Dreimal täglich oder am besten nach jeder Mahlzeit putzen, hört und ließt man allerorten. Nur die wissenschaftliche Datenlage für diese Empfehlung ist mal wieder mager. Das Problem ist uns in der Zahnheilkunde schon einmal begegnet …

Wir hatten mal in unserer alten Heimat versucht herauszufinden, woher eigentlich die Empfehlung kommt, dass man mindestens drei Minuten lang Zähne putzen soll. Ergebnis: Wirklich wissenschaftlich fundiert ist die Empfehlung nicht.

Diesmal haben wir uns den Stress gespart und einfach darauf gewartet, bis jemand anderes uns den Job abnimmt. Unsere Geduld wurde belohnt.

Die immer kritischen und belesenen Wissenschaftler vom “Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften” in München (Udo Pollmer und seine Crew) berichten darüber in ihrer aktuellen Ausgabe des Magazins E.U.L.E.N-Spiegel (warum das eigentlich “Europäisches Institut” heißt, ist uns bis heute schleierhaft).

Dort finden wir genau das, was wir hören wollen, weil wir so schon immer unsere Zähne rein halten. Robert Heiden, seines Zeichens Dr. med.dent. schreibt:

Ein weiterer Risikofaktor ist die eifrige Zahnpflege unmittelbar vor oder nach dem Essen. Denn gründliches Schrubben entfernt das so genannte Pellikel, einen hauchdünnen Film, der sich aus dem Specihel bildet und den Zahn vor dem Angriff der Säuren aus der Nahrung schützt.

Und weiter:

Dazu kommt, dass das gerne empfohlene “Zähneputzen nach jeder Mahlzeit” keine wissenschaftliche Grundlage hat. Eine Demineralisation des Schmelzes erfordert nämlich eine mindestens 24-stündige Reifungsphase der anhaftenden Beläge. Deshalb reicht es völlig aus, sich ein- oder zweimal am Tag die Zähne zu putzen – aber nicht unmittelbar vor oder nach dem Essen.

STRIKE.

Offenbar wurde lange Zeit die Kraft des Speichels übersehen, der auf den Zähnen das besagt Pellikel bildet, eine dünne Membran auf den Zähnen, aus Proteinen und Zuckern, die durch spezielle Enzyme vernetzt ist, und vor Säuren aus der Nahrung schützt und die Ablagerung von Bakterien verhindert. Außerdem remineralisiert es den Zahnschmelz.

Also, keine Sorgen machen wegen der Zähne, hier gilt inzwischen wieder der Slogan: “Weniger ist mehr”.

Und warum das mit den extra zahnreinigenden Kaugummis auch nur eine halbe Wahrheit ist, das erzählen wir dann beim nächsten Mal.

Kommentare (7)

  1. #1 oldman
    15. Dezember 2007

    Wäre es ein “Bayerisches Institut…” klänge
    B.U.L.E.N-Spiegel nicht so schön.
    Hieße es “Deutsches Institut…” wäre es auch nicht
    viel besser. Den Vogel schösse allerdings ein
    “Schwäbisches Institut….” ab.

  2. #2 simon
    16. Dezember 2007

    Vielen Dank für das Lichten des Nebels.
    Endlich sagt’s mal einer.

  3. #3 Tom
    17. Dezember 2007

    Ich denke, dass die Empfehlung (ich kenne übrigens die Variante “2 Minuten”) nichts weiter bewirken soll, als einen gewisses Zeitfenster festzulegen, ab dem es Sinn macht, die Zahnbürste überhaupt erstmal in die Hand zu nehmen. Irgendjemand hat irgendwann gefragt und die Antwort des Zahnarztes lautete wahrscheinlich: “Jooooooooo, also so, ” *kopfkratz* “hmmmmm…. sagen wir mal zwei oder drei Minuten halt”. Weils einfach Sinn macht, und irgendwann hat sich dieser Satz dann als Empfehlung manifestiert und wird seitdem fleißig von jedem zitiert.

    Warum es solche Empfehlungen nicht fürs Bügeln oder Spülen gibt? Weil keiner fragt!
    Gäbe es hier einen Expertenstand, kämen mit Sicherheit auch zu diesen Themen fragen wie: “Wieviel Spülmittel soll ich denn am besten nehmen?” :)

  4. #4 Marcus Anhäuser
    17. Dezember 2007

    ich schätze mal für Bügeln und Spülen gibt es solche Empfehlungen einfach deswegen nicht, weil man schlicht sieht, wenn der Teller sauber ist oder das Hemd glatt.

    Die Geschichte, die dahintersteckt ist: Auf was gründet sich “Expertenwissen”, und in diesem Fall sieht es so aus, als ob es eher keine solide Grundlage gibt. Es ist einfach die Ermutigung “Experten” zu hinterfragen, sich nicht von weißen Kitteln zu sehr einschüchtern zu lassen und das kann bei solch einfach Dingen beginnen, und das aber auch ohne destruktiv zum pauschalen Urteil zu gelangen, dass “Experten” doch soweiso nie wirklich was wissen. Es ist nicht einfach

  5. #5 Anonymous
    17. Dezember 2007

    “das besagt Pellikel bildet…”

    Ich glaube da fehlt ein e, oder? Aber danke! Endlich weiß ich, dass ich das Richtige tue! :-)

  6. #6 Blog-abfertigung Nürnberg
    17. Dezember 2007

    “das besagt Pellikel bildet…”

    Ich glaube da fehlt ein e, oder? Aber danke! Endlich weiß ich, dass ich das Richtige tue! :-)

    (Irgendwas is da jetzt schief gelaufen, sorry)

  7. #7 Zähneputzen
    7. Oktober 2010

    auweih – wie bringe ich das den Kids bei?
    “Zähneputzen nach dem Essen…”