… eines freien Journalisten). Wenn es schon nur die Ankündigung einer Produktvorstellung – die letztlich nur auf Gerüchten basiert – bis in die Deutschlandfunk Morgennachrichten schafft, dann scheint im besten Fall wirklich etwas Wichtiges zu passieren. Im schlechtesten zeigt es lediglich, das Apple das beste Marketing der Welt hat. (Ich meine, kribbelt es bei jemandem, wenn Samsung oder HP ein neues Produkt vorstellt?) Im Idealfall verändert es das Leben von vielen freien Journalisten zum Besseren (kann man sich nur wünschen).
Ich muss gestehen, ich bin auch ein wenig gespannt, was heute Abend vorgestellt wird. Aber das ist jedes Jahr so, wenn Apple neue Produkte präsentiert und ich arbeite auf Macs seit fast zehn Jahren (und ich will jetzt gar nicht erklären, warum das so ist.)
Dieses Mal scheint die Aufregung um Steve Jobs’ Keynote noch ein ganzes Stück größer zu sein. Das hat damit zu tun, dass man sich von diesem Tablet eine Art “Paradigmenwechsel” erhofft (dieser so überstrapazierte und geschundene Begriff). Vor allem die Branche, für die ich arbeite, die Tageszeitungen (und Printmagazine), wünscht sich etwas, das ihnen endlich die Möglichkeit gibt wieder Geld zu verdienen, vielleicht anders als bisher, aber auf welchem Wege das Geld reinkommt, ist ja letztlich auch egal.
Ich bin auch ein wenig aufgeregt, weil dieses Gerät vielleicht sogar mein Leben verändern wird (im einfachsten Fall, werde ich meine Geldbörse erleichtern und endlich quf bequeme Art und Weise pdfs lesen können oder im Zug nie mehr die ZEIT umständlich umblättern müssen). Aber insgeheim macht sich in mir auch eine diffuse Wunschvorstellung breit, die und so ist das oft mit Wunschvorstellungen, jeglicher Grundlage entbehrt
Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann sähe die Welt im Zeitalter des Tablets nämlich so aus:
Es wird keine Tageszeitungen auf Papier mehr geben (vielleicht trifft es auch andere Medien auf Papier. Leider werden damit große Teile der Druck- und Vertriebsindustrie einbrechen). Tageszeitunge werden ein Geschäftsmodell entwickeln, mit dem sie über einen itunes-ähnlichen Store Abos ihrer Inhalte verkaufen (und nicht verschenken), vielleicht werden sie auch ein Geschäftsmodell ähnlich den Mobilfunkfirmen zustande bringen: “Sie bekommen bei uns ihr Tablet für umsonst (oder wenig Geld), dafür beliefern wir sie mit Inhalten für die nächsten zwei Jahre“.
Das wirft dann so viel mehr Geld ab, dass etwas unglaubliches passieren wird. Die Honorare für Freie Journalisten werden glatt verdoppelt. Statt die jetzt üblichen 200,– Euro pro großem Artikel, bekommt man das Doppelte und mehr. Recherche lohnt sich endlich wieder, wir können unsere Familien allein von guter journalistischer Arbeit ernähren und müssen nicht mehr ständig mit schlechtem Gewissen auf das 5. Gebot des Netzwerk Recherche schauen, das uns gebietet: “Journalisten machen keine PR“. Es wird wieder mehr Journalisten als PR-Menschen geben.
Die besten unter uns werden ihr Geld direkt verdienen. Sie brauchen die fetten Verlage nicht mehr. Sie bauen sich einen eigenen Kanal über diesen itunes-Shop für journalistische Erzeugnisse. Menschen können diese Artikel dieser Journalisten direkt abonnieren, und sie werden gerne dafür bezahlen, weil sie finden, dass anständige Arbeit entlohnt werden muss.
Niemand wird mehr unterscheiden zwischen einer Print-Redaktion und einer Online-Redaktion.
Ja, das wäre eine Wunschvorstellung wie das Apple Tablet mein Leben verändert. Und nicht nur meines, sondern das vieler anderer Kollegen auf der Welt.
Verrückt, oder? Nur weil eine Computerfirma, einen neuen Computer vorstellt.
Wahrscheinlich wird nur der letzte Wunsch in Erfüllung gehen. … Aber das wäre ja auch schon mal was.
Foto: gdgt live
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