Knol, die Online-Enzyklopädie aus dem Hause Google, will die bessere Wikipedia sein. Doch wenn es um Artikel über Gesundheitsthemen geht, machen Stichproben wenig Hoffnung. Es wuchert nur so von verdeckter Werbung.
Wenn es um Gesundheitsthemen im Internet geht, ist grundsätzlich Vorsicht angesagt. Es gibt nur wenige verlässliche Quellen (z.B. hier). Für eine schnelle, zuverlässige Info über eine Erkrankung oder ein Medikament ist gerade die so beliebte einfache Google-Suche eher kontraproduktiv.
Die Wikipedia ist immer dafür gut, überhaupt mal grundsätzliches zu einer Krankheit zu erfahren. Aber es ist immer Vorsicht geraten, wenn es um Behandlungsmethoden und Medikamente geht. Man weiß nie, wer dahinter steckt (und wie viele).
Dieses Problem mit den Autoren will Google auf seiner Wissensseite Knol (bisher nur auf Englisch) vermeiden. Es gibt pro Artikel nur einen Autor, der sich verifizieren lassen kann.
Das ändert offenbar nichts daran, dass es zahlreiche fragwürdige Gesundheitsartikel gibt, wie die SZ heute schreibt.
“Zum Beispiel die Texte einer Susan Patterson, die angeblich eine Ausbildung in Alternativer Medizin hat. Sie hat 27 Knol-Artikel geschrieben, etwa darüber, dass der Verzehr von Brokkoli Studien zufolge gegen die Raucherlunge helfe. Eine Quelle fehlt. Aber der Artikel verweist, wie auch alle anderen ihrer “Knols”, mit einem unauffälligen Link auf den umstrittenen Appetitzügler Hoodia.
Ein Autor namens John Currie verfasste vier Texte über Tinnitus, die alle zu seinem Internetshop führen. Dort vertreibt er obskure “Immun-Booster” und nicht näher definierte “Anti-Stress-Pillen” gegen das Dauerohrgeräusch.”
Das Problem:
“Eine klare Trennung zwischen Gesundheitsinformation und PR wird bei Knol aber nicht verlangt. Google überprüft die Inhalte auch nicht. “Wir sind weder Autoren, noch Redakteure oder Verleger”, sagt Lena Wagner, Sprecherin von Google Deutschland. Google stelle nur die Plattform zur Verfügung.”
Es geht auch subtiler:
“Richard Santen schreibt zum Beispiel über Libidoprobleme bei Frauen. Nach Lektüre des mit medizinischen Fachbegriffen und Quellen gespickten Textes entsteht der Eindruck, betroffenen Frauen könne einzig und allein durch Testosteronpflaster geholfen werden. Dass das nie so schlüssig und allgemeingültig bewiesen wurde, erwähnt er nur am Rande. Ebenso wenig, dass psychische und partnerschaftliche Probleme meist eine größere Rolle spielen.
Die verminderte Libido als einen rein körperlichen Defekt zu betrachten, werten Experten aber als klassischen Fall einer von der Pharmaindustrie erfundenen Krankheit. Santen verschweigt auch, dass dem Pflaster, auf das er anspielt, in den USA die Zulassung für diese Indikation verweigert wurde. Er gibt stattdessen Tipps, wie man seinen Arzt dazu bringt, Testosteron zu verschreiben.”
Sieht also nicht so aus, als ob man Knol in seine Rechercheroutine mit einbeziehen sollte. Höchstens als Gegenstand der Recherche über verdeckte Werbung auf der Wissensplattform Knol.
(Das war jetzt ein bisschen hart. Wir müssen uns mal umsehen, was es sonst noch so gibt auf Knol, und es ist ja auch erst ein paar Monate alt…)
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