Käme jemand auf die Idee Tomaten- oder Karottensaft als ein Mittel gegen Krebs anzupreisen (also ernsthaft)? Oder gegen Bindegewebsschwäche oder Heuschnupfen? Okay, Gemüsesaft ist höchstwahrscheinlich gesund, aber das geht dann doch ein bisschen weit. Aber dem Saft der Mangostane, dem werden diese Eigenschaften zugesprochen, oder sagen wir: es wird suggeriert. Dabei ist die “Königin der Früchte” auch nicht besser als die Tomate oder Karotte.

Die nächste Gesundheitsprodukte-Marketing-Welle rollt über uns hinweg; mit teilweise eigenartigen Mitteln wird versucht Verbraucher die angeblich gesundheitsförderlichen Vorzüge der Mangostane schmackhaft zu machen.

Wir hatten auf diese Praktik hingewiesen, Marc Scheloske hatte sich auf seinem Heimatblog in der Werkstatt den wissenschaftlich-medizinischen Versprechen gewidmet und sie auseinandergepflückt.

Nun weist auch die Verbraucherzentrale darauf hin, dass die Mangostane völlig überschätzt wird:

Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Studien am Menschen, die einen besonderen gesundheitsförderlichen oder gar heilenden Effekt des Mangostane-Saftes belegen würden. Es existieren lediglich einige Untersuchungen an Zellkulturen hinsichtlich Leukämie und antibakterieller Wirkung mit isolierten Mangostane-Xanthonen. Untersuchungen zur Wirkung der angebotenen Produkte gibt es unseres Wissens nicht.

Und um das Früchtchen mal ins rechte Licht zu rücken, zitiert die VZ das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe:

“Mangostane ist keine Wunderpflanze, sondern vergleichbar mit Tomaten, Karotten, etc.”

(Wir nehmen mal an, die Aussage bezieht sich auf Nährstoffgehalt usw. Leider gibt die VZ nicht an, worauf sich die Aussage bezieht. Und auf der Seite des Bundesforschungsinstitutes ist auf die Schnelle auch nichts zu finden. Wir fragen einfach mal nach.)

Demnächst mehr, hier auf !PLAZEBOALARM!

(uh, das haben wir lange nicht mehr gehört …)

Kommentare (16)

  1. #1 sil
    5. Dezember 2008

    Immer die gleiche Masche. Das Zeug muss von weit her kommen und bisher relativ unbekannt gewesen sein.
    Dann wird es auch noch auf dem Weg des MLM vertickt. Das ist die legale Variante des Dummenfangs Pyramidenspiel, ganz übel.

    Aloe Vera, Noni, Apfelessig, Schlankheitsprodukte, die in der TV-Zeitschrift beworben werden …
    Die Liste ist fast endlos.

  2. #2 Martin
    5. Dezember 2008

    Das ist doch das schöne an der Natur: sie hat uns so reich gesegnet! ;-)

  3. #3 sil
    5. Dezember 2008

    Und so wird in Foren typischerweise dafür geworben:
    Link zu Oekotestforum

    Allerdings ist dieses Forum ein heißes Pflaster für Leute, die mit Anekdoten überteuerte Nahrungsmittel verkaufen wollen.

  4. #4 GeMa
    5. Dezember 2008

    Natürlich käme jemand auf die Idee, er bräuchte nur den richtigen Wirkstoff-Formel-Kompositions-Text dazu. Radikalenfänger ist das Zauberwort, das immer zieht.
    Es gibt Leute, die würden wegen (winzigen Spuren von) Lycopin einen Haufen EUR für hochwirksames Tomatenkernöl hinlegen, anstatt in eine Tomate zu beißen, mit der x-fachen Menge drin. Alles nur eine Frage der Präsentation.

  5. #5 knorke
    5. Dezember 2008

    @sil (1)
    Deshalb ist ja gleich nicht alles schlecht. Ich habe eine Aloe Vera Zahnpasta, und die ist definitv 1000000 mal leckerer als jede andere dieser Schmirgelpasten aus der Drogerie, die ich je probiert habe. Ob sie besser wirkt wage ich zu bezweifeln, aber das ist mir auch egal.
    Vom gleichen Hersteller habe ich ein Aloe Vera Gel, dass sich ganz wunderbar eignet, wenn man mal ne Schürfwunde oder sowas hat. Vielleicht bilde ich mir’s auch nur ein, aber in der Regel verheilt sowas damit schneller. So, genug Propaganda ;-).

  6. #6 Tobias
    5. Dezember 2008

    @knorke: Und, hast du eine Mindestabsatzmenge, die du pro Monat kaufen musst?

  7. #7 strappato
    5. Dezember 2008

    Das ist köstlich:

    Erneut wurde Mangostan-Gold, das Elixier der Lebens, von einem Heilpraktiker positiv ausgetestet. Es wurde an einer Patientin mit einem Biofeedbackverfahren (MORA) positiv ausgetestet. Das heißt, dass Mangostan-Gold eine Positive Wirkung auf den Organismus der betreffenden Person hat.
    Der betreffende Heilpraktiker war so überrascht, dass ein Nahrungsergänzungsmittel ein derart positives Messergebnis hervorrufen kann, dass er es promt an sich selbst testen wollte.
    Bleibt festzuhalten: Die Qualität von Mangostan-Gold wird durch objektive Messergebnisse erneut bestätigt.
    Angaben zum Autor ( Angaben als Text-Datei downloaden):
    V. M.
    Yogalehrer und Anti-Aging Consultant

    prcenter.de/Neue-POSITIV-MELDUNG-von-Mangostan-Gold.14216.html

    Da weiss man gar nicht, was man noch sagen soll.

  8. #8 GeMa
    5. Dezember 2008

    @knorke, lecker ist ein Argument.
    Ansonsten erschliesst sich der Sinn von Aloe vera in einer Zahncreme nicht wirklich. Bis auf dem Schriftzug auf der Verpackung. (bitte nicht antworten mit : Heil und Dingsbumseffekten, ich komme aus dem Fach, vielen Dank ;)
    Schürfwunde kann sein – müßte man aber doch sehr genau auf die Spezies der Aloe schauen und vor allem die Gewinnung. Bei Zahncreme nicht so dramatisch, da “wirkt” eh nichts. Sollten Sie das Gel trinken wollen, kann – im Zweifelsfall – ein ordentlicher Durchfall auch mal ganz heilsam sein. Ansonsten gibt es ausreichend Indizien, dass kanzerogene Stoffe in diversen Gelen enthalten sein können. Eine Frage der Gewinnung wie gesagt und der Prüfung. Der MLMler des Vertrauens kann dazu sicher im Einzelfall für den jeweiligen Hersteller dezidiert Auskunft geben ;)

    Geht also insgesamt gänzlich ohne MLM und dann sogar wesentlich preiswerter – also bitte keine Propaganda.

    Thema war : Mangostan essen, weils schmeckt und nicht schaden kann oder Sixpack Mangostan-Gold gegen Krebs, Diphterie und Falten trinken.

  9. #9 Arno Nühm
    6. Dezember 2008

    Autsch … ich glaube ich bekomme Kopfschmerzen!
    Ich geh dann gleich mal eine Runde Handauflegen. ;o)
    Wenn dass mein Schutzengel wüsste … :oD

  10. #10 sil
    6. Dezember 2008

    Strappato:
    Erneut wurde Mangostan-Gold, das Elixier der Lebens, von einem Heilpraktiker positiv ausgetestet. Es wurde an einer Patientin mit einem Biofeedbackverfahren (MORA) positiv ausgetestet.

    Ja, genau!
    Die Dumm, es brennt!

    Interessant, was man auf den Seiten, auf denen die Dinger verkauft werden findet.
    Es handelt sich um ein Verfahren der Ehrfahrungsheilkunde, schulmedizinisch (ich mag das Wort nicht) nicht allgemein anerkannt, die Wirksamkeit ist wissenschaftlich/fachlich umstritten, es fehlen Wirksamkeitsnachweise…

  11. #11 Jane
    6. Dezember 2008

    “Käme jemand auf die Idee Tomaten- oder Karottensaft als ein Mittel gegen Krebs anzupreisen (also ernsthaft)? Oder gegen Bindegewebsschwäche oder Heuschnupfen?”

    Ach, das tut noch keiner? Danke für den Tipp. Ich höre bereits die Kassen klingeln ;)

    Es dürfte kein Problem sein, diese Wirkungen (und noch viele andere) mit einem Biofeedback-Verfahren positiv auszutesten. Alternativ kann auch einfach gependelt werden oder man lässt die Wünschelrute anschlagen.

  12. #12 GeMa
    6. Dezember 2008

    Ja, wirklich erstaunlich – mit Wasser funktioniert es doch auch. Basteln Sie doch einfach Etiketten mit “Vollmond” am PC, ein paar Flyer dazu und rufen Sie irgendeine Dame aus der Lokalredaktion an. Fertig.

  13. #13 Marcus
    6. Dezember 2008

    @sil

    “Die Dumm, es brennt!”
    Das war von den Amis, oder? Zuletzt in den Kommentarschlachten über Bert …

    Das sollten wir eigentlich als Schlachtruf oder Warnruf etablieren und zwar in genau dieser “Übersetzung”. Klingt sehr cool.

  14. #14 sil
    6. Dezember 2008

    @Marcus:

    Nu glor. ;-)

  15. #15 knorke
    10. Dezember 2008

    @Tobias: Nö, kein Mindestabsatz. Aber nur, weil ‘ne Bekannte das Zeug via MLM vertickt. Sonst wär’s mir das nicht Wert.
    @GeMa:
    Immerhin danke für einen Hinweis: Natürlich bin ich off-topic, ich lass mich bloß nicht gern anpampen, dann geht mir nämlich manchmal auch die sachliche Art ab. Also schonmal sorry, ich werde jetzt auch nicht ganz sachlich bleiben: Ob du vom Fach bist ist mir egal – ich hab nicht vor, diese Produkte schönzureden. Das Wörtchen Propaganda habe ich auch nur ironisch gemeint. Im Gegenteil, dass das alles wirkt wie behauptet wird bezweifle ich. Ich werd auch’n Teufel tun, dazu zu raten, das Zeug zu benutzen. Das Gel werde ich auch sicher nicht trinken – danke für den zynischen Hinweis. Ich wollte nur sagen, dass die Zahncreme echt okay ist, und dass ich mir das Laster dann gönne- dafür rauche ich nicht und bin auch beim Saufen sparsam. Also danke für die sachlich formulierten Hinweise, aber die kannst dir für die harten Fälle aufsparen. Such hier einfach mal rum, ‘n paar Esos, Fundis und Kreationisten tragen hier immer mal wieder zu ‘ner Verbalschlacht ihren Teil bei, da sind deine Argumente auf der wissenschaftlichen Seite willkommen, und wichtiger: Nicht vergeudet.

  16. #16 GeMa
    12. Dezember 2008

    @Knorke – ich hab geschrieben : lecker ist ein Argument. Im Grunde fast das wichtigste für Zahncreme ;-).
    Nö ist gut, sorry muß auch nicht, ich kann gut einstecken und reicht ja, wenn Du die Sachen nicht versuchst schönzureden ;-) und nee, da wirkt gar nichts mit Aloe. Es ist simple Zahnpasta und völlig okay, wenn sie Dir schmeckt.