Wenn alles klappt, wird er am 7.11. beerdigt werden – mit vielen Kranichen als Begleitung. Ich werde alle Kommentare, die bis dahin unter diesem Artikel erscheinen, ausdrucken und ihm mitschicken.
[Hallo, ich bin Tobis Freundin/Frau. Bis jetzt habe ich, wenn er daran gedacht hat, seine Artikel grob korrigiert, aber jetzt habe ich eine andere Aufgabe bekommen: Tobi liegt auf der Intensivstation und hat gerade einen klaren Moment, in dem er unbedingt meinen Laptop haben und noch etwas für seinen Blog diktieren wollte. Man verzeihe ihm die Kürze und Verwirrung]
Moin Leute,
dies ist mein Abschiedsartikel. Ich werde nun sterben. Keine schöne fancy Aktion.
Lasst es uns einfach mal ein wenig einfach gestalten.
Vielen Dank für die vielen Jahre, die ihr mich begleitet habt und vielen Dank für die Jahre von mir aus.
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[10min später, er ist deutlich müder geworden]
Es wird jetzt erstmal niemand direkt auf eure Kommentare antworten. Und ich werde voraussichtlich gesehen nicht zu einem Frage-Antwort-Spiel kommen, aber wir werden trotzdem in einer gewissen Weise miteinander kommunizieren und hoffentlich in den nächsten Tagen ein gewisses Hin- und Her erwarten dürfen.
Liebe Grüße
Tobi
]]>Dabei sitze ich natürlich vollkommen in der Filterbubble, wie die meisten Leser dieses Artikels auch. Ich habe mich seit frühester Kindheit für Naturwissenschaften interessiert und mein Wissen in diesem Bereich war eigentlich zu jeder Zeit überdurchschnittlich. Genauso wie das meiner Freunde und Bekannten, mit denen ich mich umgeben habe. Selbst die ganzen Humanisten und Künstler in meinem Bekanntenkreis sind so tief in SciFi-Literatur involviert, dass für sie “Wellenlänge” kein ungewöhnliches Wort ist. Daher müssen wir mal ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um diesen einen Schritt zurück zu gehen und das größere Bild zu betrachten.
Als Aufhänger sollen mir dabei wieder mal ein paar Leserfragen dienen, die ich zum Thema Radioaktivität und ionisierende Strahlung hereinbekommen habe (siehe unten). Diese offenbaren halt schon, dass die Fragenden intelligent sind und auch eigenständig Probleme recherchieren und lösen können (sonst hätten sie den Weg auf meine Seite ja gar nicht erst gefunden), aber die absoluten Fundamente von ionisierender Strahlung nicht gelernt (oder wieder vergessen) haben. Ausgehend von meiner Erfahrung mit Leserfragen und E-Mails muss ich davon ausgehen, dass ich absolut kein Vorwissen erwarten darf, also einen Bildungsstand von 0. Ist das zu pessimistisch gedacht? Generieren Leserfragen und E-Mails auch wieder eine Filterbubble, nur in die andere Richtung? Offensichtlich fehlen mir Beispiele mit normalen Menschen *g*
Um darauf ein wenig zu reagieren, habe ich ein paar Basic Artikel geschrieben, die für die SB-Stammleserschaft nicht unbedingt interessant sind, aber ein paar der üblichen Fragestellungen in der Bevölkerung ansprechen, die sich hierhin verlaufen:
Ist Radioaktivität ansteckend?
Wie kann ich Radioaktivität in Nahrung messen?
Beispiel 1:
Eva:
Sehr geehrter Herr Cronert,
ich hätte eine wichtige Frage. Habe zwar schon in Netz ihre Meinung darüber gelesen, aber bin mir nicht ganz sicher,
ob ich es richtig verstanden habe.
Ich habe eine Patientin, die unmittelbar in der Nähe von Fukushima war als das Erdbeben passierte.
Nun habe ich Sorge, dass es mir gesundheitlich schadet.
Ich habe eine Erkrankung, bei der ich extreme Reaktionen auf alle energetische Strahlung bekomme.
UV-Strahlung, W-Lan , Handy,… was sehr lebenseinschränkend ist. Vermuttet wird von mehreren Profs eine Erythropoetische Protoporphyrie,
aber ich reagiere bereits nach ein paar Sekunden an einem W-lan betriebenen PC mit klaren Reaktionen (Herzrasen, Austrocknung der Finger als ob ich stundenlang in der Badewanne gelegen hätte, Schwächegefühl). Bei Lichtexposition mit Tagelicht nach 2 sekunden mit brennender, schmerzender Haut, nach Halogenlampenexposition das gleiche.
Jedes Mal wenn ich die Patientin am Kopf berühre krippeln stark meine Hände, wenn ich mit der Hand mir ins Gesicht fasse, krippelt/brennt es an dieser Stelle ebenso stark
Meine Krankheit schränkt mich schon genug ein, ich habe Angst, dass ich auch noch schlimmer durch ansteckende Strahlung erkranken könnte.
Was würden Sie mir in Bezug auf den Kontakt mit der Patientin oder mit Menschen, die radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren raten?
Was könnte in meinem Körper passieren?
Vielen herzlichen Dank für ihre Antwort
viele Grüße
Eva
Tobias:
Liebe Eva,
also grundsätzlich gibt es verschiedenen Arten von Radioaktiver Strahlung und nur eine davon, die sog. Gamma-Strahlung, ist eine Elektromagnetische Strahlung, wie UV, W-LAN, Handy und dergleichen. Wenn sie also sensibler auf Elektromagnetismus reagieren, als andere Leute, dann wäre von den radioaktiven Strahlungen nur die Gamma-Strahlung für Sie besonders schädlich und auf Alpha, Beta und Neutronenstrstrahlung würden Sie genauso wie alle anderen Menschen auch reagieren, weil das eben echte Teilchen sind, die da durch die Luft fliegen (also Elektronen, Neutronen oder Heliumkerne).
Gamma-Strahlung ist aber zum Glück auch die Strahlung, die sich am leichtesten messen lässt und gerade nach Fukushima hat es da eigentlich viele Messungen gegeben. Wie ich in meinem Artikel geschrieben hatte ist Radioaktivität nicht ansteckend. Es kann halt nur passieren, dass radioaktive Teilchen bzw. Staub sich eben in Haaren, Kleidung oder ähnlichem festsetzt. Eigentlich müsste bei Leuten aus Fukushima jede Kontamination nachgeprüft worden sein und die Leute müssten entsprechend gewaschen worden sein.
Das Kribbeln und Brennen nach der Berührung der Patientin kann ich mir nicht wirklich erklären. Denn Gamma-Strahlung schädigt die Zell-DNS und sorgt in der Zelle für Kopierfehler, die dann Krebs verursachen. Das heißt wenn ein durchschnittlicher Mensch zu viel Gamma-Strahlung abbekommt, dann bekommt er nach mehreren Jahren (z.B. 5 Jahre) Krebs. Das würde man aber eben nicht direkt merken (gerade deshalb ist Radioaktivität ja auch so tückisch). Im Zweifelsfall würde ich dazu raten einfach einmal nachzumessen, ob es bei der Patientin eine erhöhte Gamma-Strahlung gibt. Das sollte eben recht einfach sein, weil Gamma-Strahlung von allen Strahlungsarten eben am einfachsten aufgespürt werden kann.
Oder sie forschen einmal nach, ob es nicht noch eine andere Quelle sein könnte, die für das Kribbeln und brennen verantwortlich ist. Vielleicht laden sich die Haare mit staatischer Elektrizität auf und die wirkt dann wie Elektromagnetische Strahlung bei Ihnen. Oder die Patientin benutzt ein besonderes Schampoo, das die statische Aufladung noch verstärkt?
Radioaktivität sollte auf jeden Fall keine sofortigen Auswirkungen haben, sondern eben (bei niedrigen Dosen) nach Jahren zu Zellschäden und Krebs führen. Das schon sehr weit davon entfernt, was Sie beschrieben haben.
Mit besten Grüßen
Tobias Cronert
Beispiel 2:
Alex: Hallo ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen und hoffe es ist OK wenn ich dir schreibe… Ich mache mir Vorwürfe weil ich mit meinen Kindern Donnerstag beim Zahnarzt war und dort wurde gerade jemand geröngt.. Wir kamen nach ihm ins Behandlungszimmer… Vielleicht hört es sich sehr dumm an aber wie ist das mit der Strahlung wenn jemand kurz zuvor geröngt wurde und sich dann auf den Stuhl im Behandlungsraum setzt, kann da Strahlung auf den Stuhl übergehen und dann auf meine Kinder? Ich hoffe es hört sich nicht dumm an aber ich hab wirklich Angst… Ich Weiss nicht ob Röntgenstrahlen gleich weg vom Patient sind oder eine Weile bleiben und ja ich weiß viele Kinder werden selbst geröntgt aber ich bin total dagegen… Ich dachte vielleicht können sie mir das beantworten weil bei Google liest man mal man strahlt nicht danach und mal ja man gibt Sekundärstrahlung ab nach dem Röntgen was mich nicht wirklich beruhigt.. Und wie sieht es mit der Zahnarzthelferin oder dem Arzt aus.. Können sie strahlen vom vorherigen Patient weitergeben? Ich Weiss es hört sich mit Sicherheit sehr komisch an aber ich mach mir sehr viel Gedanken deswegen und wäre froh wenn mir jemand helfen könnte, falls sie die Antwort wissen… LIEBE GRÜßE Alex
Tobias Cronert: Hallo Alex, solche Fragen können bei mir immer gestellt werden. Kein Problem, dafür bin ich ja da … also unter anderem.
Also grundsätzlich ist Röntgen nicht ansteckend oder übertragbar. Röntgenstrahlen sind schädlich, wenn das Gerät an ist und harmlos, wenn das Gerät aus ist. Ober noch präziser gesagt: Es ist nur gefährlich während es Röntgenstrahlen produziert und aussendet, also nur in dem kleinen Moment, in dem das Bild gemacht wird. Das ist so, wie mit einer normalen Kamera. Wenn das “Klick” kommt, werden Strahlen ausgesendet und empfangen. Davor und danach nicht. Es gibt auch Geräte, die sind dauern an (wie z.B. an Flughäfen), aber die werden eben nur bei Gepäck benutzt und nicht mit Menschen.
Gerade deswegen wird Röntgen in der Medizin eingesetzt, weil es relativ einfach zu handhaben ist. Gerade für den Arzt und die Zahnarzthelferin wäre das ja sonst ein enormes Gesundheitsrisiko, weil die ja annähernd täglich mit sowas umgehen (müssen). Die wollen sich ja auch nicht verstrahlen. Bei echter Radioaktivität wäre das etwas ganz anderes, aber die gibt es ja nur in Spezialkliniken und für spezielle Krebsbehandlungen.
Sowas wie Sekundärstrahlen gibt es auch nur bei sehr hochenergetischen EM-Strahlen. Das existiert auch wieder nur in absoluten Spezialeinrichtungen in der Medizin und der Forschung und diese Einrichtungen haben auch sehr strenge Auflagen, was die konkrete Handhabung und den Umgang mit Patienten angeht.
Wenn es sonst noch Fragen gibt, immer her damit. Beste Grüße Tobias Cronert
Alex: Vielen Dank für deine ausführliche Antwort…Die hat mich dann doch gut beruhigt…Also ist es so gut wie ausgeschlossen daß wir irgendwelche Reststrahlung abbekommen haben oder? Wir waren auch ca als dieser andere Patient geröntgt würde 2 Meter von dieser kleinen Röntgenkammer entfernt, wie weit reicht die Strahlung dann eigentlich in etwa? Die Tür war zwar geschlossen aber wir standen kurz 2 Meter davor… Ich hatte eben Angst das wenn die Zahnarzthelferin bei dem Patient war und dann gleich meine Kinder behandelt hat (paar Minuten später,)vielleicht Strahlung übertragen kann da sie wahrscheinlich bei dem Patient war der geröntgt würde bevor sie dann zu uns in den Raum kam…Der Zahnarzt hat ihn denk ich auch nochmal nach dem Röntgen behandelt bevor er zu uns kam….Sorry das ich um so viele Ecken herumdenke aber wenn man sich nicht gut auskennt malt man sich glaub ich manchmal das schlimmste aus..
Tobias: Hallo Alex,
sich Gedanken zu machen ist immer gut und Fragen zu stellen auch. Also Röntgen übertragen von Arzthelferin oder Arzt auf jemand anders (also anstecken) funktioniert nicht. Röntgenstrahlung ist nur da, wenn das Bild gemacht wird. Danach ist sie sofort (also mit Lichtgeschwindigkeit im wahrsten Sinne des Wortes) weg. Restlos, ohne das irgendwas an Mensch oder Material zurückbleibt.
Während des Fotos kann man natürlich schon Röntgenstrahlen abbekommen. Vor allem, wenn irgendwo nicht vernünftig gearbeitet wird. Die Praxen haben deshalb extra diese Röntgenräume, die so ausgelegt sind, dass eigentlich nichts aus dem Raum herauskommen sollte (die meisten Röntgenstrahlen kommen in Beton (oder Blei) nur Millimeter weit). Das hilft natürlich nicht, wenn Fehler bei der Berechnung oder beim Bau gemacht wurden oder jemand beim Röntgen-Bildermachen die Tür offen lässt (menschliches Versagen halt). Aber das halte ich für recht unwahrscheinlich. Möglich ja, aber eben unwahrscheinlich. Außerdem werden die Sicherungen auch immer besser und bei den modernen Räumen kann man z.B. nur ein Foto machen, wenn die Tür auch wirklich geschlossen ist etc. pp.
beste Grüße Tobi
]]>
Das “man” in “man hat mir eine dicke Hohlnadel in die Leber gejagt” war in diesem Fall eine junge Ärztin in der Spezialausbildung, die die ganze Prozedur mal an einem lebenden Objekt üben musste. “Der Herr Cronert ist groß und dick und hat eine große und dicke Leber” ist mittlerweile hier in der Uniklinik in so manchen Abteilung zu einem geflügelten Satz geworden. Tja, was soll man sagen, ich bin halt immer dabei, wenn es um die Wissenschaft oder Ausbildung geht. Die Punktion hat die junge Ärztin auch wunderbar gemeistert und weder Gallenblase noch irgendwelche anderen wichtigen Teile perforiert. Außerdem war sie sehr bestimmt und energisch, als sie mir den kalten Stahl durch den Brustkorb getrieben hat. Ich sehe eine vielversprechende Karriere als Ärztin oder Auftragskillerin auf sie zukommen. Hat auch gar nicht weh getan.
Mehrere andere Patienten im klinischen Umfeld (Zimmernachbarn und reguläre Bekanntschaften im Wartezimmer) haben mir des öfteren erzählt, dass sie “schon ein sehr merkwürdiges Gefühl” hätten, wenn die Ärzte deutlich jünger sind als sie. Etwas, das in einem universitären Ausbildungskrankenhaus doch des öfteren passieren kann, wenn man erst mal die 30 geknackt hat. Diese Vorbehalte hatte ich irgendwie noch nie und kann sie nur sehr bedingt nachvollziehen. Das wird aber an meinem Umgang mit hochkompetenten jungen Menschen liegen (ich hatte z.B. einen Matheprof, der 28 Jahre alt war) und ist sicher nicht repräsentativ. Natürlich führe ich schon eine mentale Liste der Fachkompetenz meiner Ärzte (soweit ich diese einschätzen kann), aber Alter, Geschlecht oder Körperphysiologie waren da bislang noch keine Kriterien. Herkunft dagegen sehr wohl und auch auf die Gefahr hin rassistisch zu sein, habe ich ein ernsthaftes Problem damit, wenn ich mich mit der asiatischen Strahlenmedizinerin auf Englisch unterhalten muss, weil ihr Deutsch zu schlecht für ein Fachgespräch ist und selbst ihr Englisch weit hinter dem meiner asiatischen Physikerkollegen zurücksteht. Naja, jeder Mensch ist einzigartig.
Das Highlight meiner einzelnen Übernachtung war jetzt aber nicht die Punktion, sondern mein Zimmernachbar und das Skelett, dass ich gesehen habe. Mein Zimmergenosse war nämlich verrückt… oder hatte eine Hirnhautentzündung. Äh ja, also, was ich damit meine ist folgendes: Ich komme mit den meisten Menschen super aus, auch wenn ich mit ihnen ein Krankenhauszimmer teilen muss. Ich war oft genug mit Pfadfindern und anderen komischen Leuten auf Zelttouren und Festivals unterwegs, so dass ich auch bei bester Hitze mit Musikbeschallung und 10 schnarchenden Waldarbeitern bestens schlafen kann. Frei nach dem Motto “Wenn die anderen nicht das Problem sind, bist du wahrscheinlich das Problem” werden meine Zimmerpartner in der Regel mit meinen Marotten mehr Probleme haben, als ich mit ihren… obwohl ich mich schon um Zurückhaltung bemühe.
Das gilt aber offensichtlich nur für geistig gesunde Menschen, zu denen ich den normalen Physiker trotz aller Indizien immer noch zähle. Wenn einer der beiden Zimmergenossen eine oder mehrere psychische Erkrankungen hat, dann ändert sich die Dynamik in einer solchen Zwangsgemeinschaft doch deutlich. Ohne jetzt ins Detail zu gehen sind Zwangsstörungen wie OCD nur noch bedingt lustig, wenn man tierisch Hunger hat und sie an dem Mittagessen drüben ausgeübt werden. Naja es gibt Schlimmeres. Schlimmer wäre zum Beispiel eine Hirnhautentzündung gewesen, die diagnostisch bei meinem Nachbarn ebenfalls im Raum stand und auf die auch mit fehlender Diagnose schon mal mit Antibiotika hin behandelt wurde. Eine solche Entzündung hätte auch neuronale Defizite erklären können und weil in dem Intervall meines Aufenthaltes keine Lumbalpunktion hatte durchgeführt werden können, um im Liquor einen bakteriellen Nachweis auszuschließen, hing da der Elefant halt auch noch im Raum.
Naja, langer Rede kurzer Sinn ich habe mich am folgenden Tag so schnell wie möglich auf Italienisch verabschiedet und Tage später per Telefon die Bestätigung bekommen, dass mein Zimmernachbar wohl doch keine Hirnhautentzündung hatte und einfach nur verrückt war. Also “verrückt” im Sinne von fehlender Fachkompetenz auf meiner Seite, der einfach mal keine wirkliche Ahnung von echten psychologischen Erkrankungen hat und sich bestenfalls Infos über Wikipedia zusammen liest, wenn dies von Nöten ist.
Ach ja, ich wollte noch von dem Skelett erzählen, das ich gesehen habe. Mein Zimmer hatte Ausblick auf die Grünfläche/den Raucherbereich der Psychatrie. Da wurde dann Abends ein Patient im Rollstuhl herausgebracht, der nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet eben aussah wie ein Skelett aus einem AD&D-Quellenbuch. Man sagt ja manchmal Person X bestehe nur noch aus Haut und Knochen, aber dieses Extrem hatte ich bis dato noch nicht gesehen oder meine jahrelange Abwesenheit vom aktiven Rettungsdienst hat mich vergessen lassen zu welchen Extremen ein menschlicher Körper fähig ist. Seine Handmittelknochen waren alle einzeln sichtbar weil die untere Hautschicht auf der oberen lag, mit keiner nennenswerten Fleischmasse dazwischen. Ganz zu schweigen von den Extremitäten oder dem Brustkorb. Dass man solchen Patienten heutzutage (in einem bestimmten Rahmen) helfen kann, empfinde ich immer noch als eine der tollsten Dinge der modernen Medizin. Hoffnung ist eine super Sache.
Ich habe ja schön öfter mal erzählt, dass ich früher als Rettungssanitäter für die Berufsfeuerwehr Köln sog. Zwangseinweisungen gefahren bin. Dabei habe ich auch wirklich extreme Beispiele im körperlichen und psychologischen Bereich kennen gelernt, was bei mir zu einer fundamentalen Einstellung geführt hat: Der Mensch an sich ist körperlich und geistig zu extremen Leistungen in der Lage. Zu Zuständen, die wir im Alltag längst vergessen und verdrängt haben. In uns allen lebt irgendwo noch dieser kleine Höhlenmensch, der wirklich alles dafür tun würde zu überleben und auch wenn wir bei vielen anderen Erbschaften aus dieser Zeit (wie z.B. die Angst vor dem Säbelzahntiger *g*) gut daran tun, sie hinter uns zu lassen, ist es doch nett zu wissen, dass wir geschaffen wurden (evolutioniert wurden) um zu leben.
]]>Worauf will ich hinaus? Als ich mal bei Ford gearbeitet habe, hat mein Vater einen sehr schlauen Satz zu mir gesagt. Er meinte: “Bei allem, was du hier tust, denk immer daran, du bekommst dein Gehalt, weil da hinten Autos vom Band laufen, die an Kunden verkauft werden.” Nun arbeite ich ja nicht mehr bei Ford, sondern im Forschungszentrum Jülich und will mir nun überlegen, wie ich diesen Satz auf das FZ anwenden kann. Wenn ich ihn sinngemäß übernehme, müsste es sowas sein wie: “Bei allem, was du hier tust, denk immer daran, du bekommst dein Gehalt, weil du neue Dinge erforschst und Wissen schaffst.” Das ist dann aber auch schon wieder arg abstrakt und geradezu philosophisch. Wenn ich es, wie bei Ford herunterbrechen würde, dann müsste ich ehrlich sagen: “Du bekommst dein Gehalt, weil das FZ Paper veröffentlicht”.
Ja, damit kann ich zufrieden sein. Sehr zufrieden sogar, denn im Gegensatz zu meinen Zeichenstift schwingenden Vorfahren und meiner eigenen Karriere bei der blauen Pflaume kann ich hier im Forschungszentrum mit Fug und Recht behaupten, ICH bin der Malocher, ICH bin der Kerl am Band, ICH bin der, der mit seinen eigenen Händen das Produkt herstellt, dass das Geld bringt und nicht nur irgendein Support-Kerl, der die wahren Malocher unterstützt. In der Realität werden sicher 80-90% aller Paper von Doktoranden und Postdocs geschrieben. Natürlich geht’s ohne die anderen nicht, aber wir sind die Malocher und die Helden der Arbeit!
Im Umkehrschluss heißt das dann natürlich auch, dass die anderen, die Public Relations Leute, die Werkstätten, die Fahr- und Logistikabteilung, die Verwaltung FÜR uns arbeiten bzw. ihre Arbeit dazu da ist, UNS den Rücken frei zu halten und UNS zu unterstützen, damit wir das Zeug produzieren können, für das wir alle bezahlt werden. Das ist dann per se ein gaaaanz anderes Selbstverständnis, denn meist fühlen wir uns wie das kleinste Rädchen im Getriebe. Austauschbar, schlecht bezahlt mit miesen Arbeitsbedingungen und auch wenn Letzteres sicher wahr ist, so sollten wir doch die Nase ein wenig höher tragen können… Wie bei Ford die Arbeiter am Band.
Warum ich das hier schreibe? Na weil, man dem Ingenieur bei Ford ruhig von Zeit zu Zeit sagen sollte, dass er sein höheres Gehalt deswegen bekommt, weil in der N-Halle der Malocher nen Motor einbaut und n Auto vom Band schubst. Und die Verwaltungsfachangestellten, die in der Gehaltsabrechnung die Arbeitsschuhe extra abzieht, kann da auch ruhig mal dran erinnert werden, wer hier wirklich die Gehälter einfährt. In einer guten Unternehmenskultur sollten alle fröhlich Hand in Hand arbeiten und meist klappt das ja auch, nur selbstverständlich sollte es eben nicht werden.
Nur mal so ein kleiner Rant zur Sonntag, den ich loswerden wollte.
]]>Formal gesehen wird ein Sievert über Joule pro Kilogramm definiert und ist damit wie das Gray eine Energiedosis. Sprich, wenn ich sagen könnte “In diesem Objekt (welches X kg Masse hat) wurden durch ionisierende Strahlung Y Joule Energie deponiert.” – ja, dann hätte ich eine echte physikalische Größe. Doch diese Anwendung findet in der Realität so gut wie niemals statt. Wenn ich z.B. jetzt einen 1kg Kupferklotz hätte und den mit 1J an ionisierender Strahlung bestrahle, dann deponiere ich nicht automatisch das ganze Joule auch in dem Kupferblock. Wieviel ich davon deponiere, müsste ich messen oder kompliziert ausrechnen und bräuchte dazu sehr viel Informationen über die Ionisierende Strahlung (Energie, Divergenz, Entstehungsort etc. pp.) und mein Kupfer müsste sehr klar definiert sein (sehr rein, multikristallin etc. pp.) und es dürften keine äußerlichen Effekte auf das ganze Experiment einwirken.
Das wird dann unendlich komplizierter, wenn ich keinen homogenen Kupferblock, sondern irgendeinen echten Gegenstand oder sogar biologisches Gewebe habe, das ich bestrahlen will. In der Anwendung gibt es dann verschiedenen Faktoren, die auf die Dosis aufgeschlagen werden, um der realen “medizinischen Gefährlichkeit” nahe zu kommen. Elektronen haben z.B. den Faktor 1, während Alphateilchen einen Faktor von 20 haben, was in etwas aussagen soll, dass Alphastrahlung 20fach so gefährlich wie Betastrahlung ist. Die Gefährlichkeit (in diesem Fall der Energieübertrag bei Interaktion mit ionisierender Strahlung) geht auch nicht linear mit der Energie der ionisierenden Strahlung. Am einfachsten sieht man das bei den Faktoren für Neutronen, die für ganz niederenergetische und ganz hochenergetische Neutronen jeweils 5 und für mittelenergetische (epithermische) Neutronen ganze 20 betragen.
Diese ganzen Faktoren, Eichtabellen usw. tun ihren Job ziemlich gut und man kann die Ergebnisse in Sievert bzw. mSv für viele viele Anwendungen benutzen. Äquivalenzdosen, Organdosen, effektive Ganzkörperdosen, Ortsdosen usw. usw. funktionieren hinreichend gut für das, was man braucht. Man kann gut damit arbeiten und erhält sinnvolle Ergebnisse… ABER man muss ich dabei immer im Hinterkopf behalten, dass die Dosis keine wirklich echte physikalische Messgröße ist, wenn man sie mit dem Geigerzähler misst. Die einzige echte physikalische Messgröße bei einem (Strahlungs)Detektor ist c/s, Zählereignisse pro Sekunde. Alles, was danach kommt, ist Interpretation und Herumgerechne.
Das gilt – mal wieder – besonders für niedrige Dosen und einen üblichen Fehler, den ich immer wieder sehe, ist das Hochrechnen von dieser fehlerhaften Größe. Wenn jemand im Internet sagt “Ich messe 0,012 µSv/s, dass sind dann 0,012 µSv/s * 60 s / min * 60 min / d * 365 d / a = 15 mSv pro Jahr und damit Fünfzehn mal höher als der gesetzlich erlaubte Wert”, dann ist das theoretisch zwar richtig – aber nur dann, wenn die 0,012µSv eine echte physikalische Messgröße mit einer klar definierten Messungenauigkeit wären. Da sie das in der Regel aber eben nicht ist, darf man nicht wirklich mit der Dosis so wild herumrechnen und daraus dann irgendwelche Schlüsse ziehen. Das ist einfach und simpel nicht naturwissenschaftlich und messtechnisch gesehen falsch.
Langer Rede kurzer Sinn, ja ihr sollt gerne mSv im Alltag benutzen. Aber seid verdammt vorsichtig damit, wenn ihr daraus irgendwelche Schlüsse zieht, die mehr als eine grobe Richtlinie sind. Vor allem bei niedrigen Dosen und unbekannter Strahlung auf komplizierte Materie. Da wird es dann irgendwann nur noch der Blick in die Kristallkugel.
]]>Nervig ist es aber trotzdem, denn ich warte ja immer noch auf die nächste Stammzelltransplantation und die hängt maßgeblich von meiner Fitheit ab, sprich meiner quantifizierbaren Kondition via Spin-Ergo / Laktattest-Messung und einer Leberbiopsie, ob die Organe auch mitmachen. Die entsprechenden Tests mussten dann jetzt noch mal um eine Woche verschoben werden, was für mich effektiv heißt eine Woche mehr auf die Transplant zu warten. Tja kann man nichts machen… außer weitere Infektionsquellen zu vermeiden.
Wir sind uns nicht 100% sicher, welche Infektionsquelle es nun gewesen ist. Es sind Bakterienkulturen angelegt worden und mindestens eine davon hat auch angeschlagen. Das heißt, dass auf jeden Fall auch Bakterien involviert gewesen sind. Ob es jetzt ausschließlich diese(r) Bakterienstamm gewesen ist? Wahrscheinlich, aber nicht eindeutig. Jedenfalls haben wir mal meine PIK-Line wieder rausgerupft, die ich nun seit einem halben Jahr getragen habe. Denn anscheinend gibt es plastikphile und plastikphobe Bakterien und der identifizierte Stamm gehört zu ersteren, sodass der Zugang mindestens mal in der Zukunft Probleme gemacht hätte, wenn er nicht sogar an der ganzen Chose Schuld ist.
Ob ich auch etwas Virales habe? Keine Ahnung und wissen werde ich es auch niemals, denn da irgendwelche großangelegten Tests zu machen, ist zu aufwendig… zumindest für meine aktuelle, ja eigentlich ganz annehmbare Gesundheitssituation. COVID-19 habe ich allerdings immer noch nicht, da gibt’s die Test im Masseneinkauf derzeit billiger und jeder darf mal getestet werden
Darüber hinaus gibt es nichts wirklich neues, außer dass ich im Geiste meiner wiederentdeckten Seafood-Leidenschaft (siehe letzten Eintrag) viele neue Sachen gekocht und gegessen habe.
Rheinische Miesmuscheln, jap. Ebiyaki und Ebi Tempura, span. Paella und diverse kreolische Dinge. Das ist dann wohl im Lichte meiner Vorbereitung auf die Transplantation zu sehen. Nein, nicht um Körperfett aufzubauen, sondern als Abschied vom guten Essen, denn nach Chemo und Transplant ist dann erst mal wieder ein halbes Jahr nur totgekochte, chemische Matschepampe und Fertigkartoffelpüree aus der Tüte angesagt.
Wie schon oft gesagt lernt man durch Krisensituation viele Dinge im Leben wesentlich mehr wertzuschätzen als früher. Als typischer Physiker-Nerd habe ich mich gut 10 Jahre meines Lebens hauptsächlich von Tiefkühlpizza und anderem Convenience-Food ernährt. Ich habe auch manchmal gutes Essen abbekommen, aber es nicht in dem Maße wertgeschätzt, wie ich es heute tue. Daher, wenn ich einen (weiteren) Tipp an meine Leserschaft da draußen loswerden kann. Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen! Auch wenn es Zeit Mühe und Geld kostet… es ist es wert… glaubt mir. Wie bei vielen Sachen merkt man es aber meist erst dann, wenn es zu spät ist.
]]>Nun gehen die modernen Legenden ein wenig auseinander. In manchen Versionen hatte sie eine Zimmernachbarin und Freundin, für die sie die ersten Kraniche faltete und in anderen Versionen versuchte sie, sich selber diesen Wunsch zu erfüllen. Gemeinsam haben allerdings alle Geschichten, dass man ihr erzählte, dass wenn man 1000 Origami-Kraniche falten würde, einen Wunsch frei hätte und sie sich dieser Aufgabe angenommen hatte. Gemeinsam haben auch alle Geschichten, dass sie sich selber diesen Wunsch niemals erfüllen konnte und an ihrer strahleninduzierten Krankheit gestorben ist, bevor sie mit den 1000 Kranichen fertig wurde.
Trotzdem oder gerade deswegen hat ihre Geschichte so viele Menschen bewegt, dass sich während ihrer letzten Lebenstage und darüber hinaus viele Menschen für sie engagiert haben und sie so zu einem Sinnbild für die Schrecken und Hoffnungen des Atomaren Zeitalters geworden ist. Ihre Eltern hatten ihr einen echten Kimono anfertigen lassen, eine Ehre, die normalerweise nur älteren Töchtern vorbehalten war und ihre Mitschüler haben nicht nur die 1000 Kraniche fertig gefaltet, damit diese ihr in den Sarg gelegt werden konnten, sondern darüber hinaus auch eine einzigartige Spendenaktion ins Leben gerufen, um ihr und ihrem Leben ein würdiges Denkmal zu setzen.
Frucht dieser Spendenaktion ist das Kinderfriedensmonument im Friedenspark von Hiroshima. Eine Kuppel mit der Statue eines Mädchens, das einen Kranich fliegen lässt. In der Kuppel steht auf einer Plakette die Inschrift これはぼくらの叫びです これは私たちの祈りです 世界に平和をきずくための (Kore wa bokura no sakebi desu. Kore wa watashitachi no inori desu. Sekai ni heiwa o kizuku tame no). “This is our cry, this is our prayer: for building peace in the world” und unter der Kuppel ist ein Metall-Origami-Kranich mit einer Friedensglocke aufgehängt. Letztere wurden von dem japanischen Nobelpreisträger Hideki Yukawa gespendet, den ich vor allem durch das nach ihm benannte Yukawa-Potential kennen gelernt habe, das mich doch stark während meines letzten Studienjahres und der Abschlussarbeit begleitet hat.
Auch heute noch können Kinder aus aller Welt Origami-Kraniche zum Kinderfriedensmonument schicken, die in Glaskästen drum herum aufbewahrt und gepflegt werden. Die damit verbundenen Zeremonien stehe für die Hoffnung auf Frieden in der Welt und dass nie wieder Atombomben eingesetzt werden.
Selbst ohne einen persönlichen Bezug wäre das durchaus eine Geschichte, die ich in meinem Blog hätte veröffentlichen können, aber nicht nur Sadako Sasaki hat verrückte und engagierte Freunde, sondern ich ebenfalls. Gut, das ist nun nichts neues, aber diesmal haben sie es wieder deutlich übertrieben und mir 999 Origami-Kraniche geschenkt, damit ich für meinen Wunsch nur noch den 1000sendsten fertig falten musste. Was ich mir gewünscht habe, darf ich hier natürlich nicht verraten, aber ich bin unendlich dankbar für diese Gelegenheit, die ich ohne diese immense Unterstützung niemals gehabt hätte. Jetzt habe ich aber die ganze Bude voll mit Origami Kranichen, was für einen Deko-Muffel, wie mich schon echt was neues ist… aber mal ehrlich es gibt wenig Deko, die passender für den Neutronenphysiker mit Leukämie wäre als eine Horde Origami-Kraniche, oder nicht?
]]>Die Frage mit Sicherheit zu beantworten ist leider auch gar nicht so einfach, denn per Ferndiagnose kann ich mir natürlich bestenfalls ein Foto der besagten Fliesen angucken, aber ich bin Strahlenphysiker und kein Geologe. Von einem Bild her kann ich maximal eine ungenaue Schätzung abgeben und das mache ich nicht gerne. Es gibt aber ein paar Kriterien, die ich an dieser Stelle an die Hand geben kann und die ich auch immer im Hinterkopf durchgehe, wenn ich dazu gezwungen werde, eine Ferndiagnose zu machen.
Die Radioaktivität steckt meist in den schweren Elementen, in den natürlichen Mineralien wie z.B. Uran. Diese uranhaltigen Mineralien werden verwendet, weil sie schöne Farben machen und hübsch aussehen und teuer sind sie in der Regel auch noch. Das heißt, in normalen Baumarktfliesen wird mit annähernder Sicherheit nichts drin sein. Sowas gibt es eigentlich nur bei italienischen Designerfliesen, die Anteile von Grün, Rot, Purpur oder anderen intensiven natürlichen Farben aufweisen. Uranhaltige Fliesen sind da auch noch mal verhältnismäßig harmlos, denn da gilt, wie immer die Faustformel “Je höher die Halbwertszeit, desto geringer die akute “Menge” Radioaktivität, die abgegeben wird.” IdR sind auch nur Fliesen aus Naturstein radioaktiv… also nur die teuren.
Wer auf Nummer sicher gehen will, der muss die Fliesen ausmessen. Dazu reicht aber durchaus ein 60€ Strahlenmesser von ebay oder Amazon. Radioaktivität kann man im Gegensatz zu den meisten anderen Umweltgiften (wie z.B. Asbest) sehr leicht und präzise messen. Sprich, wenn ich mit einem super günstigen Messgerät meine Fliesen zu Hause ausmesse und keine erhöhten Werte feststelle, dann kann ich mir zu 95% oder mehr sicher sein, dass sie alle harmlos sind und gefahrlos weiter benutzt werden können. Einen brauchbaren Geigerzähler dafür kann man sich auch im Internet ausleihen (https://geigerzaehler-mieten.de/) oder eben für 60€ (oder besser 120€) kaufen. Das ist denkbar einfach.
Ansonsten kann man auch einfach simple Strahlenschutzverhaltensregeln anwenden. Konkret: Einwirkzeit und Abstand. Sprich, Fliesen im Badezimmer sind idR harmlos, denn selbst wenn sie radioaktiv wären, dann hält man sich so selten (im Sinne von absoluter Zeit) im Badezimmer auf, dass es irrelevant ist. Küchenfliesen sind schon problematischer und im Schlafzimmer will man sie ganz sicher nicht haben. Aber wer hat schon Fliesen im Schlafzimmer? Theoretisch geht die meiste Strahlung (abgeschwächt) auch durch Wände hindurch. Das Kinderbett auf der anderen Seite der Badezimmerwand ist also eher ungünstig. Die Radioaktivität nimmt mit dem Quadrat des Abstandes ab. Das heißt, verdoppel ich die Distanz zu den Fliesen, dann geht die Radioaktivität auf ein Viertel herunter etc.
Die Radioaktivität (Aktivität) ist fest in den Isotopen der Fliese bzw. der Glasur ebenjener eingebaut und kommt da auch so schnell nicht raus. Das heißt, im Gegensatz zu Erde und Sand aus Fukushima oder Tschernobyl braucht man sich keine Sorge zu machen, dass kontaminierter Staub abbröckeln könnte und die Wohnung kontaminiert. Das ist das Schöne bei den Fliesen, selbst wenn die kaputt gehen (beim Ausbauen oder ähnlichem), ist die Gefahr der Verschleppung und Kontamination von anderen Sachen inklusiver der Aufnahme in den Körper (die eigentlich wirklich gefährliche Sache in Verbindung mit Radioaktivität) verschwindend gering.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Fliesen in 90% aller Fälle sicher und harmlos sind. Nur im Falle von teuren, bunten italienischen Designerfliesen mit toller Glasur könnte es zu Problemen durch und mit Radioaktivität kommen und falls das passiert, dann kann man verhältnismäßig einfach nachmessen, ob eine Gesundheitsgefährdung besteht und wie groß sie ist.
]]>Nun haben sich die beauftragten Arbeitsmediziner nach erster Sichtung der Unterlagen zurück an das Sozialgericht gewandt und ein Strahlenexpositionsgutachten nachbestellt … und zwar ziemlich genau in der Form, in der ich es mir gewünscht hätte und für notwendig erachte. Sie eröffnen sogar mit dem Statement es habe “keine eindeutig nachvollziehbare vollständige Expositionsermittlung und Dosisberechnung seitens der BGETEM” stattgefunden, was so ziemlich genau der Kernkritikpunkt aus meiner Klagebegründung ist. Sprich ich habe der Berufsgenossenschaft vorgeworfen, dass sie faul waren und sich das Leben einfach gemacht haben, indem sie nur die Dosiswerte von meinem Strahlenpass abgeschrieben und keine echte Dosisermittlung durchgeführt wurde. Offenbar sieht das der Sachverständige genauso.
Das nachbestellte Strahlenexpositionsgutachten soll entweder von einem meiner vorgeschlagenen Gutachter oder der Kandidatin der Berufsgenossenschaft durchgeführt werden und ziemlich konkrete Punkte enthalten. Unter anderem soll eine komplette Arbeitsanamnese erfolgen in die der Versicherte (also ich) konkret eingebunden ist erfolgen, die idealerweise auch eine Ortsbegehung und Befragung der individuellen Strahlenschutzbeauftragten mit einschließt. Also hoffentlich werde ich mehr als einmal mit den entsprechenden Gutachtern persönliche Gespräche haben und etwas tiefer in das ganze Prozedere mit eingebunden. Da hätte ich sehr viel Spaß dran und da könnte ich dann sicher auch wieder viele interessante Dinge hier berichten.
Der Sachverständige hat auch angeregt, dass weitere dosimetrische Methoden ausgewertet werden sollen. Darunter kann ich mir jetzt eine größere Palette an Messungen vorstellen. Als erstes kommt natürlich die Messung unter dem Ganzkörperscanner in Frage mit der man die Inkorporation von einer Menge verschiedener langlebiger Radioisotope ausschließen könnte. Für eine Tritium-Messung sind wir leider viel zu spät dran, das würde nicht mehr funktionieren. Was eigentlich auch nicht funktionieren würde, wäre eine sog. zytogenetische Untersuchung. Dabei wird anhand von genetischen Veränderungen auf eine entsprechende Strahlenexposition rückgeschlossen. Das würde normalerweise nicht funktionieren, weil mit Chemo und Strahlentherapie mein Genom im Laufe der Behandlung so stark geschädigt worden ist, dass man es nicht von der initialen Exposition unterscheiden könnte. Aber bei mir sind vor der ganzen Behandlung Blut und Gewebeproben für eine wissenschaftliche Datenbank genommen worden und diese stehen grundsätzlich für eine solche Untersuchung zur Verfügung. Damit könnte man dann retrospektiv auf eine Exposition im Bereich von >100 mSv schließen. An beiden Methoden hätte ich recht viel Freunde und würde euch dann natürlich auch mit einem entsprechenden Artikel teilhaben lassen.
Wie auch immer, durch die Extragutachten kommt ein gutes Stück mehr Musik in die ganze Angelegenheit, denn die allgemeine Frist von ca. einem halben Jahr für das Gutachten bliebe, nach meinem aktuellen Kenntnisstand, davon unberührt und so müssen da bald konkrete Aktionen getätigt werden. Der Sachverständige hat zwar ziemlich schnell gearbeitet, aber laut den Stempel auf den Akten “Eingegangen am …” und “Bearbeitet am …” dauert offensichtlich jeder Arbeitsschritt mal mindestens eine Woche, da alles per Post herumgeschickt wird und den normalen bürokratischen Alltag durchlaufen muss.
Ich hoffe auch, dass wir noch mal wesentlich tiefer in die konkreten Messmethoden im Strahlenschutz einsteigen können, wie z.B. die Verwendung von Albedodosimetern, Wischtests, Gamma-Spektroskopie und potentiellen Alpha- und weichen Betamessungen. Aber das wird dann in der Hand der Sondergutachterin liegen, sobald diese vom Sozialgericht beauftragt worden ist. Eine Messmethode für Radioaktivität auf ihre Pro- und Cons zu prüfen und auseinanderzunehmen ist ja quasi Sinn und Zweck dieses Blog, bevor er … sagen wir Situationsbedingt etwas abgedriftet ist.
]]>Also erst mal die gute Nachricht vorweg, entgegen der Befürchtung im letzten Beitrag bin ich doch nicht aus dem molekularen Rezidiv heraus und immer noch unter der Nachweisgrenze von 10^-6, was das BCR/ABL Verhältnis angeht. Sprich, obwohl mein Chimärismus (also neue Immunzellen vs. alte körpereigene Zellen) bei 90% ist, sind die (einen/anderen Philadelphia) Krebszellen noch zurückgedrängt.
Wie schon gesagt, arbeiten wir jetzt mit dem neuen Tyrosinkinaseinhibitor und den ersten Monat habe ich dann auch schon bei niedriger Dosis ohne nennenswerte Nebenwirkungen überstanden. Zwischenergebnisse gibt es noch nicht. Die nächste Knochenmarkpunktion ist für nächste Woche geplant und das heißt, dass wir mit den finalen Ergebnissen erst in einem Monat rechnen können. Bis dahin ist dann mal wieder Warten angesagt… und natürlich fit werden für die Transplantation, denn meine körperliche Fitness lässt aktuell doch arg zu wünschen übrig und für die Chemo werde ich jedes bisschen Energie brauchen, das ich kriegen kann.
In meinem Rechtsstreit mit der Berufsgenossenschaft hat sich noch ein bisschen was getan, indem ein externer Strahlen-Sachverständiger bestimmt werden wird, aber das ist jetzt leider auch nichts, wo ich irgendwie sinnvoll tätig werden könnte. Sprich, das läuft auch irgendwie weiter, ohne dass irgendwelche signifikanten Dinge passieren… Tja. Diese Beweiserhebung ist interessant genug, dass ich da einen eigenen Artikel zu schreiben werde. Ok, ok, halbwegs interessant genug, aber wenn jemand meinen Blog als Anleitung für eine eigene Berufskrankheitsanerkennungsklage benutzen will, dann gehört über diesen Schritt schon eine eigene Seite dazu und dem will ich Genüge tun.
Es ist jetzt schon ein paar Tage her, aber über Twitter @weitergen kam von dem anderen Tobias die kurze Nachricht: “Titien ist austherapiert.” Das hat mich tatsächlich noch mal mitgenommen, denn diese Nachricht, so kurz und knapp mit all der Aussagekraft, die dahintersteckt ist mein Alptraumszenario. Für die Erklärung muss ich wohl nun ein wenig weiter ausholen. Also der andere Tobias ist Biologe und postet unter @weiterGen seit Jahren. Seine Frau hat einen Gehirntumor, auch einen eigenen Blog (https://titien.de/) und wird daran sterben… also an dem Gehirntumor, nicht an dem Blog. Mit Tobias habe ich zwar kommuniziert, aber ich kenne weder seine Frau noch ihn persönlich.
Obwohl ich auf der Krebsstation wöchentlich mit Patienten zu tun habe, die austherapiert sind und ab jetzt nur noch palliativ behandelt werden, hat mich diese kurze Twitter-Nachricht wesentlich härter getroffen als die Einzelschicksale, die mir so in meinem aktuellen “Alltagsleben” über den Weg laufen. Das liegt vermutlich an der bewusst simplen Aussage, die ja nur drei Worte umfasst und damit irgendwie die Endgültigkeit noch mal unterstreicht. “Hier ist die Fahnenstange zu Ende”, “das war’s”, “Ende Gelände” – klarer kann man es kaum sagen. Und dabei stimmt das ja noch nicht mal.
Denn tun kann man immer noch was. Man könnte immer noch theoretisch eine Gehirnoperation machen, eine weitere Strahlentherapie, Senfgas-Chemotherapien etc. pp. Aber es ist medizinisch absoluter Schwachsinn und für alle Beteiligten nur mit Leid und nichts Gutem verbunden. Diesen Moment fürchte ich mehr als alles andere. Wenn ich bei einer Transplantation oder Chemo im Fieberwahn in drei Tagen an multiplem Organversagen sterbe … Tja, schön ist das sicher nicht, aber zumindest ein vernünftiges Ende, aber effektiv an einem Telefonanruf meines Arztes “Sie sind austherapiert” zu sterben ist… irgendwie… wage ich es auszusprechen – unspektakulär.
Wie auch immer. Davon bin ich zum Glück noch ein gutes Stück entfernt und wie ich ja schon immer wieder fasziniert berichtet habe, ist gerade im Bereich der Leukämie der wissenschaftliche Fortschritt (vor allem jetzt gerade aktuell mit CRISPR/Cas) so rasant, dass fast alle 2-3 Jahre neue Therapiemöglichkeiten kommen und noch mehr Optionen bestehen “die Uhr auszurennen”. Ich habe schon aus mehr als eine Ecke gehört, dass, wenn man sich schon eine Art von Krebs aussuchen könnte, doch eine dieser Arten von “Flüssigkrebs” nehmen sollte. Das hätte eben viele Vorteil gegenüber den soliden Tumoren und die rasante Therapieentwicklung ist definitiv eine davon.
Irgendwie ist dieser Beitrag jetzt wieder ins Negative abgeglitten und eigentlich ist es mir ja wichtig auf einer positiven Note zu enden … OK, wie kriege ich jetzt noch die Kurve? Ich habe entdeckt, dass ich doch wieder Shrimps und Gambas und so mag. Mit ca. 14Jahren mochte ich die plötzlich nicht mehr, obwohl ich vorher ein riesiger Seafood-Fan war und danach habe ich sie nie wieder probiert. Asche über mein Haupt – und schade für die ganzen tollen Gelegenheiten, die ich in Japan und Korea an gutem Essen verpasst habe. Das werde ich jetzt rigoros nachholen.
]]>Nachdem wir im November die Klage vor dem Sozialgericht eingereicht haben, ist nun vom Gericht ein Sachgutachter benannt worden. Vorher hatte das Gericht der BGETEM noch einmal die Gelegenheit geben wollen, eine Stellungnahme zu meinem letzten 12-seitigen “Gutachten” (bzw. Klagebegründung) zu schreiben, aber diese Gelegenheit hat die BGETEM dankend abgelehnt und verkündet: “Wir haben alles gesagt, was wir wollten, lassen sie das einen externen Gutachter klären”. Die externe Gutachterin von der PTB, die sie vorgeschlagen haben, fand ich auch richtig toll, so dass ich mich schon gefreut hatte, das in Ihre Hände zu geben.
Leider hat nun das Gericht einen Arbeitsmediziner und keine Physikerin zum Sachverständigen bestellt, was ich im ersten Moment doch als eher problematisch empfunden habe, denn die medizinische Seite der Medaille ist eigentlich unumstritten und über jeden Zweifel erhaben. Dass Leukämie von ionisierender Strahlung ausgelöst werden kann, ist eindeutig und was die spezielle Leukämie mit mir macht ebenfalls. Das müsste (meiner Meinung nach) nicht noch mal diskutiert werden.
Wie auch immer. In der Beweisanordnung wurde der Sachverständige mit mehreren Aufgaben betraut.
I.) An welcher Erkrankung leider der Kläger? Wie oben schon gesagt mMn indiskutabel, aber vielleicht muss der Richter das noch mal aus dem Mund eines unabhängigen Mediziners hören.
II.1.) Ist es durch den Beruf verursacht worden? Legen sie die Werte der BGETEM zugrunde!
II.2.) Welche Verursachungswahrscheinlichkeit ergibt sich mit den Werten der BGETEM?
III.3.) Wie sind die Einwände des Klägers zu werten? Welche Verursachungswahrscheinlichkeit ergibt sich mit den Werten von Tobias Cronert?
Das ist mMn schon etwas problematischer. Denn der springende Punkt, um den ich mich bislang mit der Berufsgenossenschaft gestritten hatte, ist ja nicht welche Verursachungswahrscheinlichkeit bei welchen angenommenen Expositionswerten entsteht, sondern welche Exposition angenommen werden darf/kann/muss. Die BGETEM ist der Meinung, ich wäre 6mSV ausgesetzt gewesen und ich bin der Meinung, dass ich 400mSv abbekommen habe. Welcher von den beiden Werten jetzt richtig ist, das ist eigentlich die Fragestellung, die ein Sachverständiger klären sollte und der explizite Auftrag, dies zu tun ist eben nicht Teil der Beweisanordnung.
Allerdings kann die Frage: “Wie sind die Einwände des Klägers zu werten?” natürlich interpretiert werden als “Sind die Annahmen des Klägers bzgl. der Dosis realistisch?” bzw. man könnte diese Frage gut damit beantworten. Um dieser Frage Herr zu werden, braucht es aber sicherlich eine erfahrene Strahlenschutz-Fachkraft, die sich auch mit Neutronen auskennt. Der sachverständige Arbeitsmediziner kann sich eine solche externe Fachkraft noch mit Einverständnis des Gerichtes hinzuziehen und da sowohl die Berufsgenossenschaft als auch ich genug Vorschläge gemacht haben, sollte das auch durchaus möglich sein.
Im Allgemeinen hat der Sachverständige noch mal ein halbes Jahr Zeit zum Verfassen seiner Expertise. Das heißt mit allem drum und dran wird es die nächsten wirklichen Entscheidungen eher so an der 3-Jahres Marke nach Diagnose geben. Ich habe jetzt keine Vergleiche wie schnell so etwas in der juristischen Welt ist, aber abgesehen davon, dass es nicht gerade freundlich mit meinem Krankheitsverlauf harmoniert, entstehen auch einfach Probleme, bestimmte Kontaminationen noch nachzuweisen. Alles was Tritium angeht, ist z.B. schon wegen der geringen Halbwertszeit nicht mehr messbar und auch eine Menge anderer Isotope, die man auf einem Ganzkörperscanner nachweisen könnte, bekommen schon ernsthafte Probleme.
Naja, ich hoffe mal, dass das alles dazu führt, dass qualitativ gute Gutachten verfasst werden. Ich fände es sehr schade, nachher dastehen zu müssen und mich durch alle Instanzen zu klagen, immer mit der Begründung, dass die Gutachten von Fachfremden oder ungenügend ausgebildeten/qualifizierten Personen verfasst worden sind. Denn letzteres ist ja eigentlich genau das, worauf ich mit meiner ganzen Klage überhaupt hinaus will. Gewinnen ist mir eigentlich gar nicht wichtig, denn ich möchte hauptsächlich gute Gutachten sehen, in denen der Sachverhalt mal vernünftig beleuchtet wird und um das zu erreichen bin ich schon bereit, ernsthaft Arbeit zu investieren.
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Das heißt jetzt nicht zwangsweise, dass das Blinatumomab seinen Job nicht tut, bzw. in den letzten drei Wochen getan hat, denn diesen Effekt kann man ziemlich gut an der Verlaufskontrolle von den Clustern im Becken sehen, aber das Blina attackiert mit dem Antikörper ja “nur” den CD19 Marker und damit nicht zwangsweise alle Krebszellen, die bei mir so herumschwimmen.
Auf der positiven Seite haben wir aber mit den neuen Erkenntnissen aus der Chimärismusanalyse viele Fragen von letzter Woche beantwortet. Die Frage, ob das neue Immunsystem irgendwie nützliche Graft-vs.-Leukämie-Effekte liefert, kann eindeutig mit NEIN beantwortet werden… zumindest nicht in einer Quantität, die irgendwie relevant wäre. Das heißt, die Transplantation ist absolut unvermeidbar, falls Überleben gewollt. Außerdem wird es nicht reichen, eine weitere Therapie nur mit Blina zu machen und das heißt im Umkehrschluss, dass jetzt der Tyrosinkinaseinhibitor Ponatinib an der Reihe ist. Dazu sind auch schon alle Vorbereitungen (EKG etc.) gelaufen und wir fangen morgen an, wenn die Apotheke das Medikament geliefert hat. Manchmal machen einfache Erkenntnisse komplizierte Entscheidungen dann doch recht simpel.
In meinem Fall brauchen wir im “Dauerbetrieb” eine mittelhohe Dosis, aber wir fangen erst mal unten an. Das Ponatinib ist schon für seine Nebenwirkungen bekannt und wir wollen uns da natürlich erst mal langsam vortasten. Das Ponatinib ist mein letzter richtig guter Pfeil im Köcher und wie ich schon beim letzten Mal gesagt habe, hätte ich es gerne vermieden, schon zum jetzigen Zeitpunkt den größten Teil meiner Hoffnung auf diese eine Karte zu setzen. Naja, da bleibt mir jetzt halt leider nicht anderes mehr übrig.
Das heißt rein psychologisch gesehen, wird es langsam tough. Ich mag es überhaupt nicht, wenig bis gar keine Optionen zu haben und gerade dieser Zustand hat sich in den letzten Monaten immer mehr eingestellt. Das zwingt mich auch in einer gewissen Weise dazu, mich um Dinge kümmern zu müssen, die vorher noch in einem gewissen Grad optional gewesen sind. Also ganz konkret alle Passwörter und Logins meiner Cyberwelt zusammenzufassen, damit meine Leute drauf zugreifen können, falls ich dazu nicht mehr in der Lage bin. Alle sonstigen Informationen und Besitztümer zumindest so aufbereiten, dass jemand anders draus schlau werden kann und nicht zu viel verschwendet wird, wenn man hinter mir aufräumen muss etc. pp.. Dazu “gezwungen” zu sein ist noch mal eine wesentlich größere Belastung als eine “freiwillige” Option, aber noch bekomme ich das geregelt, obwohl ich jetzt auch körperlich nicht unbedingt sonderlich viel Leistungsfähigkeit in die Waagschale werfen kann (ganz im Gegenteil).
Wie auch immer noch ist nicht aller Tage Abend und ich habe gerade jetzt einen ziemlichen Produktivitätsschub bekommen, von dem ich euch sicher erzählen werde, sobald es etwas Handfestes zu erzählen gibt. Dafür brauche ich sicher noch ein paar Wochen und Monate, aber diese werde ich sicher über den Frühling und Sommer haben, den die Stammzellentransplantation, auf die ja immer noch alles hinaus steuert, wird sicherlich noch so lange auf sich warten lassen.
]]>Wie in dem letzten Tagebucheintrag berichtet, ist mein perfekter 10/10 Spender nicht verfügbar. Dadurch gerät alles hier über den Haufen und wir müssen total umplanen. Das ist aber durchaus möglich und nun streben wir eine haploide Spende an. Allerdings bin ich momentan gar nicht in der Lage eine Transplantation durchzuziehen, denn meine Hirnanhangdrüse hat offensichtlich entschieden, die Produktion von ACTH für die Nebennierenrinde und damit das natürliche Kortison und das TSH für die Schilddrüse einzustellen. Dadurch kommt die Kurzatmigkeit und allgemeine Schwäche. Jetzt müssen wir diese Hormone erst mal per Tablette geben, bis die Hirnanhangdrüse dazu gebracht werden kann, wieder ihren Job zu tun, bevor wir irgendwie weiter machen können. Ja, well, dann ist das halt so.
Auf der “Haben” Seite bin ich aber gerade mit der zweiten Blinatumomab-Sequenz durch und kann ab gestern ohne Pumpe zu Hause und in der Gegend herumlaufen. Naja, soweit ich überhaupt laufen kann *g*. Die Testergebnisse von der letzten Knochenmarkbiopsie sind zurückgekommen und die Krebszellen sind nicht mehr nachweisbar, sprich sie sind unter 1:10^-6 Verhältnis (mutierte auf eine gesunde Zelle) und das ist sehr gut. Vor allem, weil die Biopsie vor dem letzten Blinatumomab-Durchgang gemacht worden ist und das effektiv heißt, dass nach der molekularen Remission noch mal 3 Wochen lang die Antikörper drübergebügelt sind. Das sollte doch mal was bringen, oder? Am Dienstag kommt die nächste Knochenmarksbiopsie und Verlaufskontrolle per MRT für die Clusterbildung in meinem Becken.
An der nicht medizinischen Front gibt es auch noch gute Neuigkeiten. Im Rechtsstreit mit der Berufsgenossenschaft hat das Amtsgericht gebeten, die Strahlenschutzabteilung der Berufsgenossenschaft möge noch mal ein drittes Gutachten erstellen. Diese hat abgelehnt und gesagt, der Strahlenschutz hätte alles gesagt, was er hätte sagen wollen, man solle externe Gutachter hinzuziehen, wäre mit meinen Vorschlägen für Gutachter einverstanden und würde auch noch selber jemanden vorschlagen. Die AG-Leiterin der PTB, die die Berufsgenossenschaft dann vorgeschlagen hat, ist auch super toll und ich wäre sehr zufrieden, wenn das Amtgericht sie und/oder eine meiner Vorschläge auswählen würde. Das ist genau das, was ich will, dass externe Profis längere Gutachten zu dem Sachverhalt schreiben. Ich bin sehr zufrieden.
Tja, was sind denn meine Gedanken zum zweiten Jahrestag? Es war schon ein heißer Ritt und jetzt gerade fängt eigentlich alles noch mal von vorne an – es ist weit weit davon entfernt vorbei zu sein – eine Hoffnung, die ich vor zwei Jahren durchaus gehegt habe bzw. eigentlich davon ausgegangen bin. Nun ja, neue Runde, neue Wahnsinnsfahrt, diesmal mit Corona im Rücken. Machen wir uns nichts vor, 2020 wird für die meisten von uns – nicht zwangsweise persönlich, aber sicher global – das einschlägigste Jahr ihres Lebens werden. Das gilt für mich natürlich auch, nur dass eben noch meine persönlichen Eskapaden dazu kommen. “Mögest du in interessanten Zeiten leben” und “Pass auf, was du dir wünscht” sind so Sätze, die mir in letzter Zeit immer wieder im Kopf herumgeistern. Ich habe in den letzten zwei Jahren viel gelernt und meine auch, mit meinen Problemen gewachsen zu sein. Meine Leute behaupten, ich hätte mich kaum verändert, gegenüber früher… Ich weiß nicht, ob ich das so unterschreiben kann… oder will, denn zumindest etwas Veränderung ist durchaus etwas, was ich für sehr erstrebenswert halte.
Ich habe weiterhin sehr viele Träume und Pläne für die Zukunft, die ich furchtbar gerne umsetzen würde, von den Millionen kleiner Bastelprojekte, die nur darauf warten irgendwann umgesetzt zu werden, wie zu den richtig großen Projekten mit den Schwimmschweinen und der Familiengründung und dem, was man so im Allgemeinen “Leben” nennt. Ich muss mich selbst immer wieder bremsen und mir auf die Finger hauen und sagen “ein Schritt nach dem anderen, ein Schritt nach dem anderen” – meditationsartig. Ich fürchte sehr oft, nicht wirklich in Synchronisation mit den physischen Realitäten zu stehen, sprich viel mehr zu wollen, als physikalisch möglich ist, aber gerade die Grenzen des Möglichen nach vorne zu treiben ist mMn wirklich wichtig.
Ansonsten empfinde ist sehr viel Dank für all die großartige Unterstützung, die ich von Familie, Freunden und insbesondere meinem medizinischen Personal in den letzten Jahren erfahren habe. Mit fremden Leuten aus dem medizinischen Personal habe ich die nun intimsten Momente meines Lebens geteilt, einer war sogar am besten und am schlechtestens Tag meines Lebens an meiner Seite, was sicher keine halbherzige Sache ist. Die Menschen auf der Isolierstation sind mir echt ans Herz gewachsen, was für den armen objektiven und emotionslos Physiker schon eine arg schlimme Sachen ist, also solche Emotionen zu empfinden
In erster Linie ist ein zweijähriges Jubiläum erst mal nur eine dumme Zahl an der Wand, solange man sie nicht mit Inhalt füllt. Das geschieht bei mir schon fast automatisch, weil eben noch mehrere andere wichtige Ereignisse im Leben meines privaten Umfeldes damit verknüpft sind, es eben nicht im luftleeren Raum stattfindet und daher kann ich es mir schon ein wenig leisten nostalgisch zu werden. Jetzt geht es erstmal in die nächste Runde und in einem Jahr gucken wir dann noch mal zurück und sind hoffentlich einen guten Schritt weiter.
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Das ist bei vielen Krebspatienten so, gerade bei denen mit Erkrankungen des Blutsystems und in den meisten Fällen kann man eine Blutspende nicht durch irgendwas anderes ersetzt werden. Im Allgemeinen gibt es in Deutschland zwar ausreichend Spenden für den Bedarf, aber zu bestimmten Zeiten wie in den Sommermonaten, wenn viele Studenten wegfahren, dann gibt es schon mal Engpässe.
Das gilt gerade auch für die aktuelle Corona-Situation und auch wenn sich der Bedarf mit der Verfügbarkeit mehr oder weniger die Waage hält, weil nicht-notwendige Operationen verschoben werden, wäre es doch arg problematisch, wenn es nicht mehr genug Spender geben würde. Das Spenden an sich kann durchaus wesentlich problematischer werden, weil viele Unikliniken strenge Bedingungen für physikalische Anwesenheit haben, aber die meisten Institute werden einen Workaround implementieren, den man sich erfragen kann.
Daher mein Appell: Bitte spendet auch jetzt weiter Blut, dies tut uns gut.
Danke !
]]>In der zweiten Runde, in der ich mich jetzt gerade befinde, wird das Verhältnis noch weiter gesenkt. Das findet aber generell leider in einem Bereich statt, in dem die Standardtests nicht mehr messen können. Das heißt, hier fahren wir nun eigentlich nur noch blind. Gleichzeitig hat mein neues Immunsystem aufgehört GvHD-Reaktionen zu produzieren, was ebenfalls eine super Verbesserung ist. Tatsächlich zum ersten Mal (so richtig) nach Transplantation. Daher überlege ich momentan auch wirklich erst mal ganz auf die zweite Stammzellentranplantation zu verzichten und zu gucken, ob mein erstes transplantiertes Immunsystem nicht doch alleine mit dem Krebs fertig wird. Eventuell kann man von dem selben Spender ja noch mal ein paar Stammzellen nachgeben… nur so um es etwas anzuschubsen.
Es ist jetzt zum Glück auch nicht so, dass ich dazu gezwungen wäre, ohne zweite Transplantation auszukommen. Denn mein Bruder steht für eine zweite Transplantation als Spender zur Verfügung. Er ist halt leider nur ein haploider Spender und daher nicht so gut geeignet, aber grundsätzlich funktioniert das auch… und zwar gar nicht mal so schlecht. Also zumindest nach den neuesten wissenschaftlichen Studien in dem Bereich. Ich habe die letzten zwei Tage damit verbracht, mir diese eine Studie https://www.nature.com/articles/s41375-019-0544-3 exzessiv anzuschauen. Die wurde im August 2019 veröffentlicht und ist damit so ziemlich das aktuellste, was da draußen auf dem Markt ist. Sie untersucht 1200 Teilnehmer ab 18 und kommt effektiv zu dem Schluss, dass es keine großen Unterschiede zwischen 10/10, 9/10 oder haploiden Spendern kommt, wenn die Transplantation richtig gemacht wird.
Grundsätzlich gibt es schon Unterschiede – die hapbloide Spende macht z.B. weniger akute GvHd, während die 10/10 Spende besser anwächst – aber diese Unterschiede sind immer noch nur im einstelligen Prozentbereich, was unterm Strich mit so vielen anderen Faktoren kein Grund ist, die Pferde scheu zu machen und irgendwelche großen Entscheidungen von solch kleinen Faktoren abhängig zu machen.
Die Nachricht: „Es gibt keinen Stammzellenspender“ hat mich natürlich erst mal aus der Bahn geworfen und mich dazu gebracht den ganzen Verlauf der letzten zwei Jahre zu überdenken und zu analysieren. Das hat mich aber grundsätzlich nur zu der Erkenntniss gebracht, dass wir einfach nach Chema F gearbeitet haben, was lange erprobt und „die normale“ Vorgehensweise war. Das ist eigentlich ganz gut, weil man sich auf die Ergebnisse verlassen kann, aber leider hat gerade das bei mir nicht zu der erwünschten „Heilung nach 5 Jahren“, sondern zu einem Rückschlag aus dem Rezidiv geführt, das mich auch auf einen weit rückwirkenden Erkenntnisstand zurückgeworfen hat.
Nun sind wir in unkartografiertem Neuland und müssen alle Entscheidungen wesentlich anders abwägen, weil wir eben keine guten Beispiele und Erfahrungen haben, auf die wir uns berufen können. Das heißt für mich aber auch, dass ich persönlich wesentlich mehr das Heft in die Hand nehmen muss, um zu sagen, wie ich es denn haben will, bzw. wo ich meinen Pfad hin entwickelt haben will. Meine Ärzte wollen so schnell wie möglich in die zweite Transplant rein und das war bislang auch eigentlich mein Wunsch. Jetzt, wo ich notgedrungen dazu gekommen bin mich noch mal sehr tief mit den Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten auseinander zu setzen, sehe ich das schon differenzierter und wir müssen wirklich mal in eine harte Diskussion gehen, wohin es denn weiter gehen soll.
Wie schon an anderer Stelle auch erwähnt, ist es durchaus eine Option, ein Rennen gegen die Uhr zu veranstalten, denn die wissenschaftlich Entwicklung ist so rasant, dass durchaus in 2 Jahren eine neue Therapie zur Verfügung stehen kann oder eine bereits existierende nun für mich zugelassen wird. Wie gesagt, wir haben noch einen Menge Optionen, bei denen nur halt nicht ganz so klar (mehr) ist welche jetzt das Beste sein sollte.
Grundsätzlich heißt das natürlich auch, dass sich das Risiko erhöht. Unwissenheit bedeutet immer mehr Risiko, aber wir sind schon so weit vorgeschritten, dass es keine sichere Entscheidung mehr gibt, wir sind in den Badlands.
]]>Naja, fairerweise muss man sagen, dass wir noch genau abklären müssen, ob es nicht doch noch ein Leistenbruch oder was noch dümmeres ist, aber zumindest die ersten Ultraschallaufnahmen deuten eigentlich ziemlich weit darauf hin, dass es doch nur der obligatorische Muskelfaserriss am rechten Adduktoren-Bündel ist… Mal wieder. Hach, vielleicht gibt’s ja noch mal ein MRT, das hatte ich ja schon fast eine Woche lang nicht mehr. Ich wette, ich darf wieder den gleichen Fragebogen ausfüllen. Ach mecker mecker mecker, das will doch keiner hören, sprechen wir doch mal lieber über den Tod.
Ich hatte gerade für kürzere Zeit einen Stubenkameraden, der tot ist. Also keinen Corona-Zombie, sondern einen Patienten, der mit angrenzender Sicherheit (also 95%) im nächsten halben Jahr sterben wird. Grundsätzlich ist das jetzt nichts Besonderes, denn davon gibt es hier auf den Krebsstationen eine Menge Patienten, aber der gute Mann ist mir sehr ähnlich und daher komme ich natürlich nicht drum herum, mich mit ihm – in einer gewissen Weise – zu identifizieren.
Aber fangen wir mal vorne an. Der gute Mann hat AML-Leukämie und ist älter als ich (gerade in Rente gegangen). Bis auf ein paar andere Nebenwirkungen ist er aber auf dem gleichen körperlichen Stand wie ich, das heißt, er kann alleine laufen, essen etc. pp. ist bei klarem Verstand usw. Seine Diagnose und der bisherige Krankheitsverlauf hielten sich auch so wie bei mir im Rahmen von zwei Jahren mit einer vollständigen Stammzelltransplantation. Wir kannten uns auch schon vorher vom Sehen, von der ambulanten Station und aus dem Wartezimmer, wo man sich zumindest freundlich zugenickt hat.
Sein großer Unterschied ist nun: Bei ihm hat quasi nichts richtig geklappt. Sowohl die Chemo-Therapien vorher und nachher, als auch die Transplantation haben nicht funktioniert, oder immer nur sehr kurzfristig dafür gesorgt, dass die Leukämiezellen mal kurz zurückgedrängt wurden. In eine Remission ist er, im Unterschied zu mir, nie wirklich gekommen und jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht, das Pulver verschossen, der Köcher leer und der Weg zu Ende. Sprich, er ist austherapiert. Es gibt keine Medikamente mehr, keine Optionen, die man noch ausprobieren könnte und damit war’s das dann. Auf gut Deutsch: Er wird sterben, bald, dann, wenn die Blasten und Tumorzellen die gesunden so weit verdrängt haben, dass das Blut nicht mehr funktioniert und dann die Organe eines nach dem anderen versagen. Dann wird er auf die letzte Reise gehen und herausfinden können, ob es ein “danach” gibt.
Ziemlich genau so würde es bei mir auch aussehen, wenn bei mir alle Behandlungsmethoden versagen würden. Ich habe ja noch eine ganze Menge Pulver auf der Pfanne und mein Köcher an Optionen ist noch halb voll… ziemlich genau halb voll, wenn man genau hinguckt, aber ich bin halt mittlerweile dem Ende der Fahnenstange doch signifikant näher gekommen und kann es besser sehen als bei Erstdiagnose. Wie im vorletzten Beitrag schon geschrieben, ist es kein Grund rumzuheulen, aber ich merke doch schon deutlich, dass meine Toleranz für Bullshit und Erste-Welt-Probleme abnimmt. Zum Glück haben wir aber in Deutschland zur Zeit durchaus auch echte Probleme, denn ich glaube, wenn ich in “nicht interessanten” Zeiten leben müsste, würde ich verrückt werden.
Mir fällt gerade rückwirkend auf, dass ich mich in den letzten Tagebucheinträgen recht untypisch ausgekotzt und richtiggehend beschwert habe. Das ist eigentlich nicht mein Stil, aber offensichtlich gerade mal notwendig. Dennoch möchte ich an der Stelle schnell versichern, dass unterm Strich bei mir noch alles im Lot ist. Ich hatte ein obligatorisches Gespräch mit meiner Psychoonkologin und außer ein wenig Herumgemecker lässt die existenzielle Krise noch auf sich warten… so wie ich mich kenne auch noch für eine längere Zeit. Um auf einer (sehr) positiven Note zu enden, möchte ich hier mal verkünden, dass ich geradezu von Babys überrannt werde. Drei Stück der Kinder meiner besten Freunde werden/sind mit dem Osterhasen neu auf die Welt gekommen und dazu kommt mein bestes Patenkind von Welt und die Kinder von meinem Bruder und meinen Mitbewohnern, die jetzt gerade jeweils 1 Jahr alt sind. Alles sehr Ostereihasig und geradezu philosophisch, mit “Da, wo der Tod ist, da ist auch das Leben, in seiner pursten Form”, also nichts wie rein in den Frühling und so.
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Äh ja, also nachdem ich über Mundschutz als Lifestyle-Accessoire geredet habe, bekam ich plötzlich Nachfragen zur Wirkungsweise und eben der Möglichkeit den eigenen Mundschutz selber herzustellen. Ja, also grundsätzlich ist das möglich und das Nähen dazu ist super leicht. Ich verlinke mal ein paar Anleitungen, die ich schön finde, aber grundsätzlich braucht man nur danach zu googeln und wird dann mit zig Anleitungen aus dem Internet totgeworfen. Da will ich jetzt nicht noch weiter zu beitragen, sondern eher ein bischen Motivation liefern (wenn das der Dicke Physiker mit den zwei linken Händen kann, dann schaffe ich das doch auch) und ein paar Gedankengänge in den Raum werfen, für Leute, die Lust haben mal ein wenig herumzubasteln und es nicht ertragen können eine Sache nur nach Anleitung zu basteln.
Also erstens reden wir hier von dem „medizinischen Mundschutz“ über den ich mich in meinem Beautyblog schon ausführlich ausgelassen habe. Es ist relativ leicht sich Stoff vor den Mund zu machen, der verhindert, dass meine Tröpfchen andere Leute anstecken. Dazu reicht ein handelsüblicher (etwas dichterer) Bauwollstoff (so um die 200g/m^2) und zur Not nimmt man ihn einfach doppelt. Er sollte idealerweise bei 90° waschbar sein, weil man das ganze Ding ja wiederverwenden möchte. Auf den meisten Stoffen wird nur 60° drauf stehen, aber die halten in der Regel auch 90° aus. Neuer Baumwollstoff wird um 5% einlaufen bei der ersten Wäsche, deswegen entweder vor dem Nähen waschen, oder ein bischen größer nähen. Wer sich ein bischen besser mit Stoffen auskennt, der mag auch gerne Leinen oder Hanf nehmen, aber hier idealerweise in Kombination mit Baumwolle um mindestens eine Lage engmaschigen Stoffes zu haben.
Bei wem jetzt die Bastelwut ausgebrochen ist, der mag gern mit Taschen für Filtermaterialien oder anderen Materialien, wie Seide herumprobieren. Hier sei aber alles mit Vorsicht zu genießen, denn durch einen reduzierten Massefluss durch das „Filterpapier“ kann man schnell mehr Effizient einbüßen, als man durch sie herausbekommt. Ich habe gehört, dass die Nachfüllpacks für Lakierermasken immer noch in Baumärkten zu haben sind. Die sind teilweise über FFP3 Standard und somit für Experimente gut geeignet … für Experimente. Niemand sollte sich bei solchen Konstruktionen irgendwie darin versteigern, einen Effekt auch nur ansatzweise quantifizieren zu können.
Passform, Passform, Passform. Das wichtigste ist die Passform und wie es am Gesicht abschließt. Wen man viel Effekt für moderate Arbeitszeit haben möchte, dann sollte man diese Zeit in eine Form und deren Größe investieren, die möglichst gut für die entsprechende Person funktioniert. Sprich bei der Familie für alle eine eigene Größe machen. Da kann man auch mit billigen Stoff etwas ausprobieren und dann, wenn man die richtige Passform gefunden hat, mit dem richtigen Stoff bzw. Filtermaterial etc. in die Endversion gehen.
Also, viel Spaß beim Ausprobieren. Wenn man sowieso zu Hause in Quarantäne ist, kann man die Epidemie-Vorsorge ja mal gegenüber Tabletop-Figürchen anmalen bevorzugen. Hier kann man, wie gesagt auch schön herumprobieren und … ja basteln. Jeder kann nähen! Vor allem dicke Männer!
]]>Nun zu ergründen wann die Zukunft vorherbestimmt ist und wann nicht ist Subjekt dieser Abhandlung. Der Sinn dieser Fragestellung ist an dieser Stelle allerdings weder die Zukunft vorherzusagen noch theologische Fragen aufzuwerfen, sondern lediglich eine Vorarbeit für Zeitreisen zu leiten. An dieser Stelle möchte ich ebenfalls noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Begriff Chaos, den ich im Zusammenhang mit dieser Vorlesung gebrauchen werde lediglich eine große Unordnung beschreibt und eine religiöse Komponente impliziert.
Wie wir aus grundlegenden Kenntnissen der Dimensionstheorie wissen gibt es viele, wenn nicht gar unendlich viele Dimensionen die alle mit der Dimension der Zeit verknüpft sein können. Die Zeit messen wir durch einen periodischen, sich immer wiederholenden Vorgang, der seine Periode im zu messenden Zeitraum nicht ändert. Das bedeutet, dass wir die Zeit durch eine einzelne Zahl beschreiben können. Da wir allerdings nicht wissen ob die Zeit einen Anfang oder ein Ende hat (zumindest nicht innerhalb dieser Vorlesung) müssen wir einen beliebigen Punkt als Fixpunkt erwählen und von dort aus sowohl vorwärts, als auch rückwärts zählen. Diese Zahl ist eine einzige Größe, weswegen der Raum der Zeit auch nur eine einzige Dimension besitzt. Soweit hört sich die Theorie recht einfach an, allerdings sei zu bedenken, dass die Zeit nicht linear ist und unter anderem als imaginär aufgefasst werden kann, was allerdings ebenfalls nicht Teil dieser Vorlesung sein soll und bitte an anderer Stelle geklärt wird.
Zu jedem dieser Zeiten kann ein Ereignis in den anderen Dimensionen eintreten, d.h. es existiert eine eindeutige Abbildung von einem oder mehreren Punkten im Zeitraum in den der anderen Räume mit deren Dimensionen und wieder zurück. Zum Beispiel trinke ich Tee heute, morgen und übermorgen, damit wären einem Ereignis drei Punkte auf der Zeitschiene zugeordnet. Dies erlaubt natürlich keine Aussage über die Vollständigkeit, es ist ja nicht darüber bekannt ob ich gestern auch Tee getrunken habe.
Um uns in unserer Fragestellung, die uns am Anfang beschäftige weiterzubringen müssen wir uns fragen inwieweit ein Ereignis in der Zukunft feststeht, also ob ich morgen wirklich Tee trinken werde zum Beispiel. Dabei stehen wir vor einem großen Problem, denn das ich morgen Tee trinken werde wird subjektiv von immens vielen Faktoren bedingt. Der Vorsatz morgen Tee zu trinken reicht ja nicht aus es tatsächlich war werden zu lassen, ich könnte ja zum Beispiel morgen keine Teeblätter finden, oder meine Teekanne könnte zerstört werden oder ich könnte durch noch unangenehmere Gründe daran gehindert werden.
Mit anderen Worten es gibt immens viele Veränderungen von meiner Planung die eintreten können, die Anzahl dieser Veränderungen sprich die Abweichung von meinem geplanten Weg gebe ich mit exp(Lambda) an also einer exponentiellen Steigerung.
Das Verfahren das ich nun beschreiben werde wird es uns ermöglichen Ereignisse zu finden, für die sich die Zukunft vorhersagen lässt und wir werden lernen sie von denjenigen zu unterscheiden für die uns dies (im Rahmen der für die Vorlesung zur Verfügung stehenden Mittel) nicht möglich ist, dieses Verfahren werde ich Dimensionsweg Verfahren nennen.
Zuallererst betrachten wir eine Abbildung aller Dimensionen in den Phasenraum. Dadurch erhalten wir einen 2 mal f mal n dimensionalen Phasenraum mit f gleich der Anzahl der Freiheitsgrade in den betreffenden Unterräumen und n gleich der Anzahl der Unterräume, sprich Nebenwelten, Paralleldimensionen und so weiter. Dies ist natürlich eine viel zu große Menge ist, als dass sie unser Geist fassen könnte, aber das braucht er ja auch nicht, denn nun bedienen wir uns der Poincaré Phasenraumschnitte und zerlegen den Phasenraum in jeweils zweidimensionale Unterräume. Das geschieht einfach in dem wir alle Dimensionen bis auf zwei gleich Null setzen, vergleichbar mit einem Querschnitt durch eine Torte. Diese Phasenraumschnitte sind für uns ohne weitere Probleme zu betrachten, da sie z.B. auf einem Pergament simpelst dargestellt werden können.
Nun betrachten wir die Präsenz eines Ereignisses, dieses hinterlässt im Phasenraum eine Trajektorie, also die Punkte, die es auf andere Abbildet. Da die Poincaré Schnitte lediglich zweidimensional sind betrachten wir von der vieldimensionalen Trajektorie nur die Durchstoßpunkte. Diese können nun im Phasenraumschnitt entweder als zusammenhängende Figuren oder chaotisch wildverstreute Punkte auftauchen. Zusammenhängende Punkte implizieren einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Teilereignissen, sind also vorhersagbar, während wildverstreute Punkte wie ich oben bereits angedeutet habe sich absolut chaotisch, also unvorhersagbar verhalten. Wie wir an den ersten Experimenten in dieser Hinsicht gesehen haben stellen die verstreuten Teilereignisse die Regel und die Figuren eher die Ausnahme dar, daher bezeichnen wir die Figuren (zumeist Ellipsen) als Inseln der Stabilität und die sie umgebenden verstreuten Punkte als Meer des Chaos.
Der Praktische Nutzen liegt nun darin, das die Teilereignisse auf den Inseln der Stabilität in einer Beziehung zu den anderen stabilen Teilereignissen stehen, auch wenn diese mitunter sehr kompliziert werden kann. Also die Abweichung von meinem geplanten Weg ist was diese Teilereignisse anbelangt nur noch linear und nicht mehr exponentiell. Wie der Leser natürlich weiß können lineare Entwicklungen selbstverständlich zu bestimmten Zeiten größer sein als exponentielle, aber betrachtet man sie beim Gang ins Unendliche wir die exponentielle immer größer werden als jeder noch so große Faktor. Wie sie sehen haben wir uns einen Faden geschaffen, dem wir durch alle Dimensionen, die in Verbindung mit der Zeit stehen folgen können, weil wir seinen Weg zu jedem beliebigen Zeitpunkt in jeder mit der Zeit verknüpften Dimension kennen können. Um eine Aussage über das Ereignis als solches zu treffen ist dieses Verfahren natürlich total ungeeignet, da wir immer noch keine Aussage über die Teilereignisse im Meer des Chaos machen können aber für eine Zeitreise ist dieser Faden durch das Chaos unabdingbar. Mit einfachen Worten ausgedrückt heißt das wir wüssten zwar immer noch nicht ob ich morgen Tee trinken werde, aber wir könnten dann hingehen und nachsehen.
Um eine einfache Notation einzuführen bedienen wir uns des Liapunow bzw. führenden Liapunow Exponenten. Die Liapunow Exponenten sind eine Menge von Zahlen, deren Summe gleich Null ist, als Reihe geschrieben mit monoton fallenden Elementen größer Null. Wir identifizieren sie mit den exponentiellen Lambdas aus unserer vorherigen Betrachtungsweise der Abweichung von unserem geplanten Weg.
Der Leser wird natürlich an dieser Stelle aufmerken, dass es allein eine Möglichkeit gibt einen Linearen Anstieg der Abweichung oder Ungenauigkeit zu erreichen, als die da wäre den führenden Liapunov Exponenten (und damit natürlich auch die folgenden) gleich null zu setzen.
Um nun eine Zeitreise praktisch durchzuführen identifizieren wir durch das Dimensionswegverfahren ein Element mit einem Liapunov Exponenten gleich null. Danach bestimmen wir eine Abbildung durch dessen Funktionswert nach dem von uns gewünschten Zeitpunkt und erhalten eine wunderbar lineare Funktion. Wir Identifizieren den linearen Faktor als Tau und kompensieren ihn durch sein Inverses.
Die so entstehende Matrix dient uns für die hermetische Anwendung als Weg zwischen den designierten Punkten in der Raumzeit. Dabei ist natürlich die Dimensionlatität der Abbildung von immenser Wichtigkeit und wir benötigen eine komplette weitere Einheit um dieses Verfahren näher zu bringen.
Stellen sie sich eine Karte eines beliebigen Landes vor. Es existiert eine gegebene Topologie mit Bergen, Wegen Wäldern und so weiter. Ferner seien auf dieser Karte zwei Städte zu finden, die durch einen längeren Weg voneinander getrennt sind. Nun stellen sie sich weiter vor sie würden, einen klugen, halbwegs gebildeten Mann fragen, wie man am besten von Stadt A zu Stadt B käme.
Nun, dieser Mann würde nun mehrere Faktoren in seine Überlegung mit aufnehmen. Zum einen würde er die Distanz der Städte abschätzen. Danach würde er die Topologie mit in Betracht ziehen. Wenn die beiden Städte nun durch einen Wald oder ein Gebirge getrennt wären, es keinen Weg gäbe, der das Gebirge überspannt, aber einen, der um es herum führte, dann würde der Mann zu folgender Schlussfolgerung kommen: Obwohl der direkte Weg kürzer ist, so würde es doch länger dauern ihn zu benutzen, da man auf der Straße wesentlich schneller reisen könne. Also würde er den längeren Weg nehmen, der ihn in kürzerer Zeit ans Ziel bringt.
Zu den gleichen Schlussfolgerungen würde auch ein Bibliothekar kommen, der dies als theoretisches Modell verstehen würde. Der Händler hingegen stoppt nicht an dieser Stelle, sondern würde weiter überlegen, welchen Weg er wählen sollte. Nun würde er andere äußere Gesichtspunkte mit in diese Wertung einfließen lassen. Ob es Wetterunsicherheiten gebe, wieviele Herbergen es auf dem Weg gibt und so weiter.
Nun gebe ich die gleiche Karte einem Wissenschaftler und frage ihn, wie er idealerweise vom einen Punkt zum anderen kommen würde. Dieser Wissenschaftler würde die Karte nehmen und sie mittig in der direkten Distanz von Stadt A zu Stadt B falten. Dann würden beide Städte nur marginal voneinander entfernt liegen.
Dies bringt uns direkt zur nicht euklidischen Geometrie, die ich ein einem weiteren, für uns relevanten Beispiel erleutern möchte. Wie sie alle wissen ist die Winkelsumme eines Dreiecks gleich Pi, also einem Halbkreis. Will heißen, wenn ich 1000 Schritte in eine Richtung gehe, mich dann um das Drittel von Pi, also ein sechstel eines Vollkreises nach rechts drehe, wiederum 1000 Schritte gehe, mich wiederum um das Drtittel von Pi nach rechts drehe und wiederum 100 Schritte gehe und mich wiederum um das Drittel Pi nach rechts drehe, dann stehe ich am gleichen Punkt, an dem ich angefangen habe und blicke in die Gleiche Richtung, in die ich am Anfang geblickt habe.
Das ist bekannt, das ist simpelste Geometrie.
Nun gehe ich einen Schritt weiter und beschreibe folgende Szenario. Der Bobachter steht an einem Punkt und geht 1000 Schritte in eine Richtung. Dann dreht er sich im rechten Winkel nach rechts und geht wiederum 1000 Schritte, nach denen er sich wiederum im rechten Winkel nach rechts dreht und wieder 1000 Schritte geht. Nun ist er wieder am Ausgangspunkt und blickt in die gleiche Richtung. Wie ist das denn möglich, denn dieses Dreieck, das er beschrieben hat hätte nun ja eine Winkelsumme von drei halben Pi.
Zudem behaupte ich, das dieser Beobachter, hätte er zweitausend Schritte getan sich in einem beliebigen Winkel hätte wenden können und wäre nach weiteren zweitausend Schritten ebenfalls wieder an seinem Ursprungspunkt angekommen.
Wie kann das sein?
Die Antwort ist ganz simpel. Unser Beobachter ist eine Ameise auf einem Ball von viertausend Ameinsenschritten Umfang. Geht sie nun tausend Schritte ist sie von oben an die Seite des Balles gewandert. Dreht sie sich nun um das halbe Pi, dann läuft sie die nächsten tausend Schritte an der Seite des Balles entlang. Dreht sie sich nun wieder um das halbe Pi, dann erklimmt sie den Ball wieder und läuft wieder zur Spitze. Wir haben also ein Dreieck mit einer Winkelsumme von 270 Grad.
Wenn sie zweitausend Schritte geht ist sie von oben nach unten gewandert und klebt nun unter dem Ball. Egal in welche Richtung sie sich nun wendet. Wenn sie von dort aus weitere Zweitausend Schritte tut findet sie sich wieder oben auf dem Ball wieder.
Solche Topologischen Besonderheiten machen wir uns bei Teleportation oder Zeitreisen, was in dieser Hinsicht eigentlich das selbe ist, zu nutze. Um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen nehmen wir eine Abkürzung durch eine andere Dimension.
Bei dem Beispiel mit der Karte haben wir es mit einer Zweidimensionalen Karte zu tun. Es gibt die Nord/Süd- und die Ost/West- Achse. Dadurch, dass wir die Karte falten benutzen wir eine dritte Dimension, in der wir den Raum, in diesem Fall die Karte, Krümmen.
Normalerweise besteht unser Raum aus drei Dimensionen und wenn wir ihn krümmen wollen, dann benötigen wir eine ebenfalls eine weitere. In diesem Fall, da wir die Zeit nicht verändern wollen, benutzen wir sogar den ganzen Astralraum, oder andere Dimensionen für die Krümmung.
]]>Das haben wir dann auch ambulant getan und mich mal wieder in das MRT geschoben. Diesmal war es das hochauflösende MRT (weil das andere wohl gerade besetzt war), das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass die Röhre enger ist. Hab ich mal erwähnt, dass ich recht breite Schultern habe? Also auch, nachdem ich so viel Muskelmasse abgebaut habe? Presswurst ist eine gute Umschreibung, aber was macht man nicht alles für ein paar fancy Fotos für die sozialen Medien? Das erinnert mich daran, dass ich mal meine ganzen tollen medizinischen Bilder vernünftig aufbereiten muss, um sie hier irgendwie präsentieren zu können. Naja, kommt auf die Todo-Liste. Langer Rede wenig Sinn, ich habe nicht nur keine neue Lungenembolie, sondern die alte ist auch so gut wie weg und alle Adern sind wieder frei. Dann bliebe ja nur, dass die Tumorzellen wieder zurück sind und mit zwar soviel Wumms, dass die Blasten das ganze Blutbild kaputt machen. Aber bevor ich mir dazu all zu viel Angstgedanken machen kann, habe ich zum Glück die ganz reguläre Knochenmarksbiopsie und die kann per Mikroskop schon am Tag darauf ausschließen, dass sichtbar viele Tumorzellen vorhanden sind. Also alles Schlimme vom Tisch (sogar gute Nachrichten), aber doch kein Stück weiter.
Zwei Tage später bin ich wieder ambulant im Krankenhaus und beim ganz regulären Aufstehen aus dem Sessel in Wartebereich mache ich eine hervorragende Imitation meiner Oma und lege mich mit Tunnelblick und mit ohne Aktivierung von Schutzreflexen auf die Schnauze… direkt vor den Füßen meiner üblichen Pfleger und Ärzte…. Wunderbar. Während meine Oma nun die Ausrede hat, kurz vor 100 Jahre alt zu sein und sich bei sowas den obligatorischen Oberschenkelhalsknochen bricht, habe ich solche tollen Ausreden nicht. Dafür habe ich mir auch nur das Knie ein wenig verstaucht und ein paar blaue Flecken eingefangen, die dank Blutverdünner von der Lungenembolie nicht nur richtig prächtig aussehen, sondern auch in den nächsten Monaten nicht so schnell weg gehen werden. Suckers.
Unterm Strich habe ich mit der Aktion einen sofortigen Aufenthalt in der Klinik gewonnen und man hat mich direkt wieder auf die Isolierstation gepackt. Der erste Tag wurde sogar doppelt isoliert und sowohl ein Test auf diverse Influenza als auch einer auf den tollen COVID-19-Virus gemacht. Weniger, weil man um mich besorgt gewesen ist, sondern mehr aus der Angst heraus sich irgendwas fieses IN die Isolierstation zu holen. Das wäre gerade mit dem Coronavirus eine sehr, sehr schlechte Sache.
Tja, bei der Sache mit dem Schwächeanfall und dem “Nase voraus-Sprung” auf den Klinikboden kommen wir derzeit nicht wirklich weiter. Aber meine Ärzte freuen sich richtig, dass ich da bin und schmeißen mir so ziemlich jede Untersuchung entgegen, die sie sowieso geplant hatten. Also zum Beispiel eine Lumbalpunktion mit Chemo-Medikament in den Spinalkanal, der sowieso irgendwann vor der Transplantation ansteht und einem weiteren MRT-Scan des Beckens zur Verlaufskontrolle der Clusterbildung und eine Herz-Sonographie, damit die Studenten noch was üben können etc. pp. Ach ja, jeder, der hier im Hause auf die Nase fällt, bekommt auch noch ein obligatorisches Röntgen. Ich muss ehrlich mal alle meine Bilder sammeln und aufbereiten. Mittlerweile habe ich so viele , dass ich einen Film namens “dicker Physiker von Innen im Wandel der Zeit” zusammenstellen kann… gruselig ich weiß.
Wir haben die zweite Blinatumomab-Phase angefangen, was ich ein wenig befremdlich finde. Das Krebs/gesunde Zellen-Verhältnis via BCR/Abl liegt bei 1:10^-6. Vor einem halben Jahr wäre das noch unter der Nachweisgrenze gewesen und man hätte keine Zellen mehr gefunden und ich wäre offiziell in molekularer Remission gewesen. Dadurch, dass das Messverfahren verbessert worden ist und es nun eine 10ner Potenz mehr hergibt, bin ich nicht mehr in molekularer Remission… zumindest nicht offiziell, sprich wir machen eine zweite Tour. Ich hätte ja lieber mit der Stammzelltransplant angefangen, aber die Richtlinien wollen noch mal eine zweite Tour haben. Ok, wirklich was gegen die neue Runde habe ich jetzt nicht, denn die Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen und die Wirkung war geradezu spektakulär… aber trotzdem arbeite ich ja so schnell wie möglich auf die Stammzellen hin und auf dem Weg ist das halt leider noch mal ein 4 wöchiger Umweg, mindestens. Da ich dieses Mal mit wesentlich weniger Blasten und Krebszellen gestartet bin, hatte ich auch nur einen Tag Fieber und war danach wieder total fit. Also außer den Schwächeepisoden, aber da raten wir jetzt auch nur mal fröhlich weiter und setzen mich mal auf Cortisonentzug um zu gucken, ob’s vielleicht daran liegt. Ich sag Bescheid, sobald ich Näheres weiß.
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Das war jetzt irgendwie peinlich, in mehrerlei Hinsicht. Seitdem habe ich viel gelernt und möchte mich dann auch hier in meinem Beauty-Blog mit dem tollen Lifestyle-Accessoire Atemmaske beschäftigen. Wer nicht weiß, warum ich auf die dämliche Idee gekommen bin, einen Physikerin-Beauty-Blog zu eröffnen, mag in Teil 1 – Socken – noch einmal nachlesen.
Biostoffe können über Tröpfchen, Tröpfchenkerne oder Staubpartikel bis zu 3m weit übertragen werden. Also in einem Gebäude überall hin. Die haben verschiedenen Größen, können aber auf 5µm Partikelgröße heruntergehen. Für mich ist das wieder riesengroß, die kann man ja noch mit Licht sehen *kopfschüttel*. Kein Wunder, dass sich die ganzen Arbeitsschützerinnen bei unseren Nanopartikeln in die Hose machen. Sissis.
So wie wir Physikerinnen unsere Strahlenlabore in unterschiedlichen Sicherheitsstufen haben, so haben die Biologinnen ihre S1-S4 Labore, je nachdem mit was für ekelhaften fleischfressenden Bakterien sie denn gerade wieder herumspielen dürfen. Das ist doch für eine Wissenschaftlerin mal ein guter Anhaltspunkt, um auf die Suche nach einer sinnvollen Maske zu gehen.
Kandidat 1: Gebläse-gestützte Haube/Helm-System nach DIN 12941. Also quasi ne dichte Plastiktüte über den Kopf und ein Staubsaugerrohr mit gutem Filter dran. Hat den Vorteil, dass frei geatmet werden kann und die Biologin sowohl eine Brille, als auch einen Bart haben darf. Hat den Nachteil einer Plastiktüte überm Kopf und einer klobigen Kiste am Gürtel. Biologinnen haben wohl auch Probleme mit den Dingern Mikroskope zu bedienen, aber was soll man auch von Leuten erwarte, die zum Sehen sichtbares Licht und Augen benutzen. *kopfschüttel*
Dann gibt es die FFP3 (Filtering Facepiece Particle) Masken nach DIN 149:2001 + A1:2009, die max 1% der Paraffinöl-Konzentration aus der Umluft durchlassen dürfen. Die Norm sagt zwar nichts über Bakterien und Viren aus, aber man kann davon ausgehen, dass die sich ähnlich wie der Teststoff verhalten (die Größe ist entscheidend und 5µm reichen aus). Hier ist die Dichtigkeit wichtig, ob die Maske gut an der Haut anliegt. Bärte, Narben, Grübchen und Brillen behindern. Außerdem muss direkt durch den Filter geatmet werden, was zu einer wesentlich reduzierten Luftaufnahme führt, dumm, wenn der Sauerstoff sowieso schon knapp ist. Der Arbeitsschutz beschränkt das Tragen auf 120 Minuten, falls eine G26 Genehmigung für feuerwehrtauglichen Atemschutz besteht. Die habe ich ja zum Glück noch von meiner Zeit bei der Berufsfeuerwehr Köln *g*. Dann machen die Biologinnen noch FIT-Tests mit Bitrex – Bitterstoffen oder Saccarin und Geruchsstoffen, die die Schleimhäute reizen, ob eine FFP3 Maske für den Einsatz in der Biologie taugt. Joa, Wissenschaftlerinnen und ihre Hobbies halt.
Dann sollte man sich natürlich noch die medizinischen Produkte angucken. Das läuft effektiv aber nur auf den OP-Mund-Nasen-Schutz heraus, der nicht nach irgendwelchen Normen getestet bzw. eingesetzt wird. Eben, weil es diese Normen nicht gibt, haben sich schon über Jahre diverse Arbeitsschutzleute darauf gestürzt, um zu gucken, wie die sich im Vergleich mit FFP-Masken schlagen. Das Fazit ist recht ernüchternd und notorisch schlecht.
Unterm Strich kann man sagen, dass es eine gute Bandbreite von Filterpapier gibt. Von “Bringt gar nichts” bis zu welchen, die die FFP3 erfüllen, ist alles dabei. Aber gleichzeitig reduzieren die qualitativ hochwertigeren Filterpapiere den geforderten Volumenstrom von 95 l/min auf bis zu 20% (was nach den FFP nicht zulässig wäre) und erhöhen die Leckage deutlich. Dies ist der riesige Nachteil der OP-Masken. Dass sie nicht richtig abschließen und paradoxerweise schließen sie um so schlechter ab, je besser das Filtermaterial ist. Je besser das Filtermaterial, desto schlechter der Volumenstrom und damit die Bewegung des Mundschutzes an den Seiten, was eben zur Leckage führt. Als kleinen Erfolg kann man werten, dass immer auch ein kleiner Benefit für den Träger dabei ist (min. 2% Schutz gegen Viren und Bakterien bis zu 20%) und damit das Tragen auch für die immunsupprimierte Strahlenphysikerin niemals gaaaanz umsonst ist.
Das wären jetzt mal so die sinnvollen Dinge gewesen. Darüber hinaus gibt es natürlich noch die ganzen Vollmasken mit teilweise extrem guten Filtern aus Lackiererei und Feuerwehr und manche davon lassen noch nicht mal Nanopartikel durch. Da hat selbst der kleinste Virus keine Chance, aber die sind allesamt nicht alltagstauglich. Ich mein, in der Medizin versagen ja schon die FFP3-Masken beim Alltagscheck, weil sie zu oft an- und ausgezogen werden müssen und zu teuer sind.
Wenn das hier ein Beauty-Blog sein soll, dann muss auch die Alltagstauglichkeit mindestens genausoviele Sterne geben wie die Wirksamkeit gegen Bakterien und Viren … und extra Bonus-Sternchen gibt es für Strasssteine und Hello-Kitty-Katzen. Ne ehrlich, ich bin mal wieder voll in die Physikerfalle gerannt und habe mit der Wirksamkeit angefangen, obwohl doch eigentlich das Lifestyle-Element hier im Vordergrund stehen sollte. In Peking liefen auf der Straße sehr hübsche Menschen mit sehr stylischen Mundschutz-Masken herum. Bei vielen stand Versace oder Prada drauf und ich bin sicher, dass einige von denen sogar von den entsprechenden Labels produziert worden sind… und das zurecht. Zum einen ist die Luft dort so beschissen, dass ich ohne Maske ständig einen Geschmack auf der Zunge und Belag auf den Zähnen hatte, nur durchs Atmen, und das Taschentuch nach Rückkehr im Hotel erst mal im Sondermüll entsorgen werden musste. Zum anderen verdeckt die Maske mal locker ein Drittel des zur Verfügung stehenden Beauty-Porzellan-Real-Estates und muss daher durch ihre eigene Fancygkeit überkompensieren. Nur so kann man sich die ganzen Nullen an den Designerstücken im Haute-Couture de Paris erklären. In Japan fährt man da mit Straß und Hello-Kitty wesentlich billiger.
Vielleicht wird die Luft überall auf der Welt ein Stück sauberer werden. Vielleicht auch nicht und bis dahin gibt es auch jeden Fall Möglichkeiten, etwas für die Atemwege zu tun ohne direkt wie eine deutsche Autolackiererin auszusehen und zumindest ansatzweise wollte ich das mal ausprobieren. Da ich weiterhin kein extra Geld für den Namen eines Kerls ausgeben werde, der Kroketten an seine Katze verfüttert hat, habe ich mich auf einen Mittelweg geeinigt. Versteht mich nicht falsch, ich würdige High-End-Design durchaus und ich habe mal in der Bahn geschlagene 10 Minuten auf die Louis Vuitton-Handtasche meiner Sitznachbarin gestarrt, weil ich noch niemals ein so perfekt verarbeitetes Stück Leder gesehen habe, aber ernsthaft Geld würde ich dafür nicht über die Theke schieben.
Daher muss der fiese Sport herhalten und ich habe mir eine sog. Trainingsmaske gekauft, um sie hier zu unboxen. Also grundsätzlich gibt es die Dinger in verschiedenen Wirkungsweisen und Varianten von: “Bitte keine Staub und Pollen” bis zu “in Stellung 3 erhöht der PEEP-Modus den alviolischen Druck um 12mbar(a) mit einer Oxigenierung der Bläschenmembranen um 4%.” Vielleicht haben ein paar von denen vielleicht sogar einen Effekt. Also einen weiterführenden Effekt, als der fancy Joggerin das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das mag ich mir jetzt erst mal nicht pauschal anmaßen, aber viele von diesen Dingern haben ein Rückschlag oder Durchflussventil und gerade dieses sollte bei einer entsprechenden Normprüfung als erste offensichtliche Schwachstelle durchfallen. Ich meine, die höchste getestete Schutzklasse, die ich bei den Teilen gesehen habe, war IP54 und damit würde ich sicher nicht zu den Biologinnen ins Labor gehen. Dafür habe ich viel zu viel Angst vor denen.
Unterm Strich kann man sagen, wer einen Effekt haben will, der nimmt eine FFP3-Maske. Als Lifestyle-Accessoire sind die aber gänzlich ungeeignet und alle, die damit zufrieden sind, sich den groben Dreck Pekings aus den Lungen zu halten, können gerne mit Prada oder Sporty oder Hello Kitty gehen. Nur wer jetzt wirklich einen echten, harten Cyberpunk-Stil pflegt wird effektiv Aussehen und Wirksamkeit kombinieren können … fände ich ehrlich gesagt schon recht reizvoll, ist aber halt extreme Nische..
]]>Anscheinend hat sich irgendwo in meinem Körper ein Thrombus/Blutpropfenklumpen gelöst und ist dann durch das Blut geschwommen, bis er eine Stelle gefunden hat, wo es etwas enger war und er nicht mehr weiter gekommen ist. Dummerweise befindet sich dieser Engpass in meiner Lunge, so dass alles, was dahinter liegt, nicht mehr ordentlich versorgt wird und daher seinen Dienst einstellt. Tja, die gute Nachricht ist, dass ⅔ einer Lunge offensichtlich noch zum Leben reichen und das ganze reversibel ist. Sprich, ich bekomme jetzt erst mal Blutverdünner (also, ich glaube Faktor 10 in der Gerinnungskaskade oder so), damit da nicht alles zusammenklebt, in der Hoffnung, dass sich das schon wieder auflöst. Diese Hoffnung scheint auch ganz gut begründet zu sein, da wir von weiteren drastischen Maßnahmen, wie einer Thrombolyse, absehen und das erst mal so versuchen. Eine bleibende Schädigung soll es dadurch wohl nicht geben.
Sarkastischerweise muss ich sagen, dass die Lungenembolie auf der Hitliste der dummen Nebenwirkungen es sogar schwer hat, unter die TOP10 zu kommen. Daher abschütteln und weiter machen, es gibt Wichtigeres … wie z.B. die (erste) Blinatumomab-Therapie, die in einer Woche fertig ist. Erste Anzeichen zeigen, dass sich was Positives tut. Wie genau, das werden wir in einer Woche nach der nächsten Knochenmarkbiopsie wissen, genauso wie die Fragestellung, ob da eine zweite Runde notwendig wird oder ob wir direkt in die Transplantation gehen können. Da ich das ganze bislang mit wenig Nebenwirkungen (also außer einem Hand-Tremor und kleineren neuronalen Defiziten) gut überstanden habe, hätte ich jetzt keine große Angst vor einer zweiten Runde, aber je schneller ich in die Stammzellentransplantion gehen kann, desto besser.
Tja, wo steh ich denn jetzt so im großen und ganzen Bild der Dinge? Eigentlich bin ich zurück auf Square one. Das heißt, ich bin auf dem gleichen Stand wie bei meiner Diagnose vor fast zwei Jahren – nur mit dem essentiellen Unterschied, dass mein Körper nach 2 Jahren Chemo einiges abbekommen hat und bei weitem nicht mehr so fit ist, wie er es mal war. Bei der Erstdiagnose hatte man damals gesagt, dass die Sterbewahrscheinlichkeit für den ganzen Prozess bei ca. 20% liegt. Das würde jetzt auch wieder zutreffen, nur dass es eher noch schlechter steht, weil der Körper mittlerweile so viel mitmachen musste. Also, wir reden jetzt eher von 20-40% Mortalitätsrate, worauf man im Casino nur wetten sollte, wenn man auch was Vernünftiges dabei gewinnen kann.
Ich habe ja öfter schon mal hier geschrieben, wie ich so mit der Angst vor dem Tod klar komme und fundamental hat sich da auch nicht viel dran geändert, wobei ich halt schon zugestehen muss, dass die veränderten Wahrscheinlichkeiten schon ihre Spuren hinterlassen. 40% Sterbewahrscheinlichkeit ist halt schon eine andere Hausnummer als 5% (da wo ich ich letzten Sommer gewesen bin). Wenn ich gerade im Wartebereich beim MRT sitze, über den Sinn des Lebens (Länge & Inhalt) nachdenke, bekommt die Person neben mir gefühlt gerade einen Nervenzusammenbruch: “Mimimi, die schieben mich in eine enge Röhre und ich muss eine halbe Stunde still liegen… Mimimi, ich musste 45 Minuten nach einem Parkplatz suchen… Mimimi, die stechen mir mit einer Nadel in dem Arm… Mimimi, das Paracetamol gibt mir Sodbrennen, ich nehm lieber was homöopathisches.” Irgendwie sinkt meine Toleranz für Erste-Welt-Probleme linear mit meiner Überlebenswahrscheinlichkeit. Andere Leute runtermachen war aber noch nie mein Weg und ich werde sicher nicht jetzt damit anfangen, also lächeln und nicken.
Letztens wurde mir noch berichtet, dass wohl jemand sagte: „Menno, ich will endlich, dass ich von dir lese ‘Strahlenphysiker schwimmt gesund mit Schweinen auf den Bahamas’” und das ist doch mal eine tolles Ziel. Ich mag Schweine und Strand. Allerdings bin ich schon mit Haien und Rochen auf den Fiji Inseln geschwommen, ich habe auf der großen Mauer gestanden, auf einem Isländischen Vulkan, habe ein 750kg Fiberglasflugzeug in eine Sturmfront geflogen und einen Kernreaktor mit Panzertape geflickt. Ich hatte ein schönes Leben. Natürlich ist es nicht so, dass ich jetzt nichts mehr vorhätte, ganz im Gegenteil. Mit jedem Tag, den ich im Krankenhaus sitze kommen zwei neue Dinge dazu, die ich unbedingt machen will, aber unterm Strich steht natürlich die Erkenntnis, dass man nie die ganze Liste abarbeiten kann.
Langer Rede kurzer Sinn, das ist gerade meine Gedankenwelt zum “Themenjubiläum” meiner Krankheit und den effektiven “Alles auf Anfang, jetzt kommt Runde Zwei”-ersten Schritten in die Zukunft. Ich hoffe, ihr bleibt dabei, das könnte jetzt wieder etwas dauern
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Naja, genug rumgeheult. Der Schritt, um wieder in Remission zu kommen, ist nämlich aus wissenschaftlicher Sicht ein gutes Stück interessanter, als die Tyrosinkinase-Inhibitoren, die bislang bei mir ausgereicht haben, um die Krebszellen wieder unter die Nachweisgrenze zu drücken. Jetzt bekomme ich Blinatumomab, den ersten zugelassenen BiTE-Antikörper. Wie die TKI greift der hauptsächlich die Krebszellen an und lässt alle andere in Ruhe. Aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf, denn das Blinatumumab ist eine molekulare Brücke, die auf der einen Seite an die Tumorzelle andockt und auf der anderen Seite an einen körpereigenen Antikörper und diesen aktiviert, so dass dieser die Krebszelle vernichten kann. Das heißt, es ist quasi ein Zielsystem für die eigene Immunabwehr, um für diese die Tumorzelle als Ziel zu markieren und dann die normale T-Zelle ihren Dienst machen zu lassen. Weil es das eigene Imunnsystem benutzt, kann die Immunantwort durchaus recht heftig werden und bei Anfang der Gabe wird erst mal mit niedrigeren Dosen angefangen, um sich die Nebenwirkungen anzugucken… unter EKG-Überwachung auf der Isolierstation mit allem drum und dran. Das habe ich jetzt gerade hinter mir und das war auch recht sinnvoll, denn ich hatte 4 Tage lang Fieber und habe Paracetamol gefuttert wie Karnevalsbonbons, während die Abbauprodukte der toten Zellen mein Blut überschwemmt und meinem Herzen einen Schluckauf versetzt haben. Naja, das heißt zumindest, dass die Zellen was Sinnvolles tun und nicht nur träge in der roten Suppe herumschwimmen. Wie effektiv genau sie waren, das wissen wir noch nicht, das wird dann erst die nächste Knochenmarkbiopsie sagen können. Im Allgemeinen wird das ganze auch recht lange dauern, denn das Binatumomab wird kontinuierlich über 4 Wochen gegeben, jede Stunde ein paar ml – 24/7, damit nicht zu viele tote Zellen auf einmal ausgeschieden werden müssen und andere Dinge kaputt machen. Das heißt, dass ich auch aktuell zu Hause immer ein Medikamentenpumpe mit mit herumschleppen muss, die mich IV mit dem “Chemo”-Medikament (was eigentlich kein richtiges Chemo- Medikament ist) versorgt. Das ist dann schon wieder ein wenig nervig.
Blina wurde 2015 zugelassen und gehört damit zu den neueren (und teureren) Medikamenten auf diesem Gebiet. Als ich 2018 diagnostiziert worden bin, hatte das für mich aber noch auch noch nicht die ganzen Krankenkassenfreigaben etc. durchlaufen und selbst jetzt praktizieren wir das im sog. “off-label use” (von wegen Zeit in der Medizin usw.). Dass wir es jetzt “erst” einsetzen, hat dann natürlich auch noch den Grund, dass bis jetzt die etablierteren Medikamente (vor allem die TKI) bei mir recht gut gewirkt hatten. Also, wenn wir die Wahl haben, dann benutzen wir erst mal die etablierten Therapien, bevor wir das neumodische Zeug ausprobieren, weil man erstere besser einschätzen kann. Es gibt z.B. eine Studie, die zu dem Schluss kommt, dass Blina gut gegen Tumore im Blut, aber eher schlecht gegen Klustertumore im Knochmark ist und das wäre bei meinen Klustern im Knochenmark nicht die ideale Wahl. Andererseits basiert diese Studie auf wenigen Patienten und einem rel. kurzen Überwachungszeitraum. Daher ist sie halt mit Vorsicht zu genießen und wird in Zukunft wohl noch signifikant verbessert werden. Wir werden sehen.
Warum die TKI nicht (mehr) ausreichend gut wirken, wissen wir auch noch nicht. Wir haben noch mal eine zytogenetische Untersuchung gemacht, um herauszufinden, ob sich irgendwas an den Oberflächenmarkern getan hat und die Krebszellen im Allgemeinen von der ersten Tumordiagnose wegmutiert (evolutioniert) sind. Wenn von so einem Verfahren die Krankheitsheilung abhängt, bekommt man auch noch mal ein bißchen weniger Gedult für Leute, die “nicht an Evolution glauben”, aber davon gibt es ja hier zum Glück relativ wenige.
Also Neuigkeiten gibt’s dann wieder in einem Monat, wenn das Antigen seinen Dienst getan hat… oder auch nicht. Grundsätzlich sind zwei Durchgänge à einem Monat geplant und dann eben die Stammzellentransplantation im Frühling/Sommer. Langsam kommen wir bei meiner Behandlung ans Ende der Fahnenstange, was die Optionen bzgl. machbarer Medikamentenoptionen etc. angeht. Das ist natürlich jetzt nicht sonderlich toll, aber auch noch kein Weltuntergang. Bei anderen Leuten hat das alles von Anfang an nicht geklappt und die Entwicklung neuer Medikamente in diesem Bereich ist so rasant… vor allem aus der Sicht eines Wissenschaftlers. Das heißt zu gucken, dass man die nächsten 2-5 Jahre überlebt, bis eine neue Behandlungsmöglichkeit vorhanden ist, ist durchaus eine sinnvolle Strategie, erschreckenderweise. Aber ich mag ja eigentlich ein gutes Wettrüsten, ich wünschte nur, dass der Einsatz nicht ganz soooo hoch wäre.
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Ich meine grundsätzlich gibt es ja zwei Anwendungen einer regulären (gesetzlichen) deutschen Krankenkasse. Im ersten Fall läuft man mit seiner Karte einfach zum Arzt und der ganze Abrechnungshokuspokus findet irgendwo im Hintergrund statt, so dass man gar nichts davon mitbekommt. Der zweite Fall ist, dass irgendwelche Sachen nicht übernommen werden und/oder Sonder- und Extraformulare und Papierkram mit entsprechender Prüfung bearbeitet werden müssen. Fall Eins wird wahrscheinlich der Regelfall sein, während sich man sich über Fall Zwei aufregt und dieser dann entsprechend stark im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung stecken bleibt.
Bei meiner Leukämie und der entsprechenden Behandlung habe ich bis jetzt eigentlich immer nur Fall Eins erfahren und die Krankenkasse hat 90% aller Dinge eigenständig außerhalb meines Sichtbereiches erledigt und Kosten übernommen und mir sogar Krankengeld bezahlt. OK, ein paar Formulare musste ich natürlich schon ausfüllen, aber sogar diese Arbeit konnte ich mit der entsprechenden Vollmacht anderen Leute übergeben, wenn es mir mal nicht gut ging und währenddessen haben die Mitarbeiter immer recht schnell und unbürokratisch geholfen, wenn es mal irgendwelche Probleme gab.
Das sehe ich als gar nicht selbstverständlich an, denn die annähernd eine Millionen Euro, die ich bislang gekostet habe, werde ich sicher in meinem Leben nicht mehr zurückzahlen können. Auch wenn ich bis 90 arbeiten und nie wieder krank werden würde. Wäre die Versicherung ein reines Wirtschaftsunternehmen, dann wären ich und Leute in einer ähnlichen Situation ein riesiges Verlustgeschäft, das man sich gerne vom Hals halten würde. Manche machen das auch, indem sie Sachen erstmal nicht übernehmen und dann aussitzen, bis sie vom Gesetz dazu gezwungen werden. Nicht so die Pronova… also in meinem Fall.
Die Forschung im Bereich Krebs und vor allem der Leukämie geht so schnell voran, dass es in der Regel viele Behandlungen und Medikamente gibt, deren Wirksamkeit zwar schon nachgewiesen sind, die aber noch nicht den langwierigen “wir sind eine Standardbehandlung und alle deutschen Krankenkassen müssen uns bezahlen”-Prozess durchlaufen haben. Da könnte eine KK theoretisch Sachen hinauszögern und Dinge tun… hat meine BKK Pronova aber nie gemacht. Medikamente für 8000 Euro pro Schachtel wurden genauso bezahlt wie die ganzen Untersuchungen im Krankenhaus, wo halt ein PET/CT auch einfach mal 1500 Euro kostet, geschweige denn die Transplantation im sechsstelligen Bereich. Danke dafür.
Natürlich kann annähernd jeder Leser bestimmt eine Geschichte erzählen, wo eine KK eine Rechnung nicht übernommen hat, weil der Zahnarzt 1,50€ für Zahnseide abgerechnet hat und das unter Hilfsmittel fällt, die nicht Teil der Leistung sind… oder durchaus kritischere Fälle. Aber genauso wie die KKs dafür Schelte verdienen, verdienen sie es dann auch mal gelobt zu werden, wenn alles gut läuft und das hoffe ich mit diesem kleinen Artikel zwischen Tür und Angel mal getan zu haben.
]]>Kümmern wir uns erst mal um den Stein, also wie man einen Rubin herstellt habe ich hier ja schon mal ausführlich geschrieben. Das gilt auch für Sapphire in allen Farben und Formen, das ist für den Festkörperphysiker relativ leicht. Das gilt auch für eine ganze Menge andere bekannte Edelsteine und auch ein paar experimentelle Verbindungen, die für die Halbleiterforschung benutzt werden, aber trotzdem erschreckend hübsch aussehen. Nur wenn man wirklich Diamanten haben will, wird es kompliziert… naja, OK nicht wirklich kompliziert, denn es braucht eigentlich nur genug Druck, aber die Geräte, die man dafür braucht, werden in der Kristallzüchtung der Festkörperphysik normalerweise nicht benutzt und stehen daher auch nicht einfach mal so im Labor herum.
Diamanten sind aus der Sicht des Physikers auch eher langweilig. OK, sie sind hart und sie haben eine nette phononische Wärmeleitung bei kryogenen Temperaturen, aber ansonsten? Eher banal. Vor allem die bei den Juwelieren so hoch geschätzten farbigen Diamanten haben einfach nur eine bestimmte Dotierung wie jeder dämliche Halbleiter im chinesischen Billigspielzeug. Das ist doch nichts Tolles. Ein Stein wird (beim Juwelier) auch nur durch seinen Schliff interessant und seine Fähigkeit, Licht zu reflektieren. Wir sprechen hier auch nur wieder von sichtbarem Licht… arg langweilig das Ganze. Interessant wären da vielleicht nur noch Nanodiamanten. Also Nanopartikel in Diamantstruktur, die durch Explosionen hergestellt werden und die kalte Neutronen reflektieren und sehr strahlungshart sind. Aber da kann man eher schwer Schmuck draus herstellen. Ich würde auf jeden Fall einen netten Dysprosium-Manganit-Kristall einem Diamanten vorziehen… und teurer ist er bei gleichem Gewicht auch noch *g*
Metalle sind toll, Metalle machen Spaß. Vor allem tolle Edelmetalle mit hoher Reinheit verhalten sich oft mal echt nett, was man von ollem Aluminium nicht gewohnt ist. Gold zum Beispiel “relaxiert”, wenn man es tempert, sprich warm macht. Also, wenn man es sanft auf erhöhte Temperaturen bringt, die aber eben noch ein gutes Stück unter dem Schmelzpunkt sind, dann arrangiert sich die mikroskopische Struktur neu, so dass Stress abgebaut wird und es in seinen “reinen” Zustand zurückkommt. Ganz im Gegenteil zu Stahl und anderen Metallen, die man solcherart explizit härten kann indem man Stress aufbaut. Grundsätzlich werden solche Eigenschaften durch die Korngrößen und deren Arrangement bestimmt und diese sind bei Edelmetallen in der Regel wesentlich hübscher als bei vielen anderen Metallen.
Chemisch gesehen sind Gold und andere Edelmetallen recht reaktionsträge, was zum Beispiel Oxidation bei Goldschmuck verhindert. Aber da muss man auch schon mal mit Vorsicht drauf gucken, denn es ist nicht alles Gold, was glänzt. Schmuck wird mit einer verbindlichen Marke von 333, 585 oder 750 verkauft, was auch 8, 14 oder 18 Karat genannt wird und laut Gesetz immer mit einer entsprechenden Prägung gekennzeichnet werden muss. Chemisch gesehen bedeutet das, dass z.B. ein 585er Ring zu mindestens 58,5% aus Gold besteht. Hier ist aber auch wieder Vorsicht geboten, denn es bezieht sich auf Gewichtsprozent und da Goldatome nun mal schwerer sind als Legierungsmetalle, besteht ein 585er Goldring nur zu weniger als der Hälfte aus Goldatomen. Das ist dahingehend wichtig, dass jedes Goldatom im Mittel nur ein weiteres anderes Atom “vor Oxidation schützen” kann. Sprich ein 585er Ring rostet, weil er nicht zur Hälfte aus Gold besteht.
Gold kann man nun mit verschiedenen anderen Metallen legieren und wenn Nickel oder Zinn dabei ist, dann können Menschen allergisch darauf reagieren. Nun kann man 750ger Gold natürlich auch mit Platin legieren. Das macht aber kaum ein Juwelier, weil es teurer ist und die meisten Kunden das nicht wertschätzen würden, daher selber machen. Aber wenn jemand Allergien gegen Nickel hat und trotzdem einen Goldring haben will, dann wäre dies ein echt gangbarer Weg… oder direkt reines (950ger) Platin. Da ist auch niemand gegen allergisch und wenn man mal ne Wasserstoffexplosion braucht, dann hat man immer einen guten Katalysator zur Hand.
Rot ist eine tolle Farbe, geht bei Metallen aber nur mit Kupfer, was leider recht unedel ist… also im Vergleich mit Gold oder Platin. Aber man kann Damast-Metall auch mit verschiedenen Rot- und Gelbgoldtönen machen, eine Verbindungsmethode, bei denen der Festkörperphysiker auch noch mal große Augen bekommt, denn diese ganzen Metallurgiegeschichten sind echt richtig interessante Mischungen zwischen Bindungsarten und (angewandter) Kristallographie bzw. Alchemie aka. Erfahrungswerte. Alles ganz interessant.
]]>So wirklich glücklich bin ich damit natürlich nicht, denn die Transplantation ist schon ein echt hartes Stück Belastung. Die konditionierende Chemotherapie im Vorfeld findet wieder mit den ganz harten Kalibern statt, die den Körper einmal auf links drehen und wer sich darauf freut, Senfgas in die Venen geschossen zu bekommen, der hat echt merkwürdige Freizeitbeschäftigungen. Naja, zumindest um die Strahlentherapie werde ich dieses mal drum herum kommen. Zum einen, weil man echt niemandem eine Lebensexposition von 24 Gray zumuten will und zum anderen, weil einer der wichtigen Pro-Punkte für eine Ganzkörperbestrahlung darin liegt, eventuelle Krebszellen im Rückenmark und Gehirn platt zu machen, da die meisten Chemo-Medikamente nicht durch die Blut/Hirn-Schranke kommen. Das kann ich mir diesmal schenken, weil die Krebszellen auch in der Zeit, in der ich aus der Remission herausgekommen bin, es nicht in den einstelligen Prozentbereich in meinem Blut geschafft haben (im Gegensatz zu den 70%, mit denen ich ganz am Anfang eingeliefert worden bin).
Warum jetzt überhaupt noch mal eine Transplantation? Naja, letztendlich weil das erste transplantierte Immunsystem zwar vernünftig angewachsen ist, aber den Job nicht richtig macht, den wir uns von ihm erhofft hatten. Kurzum ist der Hauptzweck des neuen Immunsystems, die Krebszellen zu bekämpfen. Das tut meines nicht und verschwendet seine Zeit bzw. Ressourcen darauf, meinen Körper in einer Graft vs. Host-Reaktion zu bekämpfen. Wegen letzterer wissen wir eben auch, dass es da ist und dass es arbeitet, nur hat es leider nicht die gleichen Vorstellungen von sinnvoller Arbeit wie meine Ärzte und ich. Tja, dann wird es halt gefeuert und durch ein anderes ersetzt, was hoffentlich besser ist.
Hätte es unbedingt eine erneute Transplantation sein müssen? Naja, ehrlich gesagt nicht. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, von denen z.B. die CART-T-Zell-Therapie eine der neuesten und vom wissenschaftlichem Standpunkt aus gesehen interessantesten ist. Allerdings ist die “normale” Stammzellentransplantation auch die radikalste Option und die erfolgversprechendste Möglichkeit eine langfristige Heilung zu erreichen. OK, die gemanipulierten CAR-T-Zellen wachsen auch im Wirt (also mir) an und sind somit eine langfristige Lösung, aber die Therapie gibt es erst seit 2017 und daher sind die Erfahrungswerte, was längerfristige Heilung angeht, eher nicht vorhanden. *g*
Dabei ist zu sagen, dass die Transplantation halt auch eine Menge Risiken birgt und geradezu gefährlich ist. Das gilt schon für die erste Transplantation, was man aber recht gut einschätzen kann, da der Körper ja noch verhältnismäßig frisch ist. Bei meiner zweiten Transplantation hat mein Körper jetzt schon 2 Jahre heftige Medikamente mit harten Nebenwirkungen inkl. Strahlenkrankheit hinter sind, was die Sache echt nicht besser macht. Ganz konkret heißt das, dass meine Organe in Gefahr sind. Leber, Nieren und Milz vertragen nur eine gewisse Menge an Giftstoffen und können nur ein Maximum an abgestorbenen Zellen herausfiltern, bevor sie kapitulieren. Ja, OK, man braucht nur eine Niere und die Leber hat tolle Regenerationseigenschaften, aber wenn’s das Herz ist, dann hab ich ein Problem. Genausowenig Lust habe ich, auf beide Nieren zu verzichten und den Rest meines Lebens an der Dialyse hängen zu müssen… daher bitte Daumen drücken.
Nicht nur, was die akuten Probleme, sprich Organversagen, angeht, ist die zweite Transplantation ein Hammer, sondern auch was die Langzeitfolgen angeht. Ich hatte ja schon öfter darüber geschrieben, dass mein Risiko auf Sekundärtumore in meinem Leben arg steigen wird. Das wird durch eine zweite Transplantation echt nicht besser, aber wie oben schon gesagt ist es eben die beste Möglichkeit. Alles andere wären irgendwie halbgaare Sachen, bei denen ich für lange Zeit (bzw. immer) echt heftige Medikamente futtern müsste und das halte ich für eine eher nicht so gute Idee. Ich setze da lieber alles auf eine Karte. Wdr: Wenn dann richtig!
Das heißt natürlich noch lange nicht, dass die zweite Transplantation dann die Heilung bringen wird. In einem schlechten Fall würde das neue ebenso ihrem Dienst versagen wie das aktuelle Immunsystem und ich stände dann nach all dem Zinnober an dem gleichen Punkt, an dem ich gerade auch stehe. Das wäre blöd, denn eine dritte Transplantation wird eigentlich immer ausgeschlossen. Das will man dann echt keinem Körper zumuten. Naja, erst mal sehen, wie es weitergeht, bevor ich mir über sowas Gedanken mache.
Die positiven Dinge sind, dass ich noch mal die Chance auf eine Frau mit Blutgruppe AB+ bekomme. Beim letzten Mal habe ich mich ja darüber beschwert, dass mein Spender recht langweilig war, ein Mann derselben Blutgruppe wie ich, und er aufgrund des genetischen Profils wohl eher auch so ein (genetisch) langweiliger Mitteleuropäer wie meine Eltern sein wird. In der Vorbereitung haben wir jetzt sogar mal darüber nachgedacht absichtlich einen habloiden Spender zu nehmen, damit das genetische Profil eben nicht ganz so gut passt und das neue Immunsystem aggressiver gegen die Krebszellen vorgeht. Tja, da haben wir uns erstmal dagegen entschieden, aber selbst bei den “perfekten” 10/10 Spendern kann man noch mal an den Feinheiten herumschrauben. Mal sehen, was es wird, ich bin auch jeden Fall gespannt.
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Exemplarisch möchte ich jetzt mal eine Studie herausgreifen, die unter anderem 2012 im Journal of Integrative Environmental Sciences erschienen ist, also noch vor der Trump-Era, welche bei der Polarisation durchaus noch mal ein paar Schippen Kohle aufs Feuer geschmissen hat. Darin hat der Autor (ja, nur ein einzelner Autor) Zahlen zusammengetragen, ein wenig Statistik betrieben und visuell aufbereitet und ist zu dem Schluss gekommen, dass Wind und Atom gleich viele Vögel töten, während Kohle und andere fossile Quellen 10 mal soviele Dinosauriernachfahren auf dem Gewissen haben, aber alle Energieträger total gegen Pestizide, Fenster und Katzen abstinken.
Also ganz konkret sollen sowohl Windkrafträder als auch Atomkraftwerke um die 0,3-0,6 Todesfälle pro GWh verschulden, während fossile Energieträger mit dem 10fachen, bzw. bis zu 9 Todesfälle pro GWh zu Buche schlagen. Dabei variieren die Zahlen stark, je nachdem ob man die 2009er Version oder die 2012 Veröffentlichung des gleichen Autors zu Rate zieht. Zusammengetragen wurden die Daten aus vielen verschiedenen Einzelevents und dann auf die Verteilung der Stromproduzenten in den USA hochgerechnet. Sprich, hier haben mal 40 Gänse radioaktiv kontaminiertes Wasser aus einem Becken einer Uranabbauanlange getrunken und dort sind im Jahr 5000 Wandervögel im Kühlturm gelandet. Das erklärt natürlich die großen Schwankungen und ist auch mein großer Kritikpunkt, warum man diese Daten mit viel, viel, sehr viel Vorsicht genießen muss.
Kaum ein Kraftwerk führt eine vernünftige Strichliste, wieviel Vögel morgens tot vor den Kühltürmen gefunden werden. Kein Uranbergwerk wird eine Statistik führen, wieviele Gänse Uranhexafluorid gesoffen haben und selbst wenn sie es tun würden, dann würden sie diese Zahlen sicher nicht veröffentlichen oder einem Umweltaktivisten zur Verfügung stellen. Daher ist die Datenerhebung mal mindestens mit einer größeren Ungenauigkeit behaftet… um es milde auszudrücken. Gleichzeitig setzt der Autor dann auch noch die Todeszahlen aus der Energieproduktion in Relation zu Fenstern und Katzen, um sie zu relativieren. Das kann man machen, muss es aber nicht.
Was sollte der Leser jetzt aus meinem wirren Rant mit nach Hause nehmen?
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Wie in Teil 2 zur Motivation schon ausreichend erwähnt, halten sich die Vorteile für mich relativ in Grenzen. Meine Hauptmotivation ist, den strahlenschutztechnischen Sachverhalt mal mit einem offiziellen Licht von und mit deutschen Gerichten bescheinen zu lassen und ein paar offizielle Gutachten zu produzieren. Letzteres hat dann auch meine Entscheidung zur Klage recht einfach gemacht, denn die letzte Stellungnahme der Fachabteilung Strahlenschutz der BGETEM war einfach nur ein Musterbeispiel in Arbeitsminimierung. Der Sachbearbeiter hat keinerlei neue Informationen eingeholt und stattdessen nur 5 Seiten BlaBla aufs Papier gebracht, ohne sich erkennbare Mühe zu geben. Wenn das so weitergeht bin ich sehr weit von meinem Ziel entfernt, den Sachverhalt mal vernünftig untersuchen zu lassen und daher bleibt mir notgedrungen nicht viel anderes übrig, als den Kerl mal wirklich in ein Gericht zu setzen und zu fragen, was er sich eigentlich dabei gedacht hat.
Inwiefern das fehlende Engagement der BGETEM jetzt für mich vor Gericht irgendwelche Vorteile hat, kann ich aufgrund mangelnder Erfahrung nicht wirklich einschätzen und auch mein Anwalt ist da nicht wirklich hilfreich. Eine “Gutachtenschlacht”, welche Fachgutachten und welche Schlussfolgerung jetzt richtig (bzw. richtiger) sind, das ist aus juristischer Sicht so hochgradig speziell, dass man da jetzt auch weder von den Anwälten noch dem Richter erwarten kann, dass sie sich da im Detail reinarbeiten. In dieser Beziehung stellt mein Fall schon eine ziemliche Ausnahme dar. Denn üblicherweise geht es in diesen Verfahren um den medizinischen Aspekt einer potentiellen Berufskrankheit und es werden Gutachter aus den medizinischen Disziplinen angehört, inwiefern 1.) eine Krankheit überhaupt existiert und wohldefiniert ist und 2.) diese durch den Beruf hervorgerufen worden ist. Daher entwickeln Juristen in dem Bereich quasi notgedrungen schon eine gewisse Erfahrung für die medizinischen Begrifflichkeiten und Zusammenhänge.
Das ist bei mir halt fundamental anders. Punkt 1.), also ob die Krankheit überhaupt existiert und wohldefiniert ist, steht außer Frage. Das ist per Gentest nachgewiesen und quasi über alle Zweifel erhaben. Daher wird voraussichtlich in meinem Verfahren kein einziger Arzt angehört werden bzw. zu Wort kommen (müssen) und es dürfen allein die Physiker über die Kausalität und die Frage streiten, ob die Leukämie jetzt von einer radioaktiven Exposition ausgelöst worden ist oder nicht. Dadurch wird der ganze Sachverhalt natürlich auf eine andere Ebene befördert und im Zweifelsfall muss ein armer Richter in einem Spezialfall entscheiden, den er so auch eher selten bis gar nicht auf den Tisch bekommt. Das ist dann natürlich um so interessanter und ich hege durchaus die Hoffnung, dass das Sozialgericht eine möglichst fundierte Entscheidung treffen will und sich daher so viele Informationen wie möglich einholt. Hoffentlich.
Nachdem ich ein paar Jahre als Strahlenschützer im Internet unterwegs gewesen bin, habe ich definitiv genug wirre “Hilfe, ich bin verstrahlt worden”-Geschichten abbekommen und mittlerweile auch schon selber eine ganze Artikelreihe zu dem Thema geschrieben. Daher kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein großer Prozentsatz aller Anzeigen, sowohl beim Sozialgericht als auch bei der BG, strahlenängstlicher Schwachfug sind, die jeglicher Grundlage entbehren, aber halt trotzdem formal vernünftig abgewiesen werden müssen. Ich denke da allein schon aufgrund meiner Fallbeschreibung nicht in diese Kategorie zu gehören, aber wenn 80% aller Fälle mit “Strahlen” offensichtlicher BS sind, dann wird das sicherlich auch seine Spuren bei den beteiligten Personen hinterlassen.
Für die Einreichung der Klage habe ich jetzt noch mal ein “Gutachten” mit gut einem dutzend Seiten geschrieben. “Gutachten” steht dabei bewusst in Anführungszeichen, denn eigentlich ist es eine Erwiderung auf die Zurückweisung meines ersten Widerspruchs durch die BG. Sprich die BG hat nach der Anzeige der Uniklinik ein Gutachten geschrieben. Ich habe zurückgeschrieben, dass dieses Gutachten Schwachsinn ist und so viele Fehler hat wie ein Schweizer Käse Löcher. Daraufhin hat die BG wieder auf 5 Seiten zurückgeschrieben “Das ist doch wohl voll richtig so” und zur Klageerhebung habe ich jetzt wiederum 12 Seiten verfasst, die quasi sagen: “Ne, voll gar nicht”. Diesen Text habe ich hier natürlich auch mal wieder an den Artikel drangehängt, damit ihr auch was davon habt.
Jedes dieser “Gutachten” (nennen wir sie mal BG1 und 2 und TC1 und 2) hat ein gewisses Haupt-Thema. Das Thema von TC1 war effektiv: “Die BG hat nicht ordentlich recherchiert, es gibt a,b,c Möglichkeiten der Kontamination und diese sind wahrscheinlicher als eine natürliche Erkrankung.” Darauf hat die BG in BG2 effektiv geantwortet mit: “Möglichkeiten der Kontamination sind nicht quantifizierbar, also nach BK-Recht nicht relevant.”
Da muss ich dann schon eingestehen: Ja, ich habe in TC1 immer nur von Möglichkeiten der Kontamination gesprochen und auch die Gesamtdosis, die ich zugrunde gelegt habe, ist bewusst vage gehalten. Da spricht halt mein naturwissenschaftlicher Hintergrund und ich habe TC1 so verfasst wie ich dies in einem naturwissenschaftlichen Umfeld getan hätte, z.B. in einem Genehmigungsverfahren oder ähnlichem. Dies ist in der Juristerei wohl nicht so üblich und darin liegt dann auch das Kernargument von BG2. Es ist zwar auch einzeln auf meine naturwissenschaftlichen Begründungen eingegangen und hat diese zurückgewiesen, aber essentiell war sein Kernargument immer: “Daraus lässt sich kein klarer Dosiswert ableiten, daher ist es nach BK-Recht irrelevant.”
OK, wenn man mir die Spielregeln mitteilt, dann kann ich natürlich auch nach den Regeln spielen, kein Problem. In TC2 habe ich dann meine Strategie dahingehend geändert, dass ich nicht mehr von Möglichkeiten gesprochen habe, sondern – aufgrund von strahlenschutztechnischen Maßnahmen bzw. Messmethoden – entsprechende klar quantifizierbare, nachvollziehbare Größen definiert habe. Sprich, ich habe nicht mehr gesagt, dass ich Tritium aufgenommen haben könnte, sondern ich habe gesagt, dass ich 40ml D2O mit einer Aktivität an der Freigrenze von 10^9Bq/L + Aktivierung aufgenommen habe. Auf einer naturwissenschaftlichen Fachkonferenz würde man mir das so nicht durchgehen lassen, aber in der Juristerei ist diese Ausdrucksform offensichtlich erwünscht.
Mein Anwalt hat beim letzten Gespräch zum ersten Mal das Wort “Prozessstrategie” benutzt und dabei haben sich fast reflexartig meine Ohren aufgestellt. Sowas mag ich ja. Einen Schlachtplan vorbereiten, eine Strategie festlegen und dann durchziehen. Das gefällt mir, daran habe ich Spaß. Noch ist das zugegebenermaßen etwas unausgegoren, aber ich habe die begründete Hoffnung, dass sich das in naher Zukunft ändern wird und wir mit einem guten Plan bei den staatlichen Organen auftauchen werden und mal mindestens einen guten Kampf abliefern können.
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Gute Nachricht “fürs erste” heißt dann auch leider, dass die gute Nachricht mit ein paar Fußnoten daherkommt, die es doch durchaus in sich haben. Erster Disclaimer ist, dass ich wohl immer noch die Clusterbildung im Knochenmark habe. Einen Termin für die MRT-Untersuchung um sich dieses Phänomen etwas genauer anzugucken haben ich schon, aber bis dahin müssen wir noch ein wenig abwarten. Wenn wir dann per MRT und erneuter Knochmarkpunktion nachweisen können, dass die Cluster weg sind oder nicht wirklich Krebszellen enthalten, dann können wir die nächste Baustelle angehen.
Ja, nächste Baustelle. Denn wenn wir mal ehrlich sind, dann haben sich die wirklichen Verbesserungen bei mir im letzten dreiviertel Jahr in überschaubaren Grenzen gehalten. Ich hatte immer wieder Graft vs. Host Reaktionen da mein neues Immunsystem meinen Körper angegriffen hat, aber trotzdem hat es das neue Immunsystem nicht geschafft die Krebszellen vernünftig zu bekämpfen. Sprich es tut seinen Job nicht richtig. Anstatt jetzt bis zum St. Nimmerleinstag weiter zu warten auf einen Effekt, der gar nicht kommt, dürfen wir daher laut über die nächsten Schritte nachdenken und diese können durchaus drastisch ausfallen.
Drastisch ausfallen heißt in dem Fall, dass eine der vielversprechendsten Möglichkeiten eine erneute Stammzellentransplantation wäre. Ich hatte drei potentielle 10/10 Spender und wenn das eine Immunsystem nicht funktioniert, dann nehmen wir halt ein anderes. Vielleicht ist das ja dem Job gewachsen die Krebszellen klein zu halten. Oder anders ausgedrückt: Zwei verschiedenen DNS im Körper ist was für Sissis, ich nehm lieber Drei. Vielleicht bekomme ich ja diesmal eine Frau mit einer anderen Blutgruppe.
Na, also das ganze ist noch nicht spruchreif, aber das ist so ungefähr die Preiskategorie, in der wir uns bewegen. Es gibt noch andere Optionen, wie T-Antikörper und weitere experimentelle Verfahren, aber im Allgemeinen reden wir hier von einem radikalen Schritt und nicht einfach nur von der nächsten kleinen Medikamentenanpassung. Bis wir da eine Entscheidung treffen wird es noch ein bis zwei Monate dauern, aber ich kann jetzt schon mal meine Angst/Vorfreude genießen. Die erste Stammzelltransplantation war eine echt heftige Sache und ich war verdammt froh sie hinter mir zu haben. “Sowas mach ich nicht nochmal” habe ich damals mehr ein einmal laut gedacht … Tja, momentan sieht es nicht danach aus, als ob ich diesbezüglich eine Wahl hätte. Na, cest la vis oder so.
Aber richtig erfreuliches gibt es auch zu berichten. Also für mich. Ich war bei meinem Anwalt und habe mit meiner Rechtsschutzversicherung gesprochen und die übernehmen die Kosten für eine Klage vor dem Sozialgericht bzgl. der Anerkennung der Berufskrankheit. Also darf ich jetzt wieder etwas Spaß haben und eine ausführliche Begründung für die Anklageerhebung bzw. Zurückweisung des Widerspruches der BG verfassen und diese dann einreichen. Beim letzten Mal haben ich ja noch laut drüber nachgedacht, ob ich das überhaupt machen soll, aber da habe ich mich mittlerweile recht eindeutig entschieden.
Dabei ist meine Hauptmotivation mittlerweile die Faulheit der Abteilung Strahlenschutz der BG. Die geht mir nämlich mittlerweile ziemlich auf den Senkel. In der aktuellen Zurückweisung hat sich der Mitarbeiter einfach nur vor den Rechner gesetzt und 5 Seiten BlaBla heruntergetippt. Er hat keine zusätzlichen Informationen eingeholt, keine Leute am FZ befragt, quasi nichts gemacht. Das will ich so nicht auf mir sitzen lassen … naja und die Gutachten zu schreiben macht mir natürlich auch Spaß. Also während ich hier diese Zeilen schreibe bin ich auch dabei die Anklagebegründung zu verfassen. Sobald ich das vernünftig eingereicht habe werde ich den Bericht dann natürlich auch wieder hier im Blog veröffentlichen und euch an meinen Rechtsstreitigkeiten teilhaben lassen.
Der nächste Schritt ist dann ein Gutachten/Untersuchungsprozess von Seiten des Sozialgerichtes, der dem Amtsermittlungsgrundsatz unterliegen und somit objektiv sein soll. Wie das genau in der Realität aussehen wird bin ich mal echt gespannt, denn schon jetzt hab ich der Fachabteilung Strahlenschutz der BG mehr als einmal vorwerfen können von bestimmten Sachverhalten (vor allem Neutronen) keine Ahnung zu haben. Ich hoffe das Gericht nimmt sich meine Vorschlagsliste an potentiellen Gutachtern zu Herzen und sucht sich jemanden aus, der ein wenig mehr Ahnung hat als der BG Knilch. Naja, wir werden sehen.
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Die Ergebnisse von der letzten Knochenmarkpunktion habe ich quasi jetzt erst bekommen und die sind mit 10^-2 leider gar nicht mal so toll. Zeitlich gesehen stammen sie vom gleichen Zeitpunkt, wie das 10^-3 er Ergebnis aus dem Blut, aber man kann halt Blut und Knochenmarkwerte nicht unbedingt 1:1 vergleichen. In meinem Fall könnte das allerdings heißen, dass in meinem Knochenmark mehr Krebszellen sind, als in meinem Blut. Diese Erkenntnis wäre auch im Einklang mit dieser komischen Clusterbildung, die wir im MRT gesehen hatten und die für ALL eigentlich atypisch ist. Naja, egal was es nun genau ist, es würde vorerst nichts an meiner Behandlung ändern, also brauchen wir uns darüber auch nicht verrückt zu machen.
Derweil habe ich weiter mit einer mittleren Graft vs. Host Reaktion zu kämpfen. Das heißt mein neues Immunsystem ist etwas hyperaktiv und greift weiterhin meinen eigenen Körper an. Daher können wir die Immunsuppressiva noch nicht absetzen, aber zumindest mit dem normalen Kortison können wir endlich mal ein wenig sparsamer umgehen. Normales Kortison heißt hierbei das stinknormale Prednisolon, dass auch die Katze meiner Mutter bekommt. Weiter dabei bleibt das spezielle Kortison, dass nur lokal im Darm wirkt und nicht von der Leber aufgenommen wird und in den Blutkreislauf gelangt. Das soll aber weniger von den üblichen Nebenwirkungen haben.
Ansonsten war ich bei der Dissertation/Verteidigung einer Kollegin an der Uni. Wenn man geforscht und darüber seine Doktorarbeit geschrieben hat, dann muss man traditionell diese Doktorarbeit vor der Uni bzw. Fakultät vorstellen und sie in einer Fragerunde vor einem bestimmten Publikum verteidigen. Erst danach darf man Doktor genannt werden … also wenn man diese Fragerunde bestanden hat. Diese Prozedur ist voll mit Traditionen und Regeln die von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich sind. Manchmal ist die Verteidigung offen für jedwedes Publikum, manchmal offen nur für die Fakultät und manchmal nur für die drei Prüfer. Wieviel Zeit man für die Präsentation hat ist auch immer sehr unterschiedlich, ebenso, wie die Zeit für die Fragenden.
Mein alter Chef in Köln war gleichzeitig auch der Vorsitzende des Uniweiten Doktorandenausschusses. Er motivierte seine eigenen Doktorenden gerne mal mit dem dem Spruch: “Ich glaube vor 4 Jahren ist mal jemand in der Biologie bei der Prüfung durchgefallen.” Äh ja interessanterweise hat sich diese 4 Jahres Grenze in den 3 Jahren in denen ich “Leute aus der AG kannte” nicht geändert. Unterm Strich ist es sehr selten, dass man wirklich jemand durch diese Prüfung fällt. Das hängt vor allem daran, dass die entsprechenden Professoren, die ihre Ph D Kandidaten der Fakultät vorstellen, schon penibel darauf achten, dass diese auch den Qualitätsansprüchen genügen, die man an sie stellt. Jemand, der durch die Prüfung fällt, wäre eine große Schande für den Doktorvater/Professor, der sich dann von seinen Kollegen die Frage gefallen lassen muss, warum er so einen unwürdigen Kandidaten überhaupt aufgenommen hat.
In der Realität ist die Antwort auf diese Frage meist simpel “Geld”. Ein Doktorand kostet weitaus weniger, als ein regulärer Arbeiter und wenn ein Professor sein Mitarbeiter Budget optimieren will, dann stellt er besser mal ein paar Doktoranden ein. Aber dabei will er sich natürlich nicht erwischen lassen, vor allem nicht von seinen Kollegen, die vor dem gleichen Problem stehen. Sprich, im Idealfall reguliert sich das System von selber.
Aber ich schweife weiter ab. Ich habe Post bekommen von der Berufsgenossenschaft. Diese hat meinen Widerspruch, den ich ja auch hier mal ausführlicher diskutiert hatte, zurückgewiesen. Jetzt bleibt mir nur noch die Möglichkeit innerhalb von drei Wochen (oder so) Klage beim Sozialgericht einzulegen. Ob ich das tatsächlich machen will muss ich mir jetzt mal schwer überlegen. Schwer überlegen heißt, dass ich erst mal meine Rechtsschutzversicherung anrufe und dann mit meinem Anwalt überlege inwiefern sich das ganze überhaupt lohnt. Mit der Zurückweisung kam auch wieder ein fünfseitiger Bericht der Fachabteilung Strahlenschutz, warum der Bescheid zurückgewiesen worden ist. Darauf freue ich mich ja immer besonders, da es ja ein erklärtes Hobby von mir ist mit fremden Leuten über Strahlenschutz und dergleichen zu philosophieren … ich betreibe da so einen Blog … vielleicht haben manche Leser hier schon mal was davon gehört *g*.
Dieser Bericht war aber beim ersten Lesen erst mal eine kleine Enttäuschung. Er ist zwar einzeln auf alle meine Punkte aus meinem Widerspruch eingegangen, aber hat sich de facto nur vor seinen Rechner gesetzt und Sachen runtergetippt. Er hat keine zusätzlichen Informationen eingeholt oder Arbeitsorte besichtigt oder sonstwas. Das bestätigt meine Vermutung vom ersten Gutachten ein wenig, dass die Strahlenschutzabteilung der BGETEM einfach faul ist bzw. sich wenig Arbeit machen möchte. Inwiefern das für mich von Vorteil ist muss ich noch ausloten, wenn es geht hier leider nicht nur um die Wissenschaft dahinter, sondern auch um die Gesetzgebung. Ganz konkret ist der springende Punkt (der mich ggf. den Fall kosten kann) die Regelung, dass laut BK-Recht die haftungsbegründenden Expositionsumstände nachgewiesen werden müssen. Sprich in gewissem Sinne eine Beweislastumkehr vorliegt. Ich werde dazu mal einen eigenen Artikel schreiben, sobald ich mehr weis.
Die Crux an der Sache ist, dass ich das ganze ja eigentlich nur mache um ein Licht auf die Sache zu werfen und die Beteiligten dazu zu bekommen quasi rechtsverbindliche Texte zu verfassen. Wenn sich aber nur der Gutachter (oder nachher die Gutachter des Sozialgerichtes) das Leben leicht machen und sich nur einfach ein Stündchen vor den Rechner setzen um etwas herunterzutippen … ja dann kann ich mir den ganzen Zinober ja auch schenken. Naja erst mal mit dem Anwalt sprechen und gucken ob man die faule Bagage in der BGETEM nicht doch noch zum Arbeiten kriegen kann.
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Am meisten Resonanz hat die KIKK-Studie des Bundesamts für Strahlenschutz von 2007/8 in der Bevölkerung ausgelöst und sie wird bis heute gerne sowohl von Atomkraftgegenern, als auch von Befürwortern zitiert. Diese scheinbar paradoxe Situation liegt vor allem daran, dass das Ergebnis der Studie nicht wirklich klar und eindeutig ist und daher verschiedene Interpretationen zulässt. “Klar und eindeutig” ist hier allerdings in politischen Sinne zu verstehen, denn die wissenschaftliche Aussage ist schon klar, lässt aber eben verschiedenen Interpretationen zu.
Aus den Zahlen des DKKR wurden 1.592 an Krebs erkrankte Kinder und 4.735 gesunde Kinder (unter 5 Jahren) bzgl. ihres Wohnortes untersucht und eine entsprechend signifikante Zahl an Fragebögen wurde an die Eltern verschickt. Bei der Auswertung ist dann herausgekommen, dass es eine statistisch bedeutende Korrelation zwischen einem Wohnort nahe an einem Kernkraftwerk (5km) und einem (um ca. das doppelte) erhöhten Leukämierisiko gibt. Diese Meinung wird z.B. auch von Greenpeace geteilt, die in allen ihren Interpretationen eben von einem maximal doppelt so hohen Leukämierisiko ausgehen.
Wie ich in einem vorherigen Artikel zu dem Thema schon geschrieben habe finde ich das extrem wichtig, denn die Interpretation von Greenpeace kann man mit Fug und Recht als WorstCase Szenario (für die betroffenen Menschen) ansehen. Falls die Studien eine Interpretation mit einem höheren Risiko zulassen würde, dann hätte Greenpeace sicherlich diese höheren Zahlen benutzt und nicht nur vom doppelten Risiko gesprochen. Darüber hinaus gesteht Greenpeace auch ein, dass die Interpretation nicht eindeutig ist und das man eben nicht mit 100%tiger Sicherheit sagen kann, dass dieses doppelte Risiko von den Kernkraftwerken her kommt. OK, was ist denn jetzt damit gemeint?
Grundsätzlich gilt Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Nur weil das Risiko für Kinder in der Nähe von AKWs Leukämie zu bekommen erhöht ist, heißt das noch lange nicht, dass die AKWs der Auslöser für diesen Krebs sind. Um von der Korrelation zur Kausalität zu kommen braucht man im wissenschaftlichen Sinne noch ein zweites Kriterium … einen plausiblen, nachweisbaren Wirkmechanismus. Der sollte in diesem Fall eigentlich recht einfach sein, denn ionisierende Strahlung verursacht erwiesenermaßen Krebs/Leukämie. Allerdings wird gerade in der Nähe von Atomkraftwerken ionisierende Strahlung sehr gut überwacht und die Überwachung ergab eben keine erhöhte Strahlung in der Nähe der AKWs.
Dies kann nun auf viele verschiedenen Arten interpretiert werden, von denen ich hier mal ein paar exemplarisch wiedergeben möchte.
Alle diese Gründe sind, von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen, gleichwertig und die Studie kann leider keine dieser Möglichkeiten ausschließen.
Des weiteren hat die Studie einige Schwachpunkte, die ebenfalls noch weiter dazu beitragen, dass die Ergebnisse nicht eindeutig interpretiert werden können. Der Rücklauf der Fragebögen von den angeschriebenen Eltern war relativ gering. Dadurch ist der Fehler in der Statistik, die sich auf die Fragebögen stützen, verhältnismäßig hoch und damit der Interpretationsraum entsprechend groß. Zusätzlich stützt sich die Auswertung primär auf die Einträge im DKK-Register, was zwar generell eine Lokalisierung des Wohnortes auf 250 Meter Genauigkeit erlaubt, aber gerade bei “unförmigen” Kreisen und Kreisfreien Städten zu größeren Ungenauigkeiten führt. Darüber hinaus ist die absolute Zahl an Fällen so gering, dass nicht zwischen einzelnen AKWs unterschieden werden kann, sondern pauschal für alle 16 untersuchten AKWs gerechnet werden muss. Unter diesen 16 AKWs ist auch das AKW Krümmel, das eine deutlich höhere Zahl als andere AKWs aufweist, aber wegen der geringen Statistik nicht herausgerechnet werden kann.
Lange Rede kurzer Sinn. Die Studie sagt zwar, dass um die deutschen AKWs herum ein (maximal doppelt) erhöhtes Risiko für Leukämie an Kindern unter 5 Jahren vorliegt, kann aber nicht mit Sicherheit sagen, dass dies auch durch die AKWs verursacht wird.
Der Erfassungszeitraum der Studie umfasste 24 Jahre. Daher würde es noch etwas Zeit dauern, bis eine neue Studie mit größerem Zeitraum sinnvoll wäre. Die Studie hat ähnliche Studien in anderen Ländern inspiriert, die zu ähnlichen, ebenfalls nicht eindeutigen, Erkenntnissen gekommen sind. Die Interpretation des Bundesamtes für Strahlenschutz ist die, dass die Situation weiterhin vernünftig überwacht werden muss, aber kein Grund für irgendwelche unmittelbaren Aktionen besteht.
]]>Wie man meinen regulären Tagebucheinträgen entnehmen kann, ist die Situation nicht die beste, aber eben auch nicht die schlechteste. Irgendwo dazwischen. Ein paar Krebszellen sind wieder zurück, aber es sind zum Glück noch so wenig, dass die mittelmäßigen Medikamente (TK-Inhibitoren, Dasatinib) ausreichen und keine schweren Geschütze aka. hardcore Chemo-Therapie aufgefahren werden müssen. Gleichzeitig bin ich noch aufgeblasen wie ein Pufferfisch und schleppe 10kg Wassereinlagerungen und billiges Kortison-Fett mit mir in der Gegend herum und mein neues Immunsystem ist der Meinung immer mal wieder ein bischen meinen eigenen Körper attackieren zu müssen. Das Ganze führt dazu, dass ich keinen Sport oder sonstige körperliche Belastung ausüben kann und meist noch nicht mal die Konzentration aufbringe, um vernünftig was am Rechner zu tun. Tja, vor drei Monaten sah es da noch wesentlich besser aus.
Auf der positiven Seite: Ich lebe noch! *g* Naja, das ist gar nicht so selbstverständlich und bei dem einjährigen Jubiläum durchaus ein guter Tag, um das mal entsprechend zu würdigen. Dass ich es bis hier hin geschafft habe, heißt dann auch, dass meine Chancen, es bis in die 50 zu schaffen, durchaus zugenommen haben. Wie schon oft gesagt, waren die Heilungschancen bei meiner speziellen Art der Leukämie vor 20 Jahren noch wesentlich schlechter und dafür kann man auch schon mal dankbar sein. Was ich mit meinem tollen zukünftigen Leben machen werde? Da lasst uns doch mal in einem weiteren Jahr drüber reden, wenn ich wieder ein paar mehr cerebrale Kompetenzen in den Ring werfen kann als aktuell.
Habe ich mich stark im letzten Jahr, bzw. den letzten anderthalb Jahren verändert? Hm, schwierige Frage und eine, die wahrscheinlich andere Leute beantworten müssten und nicht ich. Und vielleicht sollte man damit auch noch ein Jahr warten, oder so. Ich denke, dass ich mich nicht sehr verändert habe. Mein Mitgefühl für BS aka “Erste-Welt-Probleme” war früher auch schon recht bescheiden und ich kann wenig Toleranz für Leute aufbringen, deren größtes Problem darin besteht, dass an ihrem Arbeitsplatz die Parkplatzsituation so bescheiden ist, dass sie 15min länger jeden Morgen brauchen oder der Küchenmonteur die Küche falsch eingebaut hat. Dass meine Probleme auch sehr relativ sind ist mir letztens erst wieder bewusst geworden, als ich ein längeres Gespräch mit einer Freundin hatte, die als Entwicklungshelferin in El Salvador arbeitet und gerade mal wieder auf Landgang in Deutschland war. Aber fundamental nichts neues an der Front.
Mich nerven weiterhin Menschen, die dumm in der Gegend herumstehen. Sei es, dass sie mit ihrem Einkaufswagen die ganze Reihen blockieren oder auf dem Gang im Krankenhaus in der Mitte so langsam herumschlurfen, dass einem nichts anderes übrig bleibt als sich an der Seite vorbeizuquetschen. Das gilt, obwohl ich selber oft genug in der Situation bin, aus gesundheitlichen Gründen nur so schnell schlurfen zu können, dass ich noch vom rüstigen Rentner im Rollator überholt werde. Aber ich bemühe mich zumindest, Platz zu machen und ein wenig achtsam und aufmerksam meinen Mitmenschen gegenüber zu sein und nicht zu sehr den Verkehr aufzuhalten… Arghs… naja, wie auch immer.
Ich finde es schon etwas betrüblich, dass ich zum einjährigen Jubiläum nicht viel mehr sagen kann als: Ja, bei mir geht es erst mal weiter, wie gehabt. Man muss Geduld haben und Rom wurde nicht an einem Tag erbaut etc. pp. aber das ist leider die aktuelle Situation. Ich werde euch hier weiter auf dem Laufenden halten und soweit es meine Konzentrationsfähigkeiten erlauben, mal wieder das ein oder andere interessante nuculare Thema aufgreifen, das ich so im Internet finde. An der arbeitstechnischen Front gibt es leider auch keine großen Neuigkeiten und es ist eben auch ein wenig schade, dass ich keine lustigen neuen Anekdoten aus der Neutronenphysik berichten kann. Naja, das wird sich auch hoffentlich bald mal wieder ändern und darauf freue ich mich schon sehr.
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Also ein PET-Scan ist ein bildgebendes Verfahren, das vor allem dazu verwendet wird Zellen mit erhöhtem Stoffwechsel (also meistens Krebszellen) aufzuspüren. Man wird wie auch beim CT und MRT in eine Art Röhre gesteckt, aber das physikalische Verfahren dahinter ist ein total anderes. Zuerst bekommt man ein radioaktives Präparat gespritzt. Im Fall von normalen Krebszellen ist es z.B. Zucker, an dem das radioaktive Isotop Fluor 18 angedockt ist. Da Krebszellen im Allgemeinen einen höheren bzw. schnelleren Zellstoffwechsel mit Zucker haben, nehmen sie den Zucker schneller auf, als gesunde Zellen. Dadurch, dass sie mehr Zucker aufnehmen, leuchten sie dann nachher auf dem PET-Bild heller als die gesunden Zellen und können darüber identifiziert werden.
Das radioaktive Fluor 18 hat eine Halbwertszeit von 2 Stunden. Das heißt nach der Faustregel der 10 Halbwertszeiten ist nach 20 Stunden alle Radioaktivität wieder verflogen, was für den Patienten zwar gut und sinnvoll ist (damit er eben nicht ewig in der Gegend herumstrahlt) aber das medizinische Personal vor eine Herausforderung stellt. Das heißt nämlich, dass das F18 vor Ort hergestellt werden muss und man es nicht im Schrank lagern kann. Um das F18 herzustellen benötigt man einen Teilchenbeschleuniger und es ist für ein Krankenhaus gar nicht mal so einfach einen eigenen Teilchenbeschleuniger anzuschaffen und zu betreiben. Glücklicherweise hat sich da in der Beschleunigertechnik in den letzten Jahrzehnten einiges getan und aktuell ist es mit der neuen Generation an medizinischen Zyklotron Geräten – von der Stange – für eine gut ausgestattete größere Klinik durchaus im Bereich des Machbaren.
Also man bekommt das radioaktive F18 gespritzt und muss dann eine Stunde (oder so) warten, bis es von den Krebszellen aufgenommen worden ist. Der radioaktive Zucker wird idr. in einer echten Bleispritze … also einer mit Blei ummantelten Spritze, vom Teilchenbeschleuniger zum Patienten gebracht, weil es schon ordentlich in der Gegend herumstrahlt und man natürlich das Personal schützen will, dass damit Tagtäglich umgeht. Eine Aktivität von 200 GigaBequerel pro 100kg Körpergewicht, ist dabei eine durchaus übliche Dosis um ein vernünftiges Bild zu bekommen. Grundsätzlich würde (von einem rein physikalischen Standpunkt aus) gelten: Je höher die Aktivität des radioaktiven Materials, desto besser die Bildqualität. Das stimmt aber in der Welt der Biologie leider nicht mehr. Denn nicht nur die Krebszellen nehmen den Zucker auf, sondern auch gesunde Zellen und diese produzieren dann ungewollte Störsignale, auch bekannt als Rauschen. Letztendlich ist es das Verhältnis zwischen Signal und Rauschen, was die Bildqualität ausmacht und dieses Verhältnis basiert halt auch maßgeblich auf den Biologischen Faktoren. Naja und man möchte den Patienten natürlich auch nicht zu viel verstrahlen. Das ist halt alles ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren.
Jetzt kommen wir zurück zu der Antimaterie. Denn das verwendete radioaktive Mittel (z.B. das F18) ist ein Beta+ Strahler und Beta+ Strahler strahlen Positronen ab. Positronen sind die Antimaterie zu Elektronen. Das heißt sie haben die gleiche Masse wie ein Elektron, nur das Vorzeichen der elektrischen Ladung ist umgekehrt. Jetzt ist es wie bei StarTrek. Wenn Materie und Antimaterie aufeinandertreffen, dann vernichten sie sich gegenseitig und produzieren sehr viel Energie. Weil das Antiteilchen zum Positron eben das Elektron ist, geschieht das sehr sehr schnell, sprich das Positron fliegt gerade mal bis zum nächsten Atom, bevor es dann dort von einem Elektron vernichtet wird.
Die viele Energie, die bei dem Anihilierungsprozess produziert wird, sind zwei elektromagnetische Gamma-Quanten mit jeweils 511keV an Energie. Diese haben den super Vorteil, dass sie genau in einem 180° Winkel, von ihrem Entstehungsort aus gesehen, auseinander fliegen. Beim PET-Scan baut man jetzt einen Ring aus Detektoren um den Patienten und wenn zwei Detektoren gleichzeitig ein 511keV Gamma Teilchen detektieren, dann weiß man, dass gerade genau zwischen diesen beiden Detektoren auf einer geraden Linie ein Positron gestorben ist.
Das die Detektoren nur Photonen mit einer Energie von exakt 511keV detektieren müssen ist ein riesiger Vorteil aus ingenieurtechnischer Sicht. Denn es prasseln immer Störsignale und Rauschen auf einen Detektor ein und wenn man z.B. ein ganzes Energiespektrum von 10keV bis 10MeV zur selben Zeit aufnehmen möchte, dann handelt man sich auch über diesen ganzen Energiebereich die entsprechenden Störsignale ein. Wenn ich aber nun mein Energieband auf das kleine Intervall um 511keV herum diskriminieren kann, dann gewinne ich einen großen Vorteil im Signal zu Rausch Verhältnis und damit auch in der Bildqualität.
Ich habe mir bei meinem PET-Scan natürlich einen Strahlungsmesser in die Hosentasche gesteckt um mal zu dokumentieren, wieviel Dosis dabei überhaupt so in der Gegend herumfliegt. Also wir fangen mit der natürlichen Hintergrundstrahlung mit 0,1µSv/h an und schon direkt nachdem man den radioaktivien Zucker in meine Armvene gespritzt hat schnell die Dosisleistung auf 150µSv/h hoch. Dann nimmt die Dosis wie erwartet mit der Zeit ab, wie es sich für ein Isotop mit einer Halbwertszeit von 2Stunden gehört (exponentieller Abfall, rote Linie) so dass nach 20 Stunden kaum noch was da wäre. Bei Punkt A hat man mich dann ins CT gesteckt und da kommt dann noch die Dosis von dem Röntgen dazu. C, B und D sind Bewegunsartekfakte. Wie gesagt hatte ich das Messgerät in der Hosentasche und bin danach nach Hause gefahren. Im Laufe dieser Tätigkeit habe ich dann die Elektronik noch mal ordentlich durchgeschüttelt, was bei dem billigen Messgerät eben zu Fehlmessungen geführt hat.
Das ist jetzt beileibe nicht die schönste Messung der Welt und wenn ich es hätte drauf anlegen wollen, dann hätte ich sicherlich schönere Daten produzieren können, aber für einen Schnellschuss war es doch schon mal interessant. Da das Messgerät in der Hosentasche gesteckt hatte ist die gemessene Dosis auch nahe an dem, was die Person auf dem Stuhl neben mir abbekommen hat. Das war nämlich jemand, der eine Angehörige zu ihrem Scan begleitet hat und selber gar kein Patient war. Aus Strahlenschutzsicht ist mal eben 150µSv abzubekommen, nur weil man auf dem falschen Stuhl sitzt jetzt nicht unbedingt die hohe Schule der Kunst und sollte eigentlich nach Möglichkeit vermieden werden. Naja, aber ein Fass werde ich jetzt sicher nicht deswegen aufmachen und den Kollegen in der Unikinik in ihre Arbeit reinreden.
In der praktischen Anwendung kombiniert man gerne einen PET-Scan auch noch mit einem CT um ein schönes Bild von dem Patienten zu bekommen. Sprich das CT liefert ein 3D Bild von Organen und Knochen des Patienten in Schwarz/Weiß je nachdem, wieviel Röntgestrahlung von den entsprechenden Organen absorbiert wird und das PET liefert ein Blau/Rot Bild je nachdem, wieviel Zucker von den entsprechenden Zellen aufgenommen wurde. Diese beiden Bilder liegen dann übereinander und die Ärtze können leicht erkennen, wo denn Zellen mit erhöhtem Zucker-Zellstoffwechsel im Körper liegen.
Theoretisch kann man beide Messungen gleichzeitig durchführen. Rein physikalisch spricht nichts dagegen und die moderne Detektortechnik ist so weit, dass sie das durchaus bewerkstelligen könnte. Das Gerät, in das sie mich reingeschoben haben, hatte zwei Detektorringe. Einen für das CT und einen anderen für den PET-Scan, die hintereinander angeordnet waren. Das heißt auch die Messungen wurden hintereinander durchgeführt. Erst 20 Minuten PET, dann 20 Minuten CT. Der Nachteil dabei ist natürlich, dass so Bewegungsartefakte entstehen, wenn sich der Patient zwischen den beiden Messungen bewegt und die beiden Bilder dann nicht mehr 100%tig übereinander passen. Das ist aber mal wieder ein übliches Problem der Medizintechnik über das ich mich hier schon öfter mal ausgelassen habe. Aktuelle Technik benötigt immer 10-20 Jahre, bis sie in der Medizin angekommen ist. Sprich auch die modernsten medizinischen Maschinen arbeiten mit Technik, die mir als Physiker in dem entsprechenden Bereich total veraltet vorkommt. Naja, ist halt so.
PET ist eine tolle Technik, aus Sicht des Physikers, aber auch teuer und aufwendig. Der Beta+ Strahler muss vor Ort aufwendig hergestellt werden und dann hat man nur ein kleines Zeitfenster, in dem man das Bild vom Patienten machen kann. Darüber hinaus ist die Ortsauflösung der aktuellen Geräte nicht unbedingt die Beste, vor allem, wenn man es mit aktuellen Röntgen oder MRT Geräten vergleicht. Wie schon oben gesagt könnte man da theoretisch einiges dran tun (aus physikalischer Sicht), aber diese Möglichkeiten haben ihren Weg noch nicht in die Humanmedizin gefunden. Interessanterweise gibt es sehr leistungsstarke PET-Scanner für Mäuse, die in wissenschaftlichen Studien benutzt werden und sich technisch wesentlich mehr austoben können, weil man hier eben keine medizinischen Zulassungsprozesse braucht.
Außerdem geht man hier immer von der Prämisse aus, dass Krebszellen deutlich mehr Zucker aufnehmen, als gesunde Zellen. Grob gesehen stimmt das zwar, aber es gilt noch lange nicht für alle Krebsarten in der gleichen Art und Weise. Daher ist auch hier wieder Vorsicht geboten. Grundsätzlich werden aktuell viele neue Möglichkeiten entwickelt chemische Substanzen im menschlichen Körper an bestimmte Orte zu bringen. Speziell gezüchtete Antikörper und Nanoteilchen sind nur zwei Möglichkeiten und solche Transporter könnten natürlich auch mit Beta+ Strahlern beladen werden um schöne PET-Bilder zu machen. Diese Bildgebende Methode hat auf jeden Fall noch viel Potential. Vielleicht nicht in der Breite der Anwendungen, wie Röntgen oder MRT, aber sicherlich für Spezialfälle vor allem in Kombination mit den anderen existierenden Verfahren.
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Die klare Antwort darauf ist Nein! und JA! Und dafür muss ich tatsächlich noch ein wenig weiter ausholen und mich noch mal klarer ausdrücken. Die LSS-Studie sagt, dass die Kinder der Atombombenüberlebenden, die nach den Atombombenexplosionen gezeugt wurden keine erhöhte Wahrscheinlichkeit haben Krebs zu bekommen. Das ist so auch erst mal richtig so (nach dem aktuelle Stand der Wissenschaft). Das andere Studien und andere Lehrmeinungen etwas anderes sagen … ja das stimmt auch. Der Teufel liegt im Detail.
Die LSS-Studie spricht von Krebsfällen bei Kindern von Verstrahlten. Sie sagt nichts darüber aus ob bzw. wie viele Mutation diese Kinder haben. Es sind bei der LSS keine flächendeckenden Gentests gemacht worden, die darüber eine Aussage treffen könnten.
Die Atombombenüberlebenden haben eine rel. hohe Dosis an gemischten Neutronen und hochenergetischen Gamma Felder abbekommen. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft kann das auf niedrige Dosen und andere ionisierende Strahlung extrapoliert werden. Diese Theorie hat aber viele Zweifler (siehe LNT-Theorie) die bezweifeln, dass man die Ergebnisse einfach auch für Niedrigdosen durch Röntgen (oder so) benutzen kann.
Bei der LSS-Studie geht man (mehr oder weniger) davon aus, dass während Zeugung und dem Aufwachsen der Kinder keine erhöhte Strahlung und/oder Inkorporation vorhanden gewesen ist. Dies gilt natürlich nicht für Kinder die in der Nähe von Tschernobyl gezeugt, ausgetragen und aufgewachsen sind.
Die LSS-Studie trifft keine Aussage über die Anzahl an Geburten bzw. Fehlgeburten aufgrund der Strahlenexposition. Wenn eine Person durch die Atombomben unfruchtbar geworden ist, dann kann sie natürlich auch keine Kinder bekommen, die Krebs bekommen könnten. Richtig unfruchtbar wird man bei hohen Dosen.
Das heißt mit den speziellen Aussagen, können auch zwei oder mehrere Studien “richtig” sein, auch wenn sie sich auf den ersten Blick widersprechen. Wie gesagt, der Teufel liegt im Detail und man muss schon sehr aufpassen, welche Aussage man genau belegt haben will. Bis dahin ist die LSS, wie gesagt, die beste Studie, was die Datenlage angeht da über 120.000 Personen für über 70 Jahre kontinuierlich begleitet wurden. Da kommt keine andere Studie auch nur annähernd heran.
Ich möchte aber hier die Gelegenheit nutzen und noch ein wenig auf Detail 2.) herumhacken. Meine persönliche Meinung ist eben, dass man hohe Dosen harter Strahlung nicht einfach mit niedrigen Dosen weicher Strahlung vergleichen kann. Aufgrund der mikroskopischen Wirkmechanismen. Der lineare Energietransfer (LET) ist für Neutronen und harte Gammas einfach wesentlich höher. Daraus folgt das pro Dosis mehr direkte DNS-Schäden und weniger oxidativer Stress erzeugt wird. Daraus folgt mMn, dass mehr Zellen pro Dosis absterben und weniger Zellen mutieren aber weiterleben. Das würde dazu führen, dass pro Dosis bei hohen Dosen und harter Strahlung weniger Krebs entsteht, wenn man Reparaturmechanismen außer Acht lässt.
Die Atombombenüberlebenden sind mit ihrer Dosis teilweise schon bei meiner netten Grafik zum Stochastischen Effekt von ionisierender Strahlung in dem Bereich wo die rote Linie eben keine Linie mehr ist, sondern einen Knick macht. Dieser Knick ist durchaus Teil einer fortwährenden Diskussion, aber bei so hohen Dosen weitaus akzeptierter, als irgendwelche Abweichungen von den linearen Verhalten im Niedrigdosisbereich.
Also um noch mal auf den ursprünglichen Artikel zurückzukommen. Passt auf die exakte Aussage der jeweiligen Studie auf. Auch wenn sie sich ggf. auf den ersten Blick widersprechen muss das beim zweiten und dritten Blick schon gar nicht mehr so sein. Teufel und Detail und Kleingedrucktes und so.
]]>Bei meiner Strahlentherapie habe ich doppelt so viel Strahlung abbekommen wie der durchschnittliche Arbeiter in Tschernobyl. Das gilt auch für viele andere Personen, die eine medizinische Strahlentherapie hinter sich hatten, ist aber in der aktuellen Weltlage so ziemlich die einzige Möglichkeit genug Strahlung abzubekommen, damit die obige Fragestellung relevant wird. Die Menschen, die durch einen Strahlenunfall aktuell eine deutlich hohe Dosis abbekommen haben, kann man dagegen weltweit an einer Hand abzählen. Wenn man eine Zahl im zweistelligen (oder höheren) Bereich haben will, dann muss man zu den großen historischen Unfällen gehen, die ich weiter oben erwähnt habe.
Dabei gibt es einen großen Unterschied zwischen Krebspatienten mit Strahlentherapie und Menschen, die nur Strahlung abbekommen haben. Denn so ziemlich alle Chemo-Medikamente wirken auch auf die Genetik der Fortpflanzung. Meine Gedanken dazu habe ich damals in meinem Tagebuch-Beitrag beschrieben und werde ich hier nicht nochmal durchkauen. Hier soll es nur um Menschen gehen, die ausschließlich ionisierende Strahlung abbekommen haben. Krebspatienten wenden sich bitte an ihre behandelnden Ärzte.
Also bekommen verstrahlte Leute nun Babys mit höherem Krebsrisiko oder anderen Mutationen? Die verblüffende Antwort darauf ist ein klares ‘Nein’. Nach allem, was wir heute wissen, gibt es kein signifikant erhöhtes Risiko für Kinder von verstrahlten Menschen.
Die größte Studie dazu ist wohl wieder mal die LSS – Life Span Study, basierend auf den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki [1]. Hier wurden über 120.000 Überlebende lebenslang medizinisch begleitet und ihre Gesundsheitslebensläufe dokumentiert. Dabei wurde herausgefunden, dass es keinerlei statistisch signifikanten erhöhten Krebsraten oder Krankheiten bei den Kindern der Atombombenüberlebenden gibt. Wobei die Untersuchungen immer noch andauern, weil die Kinder der Überlebenden aktuell eben maximal 70 Jahre alt sind und somit ihre gesamt Lebensstatistik noch nicht erfasst worden ist.
Letzteres ist streng genommen nicht nur eine akademische Einschränkung, denn die 70 jährigen Kinder der Atombombenabwürfe sind jetzt gerade in dem Alter, in dem Menschen normalerweise an altersbedingten, normalem Kreb erkranken. Aber die Betreuer der Studie(n) erwarten da eigentlich keine größeren Überraschungen mehr, auch wenn man formal die Beobachtung erst in ca. 30 Jahren abschließen kann.
Wie kommt es nun zu dieser recht klaren Beobachtung, die der vorherrschenden Meinung in Popkultur, Romanen und Science-Fiction Büchern widerspricht?
Nun ja, die vorherrschende Meinung findet halt Gefallen an dreiäugigen Fischen, Godzilla-artigen Echsen und dreibrüstigen Nutten vom Mars. Das ist eine der wenigen Möglichkeiten, Mutationen in Film oder Literatur darzustellen, weil man eben etwas zeigen muss, was Leute sehen können und eine Chromosomentranslokation zwischen 9 und 22 gehört halt leider nicht dazu. Mutationen lösen in der Realität halt eben nur Krebs aus und machen keine Extraorgane oder Superfähigkeiten… leider.
Dieses komische, auf den ersten Blick unnötig komplizierte Prinzip mit der Eizelle, die einmal im Monat reift und den Millionen Spermien, die zu einem Wettrennen aufbrechen, ist anscheinend genau dazu da, um zu verhindern, dass radioaktiv verstrahlte Personen mutierte Kinder bekommen. Denn wenn nun eine Eizelle durch radioaktive Strahlung mutiert ist, dann wird in dem ganzen komplizierten Prozess von Reifung, Befruchtung und Zellteilung ein solch großer Fehler passieren, dass die Zelle abstirbt und es nicht zu Nachkommen kommt. Wenn Spermien mutiert sind, dann können sie nicht vernünftig schwimmen und werden somit das Wettrennen gegen gesunde Spermien verlieren.
Das ist jetzt extrem vereinfacht ausgedrückt, aber grundsätzlich das Prinzip, mit dem unser Körper die Menschheit vor unkontrollierten Mutationen schützt. Während es in unserer Evolution als Einzeller noch von Vorteil war, möglichst viele Mutationen in kürzester Zeit zu bekommen, so hat sich dies geändert, als wir den Status von Mehrzellern erreicht hatten. Von da an mussten unsere gallertartigen Vorfahren Mechanismen entwickeln, um sich vor Radioaktivität zu schützen und diese komplizierte Art der Fortpflanzung ist eine Möglichkeit, eben dies zu tun.
Das Ganze hat allerdings einen riesigen Haken bzw. Disclaimer. Es gilt nur für eine Verstrahlung VOR der Befruchtung der Eizelle. Dieselbe Studie der Überlebenden der Atombombenabwürfe hat auch bestätigt, dass eine befruchtete Eizelle bzw. daraus entstandene Embryonen extrem anfällig gegenüber ionisierender Strahlung sind und Schädigungen durch Mutationen hier sehr viel mehr ins Gewicht fallen als bei älteren Menschen. Daher wird zurecht im Strahlenschutz penibel darauf geachtet, dass schwangere Frauen idealerweise gar keine ionisierende Strahlung, in egal welcher Form abbekommen.
Heißt das jetzt, dass der Schaden, den wir mit unseren radioaktiven Spielereien in der Natur verursachen, nur maximal für eine Generation anhält? Ja, in einer gewissen Weise schon… FALLS wir davon absehen würden, mittelmäßig langlebige Radioisotope in die Welt zu entlassen. Die Natur hat eine erstaunliche Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren und wenn es zu einer kurzfristigen Bestrahlung durch ein kosmisches Phänomen oder eine Atombombe kommt, dann ist davon schon nach einer Generation nicht mehr viel zu spüren… zumindest nicht im genetischen Gedächtnis. Es sei denn… Ja, es sei denn, irgendjemand käme auf die Idee die Atombombe mit Isotopen zu präparieren, die eine Halbwertszeit von 10-60 Jahren haben und uns damit für viele viele Generationen erhalten bleiben… oder Kraftwerke zu bauen, die sowas als Abfallprodukt produzieren. Dann hätte die Menschheit ein Problem, das wir mit den Bewältigungsmechanismen, die uns die Natur eingebaut hat, nicht mehr so einfach lösen können.
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5865006/#r66#
PS: Im Nachhinein gab einige Kontroverse zu der Kernaussage dieses Artikels, was mich dazu gebracht hat noch mal eine Ergänzung zu schreiben und ein paar Details klarzustellen. Diese Ergänzung gibt er hier. https://scienceblogs.de/nucular/2019/09/17/ergaenzung-zu-kinder-von-radioaktiv-verstrahlten-personen/
]]>Der erste große Kritikpunkt ist natürlich immer, dass von den hohen Dosen, die diese Menschen dort abbekommen haben, meist linear in den Niedrigdosisbereich extrapoliert wird. Aber da habe ich mich an dieser Stelle schon oft genug drüber ausgelassen, so dass ich es nicht noch mal machen werde. Essentiell ist dabei, dass die mikroskopischen Wirkmechanismen dabei nur indirekt (also über die epidemiologischen Statistiken) miteinbezogen werden. Vor allem Gamma-Strahlung wirkt hauptsächlich über den oxidativen Stress in der Zelle und dieser hängt wiederum von vielen anderen Faktoren ab, wobei Stress und Ernährung nur zwei prominente Komponenten sind, die sich bei den betroffenen Japanern deutlich von heutigen westlichen Bevölkerungen unterscheiden.
Ich bin aber beileibe nicht die erste Person, der das aufgefallen ist und bereits in den 50er und 60er Jahren wurden viele Anstrengungen unternommen, um die Daten-Kohorte von mangelernährten Japanern des 2. Weltkriegs auf… sagen wir mal wohlgenährte Amerikaner der Rock&Roll-Ära anzupassen. Ein Vorgang, der bis heute stetig weiter getrieben wird, um der aktuellen Bevölkerungszusammensetzung gerecht zu werden.
Grundsätzlich geht es um 120.000 Menschen, deren Daten aufgenommen wurden (inklusive 3.600 ungeborene Kinder und ähnliche Besonderheiten) und für die Dosen anhand ihres Aufenthaltsortes zum Zeitpunkt der Explosionen mit entsprechenden Korrekturen für Abschirmung durch Gebäude etc. ermittelt wurden. Diese Menschen wurden in den kommenden Jahren auch weitergehend überwacht und es wurden biologische Proben von ihnen genommen. (Zum Vergleich: Durch die beiden Atombombenabwürfe starben “direkt” 140.000 und 74.000 Menschen.)
In diesen beiden Karten sieht man die Verteilung der Menschen zum Zeitpunkt der Atombombenexplosion (Punkte) und ihre entsprechende Dosis (Farbe). Pink < 5mGy, Lila zwischen 5mGy und 100mGy, Blau 100-200, Grün 200-500, Gelb 500-1000, Orange 1000-2000 und Rot über 2000mGy. Die schwarzen Kreis sind jeweils 2 und 3km vom Zentrum der Explosion.
Das ist erst mal eine sehr gute Datenlage. Viele exponierte, randomisierte Personen, eine relativ genau zu bestimmende Dosis und eine lebenslange medizinische Überwachung. Kein Wunder, dass diese Datenkohorte bis heute der absolute Goldstandard im Strahlenschutz ist. Keine weitere Datenerhebung kommt da auch nur annähernd ran. Das Nächstbeste ist die Datenkohorte der INWORKS Studie an 300.000 Kernkraftwerksmitarbeitern von 2015. Da werde ich auf jeden Fall auch noch mehrere eigene Artikel zu schreiben. Momentan haben diese Daten noch viele Nachteile gegenüber der Hiroshima Studie, aber in Zukunft könnten sie vielleicht noch aufschließen und zusammen eine wirklich gute Datenbasis bilden.
Speziell Leukämie
Wenn ich jetzt das ganze für Leukämie im Allgemeinen und meine Leukämie im speziellen (exemplarisch) herunterbreche, dann sehen die Daten aber leider schon gar nicht mehr so rosig aus, wie beim ersten Blick angenommen.
Die Patienten wurden von 1955 bis 2001 (Zeitpunkt dieser Veröffentlichung) durchgehend überwacht. Von den 120.000 überwachten Personen bekamen 944 eine Form der Leukämie und davon 113 eine Form der ALL (meine Form der Leukämie). Davon waren wiederum nur 62 für die Studie tauglich, weil sie eindeutig identifiziert werden konnten [1]. Dies beinhaltet beide Geschlechter und alle Altersgruppen, wobei auch hier wieder gilt, dass Kinder und Männer überproportional öfter betroffen sind.
Im Allgemeinen kann man annehmen, dass alle Überlebenden, die Leukämie durch ionisierende Strahlung bekommen könnten, diese bis 2001 schon hatten. Daher kann man (im Gegensatz zu soliden Krebsarten) die LSS-Daten als abgeschlossen ansehen. Aufgrund dieser 62 Fälle wurden dann die Computermodelle entwickelt, die in den NIOSH-IREP und ProZES-Programmen unter der Haube ihren Dienst tun. Weil 62 Fälle schon gar nicht mehr so viel sind, wird hier dann auch eben nicht mehr nach Geschlecht oder Alter unterschieden, obwohl das teilweise einen erheblichen Unterschied macht, wie ich z.B. in meinem Einspruch bzgl. des BGETEM-Gutachtens geschrieben hatte.
Wenn ich es also ganz hart ausdrücken möchte, dann basiert die Einschätzung, ob mein Krebs durch ionisierende Strahlung ausgelöst worden ist, oder nicht auf 15 unterernährten Japanern die am Ende des zweiten Weltkrieges die Explosion einer Atombombe miterleben mussten. Drum herum ist eine Menge schwarze Magie-Statistik betrieben worden, aber auf die harten Fakten heruntergebrochen hängt die Einschätzung, ob die Berufsgenossenschaft meine Behandlung bezahlt oder nicht, an diesen 15 Japanern, die wahrscheinlich schon vor vielen Jahren gestorben sind.
Ich möchte die Wissenschaft jetzt nicht schlecht reden, die in den letzten 70 Jahren das ganze Projekt gesteckt wurden. Ganz im Gegenteil. Ich finde es sehr beeindruckend, auf welch hohem Niveau hier gearbeitet wurde und wird. Das gilt vor allem im Gegensatz zu so manch anderen medizinischen Studien und hier erkennt man ganz klar, dass ein hoher Teil an Naturwissenschaftlern aus der Chemie und Physik am Werk waren. ABER: All das Ganze hat eben auch viele viele Schwachstellen groß wie Scheunentore und das sollte man sich bei allen Diskussionen zum Thema ionisierende Strahlung und Krebs im Hinterkopf behalten.
Quellen:
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3875218/
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5865006/
]]>In Wahrheit sind beides ganz normale japanische Städte und die verbleibende Radioaktivität von den Atombombenabwürfen ist überhaupt nur noch messbar, wenn man sich ganz, ganz, ganz viel Mühe gibt. Das Leben dort ist genauso harmlos wie in jeder anderen japanischen Stadt auch.
Es gibt ein sehr eindrucksvolles Museum zu den Atombombenabwürfen und der Jahrestag ist ein fester Bestandteil der städtischen Kultur… aber darüber hinaus? Also, zumindest Radioaktivität gibt es keine nennenswerte mehr. Das liegt vor allem daran, dass die Aktivierung durch Neutronen nur sehr kurz war und daher auch nur kurzlebige Isotope produziert wurden. Das radioaktive Material, was die Bombe selber mitgebracht hat, ist auch recht wenig… also, für die Größe einer Millionenstadt.
Alle “Kurz notiert:” Artikel gibt es hier.
]]>Ein weiterer witziger Effekt ist, dass ich durch die HBO-Serie ‘Chernobyl’ einen Anstieg meiner Besucherzahlen feststellen konnte. Die Artikel “Ist Radioaktivität ansteckend?”, “Reaktorabschaltung mit Bor” und ähnliche haben ihre Besucherzahlen verdoppelt, genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Serie veröffentlicht wurde. In absoluten Zahlen ist das jetzt nicht viel, aber genug, um in der Statistik im Backend aufzufallen. Etwas Ähnliches ist mir früher ja auch schon mit dem Film “Die Wolke” im deutschen Fernsehen passiert, aber ich finde es trotzdem immer noch hochinteressant (und toll), dass die deutsche Bevölkerung offensichtlich begleitend zu dem Konsum von Entertainment Google anschmeißt, um sich über die Hintergründe dessen zu informieren, was sie gerade gesehen haben. Ich mein, dafür mach ich das hier ja überhaupt… also zu einem guten Teil
Ansonsten entschuldige ich mich immer wieder dafür, dass ich nicht viel aus der aktuellen Wissenschaft berichten kann. Da ich zur Zeit eher selten in Jülich und gar nicht auf irgendwelchen internationalen Messen unterwegs bin, bin ich leider etwas abgehängt vom aktuellen Vorgehen in der Fachwelt, also meiner Fachwelt, die ja schon recht speziell ist. Für mich selber ist das jetzt gar nicht mal ein soooo großes Problem, denn meine Kollegen machen auch ohne mich mit Volldampf weiter und publizieren wie wild (mit meinem Namen drauf), aber für Scienceblogs fällt halt leider wenig aktuelle Wissenschaft ab. Sorry.
Meinen PodCast bekomme ich gar nicht mehr auf die Reihe. Da hatte ich ja mal die schöne Vorstellung, den monatlich zu veröffentlichen, aber das hat sich total in alle Winde verschlagen. Ich habe immer noch die Idee, das irgendwann wieder aufzunehmen, aber das werde ich sicherlich nur dann machen, wenn ich auch für eine bestimmte Frequenz garantieren kann. Bis dahin nichts Neues an der Front.
Wir können auch noch mal kurz über Geld reden, bzw. nicht reden weil ich damit zum Glück nicht viel zu tun habe. Ich habe den Luxus, von Steuergeldern bzw. von der Solidargemeinschaft (Krankenkasse) so viel Geld zu bekommen, dass ich davon leben kann. Danke an dieser Stelle noch mal dafür. Daher bin ich auch nicht darauf angewiesen mein Geschreibsel hier oder sonst eine andere Aktivität meinerseits zu monetarisieren. Zum Glück. Auf der anderen Seite kenne ich viele Leute in meinem Bekanntenkreis, die als freischaffende Autoren, Lektoren, Designer, Künstler usw. unterwegs sind und leider sehr wohl auf Einnahmen aus Patreon, Kickstarter oder ähnlichen Quellen angewiesen sind. Daher, wenn euch meine Artikel gefallen und euch das von Zeit zu Zeit einen Euro wert ist, dann schmeißt diesen Euro doch bitte einem anderen Autor in den Hut… stellvertretend sozusagen.
Ich hatte ja immer mal wieder die Befürchtung, dass ich es nicht mehr schaffe, regelmäßig hier zu schreiben. Diese Befürchtung hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Alle Lücken waren maximal Wochen lang und das kann man hier offensichtlich verkraften. Wenn es bis jetzt nicht zu größeren Ausfällen gekommen ist, dann ist auch nicht abzusehen, dass dies in naher Zukunft geschehen wird. Darüber bin ich schon ein wenig froh und auch irgendwie stolz.
Wie sieht die Zukunft aus? Tja, keine Ahnung momentan lebe ich eher so von Woche zu Woche, ohne wirklich abschätzen zu können, wie es in einem Monat aussieht. Wenn ich überlebe, hätte ich gerne als Fernziel eine Familie mit Frau und Kindern und einem sinnvollen Job in der Wissenschaft. Das wäre wahrscheinlich auch kompatibel mit dem Zirkus, den ich hier so veranstalte, aber garantieren kann ich für nichts. Über ungelegte Eier braucht man aber nicht zu gackern und diese Realität ist noch ein gutes Stück entfernt, falls sie denn überhaupt wie erhofft konkrete Formen annehmen würde.
Meine Science-Slam-Auftritte habe ich schon länger nicht mehr weiterverfolgt und um ehrlich zu sein werde ich da wohl auch nicht mehr nennenswerte Energie reinstecken. Es macht zwar Spaß, aber der Kosten/Nutzen-Faktor ist doch arg gering. Die Zeit und vor allem Energie kann ich anderweitig besser nutzen. Irgendwie werde ich wohl auch alt und meine Zuversicht in dieses Format schwindet von Tag zu Tag. Vielleicht werde ich mal abschließend in einem Artikel darüber meckern, aber ansonsten? Eher keinen Aufwand.
Ich habe eine ellenlange Liste an Artikeln, die ich noch schreiben kann, will oder muss. Die wird auch eher nicht kürzer, denn für jeden Punkt, den ich da so abarbeite, kommen zwei neue hinzu. Das wird auch vorraussichtlich so bleiben, solange das Format in dieser Form existiert. Ich werde auch sicherlich nicht anfangen, auf eine anderes existierendes Format, wie z.B. YouTube umzusteigen, aber falls es in Zukunft mal etwas Neues gibt, wie z.B. Gedankenhub via Mensch-Maschine-Cerebral-Interface … da kann ich für nichts garantieren.
Wie immer bin ich für Vorschläge und Anregungen offen und versuche, euch hier über meine Ideen auf dem Laufenden zu halten.
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Die CT-gestützte Knochen(mark)biopsie ist dabei ziemlich straight forward. Ich werde in ein CT gesteckt, in dem man eine gute Stelle im Becken lokalisiert und mit Filzstift auf meiner Hüfte markiert. Dann werde ich wieder herausgezogen und man steckt eine Hohlnadel in meine Hüfte und den Knochen, schiebt mich wieder ins CT, guckt nach ob man an der richtigen Stelle sitzt und wie tief man gehen muss, um den Cluster zu erreichen, dann holt man mich wieder raus und packt den Dremel aus, um ein Stück aus dem Knochen(mark) herauszubohren. Soweit so einfach, auch wenn es ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, dem Arzt dabei zuzugucken, wie er mit dem Dremel im Beckenknochen herumbohrt. Eine der ersten Reaktionen zu Hause war dann auch erstmal zu fragen, ob der nicht noch ein cooles “Tatoo” in den Knochen reinfräsen könnte. Also z.B. das japanische/chinesische Schriftzeichen für “wer das lesen kann ist doof”. Ich meine, subtiler Körperschmuck ist doch der Beste.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, nachzufragen, warum man das in der CT-Röhre mit dem Rein- und wieder Herausfahren machen würde, anstatt mit einem C-Bogen-Röntgengerät. Die Antwort war erstaunlich simpel: Beim C-Bogen hat man immer nur ein 2D-Bild und müsste den Bogen viel zu sehr in der Gegend herumschwenken um auch noch die Tiefe bestimmen zu können. Da liegt man mit dem 3D-Bild im CT viel besser, auch wenn es eben keine Echtzeitaufnahme ist und man den Patienten immer in die Röhre rein und wieder heraus fahren muss. Grundsätzlich kann ein CT zwar auch Echtzeit-3D-Bilder machen, aber dann muss man mit der Nadel in der Röhre herumwerkeln und das ist eher unpraktisch.
Meine Frage, ob sie denn ein Echtzeit-3D-Gerät benutzen würde, das keine Röhre erfordert, wenn es sowas geben würde, wurde mit einem skeptischen “Ja schon” beantwortet. Aber ich bin eben kein Pferd, bei dem man das einfach mal so machen kann
Nunja, das Loch in der Hüfte hat mich noch ein paar Tage beschäftigt, aber das wirklich Interessante war jetzt auch eben die PET-Scan-CT-Kombination, was bei mir zu Hause wieder die sarkastischen Bemerkungen auslöste, dass ich ja ein möglichst unpraktisches Pet = Haustier wäre. … Schade, dass wir nicht in den USA sind. Da hätte es dann sogar noch PET-CAT-Scan geheißen
Ein PET-Scan ist physikalisch gesehen eine echt interessante Sache. Man wird mit Antimaterie vollgepumpt und bekommt dann Bilder von besonders aktiven Körperzellen. Nein, ehrlich! Man bekommt ein radioaktives Mittel gespritzt (in meinem Fall z.B. F18). Dieses macht Beta-Plus-Zerfall bzw. Strahlung aus Positronen. Positronen sind waschechte Antimaterie und das Gegenstück zu Elektronen. Sie leben aber nicht lange, sondern vernichten sich sofort selber, wenn sie auf ein Elektron treffen, was binnen kürzester (Atom)distanz passiert. Wenn sie durch ein Elektron annihiliert werden, dann produziert diese Materie/Antimaterie-Reaktion zwei hochenergetische Gamma-Teilchen mit 511 keV, die in genau entgegengesetzter Richtung mit 180° Winkel auseinanderfliegen. Wenn ich nun also einen Ring mit Detektoren um den Patienten baue und bei zwei gegenüberliegenden Detektoren gleichzeitig jeweils ein 511 keV Gamma-Quant messen, dann weiß ich, dass exakt in der Mitte (zwischen den Detektoren) gerade ein Positron gestorben ist.
Fun-Fakt: Ich kenne die Person persönlich, die in Köln das Kennzeichen K-EV 511 hat. Dreimal dürft ihr raten, was sie von Beruf ist *g*.
In meinem Fall wurde das radioaktive F18 Atom an Zucker gekoppelt. Dieser Zucker wird vor allem von den Zellen aufgenommen, die einen erhöhten Stoffwechsel haben. Besonders Krebszellen haben einen erhöhten Zuckerstoffwechsel und nehmen daher schnell den radioaktiven Zucker auf. Wenn man nun also gleichzeitig ein CT und einen PET-Scan macht, dann kann man diese Bilder übereinander legen und die Krebszellen mit dem erhöhten Stoffwechsel leuchten dann schön rot, während normale Zellen mit normalem Stoffwechsel sich dunkelblau in den Hintergrund verziehen… oder so.
Normalerweise kann man damit dann gut irgendwelche Metastasen sehen, die sich in anderen Körperregionen breit gemacht haben. Da meine Krebszellen (bis auf diese vermuteten Cluster) wild im Blut bzw. Knochenmark herumschwimmen, wird man bei mir eher heller und dunklere Gebiete sehen, die man dann noch mal mit einer Knochenmarkpunktion punktieren kann.
Ich werde sicher noch mal einen eigenen Artikel zu PET-Scans schreiben, weil es da noch viel mehr tolle Dinge zu gibt, die hier gar nicht alle in den Tagebucheintrag reinpassen. Aber eine der tollen Sachen, die ich hier nicht unerwähnt lassen will, ist, dass man als Patient selber auch radioaktiv wird, so lange man den radioaktiven Marker im Blut hat. Das habe ich natürlich mit einem meiner Messgeräte gemessen. Da das F18 eine Halbwertszeit von ca. 2 Stunden hat, ist die Radioaktivität nach 20 Stunden wieder vollkommen weg. Die ideale Zeitspanne, um mal eben mitzumessen.
Im Wartezimmer waren wir 4-5 Patienten, die jeweils alle mit 150µSv/h in der Gegend herumgestrahlt haben. Sprich, die Angehörigen, die da auch noch waren, haben gut was abbekommen. So in der Größenordnung eines Transatlantikfluges oder eines eigenen CTs. Da es halt unter 1mSv an akkumulierter Dosis liegt, ist es von Gesetzesseite auch (einigermaßen) in Ordnung, aber dem Strahlenschützer in mir zuckt da eben schon die Augenbraue.
Naja, langer Rede wenig Sinn. Ich warte auf die Ergebnisse und darf mich schon auf die nächste Knochenmarkpunktion am nächsten Freitag freuen. Grundsätzlich gibt es zwei Szenarien: Entweder ist die Krebszellenbelastung so schwach wie in den letzten MRD-Messungen aus dem Blut bekannt, sprich integral über Cluster und gesundes Gewebe kommt eben der Wert heraus, den ich in den letzten Einträgen angegeben habe. Oder die Cluster sind noch tolle Depots an Krebszellen, die eben nicht mit zur integralen Größe beigetragen haben und mein wirkliches Krebszellen-Verhältnis ist wesentlich schlechter als wir bislang gedacht haben. Ich hoffe dann mal auf Szenario Nr.1 (oder den dritten Fall, dass die Cluster gar keine Krebszellen sind) und halte euch hier weiter auf dem Laufenden.
]]>Während ich mittlerweile in der Nucularmedizin bekannt bin wie ein bunter Hund, wurde hier die MRT-Untersuchung in der Radiologie durchgeführt, was mir mal wieder die Gelegenheit gegeben hat, Mediziner zu dissen. Sprich, bei der Patientenaufklärung auf die Frage, “Wissen sie, was ein MRT ist?” zu antworten: “Ja klar, ein Radiofrequenzpuls auf der Lamor-Wellenlänge induziert einen Spin-Flip, die Relaxationszeit wird im Phasenraum aufgenommen und mit Fourier-Transformation in ein Realbild zurückgerechnet” und sich dann das dumme Gesicht des armen Arztes in Ausbildung anzugucken, der sich fragt, ob ihm das jetzt etwas sagen müsste oder nicht.
Ich weiß, das ist ein bischen unfair, aber in der Regel haben am Ende des Tages sowohl ich als auch das medizinische Personal wesentlich mehr Spaß an der Untersuchung dieses gurkigen Physikers als bei dem durchschnittlichen 80jährigen mit der Oberschenkelhalsfraktur. Diesmal war das ein wenig problematischer, denn sowohl die Station (ach ja, ich wurde mal wieder ein paar Tage stationär aufgenommen) als auch die Radiologie haben die Vorbereitungen auf die Untersuchung mehrmals versaut, was den ganzen Prozess eher zur Geduldsprobe hat ausarten lassen. Naja, passiert halt. Der Gesichtsausdruck der Radiologin, als ich ihr eröffnete, dass man mir das Kontrastmittel – das ich eigentlich hätte trinken sollen – intravenös gespritzt hat, war allerdings Gold wert. Sie hatte wohl damit gerechnet, dass ich jeden Moment tot umfallen würde und sie mich reanimieren muss. Eine Tätigkeit, die in der Radiologie eher selten vorkommt
Nun ja, langer Rede kurzer Sinn. Die MRT hat dann am Ende nach einigen Schwierigkeiten doch noch geklappt, aber leider auch wieder kein eindeutiges Ergebnis geliefert. Allerdings haben die Radiologen beim Blick auf die Bilder “komische Clusterbildung” in den Knochen festellen können. Da habe ich mir erst mal vor Angst in die Hosen gemacht, weil das ja durchaus Knochen- oder einen sonstigen neuen tollen Krebs (z.B. ein Myelom) bedeuten kann. Naja, zumindest würde ich das sagen, wenn mein Darm nicht immer noch dieses dumme Graft-vs-Host (vielleicht, wahrscheinlich) -Problem hätte und dumme Witze über Inkontinenz gerade absolut nicht zu meinem persönlichen Wohlbefinden beitragen.
Allerdings ist MRT jetzt auch die schlechteste Methode, um sich Knochen anzugucken (Die Faustregel ist hier MRT = toller Weichteilkontrast ; Röntgen = toller Knochenkontrast) und daher sind irgendwelche Erkenntnisse, die dabei so nebenbei gewonnen werden, nicht mit einer hohen Aussagekraft gesegnet. Sprich, erst mal tief durchatmen und weitere Ergebnisse von neuen/anderen Untersuchungsmethoden abwarten. Diese stehen dann in den nächsten Tagen an und ich habe wieder etwas, von dem ich hier berichten kann.
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Jetzt, also im Juli 2019, gibt es ein umfangreiches wissenschaftliches Paper zu dem Zwischenfall, deren Autorenliste länger ist, als mein Unterarm [1]. In diesem Paper gehen die Wissenschaftler richtig ins Detail und rekonstruieren aufgrund der vielen Messdaten, die überall in Europa gewonnen werden konnten und den entsprechenden Wetterdaten zu der Zeit ziemlich genau, um was für eine Art Freisetzung es sich gehandelt haben muss und wo sie hergekommen ist. Ich finde das extrem beeindruckend, denn die Menge an Radioaktivität ist geradezu mikroskopisch und damit das ganze Verfahren ein super Beispiel dafür, was beim Thema Radioaktivitätsmessung möglich ist, wenn man sich mal richtig anstellt.
Bevor ich an dieser Stelle aber weiter über die tolle Arbeit meiner Kollegen schwärme, eine entsprechende Entwarnung an alle, die gerade an Tschernobyl denken. Wir reden hier von 0.15Bq/m^3 an Aktivität. Das ist extrem wenig. Eine normale handelsübliche Banane hat 15Bq/Stück. Wir sprechen hier also von dem hundertstel einer Banane pro Kubikmeter Luft. Das ist quasi nichts und ein wissenschaftliches Wunder, dass man sowas überhaupt messen kann.
Dass man es überhaupt gemessen hat, liegt nun wiederum daran, dass Ruthenium ein seltenes Element ist und die Radioisotope davon ein (relativ) klassischer Indikator für nucularen Hokuspokus. Sprich wenn man Ru106 in höherer Konzentration misst, dann ist irgendwas passiert, denn die Chance, dass so etwas natürlich auftritt ist verschwindend gering. Genau das ist passiert.
Am Montag den 2. Oktober 2017 gingen erst in Italien die Lampen an, dann folgte kurz darauf Tschechien, Österreich und Norwegen. 2 Tage später kamen Polen, Schweiz, Schweden und Griechenland dazu und ab dem 7. Oktober hatten 28 Stationen in ganz Europa (mit Ausnahme von Island, UK, Spanien und Portugal) das Ruthenium auf dem Schirm. Je nach Lokation bzw. Wetterlage blieb die Rutheniumwolke für 1-3 Tage vor Ort, bis sie dann weiterzog und nicht mehr nachweisbar war. Dann konnte man sich auch schon direkt daran machen, andere bekannte Rutheniumquellen (Tschernobyl, Fukushima, A-Bombentests etc.) herauszurechnen und sich quasi an die chemische Analyse geben und Wetterdaten mit ins Spiel werfen.
Insgesamt konnte man sich auf 1100 atmosphärische und 200 Bodendaten stützen. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen konnte man herausfinden, dass das Ru106 sehr isotopenrein und maximal 2 Jahre alt war. Aufgrund der Geo- und Wetterdaten muss das Gebiet der Freisetzung im südlichen Ural liegen. In Kombination mit der Chemie spricht alles dafür, dass es aus der kerntechnischen Anlage Majak stammt, wahrscheinlich aus der Wiederaufbereitung von verbranntem Kernbrennstoff. Vielleicht ist es bei einem Fehler in der Produktion einer Ce144-Quelle entstanden.
Da Ru106 ein reiner Beta-Strahler ist, wurde jeweils das Tochternuklid Rhodium mit Gamma-Spektroskopie mittels energieauflösenden Germanium-Detektoren gemessen. Das erinnert mich mal wieder daran, dass ich unbedingt mehrere Artikel zur Gamma-Spektroskopie schreiben muss. Was man damit Tolles machen kann, sieht man ja sehr eindrucksvoll an diesem Fall.
Über die politischen Implikationen möchte ich mich hier nicht auslassen, weil das eben jenseits der Aufgaben und Expertise der Wissenschaft(ler) liegt. Man kann halt mit 99,8%-Sicherheit sagen, dass es aus Majak gekommen ist, aber die Russen geben nichts zu und die offizielle Regel ist wohl, dass Unfälle nur der IAEA gemeldet werden müssen, wenn eine gesundheitsgefährdende Menge über die Grenzen kommt… oder so. Nicht mein Bier.
Was dieser Vorfall allerdings sehr gut zeigt, ist, dass man einen ernsthaften kerntechnischen Unfall nicht verschweigen kann. Radioaktivität kennt keine Landesgrenzen und weil man Isotope so gut messen kann (und dies auch tut) fliegt ein entsprechender Vorfall auch direkt auf. Europaweit sind auch so viele verschiedenen Institutionen an der Detektion beteiligt, dass es keine Vertuschung seitens der europäischen Behörden geben könnte. Es sind halt Regierungen, NGOs, Stiftungen usw. involviert, die jeweils eine eigene Agenda und im Zweifelsfall die gleichen Messwerte haben. Bei chemischen Gefahrstoffen sähe das schon sehr anders aus. Daher kann ich bei vielen Verschwörungstheorien, die mir hier im Internet an den Kopf geworfen werden, mit Fug und Recht behaupten: “Das kann nicht wahr sein! Das wäre bemerkt worden.”
]]>Dies hier soll erst mal eine Zusammenfassung werden, worum es überhaupt geht und die entsprechenden Links für tiefergehende Informationen bereitstellen. Ich hoffe dass man sich hier gut durchklicken kann und werde im Anhang in der Regel immer für Rückfragen zur Verfügung stehen.
Hintergrund:
Kommunikation:
Recht & Gesetz
Studien
Computerprogramme:
]]>Na zumindest schaffe ich es mal, jeden zweiten Tag eine Glühbirne zu Hause auszuwechseln. Wenn ich in dem Tempo weiter mache, dann lebe ich vielleicht in drei Jahren nicht mehr auf einer Baustelle ohne Fußleisten und nackten Lampen an der Decke. Also vorausgesetzt ich werde nicht wieder fit und kann wieder als Physiker arbeiten gehen, in dem Fall sehe ich für meine Heimwerkertätigkeiten schwarz.
Ach ja: Ich habe noch Zähne. Das ist auch mal eine gute Nachricht. Während der Vorbereitung auf die Stammzellentransplantation hat man mich innerhalb der Uniklinik zwar mal zum Zahnarzt geschickt (der mich postwendend mit “Bei Ihnen ist doch alles in Ordnung, verschwenden sie nicht meine Zeit” wieder an die frische Luft setzte), aber im Allgemeinen habe ich mich in den letzten zwei Jahren so gar nicht um meine Zähne gekümmert. Daher war die Freude groß, als ich nun beim Zahnarzt einen Check habe machen lassen und der nur ein kleines minimales Kariesloch gefunden hat, was auch direkt binnen Minuten zugekleistert war. Da ich jeden Tag mehrmals diese antimykotische Mundspüllösung nehmen muss und auch sonst meine Mundflora eher ein abenteuerliches Bild abgeben dürfte, was sich unter anderem durch einen Haufen merkwürdiger Verfärbungen bemerkbar macht, hatte ich mit sehr viel Schlimmerem gerechnet. Ich war teilweise mit Leuten auf einem Zimmer, die im Laufe ihrer Krebsbehandlung so ziemlich alle Zähne verloren und entsprechend große Probleme bekommen haben. Das macht dann schon ein wenig Angst. Vor allem. weil ich eigentlich recht stolz darauf bin, bislang mit nur einem halben Zahn Verlust durch mein Leben gekommen zu sein. Bei dem, was mein Kiefer teilweise so an Schlägen abbekommen hat und was ich so an fiesem Essen in mich reingestopft habe, keine Selbstverständlichkeit. Ja, wieder etwas, für das man dankbar sein kann. Zähne sind toll.
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Um herauszufinden, dass das ziemlicheŕ Schwachsinn ist muss man noch nicht mal eine halbwegs vernünftige Recherche betreiben, sondern es reicht, wenn man sich die Skala auf der Karte anguckt um zu sehen, was die schlimmen Warnfarben denn überhaupt bedeuten. Da steht dann nämlich ‘cm’ als Einheit und somit sollte auch ohne jede weiterführende Erklärung klar sein, dass das Ganze nichts mit Radioaktivität zu tun hat, sondern eher mit Wellen- oder Meeresspiegelhöhe.
Meiner Meinung nach sind da zwei Prinzipien am Werk, die sich leider prima ergänzen. Erstens die Tendenz nur Überschriften und tolle bunte Bilder zu “lesen” und zweitens der Unwillen, einen Graph oder eine wissenschaftliche Karte zu interpretieren. Beides widerspricht einer wissenschaftlichen Grundeinstellung und ich hoffe, dass der Trend zu so einem Verhalten eher ab- als zunimmt.
PS: Einen richtigen Artikel über die radioaktive Belastung im Pazifik werde ich sicher auch noch machen … irgendwann.
Alle “Kurz notiert:” Artikel gibt es hier.
]]>Es ist noch mal ein MRD aus dem Blut bestimmt worden, um den Verlauf der Entwicklung der Krebszellen zu dokumentieren. Da ist das Verhältnis von 8 * 10^-4 auf 2*10^-4 heruntergegangen, was sich jetzt auf den ersten Blick erst mal gut anhört, aber mit Vorsicht zu genießen ist. Denn bei dem komplexen System Mensch ist eigentlich nur die Zehnerpotenz aussagekräftig und den Wert vor dem Komma kann man getrost vergessen. Nun ja, keine Verschlimmerung ist auch schon mal eine gute Nachricht und diese können wir mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Eine Messung macht da auch nur maximal alle vier Wochen Sinn. Zum einen, weil die Werte immer 2-3 Wochen brauchen, um vom Labor zurück zu kommen und zum anderen, weil nur wirklich Tendenzen über längere Zeiträume aussagekräftig sind… naja und teuer sind die ganzen molekulargenetischen Untersuchungen obendrein auch noch.
Ansonsten bin ich immer noch bei 10kg extra auf den Rippen bzw. in den Beinen, in Form von Wasser, da wir mit den entwässernden Medikamenten momentan etwas sparsamer sind und den Nieren die zusätzliche Belastung gerne ersparen würden, wenns auch irgendwie anders geht. Ja, Wechselbäder und Kompressionssocken sind irgendwie anders und damit können wir ein wenig Torasemid einsparen. Nur auf den Heimtrainer traue ich mich noch nicht so ganz, weil ich diesem dämlichen Muskelfaserriss noch ein wenig mehr Zeit zum Heilen geben möchte.
So, das war auch schon wieder genug Pessimismus für die Woche. Von dem kleinen Kortisonloch mal abgesehen bin ich fast durchgängig fit genug um vor dem Rechner zu sitzen und Scienceblog-Artikel und sonstigen Nonsens in die Welt hinaus zu rufen. Für richtig schwere akademische Kost fehlt mir zwar immer noch die Langzeitkonzentration, aber auch da ist ein Silberstreif am Horizont und ich bin optimistisch, dass ich da bald weitermachen kann.
Ich war auch schon mal wieder zurück in Jülich, um eine von unseren ausgeschriebenen Stellen neu zu besetzen und habe mich mal in Allgemeinen auf den neuesten Stand bringen lassen. Für den Tag der Neugier (also den Tag der offenen Tür) hatten meine Kollegen ein tolles Modell unserer kleinen großen Neutronenquelle durch den 3D-Drucker gejagt und in einem Showkasten mit einzeln ansteuerbaren LEDs aufgebaut, um die Flugbahnen der Protonen und Neutronen darzustellen. Es ist echt schön zu sehen, wenn die Ideen, die man vor 4 Jahren mal im Kopf gehabt hat, endlich Gestalt annehmen, auch wenn es erst mal nur in einem Modell ist. Ich habe echt mal wieder festgestellt, für mich gibt es wirklich nichts Besseres, als etwas zu bauen, etwas zu erschaffen und eine Idee in die Realität umzusetzen.
Tja, bis dann mal eine richtige echte HBS-Neutronenquelle in Jülich oder sonstwo stehen wird, wird noch einiges Wasser den Rhein runterfließen, aber das ist ja auch etwas, auf das man sich freuen kann. Wie es dann mit mir persönlich aussehen wird, kann ich zur Zeit beim besten Willen auch noch nicht abschätzen, sondern werde erst mal nur einen kleinen Schritt nach dem anderen gehen und euch hier auf dem Laufenden halten.
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Ich selber werde zwar auch nur als Besucher da sein, aber die 6000 Kollegen haben sich schon gut ins Zeug gelegt um euch ein paar interessante Dinge aus der Welt der Wissenschaft zu bieten.
Nebenbei gibt es dann auch noch Fressbuden, eine Bühne mit Unterhaltung, Kinderbespassung und alles, was man sonst noch so von einer kleinen Party für 20.000 Besucher erwarten kann.
Mehr Informationen unter https://www.tagderneugier.de/
Da gibts sogar eine APP für
https://www.tagderneugier.de/tagderneugier/DE/event-app
]]>Das Video ist handwerklich gut gemacht, wie man es aus einer Kooperation mit Funk erwarten kann, enthält entsprechende Quellenangaben und weiterführende Links auf andere öffentlich-rechtliche Youtuber wie MrWissen2go und Kurzgesagt und das entsprechende drum herum. Allein deswegen kann ich es schon empfehlen, auch wenn der Inhalt eben doch recht radikal? … Kontrovers? … sagen wir mal, bewusst provokant ist.
Den Inhalt kann man leicht zusammenfassen mit einer Ablehnung/Schelte für das Denkverbot für Atomenergie in Deutschland und einer Lobhuldigung von Kernreaktorkonzepten der 4ten Generation und Transmutation. Über die einzelnen Themen habe ich mich hier ja schon genug ausgelassen und werde dies an dieser Stelle nicht wieder tun. Doch als Strahlenphysiker und Wissenschaftler, der sich zum Spaß mit Nucularen Themen beschäftigt, sind mir beim ersten Kontakt mit dem YouTube Video ein paar Dinge sauer aufgestoßen, die ich so nicht einfach stehen lassen will.
“Heute gibt es vollkommen neue Reaktorkonzepte, bei denen eine solche Kernschmelze (wie in Tschenobyl) theoretisch unmöglich ist, z.B. den Dual Fluid Reaktor.” Das kann man getrost als den Kernsatz des ganzen Videos ansehen und er führt den unwissenden Zuschauer in eine vollkommen falsche Richtung. So wie sie es präsentiert, erweckt es den Anschein, als bräuchte es nur den politischen Willen und dann könnte man quasi sofort einen solchen Reaktor bauen, der dann in absehbarer Zeit Strom produziert. Das gleiche gilt für die Transmutation, wo sogar noch der Eindruck erweckt wird, andere Länder würden aktuell fröhlich die ersten Anlagen in Betrieb nehmen, während in Deutschland die engstirnige Politik (und Bevölkerung) alles blockiert, was nur ansatzweise das Wort Atom in sich trägt.
Dabei unterstelle ich Franziska Schreiber durchaus böse Absicht – zumindest eher als Unwissenheit bzw. schlechte Recherche. Denn keine ihrer Aussagen ist per se falsch und die experimentellen Anlagen, die sie als Beispiel aufführt, existieren ja wirklich und wir haben hier im Blog ja auch schon oft genug darüber geredet. Den BN-800 als “Atommüllabbaureaktor” zu bezeichnen, ist aber schon ein hartes Stück und auch sonst die Rhetorik eben so zu drehen, als ob Generation-4-Reaktoren und Transmutation aktuelle Lösungen für das Atomstromproblem wären, wenn man sich nur politisch trauen würde, zeigt schon, dass sie wohl nicht zu Unrecht Pressesprecherin der JA der AFD gewesen ist.
Um es noch einmal klar zu sagen: Der Dual-Fluid-Reaktor funktioniert noch nicht. Es ist ein tolles Konzept, aber noch weit vom Prototypen, geschweige denn Einsatz, entfernt. Wir reden hier von 50 Jahren bis zum kommerziellen Einsatz – bei guten Bedingungen. Ich kenne Physiker aus dem Berliner Team persönlich und war mit ihnen mehr als einmal mittags essen und abends trinken. Ich weiß, wovon ich rede. Das gleiche gilt mehr oder weniger für die Transmutation. Das habe ich hier im Blog oft genug ausführlich auseinander genommen. Alle stromproduzierenden, kommerziellen Reaktoren, die zur Zeit neu gebaut werden, sind vom Konzept her Uralt-Wasserreaktoren. Etwas anderes zu implizieren ist entweder Unwissenheit oder Klickbait- Aufmerksamkeitshascherei.
Aber gerade letzteres muss ich, wenn ich ehrlich bin, Franziska Schreiber zugestehen. Sie ist Politikerin / Youtuberin. Sie hat das Recht, Informationen überspitzt darzustellen um daraus politisches Kapital zu schlagen, solange sie sich dabei an die Fakten hält und das hat sie eben getan. Ich war wahrscheinlich zu abgelenkt von den “wissenschaftlichen” Erklärungen (mit den entsprechenden Grafiken von einem Siedewasser- und Dual-Fluid-Reaktor), dass ich das Video in die “Wissens…”-Kategorie von Youtube einsortiert habe, anstatt in die “politische Meinungs”-Kategorie.
Einer Mai Nguyen-Kim oder einem Harald Lesch hätte ich sowas nicht verziehen, aber einer Politikerin? Wieso nicht? Der 4te-Generation-Atomkraft ist wahrscheinlich eher ein Bärendienst getan, wenn sich nur die AFD und verwandte Personen öffentlich trauen, für Atomkraft auszusprechen, aber das soll mein Problem nicht sein. Meine persönliche Position ist weiterhin, dass wir jetzt erstmal den Ausstieg machen sollten und dann in 5 Jahren noch mal überlegen können, wie es weitergeht. Aber wer unbedingt DAGEGEN sein will, der ist aktuell bei Pro-Atomkraft gut aufgehoben … auch lustig aus einer 70-Jahre-Perspektive, oder?
]]>Jetzt, wo ich wieder zuhause am Schreibtisch sitze, haben wir wohl herausgefunden, was die ganzen einzelnen Punkte waren. Die Schmerzen in der Leistengegend waren ein Muskelfaserriss im Adduktorenbündel. Fieber, Erbrechen und Durchfall eine Graft-vs-Host-Reaktion meines neuen Immunsystems. Das Fehlen der Fresszellen eine Granulozytopenie, wahrscheinlich verursacht durch das Medikament Rituximab, das ich vor drei Monaten bekommen habe. Ach ja, und der Krebs ist zurück. Zwar nur gerade mal so über der Nachweisschwelle, aber molekular nachweisbar.
Die ganzen einzelnen Punkte haben jetzt per se auch nicht direkt was miteinander zu tun. Klar, kann man in einem so interaktiven System wie einem menschlichen Körper ein einsames Ursache-Wirkung-Schemata niemals vollkommen isoliert betrachten, aber grundsätzlich sind die, für medizinische Verhältnisse, doch schon arg disjunkt. Darüber hinaus darf ich mich sogar darüber freuen, denn ohne die Granulozytopenie wäre meine nächste Knochenmarkspunktion erst in einem Monat fällig und somit hätten wir die Rückkehr des Krebses auch erst einen Monat später bemerkt.
Der Muskelfaserriss wird durch Ruhe behandelt. 3 Wochen auf der Isolierstation => Check. Die Graft-vs-Host-Reaktion durch Kortison und ein neues Einstellen der Immunsuppressiva. Nachteil, das Kortison will, dass ich nen Marathon laufe und die Isolierstation und der Muskelfaserriss wollen mich im Bett behalten, doof. Wieder 7kg an Wassereinlagerungen zugenommen und ich darf bei der Visite den jungen Medizinstudenten als Anschauungsobjekt für Schwangerschaftsstreifen dienen, merkwürdig. Die Bildung der Granulozyten mit G-CSF Spritzen ankurbeln, führt zu Knochen- und Gelenkschmerzen und tollem Morphium, yay! Für die neuen Krebszellen als Willkommensgruß der freundliche Tyrasinkinase-Inhibitor aus der Nachbarschaft als nettgemeinten Schuss vor den Bug, damit der Krebs ja nicht auf dumme Gedanken kommt. Also “Schuss vor den Bug” auf Klingonisch, also ohne das “vor den”.
Tja, die ganzen kleinen Arbeitsstellen sind schon etwas Mühe, aber durchaus handhabbar. Was mich halt doch ordentlich wurmt ist, dass da wieder Krebszellen sind und ich damit zurück im molekularen Rezidiv bin. Noch ist alles harmlos und mit leichten Anpassungen behandelbar, aber allein die Tatsache, dass er zurück ist, ist nicht nur ein psychologischer Rückschlag, sondern drückt sich auch ganz konkret in einer schlechteren Landzeitprogrose für meinen ganzen Krankheitsverlauf aus. Das ist dann auch nur noch bedingt witzig, denn hier geht es um echte Prozentpunkte auf meinem Überlebenskonto und echte Jahre an allgemeiner Lebenserwartung.
Okay, okay, es ist Jammern auf hohem Niveau und 1-2% mehr Überlebenswahrscheinlichkeit und/oder 5 Jahre Lebensalter sind nicht der Weisheit letzter Schluss, aber wenn es hart auf hart kommt, dann finde ich mehr Leben immer besser als weniger Leben. Das wird mich wohl viel, viel Süßigkeiten und tolles ungesundes Fast Food kosten, um das zu kompensieren. Seufz.
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Nur wenn man die Emotionen und menschlichen Schicksale hinten anstellt, dann können ordentliche, sachliche und objektive Urteile gefällt, Maßnahmen ergriffen und umgesetzt werden. Wenn wir unseren Ängsten die Oberhand überlassen, dann enden wir im Chaos und es wird der Gesellschaft als solches schlechter gehen. Daher will ich von Anfang an eine Lanze brechen für die kranken Menschen, die eben gerade an einem wirklichen Tiefpunkt schreiben, diskutieren, berichten und ebenso für die Offiziellen, die objektiv sein wollen, sollen und müssen.
Beispiel: Fallbeispiel NHL
Zurück zur Einleitung und dem Fallbeispiel
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… und das ganze wie gesagt in Papierform, damit man es faxen oder per Brief verschicken kann.
1.) Eine Beschreibung von Symptomen reicht nicht, die Behörden wollen einen konkreten Fall haben. Auch wenn ihr euch nicht sicher seid, was es genau ist. Holt euch von einem Arzt einen Arztbrief (oder ähnliches), der eine Krankheit bestimmt. “Konzentrationsstörung, Übelkeit und körperliche Schwäche durch Blutarmut” wäre z.B. schon ein Fall, wenn auch nicht so klar umrissen, wie es ideal wäre. Das ganze sollte so viele Daten wie möglich beinhalten. Pulsmessung, Temperatur, Blutdruck, Körpergewicht kann man alles zuhause machen und darüber Tagebuch führen. Das Blutbild gibt es schon vom Hausarzt. Wenn es diffuse Probleme sind, dann hilft es auch sehr, ein entsprechendes Tagebuch zu führen – wie bei Migränepatienten oder ähnlichen Krankheiten, die man nicht direkt messen kann. Die Ärzte brauchen sich dabei auch gar nicht weit aus dem Fenster legen und irgendwelche Vermutungen anstellen. Dazu sollte man sie auch nicht drängen. Man sollte sich einfach nur den Fall mit den entsprechenden Messwerten aufschreiben lassen und dann die Interpretation ruhig den Behörden überlassen.
2.) Die Behörden brauchen irgendein Ziel, was sie tun können. Also es muss eine plausible Theorie her, ein möglicher Grund für die Gesundheitseinschränkung. Ebensowenig wie die ärztliche Diagnose muss diese Theorie von Anfang an perfekt sein. “Die Beschwerden kommen von Radon im Keller, seit den Umbauten am XXX.” oder “Die Beschwerden kommen vom Aufbau des 5G-Sendemast im Haus gegenüber” oder “Mein Nachbar hat eine Mineraliensammlung begonnen” oder “Die Arztpraxis im Nachbarhaus hat eine neue Röntgenanlage in Betrieb genommen.”
Sachen, die nicht nachgewiesen oder kontrolliert werden können, kann man sich auch direkt schenken. Das erzeugt eher Ablehnung und löst keine konkreten Handlungsanweisungen aus.
3.) Kauft euch einen Strahlungsmesser im Internet und messt nach. Bringt Beweise für eure Theorie auf dem Tisch. Macht Fotos und dokumentiert, wann ihr an welcher Stelle gemessen habt und schreibt Tagebuch darüber. Schreibt auf (und macht Fotos), welchen Strahlungsmesser ihr benutzt habt. Nehmt dabei nicht nur positive Ergebnisse, sondern auch welche, wo eben nichts gemessen wurde, um den Unterschied zu zeigen. Wenn ihr mit dem Strahlungsmesser in der Wohnung erhöhte Strahlung messt, dann geht mit dem gleichen Gerät auch in den Park nebenan und zeigt, dass der Strahlungsmesser dort eben nichts mehr misst. Eine Nullmessung ist auch ein Ergebnis. Vor allem, wenn es zeitabhängig ist. Erhöhte Strahlung um 14:30 in der Wohnung (Arztpraxis ist geöffnet) -> 22:15 keine erhöhte Strahlung in der Wohnung (Arztpraxis ist geschlossen). Die Fotos und Messergebnisse schön aufbereiten und zusammenstellen, dass man sie faxen oder per Brief verschicken kann.
4.) Behörden lieben es, wenn eine andere Behörde schon mal etwas dokumentiert hat. Dann können sie immer schön Verantwortung auf die andere Behörde abwälzen und ihr profitiert davon. Röntgengeräte, Sendemasten etc. pp. müssen alle zugelassen und dokumentiert werden und in einem gewissen Umfang gibt es dazu entsprechende Auskunftsrechte für die Bevölkerung. Erdgasanlagen und Mineralwasserabfüllstationen müssen regelmäßig kontrolliert werden. Über alles gibt es schönes tolles Papier, das man zitieren und weiterreichen kann. Auch eine Ablehnung ist hilfreich. Wenn ein Brief zurück kommt mit “Das dürfen wir ihnen nicht sagen, da haben Sie kein Auskunftsrecht.” kann man diese Ablehnung bei der anderen Behörde einreichen und diese auffordern, bei der kollegialen Behörde intern nachzuverfolgen, wie die konkrete Bestandsaufnahme aussieht.
Bei welcher Behörde man sich jetzt melden soll, ist gar nicht so einfach bzw. pauschal zu beantworten. Nur die Notfallnummern (also 110 und 112) sind definitiv nichts. Die sind für Notfälle reserviert und auch wenn da jetzt eine Krankheit ist, dann ist sie ja schon ein wenig länger da und daher eben per Definition kein Notfall. Daher auch bei Polizei und Feuerwehr die zentrale Anlaufstelle wählen und sich mit der zuständigen Abteilung verbinden lassen. Vorher per Internet und Behördenauskunft die entsprechende Anlaufstelle heraussuchen ist natürlich noch besser und zeugt von Professionalität.
Schickt lieber erst mal einen Brief und gebt der Behörde etwas Zeit, sich damit auseinander zu setzen. Bei einem Anruf bekommt man ggf. zwar schneller irgendwelche Ergebnisse, aber dadurch fühlen sich Behörden schnell bedrängt und zu Handlungen gezwungen. Das kann für den Betreffenden nur schlechter enden, als wenn man denen eine wenig Zeit und Spielraum lässt. Auch wenn es für die Geschädigten oft schwer ist, in einer solchen Situation noch Geduld aufzubringen, ist Eile leider meist kontraproduktiv. Benutzt die Geschäftszeiten.
Das Ziel
Ihr müsst euch ein Ziel festsetzen, das man in einem kompakten Satz beschreiben kann. “Ich will, dass die unmittelbare Gefahr abgewendet wird.” – “Ich will eine Entschädigung für den erlittenen Schaden XY.” – “Ich will eine Anerkennung der Straftat bzw. des Verbrechens und eine strafrechtliche Verfolgung.” – “Ich will eine Aufklärung der Situation, damit Gesetze und Richtlinien zum Wohl der Allgemeinheit geändert werden können.”
Das könnt ihr dann ruhig auch so den Behörden kommunizieren, denn je nachdem, was ihr überhaupt wollt, sind andere Leute zuständig und verschiedenen Wege notwendig.
Außerdem braucht ihr einen Plan-B. Was macht ihr, falls die Behörden nicht tätig werden? Wie könnt ihr selber ohne die Hilfe der Behörden weiterkommen und eine Verbesserung herbeiführen. Dieser Plan-B kann ruhig extrem sein, denn er ist ja nur Plan-B. Wegziehen, aufs Land umziehen, Rehamaßnahmen und Kur notfalls auf eigene Kasse etc. pp. All das kann ein guter Plan-B sein, falls das Primärziel partout nicht zu erreichen ist. Das solltet ihr den Behörden dann aber natürlich nicht auf die Nase binden, sondern für euch und eure Freunde behalten
Beispiel: Fallbeispiel NHL
Ziel: Ja, das ist mir nicht ganz klar. Die unmittelbare Gefahr liegt lange in der Vergangenheit zurück und die Krankenkasse übernimmt die Versorgung der Krankheit. Schutz der Allgemeinheit kann es auch nicht sein, denn solche Nagelpilzbehandlungen werden schon lange nicht mehr gemacht. Daher wahrscheinlich Anerkennung einer Straftat und Schadensersatz. Alle Leute, die persönlich verantwortlich für die Bestrahlung waren, sind mittlerweile längst an Altersschwäche gestorben. Daher müsste eine Institution verantwortlich sein, die in ihrer damaligen Form noch existiert. Schadensersatz … ja da könnte für jahrelange Krebsschmerzen schon was zusammen kommen.
PLan-B: Keine Angaben
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Dabei ist das Ganze aber alles andere als einfach, denn die Leute, die über eine Suchmaschine oder einen Link in einem Forum zu mir finden, haben in der Regel sehr unterschiedliche Fälle und Probleme und auch eigene Vorgeschichten und Lebenssituationen. Da ist alles dabei, von der Mutter, die nach einer neuen Strahlentherapie für ihr krebskrankes Kind sucht, bis zum Verschwörungstheortiker, der von Geheimdiensten mit Strahlung beschossen wird. Alle diese Fälle haben ihre Daseinsberechtigung und selbst so manch eine Verschwörungstheorie hat durchaus einen wahren oder zumindest interessanten Kern.
Wie das “Teil 1” oben schon andeutet, werde ich über die folgenden Links mal ein paar Nachschlageseiten aufbauen, mit Do´s und Dont´s bei der Kommunikation mit Fachexperten (wie mir), Medizinern und Behörden und dann werde ich direkt mit einem super Beispiel in den Kampf um die Meinungshoheit einsteigen. Dazu hat mir ein Mann, der hier als User “NHL-Opfer” zu meinen Kommentarzeilen gefunden hat, freundlicherweise seinen Fall zur Verfügung gestellt, in dem er an Krebs erkrankte und eine Nagelpilzbehandlung mit Strahlung in den 60er Jahren für diese Krankheit verantwortlich macht.
Das Wichtigste ist erstmals, dass man nie mit 100%Sicherheit sagen kann, dass eine bestimmte Strahlenexposition mit einer bestimmten Krankheit zusammenhängt. Das sind alles immer nur Wahrscheinlichkeiten. Aber man kann eben eine Zusammenhangswahrscheinlichkeit angeben und wenn man sagen kann “Die Bestrahlung war mit 95%-Sicherheit Auslöser für die Krankheit”, dann ist das was ganz Anderes, als wenn man sagen muss “die Bestrahlung hat nur mit 4%-Wahrscheinlichkeit zu der Krankheit geführt”. Offizielle Behörden wollen meist eine bestimmte Wahrscheinlichkeit auf dem Papier sehen und erkennen dann z.B. ab 50% Verursachungswahrscheinlichkeit die Krankheit an, zahlen Entschädigungen, eröffnen Verfahren etc. pp.
In dem Beispielfall ist bei einem Mann ein Non-Hodkin-Lymphom diagnostiziert worden (Details im .pdf). Dies ist eine Art Krebs, die das lymphatische System befällt. Es kann wie alle anderen Krebsarten auch durch ionisierende Strahlung verursacht werden und/oder natürlich auftreten. Da er als Kind in den 60ern eine Nagelpilzbehandlung wahrscheinlich mit einer Strahlenquelle bekommen hat, macht er diese ursächlich dafür verantwortlich und sucht nach Möglichkeiten, dies nachzuweisen. In den Kommentaren (und auch wohl anderen Foren) ist dies aber schnell abgedriftet, weil auch von staatlichen Vertuschungsaktionen und Mordanschlägen geredet worden ist, wodurch sich viele wissenschaftsorientierte Leser hier viel zu schnell an unhaltbare Verschwörungstheorien bis hin zu ins Lächerliche übersteigerte Flachwelt-Zion-Mythen erinnert sehen. Daher fange ich erst mal mit Fakten an, die in dem Fall zu 90% oder mehr wahr und undiskutabel sind:
Dann stelle ich dem gegenüber einige Behauptungen des Patienten, wo ich mit Sicherheit von über 90% sagen kann, dass sie falsch sind:
Alle anderen Vermutungen und Behauptungen liegen irgendwo dazwischen. Ich könnte jetzt Vermutungen anstellen, welche Strahlenquelle eingesetzt worden ist und mit welchen Aktivitäten, aber da ist immer viel Vermutung dabei. Das sind alles keine harten Fakten und kann daher eben nur Anhaltspunkte geben. Ein professioneller Gutachter kann diese Anhaltspunkte bewerten und sagen, wie das mit Strontiumquellen, Chromosomenabberation etc. pp. zu bewerten ist. Aber das kann ich hier per Ferndiagnose im Internet nicht leisten und es erfordert einiges an Arbeit.
Recht schädlich im Umgang mit Behörden und Experten im Internet ist es, zu viele Emotionen in die Bewertung einfließen zu lassen. Ob jetzt ein Beamter mit der “Hand auf den Tisch” geschlagen oder der Ärztin “bei gerötetem Gesicht entsetzt geschüttelt schreiend mit “Nein!!! […]” ein Kronleuchter aufging, mag für den Patienten zwar extrem wichtig sein, aber das will weder Behörde noch Experte wissen. Diese Informationen sind für eine objektive Beurteilung der Situation schädlich.
In diesem speziellen Fall kann halt jetzt von einer Infrarotbestrahlung und natürlicher NHL bis hin zu einer richtigen Verstrahlung mit einer Co60-Quelle alles passiert sein. Mein “Expertenwissen” war also gerade mal dafür gut, ein paar von den Extrempositionen vom Tisch zu nehmen. So wird das leider bei den meisten Fällen sein. Aber vielleicht hilft dieses bisschen ja schon mal einen Schritt weiter.
Als ich mit meiner Strahlenkrankheit, Blut aus der Lunge hustend, auf der Isolierstation gelegen habe, sind mir so manche Gedanken durch den Kopf gegangen, unter denen auch viele der Patienten hier leiden. Angst, Schuldzuweisung und vieles mehr. Psychologische/therapeutische Betreuung, in meinem Fall durch die Psychoonkologie, will hier viel helfen und das kann ich nur wärmstens empfehlen. Im Zweifelsfall erst mal Ruhe bewahren und gesund werden, bevor man irgendwelche Behörden verklagt.
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