Im Beringeria National Park sind gerade über 20 Weißwale im Eis gefangen, meldete die Sibirian Times heute. Die Weißwale sind 40 Kilometer weit weg vom offenen Meer.
Glücklicherweise gibt es in ihrem Eispool genug Fisch, wie der Park-Inspektor Artur Apalyu, von dem das Video stammt, auch beobachtet hat.

Hoffentlich kommen da keine hungrigen Eisbären vorbei – sie könnten einige der Wale verletzen oder töten.
Ansonsten können die Belugas jetzt einfach auf den Sommer warten und es “aussitzen” – es wird schon wieder tauen. Hoffentlich reichen die Fische so lange.

Diese Nachricht hat mir so besonders gefallen, weil ich dadurch auf den Beringia-Nationalpark aufmerksam geworden bin: Das östlichste Schutzgebiet Rußlands. An der Grenze zwischen zwei Kontinenten, Europa und Asien, und zwei Ozeanen – dem Pazifik und dem Atlantik.

Schon eine eher abgelegene Gegend, voller aufregender Meeressäuger und Seevögel der Arktis – Grau- und Grönlandwale, Weißwale, Walrösser, andere Robben. Und noch viel mehr arktische Naturwunder.
Bewohnt seit Jahrtausenden von den Tschuktschen, einem der arktischen Völker mit ihrer auf natürlichen Ressourcen aufbauenden Kultur – Elfenbein-Schnitzereien auf Walroß-Zähnen, Birkenrinde als Rohstoff für Gefäße, Behälter und andere Gebrauchsgegenstände. Leben am Limit.

Sofort bekomme ich Kopfkino von der arktischen Landschaft und ihrem sommerlichen Überschwang.
Meine Gedanke schweifen zur Wrangel-Insel, dem letzten Mammut-Lebensraum, der Tschuktschen-See als dem Grauwal-Speisesaal und dem überreichen Leben in den eisigen Gewässern. Die ausgerottete Steller`sche Seekuh und das Meerjungfrauen-Elfenbein.
Der neu entdeckte Vierzahnwal namens “Raven”, Berardius minimus.
Aber auch zur immer deutlicher sichtbar werdenden Klimakrise, die die Arktis gerade abtauen lässt.

Und immer wieder staune ich, dass die Arktis so große Städte hat und wie viele Menschen dort leben.
Dieser Park wird mir jedenfalls nicht so schnell wieder aus dem Kopf gehen!

Kommentare (6)

  1. #1 Rob
    Oberland
    4. Mai 2021

    “Hoffentlich kommen da keine hungrigen Eisbären vorbei” , “Hoffentlich reichen die Fische so lange” – Ich finde es seltsam, wie wir in der freien Wildbahn manche Arten den anderen vorziehen. Die Fische sind nur Ressourcen?

  2. #2 Bettina Wurche
    4. Mai 2021

    @Rob: Ich bin halt Team Wal. Wäre ich Team Ruderfußkrebs, würde ich wohl sagen: Hoffentlich kommen keine hungrigen Bartenwale vorbei. Ich mag Fische auch sehr gern, aber Belugas stehen mir näher.
    Übrigens hätten die meisten Naturschützer hier wohl die Belugas als Ressource sehen würden – der Eisbär könnte als Art mit dem Abtauen der Arktis vollständig verschwinden. Bei den Belugas wissen wir noch nicht so recht, wie sich das Räuber-Beute-Verhältnis einpendeln wird. Im Moment sieht es für die Weißwale längerfristig nicht so gut aus.

  3. #3 RPGNo1
    4. Mai 2021

    Gibt es Informationen darüber, warum die Belugas so weit vom offenen Meer im Eis gefangen sind? Wurden sie bei ihrer Wanderung von einem Kälteeinbruch mit rascher Eisbildung überrascht?

  4. #4 Bettina Wurche
    4. Mai 2021

    @RPGNo1: Das kann ich nicht beantworten. Könnte sein, dass der Ranger dazu etwas erklärt, aber der Kommentar ist in Russisch. Das spreche ich leider nicht.
    Was ich so sagen kann: Meereis ist gerade am Rand der Arktis ein extrem veränderlicher Lebensraum. Dass Wale vom Eis eingeschlossen werden, ist ein normaler Vorgang. Meistens bekommt das aber niemand mit, so hören/lesen wir nur selten darüber.

  5. #5 RPGNo1
    4. Mai 2021

    @Bettina Wurche

    Danke schön. Also können wir uns glücklich schätzen, dass es Aufnahmen von solch einem Ereignis gibt.

  6. #6 Bettina Wurche
    4. Mai 2021

    @RPGNo1: Für mich war es schon etwas Besonderes. Zumal es für die Belugas ja nicht dramatisch ist, sondern nur für die Fische.
    Unter “whales trapped in ice” sind mehrere solcher Ereignisse zu finden, manchmal mit höchst dramatischen Rettungsaktionen. Das ist offenbar eine ambivalente Situation, weil mehrfach Menschen – von einem Inuit mit Säge bis zu einem russischen Eisbrecher – solche eingeschlossenen Wale befreit haben. Offensichtlich bestehen zwischen Wal und Mensch doch etwas stärkere Bande.