Es hat ein bisschen gedauert, aber am Ende haben sich Biologen dann doch noch zu Wort gemeldet. Ihr erinnert Euch. Im November war der Vortrags-Mitschnitt des Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke aufgetaucht, in dem er auf die angeblich unterschiedlichen Reproduktionsstrategien von Europäern und Afrikanern verwies (um zu begründen, warum Europa Afrikaner draußen lassen sollte).

Verständlicherweise Aufregung und Empörung. Nur von denen, die das mit den r- und K-Strategen am besten hätten erklären können (und die Höcke explizit angesprochen und vereinnahmt hatte), war nichts zu hören. Meinem Frust hatte ich an dieser Stelle Ausdruck verliehen, weil ich finde, dass sich Wissenschaftler in solchen Fällen in die Diskussion einmischen sollten (was natürlich auch nicht jedermanns Sache ist).

Aber wer, wenn nicht die, die es wissen müssen.

Erfreulicherweise fühlte sich durch meinen Blogpost der Neurowissenschaftler Benjamin de Haas spontan bereit, einen erklärenden Text zu Höckes rassistischem Unsinn zu schreiben, der dann auf Spiegel Online verlinkt wurde (“(…) es ist nich einmal wissenschaftlich richtig.”).

Dann blieb es ruhig.

Erst als sich der Staub vollends verzogen hatte, passierte doch noch was. Nur fürchte ich, es hat keiner wirklich mitbekommen, (was in Zeiten des Internets aber vielleicht auch gar nicht so schlimm ist, solange dann beim nächsten Mal jemand darauf verweisen kann oder auffindbar ist, sobald jemand danach sucht; ganz nach der These: Die Info sucht sich ihre Leser).

AG Evolution zu HöckeDurch Zufall stieß ich letzte Woche auf einen Beitrag der AG Evolutionsbiologie, einem Zusammenschluss von Biologen, die das Ziel verfolgen, Evolutionsbiologisches in der Öffentlichkeit verständlich zu erklären und zu verbreiten.

(Einige kenne Sie vielleicht, weil der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera Mitglied ist, der sich einerseits unermüdlich gegen Kreationisten stemmt, andererseits auch mit seiner Kritik an Gender-Forschung für Unmut sorgt (siehe etwa auch zuletzt hier beim Kollegen Joseph Kuhn). AG Evolutionsbiologie mit AK Evolutionsbiologie verwechselt (dank an Joseph Kuhn).

Ein anderes Mitglied der AG ist Andreas Beyer, Professor für Molekulare Biologie an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen/Recklinghausen. Und er erläutert in einem Artikel “Evolution, Kulturen, Fortpflanzung, Björn Höcke und die AfD” auf der Webseite der AG, warum Höckes Ideen von den r- und K-Strategien beim Menschen Quatsch sind.

Im Fazit fasst er es so zusammen:

“Höckes Ideen sind in der Sache unhaltbar, schlichtweg weil sie mit den Tatsachen nichts zu tun haben. Erstaunlich ist, dass Höcke als Gymnasiallehrer etliche dieser Fakten kennen müsste; z.B. der “demographische Übergang” ist Stoff der Mittelstufe. Und wenn er sich in seiner Rede auf die Biologie beruft (“etwas, das jeder Biologe nachvollziehen kann”), so hätte ihn eine simple Nachfrage bei seinen Lehrer-Kollegen aus der Biologie eines Besseren belehrt. Interessant ist, wie Höcke hier Fakten, Halbwahrheiten, verdrehte Tatsachen und Falschaussagen grob vermixt. Dies sowie seine in der Sache völlig ungerechtfertigte Berufung auf die Wissenschaft sind Merkmale pseudowissenschaftlicher Argumentation, wie man sie regelmäßig bei den verschiedensten Gruppen findet, die aus weltanschaulichen Gründen etablierte Wissenschaft ablehnen, also Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Kreationisten, Leugnern des Klimawandels etc.”

Der Text stammt vom 8. Februar 2016, ging also rund zwei Monate nach dem großen Aufruhr online. Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum so etwas erst so spät kommt. Man kann aber auch über jeden Wissenschaftler froh sein, der sich zu Wort meldet, ganz im Sinne Sascha Lobos, der in seinem “Hilferuf an die mindestens durchschnittlich Begabten” verzweifelt schrieb:

“Bitte, mindestens durchschnittlich Begabte, kommt zu uns ins Netz! Diskutiert mit, redet mit, zeigt euch! Lasst uns nicht allein mit den stumpfen Horden. Kommt! Wir halten nicht mehr lange durch im digitalen Stalingrad der Vollidiotie.”

In Momenten wie Höckes Bio-Blödsinn zeigen sich die Nachteile einer in der digitalen Kommunikation hinterherhinkenden Wissenschaft. Wenn Wissenschaftler in aktuellen Fällen von den Medien nicht angesprochen werden (wie es etwa bei Sarrazzins Buchveröffentlichung von “Deutschland schafft sich ab” (2010) teils geschah), liegt es an den Forschern selbst, sich in die Debatte einzuschalten. Am einfachsten geht das  mit einem Blog. Jeder ist froh, wenn kompetente Stimmen einem die Zusammenhänge erklären.

Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz: Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der EugenikDas geht natürlich auch auf die alt hergebrachte Weise, etwa ein Buch. Das dauert dann aber auch bisschen länger: Im Fall des Buchs “Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz: Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik” hat es zum Beispiel gut eineinhalb Jahre gebraucht. Der Optimist sagt dann: “Gut, dass es das gibt und in dieser Ausführlichkeit”. Der Pessimist mault: “Viel zu spät, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden.” Der VBIO (Verband Biologie, Biowissenschaften, Biomedizin) hat 2012 eine Seiten zu Sarrazin auf der Verbandsseite online gestellt (“Sarrazins Missverständnisse“), weist aber auch darauf hin:

“Der VBIO hat sich bereits 2010 entschieden gegen jede politische Instrumentalisierung biologischer Fakten durch Thilo Sarrazin und andere Teilnehmer der medialen Debatte verwahrt.”

(Das passieret dann wahrscheinlich auf Journalistenanfragen. Auf der Webseite zumindest stammen die einzigen Einträge zu Sarrazin aus dem Jahr 2012.)

Ich mag beide Varianten, die schnelle kurze und die langsame ausführliche, und finde beide wichtig. Angesichts der beschleunigten Diskussionen wäre es indes zunehmend wichtiger, wenn Wissenschaftler auch von sich aus an der Diskussion teilnehmen (mit allen Risiken und Nebenwirkungen, die das natürlich wieder mit sich bringt). Ansonsten überlassen sie denen das Feld, die unsere Unwissenheit ausnutzen und immer mehr Menschen mit dumpfen Parolen, Scheinzusammenhängen und Plazebowahrheiten auf ihre Seite ziehen.

Wissenschaftler sind nicht nur Wissenschaftler, sie sind auch Bürger.

(Und das mit den Scheinzusammenhängen und den Plazebowahrheiten oder gar kompletter Ignoranz gegenüber Wissenschaft ist beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der AfD, das gibt’s auch in anderen Parteien, nur fällt es bei der neuen Partei gerade besonders auf. In den Kommentaren werden die entsprechenden Beispiele sicher genannt.)

(Und noch eine letzte Anmerkung: Dass man diese Reaktionen auf Webseiten präsentiert, die ein wenig altbacken aussehen, mag einen gewissen Charme haben, ob es zielführend ist, kann man sicher diskutieren, ist vielleicht aber auch das geringste Problem an der ganzen Thematik. Und überhaupt: So richtig modern sehen die Scienceblogs-Seiten ja auch nicht aus ;-) )

 

Nachtrag 2.6.16: Martin Niggeschmidt, einer der beiden Herausgeber des Buches “Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz (…)”,  weist mich auf ein weiteres Buch hin, dass hier den ein oder anderen interessieren könnte und das 2015 erschien: “Erblichkeit der Intelligenz | Eine Klarstellung aus biologischer Sicht”, auch hier wird nochmal auf Sarrazin, aber auch andere Bezug genommen.

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Artikel zum Thema:

Liebe Biologen, #Höcke wäre Eure Chance gewesen (Nachtrag 28.1.16)

Gastbeitrag: Höckes Bio-Blödsinn

Kopf->Tisch: Die AfD ist eine Klimawandel-Leugner-Partei (Nachtrag: 3.5.16), jetzt auch offiziell

Die AfD und der Klimawandel: “Die Medien werden uns diese Punkte um die Ohren hauen!”

Kommentare (59)

  1. #1 cero
    1. Juni 2016

    Naja, es ist nun einmal deutlich aufwändiger eine Behauptung wissenschaftlich fundiert zu widerlegen, als irgendeinen Mist in die Welt zu setzen.

    Das ist ja das gleiche Problem, das man mit Verschwörungstheorien hat. Ein guter Verschwörungstheoretiker braucht 5 min, um mehr Unsinn in die Welt zu setzen als man in einem Monat widerlegen kann.

    Ständig erzählt irgendwer irgendwelchen Unsinn. Wenn man sich mit all dem beschäftigen würde, würde man nicht mehr zum Arbeiten kommen. Von daher ist es schon sinnvoll nur dann zu reagieren, wenn dieser Unsinn eine gewisse Aufmerksamkeit in den Medien etc. bekommt.

    Dazu kommt: je schneller man Gegenmeinungen verfasst, desto angreifbarer werden diese. Was nutzt es, irgendeinen Text zu verfassen in dem man an zwei Stellen unsauber war und somit gleich zwei neue Behauptungen geschaffen hat.

    Da ist es insgesamt schon besser, wenn man sich eine gewisse Zeit nimmt, um diese Aussagen gründlich zu widerlegen. Genauso viel Aufmerksamkeit wie ein Populist bekommt man als Wissenschaftler sowieso nicht, da man eben nicht so schön einfache Antworten geben kann.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    1. Juni 2016

    Sehe ich anders. Erstens geht es ja nicht um jeden x-beliebigen “Mist”, sondern schon um den der eine gewisse Relevanz/Aufmerksamkeit in einer öffentlichen Debatte hat. Zweitens sollte es ja gerade den Fachleuten möglich sein, Unsinn recht schnell durch gewichtige Argumente zu entkräften/zu entlarven, schließlich ist es ihr Gebiet. Und das klappt ja auch immer wieder, wenn sie zum Beispiel von Journalisten angesprochen werden. Und der Blogpost von Benjamin de Haas zeigt ja, dass man auch in ziemlich kurzer Zeit eine Einordnung/Erwiderung schreiben kann. Ich finde aber, das Wissenschaftler nicht immer warten sollten, bis sie jemand fragt. Dafür haben wir das Internet, sie können ihr Wissen selbst da reinstellen, sodass es jeder sehen, lesen und verlinken kann. Es gibt ja vereinzelte Beispiele (hier bei den Scienceblogs und auch bei den Scilogs). Aber es sind noch wenige. Ich fände es gut, wenn es mehr würden.

  3. #3 Denis
    1. Juni 2016

    Bernd Höcke war es richtig leid, dass seine Aussage so verstanden wurde, wie sie gemeint war.

  4. #4 SkeptikSkeptiker
    1. Juni 2016

    Natürlich sollte dieser Mist von den Wissenschaftlern widerlegt werden, nur : für die Dumpfbacken wird gerade das der Grund sein noch lauter zu schreien, alles Lüge!, die Wissenschaftler gehören doch auch zum Establishment! Wir sind ein-das-DAS Volk!

  5. #5 Alisier
    1. Juni 2016

    Ich finde immer noch, dass es vergleichsweise gut gelaufen ist. Die Aussagen Höckes waren einfach zu dämlich und offensichtlich an ein Publikum gerichtet, das gar nichts wissen will, sondern außer der Bestätigung der eigenen Vorurteile nichts hören oder lesen möchte.
    Eigentlich hätte schon der Verkaufserfolg von Sarrazins erstem Bestseller extrem hellhörig machen müssen, und nicht erst die AfD-Knallchargen.
    Und beteiligen sollten sich an der Diskussion alle die denken können und wollen, privat und öffentlich. Den Dreck kriegen wir sonst nämlich nie aus den Köpfen.
    Es geht hier auch um Diskussionskultur, und um Diskussionstaktik. Und da müssen die, die echte Informationen haben und haben wollen, besser werden, sonst wird es schwierig an die Höckes und Sarrazins dieser Welt, und besonders an die, die ihnen Glauben schenken(wollen), heranzukommen.

  6. #6 Laie
    1. Juni 2016

    Moment mal, wer sagt denn bitte, diese Seite sei altbacken?
    Mit welcher Begründung?

    Sollen etwas links und rechts 20 Werbebanner herumflashen, die Seite langsam machen mit unnötigen nervigen Schnick-Schnack?

    Nein, die Seite ist so gut wie sie ist, da sie nicht mit unnötigen Elementen ablenkt. Nur selten stelle ich für Webseiten ein derart positive Attribute aus, doch hier ist es angebracht!

  7. #7 AfD Wähler
    1. Juni 2016

    Ja, der Björn ist schon ein Wilder, er sorgt aber immer wieder dafür das die AfD in den Medien landet.
    Viele AfD Wähler wissen selbst, das manche Aussagen fragwürdig oder ungeschickt formuliert sind, aber die Alternative wäre es sich auf die etablierten Parteien zu verlassen. Wie schrieb mal ein Kommentator bei der Welt: “Die AfD könnte Katzenbabies schlachten und ich würde diese trotzdem wählen weil die Alternative noch viel schlimmer ist”.

  8. #8 Alisier
    1. Juni 2016

    Ich gehe einen Schritt weiter: die AfD könnte knallhart rassistisch sein und Menschen entwürdigen, und sie würde dennoch gewählt……
    Ich möchte ihre Wähler auch nicht für irgendwas zurückgewinnen: es sind Menschen mit denen wir leben müssen. Hofieren sollten wir sie nicht. Diskutieren geht auch nicht……
    Lasst sie schimpfen und weiterhin Katzen schlachten. Irgendwann hat sich die Masche erledigt.

  9. #9 Marcus Anhäuser
    1. Juni 2016

    Um die Hardcore-Fans gehts bei solchen Sachen ja auch nie. Das ist ähnlich wie bei Verschwörungstheorien, Alternativmedizin usw. Es geht immer um die, die unsicher sind, weil sie es eben nicht genau wissen, für die die Erklärungen aber erstmal plausibel klingen und dadurch Stück für Stück abdriften.

  10. #10 Alisier
    1. Juni 2016

    Schon klar und Zustimmung. Ich möchte aber die Hardcore-Fans auch ganz klar und deutlich in die Schranken gewiesen sehen.

  11. #11 nihil jie
    1. Juni 2016

    Bücher sind auch nie “zu spät”, weil sich eben diese Debatten immer wiederholen. Es wird auch in Zukunft immer wieder solche “Spezialisten” wie Sarrazin und Höcke geben. Diese sterben nun mal nicht so einfach aus. Von daher werden auch Bücher zum Thema ihre Aktualität nicht verlieren.

  12. #12 nihil jie
    1. Juni 2016

    @SkeptikSkeptiker

    Naja… wenn die Meute geschlossen und brüllend “Wir sind das Volk” anzutreffen ist, wird sie nichts dergleichen überzeugen, wie zB. Artikel und Bücher. Eher erreichbar sind solche Menschen wenn man sie persönlich kennt und auch mit ihnen persönliche Gespräche führen kann. Das mache ich auch. Ob das in meinem Bekanntenkreis ist oder meiner Familie ist dabei unerheblich. Aber die Basis für solche Gespräche ist halt eben günstiger. Viele, die solche Aussagen wie sie Herr Sarrazin und Höcke tätigen, haben selbst auch nur wenig Ahnung von Biologie bzw. Genetik. Und aus dem Grund schenken sie solchen Aussagen auch Gehör. Viele dieser Menschen sind noch nicht einmal rassistisch. Aber sie könnten es werden wenn man sie nicht aufklärt. Sie irren sich ideologisch durchs Leben wie auch viele anderen. Sie suchen nach Antworten für Krisen aber auch nach Schuldigen für diese Krisen. Wenn ihnen jemand leicht verdauliche und “quasi logische” Antworten geben und auch vermeidliche Schuldige vorführen kann sind sie glücklich. Und das nutzen solche Hetzer wie Höcke aus.

    Es gibt aber auch die anderen, die sich von nichts beeinflussen lassen. Denen wird man mit keinem Buch und keinem guten Artikel zum Thema bei kommen können. Sie sind ideologisch derart verfestigt, dass es oft kaum möglich ist an deren gesunden Menschenverstand zu appellieren. Denn den hatten sie vor langer Zeit auf ihren neuronalen Dachboden in irgendeiner Kiste, fest verschlossen deponiert und den Schlüssel weggeworfen.

    Also nicht aufgeben. Es würde schon hilfreich sein dass man die, im Geiste eher vernünftigen erreicht, damit sie solchen Rattenfängern nicht auf dem Leim gehen.

    • #13 skeptikskeptiker
      1. Juni 2016

      @nihil
      wie man vielleicht vermuten könnte, komme ich aus dieser “Ecke” – früher genannt das “Tal der Ahnungslosen”, wo gefühlte 70% die Thesen der afd blind unterschreiben würden und weitere 15% die afd für viel zu schlapp halten. Die restlichen “Gutmenschen” werden bestenfalls belächelt, noch… Die KZ´s sind ja leider abgeschafft, wie man ungestraft auf dem PEGIDA-Spaziergang ins Mikrofon brüllen kann. Ich bin ja mal gespannt…

  13. #14 Konrad Rudolph
    Cambridge
    1. Juni 2016

    Idealerweise würde der wissenschaftliche Dienst des Bundestags solche Aussagen auseinandernehmen, denn die werden immerhin dafür bezahlt, dass in der Politik faktenbasiert agiert wird. Leider sind die natürlich auch überarbeitet. Aber genau dies ist auch bei anderen Wissenschaftlern der Fall, und die werden nicht mal dafür bezahlt.

    Zusammengenommen mit „cero“s sehr korrekter Anmerkung über die jeweiligen Schwierigkeiten, pseudowissenschaftlich oder methodisch solide zu argumentieren, ist es nicht erstaunlich, dass es etwas länger dauert, bis jemand eine gute Gegenposition publiziert.

    Am frustrierendsten für mich persönlich ist aber, dass solch eine Publikation sowieso garantiert keinen Erfolg hat: sie wird üblicherweise sowieso nur von Leuten gelesen, die’s eh schon wussten. Blogartikel wie dieser werden eben von AfD-Wählern selten gelesen … und wenn doch, dann mit dem erklärten Ziel, sie als Propaganda der Lügenpresse, äh, -wissenschaft hinzustellen. Es herrscht ein komplettes Machtungleichgewicht: Wenn Leute wie Björn Höcke das Volk belügen dann sind wir leider in einer schlechten Position, das Volk besser zu informieren. Das muss leider das Establishment (Medien und Politik) übernehmen. Von hauptberuflichen Wissenschaftlern darf da aus obengenannten Gründen keinerlei Initiative erwartet werden (Hilfe auf Nachfrage natürlich aber sehr wohl).

    Im englischsprachigen Raum ist die Situation übrigens zumindest teilweise besser, da etablierte Wissenschaftler häufig vielgelesene Gastbeiträge oder Kolumnen in großen Zeitungen schreiben, oder zu bester Sendezeit ins Fernsehen eingeladen werden.

  14. #15 Alisier
    1. Juni 2016

    Ok, sie sind vielleicht nicht rassistisch, aber sie machen rassistische Aussagen. Und das muss man ihnen dann schon klar machen.

  15. #16 nihil jie
    1. Juni 2016

    @Alisier

    Ja eben… das ist das was ich in meinem Vorpost sagte. Es gibt tatsächlich Menschen die nicht mal wissen was eigentlich “rassistisch sein” bedeutet. Sie halten eben manche Aussagen für harmlos. Sie plappern sie einfach nach, wenn man sie davon fälschlicherweise überzeugt hat sie würde einen Sinn ergeben und wären wissenschaftlich fundiert. Sie hinterfragen diese Aussagen auch nicht. Aber eben diese Menschen sind durchaus offener gegenüber Kritik, Richtigstellungen und guten fundierten Argumenten als andere bei denen sich die rassistischen Ressentiments längst verfestigt haben. Und sie lassen nur “Argumente” an sich heran die ihre Weltbilder stützen aber keine mehr die diese Weltbilder ins wanken bringen könnten.

  16. #17 Alisier
    1. Juni 2016

    Gut, das Verhalten ist ja nun leider aus allen Diskussionen bekannt, und davor ist auch niemand so richtig gefeit.
    Wenn aber andere direkt gefährdet werden, ist auch schon mal eine härtere Gangart angesagt, denke ich.

  17. #18 Marcus Anhäuser
    1. Juni 2016

    @Konrad Rudolph mhm, überarbeitet sind wahrscheinlich alle. Trotzdem gibt es ja Beispiele von Wissenschaftlern, die regelmäßig schreiben, Stefan Rahmstoff als Klimawissenschaftler ist da sicher das bekannteste Beispiel. Und es geht ja auch nicht darum jeden Tag die Welt neu zu erklären. Es gibt unter deutschen Wissenschaftlern offenbar nur sehr eingeschränkt das Bedürfnis sich in solche Diskussionen von sich aus einzuschalten, ist vielleicht auch eine Generationenfrage. Vielleicht aber auch eine des Selbstverständnisses. Ich hatte heute noch den Gedanken, dass Wissenschaftler ja eigentlich eine privilegierte Klasse von Bürgern sind, da sie mit Geldern der anderen Bürger Wissen mehren können. Sollten sie sich dann nicht auch berufen fühlen, in den Momenten, in denen in ihrem Wissensgebiet jemand Schindluder treibt, denjenigen in seine Schranken zu weisen? Und eben nicht nur, wenn sie gefragt werden, sondern ganz aus sich alleine heraus?

  18. #19 inga
    1. Juni 2016

    @Alisier + nihil jie: Ich muss zugeben, dass ich allmählich die Geduld verloren habe mit Leuten, die sich rassistisch äußern und dann, sobald man sie darauf hinweist, von der “Rassissmuskeule” sprechen und sich beschweren, “in die rechte Ecke gestellt zu werden”. Sehr oft sind das durchaus intelligente Menschen, denen man ein bisschen Reflektionsvermögen zumuten kann. Aber anstatt sich mal zu hinterfragen, wenn sie immer wieder Gegenwind für ihre Aussagen bekommen, stampfen sie mit dem Fuß auf, fühlen sich unverstanden und wählen trotzig AfD. Ich weiß auch nicht, wie man mit solchen Leuten umgehen soll, aber mich kotzt das inzwischen ganz schön an.

  19. #20 Alisier
    1. Juni 2016

    Gut inga, ankotzen tut es wohl die meisten hier.
    Es wäre schön, wenn wir irgendwas finden könnten, um diese Gruppe so richtig schön auszubremsen.
    Vorschläge sind erwünscht.

  20. #21 Joseph Kuhn
    https://scienceblogs.de/gesundheits-check/
    1. Juni 2016

    @ Marcus:

    “Durch Zufall stieß ich letzte Woche auf einen Beitrag der AG Evolutionsbiologie (…) Einige kenne Sie vielleicht, weil der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera Mitglied ist”

    Kann es sein, dass Du die AG Evolutionsbiologie, in der Andreas Beyer Mitglied ist, und den AK Evolutionsbiologie, in dem Ulrich Kutschera Mitglied ist, verwechselst? Der AK Evolutionsbiologie schweigt nämlich weiterhin zu Höcke und wenn man die ideologischen Sprüche Kutscheras zur Kenntnis nimmt, ahnt man, warum.

    Auf die Reaktion der AG Evolutionsbiologie hatte ich im März hingewiesen, es gab zwischenzeitlich erfreulicherweise noch andere Reaktionen aus der Evolutionsbiologie, z.B. von Prof. Martin Fischer (auch drüben in den Kommentaren verlinkt).

    • #22 Marcus Anhäuser
      1. Juni 2016

      Dass Fischer so reagiert ist gut, aber er tut es in einer Zeitung (auch noch mit Bezahlschranke). Das ist natürlich auch sehr wichtig. Ich fände als Ergänzung aber bloggende Wissenschaftler wichtig, die aktuell reagieren.

    • #23 Marcus Anhäuser
      1. Juni 2016

      Der AK Evolutionsbiologe war Gremium des VBIO, und ist jetzt laut Webseite Kooperationspartner. VBIO hat ja was veröffentlicht, vielleicht meint AK Evo, das reicht. https://www.evolutionsbiologen.de

  21. #24 Marcus Anhäuser
    1. Juni 2016

    Na super, jetzt habe ich die AG mit der AK verwechselt. Danke für den Hinweis. Hans korrigiert.

  22. #25 Marcus Anhäuser
    1. Juni 2016

    Dein Hinweis ist aber in den Kommentaren die Nummer #482 (krass), da bin ich jetzt aber ein bisschen entschuldigt, das ich das nicht mitbekommen hab’, oder?

  23. #26 Ole
    1. Juni 2016

    Ich bin nur auf dem Artikel gegangen um zu wissen was genau falsch an Höckes Aussage ist oder warum sie nicht für Menschen gilt. Wenn in einem solchen Artikel dann nicht steht was genau der Fehler ist ist es kein Wunder dass Leute so etwas sagen können ohne dass jemand mehr erwidern kann als ,Aber das ist falsch weil isso’ Steht das nicht im Artikel? Kann mir das noch wer zusammen fassen? Danke schon mal an die Biologen

    • #27 Marcus Anhäuser
      1. Juni 2016

      Meinst Du jetzt meinen Artikel hier oder den bei den Evolutionsbiologen?

  24. #28 Joseph Kuhn
    1. Juni 2016

    @ Marcus:

    “#482 … entschuldigt”

    Aber immer. Hätte meinen Kommentar selbst fast übersehen ;-)

    @ Ole:

    “Kann mir das noch wer zusammen fassen? Danke schon mal an die Biologen”

    Wie wär’s mit 5 Minuten googeln?

  25. #29 rolak
    1. Juni 2016

    #482 (krass), da bin ich jetzt aber ein bisschen entschuldigt

    3 Anmerkungen, Marcus:
    – von unten wärs aktuell der erste gewesen :‑p
    – Sonderstatus ‘update’
    was ist krass: daß er so spät kommt oder daß es so viele gibt?

    Das mit AG/AK hab ich ohne inneren Widerspruch gelesen…

  26. #30 Marcus Anhäuser
    1. Juni 2016

    @ rolak
    #482

  27. #31 etc pp
    1. Juni 2016

    • #32 Marcus Anhäuser
      2. Juni 2016

      Lol.Immer diese Jungs, die die “Wahrheiten” verkünden, die sonst keiner kennt. Gaga.r-/K-Strategie confidential, da muss man erstmal drauf kommen.

  28. #33 Moreno
    1. Juni 2016

    Björn Höcke im Sept. 2015: “Immer mehr Frauen erzählen mir, daß sie Opfer von Belästigungen werden. Die Angsträume werden gerade für blonde Frauen immer größer. Und das im eigenen Land!”

    Für diese Aussage musste sich Björn Höcke mehrfach rechtfertigen, ihm wurde übelster Rassismus nachgesagt. Seit dem 01.01.2016, wurde Höcke nicht mehr auf dieses Zitat angesprochen.

    Der Politologe Basam Tibi, gibt Höcke mit folgenden Artikel recht.

    “Die Ereignisse von Köln waren nur ein Vorspiel: Viele arabische Migranten bringen ein frauenfeindliches Gesellschaftsbild mit nach Deutschland. Das macht sie kaum integrierbar.”

    https://www.welt.de/debatte/kommentare/article155134929/Junge-Maenner-die-die-Kultur-der-Gewalt-mitbringen.html

  29. #34 xdiz
    1. Juni 2016

    OT: ich möchte mich dem Kommentar #6 (Laie) anschließen: bitte nicht die Seite “aufmotzen”. Sie ist nicht altbacken! So wie sie ist, finde ich sie gut. Diesen ganzen Sch.. mit viel JavaScript, Flash, Blinki-Gifs, von selbst startenden Videos usw vertrage ich nicht!
    Ich bin schon nach 1 Jahr Krautreporter gegangen, weil sie es nicht geschafft haben, die Seite EINFACH zu machen.

  30. #35 Schmidts Katze
    1. Juni 2016

    Ja, 482 Beiträge über 3 Monate allein in Josephs Blog, und was ist das Fazit des gewöhnlichen AfD Wählers?
    “Ja, der Björn ist schon ein Wilder, er sorgt aber immer wieder dafür das die AfD in den Medien landet.
    Viele AfD Wähler wissen selbst, das manche Aussagen fragwürdig oder ungeschickt formuliert sind, aber die Alternative wäre es sich auf die etablierten Parteien zu verlassen.” (#7)
    Mit anderen Worten: Ja, ist Quatsch, das ist uns aber egal.

    Währenddessen wurde die Frau von Storch, die an der Grenze auf Kinder schiessen lassen wollte, als nächste Sau durchs Dorf getrieben, und jetzt der Gauland, der nicht gesagt hat, daß er nicht neben Boateng wohnen wollen würde, sondern nur, daß es Deutsche gäbe, die so dächten, und man weiss von vornherein, daß die Diskussionen darüber genauso versanden.

    Mir geht es so wie Sascha Lobo, der heute im Spon über diese Diskussionen abgekotzt hat:
    https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/politischer-diskurs-gefaehrliches-drehbuch-lobo-kolumne-a-1095257.html

  31. #36 Schmidts Katze
    1. Juni 2016

    Na, Moreno, bist du wieder am Derailen?
    Hier geht’s um Höckes Ausflüge in die Biologie.

  32. #37 Moreno
    2. Juni 2016

    @ Schmidts Katze

    wenn ich ein umstrittenes Zitat von Höcke bringe, bin ich recht nah beim Thema.

    Ich frage Sie mal persönlich. Hatte Höcke mit seiner Aussage über blonde Frauen und den Angsträumen in Deutschland etwa recht?

    Die Huffington Post schriebt:
    “Polizeigewerkschaft: “Sex-Attacken wie in Darmstadt werden sich häufen””
    https://www.huffingtonpost.de/2016/06/01/sexattacken-darmstadt_n_10236104.html

  33. #38 Marcus Anhäuser
    2. Juni 2016

    @ Moreno Du solltest den Artikel nochmal lesen. Es geht nicht um Höcke, sondern um die Antworten der Wissenschaftler und ihre Beteiligung an einer öffentlichen Debatte. Wenn Du dazu was zu sagen hast, bitte gerne.

  34. #39 Anderer Michael
    2. Juni 2016

    Herr Anhäuser,
    wenn dem so ist, warum ist dann die AfD das Thema und ebenso pauschale Rassismusvorwürfe. Moreno, den kann man mögen oder auch nicht. Er hat sachlich geantwortet und argumentiert. Und er wird kritisiert von Ihnen.
    Das ändert nichts daran, dass ich die Aussagen Höckes für falsch halte, nicht nur wissenschaftlich, sondern durchaus auch sehr bedenklich im Sinne unserer gesellschaftlichen Kultur. Die kritische Aufmerksamkeit, die man gemeinhin der AfD zuteil werden lässt, will ich nicht ablehnen. eine deutliche Einseitigkeit mag ich wohl konstatieren.
    Zum Thema . Wenn man jeden Blödsinn sich entgegenstellt, hat man viel zu tun. Die richtige Wahl zu treffen, wann man den Fehdehandschuh aufnimmt, ist nicht leicht. Der biologische Inhalt war nicht schwer, den habe selbst ich in wenigen Minuten begriffen. Es wäre sich besser gewesen, es hätte sehr schnell eine kurze und knappe Gegendarstellung von offizieller biologischer Seite stattgefunden(gibt es eine solche überhaupt). Nur das Thema ist nicht so schwer und Herr Kuhn hat Ole ganz richtig geraten, mal 5min zu googeln.
    Ich bekomme langsam den Eindruck, wenn ein Biologen nicht sofort aufschreit, macht er sich des Staatsverrates verdächtig. Irgendwie sollte man auch mal auf demTeppich bleiben.

    • #40 inga
      2. Juni 2016

      Moreno argumentiert nicht sachlich, sondern betreibt derailing. Nehmen wir gerne das Beispiel mit Höckes Zitat zu “Angsträumen” für “blonde Frauen”. Als Mitdiskutant bleibt mir z.B. nun die Möglichkeit, mich auf das Derailing einzulassen und Themen zu diskutieren, die Moreno gesetzt hat oder die Behauptung stehen zu lassen und damit ihm und möglichen unbedarften Lesern den Eindruck zu vermitteln, da sei was dran. Das ist nicht nur schlechter Stil, sondern ganz bewusstes Mittel, eigene Themen zu setzen und dadurch Deutungshoheit in einem Kommentarstrang zu erhalten. Denn niemand bestreitet natürlich, dass sexuelle Übergriffe wirksam unterbunden werden müssen. Perfide ist die Betonung der Haarfarbe der nach Höcke besonders gefährdeten Frauen, als ob schwarzhaarige oder rothaarige nicht gefährdet werden (puh, Glück gehabt!). Damit baut Moreno – genau wie Höcke – selbstverständlich ganz bewusst einen “wir blonden Deutsche müssen unsere Frauen vor arabischen Männern beschützen”-Popanz auf. Gleichzeitig werden diese Übergriffe als quasi kulturimmanent bei arabischen/afrikanischen Männern dargestellt (wo nicht gleich genetisch begründet, denn seit Sarrazin ist ja auch das hoffähig geworden), so, als seien “wir blonden Deutsche” dem völlig ausgeliefert und könnten da als Gesellschaft auch nicht erfolgreich einwirken. Beides sind rassistische Rhetoriken.
      Dies nur, um zu erklären, was Derailing ist. Auf weitere Versuche dieser Art von Seiten des Moreno werde ich nicht eingehen.

  35. #41 Moreno
    3. Juni 2016

    @ Marcus Anähuser

    wenn Sie einen Blog-Artikel über die Ansichten von Höcke, Sarrazin und die späten Antworten von Biologen machen, so sollte es doch legitim sein, auch Ansichten von besagten Personen in die Diskussion einzubringen.

    Sie verlinken unterhalb des Artikels – mit ausdrücklichen Bezug auf ihren Artikel – ja auch Blogbeiträge wie “AfD und Klimaleugnung”, die mit den Antworten der Biologen auch nicht wirklich viel zu tun haben. Cherrypicking?

  36. #42 Orci
    3. Juni 2016

    Nicht wirklich, weil der ganze Kram ja nicht hier diskutiert wird. Um Klimawandel etc. geht’s in den entsprechenden Beiträgen.

  37. #43 Marcus Anhäuser
    3. Juni 2016

    @ Moreno Du bist hier auf einer Blogplattform für Wissenschaft, in dem Artikel gehts um Reaktionen der Wissenschaft(ler), der AfD-Artikel dreht sich um Wissenschaft.

  38. #44 Spritkopf
    3. Juni 2016

    @Moreno

    so sollte es doch legitim sein, auch Ansichten von besagten Personen in die Diskussion einzubringen.

    Aber gerne doch.

  39. #45 Dr. Webbaer
    3. Juni 2016

    Herr Höcke hat mit der von ihm zitierten Reproduktionsstrategie, sogenannte K- und r-Strategien meinend, irgendetwas Gelesenes wiedergegeben und zwar auf blödsinnige (vs. ‘rassistische’) Art und Weise.
    Herr Sarrazin hat ein Problem mit der biologistischen Argumentation sogenannte Intelligenz meinend. [1]
    Ansonsten ist nicht viel los, es muss nicht “verschweint” werden.
    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Es wäre deutlich cooler hier rein kulturalistisch zu argumentieren.

  40. #46 Dr. Webbaer
    4. Juni 2016

    “Erblichkeit der Intelligenz | Eine Klarstellung aus biologischer Sicht” (Niggeschmidt, Fischbach)

    N. und F. sprechen statt von Erblichkeit von einem ‘genotypischen Varianzanteil’, der das Selbe meint, und üblicherweise bei 50 % bis 80 % angesetzt wird; die sogenannte Intelligenz ist zu einem beträchtlichen Anteil erblich.

    Andererseits bringt es nicht viel, wie es Sarrazin tut, die stattfindende antiselektive ungesteuerte Massenimmigration derart i.p. sogenannte Intelligenz zu bearbeiten, es genügt für die Zwecke der Kritik eine kulturalistische Sicht.

    MFG
    Dr. Webbaer

  41. #47 Spritkopf
    4. Juni 2016

    Herr Höcke hat mit der von ihm zitierten Reproduktionsstrategie, sogenannte K- und r-Strategien meinend, irgendetwas Gelesenes wiedergegeben und zwar auf blödsinnige (vs. ‘rassistische’) Art und Weise.

    Mal wieder das übliche schönrednerische Geblubber vom Braunbären. Nein, Höcke ist gar kein Rassist, er hat einfach nur falsch gelesen und (der Lieblingsspruch) “es muss nicht verschweint werden”.

    Nee, die Verschweinung betreibt Höcke schon sehr gut selbst. Und indem Sie die ziemlich offensichtliche Intention seiner in genügender Zahl vorliegenden Meinungsäußerungen entweder überhaupt nicht kapieren oder bewusst falsch verstehen, betreiben Sie entweder Selbstvertrottelung oder Selbstverschweinung.

  42. #48 Dr. Webbaer
    4. Juni 2016

    @ Spritkopf :

    Dem national denkenden Herrn Höcke wäre jedenfalls Rassismus nachzuweisen, finden Sie nicht?

    Die nackte Behauptung geht nur insofern, wie die Sprache bekanntlich -Terry Pratchett folgend- nur deshalb erfunden worden ist, weil der Affe auf dem einen Baum dem Affen auf dem anderen mitteilen wollte, dass er ihn nicht gut findet.

    Außer-affig wird hier auf den dbzgl. Nachweis gewartet; klar, wenn ‘Rassismus’ begrifflich nur als Beleidigung oder Herabsetzung verwendet werden soll, Sie scheinen so unterwegs zu sein, geht auch dies, bleibt aber dann als affig einzuordnen, zumindest für einige.


    ‘Rassismus’ ist sehr problematisch, der Schreiber dieser Zeilen spricht sich für die sinnhafte Verwendung dieses Begriffs aus, versucht ihn von Nebenbedeutungen frei zu halten & arbeitet mit dieser Definition:

    Racism is usually defined as views, practices and actions reflecting the belief that humanity is divided into distinct biological groups called races and that members of a certain race share certain attributes which make that group as a whole less desirable, more desirable, inferior or superior.

    MFG + schönes Wochenende,
    Dr. Webbaer

  43. #49 Spritkopf
    4. Juni 2016

    @Webbär

    Dem national denkenden Herrn Höcke wäre jedenfalls Rassismus nachzuweisen, finden Sie nicht?

    Sind Sie eigentlich noch ganz bei Trost? Höckes Äußerung WAR rassistisch, und dies ist Ihnen in einem anderen Thread auch schon detailliert auseinandergesetzt worden. Er hat Afrikanern eine genetisch andere Disposition unterstellt, und das nicht im Rahmen einer fachlichen Diskussion, sondern als pseudowissenschaftliche Verbrämung einer politischen Aussage, die Ängste der Art “die überrennen uns!” wecken soll.

    Das im Kontext auch seiner sonstigen Äußerungen nicht als rassistisch zu bewerten, sondern so, als habe er einfach nur (und vollkommen wertfrei) die Lehrmeinung falsch verstanden, dafür muss man schon ein ziemlich merkbefreiter Depp sein. Oder jemand, der Höckes rassistisches Weltbild mehr oder weniger teilt.

  44. #50 Dr. Webbaer
    4. Juni 2016

    @ Spritkopf :

    Oder jemand, der konkret mit Begrifflichkeit und Sprache zu hantieren gewohnt ist, diese Möglichkeit hatten Sie vergessen…
    Sie bleiben beleg-fähig.

    MFG
    Dr. Webbaer

  45. #51 Earonn
    6. Juni 2016

    Es ist schön, dass eine Reaktion erfolgte, aber eigentlich sollte doch in jeder Talkshow und jeder Tageszeitung ein entsprechender “Gast aus der Wissenschaft” oder Erläuterung zum Artikel vorhanden sein.

    Oder der Moderator in einer Talkshow entsprechende Leute im Hintergrund haben, die Fakten checken. Analog zu den QI-Elfen (den Faktencheckern im Hintergrund des Wissens-Quiz “QI”, die auch während der laufenden Sendung Infos bestätigen oder als falsch outen).

    Zumal der deutsche Michel doch ohnehin so weißkittelgläubig ist, das kann man ja auch mal positiv nutzen. ;)

    Und klar, der arme Herr Höcke (und Gauland etc.) wird immer nur schmählich missverstanden oder drückt sich ein klein wenig unglücklich aus.
    Komischerweise immer mit Rechtstendenz. Nie haben diese Jungs Versprecher, die nach links driften.
    Klar. Total der dolle Zufall. /sarcasm off

  46. #52 kalo
    Berlin
    9. Juni 2016

    Noch ein guter Text, der aber klarmacht, daß die Intelligenzforschung es Leuten wie Sarrazin leicht macht: “Hirntod einer Idee: Die Erblichkeit der Intelligenz” von Manfred Velden. (Ähnliche Themenlage wie bei Knebel/Marquardt im o. g. “Mythos”.)

  47. #53 Ishmael
    10. Juni 2016

    Gibt es irgendwo schon eine Biologenantwort auf Schäubles “Inzucht”-Aussage?

  48. […] solange vertagt wurde, dass diverse Wissenschaftler, bzw. wissenschaftliche Organisationen – die ja allgemein in laufenden Debatten eher später ihre Kommentare abgeben können – die Gelegenheit hatten, ihre Expertise kund zu tun. Solche Worte wurden aber offensichtlich […]

  49. #55 Genhorst
    Genland
    28. August 2016

    Irgendwie tut ihr mir schon leid. Ihr seid doch selber moderne “Kreationisten”, die sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, weil sie mal wieder den Mainstream-Zeitgeist bestätigten. Die Diskussion über r/K beim Menschen kann man leider nicht so einfach wegwischen, wie ihr das tut. Man muss auch die andere Seite betrachten, alles andere IST unredlich. Und ja, wieso darf Schäuble irgendwas von “Inzucht” labern? Wo ist eure “Gegendarstellung”, ihr ach so selbstständig denkenden Biologen? Naja, ich verstehe es ja, es hat nicht jeder das Zeug zum Helden. Lest einfach mal was Ingo Bading da ausgegraben hat:

    https://studgendeutsch.blogspot.de/2016/05/bjorn-hocke-und-r-k-strategien-er.html

    Aber ja klar. Gregory Cochran, Volkmar Weiss, Rushton, Murray, Knussmann, Gregory Clark, Schwidetzky, Darwin selbst (lol), Lynn… alles Unsinn natürlich, was die so gefunden haben und natürlich darf man sich darüber keine Gedanken machen und schon gar keine Schlüsse ziehen :)))))))))

    Es ist ja auch nicht so, dass Mileutheorien die Sache viel besser machen. Es ändert nichts an der Realität wie sie JETZT ist.

    Kriegt das in euren Kopf.

  50. #56 Bullet
    14. September 2016

    Ich hab im Namen des Vorposters nur “Horst” gelesen. Gugg isch in Kommentar: alles klar. “Horst” paßt.

  51. […] sich mehr in solche Diskussionen einschalten sollten,finden sich bei mir auf dem Blog hier, hier und […]

  52. #58 Deinocheirus
    19. Dezember 2017

    Sehr geehrter Herr Anhäuser,

    so wie Sie, Zitat, “durch Zufall auf einen Beitrag der AG Evolutionsbiologie” gestoßen sind, bin ich es gerade auf Ihren. Ihren Absatz danach haben Sie aufgrund eines Hinweises von Joseph Kuhn komplett gestrichen; das hätten Sie aber gar nicht tun brauchen: die Streichung von “ist” zugunsten von “war” hätte nämlich ausgereicht. Schauen Sie z.B. mal in das Vorwort des Buches “Kreationismus in Deutschland”, Herausgegeben von Ulrich Kutschera, in dem er schreibt: “Der vorliegende Sammelband (…) ist die erste Monographie, die von Mitgliedern der 2002 gegründeten Arbeitsgemeinschaft (AG) Evolutionsbiologie im Vdbiol verfasst wurde.” Erster Vorsitzender der AG Evolutionsbiologie damals (=2007): besagter Ulrich Kutschera. Und zu den Mitgliedern (und Mitbeitragenden in dem Sammelband) zählte ein gewisser Andreas Beyer.
    Schauen Sie mal beim scienceblogs-Kollegen Kuhn vorbei, da habe ich das vor ein paar Monaten auch schon angemerkt. Das Ergebnis: wutentbrannte Ablenkungsversuche einer AGE-Sockenpuppe und gemeinsames Insistieren darauf, dass ich ein Kreationist sein müsse…
    Warum es so wichtig ist, dass man Kutschera heute nur noch mit einem “AK” Evolutionsbiologie in Verbindung bringen soll, aber nicht mit der “AG” Evolutionsbiologie, brauche ich wohl kaum zu erklären. Es ist nämlich – leider – nicht nur ein Herr Höcke, der sich die Welt gerne so macht, wie sie ihm gefällt – solche Typen gibt es auch woanders.

  53. #59 elhongo
    18. April 2018

    #46: schwieriges Thema. Kurz gesagt bedeutet “Erblichkeit” nicht das, was allgemein darunter verstanden wird. (ähnlich wie der Begriff “Theorie”). Ein 100% umweltdeterminiertes Merkmal kann gleichzeitig 100% “heritable” sein. ZB wird bei Krokodilen das Geschlecht des Individuums erst in der Embryonalentwicklung durch die Umgebungstemperatur festgelegt; natürlich ist das *Merkmal* völlig erblich, aber daraus lässt sich eben *nicht* auf einen genetischen Determinismus in der Merkmalsausprägung schließen.

    Die Bandbreite von “50-80%” zeigt auch, dass da methodologisch einiges im Argen liegt.

    Generell würde ich die aktuellste Auflage von Goulds “Mismeasure of Man” empfehlen, wo der unberechtigte Rückschluss auf hypothetische Kausalitäten auf Basis statistischer Korrelate methodologisch auseinandergenommen wird.

    Auch zu erwähnen wäre stets, dass selbst eine präzise %angabe stets unwissenschaftlich wäre, es sei denn sie ist deutlich als mathematisches Artefakt erkennbar. Gen-Umwelt-Interaktion *kann* nicht additiv sein, sondern verhält sich wie das Kreuzprodukt zweier Vektoren. Es als % auszudrücken ist, als ob man Kreuzmultiplikation zweier Vektoren mit der Addition zweier Skalare verwechseln würde. Das Dilemma ist schwer zu lösen, aber evtl wäre eine Darstellung der Faktorenbandbreite (1 Gen vs hochpolygenetisch / 1 Umweltfaktor vs viele) machbar. Das würde sehr viel mehr und Sinnvolleres aussagen.

    Der Hintergrund liegt darin, dass die IQ-Theorie aus der biometrischen Schule der Vererbungsforschung stammt – die 2. Generation der “Darwinisten”, die von Fisher und den “Genetikern” (die damals die die Gegner der “Darwinisten” waren) Mitte/Ende der 1910er widerlegt wurden. Die sich damals als Wissenschaft etablierende Psychologie suchte nach “namhaften Wissenschaftlern” und alles Weitere folgte daraus.

    Ändert nichts dran, dass das zugrundelegende Vererbungsmodell (“blending inheritance”) einfach falsch ist. Ein extrem komplexes und an komplexe biologische Strukturen gebundenes Merkmal wie “Intelligenz” (wie auch immer definiert) kann nicht aus einem einfachen mendelschen Erbgang eines oder einer kleinen Handvoll Gene entstehen.

    Im Fall des IQ (und nicht “Intelligenz”, bei der eine robuste Definition weiterhin aussteht) kann ich als Betroffener evtl mit meinem subjektiven Eindruck beisteuern.
    * “Intelligenz” ist ein Produkt des ZNS, und das ist natürlich erst mal ein Produkt genetischer Faktoren. Ist aber in seiner endgültigen Ausformung, die die Intelligenzleistung erbringt, auch genauso stark Umweltprodukt. Kein IQ-Test testet “natürliche” Intelligenz; dazu müsste man schon einen Menschen nackt in einem ungewohnten Umfeld aussetzen und schauen, wie lange die Person braucht, bis sie einen tödlichen Unfall/Begegnung mit lokaler Flora oder Fauna hat. Oder so etwas in der Art.
    * Relevant bei IQ-Tests ist hauptsächlich die Zeit. Mein Eindruck ist, dass die Dinger so konzipiert werden, dass eine IQ-100-Person sie nicht in der vorgegebenen Zeit fehlerfrei schaffen *kann*. Ich habe die Dinger eigentlich immer unvorbereitet mit wenigen (vorwiegend Flüchtigkeits-)Fehlern geschafft, und habe noch Zeit übrig gehabt. Es ist ein komplexer Speedtest.
    * Insofern machen die Dinger auch Sinn. Testet einfach mal euren IQ in ausgeruhtem Zustand, und bei Feierabend wenn ihr am Vorabend gefeiert habt.
    * Was die genetischen Faktoren angeht, sind mittlerweile mindestens 4 Dutzend Loci bekannt (und die Zahl ist schon paar Jahre alt), deren Allele signifikant mit IQ-Test-Performance korrelieren. Wobei “signifikant” auch nur bedeutet, dass die “wichtigsten” “Intelligenz-Gene” jeweils vielleicht so 1% der IQ-Test-Performance vorhersagen können.

    Mir scheint das alles am besten so zusammenzugehen, dass die genetischen Korrelate des IQ einfach irgendwelche grundlegenden Neurophys-Gene sind, die die neuronale Architektur beeinflussen. Als so Dinge wie durchschnittliche Dicke der Myelinschicht, Refraktärzeit von irgendwelchen Synapsentypen, Durchschnittsabstand zwischen Axonen etc.

    Wenn dem so wäre, wäre das genetische “Intelligenzideal” ein Haplotyp, bei dem die Allele dieser Dutzenden von Genen optimal zusammenwirken. Das bedeutet aber ziemlich sicher, dass einige Loci *nicht* das isoliert betrachtet “intelligenzoptimierte” Allel trügen (globales Optimum erfordert lokale Nonmaaxima oder sogar Minima).
    Und dann würde das, was Sarrazin und Konsorten vorschwebt, ziemlich übel in die Hose gehen; stattdessen wäre das eugenisch “beste” Vorgehen, wenn (in Unkenntnis der genetischen Details) Menschen mit niedrigem und hohem IQ Kinder miteinander zeugen, aber *nicht* die eine oder die andere Gruppe untereinander. Der Fehler des Sarrazinismus ist, nur ein phänotypisches Extrem als pathologisch anzusehen; genetisch betrachtet ist das andere Extrem *genauso* pathologisch; es wird scheitern, außer in einer Umwelt, die auf seine Bedürfnisse zurechtgeschnitten ist.

    Evolutionsbiologisch betrachtet wäre also der zwingende erste Schritt zur nachhaltigen Erhöhung des IQ unserer Spezies, wenn sich Sarrazin, die AfD, und ähnlich Gesinnte schnellstmöglich emissionsarm kompostieren würden. Jede andere Herangehensweise produziert *nur* Opfer – die einen werden ermordet, die anderen werden zu Mördern gemacht, und die dritten werden irre dabei, sich den ganzen Mist mit ihrem überzüchteten Intellekt anschauen zu müssen.