Als ich hörte, dass die Klimaanlagen der alten ICEs nur bis 32 Grad ausgelegt sind, dachte ich spontan, aber auch halb im Scherz: “Na, das ist doch mal ein Beleg für den Klimawandel. Zeigt sich sogar in den technischen Auslegungen der ICE-Klimaanlagen.”
Weil ich den Gedanken irgendwie interessant fand, erwähnte ich ihn irgendwie halb lustig aufgelegt gestern in den Kommentaren bei Jörg Friedrich, der sich Gedanken zum ICE-Klimanlagen-Problem machte.
Eben im Interview beim DLF höre ich dann den Bahn Chef Grube Folgendes sagen (Fettung von mir):
Grube: Wir betreiben 255 ICE-Züge, die unterschiedlich, was die Zeit beziehungsweise das Jahr betrifft, wo sie zugelassen worden sind, im Einsatz sind. Insgesamt haben wir 255 Züge. Der ICE 1 beispielsweise aus den Anfängen der 90er-Jahre ist zugelassen bei der Klimaanlage von Minus 20 bis Plus 32 Grad. Der ICE 2, der ’95 in Betrieb gegangen ist mit 44 Fahrzeugen, hat auch bei der Klimatemperatur Plus 32 bis Minus 20 Grad. Das heißt nicht, dass sie nicht darüber auch noch arbeiten, aber das ist die genormte regelkonforme Auslegung. Aber bereits der ICE 3 ist schon auf 35 Grad ausgelegt. Der ICE 3, der im nächsten Jahr kommt, ist schon auf 40 Grad ausgelegt. Und der Zug – darf ich das noch ganz kurz sagen -, den wir dann ab 2014 bestellen, ist bereits auf 45 Grad ausgelegt. Sie sehen: wir haben einen Klimawandel, der sich ganz klar reflektiert auch in den Gesetzen, denn es ist ja nicht so, dass die Deutsche Bahn die Normen für eine Klimaanlage festlegt, sondern …
Meurer: Aber der Klimawandel ist jetzt nicht Schuld gewesen?
Grube: Wir beobachten, wir haben natürlich jetzt auch im Zusammenhang mit der Klimaanlage die Wettersituation analysiert und dabei festgestellt, in 20 Jahren gab es fünf Tage, die wärmer als 37 Grad waren, und davon waren allein drei Tage am letzten Wochenende.
Ihr könnte Euch meine Verwunderung vorstellen. Allerdings: Könnte es sein, dass man Anfang der 90er Jahre (oder als die Normen für Klimanlagen in Zügen festgelegt wurden) das Thema hohe Temperaturen im Sommer noch nicht so ernst genommen hat? (Was ich gar nicht so unverständlich fände …)
Ist die ICE-Klimakatastrophe vielleicht tatsächlich ein weiterer Beleg für den Klimawandel?
Müsste es dazu nicht Vergleiche aus anderen Ländern geben? Wie waren da die Normen? Hat es vergleichbare Fälle gegeben?
Nachtrag:
Es wäre dann mal interessant nachzuschauen, ob sich auch in anderen technischen Bereichen Normen bezüglich Höchsttemperaturen verschoben haben (wenn das bei der Bahn tatsächlich so ist). Oder ob es in anderen technischen Bereichen auch inzwischen Probleme gibt, weil sie noch für nicht so heiße Tage ausgelegt wurden.
Nachtrag:
Auf Sueddeutsche.de heißt es dazu:
So sei die Auslegung der älteren Klimaanlagen auf Spitzenwerte von 32 Grad nicht Sache des Unternehmens, sondern entspreche einer internationalen Regelung – jener seit kurzem bekannten Norm 553 der Internationalen Eisenbahnunion UIC. Diese werde bei kommenden Generationen von Zügen automatisch angehoben, versicherte Grube.
(…) Am gestrigen Donnerstag hatte Grubes Berater Georg Brunnhuber mit erstaunlicher Offenheit zugegeben: “Zum Zeitpunkt der Planung dieser ICEs ist niemand davon ausgegangen, dass wir einmal Temperaturen von mehr als 35 Grad in Deutschland haben würden.”
Nachtrag 21.7.:
Habe hier versucht an die entsprechenden Papiere zu kommen. Leider ist die Stelle nicht bereit die ansonsten kostenpflichtigen Dokumente, auch nicht auszugsweise, kostenlos an einen Journalisten abzugeben. 180,00 Euro pro Dokument übersteigt mein Budget.
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