Haben wir was verpasst? Hat sich das Recht an den eigenen persönlichen Daten jetzt doch irgendwie verflüchtigt? Kann das sein? Die Stadt Dresden verdient Geld mit dem Verkauf der persönlichen Daten ihrer Bürger an Direktmarketingfirmen? Wir müssen irgendwas missverstanden haben …
Wir sind seit Februar diesen Jahres Bürger der Stadt Dresden. Gerade eben erreicht uns eine E-Mail, bei der uns erstmal die Kinnlade runterklappt:
Hallo zusammen,
anbei eine Info zum Verkauf persönlicher Daten durch die Stadt Dresden.
…
Die Stadt Dresden hat für den Haushalt 2009 eine halbe Million Euro Einnahmen aus dem Verkauf persönlicher Daten von Bewohnern dieser Stadt eingeplant. Da diese Einnahmen sicherlich nicht in dieser Höhe Ausfallen würden, wenn man das Einverständnis eines jeden Einwohners vorher einholen würde, hat sich die Stadtverwaltung für den umgekehrten Weg entschieden:
Man muß explizit der Datenweitergabe widersprechen, falls man nicht möchte, dass seine persönlichen Daten durch die Stadt verkauft werden.Dies kann man mittels eines Antrages “Eintragung von Übermittlungssperren”
bei der Stadt erwirken. Das Antragsformular findet ihr hier:Formular zum Download von der Dresden.de (https://www.Dresden.de/) Webseite (unter Anträge- Formulare, Meldestellen gut versteckt)!
Im Widerspruchsformular gibt es u.a. folgende bemerkenswerte Punkte:
d) – Widerspruch gegen die Übermittlung an Adressbuchverlage
Adressbuchverlage dürfen nach § 33 Abs. 3 SächsMG Auskünfte über Vor- und Familiennamen, Doktorgrad und Anschriften von Einwohnern, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, übermittelt werden. Dieser Auskunftserteilung
können Sie widersprechen. Eine Begründung ist nicht erforderlich.g) – Widerspruch zur Auskunftserteilung/Übermittlung für erkennbare Zwecke der Direktwerbung § 22 i. V. m. § 34 Abs. 1 S. 1 SächsMG
Hiermit widerspreche ich der Erteilung einer Melderegisterauskunft, die erkennbar für Zwecke der Direktwerbung
begehrt wird (siehe BVerwG, Urteil v. 21.06.2006- 6 C 05/05; vgl. 13 Tätigkeitsbericht des Sächsischen
Datenschutzbeauftragten, Nr. 5.3.5).
Im Oktober hatte heise.de bereits darüber berichtet.
Wir haben mal eine E-Mail an den Datenschutzbeauftragen der Stadt Dresden geschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie mir eine Bekannte per E-Mail mitteilte stellt die Stadt Dresden persönliche Daten externen Dienstleistern zur Verfügung.
Ein etwas verstörender Vorgang. Ich wohne seit Februar in Dresden und erinnere mich nicht, dass ich bei der Anmeldung darauf aufmerksam gemacht wurde, das diese Möglichkeit besteht. Ebenso nicht, dass ich dem widersprechen muss, um es zu verhindern. Möglicherweise habe ich das übersehen.
Deshalb folgende Fragen:
1. Verdient die Stadt Dresden Geld mit dem Verkauf persönlicher Daten meiner und anderer Personen?
2. Wurde meine persönliche Daten bereits an Dritte (z.B. an Direktwerbefirmen weitergegeben/verkauft?
Wie ich inzwischen erfahren habe, kann ich dem mittels eines Formulars widersprechen. Dies werde ich in Kürze tun.
Mit freundlichem Gruß
Jungs und Mädels, die sich explizit um diese Themen kümmern wundern sich wahrscheinlich gar nicht, und denken: “Leute, davor warnen wir doch schon die ganze Zeit. Ist jetzt vielleicht ein bisschen spät sich aufzuregen“.
mhm …
Kommentare (11)