Neues von Hademar Bankhofer: Der immer noch beliebte Gesundheitsjournalist wurde zwar durchs Fernsehen bekannt, Kärrnerarbeit in Sachen Gesundheitstipps leistet er aber seit Jahren schon in Zeitungen und Magazinen. Sein Format ist die Kolumne, mit Bild versteht sich. Er nutzt das Format sowohl für journalistische, Produkt unabhängige Artikel, als auch für offensichtliche Werbung. Manchmal ist aber nicht klar, um was es sich handelt: PR oder Journalismus, neutraler Gesundheitstipp oder verdeckte Werbung?
Ich habe mir seine Kolumne in der Programmzeitschrift rtv angesehen. Sie hat laut Verlag rund 14 MiIlionen Leser, und ist in der Republik eine der am weitesten verbreiteten Zeitschriften überhaupt (sie liegt Tageszeitungen bei, in anderen Regionen findet sich die Programmzeitschrift Prisma).
Wie es Bankhofer in seinen rtv-Artikeln schafft, den Lesern Produkte von Klosterfrau (what else?) zu empfehlen, ohne auch nur einen Produktnamen zu nennen (und Bankhofers, Klosterfraus und rtvs Reaktionen auf meine Vorwürfe), das kann man heute in der Süddeutschen Zeitung nachlesen (hier online).
Die Melissen-Masche
In seinen Empfehlungen gelingt es Bankhofer immer wieder genau die Attribute eines Produktes zu erwähnen, die es auf dem Markt der Gesundheitsprodukte einzigartig macht. Das kann zum Beispiel ein eingetragener Markenname sein, (wie Klostermelisse oder Königs-Artischocke). Das kann aber auch eine einzigartige Kombination von Wirkstoffen sein oder eine besondere Darreichungsform (z.B. Chrono-Depot-Tablettenform). Genau diese Begriffe findet man übrigens auch in Anzeigen des Herstellers.
Wer jetzt in den aktuellen Heften der rtv nach Bankhofer sucht, der wird nichts finden. Die Kolumne erscheint nicht mehr seit dem letzten Sommer, als Bankhofer unter Schleichwerbeverdacht geriet (u.a. für Klosterfrau) (ausgelöst durch Stationäre Aufnahme und boocompany, mit erhellenden Artikel von Knüwer, Niggemeier und Antes in der SZ (zur schlechten wissenschaftlichen Basis der Bankhofer-Tipps)). Im rtv-Archiv sind aber noch die Artikel bis zum Januar 2007 verfügbar. Allerdings ist das Heraussuchen etwas mühsam. Glaubts mir, ich weiß wovon ich spreche ;-). 100 Programmhefte in diesem Flash-Format durchzublättern auf der Suche nach Kolumnenartikeln und Klosterfrau-Anzeigen, das ist wahrlich kein Spaß.
Übrigens: Mir ist dieses Muster mit den Alleinstellungsmerkmalen eines Produktes schon einmal untergekommen. Damals ging es um die PR eines Aachener Ernährungsvereins. Verantwortlich für die PR des Vereins war damals ein Herr, den Bankhofer gut kennt. Ob da ein Zusammenhang besteht, kann ich nicht sagen.
Ein weiterer Vorwurf an Bankhofer ist die mangelnde wissenschaftliche Basis vieler seiner Empfehlungen (siehe zum Beispiel den Antes-Artikel). Das trifft auch auf Empfehlungen in der rtv-Kolumne zu. Was ich dazu recherchiert habe, kann man in einem zweiten Artikel auf sueddeutsche.de nachlesen. Titel: “Aussagefreier Quatsch“.
Korrekturen: In den ersten der beiden SZ-Artikel hat sich übrigens beim Redigieren der Fehlerteufel eingeschlichen. Dort taucht der Name einer Klosterfrau-Tochterfirma auf. Die heißt natürlich nicht “Assella Med”, sondern “Cassella-med”.
Im zweiten Artikel entsteht der Eindruck Prof. Mühlbauer hätte sich zwei Studien zum Thema “Klosterfrau Melissengeist gegen Sommergrippe” angesehen. Er hat sich tatsächlich zwei Studien angesehen. Aber zu unterschiedlichen Produkten und Indikationen. Die Zitate beziehen sich wie im Artikel beschrieben auf die “Klosterfrau Melissengeist gegen Sommergrippe”-Studie. Die zweite Studie (Allergin gegen Heuschnupfen), war aber auch nicht besser (analog zur Einschätzung Wilm).
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