Normalerweise wird Deutschland ja als hochtechnisiertes Land angesehen, mit unter den führenden Nationen der Welt. Meistens mag das auch stimmen – in einigen Fällen überflügeln uns andere Länder aber gewaltig.

Aktuelles Beispiel: Korea.*

Wie einem Bericht im Spiegel zu entnehmen ist, hängt Deutschland insbesondere im Bereich Bandbreite hinterher. Hierzulande zählen wohl 12 Megabit pro Sekunde (MBit/s) – das sind ca. 1.5 Megabyte in der Sekunde oder 90 Megabyte pro Minute – zum Durchschnitt. Das entspricht in etwa einer etwas schwächelnden DSL16000-Verbindung. Angesichts des schlechten Netzausbaus insbesondere in ländlichen Gegenden halte ich diesen Durchschnittswert sogar eher noch für zu hoch, aber gut; lassen wir ihn gelten.

Wenn man nun aber denkt, mit 90 Megabyte pro Minute wäre man gut dabei, so irrt man. Zumindest, wenn dieser Wert mit Korea verglichen wird: dort beträgt die durchschnittliche Bandbreite gewaltige 100 MBit/s. Das entspricht ungefähr 750 Megabyte – in der Minute! Oder anders ausgedrückt: damit könnte man 75 durchschnittliche Youtube-Videos in der Minute herunterladen (dass Videos von Youtube aufgrund der großen Zugriffszahlen nur langsamer heruntergeladen werden können, sei mal eben ignoriert). Das sind Geschwindigkeiten, die hier erhältliche Router erst so langsam überhaupt unterstützen (insbesondere im WLAN-Bereich).

Wer denkt, das sei deprimierend genug, sollte sich nicht die Zukunftsaussichten anschauen. Aktuelle Schätzungen gehen wohl davon aus, dass in Deutschland bis 2015 immerhin stolze 46 MBit/s erreicht werden (die unterschwellig eingefügte Ironie muss sich der Leser hier selber vorstellen). Korea ist da ein wenig weiter: bis 2012 soll es ein ganzes Gigabit sein – in der Sekunde. Das ist eine Geschwindigkeit, von der ich nicht einmal in guten Nächten zu träumen wage!

Ob die Zahlen nun alle so korrekt sind, kann ich nicht beurteilen; möglich halte ich es schon. Der Spiegel führt als Grund hierfür die große Technikaffinität der Koreaner an – etwas, das ich aufgrund eigener Erfahrungen im Land der Morgenstille durchaus bestätigen kann. Koreaner sind unheimlich aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien. Selbst alte Damen nutzen dort wie selbstverständlich Handys und stellen in ihren (meist uralten) Gästehäusern teilweise kostenlos ein schnelles Internet auf modernen Computern zur Verfügung. Und wenn man auf dem Gipfel von Koreas höchstem Berg von einem uralter Koreaner mit einer modernen Kamera fotografiert wird und er dann das Foto einem ganz selbstverständlich per E-Mail zuschicken möchte, da fühlt man sich schon wie in einem fremden Land (also…noch fremder, als Korea ohnehin ist) und denkt sich, dass so mancher Deutsche sich daran ein Beispiel nehmen könnte – vor allem auch Mitglieder aus der älteren Generation.


*Für alle politisch Korrekten: ich rede hier natürlich von der Republik Korea, gemeinhin als Südkorea bezeichnet.

Kommentare (21)

  1. #1 KommentarAbo
    Juni 8, 2011

  2. #2 Chris
    Juni 8, 2011

    Morgen,
    in der demokratischen Volksrepublik* Nordkorea haperts ja nicht nur an Bandbreite.

    100Mbit/s wären schon was nettes…
    Warum sind wir diesbezüglich eigentlich so weit hinten dran? Technikfeindlichkeit?

    *Da staunt man wie so ne Demokratie auch aussehen kann. O__o

  3. #3 Marcus Frenkel
    Juni 8, 2011

    Im Vergleich zu vielen anderen Ländern sind wir ja noch ziemlich weit vorne. Dass wir in Bezug auf Korea (und ich würde vermuten auch Japan und vlt. sogar den USA) hinterherhinken, liegt meiner Meinung nach daran, dass es in Deutschland zum einen wenig politisches Engagement in Sachen Breitbandausbau gibt und das zum anderen die Telekom jahrelang das Monopol hatte (und teilweise ja immer noch hat) und damit recht wenig Konkurrenzdruck herrscht, der einen Ausbau nötig macht.

    Und die Technikfeindlichkeit der Deutschen tut wohl ihr übriges, ja. 😉

  4. #4 Grundumsatz
    Juni 8, 2011

    dort beträgt die durchschnittliche Bandbreite gewaltige 100 MBit/s. Das entspricht ungefähr 750 Megabyte – in der Minute!

    Selbst wenn 3 Familienmitglieder gleichzeitig unterschiedliche HD-Filme über das Internet streamen, wäre die Leitung nicht ausgelastet. Wer braucht sowas also? Bzw. was zur Hölle machen die Koreaner mit soviel Bandbreite?

  5. #5 Logiker
    Juni 8, 2011

    Aja, wie einem Artikel des “Spiegel” zu entnehmen sei…..

    Damit hat sich dieser Beitrag erledigt als Scharlatanerei…….Spiegel…. schlimmer als die “BILD” inzwischen…..

  6. #6 Marcus Frenkel
    Juni 8, 2011

    @Logiker
    Würden Sie Ihre Abneigung den Spiegel vielleicht auch noch etwas erläutern? Mich interessieren Meinungen zu den verschiedenen deutschen Medien, die uns dankenswerterweise tagtäglich mit unglaublich wichtigen Informationen versorgen…

  7. #7 Dr. Webbaer
    Juni 8, 2011

    @Frenkel
    Süd Korea ist bekannt für seine Online Games-Ligen, die Internetaffinität mit der bekannt hohen Bandbreite mag damit zusammenhängen.

    Der SPIEGEL oder SPOn ist aus verschiedenen Gründen als meinungsbildendes Medium von Interesse, u.a. wg. seiner Besitzverhältnisse und seiner “im Zweifel” linken Ausrichtung.

    Allerdings ist es dann im Einzelfall oft schwer den Grund einer dortigen journalistischen Minderleistung herauszufinden, klar, Antiamerikanismus wird dort geübt und mit der Marktwirtschaft hat man’s nicht so, aber man hat es gerade bei dieser Mitarbeiterbesitzergruppe mit einem undurchschaubaren Wust zu tun – getrieben von Meinungshengsterei und gemeinem wirtschaftlichen Interesse (nichts Verwerfliches daran).

    Der Unterschied oder anders formuliert “Warum viele eher bei Bloggern Nachrichten konsumieren” ist der, dass einerseits die Blogger oft fachlich besser sind und andererseits die Blogger in ihrer Aufstellung einsehbarer sind. – Sehr wichtig aus Konsumentensicht!

    HTH
    Dr. Webbaer

  8. #8 Marcus Frenkel
    Juni 8, 2011

    Mit der Meinung kann ich mitgehen – Blogger sind in der Tat oft fachlich versierter. Spiegel und Spiegel Online aber mit der BILD zu vergleichen halte ich für höchst bedenklich, da die BILD mit praktisch nichts vergleichbar ist. Wenn schon der Spiegel als minderwertig angesehen wird – welches Nachrichtenmagazin dürfte dann überhaupt noch gelesen werden?

    Und irgendeins muss man ja auch als Blogger lesen, um an einen Teil der Informationen heranzukommen, und wenn es dpa u.ä. ist.

  9. #9 Dr. Webbaer
    Juni 8, 2011

    Von “Minderwertigkeit” [1] war nicht die Rede, und selbst die Agenturen (Reuters und so) sind “biased”, lol, nö!, die Findung der richtigen Sicht auf die Nachrichtenlage ist ein immerwährender und nie endender Kampf.

    KA, was der Logiker genau wollte, aber ihm hat da wohl was beim SPIEGEL oder SPOn aufgestoßen und er verallgemeinert.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] BILD und SPIEGEL unterscheiden sich nicht sonderlich, auch die BILD kann mal etwas Gutes raushauen, die Zielgruppen sind andere – die SZ bemüht sich bspw. um das Bildungsbürgertum, auch stark biased, BILD eher für die Doofen, Wb und so, wenn überhaupt…

  10. #10 Randifan
    Juni 9, 2011

    Welchen Nutzen haben diese gigantischen Datenströme? Wie groß ist der Anteil der nützlichen Informatione?

  11. #11 Marcus Frenkel
    Juni 9, 2011

    Gegenfrage: wie definieren Sie nützlich?

  12. #12 Grundumsatz
    Juni 9, 2011

    Wenn schon der Spiegel als minderwertig angesehen wird – welches Nachrichtenmagazin dürfte dann überhaupt noch gelesen werden?

    Na ja, Spon ist imho schon grenzwertig. Gerade bei IT-Zeugs. Bei wichtigen Themen würde ich behufs der Einholung einer zweiten Meinung schon auch woanders gucken. (Bzw. auf jeden Fall wenn Matthias Kremp oder Frank Patalong die Autoren sind.)

  13. #13 REALM
    Juni 10, 2011

    @Grundumsatz

    Was machen die Deutschen mit soviel PS in ihren Autos?

    Von 100MBits/Sek kann ich in A nur träumen, wir brauchen aber die PS starken Autos aus D, damit wir 130hkm fahren können, wegen der Steigungen.

  14. #14 Dr. Webbaer
    Juni 10, 2011

    Welchen Nutzen haben diese gigantischen Datenströme? Wie groß ist der Anteil der nützlichen Informatione?

    Stellen Sie’S sich so vor, dass der Allgemeinnutzen /Information immer mehr abnimmt, dass es aber ein Bedürfnis nach Ausbau dieses Nutzen gibt, das nie gänzlich zu stillen ist.

    Der Traffic/Person kann so fast gegen unendlich gehen.

    MFG
    Dr. Webbaer

  15. #15 Jules
    Juni 10, 2011

    Nicht zu vergessen Finnland, wo es seit letztem Jahr ein “Recht auf Breitband” gibt und jeder Haushalt, selbst in entlegenen Gebieten, mindestens 1 Mbit/s zur Verfügung haben soll. Ab 2015 sollen es dann 100 Mbit/s sein.
    Zum Nutzen einer großen Bandbreite: Wer weiß denn, was es in ein paar Jahren alles für tolle Anwendungen geben wird? Zumal es ja Potenzial auch in Richtung Telearbeit gibt oder solche Späße wie Online-Wahlen – meist ist ja auch erst eine verfügbare hohe Bandbreite Katalysator für solche Innovationen.
    Wobei natürlich auch immer zählt, was letztlich beim Nutzer ankommt, und das dürfte in der Regel darunter liegen.

  16. #16 junia
    Juni 11, 2011

    vielleicht ist Deutschland tatsächlich auf dem absteigenden Ast. Wir hinken laut Pisastudie bildungsmäßig hinter anderen Ländern her. Wir haben einen Mangel an hochqualifizierten Fachkräften, die durch Menschen aus Entwicklungsländern wie Indien und demnächst auch Korea behoben wird. Unsere Schulen sind saumäßig, die Lehrer teilweise sehr schlecht (eigene Erfahrung mit meiner jüngsten Tochter), das Bildungssystem katastrophal. Keine Ahnung, wohin das führen wird.

  17. #17 Marcus Frenkel
    Juni 11, 2011

    @junia
    Durchaus richtig; ich würde aber vermuten, dass sich die Situation in Deutschland damit nicht sonderlich von der vor einigen Jahrzehnten unterscheidet.
    Der Unterschied zu damals ist allerdings, dass andere Länder in der Welt – z.B. eben Korea – gewaltig aufholen.
    Die Zukunft dürfte in jedem Fall spannend werden.

  18. #18 Klaus Krebs
    Juni 15, 2011

    Naja Geschwindidigkeit ist ja nicht alles, es kommt ja auch darauf an, was man rauf und runterlädt. Und was man dann damit macht. Wenn die zu 90 % Spielfilme anschauen, dann werden sie nicht so viel intelligenter als wenn die Deutschen sich vor den Fernseher setzen. Gibt es eine Untersuchung, wozu die Südkoreaner das Internet bevorzugt benutzen?

  19. #19 Marcus Frenkel
    Juni 15, 2011

    Ich weiß leider nicht, wozu sie es bevorzugt nutzen. Ich weiß nur, dass in Südkorea Online-Spiele sehr beliebt sind und dass das Land auch ein sehr großes Problem mit Internetsucht hat.

  20. #20 Michi
    Juni 15, 2011

    Passt ziemlich gut zu den Zahlen die ich aus anderen Quelle (link hab ich leider auf die schnelle leider nicht gefunden) kenne.
    Japan int afaik das einzige Land, dass damit konkurrieren kann.
    Wo aber auch Japan nicht mit Korea konkurrieren kann ist der Preis pro Mbit/s.

  21. #21 Marcus Frenkel
    Juni 16, 2011

    Nicht einmal Japan kann mit den Geschwindigkeiten in Korea konkurrieren, siehe hier. 😉