Angesichts der Diskussionen um verfehlte Vergleiche von Corona und Influenza, um Wodargs Grafiken oder das Verschwinden von Effekten in Durchschnitten geht mir gerade wieder das Thema „Fehler“ durch den Kopf. Natürlich sind nicht alle falschen Aussagen einfache Fehler, aber ab und zu sollte man schon Hanlon’s Law zu seinem Recht kommen lassen. Zumindest nehme ich es gerne für mich in Anspruch. Wie ich hier auf Gesundheits-Check schon mal schrieb, habe ich, bedingt durch mein Alter, große Fehlererfahrung und so ziemlich alle Arten von Fehlern schon mal ausprobiert.

Das ist aber kein besonderes Privileg und geht anderen auch so. Beispielsweise war in der ersten Auflage des wirklich ganz tollen Buchs „Der Hund, der Eier legt“ von Hans-Peter Beck-Bornholdt und Hans-Hermann Dubben, zwei absoluten Statistikfachleuten, eine fehlerhafte Formulierung zu 0 Fakultät. Das habe ich ihnen geschrieben, damit es in einer zweiten Auflage korrigiert werden kann und das hat mir in der zweiten Auflage in einer Dankesliste für Hinweise sogar eine namentliche Erwähnung eingebracht. Natürlich wussten die beiden ganz genau, was es mit 0 Fakultät auf sich hat, aber sie haben die – wer weiß wie im Manuskript emergierte – falsche Formulierung vor dem Druck vermutlich mehrfach überlesen.

Dieses Überlesen ist eine Alltagskompetenz, die man im Umgang mit Druckfahnen im Laufe des Lebens erwirbt. Man sieht immer weniger. Walter Krämer, ein vermutlich hier den meisten bekannter Statistiker, mit dessen gesellschaftspolitischen Ansichten ich zwar oft nicht übereinstimme, aber dessen Talent ich bewundere, Statistik lesbar an den Mann und die Frau zu bringen, hatte in einem Buch einmal die Wahrscheinlichkeit für 6 Richtige im Lotto falsch angegeben. Diese Wahrscheinlichkeit ist eines der Lehrbeispiele in jeder Statistik-Einführung und Walter Krämer hat das seinen Studierenden sicher hunderte Male vorgerechnet – und dann steht es doch falsch in seinem Buch und auch seinen Mitautoren ist es nicht aufgefallen. Der eigentliche Witz kommt aber noch: Ich hatte es ihm geschrieben – und in meiner Mail prompt auch falsch beziffert. Man fasst es nicht, was da manchmal für ein Teufelchen am Werk ist. Walter Krämer hat sich nett bedankt, ohne meine falsche Zahl zu erwähnen. Ob er lachen musste oder, weil er sich fragte, wie er zu seiner falschen Bezifferung kam, meine gar nicht wahrgenommen hat, wird immer unbekannt bleiben.

Die Spitze meiner Fehleranekdoten ist aber die Verwandlung von zwei richtigen Formeln in zwei falsche in einem Lehrbuch der Infektionsepidemiologie. Dort hatte ich mit einer Kollegin einen Artikel über epidemiologische Basics. Dafür haben wir einen schon vorhandenen Text recycled, in dem die Formeln noch ganz korrekt standen. Im Verlauf der Manuskriptbearbeitung wurden sie aber kunstvoll verhunzt, unter anderem, indem Bruchstriche und Schrägstriche ihr Dasein tauschten und ein Auslassungszeichen in der Korrekturfahne zum Wurzelzeichen im gedruckten Werk wurde. Bei der letzten Druckfahne ist das allen, die korrekturgelesen haben, durchgerutscht. Zum Piepen, und wenn man es frisch gedruckt sieht, zum Wahnsinnigwerden. Bei mir hatte sich in den Jahren danach übrigens nie jemand gemeldet und stolz mitgeteilt, dass zwei Formeln falsch sind. Vielleicht waren sie zu offenkundig falsch, aber manchmal frage ich mich, ob es wohl studentische Abschlussarbeiten gibt, in denen mit den Formeln bahnbrechend überraschende, aber leider falsche Ergebnisse berechnet wurden. Mea culpa.

Mich haben solche Vorgänge dazu gebracht, ein Fehlerrelativitätsgesetz zu postulieren: In jedem längeren Text, egal wie viele Fehler man findet, bleiben immer mindestens 5 weitere Fehler. Wenn man Glück hat, nur einfache Schreibfehler, wenn man Pech hat, werden auch höhere intellektuelle Ansprüche erfüllt. Interpretiert man das Fehlerrelativitätsgesetz nicht metaphysisch, sondern psychologisch, so hat es mit Unaufmerksamkeitsblindheit bzw. Veränderungsblindheit zu tun, also damit, dass man in bestimmten Situationen selbst Gorillas übersieht, die durchs Bild laufen. Die praktische Konsequenz in meinem hauptberuflichen Feld war die Einführung einer Fehlerkasse: Für wirklich dämliche Fehler, die man hätte sehen können, die Gorillas, werden 2 Euro fällig. Das entlastet seelisch wie die katholische Beichte und ergibt nach einiger Zeit eine Summe, die für den Biergartenbesuch aller redlich bemühten und am Fehlerrelativitätsgesetz gescheiterten Kolleg/innen reicht. Und in unserem Büchlein „Gesundheitsdaten verstehen“ haben wir der Unausweichlichkeit des Fehlers und der Emergenz von Fehlern in Manuskripten, in denen sie nie drin waren, durch einen Eintrag im Glossar zum Stichwort Fehlerfortpflanzung Rechnung getragen. Ich bin zwar noch nicht so weit, dass ich mit Friedrich Nietzsche die ewige Wiederkehr meiner Fehler auch noch will, aber immerhin kann ich sie immer öfter mit Lichtenberg hinnehmen, als Teil dessen, was sich in unserem irdischen Leben nicht ändern lässt. Das Fehlerrelativitätsgesetz hat ganz bestimmt der liebe Gott gemacht, um uns etwas Demut beizubringen, nicht der Teufel.

Kommentare (38)

  1. #1 rolak
    24. Mai 2020

    Demut beizubringen

    Nicht doch, das ist einer der wesentlichen Beiträge zum himmlischen Unterhaltungsprogramm. Eine der erfolgreicheren Reformen unter denen, die damals™ durchgeführt wurden, als die Abwanderungswelle unaufhaltsam schien, die durch einen gewissen gelangweilten Aloysius ausgelöst worden war.

  2. #2 Gerald Fix
    24. Mai 2020

    Wir:
    Du toller Wicht, gesteh nur offen:
    Man hat dich auf manchem Fehler betroffen!
    Er:
    Jawohl! doch macht ich ihn wieder gut.
    Wir:
    Wie denn?
    Er:
    Ei, wie’s ein jeder tut.
    Wir:
    Wie hast du denn das angefangen?
    Er:
    Ich hab einen neuen Fehler begangen,
    Darauf waren die Leute so versessen,
    Daß sie des alten gern vergessen.

    (Johann Wolfgang von Mozart, Zahme Xenien)

  3. #3 Horst
    24. Mai 2020

    Derjenige, der seine Abschlussarbeit druchblättern kann, ohne nach spätestens 2 Minuten einen Fehler zu entdecken, werfe den ersten Stein. Oder streichle ein Schwein – das macht mehr Spaß und ist nicht so brutal.

  4. #4 zimtspinne
    24. Mai 2020

    Der Teufel steckt im Detail, könnte man auch sagen.

    Den perfektionistischen (Selbst-)Anspruchsteufel versuche ich mir auszutreiben oder nur ab und an bei bestimmten Dingen rauszulassen (Silber putzen zB, wenn ich welches hätte).

  5. #5 Soisses
    24. Mai 2020

    Ich habe bzgl. Senkung der Fehlerrate folgende Erfahrung gemacht: Es ist wichtig, schon beim ersten Hinschreiben bestmöglich fehlerfrei zu sein. Was man im ersten Versuch schon mal so gelten lässt, das hat zu wenig Aussicht, später korrigiert zu werden.
    Es ist so, als würde man sorglos Pilze sammeln und darauf vertrauen, dass die Pilzberatung die giftigen schon aussortieren wird.
    Beispiel: In Berlin gab es grundschulpädagogische Versuche, den Kinderchen das Schreiben zunächst nach Gehör beizubringen, u.a. damit die Kleinen in ihrem kreativen Ausdruck nicht durch Rücksichtnahme auf Orthografie gebremst werden. Hauptsache Schreiben, egal wie orthografisch falsch. Das hat sich, soweit ich weiß, nicht bewährt.
    Noch ein Beispiel. Wenn das Texten schnell gehen soll, dann kopiert man aus dem Internet oder aus pdfs einiges zusammen. Es ist wahnsinnig schwer, hinterher (nachträglich) noch die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens einzuhalten. Es ist ein unsicheres Verfahren, erst beim Überarbeiten in alle Quellen aufs Neue reinzugucken und zu entscheiden, ist das wörtlich oder ist das sinngemäß übernommen. Das Risiko, einen Giftpilz zu übersehen (= trotz Quellenangabe Plagiat zu begehen), ist echt groß.

    • #6 Joseph Kuhn
      24. Mai 2020

      @ Soisses:

      “Es ist wahnsinnig schwer, hinterher (nachträglich) noch die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens einzuhalten.”

      Das geht nur in “mühevoller Kleinstarbeit” – und auch dann geht’s manchmal schief. 😉

  6. #7 ZumVerzweifeln
    25. Mai 2020

    Nach ihrem Fehlerrelativitätsgesetz dürften jetzt also noch 5 Fehler im Text sein, die sie nicht gefunden haben, nachdem sie den Text mumaßlich 5 mal geprüft haben.

    Sollen wir uns jetzt auf die Suche machen?

    Also, der erste Fehler scheint mir zu sein, das es nicht “Unaufmerksamkeitsblindheit” heisst, sondern “Aufmerksamkeitsblindheit”.

    Aber …wie wunder: Auch bei der Wikipedia heisst es “Unaufmerksamkeitsblindheit”. Wurde diese “Eigenschaft” kürzlich umbenannt?

    Oder mein (Erinnerungs)Fehler?

    Nein, das ist Fake.

    Ersten ist “Unaufmerksamkeitsblindheit” fast ein Pleonasmus oder eine Tautologie, weil Unaufmerksamkeit an Blindheit grenzt oder mit ihr gleichkommt.

    Zweitens ist der Kernpunkt bei der Aufmerksamkeitsblindheit ja, das man auf etwas bestimmtes fokussiert, und dabei alles andere ausser Acht lässt. Die Unaufmerksamkeit entststeht durch fokussierte Aufmerksamkeit.
    So kann es nicht “Unaufmerksdamkeitsblindheit” heissen.

    Ausser, wir verwenden immer Falschbegriffe, weil …frei nach auch Mörphis-Gesetz…sowieso schief geht, was schief gehen kann und dann haben wir wenigstens den Fehler vorweggenommen, den wir später nochmal machen.

    ….

    Und übrigens:
    Was, wenn irgendein Redigierer ihnen einen Streich spielen wollte?
    Niedertracht oder Neid ob der Perfektion, die sie ablieferten? (derjenige, der Bücher schrieb, die plötzlich einen ..äh 5 Fehler enthielten)

    Oder der Fehlerteufel.. eine emergente Entität, die will, das Fehler gemacht werden.

    Oder das hier ist der Grund:
    https://www.youtube.com/watch?v=3kWVcTR6K9M&list=PLICjTfsn09boe0SS0z0OpzkLMkB8e2Haj&index=5

    Still eingebaute Fehler, damit man herrausbekommt, wer tatsächlich aufgepasst hat (und …:nicht unwichtig: es auch wirklich versteht).

    Ich empfehle übrigens niemanden je einen IQ-Test zu machen oder sich an die Mensa zu wenden.
    Aus einem fundamentalen Grund: Es ist das Ende deiner Freiheit, wenn die Leute wissen, das du wirklich intelligent bist.
    Wissen ist macht. Und wirkliche Superschlaumeyer bedeuten Probleme, wenn man sie nicht kontrolliert und Manipuliert.

    • #8 Joseph Kuhn
      25. Mai 2020

      @ ZumVerzweifeln:

      Das Fehlerrelativitätsgesetz gilt, wie ich schrieb, nur für “längere Texte”. Damit sind z.B. längere Zeitschriftenartikel oder Bücher gemeint, nicht Blogbeiträge. Die mögen in Twitterzeiten manchen Leuten auch lang vorkommen, manchen tl;dr, aber sie haben zu wenig Fehleremergenzraum. Die Grenze, ab der das Gesetz gilt, ist nach der Fehlerrelativitätsgesetz-Unbestimmtheitsrelation übrigens unbestimmt.

      Die Zahl der Fehler 5 ist zudem unabhängig von der Zahl der Korrekturlesungen. Dass bei 5 Korrekturlesungen noch mindestens 5 Fehler und bei 10 Korrekturlesungen noch mindestens 10 Fehler im Text sind, was eine kausale Zusammenhangshypothese nahelegen würde, ist also keine Aussage der Fehlerrelativitätstheorie. Das Mystische ist der Nichtzusammenhang. Es zeigt sich.

  7. #9 Basi
    Honzuki no Gekokujou
    25. Mai 2020

    @Horst
    Okay, ich bin dann mal weg, ein Schwein suchen…

  8. #10 Fluffy
    25. Mai 2020

    Fehlr? Wer mahct hier Fehler?

    Ihr könnt euch ziemlich sicher sein, dass wenn das hier einigermaßen überstanden ist, sich einige Leute sowas von gegenseitig loben und bestätigen werden, alles richtig gemacht zu haben.
    Fehler machen die Anderen. Zum Beispiel das Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, wo man aber auch in beispielhafter Form sozialistische nachhaltig Selbstkritik geübt hat, und sich natürlich auch sofort ein neuer kommisarischer Geschäftsführer gefunden hat.

  9. #11 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    25. Mai 2020

    Es gibt nur wenige Texte, bei denen es sich lohnt, die Fehler konsequent auszumerzen. Wo das tatsächlich geschieht sind die Erfolge offensichtlich:

    https://www.feynmanlectures.caltech.edu/info/flp_errata.html

  10. #12 Viktualia
    25. Mai 2020

    Ich möchte meine Enttäuschung zum Ausdruck bringen.
    Ich halte diese Art, mit dem Thema umzugehen, für einen Fehler.

    Wenn unsere Gesellschaft irgend etwas wirklich ganz dringend braucht, dann ist es ein anderer Umgang mit Fehlern. Nicht nur mit Rechtscheibfehlern, aber da könnte man ja schon mal anfangen und sich die “Aufmerksamkeitsebenen” anschauen.

    Anscheinend gehen Akademiker da anders mit um als Ergotherapeuten.

    Es wurde sogar Gott bemüht, als Gegensatz zum Teufel – als ob uns nicht die ganzen Schuld- und Sündenmetaphern dahin gebracht hätten, dass wir mit Fehlern so umgehen, wie wir damit umgehen. (Erst autoritär und dann gar nicht mehr.)
    Und als ob es nicht gerade der grassierende Narzissmus wäre, – also die Kultur, aus Fehlern nicht mehr lernen zu wollen, zu können, oder, je nach Status, zu brauchen – der uns diese Katatstrophen eingebracht hat.
    Sorry, aber ich bin nicht gewillt, hier in diesem Rahmen so zu tun, als hätte ich dafür “Toleranz” übrig.

    Ich versuch´s mit einem Beispiel:
    Aufmerksamkeit. Ja, guter Punkt, dass nicht nur “Unaufmerksamkeit” blind macht. Aber könnte man da nicht vernünftigerweise eine Konsequenz draus ziehen? Eine pragmatische?
    – Wenn ich die Sätze/Wörter eines Textes lese, erschliesst sich mir, gewohnheitsmässig, deren Sinn, die Bedeutung. Will ich fehlende oder falsche Buchstaben finden, muss ich meinen Fokus von Sätzen/Wörtern auf Wörter/Buchstaben lenken.
    Durch Lesen der ganzen Sätze kann ich Satzzeichen und dass/das korrigieren, von den Rechtschreibfehlern finde ich so nur einen kleinen Teil.
    Ich kontrolliere ja gar nicht die Buchstaben, sondern verbleibe in meiner “alten Sinnfindungsstrategie” und diese braucht keine “Rechtschreibung”, die braucht eigentlich nicht mal Vokale. (Kennt ihr diese Texte ohne Vokale, die aber dennoch leicht zu verstehen sind, besonders, wenn man schnell drüber fliegt?)
    Es ist was neurologisches; “Sinnfindung” ist nicht das Gleiche wie “Kontrolle”.

    Wenn ich mir nicht eingestehen mag, dass mein Aufmerksamkeitsfokus meine Fehlerquelle darstellt, brauche ich ja nicht mal darüber nachdenken, ob ein anderer Fokus nützlicher wäre.

    Rechtschreibfehler sind solche, wo das Richtige schon bekannt ist. Der Fokus dieses Fadens verschleiert aber gerade (unabsichtlich, wie ich hoffe) einen gröberen Fehler: den, einen “Fehler” so zu erklären, dass man die vermeintliche Abwesenheit der Lösung als solche verkauft.
    Es ist nicht so “von Gott gemacht, damit wir Demut lernen”. Wir Menschen haben die Möglichkeit durch Reflektion unserer Fehler Rückschlüsse auf unsere Wahrnehmung zu machen. Da gehört die Demut hin, auf diese “ewige Aufgabe”, nicht darauf, die unbefriedigenden Nebenschauplätze verherrlichen zu können. (T´schuldigung verehrter Herr Kuhn, aber bei dem Thema kann ich grad nicht anders.)

    Ich bin nicht gewillt, “demütig zu sein”, wenn ich stattdesen lernen und wachsen kann. Und da brauch ich keine “Demut vor dem Fehlerteufel”, da brauch ich ein Ego, das bereit ist, zu lernen, damit es “sterben” (den Standpunkt wechseln) und ich als Mensch wachsen kann.

    (Püschologisch gesehen hab ich Gott in der Tasche (Selbstwirksamkeit), wenn ich mit meinem “Fehlerteufel” Frieden schliessen kann. Aber nicht “metaphysisch”, sondern praktisch. Sonst läuft das nicht.
    Vielleicht, nein hoffentlich, war es ja so gemeint. Aber halt so “metaphysisch” ausgedrückt, dass eine Lösung nicht mehr nötig scheint.)

    Ich mag ebenfalls nicht immer “Erklärbär” sein. Und “Geduld” (statt Demut) ist sicher auch sehr nötig um klar zu kommen.
    Aber in meinen Augen geht es im Leben eher darum, es auch aus anderen Perspektiven betrachten zu können (um eine dem Kontext gerecht werdende Lösung zu finden), als alles “in Demut anzunehmen”.
    In diesem Sinne: Peace!

    @Horst und Basil: ich mag Mehrschweinchen…

  11. #13 Adent
    25. Mai 2020

    @Viktualia
    Warum immer nur Mehrschweinchen, was hast du gegen Wenigerschweinchen :-)?
    @Horst
    Da hätte ein damaliger Kommilitone aber eine ganze Horde Schweine streicheln müssen nachdem er seine Dipolmarbeit abgegeben hatte.
    @Joseph
    Ich bezweifele dein Fehlerrelativitätsgesetz ein wenig, die Zahl 5 scheint mir zu willkürlich, wenn verschiedene Leute einen längeren Text lesen (nicht mehrfach, das ist fatal) und man noch ein Korrekturprogramm rüberschickt (am besten einmal am Anfang und nochmal am Ende), dann kommt man durchaus auf weniger Fehler. Fatal ist es den eigenen Text Korrektur zu lesen, oder den eines Doktoranden oder Kollegen mehrfach korrigieren zu müssen, da sind es bestimmt mehr als 5 Fehler die drin bleiben.

    • #14 Joseph Kuhn
      25. Mai 2020

      @ Adent:

      “Korrekturprogramm”

      Wie schon Karl Valentin, der Denker vom Todtnauberg, einst sagte: “Das Korrekturprogramm denkt nicht”. Es ist gar nicht in der Lage, einen Fehler mit der nötigen transzendentalphilosphischen Tiefe zu übersehen, also die Fraglichkeit des Daseins des Fehlers zu erfassen.

  12. #15 zimtspinne
    25. Mai 2020

    Ich werfe mal die Automatismus-Blindheit dazwischen.

    Je vertrauter und routinierter man sich in einer Textumgebung bewegt, umso weniger wird man jedes einzelne Wort bewusst und überprüfend schreiben und auch lesen.
    Da wird großflächig überflogen und in den Automatismusmodus gewechselt. Ist für mich kein Fehler oder Mangel/Defizit, sondern doch wohl eher eine erstaunliche Leistung unseres Gehirns und somit auch ein (Alltags-)Intelligenzmerkmal.

    Ich habe schon Texte blind abgetippt von einer Vorlage und war dabei in Gedanken völlig woanders – mit ner erstaunlich geringen Tippfehlerquote!
    Geringer, als wenn ich hochkonzentriert tippe, um ja wenige Fehler zu machen, die ja auch alle wieder korrigiert werden müssen.
    So ähnlich, wie man bekannte Strecken mit Rad oder Auto auch unter abschweifenden Gedanken noch sicher fährt und erstaunlich oft wohlbehalten am Ziel ankommt.
    Sollte man so nicht machen. Kann es verhindert werden? Nein, genauso diese Fehler, und bei mir kommen sie auch schon in kurzen Texten vor.

    Außerdem können sich interessante und gute Bücher auch Fehler (in Maßen) leisten.
    Zumindest gilt das in jedem Fall für spannende Unterhaltungsromane und auch für mitreißende sonstige Literatur. Da bemerke ich oftmals keine fünf Fehler in einem Buch, höchstens mal einen oder zwei, wenn überhaupt.

  13. #16 Fluffy
    25. Mai 2020

    @#12
    sehr nett

    Rechtscheibfehlern
    und
    Mehrschweinchen

    und gut platziert.

    Ich erlaube mir mal die Hypophyse, hier geht es nicht vordergründig um Rechtschreibfehler.
    (Außer vielleicht bei Mistelmeier)
    Die Begriffe

    Gott ,Demut, Teufel,und Hanlon

    sind ja schließlich alle richtig geschrieben.
    Wie sähe das ohne Vokale aus?

    Gtt ,Dmt, Tfl,und Hnln

  14. #17 Fluffy
    25. Mai 2020

    @#12
    sehr nett

    Rechtscheibfehlern
    und
    Mehrschweinchen

    und gut platziert.

    Ich erlaube mir mal die Hypophyse, hier geht es nicht vordergründig um Rechtschreibfehler.
    (Außer vielleicht bei Mistelmeier)
    Die Begriffe

    Gott ,Demut, Teufel,und Hanlon

    sind ja schließlich alle richtig geschrieben.
    Wie sähe das ohne Vokale aus?

    Gtt ,Dmt, Tfl,und Hnln

  15. #18 Viktualia
    25. Mai 2020

    @Adent: Mehr Schweine, mehr Mist. Gut für den Garten.
    “Aus Scheisse Gold machen” = Kompost.

    Wow, @Fluffy, Danke – das Mehr beim Schwein war extra, die Scheibe nicht. (Und ich hab natürlich extra oft nachgelesen…)

    Dann möchte ich Zimtspinnes “Automatismus-Blindheit” noch ergänzen mit “Anfangs Blindheit” (Fehler am Anfang eines Textes überlese ich eher als die späteren; vielleicht, weil ich auf “Automatisierung” achte…)

    Und es gibt auch sicher so was wie “individuelle Lieblingsfehler”, bei mir wenn die Optik oder Klang besser passen (Schockolade wenn es Notfallmedizin ist. Oder Diskussion für unfreundliche Gespräche (Dis-Kuss); auch Kloopapier wegen 00.)

    Mit den “meine Tastatur ist abgenutzt”- Fehlern komm ich inzwischen klar. Die sind auch wieder ein gutes Beispiel für den “Lerneffekt”, den möglichen.

    Bei “Gtt, Dmt, Tfl und Hnln” fällt mir als erstes auf, dass ich für “Hnln” den “Rzr” brauche um ihn zu erkennen und Gtt anscheinend eher ein “Alleinstellungsmerkmal” hat als Tafel.
    Dmt lag mir noch nie.

  16. #19 ZumVerzweifeln
    25. Mai 2020

    @ Joseph Kuhn
    25. Mai 2020 #8

    Ja, also das ihr Gesetz nur für lange Texte gilt, haben sie am Ende der Einlassung dann wieder “relatriviert”. Muß ein Fehler gewesen sein.
    Aber ich komme ihnen entgegen und intendiere “formal” einen Koeffizienten zur Textlänge und dann reduziert sich die Fehleranzahl kurzer Texte, wie ihrer Oben auf…ähm, einen Moment…. E=mc2 / 3,14 … orientiert am Flunkerfaktor plus Spinnermultiplikator mal Nonsenskonstante…und eins im Sinn….ähm… = 1.

    Und den einen hab ich schon gefunden!

    chapeau…

  17. #20 Adent
    26. Mai 2020

    @Fluffy
    Ich mag lieber Mehrscheinchen 🙂

  18. #21 Alisier
    26. Mai 2020

    @ Viktualia #12
    Da bin ich doch fast mit allem einverstanden, und muss bei diesem Post selber gar nicht mehr in die Tasten greifen.
    Außer dass ich Bilche viel lieber mag als Mehrschweinchen.

  19. #22 Viktualia
    26. Mai 2020

    @Alisier, Danke, freut mich (dass es gefällt, nicht dass du nix schreibst.)

    Und Danke für “Bilche”, kannte ich gar nicht – den Familiennamen, die Mitglieder schon.
    Ging aber ja ums Streicheln und das ist schon bei den Meerlies fragwürdig.
    (Auf meine Hand setzen sie sich, aber kraulen ist Bäh.)

    Ich hab eben eine Spitzmaus gefangen (ohne Falle, mit nem Glas), weil meine Kater meinen, für Mäuse, die hier schon wohnen, seien sie nicht zuständig. Um was man sich nicht alles selber kümmern muss….

  20. #23 Alisier
    26. Mai 2020

    Entschuldigung an Joseph fürs OT:
    Über Spitzmäuse sollte man sich freuen, sie aber nicht fangen. Aus zwei Gründen:
    Spitzmäuse müssen ständig fressen, und zwar Insekten und anderes Nichtvegetarisches. Die verhungern sonst blitzschnell.
    Weil sie Insekten fressen, sind sie in Haus und Garten willkommen, und sollten da bleiben wo sie sind.
    Katzen verabscheuen übrigens Spitzmäuse grundsätzlich.

  21. #24 Viktualia
    26. Mai 2020

    @Alisier –
    “Konstant”? IM Haus? Das wär wohl ein Fehler…
    (Damit zwar nicht ganz o.t, aber ich antworte im OLT, o.k.?)

  22. #25 Alderamin
    27. Mai 2020

    War neulich in so einem Kommunikationskurs. Die Kursleiterin zeigte uns einen Text, vielleicht 15 Zeilen zu 40 Zeichen. Wir sollten die “o”s zählen. Ich kam auf 2. Dann fragte sie die Leute ab. 5, 7, 4, meine 2. Dann sollten wir nochmal zählen. Ich kam wieder auf 2. Es waren 8.

    Warum? Wir lesen keine Buchstaben sondern Wörter. Ich hatte auch bei mehrmaligem Hinschauen nur die “o”s am Wortanfang registriert (2x “of”). Wie soll ich da meine Texte entwanzen, wenn WordPress seit neuem meint “ey, super, alles richtig!” Kopiere jetzt nach Word (2003…). Aber wehe ich füge ein paar ungeprüfte Zeilen hinzu – absolute Katastrophe…

    • #26 Joseph Kuhn
      28. Mai 2020

      @ Alderamin:

      Ein schönes Experiment. Aber zum Trost: Deine Blogbeiträge beschäftigen sich ja mit den unendlichen Weiten des Weltraums. Da sind ein paar Tippfehler auf einem kleinen Planeten eines Klasse-V-Sterns am Rande der Milchstraße nur ein Wimpernschlag in der Ewigkeit, die schon in wenigen Milliarden Jahren von einem Roten Riesen für immer korrigiert werden. Alles wird gut.

  23. #27 Joseph Kuhn
    29. Mai 2020

    So lügt man mit Statistik …

    … heißt ein lehrreiches Buch von Walter Krämer, den ich oben wegen seiner didaktischen Fähigkeiten gelobt habe. Ob er bei seinem Kommentar zum Thema Übersterblichkeit auf der unsäglichen Achgut-Seite das Kapitel über Mittelwerte aus seinem Buch vergessen hat?

    Verlinken will ich zu Achgut nicht. Corona bekommt man davon zwar nicht, aber das kalte Grausen.

  24. #28 Udo Endruscheit
    Essen
    2. August 2020

    Danke für den Seelenbalsam, ab und zu hört man doch gern, dass man in gewisser Weise frei von Schuld ist…

    Ich war früher über 20 Jahre für den jährlichen Gesamtbericht “unseres Ladens” zuständig, zusammengetragen von rund 40 Leuten, so etwa 150 Druckseiten, zusammengestellt, redigiert, lektoriert, gegengelesen was das Zeug hielt. Nach dem Druck wurde allenfalls gefragt, wie lange es wohl dauern würde, den / die ersten Fehler zu finden, also nach dem Wann, nicht nach dem Ob. Es hat mich immer unendlich gewurmt…
    Und es ist bei meinen heutigen Bemühungen um Verschriftlichung meiner wirren Gedanken keinen Deut anders. Nur, dass ich es heute keinem Team mehr in die Schuhe schieben kann…

    • #29 Joseph Kuhn
      2. August 2020

      @ Udo Endruscheit:

      Wenn es nur eine Frage der Zeit ist, könnte man auch überlegen, ob das Fehlerrelativitätsgesetz statistisch als Markov-Kette gedächtnisloser Korrekturlesungen zu modellieren ist. Aber das müsste ein versicherter Statistiker wie Prof. Karl Valentin beurteilen.

  25. […] Die Grundidee ist nicht verkehrt: Die absolute Risikoreduktion hängt von der Wahrscheinlichkeit ab, mit der Nichtinfizierte auf Infizierte treffen. Wenn ich das so hinschreibe, sieht man sofort des Gedankens Fäule in meinem gestrigen Kommentar. Trotzdem hat mich die Einfachheit dieser Überlegung mit sich fortgerissen – zur Bestätigung von Menckens Satz und zur Erweiterung meiner Fehlererfahrung. […]

  26. #31 Joseph Kuhn
    18. Juli 2021

    Immer wieder der Sechser im Lotto:

    Weil ich im Blogbeitrag meine unfreiwillige komische Korrekturnachricht an Walter Krämer zur Wahrscheinlichkeit, im Lotto einen Sechser zu bekommen, zum Besten gegeben habe:

    Im aktuellen SPIEGEL 29/2021 schreibt Ullrich Fichtner anlässlich der Ängste der Leute vor seltenen Impfnebenwirkungen:

    “Aus dem Zahlenpaar 1 zu 15,5 Millionen zum Beispiel – das ist die Wahrscheinlichkeit eines Sechsers im Lotto – liest der normale Mensch nicht, wie Borel es getan hätte, dass der Großgewinn ausgeschlossen ist, sondern er glaubt im Gegenteil, dass er doch immerhin eine gute Chance auf den Sechser habe.”

    Ich glaube, Borel hätte festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser 1:13.983.816 beträgt, gerundet also 1:14 Mio und ich glaube auch, dass der “normale Mensch” nicht so naiv ist, wie manche SPIEGEL-Journalisten meinen.

    Der Rest zum Thema Wahrscheinlichkeiten, den sich Fichtner aus einem Borel-Text angelesen hat, ist auch Mist. Borel nimmt er als Zeugen dafür, dass man sehr unwahrscheinliche Ereignisse so behandeln solle, “als ob sie unmöglich wären.” Bekanntlich haben jedes Wochenende Menschen einen Sechser im Lotto, und die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen einer AstraZeneca-Impfung zu sterben, die Fichtner mit 1:450.000 beziffert, sollte man daher schon gar nicht so behandeln, als ob Sterbefälle “unmöglich” wären.

    Wenn hinreichend viele Menschen geimpft werden, kommt das gar nicht so selten vor. Borel würde sagen, etwa einmal auf 450.000 Impfungen, 10 mal auf 4,5 Mio. Impfungen oder 100 mal auf 45 Mio. Impfungen. Und trotzdem ist die Impfung vorteilhaft.

  27. #32 Jolly
    19. Juli 2021

    @Joseph Kuhn

    Ich glaube, Borel hätte festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser 1:13.983.816 beträgt

    Das schon. Vielleicht hätte Borel aber auch erkannt, dass die Welt sich verändert. Nicht nur durch Corona. Wo es früher nur einen Sechser gab, wird heute zwischen Sechser und Supersechser unterschieden, einem Sechser mit Zusatzzahl.

    Ob das dem Spiegel-Autor bewusst ist, darf bezweifelt werden. Fichtner wird einfach die Zahl abgeschrieben haben, die bei Gewinnwahrscheinlichkeiten im Lotto hinter 6 Richtige steht, und hat damit einen Volltreffer gelandet.

    • #33 Joseph Kuhn
      19. Juli 2021

      @ Jolly:

      “Fichtner wird einfach die Zahl abgeschrieben haben …”

      So ist es. Er hat die Wahrscheinlichkeit für die Gewinnklasse 2 angegeben, also 6 Richtige und das Verfehlen der Zusatzzahl im aktuellen Tippsystem.

      “Ob das dem Spiegel-Autor bewusst ist, darf bezweifelt werden.”

      Darf man das bei jemandem, der mit Borel argumentiert, bezweifeln?

  28. #34 Jolly
    19. Juli 2021

    @Joseph Kuhn

    Darf man das […] bezweifeln?

    ‘Ich darf das, ich bin der Größte’ (Belmondo, aus dem Gedächtnis zitiert)

    • #35 Joseph Kuhn
      19. Juli 2021

      @ Jolly:

      Das leuchtet natürlich sofort ein. Wie konnte ich nur. 😉

  29. #36 Joseph Kuhn
    21. Juli 2021

    @ Jolly:

    Ihre SPIEGEL-diagnostischen Fähigkeiten sind beeindruckend. Ich habe den SPIEGEL auf die Zahl hin angeschrieben. Antwort:

    “ich hatte Ihren Hinweis an die SPIEGEL-Dokumentation zur Prüfung weitergeleitet, nun liegt mir eine Rückmeldung von dort vor. Herr Fichtner hatte den Wert von 1:15,5 Mio auf Lotto.de gefunden.”

    Nun denn. Die berühmte Dokumentationsabteilung des SPIEGEL ist wohl, wie man spätestens seit Relotius weiß, auch nicht mehr das, was sie vielleicht irgendwann einmal war.

  30. #37 Jolly
    21. Juli 2021

    @Joseph Kuhn

    Man sieht, selbst beim einfachen Abschreiben kann einem ein Fehler – die Konstante unseres Tuns – unterlaufen.

  31. […] ist der Versprecher Laschets im Publikum niemandem aufgefallen. So wie auch manch andere Fehler nicht weiter auffallen, obwohl sie eigentlich unübersehbar sind. Zum Glück geht es dabei meist nicht um wichtige Dinge, […]