Mehrmals hatte der Gesundheitsjournalist Hademar Bankhofer in den letzten Jahren mit dem Vorwurf der Schleichwerbung zu kämpfen. Jetzt rügt erstmals die ZAK einen Sender aufgrund von Schleichwerbung in einer Bankhofer-Sendung.
Lange haben wir nichts mehr vom österreichischen Gesundheitsjournalisten Hademar Bankhofer gehört.
Wir erinnern uns daran und daran und daran und daran.
Im TV war er in Deutschland seit Dezember 2009 im Spartenkanal Bibel TV mit der knapp halbstündigen Sendung “Der gesunde Weg” auf wechselnden Programmplätzen zu sehen. Neben Interviews mit Geistlichen in Klöstern präsentierte Bankhofer die von ihm bekannten Heilkräutertipps. In Interviews mit “Experten” wurden Gesundheitsprodukte und -anwendungen vorgestellt; ein von Bankhofer neben seinen Kolumnen in Zeitschriften häufig verwendetes Format, etwa in der Sendung “Spektrum Gesundheit“. Die Interviews in “Der gesunde Weg” sind eine Zweitverwertung der Sendung “Einfach Bankhofer” auf dem österreichischen Privatsender Austria 9 TV. Auf der Online-Seite der Sendung kann man sich vergangene Interviews anschauen.
Für zwei Sendungen, die in der Bankhofer-Sendung “Der gesunde Weg” auf Bibel TV erschienen, wird dem Sender nun Schleichwerbung von der zuständigen “Kommission für Zulassung und Aufsicht” (ZAK) vorgeworfen.
In der Pressemitteilung hieß es dazu gestern:
“In zwei Ausgaben der Sendung „Der gesunde Weg” vom September 2010 hatte der Sender gegen das Schleichwerbeverbot verstoßen. In dem Gesundheitsmagazin kamen u.a. Experten zu Wort, die über den Nutzen von bestimmten Produkten bzw. Wirkstoffen sprachen, von deren Verkauf sie wirtschaftlich profitieren. Die Zuschauer wurden über diese Zusammenhänge im Unklaren gelassen. Die Produkte waren jeweils mehrfach und deutlich erkennbar im Bild zu sehen.”
In einem der beanstandeten Sendungen interviewt Bankhofer einen Dr. Dr. Franz Starflinger zu sogenannter Kolostrum-Milch. Bankhofer stellt ihn als international anerkannten Experten zum Thema vor. Während des Interviews wird ein Produkt namens “LacVital” mehrmals genannt. Eine Flasche “LacVital” steht auf dem Tisch und wird eingeblendet.
Es wird über die Vorzüge von Kolostrum gesprochen. Was Bankhofer nicht erzählt: Dr. Dr. Starflinger ist Geschäftsführer des LacVital Herstellers CPI Colostrum Productions, wie man der Webseite der Firma entnehmen kann.
In der gleichen Sendung die unter anderem am 20. September 2010 lief, führt Bankhofer noch ein weiteres Gespräch. Diesmal ging es um die Vorzüge einer bestimmten Art von Wärmekabinen. Diesmal werden nur die Vorzüge der Infrarotkabinen der Firma Physiotherm vorgestellt.
Der Name des Herstellers wird genannt, und in kurzen Einspielern werden die Kabinen gezeigt. Es werden die Vorzüge der Physiotherm-Infrarotkabinen vorgestellt.
Eine entscheidende Info unterschlägt Journalist Bankhofer: Er selbst wirbt für die physiotherm-Infrarotkabinen. Es gibt eine eigene Hademar-Bankhofer Sonderedition, die Bankhofer-Special Edition (Modelle Bankhofer I und Bankhofer II deluxe.)
Laut dem christlichen Medienmagazin PRO kann der Geschäftsführer von Bibel TV Henning Röhl die Vorwürfe nicht nachvollziehen:
“Die beanstandeten Beiträge wurden von einem österreichischen Fernsehsender übernommen. Die zuständige Produzentin und Herr Prof. Bankhofer haben uns ausdrücklich versichert, dass für die Sendung ‘Der gesunde Weg’ keine Zuwendungen, Gefälligkeiten und Vorteile entgegengenommen wurden.”
Er verweist auch auf den Fall des ARD-Morgenmagazins, den im Juli 2008 ein Video des Blogs Stationäre Aufnahme ausgelöst hatte. Damals hatte der WDR die Zusammenarbeit mit Bankhofer beendet, weil der Journalist einen Beratervertrag mit der Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH in Köln zugeben musste.
Der Vorwurf der Schleichwerbung hatte sich laut ARD nicht bestätigt, man wollte aber die Zusammenarbeit nicht weiter führen, weil Bankhofer den Beratervertrag hatte.
Bibel TV will mit Bankhofer weiter arbeiten. Gegen den Vorwurf werde man nicht klagen, dass würde “die Mittel eines so kleinen Senders überfordern, so Röhl gegenüber PRO.
Es wird sich nun zeigen, ob Bibel TV die Sendung weiterhin ausstrahlt. Die Landesmedienanstalt Schleswig-Holstein wird die Sendung weiter beobachten. Sollte sie weitere Fälle von Schleichwerbung finden, droht dem Sender ein Bußgeld.
Auf Bibel TV gibt es auch eine weitere Bankhofer-Sendung: “Gottes Apotheke“. Vor Publikum präsentiert Bankhofer unverfängliche Tipps aus der Naturmedizin im “Kleinen Kursaal”.
In Bad Füssing gibt es auch das Internationale Bankhofer Zentrum, das Seminare für Medizinjournalisten anbietet. Diese sollen zur “Verbesserung der Qualität medizinischer Berichterstattung in den Medien beitragen”.
Nachtrag:
Abgesehen von den von der ZAK beanstandeten Interviews gibt es weitere Beispiele, in denen Bankhofer oder die Interviewpartner ein besondere Nähe zum jeweils vorgestellten Produkt haben. in keinem Fall erfahren die Zuschauer von diesen Verbindungen.
Beispiel 1: In mindestens zwei Ausgaben von “Der gesunde Weg” stellt er das Abnehmpulver Almased vor.
Bankhofer kennt das Produkt gut: Auf der Almased-Webseite hat Bankhofer eine eigene Seite, auf der Videotipps und einen Auszug aus einem seiner Bücher beschreibt, in dem er Almased vorstellt.
Beispiel 2: Gleich in mehreren Interviews befragt Bankhofer eine Frau Mag. Anita Frauwallner zum Thema Probiotika. In einem der Interviews wird die Webadresse https://www.darmgesundheit.at eingeblendet. Bankhofer stellt Frauwallner als Präsidentin der „Österreichischen Gesellschaft für probiotische Medizin” vor. Was er nicht mitteilt: Frau Frauwallner ist auch die Geschäftsführerin der Firma Allergosan, die die Probiotik-Produktreihe Omnibiotic verkauft.
Die Webseite www.darmgesundheit.at gehört laut Impressum Frauwallners Firma Allergosan. Geworben wird auf dieser Seite für die Omnibiotic-Produktreihe.
Nachtrag 5.2.:
Der österreichische Medienrechtler Hans Peter Lehofer verweist in seinem Blog e-comm auf eine interessante Note:
Ich weise hier nur ergänzend darauf hin, dass “Prof. Hademar Bankhofer c/o TV-Gesundheitsexperte” (sic!) Mitglied des Österreichischen Werberats ist; er sitzt im Entscheidungsgremium, das auf der Website des Werberats als “das Herzstück des Vereins” bezeichnet wird. Weiters heißt es auf der Website: “Selbstregulierung ist immer nur so gut, wie ihr Beurteilungs-Gremium”. Na dann!
Der Präsident des Werberates wird bezüglich der Schleichwerbevorwürfe bei derStandard.at wie folgt zitiert:
Straberger hat mit Bankhofer über wiederkehrende Schleichwerbereien “noch nicht geredet”.
Kommentare (14)