Als letzter Referent ging Rüdiger Bergien aus Potsdam in seinen sehr vertiefenden Ausführungen auf die Kontrollmaßnahmen der SED gegenüber auffälligen Parteiorganen ein. Hierfür wurden eigens Brigadeeinsätze durchgeführt. Allerdings zielte man dabei nicht auf starke Repressionen gegen auffällige SED-Mitglieder, sondern versuchte, der in manchen Parteigruppen festgestellten „Verspießerung” und „kleinbürgerlichen Bequemlichkeit” entgegenzuwirken. Die Parteifunktionäre aus der zweiten Reihe vermissten oft bei ihren Parteigenossen den sogenannten „proletarischen Habitus” und ordneten dann die besagten Einsätze an.
Beispiel China noch unverdaut
Bevor er in einem differenzierten und kritischen Kommentar auf die einzelnen Vorträge einging, leitete Christoph Boyer von den dargestellten Clan-Strukturen eine eigene Überlegung ab. So sei die scheinbare Homogenität innerhalb der sozialistischen Machtstrukturen wie von Gieseke zu Anfang erwähnt durchaus brüchig, allerdings betonte Boyer auch, dass im Vergleich zu den elastischen und viel dynamischeren westlichen Gesellschaftsstrukturen die Hierarchien in den sozialistischen Staaten schon per se eine viel stärkere Homogenität aufwiesen. Wie das Beispiel Chinas mit seinen starren Machtstrukturen und zugleich einer marktorientierten, boomenden Wirtschaft mit dieser These zu verbinden sei, blieb hingegen auch Boyer ein Rätsel, der im Hinblick auf diesen Ausnahmefall von einer „irren Entwicklung” sprach, die er theoretisch noch nicht verdaut habe.
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Philipp Meller hat Geschichte und Religionswissenschaft in Heidelberg studiert und beginnt in Kürze ein Masterstudium in Geschichte. |
(Redaktion: KP/MS)
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