Gestern hat der Deutsche Bundestag den Gesetzentwurf zum kontrollierten Umgang mit Cannabis abgesegnet. Am 1.4.2024 soll der erste Teil der Legalisierung in Kraft treten. Um das Gesetz wurde lange und heftig gerungen, mit unterschiedlichen Argumenten auf beiden Seiten. Auch hier im Blog gab es zur Frage der Cannabis-Legalisierung vor längerem schon einmal eine ausführliche Diskussion.

Der neben den kriminologischen Aspekten wohl wichtigste Streitpunkt waren die gesundheitlichen Folgen des Cannabiskonsums. Auch das ist eine Diskussion mit vielen Grautönen. Hier sei nur kurz auf die stationären Fälle hingewiesen: 2022 gab es in Deutschland 17.204 stationäre Behandlungen infolge von psychischen Störungen durch Cannabinoide. Die meisten dieser Behandlungen entfielen auf das Abhängigkeitssyndrom (8.808 Fälle), gefolgt von psychotischen Störungen (4.635 Fälle).

Die Krankenhausfälle mit diesen beiden Diagnosen haben in den letzten 20 Jahren erheblich zugenommen. Das Abhängigkeitssyndrom war 2022 fast 10 mal so häufig wie im Jahr 2000, die psychotischen Störungen waren 6 mal so häufig und die Gesamtgruppe der psychischen Störungen infolge von Cannabinoiden 5 mal so häufig. Würde man die Entwicklung nur bis zum Vor-Coronajahr 2019 betrachten, wäre die Zunahme noch höher.

Von den 17.204 Fällen im Jahr 2022 waren 305 in der Altersgruppe 5 bis unter 15 Jahre, 7.387 in der Altersgruppe 15 bis unter 25 Jahre. Mit zunehmendem Alter werden es dann weniger, in der Altersgruppe 65 und mehr waren es nur noch 70 Fälle.

Das Gesetz sieht in § 43 eine wissenschaftlich unabhängige und ergebnisoffene Evaluation der Folgen vor. Dabei sollen nicht nur Veränderungen des Konsums, sondern auch Kontextfaktoren wie die Prävention evaluiert werden. Nach 2 Jahren ist ein Zwischenbericht vorgesehen, nach 4 Jahren ein umfassender Bericht. In die Evaluation sollen „Sichtweisen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen“ einfließen.

Ich bin gespannt, wer den Evaluationsauftrag erhält, welche Rolle das geplante Bundesinstitut BIPAM dabei spielt, welche Aspekte im Einzelnen evaluiert werden, was dabei herauskommt – und wie es nach den 4 Jahren mit dem langfristigen Monitoring des Cannabiskonsums in Deutschland weitergeht. Interessant dürften auch die unterschiedlichen Entwicklungen in den Bundesländern werden. Absehbar werden ja einige Bundesländer auf einen restriktiveren Vollzug achten, andere vielleicht etwas liberaler vorgehen.

—————-
Edit: Habe im zweiten Satz von „wird“ zum 1.4. in Kraft treten in „soll“ in Kraft treten umformuliert, da es möglich ist, dass das Gesetz den Bundesrat nicht reibungslos passiert.

Kommentare (47)

  1. #1 Holger
    24. Februar 2024

    gewöhnlich wird der Stoff ja durch Rauchen konsumiert.
    da ist wohl das eigentliche Rauchen (hohe Temperatur und damit viele kritische Stoffe) das Hauptproblem auch in Bezug auf Lunge.

    Mir ist komplett unklar ob es eine Art Zerstäuber gibt – so ein Apparat wie bei Asthma.
    Oder Kekse (nach Rezept dann Butter durch “Kräuterbutter” ersetzen) klingt zumindest gesundheitlich unproblematischer.

  2. #2 hto
    wo Ränkespiele ...
    24. Februar 2024

    Thailand hat jetzt nach einem Jahr Legalisierung ein schlechtes Fazit ausgesprochen, was ja kein Wunder ist und weshalb ich aus intensiver Erfahrung auch dagegen bin – Kiffen und psychedelische Drogen einwerfen, ist nichts für Menschen die dem Druck und der Verblödung des “freiheitlichen” Wettbewerbs standhalten müssen.

    Wenn wir eine vernünftige Welt- und Werteordnung hätten, OHNE …, dann kann man über sowas wirklich-wahrhaftig und zweifelsfrei-eindeutig nachdenken.

  3. #3 LasurCyan
    24. Februar 2024

    infolge von psychischen Störungen durch Cannabinoide

    Da muss ich nachhaken, Joseph. Bezeichnet das wirklich die Gruppe, wo klar ist, dass der Substanzgebrauch ursächlich war? Oder sind das unscharf formuliert alle Fälle wo Druffis mit Psychose eingeliefert werden?

    • #4 Joseph Kuhn
      24. Februar 2024

      @ LasurCyan:

      Die Krankenhausstatistik weist die Hauptdiagnose aus, also „an“, nicht „mit“.

  4. #5 Ludger
    24. Februar 2024

    Kekse

    Viele MS-Kranke backen sich die schon seit vielen Jahren, um damit ihre schmerzhaften Muskelkrämpfe zu lindern.

  5. #6 Beobachter
    24. Februar 2024

    Sollte das Gesetz tatsächlich in Kraft treten und nicht blockiert werden, sehe ich da schon jetzt erhebliche Probleme bei dessen praktischer Umsetzung, vor allem bei den polizeilichen Kontrollmaßnahmen und im Justizapparat.
    Es fehlen ja überall Fachkräfte.

    https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/cannabis-legalisierung-polizei-wehrt-sich-gegen-plaene-19538126.html

    ” … Sollte die Legalisierung von Cannabis beschlossen werden, sehen die Polizeigewerkschaften ein großes Problem auf die Strafverfolgungsbehörden zukommen. Vor allem das Argument, den Schwarzmarkt damit einzudämmen, sehen sie genau ins Gegenteil verkehrt.
    … ”

    Die Gewerkschaft der Polizei stöhnt schon im Vorfeld, weil nun die armen Polizisten in ihren Streifenwagen auch noch mit Briefwaagen ausgerüstet sein müssten, um nachprüfen zu können, ob es nun legal bis zu 25 g Gras sind oder illegal mehr als 25 g mitgeführt werden.
    usw.

    Ich fühle mich erinnert an die Comics von Gerhard Seyfried aus den späten 1970er-Jahren … 🙂 :

    “Freakadellen und Bulletten”

    http://gerhardseyfried.de/freakadellen-und-bulletten/

  6. #7 Beobachter
    24. Februar 2024

    Was ich bei dieser Cannabis-Legalisierung-Debatte vermisse, ist der Blick auf die grundsätzliche Frage, warum so viele Leute Suchtprobleme haben und ihr Leben nicht mehr ertragen bzw. sehr belastenden äußeren Umständen nicht mehr standhalten können, ohne sich betäuben zu müssen.

    So gingen/gehen auch so viele wertvolle, begabte und herzensgute Menschen vor die Hunde …

    Und im schlimmsten Fall “tragen die Dealer weiße Kittel” und akademische Titel:

    https://www.deutschlandfunk.de/opioid-krise-in-den-usa-dealer-in-weissen-kitteln-102.html

    https://de.wikipedia.org/wiki/Opioidkrise_in_den_Vereinigten_Staaten#%C3%84hnliche_Entwicklungen_in_Europa

  7. #8 Beobachter
    25. Februar 2024

    Ein lesenswerter, kurzer Artikel von Bernd Hontschik in der FR:

    https://www.fr.de/meinung/kolumnen/anschluss-verloren-92850950.html

    ” … In der Medizinerausbildung fristet die Sozialmedizin bis heute ein kümmerliches Dasein. Eine Medizin gegen Fluglärm, Luftverschmutzung, Einsamkeit oder Armut gibt es nicht und wird es wohl auch nie geben. Zu aller Nutzen wäre es aber, wenn es mehr Medizinerinnen und Mediziner gäbe, die außer der – unverzichtbar wichtigen – Behandlung der Symptome auch die eigentlichen Krankheitsursachen im Blick haben. Dieses Wissen braucht kompetente Verbreitung.”

    Inhaltlich passt dieser Artikel sowohl zum Thema Cannabis/Drogenmissbrauch/Suchtprobleme als auch zum Thema Depressionen/Angststörungen (und zur m. E. sehr fragwürdigen “Behandlung” durch “Technik”/KI).

    Man muss nicht nur die Symptome von Erkrankungen behandeln, sondern auch die krankmachenden Ursachen wahrnehmen, benennen und bekämpfen.

  8. #10 naja
    25. Februar 2024

    @Beobachter #6
    Ich finde es gut, Menschen für den Konsum nicht mehr zu kriminalisieren. Völlig albern, dass man sich legal an Karneval oder auf dem Oktoberfest ins Koma saufen darf aber Cannabis Konsum ist illegal.
    Ich finde die mengenmässige Begrenzung allerdings auch albern. Keinen interessiert es, ob sie eine oder 10 Flaschen Schnaps bei sich führen. Ich glaube, die Polizei freut sich im Großen und Ganzen eher, dass sie dem bald nicht mehr nachgehen müssen, wenn erwachsene Menschen geringe Mengen mit sich führen. Auch wegen des Fachkräftemangels. Der Justizapparat müsste langfristig ja auch eher entlastet werden.

  9. #11 hto
    wo auch "Entwicklungshilfe" immer nur der "Tropfen ...
    25. Februar 2024

    @Kuhn #9

    Was bedeutet das für Dich? Die Verantwortung, die der “brave” Bürger ja “demokratisch” delegiert, liegt verdammt nochmal bei den “Treuhändern”?

    • #12 Joseph Kuhn
      25. Februar 2024

      @ hto:

      “Was bedeutet das für Dich?”

      Konkret etwas tun, angefangen damit, den Kongress seit fast 30 Jahren aktiv mitzugestalten über gewerkschaftliches Engagement bis zum Spenden für soziale Initiativen.

      “Die Verantwortung, die der “brave” Bürger ja “demokratisch” delegiert, liegt verdammt nochmal bei den “Treuhändern””

      Teilweise ja, dafür haben wir eine repräsentative Demokratie. Aber teilweise ist auch jeder selbst gefordert: https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2023/10/13/unsere-verantwortung/

  10. #13 hto
    wo der "Tanz um den heißen Brei" ...
    25. Februar 2024

    @naja

    Lies doch erstmal die Erfahrungs-Berichte der Ärzte und … aus Thailand!

  11. #14 spiritus
    25. Februar 2024

    @Beobachter
    “So gingen/gehen auch so viele wertvolle, begabte und herzensgute Menschen vor die Hunde …”
    Reden Sie hier noch über Cannabis, oder machen SIe etwa keinerlei Unterschied, wenn es um Rauschmittel geht?
    Dann passt Ihr Satz mehr zu Alkohol, Heroin ect.
    Der Kurzschluss “ein Joint und du wirst zum antriebslosen Zombie, der nichts anderes mehr vor Augen hat, als den nächsten Joint erscheint mir etwas… ahnungslos.

  12. #15 Beobachter
    25. Februar 2024

    @ spiritus, # 14:

    Sorry, ich habe mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt.
    Ich bin mitnichten “ahnungslos”, denn ich habe meinen besten Freund durch die Folgen exzessiven, täglichen, jahrzehntelangen Kiffens verloren, er ist daran ganz qualvoll gestorben.

    Ich habe nichts gegen ein Feierabend-Tütchen ab und zu – genauso wenig wie gegen ein Feierabend-Bierchen oder ein Glas Wein zum Essen oder ein Schnäpschen danach zum “Runterschlagen”.
    Es gibt aber Leute, die für Drogen anfällig sind, mit Drogen nicht mäßig umgehen können, und die müssen es ganz bleiben lassen (wie z. B. auch trockene Alkoholiker).

    Im Übrigen kann Cannabis eine Einstiegsdroge (für z. B. den Konsum von Kokain, Heroin) sein, muss es aber nicht.
    Es wird auch nicht jeder, der zum Essen gerne ein Glas Wein trinkt, zum Alkoholiker, der schon morgens seine paar Gläser Wodka braucht.

    Außerdem macht man es sich gesellschaftlich und staatlicherseits sehr einfach, wenn man harmlose Kiffer kriminalisiert und stigmatisiert, es aber erlaubt ist, z. B. an Tankstellen zu jeder Tages-und Nachtzeit harte Alkoholika (sind ja “nur” traditionelle “Volksdrogen”) zu kaufen.

  13. #16 Beobachter
    25. Februar 2024

    @ Joseph Kuhn, # 9:

    Danke für den Kongress-Link und Ihr Engagement …

  14. #17 naja
    25. Februar 2024

    @ hto
    Ich bin nicht für Drogenkonsum, ich bin gegen die Kriminalisierung bestimmter Drogen und die Verherrlichung anderer. Jeglichen Rausch zu verbieten, finde ich sehr illiberal. Der Justizapparat macht sich Sorgen, dass jetzt viel Arbeit auf sie zukommt, weil Leute wegen Drogendealens im Gefängnis sitzen. Wegen unter oder bis zu 25 Gramm. Alles andere wird sich in Zukunft ja nicht ändern.
    Ok, also sollen die Leute weiter im Gefängnis sitzen, während Alkoholexzesse total iO sind? Da kann ich keinerlei Logik hinter erkennen. Alle Probleme, die man jetzt auf uns zukommen sieht, machen nur dann Sinn, wenn man so tut, also würden Leute heute kein Cannabis konsumieren. Das tun sie aber. Jetzt kommt halt noch hinzu, dass es illegal ist.

  15. #18 spiritus
    25. Februar 2024

    @Beobachter #15
    Das mit Ihrem Freund ist natürlich tragisch.
    Danke für die ausführlichere Einordnung.

  16. #19 Uli Schoppe
    25. Februar 2024

    Irgendwie hänge ich mich gerade an der Überschrift “… infolge psychischer Störungen durch Cannaboide” auf… Vor allem wenn ich so die Kurve Männer / Frauen miteinander vergleiche … Ich will mich mal nicht über das “durch” streiten. Aber der Unterschied ist doch wahrscheinlich eher nicht durch den Konsum der Substanz an sich hervorgerufen? So sozioökonomisch ist da nichts? ^^ Das vieleicht einen Zustand herbeiführt der dann durch den Konsum erst richtig zuschlägt? So das man nachher vieleicht sogar hto ein bischen Recht geben müsste?

  17. #20 Beobachter
    25. Februar 2024

    @ Uli Schoppe, # 19:

    Mir kommt die Graphik/Statistik oben auch komisch bzw. wenig eindeutig und aussagekräftig, wenn nicht gar etwas irreführend vor.
    Bis Leute allein durch und/oder anlässlich Cannabis-Abusus so auffällig werden, dass sie ins Krankenhaus müssen, muss schon im Vorfeld einiges schiefgelaufen sein (“sozioökonomisch”).

    @ Joseph Kuhn:

    Gibt es eine vergleichbare Graphik/Statistik zu:
    “Krankenhausfälle infolge psychischer Störungen durch Alkohol, Deutschland”?

    – Die Cannabis-Teillegalisierung wird zu einem neuen, profitablen Geschäftszweig führen – deshalb ist der “fiskalische Aspekt” nicht zu vernachlässigen:

    https://taz.de/Geplante-Marihuana-Legalisierung/!5824166/

    “Geplante Marihuana-Legalisierung
    Was bringt die Cannabissteuer?
    Steigende Staatseinnahmen oder florierender Schwarzmarkt? Experten streiten über die Auswirkungen der Marihuana-Freigabe.
    … ”

    https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Cannabis-Was-bedeutet-die-Teil-Legalisierung-in-Deutschland,cannabisfaq100.html

    … “Laut Gesetz werden auf die Cannabis-Produkte Umsatzsteuer sowie eine Verbrauchssteuer (“Cannabis-Steuer”) fällig.” …

    Alkohol wird ja auch kräftig besteuert, ungeachtet allen Elends durch Alkoholismus.
    Aber Verbote haben noch nie etwas gebracht – dann zumindest kräftig daran verdienen, so die “Argumentation” von Zynikern.

    • #21 Joseph Kuhn
      25. Februar 2024

      @ Beobachter:

      “Gibt es eine vergleichbare Graphik/Statistik zu: “Krankenhausfälle infolge psychischer Störungen durch Alkohol, Deutschland”?”

      Ja, die gleichen Daten liefert die Krankenhausstatistik auch zu den anderen ICD-Ziffern, bei der Gesundheitsberichterstattung des Bundes recht einfach zu finden – nur die Grafik muss man sich selbst basteln. Krankenhausfälle infolge psychischer Störungen durch Alkohol (also ohne andere alkoholbedingte Krankenhausbehandlungen wie Herzkrankheiten, Krebs oder alkoholische Leberkrankheiten): 40.162 im Jahr 2022 im Vergleich zu 37.092 im Jahr 2000. Und falls die psychischen Störungen durch Opoide auch interessieren: 24.105 versus 22.114. Der Coronaknick ist auch da zu sehen, der Anstieg seit 2000 in beiden Fällen ca. 10 %, also auf das 1,1-fache.

      Auf den ersten Blick scheint das dagegen zu sprechen, den besonders hohen Anstieg bei Cannabis mit sozialen Ursachen zu erklären, aber für die Ursachenfrage müsste man tiefer einsteigen, in veränderte THC-Gehalte usw., und auch bedenken, dass diese Daten nicht den Cannabis-Konsum abbilden, sondern die dadurch verursachten Krankenhausbehandlungen. Daten zum Konsum findet man z.B. im Epidemiologischen Suchtsurvey.

      Mir ging es mit der Grafik nur darum, zu zeigen, dass Cannabis in den letzten Jahren zunehmend ins Krankenhaus geführt hat. Die Daten werden von Regierung und Opposition, aber auch unter Fachleuten unterschiedlich beurteilt und unterschiedlich beantwortet. Insofern ist zumindest die Evaluation der Gesetzesfolgen ein sinnvolles Element in der ganzen Geschichte.

  18. #22 Uli Schoppe
    26. Februar 2024

    Vieleicht bilde ich mir da ja nur was ein, aber warum knicken die Fallzahlen bei den Männern irgendwie Corona bedingt ein? Während die Kurve weiblich relativ unbeeindruckt aussieht?

    • #23 Joseph Kuhn
      26. Februar 2024

      @ Uli Schoppe:

      Die Krankenhäuser hatten 2020 wegen Corona Aufnahmebeschränkungen und die Leute auch Hemmungen, ins Krankenhaus zu gehen. Ob außerdem auch weniger (riskant) konsumiert wurde, dazu müsste man mal in den Epidemiologischen Suchtsurvey schauen.

      Der unmittelbare Rückgang 2020 zu 2019 war bei beiden Geschlechtern etwa gleich (11 % bei den Männern, 12 % bei den Frauen), das wirkt durch das höhere Ausgangsniveau bei den Männern nur optisch ausgeprägter. 2021 steigen die Fälle bei den Frauen schon wieder, bei den Männern waren sie nochmal rückläufig, bevor sie dann 2022 auch hier wieder leicht zugenommen haben.

  19. #24 Staphylococcus rex
    26. Februar 2024

    @ Holger #1, zu diesem Thema möchte ich auf die Fälle von Lipoidpneumonie verweisen:
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/105834/E-Zigaretten-US-Mediziner-raetseln-nach-erneuten-Todesfaellen-weiter-ueber-Ursache-der-Vaping-Illness

    Ich bewege mich hier außerhalb meiner Kernkompetenz, aber wenn ich richtig informiert bin, sind die Verdampfer für Nikotin auf wässrige Lösungen ausgelegt und die für Cannabisöl auf ölige Substanzen, diese Verdampfer haben eine unterschiedliche Bauform und die Patronen mit Liquids sind nicht kompatibel.

    Wenn ich mich richtig erinnere, waren die Liquids für Cannabis aus illegalen Quellen und mit Vitamin E gestreckt, was dann zu diesen Erkrankungen führte. Auch dieser Aspekt sollte bei einer Reglementierung beachtet werden. Auch unter dem Aspekt, dass nicht jeder Konsument mit einem Joint in der Öffentlichkeit gesehen werden möchte.

  20. #25 zimtspinne
    26. Februar 2024

    Dort steht nichts zu den Todesursachen. Nur in einem Fall wird “Atemnotsyndrom” erwähnt.

    Wozu wird eigentlich das Vit-E-Acetat zugefügt? Wofür ist das gut?

  21. #26 zimtspinne
    26. Februar 2024

    @ Beobachter

    Ich bin mitnichten “ahnungslos”, denn ich habe meinen besten Freund durch die Folgen exzessiven, täglichen, jahrzehntelangen Kiffens verloren, er ist daran ganz qualvoll gestorben.

    Nicht möglich.
    Hab ich schon bei Drogenprävention in der Schule gelernt: Cannabis hat es noch nie zur alleinigen (monokausalen) Todesursache geschafft. Überdosierung mit Todesfolge höchst unwahrscheinlich.
    Mit entsprechenden Grunderkrankungen (Kardiomyopathien zB) könnte dies eventuell möglich sein… oder auch nicht.

    Wie es sich für eine der beliebtesten Drogen gehört, geistern urban myths durch die Lande.

    Es soll vor Jahren mal zwei Cannabistote gegeben haben. Ausgerechnet in Deutschland. Bei einem der zwei jungen Männer wurde bei der Obduktion genau so eine Kardiomyopathie entdeckt.
    Hab eben nachgeschaut, es war eine DCM.

    Definitiv gefährlich kann Mischkonsum werden. Da war was mit Cannabis-Fentanyl. Oder war das auch eine urban legend?
    Ganz sicher kann es aber Tote geben bei Mischkonsum /mit potentiell tödlichen Drogen/ — kenne ich in diesem Fall auch einen Fall, den ich seinerzeit auf Sb sogar erwähnt hatte. Im OLT wahrscheinlich.
    Todesursächlich war dort allerdings Crystal M. mit Alkohol, Cannabis kam noch obendrauf. Genau weiß ich es nicht mehr, jedenfalls hatte man den jungen Mann tot in seiner Wohnung (nicht weit von meiner damaligen Wohnung, über die Straße quasi) gefunden. Da hatte er schon eine Weile gelegen. Ich kannte ihn flüchtig über gemeinsame Freunde. Ein Kind hatte er auch, welches er allerdings zu dem Zeitpunkt nicht sehen durfte.
    Wäre er beim Kiffen hängengeblieben und hätte die anderen beiden Drogen nicht hinzugezogen, wäre er höchstwahrscheinlich noch am Leben.

    https://www.dw.com/de/faktencheck-wie-ungefährlich-ist-cannabis/a-65438473

    Hmm, das hätte glatt von Lauterbach stammen können. Oder mag der Cannabis? Weiß ich gerade nicht mehr. An sich aber könnte so ein tweet von ihm kommen:

    https://correctiv.org/faktencheck/2022/10/11/nein-cannabis-konsum-ist-nicht-die-haeufigste-todesursache-weltweit/

    • #27 Joseph Kuhn
      26. Februar 2024

      @ zimtspinne:

      „Nicht möglich.“

      Oder doch? Die Todesursachenstatistik verzeichnete 2022 in Deutschland 15 Sterbefälle infolge von psychischen Störungen durch Cannabinoide.

      Vertiefende Daten aus Großbritannien: https://www.drugcom.de/news/kann-cannabis-toedlich-sein/

  22. #28 Staphylococcus rex
    26. Februar 2024

    @ Zimtspinne, ich sagte bereits, ich bin für diese Fragen nicht wirklich der Spezialist. Ganz einfach gesagt, diese Patienten hatten eine chemisch verursachte Lungenentzündung. Eine ausführliche Beschreibung findet sich in dem sekundären Link im Ärzteblatt:
    https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1911614

    Nach meinem Verständnis ist folgendes passiert: Vitamin-E-Acetat verbessert die Aufnahme lipophiler Substanzen wie THC in der Lunge, wenn in der Patrone viel Vitamin-E-Acetat ist, kann ein illegaler Hersteller den Gehalt an THC reduzieren und der Konsument hat doch den gleichen Rausch. Wenn man dies übertreibt, kommt es zu einer Überladung der Lunge mit Vitamin-E-Acetat, es reichert sich in der Lunge an und führt dort zu einer Entzündungsreaktion.

    In der damaligen Diskussion wurde erst später zwischen e-Zigarette und e-Shisha unterschieden, das “normale” Dampfen ist nicht gesund, hat aber mit diesem speziellen Krankheitsbild nichts zu tun.

  23. #29 noch'n Flo
    Schoggiland
    26. Februar 2024

    Der Anstieg der Hospitalisationen durch cannabisassoziierte Krankheiten wird aber inzwischen auch immer mehr mit den potenteren Sorten und der ebenfalls deutlich zunehmenden Verunreinigung mit Chemikalien, um den Wumms zu erhöhen, erklärt.

    Dies sind Probleme, die durch die Legalisierung deutlich eingeschränkt würden. Der Konsument wüsste künftig viel besser, war er eigentlich da konsumiert.

  24. #30 Beobachter
    26. Februar 2024

    XXX

    Edit: Kommentar gelöscht. JK

  25. #31 zimtspinne
    26. Februar 2024

    XXX

    Edit: Kommentar gelöscht. JK

  26. #32 zimtspinne
    26. Februar 2024

    @ JK + S. rex

    danke erstmal.
    Muss ich erst lesen, um was dazu sagen zu können.

  27. #33 zimtspinne
    26. Februar 2024

    Also, die Steigerung der Suizidalität kann ich mir schon gut vorstellen. Als ein Faktor. Dass aber Cannabis allein einen zuvor gesunden Menschen so schwer krank machen kann, dass er nicht mehr leben möchte, da hört es bei mir auch schon wieder auf mit der Nachvollziehbarkeit.

    Unfallgefahr erhöht sowie auch Straßenverkehrsgefahr, die Kiffer, würde ich auch halbwegs zustimmen.
    Das sollten dann aber andere Unfälle sein als die von Alkoholübertrinkern. Cannabis lähmt ja eher als dass es die Hemmschwelle herabsetzt und die Risikobereitschaft erhöht.
    Bei Straftaten/ in der PKS sollte der Cannabiskonsument auch nicht weiter auffallen oder höchstens positiv, also negativ, indem er/sie seltener vorkommt als von anderen Drogen aufgeputschte Leute.
    Wenn alle Alkohol-Vielnutzer zu Cannabis switchen, hätte ich nichts dagegen. Gesamtgesellschaftlich hätte da mehr Vor- als Nachteile. Häusliche Gewalt würde dann gewiss auch abnehmen….

    • #34 Joseph Kuhn
      26. Februar 2024

      @ zimtspinne:

      “Bei Straftaten/ in der PKS sollte der Cannabiskonsument auch nicht weiter auffallen oder höchstens positiv”

      Mit Alkohol sicher nicht zu vergleichen, aber auch hier sollte man erst einmal schauen, ob Cannabis immer ganz friedlich macht, siehe z.B. Flanagan et al. 2020. Die Studie ist allerdings nicht besonders aussagekräftig, man müsste das mal systematischer recherchieren.

  28. #35 Richard
    26. Februar 2024

    #32: “Wenn alle Alkohol-Vielnutzer zu Cannabis switchen, hätte ich nichts dagegen”

    Mit so einer Haltung kämen Sie in Bayern nicht weit 😉
    siehe https://www.sueddeutsche.de/bayern/cannabis-legalisierung-bayern-soeder-klage-1.6397981

  29. #36 uwe hauptschueler
    26. Februar 2024

    Die Todesursachenstatistik verzeichnete 2022 in Deutschland 15 Sterbefälle infolge von psychischen Störungen durch Cannabinoide.

    Wieviel Todesfälle durch psychische Störungen durch das Opium des Volkes gibt es denn oder werden diese Todesfälle anderen Ursachen untergeschoben?

    • #37 Joseph Kuhn
      26. Februar 2024

      @ uwe hauptschueler:

      Todesfälle infolge des Glaubens an populistische Parteien werden zwar nicht vom Zentralkomitee für Sterbefallumsortierung anderen Ursachen untergeschoben, aber sie verbergen sich hinter anderen Ursachen.

  30. #38 hto
    26. Februar 2024

    … künftig teillegalisiert, ist wie: ein bißchen schwanger!? 😉

    • #39 Joseph Kuhn
      26. Februar 2024

      … eher wie mittelmäßig intelligent.

  31. #40 zimtspinne
    26. Februar 2024

    Ich hätte mich präziser ausdrücken sollen.
    Cannabis als direkte Todesursache.
    Also entweder Überdosis oder Tod in Folge von Organausfällen durch jahrelangen Konsum.

    Vergleichbar mit dem Kleinzeller bei Rauchern…. den kann man schon als fast ausschließlich dem Tabakrauchen zuschreiben.
    Aber auch Lungenkrebs allgemein sowies die ganzen anderen Krebse entlang der Teerstraße bzw auch der Ethanolstraße. Leberzirrhose, Multiorganversagen etc etf.

    Gibt es halt für Cannabis so nicht. Da scheint sich das eher ins Hirn zu legen. Was aber auf Alkohol definitiv ebenfalls zutrifft (Korsakow….)

    Bei Unfällen und Suiziden wird die Sache schon komplizierter. Schwierig, einen konkreten Faktor für den Freitod auszumachen. Das gilt dann aber auch für alle Drogen.

  32. #41 zimtspinne
    26. Februar 2024

    @ Richard

    naja, das kann man schon gar nicht ernst nehmen, was der wieder schwätzt.

    Es ist schon nicht feierlich, wenn man sich dafür rechtfertigen muss, keinen Alkohol mitzutrinken (auch am Vormittag oder Nachmittag) und auf der anderen Seite ein Joint in der Öffentlichkeit mit Stigma einhergeht.
    Komischerweise wird bei Alkohol auch immer nur ein Problem gesehen, wenn einer schon morgens seinen Spiegel herstellen muss oder bereits einen Fuß unter der Brücke hat…
    bei Cannabis hingegen wird schon der erste Joint problematisiert.
    Es gibt aber auch neue Trends. Irgendwo hatte ein alkoholfreies Restaurant geöffnet. Ob sich das rechnet, weiß man nicht.

  33. #42 Uli Schoppe
    26. Februar 2024

    @zimtspinne
    26. Februar 2024

    Es gibt aber auch neue Trends. Irgendwo hatte ein alkoholfreies Restaurant geöffnet. Ob sich das rechnet, weiß man nicht.

    Also in meiner Nähe gibts keines. Ich denke mal sowas scheitert wie vegane Restaurants an der Reaktanz. Habe ich hier schon mehrere wieder gehen sehen. Schade drum. Ich bin gar kein Veganer, aber da gabs einfach leckeres Essen ^^
    Im Regelfall ist die Einstellung “Wir ham doch Limo und Cola!”. Was natürlich zu jedem Essen super passt ^^

    Ich bin wirklich für die Cannabis Legalisierung, alles andere empfinde ich als unvernünftig. So wie ich uns Menschen kenne werden wir aber einfach einen Breitensport draus machen wie bei Alkohol ^^ Da ist nach meiner persönlichen Erfahrung auch das eigentliche Problem nicht die Verfügbarkeit. Aber was weiß ich schon ^^

  34. #43 Thomas S
    27. Februar 2024

    @Zimtspinne, #41: “Es gibt aber auch neue Trends. Irgendwo hatte ein alkoholfreies Restaurant geöffnet. Ob sich das rechnet, weiß man nicht.”

    Die Betreiber haben “nur” umgestellt, wg. Alk.Abhängigkeit des Gatten.
    https://www.br.de/nachrichten/bayern/fraenkischer-gasthof-verbannt-alkohol-nuechtern-im-wirtshaus,U32T86k

  35. #44 Thomas S
    2. März 2024

    Der Datenschutz-Aspekt hat auch ein Geschmäckle:
    “Kiffer-Listen: Mit der Cannabis-Legalisierung droht ein Datenschutz-Fiasko”
    Quelle: https://www.heise.de/news/Kiffer-Listen-Mit-der-Cannabis-Legalisierung-droht-ein-Datenschutz-Fiasko-9643041.html

  36. #45 Uli Schoppe
    3. März 2024

    @Thomas S

    Wenn das schon als Grund zwingend wäre hätten wir verdammt viele alkoholfreie Gaststätten ^^

  37. #46 zimtspinne
    3. März 2024

    Hatte ich es doch richtig in Erinnerung mit dem Trend:

    https://www.rnd.de/panorama/sober-bars-wie-lauft-das-kneipengeschaft-ohne-alkohol-BTVD7IIR33HQ3UNWRP44A7OVJI.html

    Könnte auch interessant sein für Frauen, die sich sicherer vor angesoffenen und besoffenen Sittenstrolchen fühlen möchten.
    Schätzungsweise geht die Belästigungsrate in No-Alk-Clubs und Bars drastisch nach unten….

    https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/alkohol/soziale-folgen/gewalt.html

  38. #47 Josef
    2. April 2024

    17.204. Wieviele Tote, nicht nur behandlunsgbedürftige, Tote [!!], gibt es nochmal pro Jahr durch Nikotin? Millionen. Durch Nikotin, weil diese Arschlöcher uns zwingen, es einzuatmen, also tote Passivraucher. Nochmal Millionen. Und durch Alkohol? Weitaus mehr Millionen, jeweils weltweit.

    Drückt die 17.204 mal prozentual zu anderen Drogen aus, das liegt im Promille Bereich und darunter.

    Ich bin sehr für Vorsicht und objektiv messen, was welche, womöglich negativen Auswirkungen hat. Aber im Ernst: solange Nikotin und Tabak nicht verboten werden, und Raucher wegen fachrlässigen millionenfachen Totschlags ins Gefängnis gesteckt werden, fehlt jedes, auch jedes empirische Argument irgendeine andere Droge zu verbieten.