Und schon hat man das Gefühl am Ende geht es weniger um den passenden Spender als um das perfekte Baby.
(Auch wenn 23andMe (eine Kombination) bestimmte(r) Eigenschaften mit der beschriebenen Methode nicht garantieren kann, und dies auch nicht behauptet, geht es schon darum, die Chancen für die “richtigen” Merkmale zu erhöhen.)
Vielleicht bin ich schon zu alt für so was, aber das hat schon was gruseliges.
Ich habe 23andMe am Montag, 30. September, ein Liste mit Fragen geschickt, Antworten habe ich bisher noch keine bekommen (heute, 3 Oktober, bekam ich eine kurze Mail mit einem Hinweis auf einen Blogeintrag vom 1.Oktober). Unter anderem wollte ich gerne wissen, warum die Firma nirgendwo bekannt gibt, dass sie dieses Patent erhalten hat. Im Mai 2012 sah das noch anders aus. Damals verkündete die Firma auf ihrem Blog:
Announcing 23andMe’s First Patent
(…) We want to make discoveries that will impact your life and the lives of everyone on the planet. We do not want our discoveries to just be an academic pursuit — we want to meaningfully improve lives.
Our patent, “Polymorphisms Associated With Parkinson’s Disease” is expected to issue on Tuesday, May 29, 2012. (…)
Obwohl das aktuelle Patent bereits am 24. September erteilt wurde, gibt das darüber offenbar keine Artikel in anderen Medien (siehe Nachtrag unten). Ich selbst bin nur durch Zufall darauf gestoßen: In einem Beitrag für die Oktoberausgabe des Fachmagazin Genetics in Medicine kommentiert ein Team um die Bioethikerin Sigrid Sterckx von der Universität Ghent das Patent (Stercks et al.: “I prefer a child with …”: designer babies, another controversial patent in the arena of direct-to-consumer genomics”). Unter anderem schreiben sie: “(…) es ist klar, dass die Selektion von Kindern in der Art und Weise wie 23andMe patentieren ließ, ethisch ungeheuer umstritten ist.” Und weiter:
“The use of preimplantation genetic diagnosis to avoid implantation of embryos bearing serious genetic abnormalities is by now becoming commonplace, but a computerized process for selecting gamete donors to achieve a baby with a “phenotype of interest” that the prospective parent “desires in his/her hypothetical offspring,” as 23andMe puts it, seems to have much broader implications, for this process also entails the selection of traits that are not disease related.”
Problematisch finden sie z.B. auch die Verwendung der genetischen Daten ihrer Kunden:
“(…) do the consumers who have also allowed 23andMe to use their genotypic data for the research conducted by the company agree with the use of their information for the purpose of developing a method for gamete donor selection? Public trust is central to the continuing success of human genetics research in general and biobank-based research in particular. We urge maximal transparency by all engaged in human genetics research.”
Den Text des Patent kann man hier auf freepatentsonline.com lesen. Dort gibt es auch einen Link zum pdf des Patents mit den Abbildungen wie der obigen.
Eines darf man natürlich nicht vergessen: Ein Patent sagt erstmal noch nichts darüber aus, ob die Firma einen solchen Service anbieten kann oder wird. Patente werden immer wieder auch nur angemeldet, um sich die Rechte an einer Idee zu sichern, um anderen zuvor zu kommen, auch wenn die Technologie noch gar nicht zur Verfügung steht. Patente werden auch beantragt, um zu verhindern, dass eine Technologie überhaupt auf den Markt kommt. So beantragten der Biologe Stuart Newman und dem Soziologe Jeremy Rifkin 1997 ein Patent , bei der es um eine Anwendung im Zusammenhang mit Mensch/Tier-Chimären ging. Keiner der beiden, so schreiben es Sterckx und ihre Kollegen in ihrem Fachartikel, hätten die Absicht gehabt jemals solche Wesen zu erschaffen. “Das Ziel sei es gewesen, “einen juristischen Präzedenzfall zu schaffen, der andere davon abhalten würde, Profit aus einer solchen oder ähnlichen ‘Erfindung’ zu schlagen.”
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