Auf Bannerwerbung für Diäten klicke ich natürlich nur aus rein professionellen Gründen. Aber das eigentlich auch schon lange nicht mehr, weil es mich langweilt. Ich meine: Diäten. Hallo. Wer glaubt noch an sowas. Das folgende Beispiel hat mich dann aber doch überrascht. Aber nicht aus dem Grund, den der geneigte Leser jetzt vermutet.
Wahrscheinlich ist nicht nur mir in den letzten Wochen eine Online-Werbung aufgefallen, bei der es um das Thema “Abnehmen” geht. Das Werbebanner sieht so aus wie unten im Bild zu sehen. Animiert ist es: die Frau wird dicker und dann wieder dünner. Durch den handgeschriebenen Charakter fällt einem das Ding schnell ins Auge:
Wer das Bild anklickt, gelangt auf eine Seite (nö, ich verlinke nicht), unkonventionell mit Cartoonfiguren bestückt, dazu viel Text und eine animierte Cartoonfigur, die einen freundlich über die Lautsprecher des Computers anspricht.
Das ist alles nett gemacht. Man ist gleich per Du. Die üblichen Probleme beim Bewältigen der überfüssigen Pfunde werden angesprochen. Schließlich der Verweis auf die nächste Seite, die einem die kleinen, dreckigen Geheimnisse der Diätindustrie verraten:
In diesem Stil geht es weiter, immer nett, freundlich, per Du, verständnisvoll, kumpelhaft. So klickt man sich durch die insgesamt sechs langen Seiten (plus zwei, wenn man noch nicht überzeugt ist), kann zwischendurch noch seine E-Mail-Adresse loswerden, um ein kostenloses E-Book über Fitness herunter zu laden (das mache ich natürlich nicht). Es gibt die unvermeidlichen Vorher-Nachher-Bilder (erst dick, dann dünn usw.):
Wenn ich es richtig verstehe, handelt es sich bei den beiden auf den Fotos um die Autoren (die Ähnlichkeit zu den Cartoonfiguren ist unverkennbar). (Sind vorher/nachher-Vergleiche eigentlich statthaft?)
Am Ende gibt es natürlich noch das unvermeidliche Angebot, denn darum geht es ja schließlich:
Da ich bis dahin schon so viel gelesen (besser: überflogen) und geklickt hatte, habe ich mir auch gleich mal die AGBs durchgelesen. Denn im “Kleingedruckten” findet sich ja wie so oft die eigentliche Wahrheit. Die Rückversicherung des Verkäufers oder Produzenten, für den Fall, dass jemand unerwarteter Weise nicht zufrieden ist mit dem Produkt. Sich verschaukelt fühlt, weil nicht das eingetreten ist, was die Werbung, das “Großgedruckte” versprochen hatte. Für diesen unwahrscheinlichen Fall, kann es dann auf die AGB verweisen mit dem Satz: “Aber da haben wir Sie doch drauf hingewiesen. Haben Sie das denn nicht gelesen. Das tust uns leid.”
In der AGB zum Fettverbrennungsofen fanden sich dann erstaunliche Sätze, die im Grunde all das Gequatsche und Diät-Gebrabbel ad absurdum führen und es jedem ersparen, sich das Angebot nach Hause schicken zu lassen (ich will niemanden davon abhalten, wir sind alle erwachsen).
Laut AGB geht es gar nicht darum abzunehmen wie man vielleicht nach so viel Webseiten und Erklärungen, Vorher-Nachhers und Geheimnislüfterei vermuten könnte (oder Leute dazu zu bringen erneut Geld für eine weitere “tolle” Diät zu verjubeln). Das einzige große Ziel ist:
Glaubst Du nicht? Kann ja gar nicht sein? Hältst Du für eine ironische Betrachtung meinerseits?
Doch, glaubs mir. StehtStand da. Wirklich. Sieh selbst (ein Screenshot aus der AGB, rote Umrandung von mir):
Lieber Kristof Lindner (der Mann der das vertreibt). Danke für die Offenheit. Auch wenn ich finde, dass es eine eigenartige Form der Unterhaltung ist.
Das hätte man auch kürzer haben können.
Update 2.1.2010:
Kristof Lindner hat den Unterhaltungspassus aus der AGB genommen (siehe Kommentar von Konrad). Da ist ihm wohl der Spaß vergangen. Aber es ist ja hier dokumentiert, was seine ursprüngliche Absicht mit dem Programm war. Wie heißt es so schön: Das Internet vergisst nichts.
Nachtrag 28.1.10:
Leser Peter Sommer weist nochmal auf die Garantiebedingungen des Fettverbrennungsofens hin. Kann man unten in den Kommentaren nachlesen.
Nachtrag 9.2.10:
Der Vertreiber Kristof Lindner meldet sich in den Kommentaren zu Wort und erklärt, dass der Unterhaltungspassus versehentlich in die AGBs gerutscht ist.
Nachtrag 10.2.10:
Mitvertreiber Sven Platte meldet sich ebenfalls zu Wort.
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