. Bei einer gleichen Rate würde das erste Verkehrs-Todesopfer schon in weniger als zwei Minuten aufblinken. Und die 6,8 Millionen Impfungen haben – rein rechnerisch – runde 123.000 Menschenleben gerettet…
]]>Das Problem ist nur, dass sich diese Hühnervögel sich auch von viel befahrenen Schnellstraßen nicht ihre Lust verderben lassen wollen. Und das geht oft nicht gut aus; die Straßenränder der Interstates um Boston sind ungewollte letzte Ruhestätten für so manchen balzenden Hahn geworden… (keine Bilder, da es erstens kein schöner Anblick ist, und ich mich zweitens beim Autofahren auf den Verkehr konzentrieren muss und gar nicht auf die Idee käme, zu fotografieren).
]]>Und diese Menschen werden nicht einfach ihre Position ändern, weil die Wahl nicht in ihrem Sinn ausgegangen ist. Die Entschuldigungen, die wir damals für sie gemacht hatten – dass sie die ganze Sache für einen Reality-TV-Stunt gehalten hatten, der halt schiefgegangen war; dass sie dachten, Trump werde schon in die Reihe kommen oder vom Kongress entsprechend in die Schranken gewiesen (wie ich selbst ja naiv gehofft hatte)… der Stimmenzuwachs für Trump beweist ganz klar, dass dies immer nur ein Trugschluss gewesen sein konnte.
Vor einem Comeback für Trump fürchte ich mich nicht – er ist ein Loser, und von diesem Stigma wird er sich nicht befreien können. Aber wenn es jemand, dem eigentlich alle Charaktereigenschaften eines Demagogen fehlen (kein Charme, kein Charisma, kein Humor, kein Interesse an irgendwem außer sich selbst), mit unverbrämten rassistischen, sexistischen, xhenophoben Ködern 70 Millionen Menschen für sich gewinnen kann, wie leicht wird das erst jemandem fallen, der/die ein geschickterer VerführerIn ist? Und das Heilmittel gegen diese Verführer – Information und Aufklärung – wirkt nicht mehr: Trumps größter und vermutlich nachhaltigster Erfolg war, das Vertrauen in die Medien zu zerstören und Wissen(schaft) zum Volksfeind zu erklären.
Eine Prognose wage ich (und die ist nicht ermutigend): Fox News, Breitbart und all die anderen “Alternativ-Medien” (die Liste ist lang), die neun Monate lang nur die Achseln gezuckt haben, als Tausende und -Zigtausende an Covid-19 starben, die Pandemie für einen Schwindel hielten und Kritik an der Unfähigkeit der Trump-Regierung für unpatriotisch, werden am Tag Eins nach Bidens Amtseinführen jedes einzelne Covid-Todesopfer lautstark bejammern und Biden für jedes einzelne Menschenleben, das unter seiner Amtsführung stirbt, als Mörder bezichtigen. Und die gleichen Stimmen, die Obama noch vier Jahre nach seinem Abschied für die Pandemie (ausgelöst durch ein Virus, das damals wahrscheinlich noch nicht einmal existierte) verantwortlich machen wollten, werden Schaum vorm Mund kriegen, wenn man sie darauf hinweist, dass Trump den Karren für Biden tief in den Dreck gefahren hat.
]]>Weniger als einen Tag später sah dieser Stängel einer gewöhnlichen Seidenpflanze so aus:
Nur ein paar Schritte weiter lauert diese etwa fünf Zentimeter große Gold-Wespenspinne (Argiope aurantia), die in einem früheren Stadium aus der Raupe wohl einen kleinen Snack gemacht hätte:
Der hohe Publikationsdruck im heutigen Wissenschaftsbetrieb führt zum Einen dazu, dass der wissenschaftliche Austausch NUR noch über Publikationen stattfindet, da sie die Währung darstellen, mit der man sich etablieren, positionieren, oder sein Standing festigen kann. Zum Anderen führt der Publikationsdruck zu einer Flut von Papieren, so dass (zu recht) Rufe nach mehr Qualität als Quantität laut werden. Das Peer-review-System stößt an seine Grenzen, denn es kommt kaum hinterher, die große Menge an häufig höchstens durchschnittlichen Papieren seiner Qualitätskontrolle zu unterziehen.
Die teilweise fatalen Auswirkungen der Überforderung des Peer-review-Systems werden immer wieder sichtbar. Sie werden öffentlich und medial diskutiert und schädigen so den Ruf der Wissenschaft. Ein aktuelles Beispiel sind Studien zur Eignung von Malariamedikamenten bei Behandlung von COVID-19. Ergebnis der Studie war, dass es sich nicht eignet und eventuell zu höheren Todesraten und Herzrhythmustörungen führt. Die Publikationen durchliefen das Peer-review und wurden publiziert. Erst nach der Veröffentlichung stellte sich heraus, dass die Daten fehlerhaft oder sogar gefälscht sind. Die Publikation wurde zurückgezogen. Mit anderen Worten, das Peer-Review-System hat versagt. Und dies ist nur der neueste Fall. Dieses Problem ist nicht nur auf Artikel aus der Domaine Medizin, Biologie oder Psychologie beschränkt, sondern ist in jeder Disziplin zu finden, so auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften – überhaupt überall, wo Daten erhoben und gesammelt und genutzt werden. Der Fall des Mart Bax zeigt, dass z.B. auch in der Anthropologie bzw. in den Geschichtswissenschaften gefälschte Ergebnisse veröffentlicht werden können. [1]
Eine Lösung könnte darin liegen, nicht jedes Ergebnis publizieren zu müssen — stattdessen nur die wirklich interessanten, überraschenden oder neuartigen Studienreihen als Papier zu veröffentlichen — und die kleineren, manchmal auch nicht so klar zu deutenden Ergebnisse auf anderen Wegen mit den Kollegen zu teilen. Dass man sie teilen sollte, liegt auf der Hand: Auch aus nicht publikationsfähigen Studien kann meist etwas über den Untersuchungsgegenstand oder über die angewandte Methode gelernt werden, was aber vornehmlich für jene relevant ist, die sich konkret mit sehr ähnlichen Themen auseinandersetzen.
Wie also könnte man Ergebnisse, die nicht unbedingt in einer Publikation untergebracht werden müssen/können, mit seinen Kollegen teilen? Aber bitte möglichst einfach, denn Zeit ist ohnehin nie genug vorhanden, und möglichst breit?! Eine mögliche Lösung bietet die Plattform „Null-Results“.[2]
„Null-Results“ bietet genau die gewünschte Funktionalität. Studien, die keine revolutionären Ergebnisse, aber dennoch nützliche Erfahrungswerte liefern, die können dort über eine Eingabemaske beschrieben und online gestellt werden. Umgedreht kann man natürlich auch über eine Kategorien- oder Stichwortsuche nach Studien zum eigenen Thema oder zur eigenen Methode suchen, während man ein Projekt plant.
Die Plattform ist damit anders als alle bisherigen wissenschaftlichen Medien. Sie soll dem informellen, einfachen Austausch von Informationen dienen und bei Interesse unter Kollegen weitere Nachfragen ermutigen. Das bedeutet, dass der qualitätssichernde, aber aufwendige Peer-Review-Prozess, ja sogar das Manuskriptschreiben, entfällt. Dafür kann man mit einem Beitrag aber auch NICHT die eigene Publikations- oder Zitationsliste verlängern. Die gelisteten Studien wären nicht ohne Weiteres zitierfähig und dienten lediglich dem informellen Austausch.
Um diesen informellen Austausch zu ermöglichen, bietet die Plattform die Möglichkeit, Einträge zu kommentieren und so zu diskutieren. Wenn man so will, kann dies auch als Umkehrung des bis-herigen Vorgehens betrachtet werden: anstatt erst ein Peer-review durchzuführen und im Anschluss zu veröffentlichen, wird erst veröffentlicht und dann ein Peer-review durchgeführt. Anders als beim traditionellen Peer-review können an diesem Prozess vor allem genau die teilnehmen, die ein konkretes Interesse an der Studie haben und sich mit dem Thema bereits beschäftigt haben. Keiner muss, aber jeder kann. Als Konsequenz der Umkehrung von Publikation und Peer-review, sollen und können Einträge aktualisiert, erweitert oder gelöscht werden. Eine angeregte Diskussi-on und viele Änderungen sind in gewisser Weise dann sogar ein Indikator für Relevanz und Qualität eines Eintrags. Es obliegt also wiederum dem Nutzer, auch Einträge kritisch zu betrachten und die Qualität zu bewerten, anstatt blind auf das Peer-Review-System und den guten Ruf des Journals zu vertrauen, in dem der Artikel veröffentlicht wurde.
Die Idee Nullresultate zu veröffentlichen ist nicht neu. Es gibt zum Beispiel Zeitschriften wie Negative Results oder JASNH, die explizit nur Nullresultate veröffentlichen. [3,4] Auch „normale“ Zeitschriften veröffentlichen Nullresultate. Jedoch wird erwartet, dass man einen kompletten Artikel schreibt und dieser muss, wie jeder andere Artikel in solchen Zeitschriften, durch den Peer-Review-Prozess. Das kostet Zeit und ist aufwendig, bei geringen Erfolgsaussichten. Oft entscheiden Forscher dann, dass sich der Aufwand vermutlich nicht lohnt, so dass diese Ergebnisse in der Schublade landen.
Nullresultate können auch auf Preprint Servern wie preprints.org veröffentlicht werden. Auch hier muss wieder ein Artikel geschrieben werden und es ist erwünscht, dass Rückmeldungen in Form von Kommentaren oder eingeladenen Reviews auch in eine neue Version des Artikels einfließen. Hier stellt sich also ebenfalls die Frage, ob der Aufwand gerechtfertigt sein wird.
Dagegen ist es unerwünscht, Artikel wieder zu löschen. Aber vielleicht möchte man sein Resultat auch zurückziehen können, beispielsweise nach neuen relevanten Ergebnissen oder gerechtfertigter Kritik. Zudem ist die Intention solcher Preprint Server, dass die Artikel zusätzlich in anderen Zeitschriften veröffentlicht werden. Wenn dies jedoch gar nicht geplant ist, missbraucht man sozusagen diesen Service.
Auch F1000 bietet die Möglichkeit wissenschaftliche Ergebnisse aller Art zu teilen.[5] Artikel durchlaufen einen Peer-Review-Prozess nach der Veröffentlichung und haben eine feste vorgegebene Struktur. Zudem muss eine Publikationsgebühr gezahlt werden, die sich nach der Länge des Artikels richtet. Nicht für alle Ergebnisse lohnen sich Aufwand und Kosten. Neben Artikeln können aber auch Dokumente veröffentlicht werden. Es gibt keinen Peer-Review-Prozess und auch keine Anforderungen an die Struktur und Art dieser Dokumente.
Warum also noch eine andere Plattform? Viele Ergebnisse bleiben unveröffentlicht, weil es sich eben nicht lohnt, einen ganzen Artikel zu schreiben. Dennoch sind sie wertvoll und sollten geteilt werden, allerdings nicht komplett unstrukturiert. Das Null-Results-Portal bietet die Möglichkeit Nullresultate oder schwer interpretierbare Ergebnisse zu veröffentlichen und mit zusätzlichen Dokumenten zu versehen. Ähnlich zu einem Abstrakt müssen für jedes Resultat die zugrunde liegende Hypothese, eine kurze Beschreibung und die wichtigsten Ergebnisse formuliert werden. Dies bietet zwei Vorteile: zum einen ermöglicht dies eine deutlich effizientere Suche, da gezielt zum Beispiel Hypothesen gesucht werden können; zum anderen ist man gezwungen die Essenz der Studie herauszustellen. Dies erleichtert es anderen Wissenschaftlern, zu verstehen, was das Ergebnis reflektiert und inwiefern es für das eigene Vorgehen relevant ist.
Ob das Konzept der Plattform funktionieren kann ist offen. Der Publikationsdruck ist hoch, die Zeit immer knapp, und die Neigung unter Forschern, sich keine Blöße geben zu wollen, leider auch. Noch gibt es keine zitierfähigen Marker wie den DOI. Kuratiert wird die Plattform derzeit durch die Universität Leipzig und weitere Änderungen und Verbesserungen sind denkbar. Vor allem aber braucht es nun eine Menge interessanter und guter Einträge, bevor ein direkter Nutzen für andere zu erkennen wäre. Mit anderen Worten, es braucht SIE und ihre nicht so spektakulären oder schwer zu interpretierbaren Ergebnisse, damit es funktionieren kann. Wenn Sie beitragen möchten, können Sie dies sehr gern hier tun: null-result.uni-leipzig.de.
Lydia Müller ist promovierte Informatikerin und arbeitet als PostDoc in der Automatischen Sprachverarbeitung der Universität Leipzig. Sie hat Freude an der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen und an der Umsetzung von Softwarelösungen für wissenschaftliche Probleme. Transparenz in der Wissenschaft und gute wissenschaftliche Praxis sind ihr sehr wichtig.
Maria Staudte ist Psycholinguistin und leitet eine Nachwuchsgruppe an der Universität des Saarlandes. Sie erforscht das Zusammenspiel von visuellen und sprachlichen Informationen beim Menschen, aber auch in der Mensch-Maschine-Interaktion. Dabei engagiert sie sich auch für den Schutz von Probandendaten, Reproduzierbarkeit und Transparenz.
Quellen:
[1] https://www.fr.de/kultur/toten-nicht-11589844.html
[2] www.null-result.uni-leipzig.de
[3] https://www.negative-results.org/
[4] https://www.jasnh.com/
[5] https://f1000research.com/
]]>* Interessanter Weise wird “Coronavirus” in den USA manchmal generisch (dann mit Artikel, also “the coronovirus” oder “a coronavirus”), und manchmal als Name (dann ohne Artikel) verwendet. Die New York Times verwendete beides: mit Artikel im gedruckten Blatt, ohne Artikel online.
]]>Dieses Verhalten, das in einem PLoSOne-Beitrag aus dem Jahr 2012 beschrieben wird, ist offenbar genetisch verankert, doch der europäischen Honigbiene fehlt dieses Gen (genauer gesagt, diese charakteristische Ausprägung eines spezifischen Gens)…
]]>*Im Englischen wird Czar – manchmal auch Tsar geschrieben, genau wie der russische Kaisertitel – als (informelle) Bezeichnung für mehr oder weniger offizielle Sonderbeauftragte einer Regierung verwendet.
]]>Wie kam Donald Duck nur in diesen Baumstumpf?
Die Grafiken alleine zeigen schon, wie stark die aktuelle Situation von den Langzeittrends abweicht, aber sie zeigt auch, dass in der Tat (überdurchschnittlich) mehr Menschen sterben, als dem Virus angelastet wird. Nur ls Beispiel: In meiner Wahlheimat New York City lagen die Sterbezahlen in der Zeit vom 11. März bis zum 18. April um 298 Prozent über dem langjährigen Durchschitt für diese Periode, und “nur” 13.240 dieser 17.200 zusätzlichen Todesfälle wurden Covid-19 zugeordnet. Die Sterblichkeitsziffern liegen also auch für alle anderen Todesursachen bei 4000 über dem Durchschnitt. Warum? Unter anderem, so muss man vermuten, weil überlastete Krankenhäuser und überbelegte Intensivstationen auch andere, normalerweise behandelbare Gesundheitsprobleme zu tödlichen Erkrankungen machen können.
]]>Foto: MIT E-Vent Unit 002 Setup, Image by MD
]]>Aber wo das Wasser schon offen ist, konnte ich bereits ein paar paar Molche schwimmen sehen. Und zu meiner Überraschung summten im Unterholz auch schon einige Bienen herum:
Was die hier als Nahrung finden, kann ich mir zwar nicht vorstellen. Aber andererseits scheint hier so manches essbar, was ich mir nicht vorstellen kann:
(Der Biber, der diese Spuren hinterlassen hat, ist allerdings schon seit einiger Zeit aus der Gegend verschwunden…)
* Die (räumliche) Distanz zu den menschlichen Nachbarn ist hier deutlich größer als in Cambridge; ein paar Tage “social distancing” werden mir und meiner Familie guttun, ehe wir zurück in den – dann für den Rest des Semsters komplett auf Online-Interaktion mit unseren MIT-KollegInnen und -StudentInnen umgestellten – Lehrbetrieb gehen.
]]>Erst mal ein paar Anmerkungen eines Beobachters, der über einen Ozean hinweg erst mal gar nicht nachvollziehen konnte, was da überhaupt Aufregbares dran sein soll. Aber dann fiel mir ein, dass Satire in Deutschland der “breiten Masse” (wer immer das sein mag, ich kenne ja eigentlich nur Individuen, aber man darf die Sozialdynamik einer Rechthaberkultur nicht unterschätzen) immer nur dann als akzeptabel galt, wenn sie niemanden brüskiert – was genau das Gegenteil von dem ist, was Satire soll und kann; ich kann mich an keinen Satiriker, keine Satirikerin des 19., 20. oder auch 21. Jahrhunderts erinnern, auf dem oder der nicht irgendwann im Laufe Ihres Schaffens genau diese Kritik losgelassen wurde. Alles also ganz normal, womit zumindest schon mal bestätigt ist, dass die Umweltsau-Satire den richtigen Nerv getroffen hat.
Was ist den eigentlich der Aufreger hier? Das Wort “Umweltsau” mag nicht unbedingt das schönste der deutschen Sprache sein, aber es ist – als Abwandlung der viel besser etablierten “Drecksau” – in der Rangliste der Schimpfwörter eher im Mittelbau. Und eine Nation, die Schimanskis “Scheiße” aushalten konnte, sollte damit auch zurechtkommen können. Aber offenbar war’s ja gar nicht das Schimpfwort an sich, sondern die Tatsache, dass damit die Oma gemeint war. Wo Omas doch immer nur nett und hilflos sind…
Moment mal! Die Kinder des WDR-Kinderchores sind neun bis 13 Jahre alt; das heißt, ihre Großeltern müssten, nach grober Schätzung, in ihren 50-ern und frühen 60-ern sein – meine Generation also! Und diese Generation ist, wie ich aus persönlicher Anschauung weiß, weder hilflos noch zwangsläufig nett. Und schon gar nicht über satirische Kritik erhaben. Im Gegenteil: Wir sind die Generation der Umweltversauer, der Umweltpolitikverhinderer, der Ressourcenverschwender, die diesen Kindern einen vermutlich irreparablen Saustall (na gut, meinetwegen auch Hühnerstall – der ist in der heutigen Massentierhaltung genauso abscheulich wie die Schweinefabriken) hinterlassen haben. Diese Omas und Opas sind alle noch gut im Geschäft, besetzen Machtpositionen in Wirtschaft und Politik, und zeigen, global und als Kollektiv betrachtet, zu wenig Mühe, dieses Problem ernsthaft anzugreifen. Darüber habe ich mir, vor allem in in den ersten Jahren meines Blogs, die Finger müde geschrieben, und das hat sich seitdem nicht verbessert.
Sicher, in der gleichen Generation (und einigen vor uns) sind auch jene zu finden, die Umweltparteien gegründet haben, gegen Umweltverschmutzung und atomare Rüstung auf die Straße gegangen sind, und die mit ihrer Arbeit überhaupt erst auf das Klimaproblem aufmerksam gemacht haben. Aber die Geschichte zeit, dass die Ausrede “ich war’s nicht” am Ende wenig zählt, wenn die Welt erst mal in Flammen ist. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass niemand – ich schreib’s lieber noch mal groß und fett: NIEMAND! – aus meiner Generation, der oder die sich aktiv für den Umweltschutz eingesetzt hat und noch einsetzt, ein Problem mit dem umgedichteten Kinderlied hat. Wir (ich zähle mich da jetzt mal ganz selbstgefällig mit) wissen, dass wir diese Umweltkatastrophe mit zu verantworten haben. Weil es einen Generationenverantwortung ist. Vor der wir uns nicht drücken können. In diesem Sinn: #jesuisumweltsau.
]]>Wir wissen natürlich nicht, was in den Köpfen unserer steinzeitlichen Urahnen vorgegangen ist. Aber die paar Artefakte, die wir von ihnen haben, geben uns sicher genug Anlass, über unsere eigene Entwicklung nachzudenken. Die US-Wissenachaftsautorin Barbara Ehrenreich hat dies gerade in einem sehr lesenswerten Artikel für den britischen Guardian getan; es ist absolut kein Zufall, dass ihr diese Gedanken gerade in der aktuellen Zeit kommen. Ich selbst habe ja auch schon ab und zu darüber nachgedacht…
Und als visuellen Beleg dafür, dass wir diesen scheinbar primitiven Urahnen vermutlich weit weniger voraus haben, als wir uns selbst einreden wollen, nehme ich nur mal diese Skizze eines Nashorns, die eine steinzeitliche Künstlerin oder ein steinzeitliche Künstler vor mehr als 17.000 Jahren mit schwarzem Pigment an eine schwer zugängliche Wand in der Höhle von Lascaux gezeichnet hat:
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Oder diese Gruppe von Pferden, die bereits vor rund 30 Jahrtausenden in eine Nische der Chauvet-Höhle gepinselt wurde:
Was immer wir auch nicht über die Schöpferinnen oder Schöpfer dieser Bilder wissen: sicher ist, dass sie Fähigkeiten hatten, die selbst in unserer Zeit nur wenige besitzen. Wir nennen es Kunst, und es ist mit Sicherheit etwas, von dem wir heute eher zu wenig als zu viel in uns haben…
(Der Beitrag, verfasst von dem Wissenschaftsautor Eugene Linden, wurde zwar in der Rubrik “Meinungen” veröffentlicht, ist aber eigentlich ein Gastbeitrag – d.h. er ist außerhalb der normalen redaktionellen Produktion entstanden, was aber nicht bedeutet, dass er nicht auf Recherche und auf Fakten beruht.)
]]>for climate skeptics … it was not the environment that was threatened, it was a certain kind of modern industrial society built and dominated by their form of masculinity.
Es geht denen offenbar gar nicht wirklich ums Klima, sondern darum, dass die gebotenen Verhaltensänderungen angesichts dieses Klimawandels ihre vertrauten maskulinen Wertvorstellungen untergraben würden – ebenso wie die Forderungen nach Gleichstellung diese “Werte” gefährden würden.
* Ich kenne dieses Journal nicht, und würde für dessen Qualität daher auch nicht meine Hand ins Feuer legen. Aber sagen wir mal so: Eine Diskussion ist diese These allemal wert!
]]>* Inzwischen ist der Beitrag leider hinter der Paywall verschwunden. Dieser Blogbeitrag von einem der Autoren, Jon Tennant, hilft vielleicht ein bisschen weiter.
Und ich packe hier jetzt einfach noch ein paar weitere Zitate rein:
“Similarly, fossil fuel industry interests have tried to distort the public debate on climate change by sponsoring research and exploiting the prestige of peer review, undermining the overwhelming scientific consensus on the topic. For many years, climate skeptics published studies in the journal Energy & Environment, which had little credibility among climate scientists, even though it had a peer review process. (One of its articles said inaccurately that the sun is made of iron.) (…) Sonja Boehmer-Christiansen, is an avowed climate change skeptic: “I’m not ashamed to say that I deliberately encourage the publication of papers that are skeptical of climate change,” she told the Guardian in 2011.”
“Peer review has also sometimes stymied important research. Senior scientists are more likely to be asked to assess submissions, and they can shoot down articles that conflict with their own views. (…) A 2015 study of 1,000 medical journal submissions found that of the papers that were eventually published, the 14 that became the most frequently cited were initially rejected. Groundbreaking studies by Sir Frank MacFarlane Burnet, Rosalind Yalow, Baruch Blumberg and others were rejected by peer reviewers, yet later led to Nobel Prizes.”
]]>“With more transparency about the publication process, we might have a more nuanced understanding of how knowledge is built — and fewer people taking “peer-reviewed” to mean settled truth.”
* Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, basierend auf Farbe und generellem Vorkommen der Art in dieser Gegend,dürfte es sich um einen jungen Sandbankhai handeln, aber ich lasse mich da gerne belehren…
]]>So ganz draußen war dieser wehrhafte Gliederfüßer eigentlich nicht: Er hatte sich gestern durch eine offene Balkontür in mein Treppenhaus verirrt. Dass es eine Hirschkäferart sein musste, war ziemlich schnell klar. Aber mit dem Lucanus cervus, den ich nur noch aus meiner Kindheit kenne (ist ja inzwischen stark gefährdet), könnte es diese kleinere Variante, die in den USA heimisch und hier als Reddish-Brown Stag Beetle oder auch mit ihrem wissenschaftlichen Namen Lucanus capreolus (also eigentlich “Rehkäfer”) bekannt ist, nicht aufnehmen. Dieser Käfer war etwa dreieinhalb Zentimeter lang – und damit, sozusagen, ein “kapitaler Bock” seiner Art. Ich habe ihn freundlich (und vorsichtig) nach draußen eskortiert…
]]>Um es mal etwas vereinfacht zusammenzufassen: Regenwürmer (die in Amerika übrigens seit der letzten Eiszeit ausgestorben waren und erst durch europäische Siedler wieder eingeführt wurden) fressen sich, als Folge des Klimawandels, in die Region der borealen (nördlichen) Nadelwälder vor – nicht nur in den USA, sondern auch in der russischen Taiga. Und obwohl diese Anneliden generell nützlich sind, da sie den Boden durchmischen (d.h. organisches Material von der Oberfläche in die mineralischen Bodenschichten bringen), was neben besser Nährstoff-Verfügbarkeit für die Wurzelsysteme auch den nützlichen Nebeneffekt hat, dass da durch der “Zunder” für Waldbrände beseitigt oder zumindest verringert wird, haben sie den Nebeneffekt, dass sie durch ihre Aktivität den organischen Zerfall dieser Pflanzenabfälle beschleunigen, was wiederum den Ausstoß von Kohlendioxid steigert. Bisher ist nicht abschätzbar, welcher Effekt – der dem Klima nützliche oder der potenziell das Klima schädigende – auf längere Sicht überwiegen wird.
]]>Es steht mir nicht an, diese Forderung zu unterstützen oder zu kritisieren – ich tu’ mir im Allgemeinen schon schwer genug, diese Kennziffern überhaupt zu unterscheiden und ihre (beabsichtigte) Bedeutung wenigstens ansatzweise einzuordnen. Und ich habe auch keine rechte Vorstellung, was an deren Stelle treten sollte, oder wie sie neu definiert werden müssten, um sinnvoller zu sein. Muss ich auch nicht – aber wer mehr darüber erfahren und eventuell sogar engagiert mit diskutieren will, finden mehr Hintergrund hier bei Retraction Watch: Time to say goodbye to “statistically significant” and embrace uncertainty, say statisticians. Das Fachjournal The American Statistician hat dem Problem sogar eine ganze Sonderausgabe gewidmet: Statistical Inference in the 21st Century: A World Beyond p < 0.05.
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