Ooh, wenn das die Jungs und Mädels von der Eliteuni sehen …
Konstanz ist die Stadt am – Wasser, okay (Der Bodensee ist voll davon.)
Wie war die chemische Strukturformel für Wasser? Oder fragen wir anders: Was glauben die Werbegrafiker dafür zu halten, die das Plakat “Konstanz, die Stadt am H20″ umgesetzt haben?
(Ausschnitt aus dem Plakat, das man hier in Gänze sehen kann)
Kann man in Formaldehyd schwimmen? (Formaldehyd musste ich aber auch schnell nachschauen und es fehlt auch die Doppelbindung vom Sauerstoff ..)
Oh, Leute … was man alles falsch machen kann ist doch immer wieder erstaunlich.
(Fischer hat’s gefunden, dort gibt’s auch ein Foto vom Plakat)
Erstaunlich ist auch, dass die Kampagne wohl schon Ende Mai gestartet wurde … ist bisher niemandem aufgefallen?
Hier mal zum Vergleich die Strukturformeln von H20 (Wasser, links) und CH2O, (Formaldehyd, rechts):
Und der Einfachheit halber haben sich Chemiker darauf geeinigt, dass man das “C” für Kohlenstoff auch weglassen kann … (weil man sonst bei größeren Molekülen und in der organischen Chemie (früher auch bekannt als Kohlenstoffchemie) die Struktur vor lauter “C” nicht mehr erkennt … da schreibt man sich ja sonst die Finger wund … aber das kann Fischer sowieso besser erklären).
Nachtrag: In den Kommentaren erklärt Lars Fischer auch, warum die Doppelbindung vom Sauerstoff (O) zum Kohlenstoff (C oder eben weggelassen) auch nicht notwendigerweise in der Strukturformel angegeben werden muss.
Zusatz: Und warum im Text die “2” in H2O tiefer gestellt ist, aber in der Überschrift nicht, kann man hier nachlesen.
Update 15:00:
Der Geschäftsführer der Konstanzer Stadtmarketing GmbH Hilmar Wörnle antwortet auf die spöttische Kritik am Plakat auf Lars Fischers Blog.
Er fühlt sich irgendwie falsch behandelt, habe ich den Eindruck:
“Und um es kurz zu machen, ein Element wie auf dem Werbebild abgebildet, gibt es nicht. Ich könnte jetzt lange erklären warum es in dieser Form auf dem Plakat ist, doch habe ich den Eindruck, dies interessiert gar nicht. Wichtiger ist es aus einem überflüssigen Symbolstrichlein eine ganze Kampagne, einzelne Firmen und Einrichtungen eine ganze Stadt mit all’ Ihren Wissenschaftseinrichtungen zu beschädigen. Es verwundert mich, daß viele angehende Wissenschafter nicht die Frage nach dem „Warum machen die das so”, sondern gleich das Ergebnis (“Unfähigkeit, Deppen, Peinlichkeit, Idioten, Penner”) postulieren …”.
Gleich kam natürlich die Frage auf, woher er die “Unfähigkeit, Deppen, Peinlichkeit, Idioten, Penner” hat. Außerdem fragen sich einige auch zurecht, wer hier einzelne “Firmen und Einrichtungen eine ganze Stadt mit all’ ihren Wissenschaftseinrichtungen” beschädigt”. Der Verursacher oder die Kritiker.
Mich würde natürlich schon interessieren, was sich die Plakatmacher dabei gedacht haben.
Update 16:00:
Herr Wörnle gibt noch ein paar mehr Infos bei Lars in den Kommentaren. Er nimmt’s auf seine Kappe, auch wenn es “einer größeren Gruppe von Leuten beim Auswahlprozess aus 30 Vorschlägen” nicht aufgefallen sei.
Offenbar ist das schon länger bekannt:
“Auch haben wir, als uns der Lapsus erstmals auffiel Kontakt mit leitenden Chemikern der Industrie aufgenommen und um Ihre Meinung gefragt. Hier wurde Entwarnung signalisiert und ein eher entspannter Umgang emfohlen.”
Klingt alles in allem nach: Shit happens …
Oder sollte da doch noch tieferes, kreatives Geheimnis hinter stecken, das uns Wissenschaftsaffinen nicht aufgeht? Sind wir zu pingelig?
Dann erklärt’s uns. Bitte.
Update 27.8.:
SpOn hat das Thema aufgegriffen. Herr Wörnle erklärt nochmal, dass die Uni nichts damit zu tun hat.
Fischer freut sich über steigende Besucherzahlen bei den Scilogs.
Update 28.8.:
Auch die SZ hat das Thema kurz aufgegriffen. In der Bildunterschrift tut sich der Autor allerdings auch ein wenig schwer mit der Strukturformel:
“Die Strukturformel ergibt nicht Wasser, sondern ähnelt am ehesten Formaldehyd, sagen Chemiker: Die Verbindung zwischen den beiden Hs und dem O erinnere eher an die Doppelbindung bei Formaldehyd – auch wenn das C fehlt, was Chemiker aber in der Regel weglassen.”
(Fettung durch mich)
Es bleibt schwer …
Fischer hat nichts von dem Artikel, da die SZ nicht verlinkt …
Ein paar Regionalzeitungen haben das Thema auch aufgegriffen.
Und Blogkollege Ernst Peter Fischer (nicht verwandt mit Lars Fischer, nehme ich an) vom Wissenschaftsfeuilleton nebenan – in Konstanz lebend und an der Eliteuni arbeitend – kann dem Ganzen sogar noch etwas positives abgewinnen:
” … und immerhin wissen jetzt mehr Menschen, wie Formaldehyd aussieht.”
… na zumindest so ungefähr …
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