Der Teufel höchstpersönlich soll im 16. Jahrhundert ein paar verschlüsselte Zeilen zu Papier gebracht haben. Bisher konnte niemand die teuflisch gute Verschlüsselung knacken.

Ein Interview mit dem Teufel wäre sicherlich ein interessanter Beitrag für diese Kolumne, doch leider habe ich es noch nie geschafft, mit dem gutem Mann in der Hölle Kontakt aufzunehmen. Vor etwa 500 Jahren ist dies dagegen dem Italiener Ludovico Spoletano gelungen. Er stellte die Fragen, und der Teufel (er blieb unsichtbar) ergriff anschließend die Feder und ließ diese wie von Geisterhand (oder besser gesagt: wie von Teufelshand) die Antwort aufschreiben. Und das Tollste: Die Antworten des Teufels (oder zumindest ein Auszug daraus) sind erhalten geblieben. Der italienische Humanist Teseo Ambrogio Albonesi (1469-1540) hielt sie in seinem 1532 erschienenen Buch “Introductio in Chaldaicam Linguam” fest:

Devils-Handwriting-Albonesi

Wie Sie sehen, ist der Text verschlüsselt. Oder sollte man sagen: Er ist in der Schrift des Teufels geschrieben. Die einzelnen Buchstaben sehen zwar auch nicht anders aus als bei einer menschlichen Geheimschrift, aber vielleicht ist ja gerade das das Teuflische daran. Auffällig sind in jedem Fall die vielen Buchstaben, die aussehen wie dreizackige Gabeln – mit einer solchen wird der Teufel bekanntlich oft dargestellt. Auch im 1896 erschienenen Buch “The Devil in Britain and America” von John Ashton ist die Teufelshandschrift abgedruckt, und zwar gleich am Anfang:

Devils-Handwriting-Ashton

Laut Autor John Ashton ist diese Teufelshandschrift sogar die einzige ihrer Art. Es scheint also gar nicht so einfach zu sein, dem Teufel ein paar geschriebene Zeilen zu entlocken. Leider gibt es von der Teufelshandschrift im Internet nur Bilder in geringer Auflösung. Wer eine bessere Quelle kennt, möge es mir mitteilen.

Interessant wäre nun natürlich zu wissen, was denn der Teufel im Gespräch mit Ludovico Spoletano so alles zu Papier gebracht hat. Leider wissen wir es nicht, denn die verschlüsselte Teufelshandschrift ist bisher nicht gelöst. Meines Wissens hat es bisher auch noch niemand ernsthaft versucht. Allerdings dürfte die Dechiffrierung nicht ganz einfach sein, denn viele Buchstaben sind nicht eindeutig zu identifizieren. Trotzdem: Wer schon immer mal ein teuflisches Kryptogramm lösen wollte, der ist hier richtig.

Übrigens soll es im Buch von Albonesi noch weitere seltsame Schriftstücke seltsamer Herkunft geben. Ich würde daher gerne einmal hineinschauen. Leider habe ich im Internet bisher keine Ausgabe gefunden – dabei hatte ich gehofft, dass Google Books es hat. Falls jemand weiß, wie ich an dieses Buch herankomme, würde es mich interessieren.

Wer mehr zur Teufelshandschrift wissen will, sollte im Blog von Nick Pelling nachschauen, über den ich auf das Thema aufmerksam geworden bin. Und wer danach ein geeignetes Anschlussthema sucht, sollte es mit dem Bibel-Code versuchen. Eine interessante Pointe dabei: Gott hat seinen Code schon zwei Jahrtausende vor der Teufelshandschrift verfasst – Gott war also schneller als der Teufel. Doch während man den Bibel-Code entschlüsseln konnte, wartet die Teufelshandschrift noch auf ihre Dechiffrierung.

Kommentare (10)

  1. #1 Joachim Dathe
    25. Juli 2013

    Doch, Google hat den Albonesi in sehr guter Reproduktion:
    Ein Schatz für Uralt-Sprachler.
    https://books.google.de/books?id=cso-vB8VxGUC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false

    • #2 Klaus Schmeh
      25. Juli 2013

      Danke für den Tipp. Habe ich übersehen.

  2. #3 roel
    *****
    25. Juli 2013

    @Klaus Schmeh Hm, der Teufel spricht nur immer zu mir, geschrieben hat er noch nichts…

    Die beste Qualität, die ich bisher gefunden habe und von der auch die jpg’s anscheinend herstammen, ist: https://books.google.de/books?id=cso-vB8VxGUC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

    Das ganze Buch scheint interessant zu sein. Wenn ich eine noch bessere Quelle finde poste ich es hier.

    • #4 Klaus Schmeh
      25. Juli 2013

      Nochmals danke für den Tipp.

  3. #5 RainerM
    25. Juli 2013

    Google Books hat (!) das Buch: Hier ist es.
    Die Teufels-Handschrift ist auf S. 213, ganz weit hinten.

    • #6 Klaus Schmeh
      25. Juli 2013

      Und einmal danke für den Tipp.

  4. #7 Nick Pelling
    25. Juli 2013

    I posted a new page ( https://www.ciphermysteries.com/the-devils-handwriting ) with a higher resolution image, just for you. 😉

    • #8 Klaus Schmeh
      26. Juli 2013

      Thanks very much. This version is good enough for printing. Great.

  5. #9 HaHi
    3. Juli 2015

    Ist es nicht auffällig (wie sie schon geschrieben haben) dass der Herr “Teufel” oft die dreizackige Gabel verwendet, dass Sinnbild des Teufels?
    Ich habe noch nie von einen eindeutigen Beweis gehört, dass der Teufel wirklich so eine dreizackige Gabel besitzt (wenn es ihn überhaupt gibt)
    Für mich sieht dass eher nach dem Schriftstück eines Satanisten (oder Christen?) aus der verzweifelt versucht zu beweisen dass es den Teufel gibt

  6. #10 Norbert
    10. Oktober 2015

    Dreizacksymbole haben im 16. Jahrhundert offenbar zum Standardrepertoire für Geheimschriften gehört, oder anders gesagt: Bei della Portas 1593 erschienenem Buch “De occultis literarum notis” hatte wohl auch der Teufel seine Hand im Spiel 😉

    https://books.google.de/books?&id=m9E7AAAAcAAJ&pg=PA112#v=onepage&q&f=false

    Die Symbole in Spalte “R” und “Z” haben bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einigen der hier untersuchten.