Als kleine Überbrückung bis zum nächsten Post (ist schon in Arbeit, dauert nur immer ein wenig) dieses Video hier. Es hat zwar nicht wirklich etwas mit Informatik zu tun (wobei man natürlich einige parallelen ziehen kann), ich finde es aber trotzdem interessant. Viel Spaß damit!

Übrigens, die restlichen Videos im Kanal des Video-Autors sind auch sehr zu empfehlen.

Kommentare (14)

  1. #1 rolak
    Februar 7, 2012

    Na ja, auch wenn sie nicht in einem von uns selbst zusammengelöteten Rechner stattfindet, bleibt es dennoch Informationsverarbeitung. Selbst bei unserem noch so lückenhaften Verständnis der beteiligten Prozesse.

    Das beste ist imho allerdings die verdötschte Lampe 🙂

  2. #2 hein
    Februar 7, 2012

    Der Flash-Lag Effekt ist ein schönes Beispiel für gute PR in der Forschung. Mir fallen auf Anhieb sechs verschiedene Erklärungen für den FLE ein, die in der aktuellen Literatur diskutiert werden. Viele unterschiedliche Erklärungen sind ein Zeichen, dass man tatsächlich keine Ahnung hat wie etwas funktioniert. Aber dennoch schaffen es einzelne Autoren immer wieder, den FLE in Nature oder Science unterzubringen. In jedem dieser Artikel wird die aktuelle Forschung komplett ignoriert und die Auswirkungen der eigenen Theorie für die Alltagswahrnehmung stark übertrieben.
    Die Hauptaussage des Videos, dass wir ca. 80 ms in der Vergangenheit leben, ist aber trotzdem Stand der Dinge in der aktuellen Forschung. Und der menschliche Umgang mit diesem “Echtzeitproblem” ist wiederum für Informatiker oder Ingenieure interessant, die Geräte bauen, die mit einer sich verändernden Umwelt interagieren…

  3. #3 Dr. Webbaer
    Februar 8, 2012

    Nennen wir den auch optisch sehr präsenten Autor mal beim Namen:
    Jake Chudnow – https://www.youtube.com/user/vsauce

    MFG
    Dr. Webbaer

  4. #4 Dr. Webbaer
    Februar 8, 2012

    BTW: Hier – https://en.wikipedia.org/wiki/Reaction_time – ist man i.p. Reaktionszeit noch etwas pessimistischer…

  5. #5 hein
    Februar 8, 2012

    Im oben verlinkten Beispiel geht es nicht um Reaktionen auf die Umwelt, sondern erst einmal um die Wahrnehmung der Umwelt. Die 80 ms Zeitverzögerung, die im Flash-Lag Effekt gemessen werden können, bezeichnen die Zeit, die vom Erscheinen eines Reizes bis zum bewussten Sehen des Reizes vergeht.

  6. #6 Dr. Webbaer
    Februar 8, 2012

    Die 80 ms Zeitverzögerung, die im Flash-Lag Effekt gemessen werden können, bezeichnen die Zeit, die vom Erscheinen eines Reizes bis zum bewussten Sehen des Reizes vergeht.

    Sie meinen die Nervenleitgeschwindigkeit, die recht hoch ist; hier gilt es fein zwischen dieser und der Signalverarbeitung zu unterscheiden – wobei man die man die Wahrnehmung der Umwelt durch ein Erkenntnissubjekt erst durch die Betrachtung der Reaktion desselben auf die Umwelt zuverlässig messen kann. – Vielleicht war Dr. W hier unpräzise, vielleicht auch Herr Chudnow.

    MFG
    Dr. Webbaer

    PS: Witzig natürlich schon, dass Menschen (vs. Bären) dementsprechend in der Vergangenheit zu leben scheinen – wenn man nicht das gesamte physische Konstrukt betrachten möchte, was Dr. W aber anrät.

  7. #7 rolak
    Februar 8, 2012

    Er meint nicht, sondern sagt zurecht das von Dir Zitierte. Video nicht gesehen/verstanden? Würde einiges erklären…
    Reaktionszeit ist immer länger, da sich zu der Zeit bis zum bewußten Wahrnehmen noch die Zeit bis zur ausgeführten Aktion addiert (Reflexe ausgenommen).

  8. #8 Dr. Webbaer
    Februar 8, 2012

    @rolak (slw. ugs. für ‘Rollkragenpullover’)
    Die angegebene Zeit für die Nervenleitgeschwindigkeit deckt sich “nicht ganz” mit der ansonsten bekannten und auch die Experimente können sich nur auf die Signalverarbeitungszeit (inkl. vergangene Zeit für die Nervenleitung) beziehen.

    MFG
    Dr. Webbaer (der schon gerne auf die übliche Anredeform, für Sie: 3. Person Plural, insistieren würde)

  9. #9 Hein
    Februar 8, 2012

    Im Prinzip stimmt es, dass man Wahrnehmung erst durch eine Reaktion messen kann. Die 80 ms im Flash-Lag Effekt kommen aber etwas anders zustande. Wenn man den Flash dort einblendet, wo der Ring in 80 ms sein wird, dann wird der Flash zentriert im Ring wahrgenommen. Die Reaktion wird hier gemessen, indem der Betrachter gefrag wird, wo der Flash war. Die Antwort kann mit beinahe beliebiger Verzögerung gegeben werden.

  10. #10 Dr. Webbaer
    Februar 8, 2012

    @Hein
    Mal ganz ehrlich: Der Webbaer hat’s nicht verstanden – haben Sie es verstanden? Woher kommen die 80ms , wenn Auge und Gehirn zusammenarbeiten, wo genau ist die “Latency”? Gelangt ein blinkendes Signal auf anderem Wege ins Gehirn oder verarbeitet das Gehirn dieses anders?

  11. #11 Hein
    Februar 9, 2012

    Frage 1 (woher kommen die 80 ms):
    80 ms ist der zeitliche Abstand, den der Flash zu früh gezeigt werden muss, um mittig im Ring wahrgenommen zu werden. Eagleman hat verschiedene Experimente durchgeführt, die alle gemeinsam haben, dass die Wahrnehmung eines Ereignisses, von den folgenden 80 ms beeinflusst wird. Die Schlussfolgerung von Eagleman lautet in etwa, dass das menschliche Gehirn über einen Zeitram von 80 ms Daten sammelt und erst danach, in einer Rückschau ein konsistentes Bild daraus erzeugt. Es gibt jedoch auch viele andere Stimmen, die das für Blödsinn halten.
    Frage 2 (wo genau ist die Latency):
    Bei Eagleman ist die Latency das Zeitfenster, über das visuelle Informationen integriert werden, bevor eine weitere Verarbeitung stattfindet.
    Frage 3 (gelangt ein blinkendes Signal auf einem anderen Weg ins Gehirn):
    Jedes visuelle Signal wird im Gehirn auf zwei unterschiedlichen Bahnen verarbeitet. Es gibt eine schnelle Bahn, die unter Anderem Ortsinformationen verarbeitet (wo ist etwas?) und eine langsame Bahn, die Oberflächentexturen verarbeitet (was ist dort?). Die schnelle Bahn ist ca. 80 ms schneller als die langsame Bahn. (Die 80 ms kommen hier aus Einzellableitungen oder EEG Messungen.) Das Gehirn weiß also erst wo etwas blinkt, bevor es 80 ms später dem Ort auch ein Objekt zuordnen kann. Und tatsächlich gibt es auch eine Theorie zum FLE, die den Effekt nur aus Laufzeitdifferenzen zwischen einem dauerhaft vorhandenen Objekt und einen neuen Objekt erklärt. Wie weit wir in der Vergangenheit leben, ist nach dieser anderen Theorie völlig unklar.

  12. #12 Dr. Webbaer
    Februar 9, 2012

    @Hein
    Upps, machen Sie mal ein Vid!, MFG + danke, Dr. Webbaer

  13. #13 Dr. Webbaer
    Februar 9, 2012

    Heißt natürlich auch nicht ‘Jake Chudnow’, sondern Michael Stevens und macht wohl in Wissenschaftskommunikation…

  14. #14 Hein
    Februar 15, 2012

    Mir ist grade noch ein Anwendugnsfall des FLE eingefallen, den ich den Lesern nicht vorenthalten möchte: Der gleiche Mechanismus, der den Punkt neben dem Kreis erscheinen lässt, obwohl er zentral im Kreis gezeigt wurde, könnte auch dafür sorgen, dass ein Linienrichter im Fußball einen Spieler im Abseits sieht, obwohl er auf gleicher Höhe war:
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16608766
    Und tatsächlich schult die FIFA mittlerweile ihre Top Schieds- und Linienrichter zu dieser optischen Täuschung.