Als Feindbild und mafiöse Organisation wird die Ärzteschaft dargestellt. Prämien werden für die Überweisung in bestimmte Krankenhäuser angenommen und angeblich machen sogar alle mit.
Das Wohl der Patienten ist natürlich nie das Ziel solcher Maßnahmen, dafür jedoch das Wohl der eigenen Brieftasche.
Und dennoch bleibt die Frage offen, ob es sich bei den gut recherchierten und eindrucksvoll dokumentierten Fällen in Frau Michels Buch nur um einzelne korrupte Mediziner (im Buch tauchen auch Apotheker, Therapeuten, etc. auf) handelt oder ob sie nicht vielleicht sogar einen repräsentativen Querschnitt der Medizinergeneration beschreibt.
Tja und wie so häufig dürfte die Antwort in der Mitte liegen. Was in diesem Fall jedoch bedeutet, dass es beileibe nicht nur Einzeltäter sind, denen die bestmögliche Behandlung ihrer Patienten allerhöchstens zweitrangig ist.
Und auch wenn jetzt wieder die üblichen Jammergesänge von den überforderten Medizinern und den uneinsichtigen Patienten („die tun ja eh nicht, was man ihnen rät”) einsetzen, so bleibt doch anzumerken, dass das Interesse der Mediziner am individuellen Gesundheitszustand ihrer Patienten ein erschreckend niedriges Niveau erreicht hat.
Geradezu als Störenfried fühlen sich dementsprechend viele Patienten, wenn sie das Sprechzimmer eines Mediziners betreten (und entsprechend schnell werden Sie ja auch wieder herausgeschickt).
Zeit für eine Erstanamnese? Und wer soll das bezahlen?
Unserer Ansicht nach sind die acht Prozent Einnahmeplus genau dafür gedacht. Sofern jedoch den Medizinern trotz der monetären Verbesserung keine bessere Praxisorganisation gelingt, können wir nur zur Selbsthilfe raten.
Ein berühmter Philosoph sagte einmal:
Die Zeit, die ein Mensch im Laufe seines Lebens mit Warten im Wartezimmer einer Arztpraxis zubringt, reicht aus, um ein Medizinstudium zu absolvieren. (Dieter Hallervorden)
Mit diesen Gedanken möchten wir hinüberleiten zu einer Nachricht in eigener Sache.
Sie lesen hier nicht nur das Letzte, sondern sogar den letzten Artikel des Medlogs. Wir beenden unsere kritische Beobachtung von Ärzten, Patienten und dem Medizinbusiness für das ScienceBlogs-Portal.
Allen Kommentatoren danke ich für ihre kritischen Anmerkungen und verabschiede mich mit lieben Grüßen an die Kollegen. Zukünftig werde ich mich anderen Aufgaben widmen.
Ich wünsche Ihnen Alles Gute und Gesundheit Ihr Peter Artmann
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Tausende von besorgten Müttern (und einige Väter), deren Kinder Halsschmerzen haben oder Husten, werden die Praxen belagern. Mit einer durch Panik gerechtfertigten Rücksichtslosigkeit werden sie die Ärzte anschreien, dass sie jetzt sofort Klarheit bräuchten und die Nacht vorher sowieso nicht schlafen konnten.
Es wird ein Gejammer und Gewinsel in den Fluren der Praxen vor sich gehen. Quaräntäneräume werden hergerichtet. Arzthelferinnen werden nur mit Mühe die Fassung behalten. Am meisten dürfte das Prozedere jedoch die Kinder mit Verdachtssymptomen verunsichern (denn der Spießrutenlauf geht ja am nächsten Tag in der Schule weiter). Vielleicht wird es auch in Ausnahmefällen einige positive Testüberraschungen geben (aber wie Tobias bereits schrieb, ist falsch-negativ häufiger).
Doch wodurch ist diese Panik eigentlich gerechtfertigt?
Wer sich das Geschrei von Außen anschaut, könnte den Eindruck bekommen, dass außerirdische Körperfresser Kokons in unsere Gärten gelegt haben und auf diese Weise über Nacht ganze Personen ausgetauscht wurden. Wohlgemerkt nicht etwa Kokons mit A/H1N1 sondern Kokons mit dem Verdacht auf A/H1N1.
Denn überaschenderweise verhalten sich die wenigen an Schweinegrippe erkrankten sehr vernünftig. Naturgemäß haben sie zwar mit den Quarantänebestimmungen zu kämpfen, jedoch halten sie dadurch immerhin ihre Bettruhe zuverlässig ein und tragen damit natürlich auch zu ihrem Gesundungsprozess bei.
„Aber wissen die denn nicht, dass die bald tot sind?!” schreit der Chor der besorgten Eltern. „Oh Gott und mein Kind als Nächstes!” Aber Mensch Leute, jetzt macht mal halblang. Wir haben bislang noch keinen einzigen Schweinegrippe-Todesfall in Deutschland.
Sicherlich wird sich das noch ändern, weil diese Grippe sehr ansteckend ist und wenn erst einmal ein Altersheim angesteckt ist, dann werden wir sicherlich auch die ersten Toten zu beklagen haben. Im Prinzip dasselbe Spiel, wie bei jeder Grippewelle. Geschwächte, alte Menschen, die … nicht mehr ganz in der Blüte ihres Lebens stehen. Einige von Ihnen werden vor dem Erreger kapitulieren. Aber eure gesunden Schulkinder sind ein anderer Schnack! Kein Mensch ohne Vorerkrankung muss eine Todesangst vor diesem Virus haben!
Im Prinzip braucht man noch nicht einmal die ganzen überteuerten Vor- und Schnelltests. Wer mal einen Eindruck von einer ganz anderen Vorgehensweise gegenüber der Schweinegrippe haben möchte, der blickt in den heutigen Tagen mal nach London. Wir erinnern uns, noch an den IQWIG-Bericht, der den Briten ein besonders effizientes Gesundheitssystem bescheinigt hat.
Derzeit gibt es dort im Normalfall keinen Schnell- oder Vortest auf Schweinegrippe. Wer sich dort über grippeähnliche Symptome beklagt, ruft bei seinem Arzt an, denn die Praxis darf er in diesem Zustand nicht betreten. Dann erhält er per Post ein Rezept über eine Großpackung Tamiflu (es soll schließlich für die ganze Familie reichen) und eine Krankschreibung.
Gute Besserung!
]]>Bereits einige Zeit zuvor hatte ein Sangeswettstreit unter niedergelassenen Ärzten begonnen, bei dem die traurigste Geschichte prämiert wurde (Gewinner: Meine Putzfrau verdient mehr als ich). Tausendfach hörte man das Lied von hohen Mieten, teuren Mitarbeitern und nicht mehr finanzierbaren Geräten. Patienten wurden manchenorts angeschrien, dass bei Ihnen keine zusätzliche Behandlung erfolgen dürfe – „denn für Sie krieg ich nur 17 Euro im Quartal”.
Und jetzt?
Jetzt zeigt sich ein durchschnittlicher Anstieg der Gesamtvergütung um 7,8 Prozent bundesweit! Hier der Link zum .pdf. Über so viele zusätzliche Eier im Nest würden sich viele andere Lohngruppen freuen (Erzieherinnen kommen mit vier Prozent gerade mal auf die Hälfte). Und die 8 Prozent sind nur der Durchschnitt. Kardiologen, Hautärzte, Nervenärzte und Urologen haben sogar 21 Prozent mehr verdient.
Die Berliner Ärzte kommen sogar auf durchschnittlich 32 Prozent mehr als im selben Vorjahreszeitraum!!!
Donnerlüttchen. Also was war das für ein Scheiß zu Jahresanfang? Propaganda?
Defakto ist jedenfalls bewiesen: Die Reform ist Topp! Und genau so wie gefordert hat sie dazu geführt, dass niedergelassene Ärzte jetzt mehr Geld in der Tasche haben als vorher.
Also Ziel erreicht und Danke sagen … vielleicht sogar entschuldigen für die unnötige Panikmache? Wenn man ein höflicher Mensch wäre …
Aber nein: Es fehlt noch immer Geld. „Die finanzielle Unterdeckung … von 30 Prozent ist zudem nur teilweise behoben” schreibt die Kassenärztliche Vereinigung.
Noch witziger sind dann nur einzelne Vorstände der Ärztekammer, die behaupten: Die Proteste hätten sich gelohnt!
Denn, wer nachdenkt, weiß, dass die Einkommenszuwächse exakt das Resultat der unveränderten Honorarreform sind.
Aber es gibt wohl Leute, die haben lieber recht, als auch nur einmal …
]]>Aber so schillernd Jacko auch gewesen ist, ist er dennoch nie ein reines Kunst- oder noch schlimmer Castingprojekt gewesen, sondern ein großer Musiker, Sänger und Tänzer.
Seine Zusammenarbeit mit Quincy Jones in den 80er Jahren hat die Unterhaltungsmusik nach dem monotonen Disco-Stampf der Siebziger revolutioniert. Großartige Hits sind entstanden, danke dafür.
Jetzt ist er mit 50 verblichen und damit genau in dem Alter, in dem alles, was “in” ist, vorbei sein soll.
Mit 50 Jahren ist hierzulande jeder Mensch für die werbetreibende Industrie gestorben. Was man in und nach diesem Alter denkt und fühlt ist nicht mehr wichtig. Man ist einfach nur noch out. Alt und verbrannt.
Aber wer hat sich dieses Konzept eigentlich ausgedacht. Wer hat gesagt, dass 50-jährige unwichtig sind?
Das Medlog hat recherchiert:
In den 80er Jahren hatte Fernsehlegende Helmuth Thoma ein großes Problem. Zu jeder Tages- und Nachtzeit hatten die öffentlich-rechtlichen Sender mehr Zuschauer, als „sein” Privatsender RTL.
Da das Finanzkonzept des Senders jedoch vorsah sich über den Verkauf von Werbung zu finanzieren, führte der bestenfalls dritte Platz (nach ARD und ZDF) zu größeren Schwierigkeiten und erweitertem Erklärungsbedarf, denn – wie jeder weiß – verkauft man am besten und am meisten, wenn man sich als Marktführer bezeichnen kann.
Doch Marktführer war RTL nun mal nicht. Thoma benötigte also einen Trick, um höhere Preise für gleichzeitig mehr Fernsehwerbung durchzusetzen.
Nach ausführlichem Bemühen der Marktforschung war seine Idee dann geboren. Die Demografen mussten ihm zwar bestätigen, dass insgesamt weniger Menschen Privatfernsehen sehen, jedoch entdeckten sie, dass in der Gruppe der 14 bis 49-Jährigen durchschnittlich am meisten Menschen Privatfernsehen sehen. Manchmal sahen in dieser Gruppe sogar mehr Menschen Privatfernsehen, als zum gleichen Zeitpunkt bei den öffentlich-rechtlichen Sendern.
In Thomas Hirn machte es Klack und die Idee der „werberelevante Zielgruppe” war geboren. Allerdings musste er sich für die Werbekunden noch eine angenehmere Definition ausdenken. Also nicht mehr, dass das die Menschen sind, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass sie Privatfernsehen sehen besonders hoch ist. Sondern, das diese 14-49-Jährigen besonders beeinflussbare und kaufstarke Menschen sind. Also kurz und gut, die Leute, bei denen Werbung wirkt. Die werberelevante Zielgruppe.
Auch wenn Thomas These in wirtschaftlicher Hinsicht vollkommen unsinnig ist, da jeder Mensch bis zu seinem Tod konsumiert und es im Prinzip einer Firma egal sein kann, ob ein 70-jähriger oder ein 25-jähriger ins Supermarktregal greift; hat sich der Glaube an die „werberelevante Zielgruppe” hartnäckig gehalten. Das ist umso bemerkenswerter, da sogar in umgekehrter Richtung seit Langem bekannt ist, dass die Entscheidung für ein neues Auto auch von den Kindern (also unter 14-Jährige) mit beeinflusst wird.
Der Ehrenrettung halber sei hinzugefügt, dass sich Helmut Thoma wahrscheinlich am meisten über den langanhaltenden Erfolg der werberelevanten Zielgruppe gewundert hat (immerhin durfte er den Konzern auch nach seinem 50sten Geburtstag weiterhin leiten …).
Am meisten, erklärte Thoma später, hat ihn damals jedoch überrascht, dass sich so viele hochrangige, werbetreibende Personen von seinem billigen Statistiktrick überzeugen ließen.
Argumentativ standen ihm schließlich nichts, als hohle Vorurteile („die sturen Alten lassen sich eh durch nichts beeinflussen”) zur Verfügung, aber dennoch setzte sich die Idee durch und führte dazu, dass RTL trotz insgesamt weniger Zuschauer höhere Preise für seine Werbeplätze erzielen konnte, als andere Sender.
Jetzt aber wieder zurück zur Musikbranche, die so besonders kurzlebig sein soll (hier taucht auch endlich Jacko wieder auf). Auch hier zeigt sich heutzutage ganz deutlich, dass mit der Fixierung auf die unter 49-Jährigen nicht am meisten Geld eingenommen werden kann.
Das erfolgreichste Musikalbum des Jahres 2008 stammt von der australischen Band AC/DC. 720.000 Exemplare und damit dreimal Platin (mittlerweile sogar viermal) verkaufte AC/DC alleine in Deutschland von Black Ice.
Angus Young, Gitarrist der Band und für die Riffs zuständig, ist mittlerweile 54 Jahre alt und viele seiner Fans dürften sogar noch älter sein.
]]>Wie schon mehrfach zu lesen war, plant die AOK ein Bewertungsportal für Ärzte bei dem Versicherte die Qualität der medizinischen Behandlung beurteilen sollen – so wie das schon seit einiger Zeit Docinsider und Jameda machen.
Diesmal ist die Angelegenheit jedoch brisant, weil hier keine ausgewählte Minderheit an besonders eifrigen Internetnutzern die Meinung abgibt, sondern 24 Millionen AOK-Mitglieder.
… und AOK Mitglieder gelten nicht unbedingt als die bevorzugte Wahl von niedergelassenen Ärzten („… könnten die Bewertungen nicht von Privatpatienten kommen”, dürften manche Mediziner bereits voreilig klagen).
Aber nicht doch, werden bei Ihnen etwa Patienten unterschiedlich behandelt?
Zumindest scheint Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, so etwas zu befürchten. Seiner Ansicht nach müssen Ärzte befürchten nicht nach qualitätsgesicherten Informationen bewertet zu werden sondern nach subjektiven, anonymen Einschätzungen. Also wie in der Politik.
Derzeit ist noch ungeklärt, nach welchen Kriterien die Bewertung erfolgen soll. An der Planung ist zusätzlich die Bertelsmann-Stiftung beteiligt.
Ersten Berichten zufolge sollen vier Bereiche bewertet werden:
Sehr erfreulich ist hingegen, dass die die Veröffentlichungen nicht ungefiltert ins Netz kommen sollen. Jürgen Graalmann, der stellvertretende Vorstandschef des AOK-Verbandes, sagte, dass die Ergebnisse einer Praxis mit 1000 Patientenkontakten pro Monat erst veröffentlicht werden sollen, wenn mindestens 50 Bewertungen eingegangen sind.
Schön.
]]>In den Siebzigern sollte der Krebs besiegt werden … was scheinbar etwas schwieriger ist.
In den Achtzigern hatte man dann tatsächlich sogar mal Erfolg (1982!) bei der Bekämpfung von Diabetes. Aber dafür entdeckte man Cholesterin … was zu zahlreichen Missverständnissen führte.
Die Neunziger waren dann das Jahrzehnt der Gehirnforschung … und wie jeder weiß ist seitdem alles anders und es gibt keine psychischen Krankheiten mehr … oder eben auch nicht.
Und die Nuller-Jahre kann man zweifellos als das Jahrzehnt der klinischen Genforschung bezeichnen.
Im Jahr 2000 lag die erste Arbeitsversion des menschlichen Genoms vor und es wurde ein riesiges Output an personalisierten Medikamenten angekündigt, die nie auf den Markt kamen und auch nicht kommen werden (vereinzelte Ausnahmen bestätigen die Regel).
Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird zweifellos feststellen, dass die Gesellschaft erneut um zahlreiche Milliarden betrogen wurde. Hochgradig ineffizient sind Gelder von Politikern und wissenschaftlichen Gremien nach dem Gießkannenprinzip in kleinste Laboratorien geflossen, die zu kaum mehr in der Lage waren, als Labor-Kits von BioMol und Konsorten zu bestellen.
Der Wert für die Medizin, bzw. zugunsten einer Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier (wie es der Wellcome Trust so schön formuliert) hat dabei leider etwas zu häufig gegen null tendiert.
Höchste Zeit also damit aufzuhören.
Doch wie könnte die Zukunft unserer klinischen Genforscher aussehen.
Im Prinzip muss man dazu nur innerhalb der Forschungslandschaft vergleichen, ob es nicht ähnliche Exoten gibt, die großspurige Ankündigungen machen dann doch nur sehr bescheidene Outputs haben … unweigerlich stößt man dabei auf die Hochenergiephysik.
Auch dort erklären Anhänger – oder sollte man sie Fans nennen? – seit gut 50 Jahren, dass wir in 25 Jahren funktionierende Fusionsreaktoren haben werden und damit sämtliche Energieprobleme auf der Erde für alle Zeiten gelöst sein werden …
In der Medizinersprache klingt der Satz dann so: „Ich stelle mir vor, dass wir künftig lebenslang von einem molekularbiologischen Raster erfasst werden” „Eines Tages werden wir Medikamente zur Vorbeugung haben. Die Medizin der Zukunft soll verhindern, dass wir überhaupt krank werden.” (Beide Zitate vom Psychiater und Forscher Florian Holsboer im Spiegel 18/2009).
Was also macht man mit solchen „Berufsoptimisten”?
Am besten schafft man ein international ausgerichtetes Forschungsinstitut mit Standort in Heidelberg, Göttingen oder Vergissmichnicht. Konzentriert da alle, die ohnehin nichts anderes als ihre Forschung interessiert (vergleichbar mit den „Bewohnern” von physikalischen Großforschungseinrichtungen). Wissenschaftspolitisch muss natürlich entschieden sein, wie viel das Ganze im Jahr kosten darf. Aber dann lässt man die Forscher in Ruhe Mäuse, Bakteriophagen und was auch immer vernichten. Muss ja nicht alles so floppen wie der LHC.
Aber was wird dann eigentlich der nächste Hype? Also für die Zehner-Jahre?
]]>Aber genug davon.
Auf welche moderne Medizin dürfen wir hoffen?
Zunächst noch einmal etwas Grundsätzliches zum Thema Leben und Forschung:
Trotz stark erweiterter Detailkenntnisse müssen wir zugeben, dass wir über eine beschreibende Erklärung für Lebensprozesse nicht hinausgekommen sind.
Leben entsteht aus einer kausal bedingten Kette. Ist diese Kette unterbrochen, endet das Leben. Im Gegensatz zu den Berechnungen in der Physik gibt es eine deutliche Richtung. Omnis cellula e cellula (Virchow 1858), also jede Zelle entsteht aus einer Zelle.
Wer sich mit Lebensvorgängen beschäftigt, tut dementsprechend gut, nie einen gewissen Grundrespekt vor der Zelle zu verlieren, denn er kann sie nicht nachbauen.
Da Leben aus Leben entsteht und in guten, wie in schlechten Eigenschaften aufeinander angewiesen ist, ist es fast eine Binsenweisheit, dass andere Lebewesen mehr für Gesundungsprozesse tun können, als darauf zu vertrauen, dass sich Proteindesigner im Labor mal was Eigenständiges, Hilfreiches ausdenken (nicht nachbauen, sondern ausdenken!).
Neu ist daran im Prinzip Nichts. Jeder kennt die Geschichte der Antibiotika (ein Schimmelpilz) und auch das Aspirin ist nicht bei Bayer in der Fabrik entstanden, sondern entstammt ursprünglich dem Saft der Weidenrinde.
Aber Naturstoffe und ihre Heilwirkungen werden doch schon seit Jahren systematisch erforscht und trotzdem kommt dabei kaum was Neues raus.
Nicht so voreilig. Wir haben stellvertretend zwei „Medikamente” entdeckt, auf deren Zulassung wir uns freuen:
Einmal Trichuris suis, besser bekannt als der Schweinepeitschenwurm.
Und als Zweites Lucilia sericata, besser bekannt als grüne Schmeißfliege!
Wir fassen zusammen: Zwei Toilettentiere sind die Zukunft der Medizin.
Warum?
Zunächst einmal der Schweinepeitschenwurm:
Verantwortlich für die systematische Erforschung dieses Parasiten ist Professor Andreas Raedler vom Asklepios Klinikum in Hamburg.
Seine Methode: Die an Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa leidenden Patienten schlucken einen Cocktail aus lebenden Schweinepeitschenwürmern.
Die Wurmeier gelangen über den Verdauungstrakt in die Nähe des Zwölffingerdarms, lagern sich dort ab und entwickeln sich zu minimal kleinen Würmern. Eine Gefahr für den Patienten? Nein, eine echte Überlebenschance haben die Tierchen nicht, da sie sich im falschen Wirt befinden (brauchen Schwein, kriegen Mensch). Folglich sterben sie nach 8-10 Tagen ab und werden mit dem Stuhl ausgeschieden.
Für den Menschen ist dabei von Vorteil, dass das körpereigene Zytokinsystem durch die Präsenz des Eindringlings stark angeregt wird und sich neu trainiert. Also lernt körpereigenes von körperfremden Gewebe zu unterscheiden.
Das Ganze basiert auf der sogenannten Schmutz-Hypothese, nach der zu viel Hygiene dem menschlichen Körper gar nicht gut tut und dazu führt, dass er sich selber angreift. Für die Zulassung als Medikament peilt Raeder übrigens das Jahr 2012 an.
Unser zweiter Organismus, die grüne Schmeißfliege ist hingegen unser Lieblingskandidat für die effizienteste Versorgung von Wunden (auch nach Operationen). Der Effekt ist schon länger bekannt, Ambroise Paré soll darauf im 16. Jahrhundert hingewiesen haben.
Systematisch erforscht den Effekt zur Zeit die Firma BioMonde.
Grundsätzlich geht es dabei um abgestorbene Gewebe, das entfernt werden muss, damit eine Wunde besser und schneller heilt. Naja und da ist die Natur der Medizin eben immer noch voraus.
Den Prozess kann man sich in etwa so vorstellen: Nachdem unter sterilen Bedingungen der Blinddarm entfernt wurde, streuen die Ärzte ein paar Fliegenlarven der Schmeißfliege in die Wunde (naja, es gibt auch Beutel, bzw. Mullbinden … aber egal).
Dann sondern die Fliegenlarven ein Sekret ab, dass aus dem toten Gewebe in der Wunde eine breiige Lösung herstellt und davon ernähren sich die Larven. Sie wachsen also und reinigen dabei die Wunde.
Tja und im Gegensatz zur modernen Medizin mit den individualiserten Medikamenten ist diese Art der Medizin kein Märchen, sondern real und erprobt.
Sie beinhaltet keine leeren Versprechungen und überraschenderweise kaum Nebenwirkungen. Sie kostet lediglich etwas Überwindung …
]]>Seit neun Jahren liegt eine „Arbeitsversion” des menschlichen Genoms vor und die ersten Arbeiten an sogenannten „Krankheitsgenen” haben mittlerweile ein gutes Vierteljahrhundert auf dem Buckel.
Doch wer heute nachfragt, inwiefern oder ob die Versprechen zur besseren Behandlung von Krankheiten eingelöst wurden – oder ob die Forscher nicht vielmehr teuren Datenmüll fabriziert haben – gilt als Spielverderber.
Dabei haben sich die Wissenschaftler damals diese Regel selber definiert. Zu Beginn des Sequenzierungsbooms köderten sie die Gesellschaft mit der Aussage, dass es demnächst bessere Medikamente für alle gängigen Leiden geben würde! Und diese neuartigen Mittelchen sollten dann auch noch „individualisiert” zu haben sein.
Wenn wir uns jetzt aber mal die häufigsten Todesursachen anschauen:
Dann entdeckt man innerhalb der Liste der neuzugelassenen Medikamente keine einzige neue Arznei, die auf dem ehrgeizigen Ziel der individualisierten Medizin basiert.
Unter Millionen von Kandidaten hat einzig Trastuzumab (Herceptin) die Zulassung für die Behandlung von Brustkrebs erhalten (bei Patientinnen, die vermehrt HER2/neu Rezeptoren auf ihren Krebszellen ausbilden). Aber sonst?
Man könnte fast meinen, dass Milliarden an Steuergeldern verschleudert wurden. Dass Tausende Anträge mit nahezu identisch klingendem Wortlaut von der DFG bewilligt wurden, die allesamt Krankheiten an ihren Wurzeln packen wollten und dass dabei nichts herausgekommen ist – wenn man mal von erfolgreichen Spin-offs absieht, bei denen Doktoranden aus der täglich, stumpfen Laborarbeit einen halbwegs funktionierenden Diagnosetest gebastelt haben.
Aber Krankheitsbekämpfung? Denkste!
Im Prinzip müsste man erwarten, dass zumindest einige hochrenommierte Forscher einmal nachdenken und sich vielleicht sogar ein bisschen entschuldigen, bezüglich ihrer hochgesteckten Ziele und weltfremden Ankündigungen. Am meisten dürfte man das von Leuten erwarten, die besonders stark vom Genhype profitiert haben. In aktuellen Interviews lesen wir aber, wie trotzig sich diese Personen die Zukunft (immer noch) vorstellen:
„… ist der Weg zum personalisierten, maßgeschneiderten Medikament nicht mehr weit.”
Und es wird sogar noch schlimmer:
„Eines Tages werden wir Medikamente zur Vorbeugung haben. Die Medizin der Zukunft soll verhindern, dass wir überhaupt krank werden.” (beides Zitate von Psychiater Florian Holsboer im Spiegel 18/2009; S.137 und S. 140)
Sehr peinliche Thesen, denn wenn irgendetwas davon zutreffen würde, dann hätte alle naslang oder zumindest jede Woche ein neues Medikament zugelassen werden müssen, das eines der Millionen von Wehwehchen in dieser großen Welt des überbordenden Individualismus bekämpfen könnte.
Doch wie bereits gesagt entlarven die Bekanntmachungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) solchen Berufsoptimismus als hohle Lüge.
Tatsächlich musste Holsboer sogar persönlich zugeben, dass er trotz jahrzehntelanger Arbeit und zweifellos großer molekularbiologischer Kompetenz – nicht ein einziges neues Medikament auf den Markt gebracht hat. Aber seinen festen Glauben hat dies nicht erschüttert. Gottseidank?
Was hat es also mit den Gensequenzen und den daraus gewonnen Erkenntnissen über Erkrankungen auf sich? Der Journalist Jörg Blech wirft in seinem Spiegel Artikel 22/2009 die Frage auf, ob Gene nicht vielleicht eine ganz andere Rolle spielen und vielleicht sogar jeder Patient seine eigenen individuellen Krankheitsgene in sich trägt? Was in etwa bedeuten könnte, dass jede Krankheit aus einem persönlichen genetisch-umweltbedingten Prozess entsteht …
Wenn diese Hypothese tatsächlich zutrifft, müsste die gesamte medizinische Forschungslandschaft weltweit radikal umgekrempelt werden.
Die Spitzen der aktuellen Medizinforschung, die öffentlich immer so gerne betonen, wie evidenzbasiert ihre Forschung ist, wären bloßgestellt und müssten in die zweite Reihe treten und schamhaft bekennen, dass sie als Molekularfuzzis, nie etwas anderes betrieben haben, als Artefaktforschung mit künstlich frisierten Statistiken – ohne dass daraus auch nur irgendeine Erkenntnis bezüglich der Bekämpfung einer Krankheit herausgekommen wäre.
Uns stünde eine Revolution bevor:
Fort von der Erforschung entmenschlichter Erkrankungen, die am Tiermodell überprüft werden, hin zu Sozialmedizinern, die Krankheit als ein Phänomen der individuellen Befindlichkeit auffassen.
Das klingt so aufregend, dass man sich jetzt schon die Grabenkämpfe der Platzhirsche vorstellen kann, die mit all ihren Möglichkeiten um weitere Subventionen kämpfen.
Und morgen können wir im Medlog nachlesen, was wir für die Medizin der Zukunft halten. Kleiner Tipp: Sie ist steinalt.
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Scheinbar gibt es noch immer zu viele Missverständnisse. Die Welt schreibt von drastischen Fehlannahmen:
„Muss ich sterben, weil ich HPV-positiv bin?” oder
„Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich meine Tochter nicht impfen lasse?” sogar
„Ich krieg’ nie mehr Krebs, weil ich ja geimpft bin.”
Dabei ist die Thematik doch gar nicht so kompliziert:
Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist eine unangenehme Erkrankung. Im Frühstadium ist sie eher harmlos, erst wenn der Tumor größer wird und unter Geschwürbildung zerfällt, beginnt die eigentliche Gefahr.
Früher endete die Erkrankung häufiger tödlich als heute. Das liegt jedoch nicht an der Verfügbarkeit von Gardasil, sondern vielmehr daran, dass sich heute Frauen anders verhalten als noch vor wenigen Jahren. Damals konnte der Krebs ewig im Verborgenen wuchern, weil die Frauen nicht zum Arzt gingen, wenn sie „unten” etwas zwackte.
Heute gehen Frauen zum Frauenarzt. Dadurch können Vorstufen und Frühstadien entdeckt und auch operiert werden – meistens geschieht dies noch bevor der Krebs gefährlich wird. Dieser Effekt ist sehr gut belegt. Von Platz zwei der tödlichen Krebserkrankungen ist der Gebärmutterhalskrebs in den letzten Jahren auf Platz 11 abgerutscht.
Darüber kann man sich freuen.
Aber jetzt soll es noch toller werden. Denn dank Sanofi gibt es jetzt den Impfstoff Gardasil, der nicht etwa gegen die Krankheit hilft, aber gegen zwei häufige Erreger von Gebärmutterhalskrebs immun machen soll.
Für Personen mit erhöhtem Risiko für Gebärmutterhalskrebs (familiäre Häufung) mag das interessant sein. Doch der Pharmafirma reicht das natürlich nicht. Sie erklärt kurzerhand jede Frau zum potenziellen Krebspatienten – und so richtig übel kann man ihr das nicht nehmen, schließlich wollen alle Firmen ihre Produkte an möglichst viele Menschen verkaufen.
Richtig ärgerlich wird es jedoch, wenn unabhängige Institutionen wie die STIKO, die eigentlich eine Kontrollfunktion innehat, dasselbe Lied unverändert mitsingt.
Ohne Eingrenzung einer Risikogruppe hat die STIKO die Impfung empfohlen und vor zwei Jahren sogar dafür gesorgt, dass die gesetzlichen Krankenkassen diese teuerste aller Impfungen auch noch für sämtliche jungen Mädchen bezahlen müssen.
Zwar weiß noch kein Mensch, ob sich bei irgendeinem der betreffenden Mädchen irgendwann mal eine Auffälligkeit ausbilden würde (Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose ist 52 Jahre) oder ob die Impfung im fortgeschrittenen Alter überhaupt noch wirkt – aber die Impfung wird erst einmal empfohlen.
Dabei sollten doch jeder Medizinexperten wissen, dass eine Impfempfehlung auf so breiter Basis stets auch einige fatale Nebenwirkungen zeigt.
Kann es bei dieser Ausgangslage richtig sein, einfach ja und Amen zu sagen?
Angst ist kein guter Ratgeber und in der „medizinisch notwendigen” Versorgung gibt es kein Medikament ohne Nebenwirkung.
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Der von Markus Grill verfasste Artikel beschäftigt sich mit den Vorsorgeuntersuchungen für Brustkrebs, Prostatakrebs, Hautkrebs und sogar Darmkrebs.
Während über die Risiken und Nebenwirkungen der ersten drei bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet wurde, dürften die Risiken der Darmkrebsvorsorge noch nicht allgemein bekannt sein.
Grill zitiert dazu die hamburger Fachärztin Ingrid Mühlhauser, die beschreibt, dass bei:
10.000 Darmspiegelungen 30mal eine schwere Blutung auftritt und 10mal unabsichtlich der Darm durchstoßen wird.
Jetzt würde man an dieser Stelle gerne darüber schreiben, wie viele Menschen von der Darmspiegelung profitieren, jedoch gibt es dazu keine einzige saubere (randomisiert-kontrollierte) Studie, wie etwa für Brustkrebs.
Für Brustkrebs ist beispielsweise bewiesen:
Die Gegenüberstellung: Wie viele profitieren – wie vielen schadet (durch unnötig ausgelöste Ängste) die Vorsorgeuntersuchung – zeigt demnach eine gefährliche Schieflage.
Doch wie gut sind die Bürger informiert? Der berliner Max-Planck-Forscher Gerd Gigerenzer fragte nach: Wenn eine Frau im Brustkrebsscreening postiv auf Brustkrebs getestet wird, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich an einer Brustkrebserkrankung leidet? Die richtige Antwort, also: 10 Prozent von ihnen haben Brustkrebs, 90 Prozent hingegen sind falsch-positive Befunde wussten nur 20 Prozent der Befragten. Peinlich ist jedoch, dass Gigerenzer ausschließlich Frauenärzte befragte …
Der Medizinexperte Klaus Koch, auf dessen Recherchen ein Großteil der Ergebnisse im Artikel beruht, fasst treffend zusammen. Das Risiko, unnötig zu einem Krebspatienten zu werden, ist größer, als die Wahrscheinlichkeit durch die Untersuchung, vor dem Tod durch einen Tumor bewahrt zu werden.
Das soll natürlich keine Empfehlung sein, Vorsorgeuntersuchungen generell abzulehnen, aber eine wichtige Vorbereitung – wie man mit möglichen Ergebnissen umgehen sollte und eine Empfehlung, nach der man seine persönliche Meinung gegenüber Menschen, die keine Vorsorgeuntersuchungen nutzen wollen, dringend revidieren sollte. Schließlich gibt es gute Gründe, die dagegen sprechen.
Denn viele Menschen halten sich – aus was für Gründen auch immer – für prädestiniert, eine schwere Krebserkrankung zu erleiden und sind gerne bereit, diese Bürde auf sich zu nehmen.
Viele Mediziner haben bereits Erfahrungen mit Patienten, die mit einem etwas dunkleren Leberfleck in die Sprechstunde kommen und sofort in Tränen ausbrechen, weil sie felsenfest davon überzeugt sind, an malignen Hautkrebs erkrankt zu sein und den Arzt anflehen, ihnen zu sagen, wie lange sie noch zu leben haben.
Für solche Menschen – das muss einfach mal gesagt werden – sind sämtliche Vorsorgeuntersuchungen vollkommen ungeeignet.
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Er begründet seine Eingangs-beobachtung mit der fortwährenden Streichung von Stellen in Redaktionen.
Als Beginn der “Ausdünnung” macht er allerdings ausnahmsweise mal nicht die aktuelle Finanzkrise verantwortlich, sondern sieht deren Anfänge in den 90er Jahren, als die Zeitungen und Zeitschriften feststellten, dass Wissenschaftsjournalismus keine Anzeigenkunden bindet, wenig Leser hat – aber insgesamt eine teure Angelegenheit ist.
Unser Marc hat das ja mal von der anderen Seite beschrieben.
Ich bin jetzt nicht der Erste, der Brumfiels Artikel aufgreift, schneller war Carolin Neumann vom Blog medienlese.com und dort haben auch die üblichen Verdächtigen Fischer und Könneker (dreimal dürft ihr raten, wer Erster war) gleich fachkundig kommentiert.
Nach Brumfiels Analyse besteht jedenfalls, die größte Gefahr für die Unabhängigkeit darin, dass viele gute Journalisten in die Wirtschaft gewechselt haben und von dort aus so gute Pressemitteilungen (PMs) schreiben, dass die wenigen verbliebenen Redakteure – die allesamt unter enormen Zeitdruck arbeiten – diese guten PMs als gefundenes Fressen auffassen, ganz geringfügig umschreiben, nicht mehr nachrecherchieren und dadurch auf ihre vier Meldungen pro Tag kommen.
In Deutschland soll nach Ansicht von Holger Wormer (früher Süddeutsche-Redakteur und für die Skandale zuständig, jetzt Professor in Dortmund) die Analyse aufgrund der Wissenschafts-Seite von der FAZ nicht so ganz deutlich zutreffen, aber ob sich da nicht bereits erste professorale Ausfallserscheinungen bei Wormer breitmachen – ist die nächste Frage.
Was mir an Brumfiels Analyse etwas gefehlt hat, ist der nachhaltige Grund, weshalb Blog-Journalismus auf Dauer den redaktionellen Journalismus nicht ersetzen kann.
Reden wir also über Geld.
Brumfiel schreibt, dass sich manche freie Autoren mit ihren Blogs um ein eigenständiges Geschäftsmodell bemühen, was er jedoch nicht schreibt, ist die Aussichtslosigkeit davon irgendwann mal leben zu können. Hier hat mal einer der erfolgreicheren deutschen Blog-Autoren seine Einkünfte durch Google Werbung (Adsense) veröffentlicht.
Also trotz Platz 69 in den deutschen Blogcharts erhielt er über Anzeigen nicht mehr als 70 Euro (pro Monat).
Darüber kann man sich erschrecken, aber mit was anderem darf man nicht rechnen.
Heißt also: Sobald der Enthusiasmus nachlässt, wird über kurz oder lang jeder Blog eingestellt werden. Die Liste der toten Blogs wird entsprechend auch immer länger.
Aber Qualität …
]]>Bei den Arztpraxen kommt das natürlich ganz anders an. Aber was ändert sich dadurch für den Patienten?
Wir haben hier einen Fall vorliegen, der dokumentiert, wie sich eine moderne Augenarztpraxis auf die neuen Bedingungen eingerichtet hat:
Die Patientin wollte ihre Augen untersuchen lassen und hatte um den ersten Termin um 15.00 Uhr in der Nachmittagssprechstunde gebeten und war überrascht, dass mit ihr gleich drei weitere Patienten die Praxis betraten.
Die Augenärztin betrat um 15.20 die Praxis. Nach den drei Patienten wurde die Patientin kurz vor 16.00 Uhr ins Behandlungszimmer gerufen und fragte zuerst, weshalb eigentlich drei Personen vor ihr behandelt wurden, obwohl sie um den ersten Termin gebeten hatte.
Die Ärztin erklärte, sie müsse die Termine doppelt besetzen, da eine Untersuchung häufig nur fünf Minuten dauern würde und sie sonst Leerlauf hätte und sich so etwas nicht leisten könne.
Dann fragte die Ärztin nach dem Grund des Besuchs.
Die Patientin beschrieb, dass sie nach langer Zeit ihre Augen wieder untersuchen lassen wollte, weil sie das Gefühl hatte, dass sie viel schlechter geworden seien.
Die Ärztin legte die Hände in den Schoß und sagte, dass sie da leider nicht weiter helfen könne. Sie bekäme für eine solche Untersuchung nur 12 Euro. Dafür könne sie nicht arbeiten. Die Patientin müsste deshalb für die Augenuntersuchung 15 Euro extra bezahlen. Schließlich müsse die Ärztin auch von irgendetwas leben.
Die Patientin fragte: „Das heißt, Sie wollen mich jetzt nicht untersuchen und ich habe die ganze Zeit umsonst gewartet?”
Ärztin: „Sie müssen dass verstehen. Draußen steht mein alter Audi 80. Der ist jetzt 15 Jahre alt. Das ist alles, was ich mir leisten kann und ich habe auch drei Kinder.”
Patientin: “Aber warum haben mir Ihre Sprechstundenhilfe nicht gleich am Telefon gesagt hat, dass bei der gewünschten Untersuchung Kosten auf mich zukommen würden?” (dann hätte ich den Termin natürlich bei jemand anders gemacht).
Ärztin: „Meinen Arzthelferinnen ist es unangenehm über Geld zu reden, deshalb übernehme ich diese Aufgabe immer im direkten Gespräch mit dem Patienten.”
Weil die Patientin bereits eine knappe eine Stunde im voll besetzten Wartezimmer verbracht hatte, nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen wollte und sich tatsächlich Sorgen um ihre Augen machte, stimmte sie zu, den geforderten Betrag für die Untersuchung zu bezahlen.
Die Ärztin wandte sich danach ihrem Computer zu, begann ein paar Fragen zu stellen und tippte die Antworten in die Datenmaske. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
Ärztin: „Sie müssen das jetzt aber sofort bar bezahlen.”
Patientin: „Ich habe aber nicht genug Geld im Portemonnaie. Kann ich vielleicht mit Karte bei Ihnen bezahlen?
Ärztin: „Also wenn ich mir ein Kartenlesegerät anschaffen würde, dann hätte ich ja Kosten. Das kann ich mir nicht leisten.”
Patientin: „Ja, werden Sie mich jetzt nicht untersuchen?”
Ärztin: „Ja, gute Frau. Waschen, legen, fönen für umsonst gibt es hier nicht.”
Damit endete die Behandlung.
]]>Eine Nachfrage bei der Krankenversicherung ergab: Ja, für eine Augenuntersuchung erhalten Augenärzte 12 Euro. Das ist so festgelegt worden, weil die Untersuchung nur selten fünf Minuten dauert.
Man sollte sich aber mal ausrechnen, was das ergibt: Bei 12 Behandlungen pro Stunde und einer berechneten Arbeitszeit von 7 Stunden summieren sich Augenuntersuchungen auf 144 Euro pro Stunde und einen Tagesumsatz von 1008 Euro.
Der Augenärztin scheint dies jedoch nicht zu reichen. Sie benötigt scheinbar einen Stundenumsatz von 324 Euro, was einen Tagesumsatz von 2268 Euro ergibt.
Die Krankenkasse stellt klar, dass die Forderung der Augenärztin, Verträgen mit der kassenärztlichen Vereinigung widerspricht.
15 Menschen tötete der 17-jährige Tim Kretschmar, bevor er die Waffe gegen sich selbst richtete.
Sämtliche Opfer stammten aus der Mitte der Gesellschaft (Schüler, Lehrer, Gärtner, Autoverkäufer).
Selbst der Täter war nahezu auffallend unauffällig in der Mitte verankert: Realschulabschluss, Ausbildungsplatz, Tischtennisverein, dazu kam eine wohlhabende Familie, in der die Eltern ausnahmsweise mal nicht geschieden waren – die Rahmenbedingungen bieten wenig Anlass für Mitleid.
Umso schwieriger gestaltet sich die Suche nach dem Motiv.
Wie hätte man die Tat verhindern können.
Eine Frage, die man – angesichts der fehlenden Ankündigung – wahrscheinlich nur mit einem „gar nicht” beantworten kann.
Doch die Frage nach den Ursachen lässt nicht locker. Bereits am Tag des Amoklaufs erreichten mich Mails von ScienceBlogs-Lesern, die die Frage nach vermeintlichen Medikamenten des Täters stellten.
Heißester Kandidat an dem Tag: Natürlich Ritalin.
Heute gehen wir natürlich nicht davon aus, dass Tim K. Ritalin nahm, schließlich wurde er wegen einer Depression behandelt und nicht wegen ADS/ADHS.
An fünf Terminen soll er im Klinikum am Weissenhof bei Heilbronn behandelt worden sein. Die Therapie sollte in Winnenden fortgesetzt werden.
Was jedoch nicht geschah.
Den Ort der Therapie scheint Tim K. dennoch gekannt zu haben, da er nach der Tat direkt dorthin flüchtete. – Was darauf schließen lässt, dass er von seinen Morden nicht rauschhaft überzeugt war und vielleicht sogar Hilfe suchte.
Doch als er schließlich ankam, übermannte ihn sein Hass und er tötete kaltblütig einen Gärtner.
Aber was hat das mit Medikamenten zu tun?
Derzeit wissen wir es nicht.
Wir wissen jedoch, dass viele Medikamente Nebenwirkungen haben. Insbesondere bei Antidepressiva ist bekannt, dass sich viele Wirkstoffe nicht einfach absetzen lassen.
Uns interessiert in diesem Zusammenhang ob Tim K. Medikamente verschrieben bekam und diese nur eine relativ kurze Zeit während der Therapie nahm, danach jedoch leichtfertig und auf einen Schlag absetzte – ohne sie langsam (und möglichst professionell begleitet) auszuschleichen.
Könnte dieses Verhalten – zumindest einen Teil – der Persönlichkeitsveränderung des zuvor so unauffälligen Täters erklären? Und dann fragen wir uns natürlich ob er alte Trizyklika bekam (was bei Kindern eher die Ausnahme ist) oder SSRI (wie zum Beispiel Fluoxetin – von denen mehrere unter Verdacht stehen, das Risiko eines Selbstmords zu erhöhen).
Sicherlich gibt es jetzt viele Kurzschlussforderungen, von Personen, die sich in der Verantwortung sehen solche Amokläufe in Zukunft zu verhindern.
Aber was will man verbieten wenn man nicht versteht, wieso etwas geschehen ist?
Nicht immer müssen Kinofilme reine Unterhaltung sein. Bei manchen kann man sogar was lernen.
Zumindest haben sich das die Professoren Stephan Doering und Heidi Möller gedacht und gemeinsam mit 28 Fachkollegen (insgesamt sind 18 der Autoren Profs.) ein Buch über die psychischen Erkrankungen von Filmfiguren geschrieben.
Im Prinzip eine gute Idee, schließlich fragen sich viele Leute, ob man in den Räumen der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie tatsächlich auf Leute wie Raymond Babbit (Rain Man) oder Massenmörder wie Hannibal Lecter (Das Schweigen der Lämmer) trifft.
Ausgehend von diesem Ansatz hätte man spielerisch allen interessierten Nicht-Psychologen und Nicht-Psychiatern einen lebendigen Einblick in die schwierige Diagnostik der psychischen Erkrankungen und Störungen geben können.
Wenn … ja, wenn es eine Schluss-redaktion gegeben hätte und wenn tatsächlich eine intensive Diskussion der betreffenden Filmfigur mit dem ICD10 (Handbuch zur Bestimmung psychischer Erkrankungen) erfolgt wäre.
Doch klar hergeleitete Einordnungen wie „dissoziale Persönlichkeits-störung” (für Hanibal Lecter) stellen in dem Sammelwerk die Ausnahme dar.
Vergebens sucht man in den meisten Artikeln nach Einschränkungen im Krankheitsbild bei der Filmdarstellung wie „aber die größere Belastung der Patienten und Angehörigen entsteht aus Verkennungen und der daraus resultierenden Angst, Agitation und Aggressivität, die sich bei einem Teil der Patienten entwickelt” (über die Alzheimererkrankung, dargestellt in „Iris”).
Rundum gelungen sind eigentlich nur zwei Besprechungen, auf der einen Seite Kornelia Steinhardts Analyse von Raymond Babbit (Rain Man), da Steinhard sich nicht zu schade ist, eine Frage wie „was ist Autismus?” zu stellen, sowie Friedemann Pfäfflins Besprechung von Boys don’t cry (Transsexualismus).
Am allerwenigsten überzeugt bei Frankenstein und Belle de Jour jedoch die Auswahl der Filme. Hier herrscht eine absolut unverständliche Beliebigkeit.
Beispielsweise werden gleich eine ganze Reihe von Uraltfilmen besprochen, bei denen man sich unweigerlich fragt, wie der Autor auf die Idee kommen konnte, hier exemplarisch zu diagnostizieren. Schließlich existierte zu diesem Zeitpunkt nur ein sehr begrenztes systematisches Wissen – selbst an den besten medizinischen Fakultäten (Der blaue Engel 1930; Frankenstein 1931; M – Eine Stadt sucht einen Mörder 1931; Citizen Kane 1941; Die Caine war ihr Schicksal 1954).
Dann wiederum wimmelt es von französischen Filmen mit Femme fatales, die sich nicht eindeutig diagnostizieren lassen und von den Regisseurinnen auch entsprechend angelegt wurden (Ein Herz im Winter, Wahnsinnig verliebt, Schattenmund).
Viel zu selten haben sich die Autoren an Filme gewagt, die tatsächlich eine Erkrankung oder Störung thematisierten: Iris, Trainspotting, Das weiße Rauschen, Das geheime Leben der Worte, Elling, Boys don’t cry, Rain Man sind gerade mal acht von 30 Besprechungen.
Leider schwankt dabei auch die Qualität der Texte enorm. Während manche Autoren seitenlang nicht mehr als reine Inhaltsangaben schreiben, schrecken andere Autoren nicht vor ausführlicher Anwendung von freudscher Pullermann-Diagnostik. Also jener Idee, gegen die so manche Esoteriklehre hochwissenschaftlich klingt.
Das ärgert vor allem, weil im Klappentext eine Diagnose nach ICD10 oder wenigstens DSM-IV versprochen wird. Aber wenn man dann lesen muss, dass Leonardo DiCaprio als Howard Hughes (Aviator) einen anal-aggressiven Triebkonflikt darstellt und „phallisch-narzistisch” handelt, dann möchte man das Buch am liebsten gleich wieder aus der Hand legen.
Vorreiter in negativer Hinsicht ist dabei übrigens Professor Wolfgang Scheider (Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin an der Universität Rostock), der dem vollkommen blödsinnigen und in der Darstellung maßlos übertriebenen Film „Reine Nervensache” attestiert: „dass der Film bestens geeignet ist, grundlegende Fragestellungen der psychodynamischen Psychotherapie in einer lust- und gehaltvollen Weise aufzuzeigen”. Eine erstaunliche Einschätzung, wenn man bedenkt, dass der Film an anderer Stelle als verkleidete Sitcom gescholten wurde.
Schneider hingegen bewertet den Film als „Lehrstück der Prävention” (S.166). Was man dann wohl eher als Aussage über Schneiders Aufenthaltsort im Elfenbeintunnel und die Abhängigkeiten in der Psychoanalytikerausbildung verstehen dürfte. Wenn der Chef lacht, ist es doch normal, dass alle mit lachen, oder?
Die zwei letzten Kritikpunkte am stellenweise sehr weitschweifig geschriebenen Buch betreffen die Unvollständigkeit der Diagnosen und fehlende Filmtitel.
So fehlt beispielsweise die manisch-depressive Erkrankung, obwohl sie besonders häufig bei Schauspielern auftritt und mit unzähligen Dr. Jekyll und Mr. Hyde Versionen (unter anderem Die Maske mit Jim Carrey) häufig genug verfilmt wurde.
Und dann fehlen natürlich weltbekannte Titel wie Psycho von Hitchcock, Einer flog über das Kuckucksnest, Shining, A beautiful mind …
Es bleibt bei der Einschätzung, dass die Idee zu dem Werk gelungen, die Umsetzung jedoch misslungen ist.
Doering, Stephan; Möller, Heidi:
Frankenstein und Belle de Jour
Springer Verlag 2008; 422 Seiten
EUR (D) 39,95
ISBN: 978-3-540-76879-1
Am deutlichsten sieht man dies bei Zoomer.de.
Im Februar 2008 ging dieses neuartiges Online-Nachrichtenportals mit hoher Qualität (40-köpfiger Redaktion) auf Sendung. Prominent war es gestartet, unter der Schirmherrschaft von Ulrich Wickert, und wird jetzt zum Ende dieses Monats – nach gerade mal einem Jahr – eingestellt.
Die Verlagsgruppe Holtzbrinck begründet ihren Schritt laut Branchendienst Kress mit den Worten “Der Druck auf den Anzeigenmärkten, der in den letzten Monaten erheblich zugenommen hat, stellt auf absehbare Zeit die ökonomischen Erfolgsaussichten in Frage”.
Was übersetzt natürlich nichts anderes heißt, als dass mit Online-Angeboten noch immer kein Geld verdient wird und dass die Verlage auf ihren anderen (Papier-)Seiten massiv unter Anzeigenflaute leiden (jaja, die Wirtschaftskrise). Teure Experimente sind also derzeit nicht mehr möglich, geschweige denn sinnvoll.
In ein ähnliches Horn hatte kurz zuvor Verleger Hubert Burda auf seiner Digital, Life, Design Confernce gestoßen und damit möglicherweise Holtzbrincks Entscheidung beschleunigt.
In ungewohnter verlegerischer Offenheit erklärte Burda “You get lousy pennies on the web”, und veranschaulichte dies am Beispiel von Focus-Online, das laut AGOF-Zahlen immerhin das vierterfolgreichste Nachrichtenportal Deutschlands ist.
Trotz dieser Reichweite ist es jedoch nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft zu finanzieren. Der Verlag muss sein „Holiday-Check”-Projekt einsetzen um Focus Online gegen zu finanzieren.
Es wäre interessant zu erfahren, mit welchen Projekten Spiegel Online, Bild.de und Welt Online gegenfinanziert werden, denn angesichts der aktuellen Entwicklung kann man sich nicht vorstellen, dass auch nur ein einziges Nachrichtenportal in Deutschland Gewinn erwirtschaftet. – Allen Jubelrufen über erfolgreich, hohe Klickzahlen zum Trotz.
Wohin also geht die Online-Reise?
Wird es wieder verstärkt Versuche geben kostenpflichtige Angebote zu entwickeln, bei denen der Leser für Information bezahlen muss? Bislang sind sämtliche dieser Projekte auf Bundesebene gescheitert. Lediglich Regionalzeitungen können es sich erlauben, mit diesem Modell ihre lokalen Nachrichten eingeschränkt zu verbreiten (also Zugang nur für Abonnenten).
Doch was passiert eigentlich, wenn die Verleger reagieren und von den Online Redaktionen ein immerhin kostendeckendes Wirtschaften einfordern?
Müssen dann noch mehr Kündigungen ausgesprochen werden?
Oder wird der unprofitable Online-Markt irgendwann in die Hände von Hobby-Journalisten gelegt, die für einen Appel und ein Ei (und vielleicht von Geltungswahn motiviert) schreiben?
Eine ähnliche Entwicklung sieht man schließlich seit einigen Jahren beim Fernsehen, wo Komparsen sogar Geld bezahlen, um mitspielen zu dürfen (was der Qualität nicht unbedingt förderlich ist).
Doch der Online-Markt ist längst weiter. Während bei Fernseh-Serien nur die Nebendarsteller leer ausgehen, kann man am Beispiel von Youtube – immerhin einem der wenigen Portale, das eine junge Kundschaft binden kann – sehen, was Hauptdarsteller und Ideengeber in Zukunft erwarten können.
NEtotal ist beispielsweise eine in Garbsen von den Schülern Nigel und Eduardo produzierte Sendung. Aufgrund Ihres Erfolgs haben die Jungs nicht nur einen eigenen Kanal, sondern sogar einen Manager von Youtube gestellt bekommen. Stolz berichten sie, dass 40 Prozent der Werbeeinnahmen in ihre Taschen fliessen.
Das hört sich zwar nach viel an, aber in Wahrheit belaufen sich die Einnahmen der Schüler auf hohe zweistellige Beträge und wenn es einen Monat mal richtig gut gelaufen ist, gibt es was Dreistelliges. – Selbstverständlich vor Abzug sämtlicher Kosten.
]]>
Diesmal konnten die Forscher des Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle überprüfen, ob nicht wenigstens alte Menschen von Vitaminzusätzen profitieren. Der Untersuchungszeitraum belief sich auf acht Jahre.
Insgesamt beteiligten sich 161 808 Frauen (in der Menopause) zwischen 50 und 79 Jahren an der Studie.
42 Prozent dieser Frauen gaben an, regelmäßig Multivitaminpräparate zu konsumieren.
Doch im Ergebnis hatte dies keine statistisch signifikante Wirkung auf die Anzahl der beobachteten Krebserkrankungen, Herzkreislauferkrankungen oder die frühen Todesfälle.
Bereits vor dieser Untersuchung hatten mehrere Studien belegt, dass Multivitaminpräparate gesunde Menschen nicht vor Krankheiten schützen können.
Die aktuelle Studie zeigt jetzt, dass noch nicht einmal alte Menschen (die in körperlicher Hinsicht häufig geschwächt sind) von den Pillen der Milliardenindustrie profitieren.
]]>Marian Neuhouser, die Leadautorin der Studie fasst ihre Ergebnisse in deutliche Worte: Nährstoffe sollten aus Lebensmitteln stammen. Vollwertige Nahrungsmittel sind besser als Nahrungsergänzungsmittel.
Zeitgleich sagte er: Im Prinzip ist es unverständlich, dass sich nur arme Menschen an Malaria infizieren.
Zwar halten die meisten Menschen am liebsten ihr gesamtes Leben an alten Feindbildern fest, doch wer etwas aufgeschlossener ist, dürfte bemerkt haben, dass Microsoft-Gründer Bill Gates seit seinem Ausstieg aus dem operativen Geschäft von Microsoft eine bemerkenswerte Wandlung in Richtung Gutmensch vollzogen hat.
Und dieser Gutmensch hat jetzt während eines Vortrags (ja es war eine TED-Session) auf das prominente Publikum eine Schar Moskitos losgelassen.
Der Hintergrund von Gates Provokation ist die geplante Einläutung der Phase III Prüfung eines neuen Malaria-Impfstoffes, der im Auftrag der Bill and Melinda Gates Stiftung entwickelt wurde.
Gates beklagte, dass jedes Jahr mehr Geld in die Erforschung der Kahlköpfigkeit investiert werde, als in die Bekämpfung der Malaria, der jährlich bis zu 2,7 Millionen Menschen zum Opfer fallen, die Hälfte davon Kinder unter fünf Jahren.
Man muss ihm zustimmen, wenn er sagt, dass im Prinzip nur sehr wenige Krankheiten für einen Großteil der Toten auf der Welt verantwortlich sind. Derzeit haben die Masern aufgrund guter Impfstoffe und weltweiter Impfkampagnen einen Großteil ihres Schreckens verloren.
Dank Bill Gates und seiner Stiftung dürfen jetzt auch die Bewohner von „armen” Ländern hoffen, dass die Malaria ihre Heimtücke verliert und weniger Kinder und Erwachsene daran sterben.
Und bevor ich es vergesse: Die von Gates freigelassenen Moskitos waren natürlich nicht mit Malaria infiziert, was Gates – nach dem Aufschrei des Publikums – seinen Zuhörern sehr schnell versicherte.
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Zusätzlicher geplanter Service:
“Der Standard wird, dass jeder Versicherte innerhalb von fünf Tagen einen Facharzttermin bekommt, maximal 30 Minuten in einer Lounge mit Internetanschluss wartet”, verspricht TK-Sprecherin Dorothee Mausch.
Was für die Versicherten, stark nach Utopie klingt, hat natürlich einen handfesten materiellen Hintergrund, dessen Erklärung sich im härter werdenden Wettbewerb der Kassen untereinander findet (Stichwort: gleicher Beitragssatz, Gesundheitsfonds). In diesem Sinne sollen nur die TK-Mitglieder in den neuartigen MVZs kostenlos Kaffee, Tee und gesunde Snacks erhalten.
Aber auch für die Ärzte hätten die geplanten Änderungen weitreichende Folgen, denn natürlich sind die an medizinischen Versorgungszentren tätigen Mediziner nicht mehr freiberuflich tätig sondern angestellt.
Ein bekanntlich zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite erhalten sie eine größere Sicherheit, auf der anderen Seite sind sie jedoch einer weitaus stärkeren Kontrolle unterworfen und weniger in der Lage auf schwierige Fälle intensiver einzugehen.
Dass mit diesem Argument jedoch häufig genug Schindluder getrieben wird, zeigt die aktuelle Entwicklung in nahezu sämtlichen Arztpraxen. Durchschnittlich nehmen sich die Ärzte nur 8 Minuten Zeit pro Patient, die Wartezeiten auf diese acht Minuten (die man fairerweise einkalkulieren könnte) beträgt jedoch häufig genug das Zehnfache – trotz Termin.
In diesem Sinne kann man nur hoffen, dass die neuen medizinischen Versorgungszentren, den Wettbewerb und auch den Druck auf die traditionellen Arztpraxen erhöhen.
]]>Denn die selbstgefällige Dreistigkeit, mit der die meisten Ärzte – trotz Terminvergabe – die Zeit ihrer Patienten stehlen, muss ein Ende haben.
ScienceBlogs-Leser wussten es bereits im Mai, doch jetzt hat die Nachricht auch die übrige Presselandschaft erreicht.
Das Biotechunternehmen Geron wird die erste Studie mit embryonalen Stammzellen am Menschen durchführen (gibt auf deren Homepage viele weitere Informationen dazu), das hat Susan Cruzan von der amerikanischen FDA der Nachrichtenagentur AFP bestätigt.
Das Ziel: Querschnittslähmungen zu therapieren.
Wir sind gespannt. Die vorherigen hoffnungsstimmenden Versuche erfolgten an Ratten. Jetzt sollen sich dieselben Ergebnisse bei Versuchen mit Menschen wiederholen.
Wir sind gespannt, fragen uns ob die Krebsgefahr der Zellen gebannt sein kann, ohne dass sie ihre therapeutischen Fähigkeiten verloren haben, rufen dennoch neugierig heraus:
]]>… Supermann erhebe Dich
1. Platz | Radiologe | 230.389 Jahresgewinn | 19.199 (entspr. pro Monat) |
---|---|---|---|
2. Platz | Augenarzt | 152.933 Jahresgewinn | 12.744 (entspr. pro Monat) |
3. Platz | Orthopäde | 134.246 Jahresgewinn | 11.187 (entspr. pro Monat) |
4. Platz | Urologe | 126.602 Jahresgewinn | 10.550 (entspr. pro Monat) |
5. Platz | Chirurg | 124.800 Jahresgewinn | 10.400 (entspr. pro Monat) |
6. Platz | Gynäkologe | 118.687 Jahresgewinn | 9.891 (entspr. pro Monat) |
7. Platz | Internist | 116.668 Jahresgewinn | 9.722 (entspr. pro Monat) |
8. Platz | HNO-Arzt | 115.574 Jahresgewinn | 9.631 (entspr. pro Monat) |
9. Platz | Kinderarzt | 109.323 Jahresgewinn | 9.110 (entspr. pro Monat) |
10. Platz | Hausarzt | 107.202 Jahresgewinn | 8.934 (entspr. pro Monat) |
(Jahresgewinn vor Steuern, Krankenversicherung und Altersvorsorge)
Donnerlüttchen denkt man da, aber wieso gibt es dann eigentlich so einen Radiologen-Engpass? Im Prinzip müsste es doch – angesichts der Verdienstmöglichkeiten – eine regelrechte Radiologenschwemme geben.
Und trotzdem muss man häufig monatelang auf einen Termin für eine MRT warten.
Aber verdienenen wirklich alle Ärzte so gut?
Tatsächlich dürften die Zahlen den an Krankenhäusern angestellten Oberärzten die Tränen in die Augen treiben.
Ist das denn gerecht, fragen sie sich. Häufig sind sie bereits über 40, bestens qualifiziert, mit reichhaltiger Erfahrung und der Bereitschaft zu Nachtschichten und Wochenenddiensten … und was kommt – im Vergleich zu den niedergelassenen Ärzten – rum?
]]>Wie kam es zur Gründung von ResearchGATE?
Madisch: Im Jahr 2005 war ich während eines Forschungsaufenthalts in den USA. Ich war dort im Labor eines Radiologen an der Harvard University tätig. Damals beobachtete ich das Aufkommen von Facebook und war von diesem neuartigen Dienst sehr angetan.
Madisch: In beruflicher Hinsicht fand ich dieses Netzwerk jedoch wenig
hilfreich. Persönlich war ich stets in den Disziplinen Medizin und
Informatik eingespannt und musste dabei feststellen, dass der
Informationsfluss zwischen beiden Fachrichtungen sehr langwierig war.
Im Jahr 2007 gründete ich dann mit zwei Freunden ResearchGATE. In
erster Linie um Informationen in der Wissenschaft schneller verfügbar
zu machen.
Was gibt es bei ResearchGATE, was Facebook nicht bietet?
Madisch: Wir haben eine ganze Reihe von Applikationen entwickelt, die vor allem für Forscher einen Mehrwert darstellen. Dazu gehört die semantische Volltextsuche in den Datenbanken: Pubmed, Citeseer, IEEE, NASA, arxivund Repec.
Zusätzlich sind wir im Gegensatz zu Facebook auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet: Wissenschaftler. Diese organisieren sich derzeit auf der Plattform in 780 Gruppen und sind sehr aktiv. Aktuell haben wir 22.000 Mitglieder aus 117 Ländern. Darunter mehr als 120 Professoren aus 18 Ländern.
Worüber tauschen sich die Mitglieder von ResearchGATE aus?
Madisch: Meistens geht es um Methoden und ob man die im Labor zum Laufen bekommen kann. Zusätzlich geht es jedoch auch um Ideen, also die eigentlichen Juwelen im Forschungsbereich. Dafür haben wir auch ein Tool entwickelt, mit dem man Abstracts bewerten kann.
Wenn ich mir beispielsweise eine Freundesliste zusammengestellt habe und einer von diesen auf ein besonders gutes Paper aufmerksam macht, dann kann ich schnell entscheiden, ob ich das auch lesen möchte. Ebenso hilfreich kann ein Hinweis von jemandem sein, der zu einer bestimmten Nature-Veröffentlichung schreibt, dass bereits vier Postdocs aus seinem Labor erfolglos versucht haben, die Methode nachzukochen.
Derzeit findet sich keine Bannerwerbung auf Ihrem Portal und die Benutzung ist kostenlos. Soll sich das in Zukunft ändern?
Madisch: Nein, die Nutzung soll für Member kostenlos bleiben und im Gegensatz zu anderen Netzwerken wollen wir keine Bannerwerbung etablieren, da wir davon einen abschreckenden Effekt befürchten.
Aber wie finanziert sich ReseachGATE dann?
Madisch: Derzeit hauptsächlich durch “Family and Friends”. Das geht jedoch nur, weil wir die Kosten sehr niedrig halten, indem wir kaum Gehälter zahlen. Aktuell arbeiten außer den drei Gründern etwa 30 Freunde an ReseachGATE. Diese haben allesamt zusätzlich einen anderen Broterwerb. Auch ich selber habe einen Arbeitsvertrag mit einem Radiologenlabor in Harvard und bin deshalb in finanzieller Hinsicht nicht auf ResearchGATE angewiesen.
Der Vorteil unserer “freien” Finanzierung ist, dass wir keinen fixen Zeitpunkt haben, an dem wir anfangen müssen Gewinn zu erwirtschaften. Allerdings haben wir konkrete Pläne, wie wir Geld verdienen wollen.
Und das wäre?
Madisch: Wie gesagt, wird die Seite samt aller Applikationen für die Nutzer immer kostenlos bleiben. Aber wenn wir Kommunikations-Lösungen für größere Einrichtungen bereitstellen, wollen wir dafür auch etwas verlangen. Konkret planen wir auch eine Stellenbörse. Auch hier wäre das Einstellen von Angeboten mit Kosten verbunden.
Für die Zukunft können wir uns auch indirekte Werbung vorstellen. Grundsätzlich müssen Forscher ja über neue Produkte informiert sein. Wenn wir das einmal machen sollten, dann aber nur auf ausdrücklichen Wunsch der Nutzer. Sie müssen dann auch selbst auswählen können, was für Informationen sie erhalten wollen. Wir werden ganz sicher niemals unerwünschte Werbung verschicken oder Nutzerdaten dafür missbrauchen.
Könnten Sie sich auch einen Einstieg von einem Pharmaunternehmen vorstellen
Madisch: Nein, dann wäre ResearchGATE wahrscheinlich ziemlich schnell kaputt. Vielleicht könnten wir uns irgendwann gegenüber einer öffentlichen Forschungseinrichtung beispielsweise von der Europäischen Union öffnen, jedoch ist das auch noch Zukunftsmusik und derzeit nicht spruchreif.
Derzeit ist in Deutschland vor allem das Netzwerk StudiVZ erfolgreich. Ist das eine Konkurrenz für Sie?
Madisch: Nein, denn wie bereits beschrieben, verfolgen wir einen komplett anderen Ansatz. Wir wollen die Leute nicht in ihrer Freizeit vernetzen, sondern für professionelle Zwecke.
Dass so etwas gelingen kann, sieht man recht deutlich beim Vergleich der höchsten Aktivität. Während bei den sozialen Netzwerken die meisten Beiträge in den Pausenzeiten geschrieben werden, ist unsere Community während der klassischen Bürozeiten am Aktivsten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Ijad Madisch ist 28 Jahre alt, promovierter Mediziner und Informatiker und derzeit an einem radiologischen Labor der Harvard Medical School in Boston beschäftigt.
Für seine interdisziplinäre Tätigkeit erhielt er im Jahr 2006 den Young Investigator-Preis der Radiological Society of North America (RSNA).
Im Jahr 2008 erhielt er für seine Arbeit über Adenoviren an der MH-Hannover den Promotionspreis der Gesellschaft der Freunde der MHH.
Das Foto entstand vor Samiis Hirnklinik in Hannover (dem INI).
ResearchGATE, das ist ein in Deutschland entwickeltes soziales Netzwerk für Forscher auf der ganzen Welt.
Noch eins? Aber wer soll das denn brauchen?
Na ihr! Aber jetzt lasst mich erstmal ausreden.
Seit Marcs erstem (erfolglosen) Versuch ein Profil zu erstellen hat sich bei dem Projekt also eine ganze Menge getan.
Was vermutlich kein Kunststück ist, da die Seite erst wenige Tage vor seinem Test online gegangen war.
Neu ist seitdem unter anderem eine semantische Suche (also Volltextsuche) hinzugekommen. Damit kann man den vollständigen Text eines Abstracts eingeben und auf der Basis eines selbstentwickelten Algorithmus erhält man bei den Results ähnliche Abstracts nicht nur aus Pubmed sondern auch aus Citeseer, IEEE, NASA, arxiv und Repec.
Hilfreich kann das vor allem für Menschen sein, die ein neues Thema beackern sollen. Denn wer kennt nicht diese Sternstunden der Arbeit, wenn der Prof plötzlich einen Geistesblitz hat: Oh, das ist aber eine interessante Geschichte, die da in Science veröffentlicht wurde. Tobias, kannst du das nicht mal in einer Woche schnell nachkochen?
Und dann hängt man da …
Erster Schritt: Ich muss ähnliche Abstracts finden – denn, bevor ich selber damit anfange – will ich erstmal wissen, ob überhaupt sonst noch irgendeine andere Arbeitsgruppe dieses Protokoll verwendet oder an einem ähnlichen Thema arbeitet.
Ich nutze also die semantische Volltextsuche. Vielleicht entdecke ich dabei sogar eine Arbeitsgruppe, in der ich jemanden kenne, dem ich dann eine Mail schreiben kann …
Zweiter Schritt. Nach dem ich niemanden persönlich kenne, versuche ich es direkt über ResearchGATE. Ich suche also nach jemand, der Erfahrung mit dem benötigten Kit hat und frage mal, ob der auch das Paper kennt und was er/sie dazu denkt.
Und jetzt das tollste: Die Benutzung von Researchgate.net ist kostenlos und das Portal ist frei von jeglicher Bannerwerbung. Nach Angaben der Macher soll das auch so bleiben.
Na, dann haben die bestimmt keine Mitglieder und jede Frage bleibt unbeantwortet.
Denkste: Zwar ist die Seite erst vor knapp einem halben Jahr Online gegangen. Aber schon jetzt zählt Researchgate 22.000 Mitglieder aus 117 Ländern. Darunter mehr als 120 Professoren aus 18 Ländern. Unter anderem:
Prof. Harald Schmidt, Monash University, Melbourne
Prof. Heiko von der Leyen, Medizinische Hochschule Hannover
Prof. Sebastian Suerbaum, Medizinische Hochschule Hannover
Rajiv Gupta, MD, PhD, Harvard Medical School, Boston
Das Portal hebt sich durch diese Internationalität wohltuend von Marcs anderen getesteten Portalen wie scholarz.net oder dem bereits seit mehreren Wochen im Wartungsmodus befindlichen SciLink.com (ist anscheinend doch nicht so trivial eine Netzwerkseite zu unterhalten …).
Aber wie kann ein Portal innerhalb von so kurzer Zeit so schnell wachsen?
Wie so häufig findet sich die Antwort auf diese Frage nicht ausschließlich im Produkt selbst, sondern auch in den Personen, die dahinter stecken.
Im Fall von ResearchGATE ist das in erster Linie der Gründer Ijad Madisch, promovierter Mediziner und Informatiker, der seine Idee bereits in Vorträgen auf der gesamten Welt weitergetragen hat.
]]>Also gut, wer ist dieser Madisch?
In der diesjährigen wunderbar launigen Weihnachtsausgabe des BMJ haben die US-Forscher Rachel Vreeman und Aaron Carroll nach Antworten auf die folgenden Fragen gesucht:
- Macht spätes (nächtliches) Essen besonders dick?
- Kühlt der Körper ohne Mütze besonders schnell aus?
- Helfen Aspirin und saure Gurken gegen einen Kater?
- Macht Zucker Kinder hyperaktiv?
- Sind Weihnachtssterne giftig?
- Begehen zu Weihnachten mehr Menschen Selbstmord?
Spätes Essen, vermutet der Volksmund, soll dick machen, weil der Stoffwechsel in der Nacht gebremst ist. Doch für diese Weisheit fanden die Forscher keinen Beleg. Stattdessen fanden sie einige Studien, die belegen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme und einer veränderten Energieverwertung gibt. Zwar zeigte eine schwedische Studie, dass dicke Frauen häufiger auch in der Nacht etwas aßen. Viel wichtiger war jedoch, was sie insgesamt (also auch am Tag) zu sich genommen hatten. Oder anders gesagt: Auf die Menge kommt es an, nicht auf die Uhrzeit.
Im Winter sollte man einen Hut oder eine Mütze tragen, weil der Körper andernfalls “40-45 Prozent der Körperwärme” über den Kopf verliert. Für diese Behauptung fanden die Autoren immerhin eine Quelle: ein Handbuch der US-Armee. Aber die zugrunde liegende Studie war schlecht durchgeführt. Tatsächlich bestätigen moderne Studien, dass der Körper über jede unbedeckte Stelle Wärme verliert. Dies geschieht proportional zu der Fläche, die unbedeckt ist. 40 bis 45 Prozent unseres Körpers entsprechen jedoch der Fläche, die unsere Beine einnehmen. Insofern würde die Aussage für eine Hose zutreffen, aber nicht für eine Mütze.
Keine Hilfe bietet die Wissenschaft auch beim Kampf gegen den Kater, schreiben die Autoren. Trotz tausender Geheimrezepte, hätte bislang noch keines den Weg in eine wissenschaftliche Arbeit gefunden. Nach Ansicht der Autoren gibt es dennoch einen sehr effizienten Weg, um einen Kater zu vermeiden: Einfach nicht zu viel Alkohol zu trinken.
Aber macht denn wenigstens zu viel Schokolade die Kinder zu Weihnachten so richtig hippelig? In diesem Fall sind sich Rachel Vreeman und Aaron Carroll immerhin sicher, eine Antwort gefunden zu haben. Denn zu dieser Fragestellung fanden sie gleich zwölf sorgfältige Studien, die keinen Zusammenhang zwischen einer stark zuckerhaltigen Ernährung und Hyperaktivität von Kindern fanden. Auf der anderen Seite konnten sie genauso wenig bestätigen, dass hyperaktive Kinder besonders viel Zucker zu sich nehmen.
Als vorletztes gelöstes Rätsel zeigte sich, dass auch der Weihnachtsstern nicht giftig ist. In mehreren Studien fraßen Ratten mehr als 500 Blätter der ursprünglich in den Tropen heimischen Pflanze, ohne dass sie sich dabei vergifteten. Zusätzlich gibt es keine Berichte über Menschen mit Vergiftungserscheinungen oder Kindern, die aufgrund von Kontakt mit Weihnachtssternblättern behandelt werden mussten.
Und zum Schluss: Selbstmordraten steigen nicht zur Weihnachtszeit.
Obwohl häufig angenommen wird, dass sich Menschen im Dezember häufiger streiten oder ihre Einsamkeit stärker spüren, gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem “Freitod” und dem Fest der Liebe. Das gilt zumindest für die USA und Irland. Etwas anders sieht es in Japan aus. Dort ist die Selbstmordrate vor den Festtagen besonders niedrig und steigt danach auf ihr höchstes Niveau.
Andere Länder wie Ungarn zeigen jedoch ihre höchste Selbstmordrate im Sommer. In Finnland ist es der Herbst und in Indien im Sommer.
Das wirklich allerletzte ist jedoch, dass viele Menschen noch immer glauben, der Weihnachtsmann würde am Nordpol wohnen … aber jetzt spielte uns jemand dieses Beweisfoto zu …
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Die Forscher verglichen dazu 875 Patienten mit einem Tumor, der sich über die Prostatakapsel hinaus ausgebreitet hatte (T3-Stadium).
Während die eine Hälfte der Gruppe eine Hormontherapie erhielt (die in Nordeuropa viel häufiger angewendt wird), wurde die andere Hälfte der Patienten zusätzlich zu den Hormonen (bzw. deren Gegenteil, also den Antiandrogenen plus) mit einer Strahlentherapie behandelt.
Nach Abschluss der Studie im Jahr 2002 waren in der Hormon-Gruppe 79 Männer gestorben, wohingegen in der Bestrahungsgruppe “nur” 37 Männer aufgrund der Erkrankung nicht mehr am Leben waren.
Anders Widmark, der leitende Forscher der Studie, rät aufgrund seiner deutlichen Ergebnisse, dass eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Hormontherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zum Therapieverfahren der ersten Wahl erklärt werden sollte.
In Deutschland sterben pro Jahr etwa 11.000 Männer an den Folgen einer Prostatakrebserkrankung. Prostatakrebs ist damit nach Lungen- und Darmkrebs die dritthäufigste tödliche Krebserkrankung für Männer in Deutschland.
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Die auf Natriumphosphat basierenden Medikamente sollen demnach in über 20 Fällen eine schwere Nierenschädigung hervorgerufen haben, begründet die FDA ihre Anordnung. Die Warnungen sollen künftig auf den Verpackungen der verschreibungspflichtigen Präparaten Visicol und OsmoPrep der Firma Salix Pharmaceuticals stehen.
Kritiker monierten, dass viele andere – nicht verschreibungspflichtige – Abführmittel auf demselben Wirkstoff Natriumphosphat basieren und weiterhin ohne Warnhinweise frei verkauft werden dürfen.
Die FDA erklärte dazu, dass die beiden Arzneien die einzigen zur Verschreibung zugelassenen Präparate wären und deshalb vorrangig vor einer Darmkrebsvorsorgeuntersuchung eingesetzt würden.
Folgerichtig (also wegen der hohen Anzahl an Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen) wäre jedoch die Wahrscheinlichkeit bei dieser Untersuchung das Opfer der selten beobachteten Nierenschädigung zu werden (und davor ein verschreibungsfähiges Präparat verabreicht bekommen zu haben), besonders erhöht.
Die Warnhinweise sollen Patienten mit verminderter Nierenfunktion auf mögliche unerwünschte Folgen der Natriumphosphatanwendung hinweisen.
Die zugrundeliegende Studie, auf der die FDA-Entscheidung beruht, erschien im Fachjournal Archives of internal Medicine.
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Grundsätzlich sollte die Effizienz der seit vielen Jahren auf dem Markt befindlichen Generika (Nachahmerprodukte) überprüft werden, die natürlich bedeutend günstiger sind als die teureren Originalpräparate großer Firmen.
Bekanntlich sind in Deutschland und den USA medizinische Innovationen durch eine Patentschutzfrist geschützt. Diese beträgt in der Regel 10 bis 15 Jahre, danach dürfen jedoch auch andere Firmen den Wirkstoff anbieten (das berühmteste Beispiel ist die Acetylsalicylsäure, die Bayer noch immer teuer als Aspirin verkauft, obwohl alternativ ASS von Ratiopharm bereitsteht, das 77 Prozent weniger kostet).
Das erste Ergebnis der Studie dürfte nicht überraschen. Denn tatsächlich waren die Wirkstoffe sämtlicher Anbieter in den 47 überprüften Studien therapeutisch gleich effizient – egal welcher Firmenname auf der Verpackung prange.
Studienautor Aaron S. Kesselheim kommentierte das wenig überraschend mit „Viele Leute glauben, dass ein Medikament besser wirkt, wenn es von einer bekannten Firma stammt. Aber wir fanden dafür keinen Beweis”.
Kommen wir also zum ABER aus der Überschrift, die sich von George Orwells Farm der Tiere herleitet. „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher”.
Auch Kesselheim suchte die besonderen Tiere und wurde auf der höchsten wissenschaftlichen Ebene fündig: Bei den Herausgebern von Fachzeitschriften.
In 43 Editorials entdeckte er in 23 Fällen eine Abwertung der Generika und nur in zwölf Fällen eine Empfehlung des Nachahmerpräparats, acht Editorials blieben indifferent.
Doch wie kommt es dazu, dass manche „gleicher sind”?
Kesselheim erklärt die Aussagen der Mitglieder des Editorialboards mit den engen finanziellen Verflechtungen mit Pharmakonzernen, die sich ab einer bestimmten Ebene ergeben, etwa wenn es darum geht, in welcher Klinik die nächste Studie durchgeführt werden soll.
Aber ist das Verhalten der Chefs deshalb harmlos? Oder beeinflussen die Oberindianer mit ihrer Meinung die Entscheidung vieler anderer Ärzte und verursachen dadurch einen vermeidbaren Anstieg der Kosten im Gesundheitssystem?
Jedenfalls wissen wir jetzt, wie wir es einzuschätzen haben, wenn ein Patient (mit Chefarztbehandlung) erklärt, dass alle Generika schlechter wirken als die Originalpräparate. Er dürfte seine Erkenntnis einem sehr hochstehendem Experten verdanken.
]]>55 Jahre lang blieb die Ehe der Inderin Rajo Devi kinderlos. Dann erfolgte am 19. April 2008 eine künstliche Befruchtung und …
Zack. Müssen wieder mal die Medizinlehrbücher umgeschrieben werden,
denn es erfolgte im Hisar fertility centre im Bundesstaat Haryana eine Geburt, wie die Times of India berichtet. Den Angaben zufolge ist die Inderin damit die weltweit erste Frau, die ihre erste Schwangerschaft mit über 70 Jahren erfolgreich beendet hat. Nach Angaben des Arztes Anurag Bishnoi sind Mutter und Kind sogar wohlauf.
Allerdings berichtete er nicht, von wem die Ei- und Samenzellen der Befruchtung stammten.
Die Familienverhältnisse der Eltern Rajo Devi und ihres 72-jährigen Ehemann Bala Ram sind ohnehin etwas komplizierter. Denn der Mann ist auch gleichzeitig mit Rajos Schwester verheiratet, die er nach 10 Jahren kinderloser Ehe mit der ersten Frau … also … zusätzlich heiratete. Aber auch diese Verbindung blieb kinderlos.
Zwar lädt dieser Umstand geradezu ein, um über die Ursachen der Kinderlosigkeit zu spekulieren, doch es ändert nichts an dem Status der ältesten erstgebärenden Mutter der Welt, die bereits vor 20 Jahren zum letzten Mal menstruierte.
Wir vom Medlog beglückwünschen die Menopausen-Rekord-Mutter und ihr Kind.
Auch wenn wir grundsätzlich künstlichen Befruchtungen in diesem hohen Alter kritisch gegenüberstehen, gefällt uns die pragmatische Einstellung der Eltern. Der Times of India sagten sie: Selbst wenn wir es selber nicht mehr schaffen, sind wir zuversichtlich, dass das Kind in einem stabilen Umfeld aufwachsen wird.
Schließlich leben die Eltern – wie es im ländlichen Indien typisch ist – in einem großen Familienverband.
Außerdem freuen sich die Senioren darüber, dass sie ab sofort nicht mehr sozial geächtet werden, da sie jetzt nicht mehr kinderlos sind.
Auch, das hätten wir nicht gedacht.
Unserer Ansicht nach kam das Christkind bei den beiden reichlich spät.
]]>Obwohl ich noch nicht in den Genuss dieser Titulierung gekommen bin …
hat mich dieser häufig geäußerte Vorwurf doch sehr nachdenklich gestimmt. Schließlich gehören Impfungen zu den größten Erfolgsgeschichten der evidenz-basierten Medizin.
Wie eindeutig die Zusammenhänge sind, hat die WHO jetzt in einer aktuellen Studie eindrucksvoll belegt.
Demnach sank die Anzahl der Maserntoten weltweit von 2000 bis 2008 von 750.000 auf 197.000 pro Jahr, also um 74 Prozent.
Die Zusammenhänge bei Impfungen sind so imposant, dass dadurch sogar Länder wie Pakistan und Afghanistan oder auch Somalia und der Sudan, die sonst nahezu ausschließlich für schlechte Nachrichten bekannt sind, an die vorderste Front der guten Nachrichten rücken:
Um 90 Prozent gelang es in diesen “Schurkenstaaten” die Anzahl der Maserntoten zu reduzieren! Da kann man sich nur bedanken: Bei allen, die mutig genug waren und dort Impfkampagnen durchgeführt haben!!!
Denn selbst wenn wir hierzulande mittlerweile ein “entspanntes” Verhältnis zu Masern entwickeln konnten (dank der Impfungen), sollte man nicht vergessen, wie viele Kinder noch im vergangenen Jahrhundert an der Erkrankung (und ihren Komplikationen) auch in Deutschland zum Opfer gefallen sind.
Das Schlusslicht bei der Senkung der Maserntoten bilden derzeit noch mehrere Länder in Südostasien. Insbesondere durch die dort nicht erfolgten Impfungen tötet das Virus weltweit noch immer 500 Menschen pro Tag.
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Auf einer Fachtagung in Chicago berichteten Forscher um Timothy Roberts vom Children’s Hospital in Philadelphia von ihren Versuchen mit 64 autistischen Kindern im Alter zwischen 6 und 15 Jahren.
Die Forscher untersuchten die Kinder mithilfe von Magnetoencephalographie (MEG), dabei wurden ihnen Töne in kurzen Abständen, Vokale und Sätze vorgespielt wurden.
Auf den angefertigten Aufnahmen zeigte sich, dass die Gehirne der autistischen Kinder im Vergleich zu gesunden Kindern mit einer deutlichen Verzögerung reagierten.
Diese betrug zwischen 1/50 und einer ganzen Sekunde und ereignete sich während der Signalverarbeitung in dem für das Hören zuständigen Bereich des Gehirns.
Die Forscher spekulieren, dass eine – auch nur geringfügige Verzögerung – gesprochener Sprache es unmöglich macht, einen zusammenhängenden Satz zu verstehen.
Ihrer Ansicht nach könnten daraus sämtliche weitere bei Autismus beobachtete Probleme resultieren.
Roberts will jetzt in weiteren Versuchen überprüfen, ob sich mithilfe der beobachteten Hirnwellenmuster, die Erkrankung auch in jüngeren Kindern diagnostizieren lässt. Derzeit wird die Krankheit nicht vor dem zweiten Lebensjahr erkannt.
Die Forscher erhoffen sich mit ihrer Methode eine sichere Diagnose im Alter von einem Jahr. Dies könnte eine sehr frühe Förderung der Kinder ermöglichen.
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Die Forscher um Julie Miller von der John Hopkins Universität in Baltimore verglichen dafür die Daten von 291 Patienten, von denen die Hälfte Gefäßverengungen im Herzen hatte.
Die Patienten wurden für die Studie auf zwei Arten untersucht. Einmal klassisch: Dabei wurde Ihnen mithilfe eines Katheters ein Kontrastmittel injiziert und mehrere Röntgenaufnahmen angefertigt (klassische Angiographie).
Ein weiteres Mal wurden sie mithilfe der neuesten 64-zeiligen Computertomografie-Technik (CT) im Multi-Energy Verfahren untersucht. Auch dabei wurde den Patienten ein Kontrastmittel injiziert, jedoch wurde dafür auf einen Katheter verzichtet, was die Untersuchungszeit stark verkürzte.
Die Auswertung zeigte, dass das 64-zeilige CT – im Vergleich zur vorherigen 16-zeiligen Technik – eine deutlich verbesserte Aussagekraft hatte und genauso gute Vorhersagen wie die klassische Angiographie zuließ. Insgesamt zeigte sich die Technik jedoch weniger genau und erzeugte vor allem mehr falsch-negative Ergebnisse, als die klassische Methode.
In einem kommentierenden Fachartikel schrieben Experten, dass der Ruf nach den millionenteuren CT-Geräten mit 3D-Techniken an der Diagnosewirklichkeit vorbei geht. Schließlich müsste ohnehin bei jeder Bypass-Operation eine klassische Angiographie durchgeführt werden und zusätzlich gelte es das Risiko der hohen Strahlenbelastung für die Patienten zu berücksichtigen.
Während eine normale Röntgenuntersuchung Patienten mit 0,01 mSv belastet, liegt die Strahlenbelastung der 64-zeiligen CT-Untersuchung bei durchschnittlich 20 mSv.
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Die Forscher um Eliezer Schnall werteten dafür die Daten von 90.000 Frauen über einen Zeitraum von mehr als sieben Jahren aus. Die Frauen waren zwischen 50 und 79 Jahre alt und hatten ihren Wohnsitz in den USA.
Die Studie zeigte zwar keinen Einfluss der religiösen Praxis auf Risiken wie Herzinfarkt oder Herz-Kreislauf-Schwäche. Insgesamt zeigte sich jedoch, dass der wöchentliche Besuch einer Andacht das allgemeine Sterberisiko um 20 Prozent reduzierte und es zeigte sich eine Reduzierung um 15 Prozent, wenn der Besuch seltener ausfiel.
Derzeit können die Studienautoren die Ursache des Phänomens nicht erklären. Schnall sagt, dass möglicherweise, die physische Anstrengung um den Gang zum Gotteshaus zu bewältigen, bereits gesundheitsfördernd sein könnte. Jedoch wurden in der statistischen Auswertung Angaben zur körperlichen Gesundheit berücksichtigt.
Schnall verzichtet aufgrund des sensiblen Themas über weitere Spekulationen zur Ursache des beobachteten Effekts und möchte auch niemanden drängen für eine gesundheitsfördernde Wirkung einen Gottesdienst zu besuchen.
Andere Experten spekulierten, dass das Eingebettetsein in eine religiöse Gemeinschaft stressmindernd und damit gesundheitsfördernd wirken könnte.
Vorherige Untersuchungen hatten gezeigt, dass Mitglieder religiöser Gemeinschaften weniger Rauchen und seltener an Suchtkrankheiten leiden.
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Zuvor war sie dreimal durchs Physikum gerasselt (und dadurch zwangsexmatrikuliert worden). Studierte jedoch unbemerkt weiter und fälschte schließlich ihre Abschlusszeugnisse mithilfe eines Kopierers.
Sie erhielt eine Anstellung als Ärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Eppendorfer Universitätskrankenhauses (UKE) in Hamburg.
Galt dort als leistungsbereite, kompetente und engagierte Medizinerin, die für ihre wissenschaftliche Arbeit sogar einen Förderpreis erhielt.
Erst als die Hamburger Ärztekammer wiederholt von ihr forderte, das Original der Approbationsurkunde vorzulegen, flog der Schwindel auf.
Bis dahin hatte sie 5000 Patienten behandelt und 150.000 Euro Gehalt für ihre ärztliche Tätigkeit erhalten. Ein Behandlungsfehler konnte ihr nicht nachgewiesen werden.
Cornelia F. erklärte, das Physikum mit seinen Multiple Choice Fragen hätte ihre Lebensplanung zunichte gemacht, sie hätte schon immer Ärztin werden wollen.
Ihr ehemaliger Chef, der Klinikleiter Kurt Ullrich, sagt rückblickend: “Sie war eine vorbehaltlos gute Medizinerin. Ich kann keinen Schaden für die Klinik erkennen, auch nicht im finanziellen Bereich.”
Heute arbeitet Cornelia F. bei einem Verlag (Agentur). Dort erstellt und redigiert sie Werbetexte für Medikamente.
]]>Wir fragen uns:
Gehört das Medizinstudium reformiert und welchen Stellenwert hat das Physikum?
Mit überraschendem Ergebnis.
Die Ergebnisse (hier die “echte” Studie) lassen sich knapp in zwei gute und zwei schlechte Nachrichten zusammenfassen:
Zuerst die schlechten Nachrichten:
Da kann man nur gute Besserung wünschen.
Aber dann die guten Nachrichten:
Ist das Glas jetzt halbvoll oder halbleer?
Das IQWiG schreibt: Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt.
aber gleichzeitig:
“Wir müssen es höher bewerten, wenn Ärzte sich mehr Zeit für ihre Patienten nehmen und sich in Forschungsfragen anhand objektiver Quellen auf dem Laufenden halten”, sagt Institutschef Peter Sawicki.
Das Medlog fragt sich, warum ärztliche Zeit immer nur im Zusammenhang mit Fortbildungen (dieses elende Punktesystem) benannt wird und dem Zuhören nicht ein größerer Raum und eigenständiger Wert zuerkannt wird.
]]>Die erste klinische Studie mit dem viel versprechenden Wirkstoff MK-677, der bei Mäusen eine drastische Reduzierung von Amyloid-Plaques verursachte, zeigte bei Menschen mit Alzheimer keine Wirkung.
Das berichten Forscher um Jeff Sevigny von Merck Research im Fachjournal Neurology.
Sevigny vermutet als Ursache die mangelhafte Übertragbarkeit des Mausmodells. Die in den Mäusen induzierte Krankheit hat seiner Ansicht nach zu wenig Ähnlichkeit mit den Veränderungen, die sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten ereignen.
Bei der Studie sollte untersucht werden, ob eine Erhöhung der Wachstumshormon-konzentration (IGF-1) die Ansammlung von Amyloid-Plaques in Patienten verlangsamen oder sogar stoppen kann. Dafür erhielt die Hälfte von 416 Alzheimer-Patienten über einen Zeitraum von 12 Monaten den Wirkstoff MK-677.
Bei der Auswertung zeigte die MK-677-Gruppe jedoch trotz erhöhtem IGF-1-Spiegel:
- keine Verbesserung der kognitiven Leistung
- keine Verbesserung der Funktionsstörungen der Erkrankung
- kein verlangsamtes Voranschreiten der Erkrankung
Lediglich eine Subgruppe mit besonderer genetischer Disposition (Noncarrier von APOE) zeigte eine leichte Verbesserung. Der Effekt war jedoch nur gering und das Studiendesign nicht darauf angelegt genetisch determinierte Unterschiede zu finden.
Für Merck hat das Ergebnis weit reichende Folgen. Das Unternehmen will seine Forschung bezüglich MK-677 und Alzheimer mit sofortiger Wirkung einstellen. MK-677 soll allerdings weiterhin bezüglich seiner Wirkung auf weitere Erkrankungen untersucht werden.
Vergangene Woche hatte eine kleine Studie gezeigt, dass MK-677 bei gesunden Senioren eine Zunahme der Muskelmasse bewirkte.
MK-677 ist ein künstliches Hormon, dass dem menschlichen Hormon Ghrelin nachempfunden ist.
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An diesem Montag will er weitere Ergebnisse auf einer australischen Fachtagung bekannt geben.
In Forscherkreisen gilt Frazer als einer der weltweit besten Impfexperten. An seinem Institut hatte er zuvor gemeinsam mit Jian Zhou die Vorraussetzungen für die Entwicklung des Impfstoffs Gardasil gegen humane Papillomviren (HPV) geschaffen. An den Arbeiten war auch der aktuelle deutsche Nobelpreisträger Harald zur Hausen beteiligt, von dem die Theorie stammt, dass Viren Krebs auslösen können.
Jetzt erklärte der Forscher ähnliche Erfolge im Tierversuch bei Hautkrebs erzielt zu haben. Seinen eigenen Schätzungen zufolge erwartet er eine Marktzulassung für das Präparat in fünf bis 10 Jahren.
In immunologischer Hinsicht soll der bislang unbenannte Wirkstoff bestimmte Papillomviren bekämpfen. Es ist zu erwarten, dass der Wirkstoff nur vor bestimmten Hautkrebsarten schützen kann. Als wahrscheinlich gilt ein Schutz vor dem Spinaliom (spinozelluläres Karzinom, weißer Hautkrebs), jedoch nicht vor der häufigsten Hautkrebserkrankung, dem Basaliom.
In dem Interview sagte Frazer: “Eine Impfung bietet keinen Ersatz vor Sonnenschutzmaßnahmen”.
Derzeit will sich Frazer nicht festlegen, gegen wie viele unterschiedliche Hautkrebsarten seine Impfung voraussichtlich schützen wird.
Auch in Deutschland erforschen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums die Zusammenhänge zwischen Hautkrebs und Papillomviren.
Hautkrebs ist mit 140.000 neuen Fällen pro Jahr die häufigste Krebserkrankungen in Deutschland.
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Meine ersten Gedanken: Na, toll, jetzt werden wieder viele Menschen glauben AIDS wäre heilbar und dementsprechend wird in manchen – besonders risikofreudigen Gruppen – wieder jene Sorglosigkeit einkehren, die geholfen hat das Virus so schnell zu verbreiten.
Also was ist mit diesem Hütter los, ist der einfach nur mediengeil und wollte unbedingt in die Zeitung?
Nein, das kann man ausschließen. Hütter spricht auch nicht von einer Heilung. Allerdings ist der Fall tatsächlich so interessant, dass es sich lohnt genauer hinzusehen. Denn tatsächlich ist der 42-jährige Patient seit der Behandlung vor knapp zwei Jahren (600 Tagen) frei von HI-Viren und nimmt keine antiretroviralen Medikamente ein. Eine Sensation? Ja!
Was ist geschehen?
Im Prinzip zuerst einige schlimme Dinge und dann einige glückliche Umstände.
Zuerst hat sich der Mann mit dem Virus infiziert und danach ist er an Blutkrebs erkrankt.
Dann hat man ihn in das Knochenmark-transplantationsprogramm aufgenommen und nach geeigneten Spendern gesucht. Bei ihm passten sogar 60 Spender (normal sind 1-5 oder auch keiner). Und einer der Spender war immun gegen AIDS (hatte diese natürliche Mutation auf seinen CCR5-Gen, die jeder 10te Europäer hat).
Dieser passende Kandidat wurde als Spender ausgewählt und die Operation (die ein sehr hohes Sterberisiko hat und oft genug fehlschlägt) gelang. Im Patienten (der seitdem genetisch eine Chimäre ist) produzieren seitdem die neuen Zellen das Blut und verhindern dadurch quasi automatisch eine weitere Ausbreitung des HI-Viruses.
Also, saubere medizinische Arbeit. Nichts egomanisches – obwohl die Geschichte aus Berlin kommt.
Zwar können die beteiligten Ärzte nicht ausschließen, dass sich noch irgendwo im Körper (also in den Nervenzellen oder der Milz) HI-Viren verstecken, doch nach knapp zwei Jahren ist die Prognose ziemlich gut … deshalb gingen sie mit ihren Ergebnissen auch an die Öffentlichkeit.
Ach ja und natürlich dürfen sich die vielen AIDS-Kranken auf der Welt trotz der guten Nachricht keine Hoffnung auf eine Heilung machen. Denn mit einer Knochenmarktransplantation ist nicht zu spaßen.
Schließlich steht der Empfänger der Blutstammzellen – operationsbedingt – vor dem Termin immer kurz vor dem eigenen Ableben, was leider auch häufig genug eintritt.
Denn vor der Übertragung muss das gesamte krankes Knochenmark des Patienten möglichst vollständig zerstört sein (Bestrahlung und Medikamente), bevor sich das neue Mark ansiedeln darf.
Da die neueren AIDS-Medikamente deutlich weniger riskant sind, dürfte kein Arzt der Welt ernsthaft an eine Therapie denken, die derjenigen von Hütter ähnelt.
Aber aufgrund der Leukämie war es bei Hütters Patient die Therapie der ersten Wahl und insofern gibt es nichts zu beanstanden. Alles lief gut und insgesamt sogar noch ein bisschen besser.
Glückwunsch an Patient und Arzt!
Wer studiert, wird später blöd.
Das hat die amerikanische Forscherin Catherine Roe von der University School of Medicine in St. Louis herausgefunden.
Mit ihrer Arbeitsgruppe untersuchte sie die Gehirne von 37 Alzheimerpatienten und führte anschließend einen kognitiven Test durch.
Danach wiederholte sie die Versuche mit einer Kontrollgruppe von 161 Gleichaltrigen ohne Erkrankung.
Dabei zeigte sich, dass die kognitiven Ausfälle der Alzheimererkrankung Menschen mit geringerer Schulbildung mehr zu schaffen machen, als höher gebildeten Versuchsteilnehmern.
Zwar zeigten sich auch in den Gehirnen der höher gebildeten Menschen mit Alzheimer die typischen Amyloidablagerungen, jedoch absolvierten diese Personen den anschließenden kognitiven Test mit deutlich weniger Einschränkungen.
„Ein geübtes Denkorgan kann den Verfall von Nervenzellen lange Zeit ausgleichen”, fasst Roe ihre Ergebnisse zusammen. Sie spricht in dem Zusammenhang auch von einer kognitiven Reserve, die vorschnelle Abbauvorgänge verhindern kann.
In Zeiten von sinkenden Studentenzahlen und Studiengebühren hat die Nachricht das Potenzial weite Kreise zu ziehen …
Erwartungsgemäß zeigten bei der Studie Personen ohne Amyloidablagerungen die geringsten Defizite im kognitiven Test. Die besten kognitiven Leistungen – trotz Ablagerungen – zeigten jedoch Studienteilnehmer mit akademischer Ausbildung.
Na also!
]]>Supertalent, Popstars, DSDS oder wie auch immer die einfallsreichen Castingshows mit Dieter Bohlen und Co. heißen.
Stets gilt es heiße und neue Talente zu entdecken. Und mal ehrlich, ist es nicht der Wahnsinn, was es da alles in Deutschland gibt.
Da können Kinder tanzen, zaubern, Akrobatik, Geige spielen oder einfach nur singen, dass einem das Herz schmilzt.
Ganz wie in Amerika, mag der eine oder andere denken. Und immerhin zeigen die Sender jetzt sogar – im Gegensatz zu früher – ab und zu auch mal die ehrgeizigen Eltern, die ihren Nachwuchs zu Ruhm und Erfolg(?) drängen.
Doch nirgendwo erfährt man die ganze Geschichte.
Wirklich nirgendwo?
Nun gut, zwar nicht im Fernsehen, aber über den Bergen, bei den Berliner Bären, da gibt es diese kleine Kapelle namens Knorkator.
Auf ihrer neuen Single Kinderlied, die hoffentlich nicht ihre letzte ist, beschreiben sie schonungslos und ehrlich den „long way to the top if you wanna rock’n roll” erstmals aus der Sicht der Kinder.
Und wenn ihr den Vätern (wie war noch mal die erste Textzeile des Kinderlieds?) und Familien der Kinder etwas Gutes tun wollt, dann kauft ihr deren aktuelle Maxi-CD (mit großartigem Making-of-Kinderlied) direkt im bandeigenen „Ferkaufsladen”. Dort gibt es auch eine neue Doppel-DVD.
Wäre echt schade, wenn Knorkator an ihrem Entschluss zur Auflösung festhalten. Aber das letzte Wort haben ja bekanntlich immer die Fans.
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Eine Studie der Mayo Clinic in Rochester beschreibt, dass der plötzliche Herztod für jeden vierten Todesfall (24 Prozent) von Infarktpatienten verantwortlich ist.
Dieses Risiko ist jedoch “nur” in den ersten 30 Tagen nach dem Infarkt sehr hoch, danach nimmt es rapide ab.
Ganz entspannt können sich die Patienten danach jedoch nicht zurücklehnen, berichtet die Studienautorin Veronique Roger. „Der Patient ist nach dem Ereignis nicht außer Gefahr. Es besteht das Risiko eine chronische Herzinsuffizienz zu entwickeln.”
Insgesamt sinkt die Sterbewahrscheinlichkeit nach dem Folgemonat jedoch so dramatisch, dass innerhalb des Untersuchungszeitraum in den nächsten 12 Monate insgesamt genauso viele Menschen starben, wie im ersten Monat.
Angesichts des Durchschnittsalters von 67 Jahren der Patienten ist dieser Wert nicht höher, als die normale Sterbewahrscheinlichkeit für Menschen in dieser Altersgruppe.
Roger rät nach einem Infarkt unbedingt die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen, um zu überprüfen ob sich eine Pumpschwäche des Herzens entwickelt.
Für die Studie wurden die Daten von insgesamt 2.997 Patienten mit Herzinfarkt überprüft, die zwischen 1979 und 2005 im US-Bundesstaat Minnesota einen Herzinfarkt erlitten hatten.
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Mit einer täglichen Einnahme von Folsäure oder Vitamin B können Frauen ihr Krebsrisiko nicht absenken. Das berichten US-Forscher des Brigham and Women’s Hospital in Boston im amerikanischen Ärzteblatt JAMA.
Die Forscher untersuchten in einer 7 ½ jährigen Studie, ob sich bei 5.442 Frauen eine Veränderung des Krebsrisikos zeigte, wenn sie täglich Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure zu sich nahmen.
Dazu teilten sie die über 42-jährigen Teilnehmerinnnen, die zum Großteil Krankenschwestern waren, in zwei Gruppen ein. Eine Hälfte erhielt die Vitaminergänzungspräparate, wohingegen die andere Hälfte ein unwirksames Plazebo erhielt.
Nach Abschluss der Studie zeigte sich jedoch kein Unterschied.
Im Untersuchungszeitraum entwickelten insgesamt 379 Frauen Krebs. Davon befanden sich 187 in der Vitamingruppe und 192 in der Plazebogruppe.
Allerdings zeigte sich auch kein negativer Effekt durch die Einnahme der Vitaminpräparate.
Nicht vollständig ist derzeit die Frage beantwortet, ob die Vitaminpräparate das Krebsrisiko bei über 63-jährigen Frauen senken können.
Studienleiterin Shumin Zhang erklärte, dass sich in dieser Altersklasse zwar weniger Krebserkrankungen in der Vitamingruppe zeigten. Aufgrund der geringen Anzahl der Fälle, könne jedoch eine zufällige Verschiebung nicht ausgeschlossen werden. Allerdings bestünde auch die Möglichkeit, dass ab einem bestimmten Alter der Körper von Nahrungsergänzungsmitteln profitiert.
Als gesicherte Erkenntsnis darf jedoch hinzufügen, dass der klare Gewinner – also derjenige , der am meisten von der Sorge um die Gesundheit profitiert – die chemische Industrie ist, die die vielen Produkte auf den Markt wirft.
Die tägliche Dosis Vitamine betrug:
Die Forscher um Robert John Hancox untersuchten dafür alle zwei Jahre 1037 Menschen der Geburtsjahrgänge 1972 und 1973.
Dabei zeigte sich eine Verbindung zwischen Erwachsenen, die im Alter zwischen 5 und 11 Jahren sehr spät ins Bett gegangen waren und Übergewicht.
Nach Ansicht der Forscher gab es Warnsignale für eine spätere Fettleibigkeit. Diese waren:
Insgesamt gehen die Forscher aufgrund der veränderten Abendgestaltung von einer deutlichen Zunahme übergewichtiger Erwachsener in den nächsten Jahren aus.
Allerdings können sie derzeit nur spekulieren, ob ein verringerter Nachtschlaf die Aktivität der Hungerhormone verändert oder ob andere Faktoren zu dem Phänomen beitragen.
Verschiedene vorherige Studien hatten gezeigt, dass sich in den vergangenen zwanzig Jahren die Zubettgehzeit der Kinder um bis zu zwei Stunden nach hinten verschoben hat, ohne dass sich an der Aufstehzeit etwas geändert hat.
„Die Reduzierung der durchschnittlichen Schlafdauer fällt mit der Erhöhung der Anzahl übergewichtiger Erwachsener zusammen“, sagt Studienautor Eric Landhuis.
Er rät Eltern darauf zu achten, dass Kinder ausreichend schlafen.
]]>Glücklicherweise gibt es in der jüngsten Zeit häufiger Ansätze, bei denen das Immunsystem gestärkt wird. Zu den neuesten (kleinen) Erfolgsmeldungen zählt die in Nature Medicine veröffentlichte Geschichte über Kinder mit Gehirntumoren.
Dabei selektierten die US-Forscher des Baylor College of Medicine in Houston T-Lymphozyten der drei bis zehnjährigen Kindern und stimulierten diese mit dem ungefährlichen Epstein-Barr Virus.
Anschließend modifizierte die Gruppe um Malcolm Brenner die Zellen, so dass sie besonders stark auf ein typisches Protein der Gehirntumoren reagierten.
Bei der Hälfte der drei bis 10-jährigen Patienten zeigten sich danach deutliche Behandlungserfolge.
In fünf Fällen verkleinerte sich der Tumor und in einem Fall verschwand der Tumor sogar vollständig.
Eine weitere Untersuchung zeigte, dass die sonst nur kurzlebigen T-Lymphozyten durch die Behandlung bis zu 18 Monate lang im Blut der Patienten überlebten.
Brenner ist daher überzeugt, dass die von ihm aktivierten T-Zellen, die zur Gruppe der cytotoxischen T-Zellen (CTL) gehören, eine sinnvolle Waffe gegen Krebs darstellen können.
In weiteren Versuchen will er mit seinem Team die Untersuchungsgruppe vergrößern und zusätzlich prüfen, ob sich T-Lymphozyten auch gegen die typischen Proteine anderer Krebsarten züchten lassen.
]]>Sanofi-Aventis nahm das Medikament daraufhin vom europäischen Markt.
Die Mediziner des Gremiums begründeten ihre Entscheidung mit der unterschätzten Nebenwirkung des „Lifestyle”-Medikaments. In klinischen Tests hätte der Wirkstoff Rimonabant in neueren Studien doppelt so häufig psychische Störungen ausgelöst, wie das zu Kontrollzwecken eingesetzte Plazebo.
Fachleute führen diese Nebenwirkungen auf den therapeutischen Ansatz des Medikaments zurück. Denn anders als die meisten anderen Schlankmacher wirkt Acomplia nicht in den Gedärmen sondern entfaltet seine Wirkung an bestimmten Schmerzrezeptoren (Cannbinoid-System) im Kopf.
Die französische Herstellerfirma Sanofi-Aventis will nach der Entscheidung der EMEA weitere klinische Studien in Auftrag geben, die die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit des Medikaments zumindest bei einer Indikation wie Diabetes belegen sollen.
Sofern das Vorhaben scheitert, dürfte die Pille jedoch ein für allemal vom Markt verschwunden sein. Ursprünglich hatte Sanofi-Aventis dem Medikament zugetraut, der nächste Milliardenseller zu werden.
Doch nach jeweils nur eingeschränkten Zulassungen in der EU erzielte Acomplia im ersten Halbjahr 2008 lediglich einen Umsatz von 54 Millionen Euro.
In Deutschland hatte die eingeschränkte Zulassung zur Folge, dass die Kassen die Kosten des Abspeckhelfers nicht übernahmen.
Mehrere Fachleute hatten bereits vor der Zulassung vor möglichen negativen Folgen auf die Psyche der Patienten gewarnt.
Doch während Acomplia verschwindet, schwärmen andere Experten schon vom nächsten Wunderdiätmittel, das im Kopf wirken soll. Tesofensin heißt der verheißungsvolle Stoff.
Wir schreien Hurra und erwarten ein Déjà Vu.
(Aber vielleicht kann man dann ja den alten Text wiederverwerten und muss nur ein Wort austauschen …)
]]>Im Fachmagazin Neuron berichten die Forscher, dass sie Tiere, denen sie hohe Dosen von CA 2+-Calmodulin abhängige Proteinkinase II (CaMKII) verabreichten, erfahrungsärmer machen konnten.
Aufgrund der Nachhaltigkeit ihrer Ergebnisse – die Erinnerungen waren nicht nur temporär blockiert sondern vollständig ausgelöscht – spekulierte Forschungsgruppenleiter Joe Z. Tsien in einem Interview über eine konkrete Anwendung beim Menschen. Demnach glaubt Tsien, dass mithilfe einer CaMKII-Therapie viele Soldaten von ihren posttraumatischen Kriegserlebnissen geheilt werden könnten.
In ethischer Hinsicht stellt sich dabei natürlich die Frage, ob man Menschen ihrer Erinnerung berauben darf (ich weiß nicht mehr, dass ich nichts mehr weiß?) – oder ob man dies nicht sogar tun sollte, wenn durch die entsprechenden Erinnerungen das Alltagsleben nicht mehr funktioniert.
In positiver Hinsicht zeigten die Versuche immerhin, dass sämtliche anderen Fähigkeiten der Mäuse erhalten blieben.
Wie weit die Therapie jedoch von einem Einsatz beim Menschen entfernt ist, zeigt der anspruchsvolle genetisch-chemische Aufbau des Versuchs.
Anstelle von „normalen” Mäusen kamen beim Versuch gentechnisch veränderte Mäuse zum Einsatz. Tsien hatte bei diesen das CaMKII-Gen so modifiziert, dass es mithilfe der Chemikalie NM-PP1 ein- und ausgeschaltet werden konnte.
Für die Auslöschungsphase des Versuchs wurde das Gehirn mithilfe des Proteins regelrecht durchflutet, wodurch die Erinnerungen „ausradiert” wurden.
Die Mäuse konnten sich später nicht mehr an eine „klassische Konditionierungs-Situation” erinnern. Die Konditionierung bestand darin, dass die Mäuse einen hochfrequenten Ton hörten und anschließend mit Strom geschockt wurden.
Wie sich zeigte, konnte die Methode sogar Erinnerungen auslöschen, die einen Monat zurück lagen.
CaMKII gilt bereits seit einigen Jahren als wichtiger Kandidat für die Speicherung von Erinnerungen. Im Körper wird der Stoff nach einer Erhöhung des Kalziumspiegels freigesetzt und kann in zwei stabilen Zuständen vorliegen, die einen Einfluss auf bestimmte Gehirnrezeptoren haben.
Zusatz: Übrigens hat Hollywood im Jahr 2004 in einer sehenswerten Produktion mit Jim Carrey und Kirsten Dunst die Thematik bereits verarbeitet (korrekt angemerkt von Tobias). Im Original heißt der Film “Eternal Sunshine of the Spotless Mind” auf Deutsch wurde es dann etwas weniger lyrisch “Vergiss mein nicht!”
Drehbuchautor Charlie Kaufman, der dafür einen Golden Globe erhalten hat, dachte beim Schreiben tatsächlich an die Experimente von Wang und Tsien und hat das Ganze dann ein bisschen weiter gesponnen …
Hier ist der Trailer:
]]>Herrscht – lange bevor der letzte Eisberg geschmolzen ist – bereits jetzt „Land unter” in Island.
Im Gegensatz zur Situation etwas weiter nördlich gibt es jedoch keinen Zweifel, dass der Mensch für die Krise auf der größten Vulkaninsel der Welt verantwortlich ist.
Doch keine Sorge. Hilfe ist bereits unterwegs. Die kommt diesmal jedoch überraschenderweise nicht von oben, sondern aus dem Süden – geografisch exakt besser unter dem Fachwort „Downunder” bekannt.
Acht Jahre nach dem sie eine steife Oberlippe riskierten, haben sich die Höhlenmenschen des Rock wieder an die Oberfläche begeben, um uns ihr Schwarzes Eis (Black Ice) zu bringen.
Möge es die gewissenlos, gierigen Banker verjagen, ein nachhaltiges Eis-Wachstum in der Arktis ermöglichen und die restlichen Bewohner mit stark nach rechts aufgezogenen Reglern zum Weltfrieden führen.
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Im Fachmagazin Journal of Nutrition berichtet Janneke Hogervorst von der Universität Maastricht, dass sie keine Verbindung zwischen einer erhöhter Acrylamid-Aufnahme und einem erhöhtem Risiko für Krebs der inneren Organe finden konnte.
Hogervorst wertete dafür die Daten einer niederländischen Studie aus an der sich insgesamt 120.000 Menschen zwischen 55 und 69 Jahren beteiligt hatten. Der Gesundheitsverlauf dieser Menschen wurde über einen Zeitraum von 13,3 Jahren unersucht.
Als Gruppe von Menschen, die sehr viel Acrylamid zu sich nahmen, wählte die Autorin diejenigen aus, die von sich angaben, regelmäßig rosinenhaltige Torte (dutch cake) zu essen und dazu Kaffee zu trinken.
Vorherige Untersuchungen hatten gezeigt, dass der so genannte “dutch cake” Acrylamid in besonders hohen Konzentration enthält.
Doch der Stoff ist scheinbar ungefährlicher als allgemein vermutet wird.
„Wir haben keine Verbindung zwischen erhöhter Acrylamid-Aufnahme und einem erhöhtem Risiko für Krebs im gastrointestinalen Trakt feststellen können“, schreibt die Autorin.
Acrylamid entsteht wenn bei hohen Temperaturen Zucker und das Eiweiß die Aminosäure Asparagin reagieren. Tierversuche hatten gezeigt, dass Acrylamid Krebs auslösen kann, jedoch wurden dazu Konzentrationen verwendet, die nicht durch den Verzehr von Lebensmitteln erreicht werden können.
Grundsätzlich ist Acrylamid unschädlich, jedoch baut der Körper den Stoff in der Leber zu Glycidamid um, das als gesundheitsgefährdend eingeschätzt wird.
In Deutschland hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) unverbindliche Acrylamid-Signalwerte aufgestellt, die von Lebensmittelherstellern nicht überschritten werden sollten.
Vor kurzem gelang Michael Granvogl vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie der Technischen Universität München der Nachweis, dass Glycidamid nicht nur in der Leber hergestellt wird, sondern auch direkt in den frittierten Pommes und anderen Lebensmitteln enthalten ist.
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Damals gab es noch nicht das billige ASS von Ratiopharm und weil der freundliche Arzt das wusste, bot er an, bei seiner nächsten Bestellung aus den USA etwas mitzuordern oder sich vom nächsten Kongress etwas für mich mitbringen zu lassen. Das war eine noble und gutgemeinte Geste.
Seit dem hat sich viel verändert. Der hohe Preisunterschied für Acetylsalicylsäure (ASS) ist seit Ratiopharms Generika passé, doch die Gerüchte über die Wunderwirkungen von Aspirin “die man gar nicht alle zusammen auf die Packung schreiben kann” (wie ein Bayer-Mann einst sagte) halten (auch in professionellen Kreisen) noch immer an.
Jetzt hat jedoch die schottische Forscherin Jill Belch im Fachjournal BMJ mal genauer hingeguckt. Insgesamt acht Jahre lang überprüfte sie die vermutete präventive Wirkung von ASS.
Dabei zeigte sich, dass das Medikament keine erstmals auftretenden Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern kann. Lediglich unerwünschte Nebenwirkungen wie Magen- oder Darmbluten begünstigte das Medikament in geringem Umfang.
1276 Diabetes-Patienten über 40 Jahren wurden für die Studie untersucht, alle hatten bislang noch keinen Herzinfarkt erlitten.
Während die Hälfte der Patienten Acetylsalicylsäure (ASS) in einer Konzentration von 2 mal 100 mg täglich erhielt, erhielten die anderen Patienten lediglich ein wirkungsloses Scheinmedikament (Placebo).
Nach Ablauf der acht Jahre waren in der ASS-Gruppe 116 Herzinfarkte aufgetreten, in der Placebo-Gruppe waren es 117. Statistisch betrachtet ist dabei kein Unterschied feststellbar.
Zusätzlich zeigte die Studie keinerlei präventiven Einfluss auf die Verhinderung von Schlaganfällen oder Todesfälle durch Herzerkrankungen.
Lediglich in Bezug auf unerwünschte Nebenwirkungen, lag die ASS-Gruppe geringfügig vorne.
Die Ergebnisse zeigten eine leichte Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von inneren Blutungen, die entweder im Magen oder im Darm aufgetreten waren.
Studienautorin Belch warnt aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer eigenmächtigen Vorsorge mithilfe von ASS.
Belch weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass die Therapie nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall mit ASS gesichert sei. Insofern wäre es sinnvoll einem zweiten Ereignis mithilfe der Medikamentation entgegenzuwirken, wohingegen der erste Herzinfarkt oder Schlaganfall durch präventiv gegebenes ASS nicht verhindert werden kann.
Für Normalsterbliche bedeutet das Ergebnis erneut, dass es keinen Sinn macht, im gesunden Zustand dauerhaft Medikamente einzunehmen, da man dadurch keine Risiken abwenden kann.
Traurig dürfte die Nachricht nur Pharmafirmen machen, die viel Geld in Werbung investieren, um Medikamente zu Lifestyle-Produkten zu machen.
]]>Im renommierten Wissenschaftsmagazin Science berichtet der Psychologe von seinen Magnetresonanzversuchen (fMRI) mit insgesamt 76 übergewichtigen und normalgewichtigen Frauen. Bei diesen beobachtete er den Gehirnstoffwechsel, während sie einen Schokomilchshake zu sich nahmen.
Wie sich zeigte, aktivierte die Kalorienbombe im Belohnungszentrum (dem dorsalen Striatum) der stark übergewichtigen Frauen deutlich weniger Bereiche, als bei den schlankeren Teilnehmerinnen.
Stice schließt daraus, dass dicke Frauen mehr Kalorienbomben zu sich nehmen, weil sie aus deren Konsum weniger Befriedigung erfahren, als normalgewichtige Frauen.
Eine weitere genetische Untersuchung zeigte, dass viele Frauen mit geringer Aktivierung im Belohnungszentrum eine genetische Veränderung im Gen für den Dopamin D2-Rezeptor aufwiesen.
Der Forscher wagte deshalb die Vorhersage, dass Frauen mit geringer Aktivität im Belohnungszentrum und verändertem D2-Rezeptor in Zukunft häufiger zunehmen werden als andere Frauen.
Die Überprüfung der Probandinnen – ein Jahr nach dem Versuch – bewahrheitete seine Prognose.
Stice geht deshalb davon aus, dass ein neues Diät-Medikament entwickelt werden könnte, dass dicken Menschen mehr Befriedigung beim Essen verschaffen kann. Bis es soweit ist sollen jedoch noch mindestens 10 Jahre vergehen.
Aber dann geht es sicherlich bald in jedem Restaurant so zu wie bei Harry und Sally:
]]>Wenn man diesen Vorgang mit dem Backen von Brot vergleichen würde, müsste man den Frauen zugestehen, dass sie das Mehl besitzen sowie den Ofen und die Männer fügen dem ganzen Prozess lediglich eine Miniportion Hefe zu.
Doch seit gestern haben alle Männer dieser Welt einen guten Grund um selbstbewusst aufzuatmen. Tatsächlich können sie viel mehr, als nur den Zuckerguss auf der Torte zu produzieren.
In Nature berichtet der deutsche Forscher Thomas Skutella, dass in den männlichen Hoden pluripotente Stammzellen heranwachsen.
Aus diesen Stammzellen lassen sich prinzipiell alle Organe des menschlichen Körpers züchten. In wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht ist dabei bemerkenswert, dass diese Zellen noch nicht einmal reprogrammiert werden müssen (was grundsätzlich mit einer Krebsgefahr verbunden ist).
Skutella, der an der Universität Tübingen forscht, entnahm dafür von 22 Studienteilnehmern zwischen 17 und 81 Jahren eine kleine Probe Hodengewebe, aus der er Vorstufen von Samenzellen so genannte Spermatogonien isolierte. Diese kultivierte er auf bestimmten Nährmedien und konnte dadurch Vorläuferzellen von verschiedenen Zelltypen gewinnen.
Von einer möglichen Therapie sind die Forscher, zu denen auch der Kölner Jürgen Hescheler zählt, zwar noch weit entfernt, in ethischer Hinsicht ist die Methode jedoch ein großer Fortschritt, da bei dieser Art der Stammzellgewinnung keine Lebewesen “geopfert” werden müssen sondern lediglich etwas Hodengewebe für die Stammzellgewinnung entnommen wird.
Als mögliche Einsatzgebiete der stammzellähnlichen Vorläuferzellen sieht Skutella die Therapie von Diabetes und Parkinson, doch bis dahin dürfte noch ein langer Weg liegen.
Die neue Methode ist zwar etwas ungerecht – 50 Prozent der Weltbevölkerung können von daraus erwachsenen Therapien nicht profitieren – da Frauen bekanntlich keine Kronjuwelen haben.
Doch während manche Beobachter in den Ergebnissen eine wiederhergestellte Gerechtigkeit im Geschlechterkampf entdecken und darauf hinweisen, dass Männer ohnehin ungesünder leben und daher häufiger eine neue Leber oder ein neues Herz benötigen, erwarten andere Beobachter, dass die Vorläuferzellen der Eizellen in Frauen grundsätzlich dieselben Eigenschaften haben sollten wie die Spermatogonien.
In diesem Sinne wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die von Skutella entdeckten Möglichkeiten – die zuvor bereits bei Mäusen entdeckt wurden – allen Menschen zur Verfügung stehen.
]]>Gut, es sind auch noch zwei Franzosen mit dabei, die für die Entdeckung des HI-Virus ausgezeichnet wurden:
Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier.
Unsereins fragt sich natürlich, warum denn nicht auch Robert Gallo ausgezeichnet wurde.
Ganz unbeteiligt war er schließlich nicht und außerdem in den 80er Jahren die deutlich dominierende Gestalt in Sachen Grundlagenforschung … aber die Wege der Akademie sind verschlungen, vor nicht allzu langer Zeit wurde ja auch Thomas Tuschl vergessen …).
Aber gut, the winner takes it all und das ist diesmal immerhin zu 50 Prozent unser Harald.
Manche haben ihn als egozentrischen Herrscher des DKFZ kennengelernt. Wissenschaftlich hochbegabt, aber menschlich dann doch nicht immer eine große Seele (zumindest erzählte mir das mal eine seiner Doktorandinnen …).
Ganz spontan fällt mir dann noch sein seltsames Buch: Genom und Glaube (2002) ein, in dem er angeblich “zur Versachlichung der Gen-Debatte beitragen wollte”, aber tatsächlich ziemlich direkt und unverhohlen mithilfe der Wissenschaft die Sinnlosigkeit von Religion beweisen wollte … also quasi eine Art Inquisition von der anderen Seite.
Aber gut, wer möchte heute darüber reden? Heute ist ein Tag des Feierns.
Wir sind wieder wer und das Schöne beim Vergleich der beiden Forschungsergebnisse ist ja auch, dass die Franzosen zwar HIV entdeckten, jedoch nicht bekämpfen konnten.
Stolz hingegen konstatieren die Deutschen, dass sie HPV nicht nur entdeckt haben, sondern sogar eine Impfung dagegen entwickeln konnten (selbes Institut).
So viel zum Thema Gründlichkeit.
Und erfreulich ist auch, dass hier endlich mal wieder eine Forschung ausgezeichnet wurde, die eine gesellschaftliche Relevanz hat:
Denn selbst wenn AIDS nicht geheilt werden kann (und vermutlich auch nie wird), so ist es doch mithilfe von Wissen aus der Grundlagenforschung möglich (wenn das entsprechende Kleingeld zur Verfügung steht), mithilfe von Medikamenten den Erreger recht sicher in Schach zu halten.
Insofern beglückwünschen wir die Akademie zu ihrer Wahl und Zur Hausen zu seinem Preis.
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