Diese ganze Geschichte um Asse und ob der Salzstock jemals für ein Endlager geeignet war, ist schon interessant. Auch die Geschichte um den politischen Druck um Gorleben (und ich frage mich, ob das nicht Geschichte waren, um die sich Wissenschaftsjournalisten hätten kümmern müssen, oder vielleicht auch haben? Das nur am Rande).

Auf jeden Fall habe ich beim Lesen eines empfehlenswerten Artikels zu diesem Thema (also Asse) ein schönes Zitat gefunden, mit dem ich eine gerade so eben spontan beschlossene Serie eröffnen möchte: “Hier irrte der Experte.

Es soll eine lose Folge von Zitaten werden, die offenbaren, dass Experten sich auch mal irren können, was ja bekanntlich menschlich ist. Warum Sie sich irrten, dass kann man ja dann mal in den Kommentaren diskutieren. Dabei werde ich mich nicht für Zitate verbürgen können, ich vertraue da ganz auf die Recherchefähigkeit der Kollegen, in deren Artikel ich die zitierten Zitate fand. Möglicherweise sind die Zitate auch aus irgendwelchen Zusammenhängen gerissen und ganz anders gemeint, wer dafür sachdienliche Hinweise hat, bitte hinweisen.

Damit also zu unserem ersten Beispiel. Zum Thema Endlagerung radioaktiven Mülls gab der Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker 1969 folgende Einschätzung ab:

(…) dass der gesamte Atommüll der Bundesrepublik im Jahr 2000 »in einen Kubus von 20 Meter Seitenlänge« hineinpassen würde. »Wenn man das gut versiegelt und verschließt und in ein Bergwerk steckt, dann wird man hoffen können, dass man damit dieses Problem gelöst hat.« (…)

Gefunden in Atommülllager: Das Lügengrab von Roland Kirbach (zeit.de)

Und mir ist natürlich bewusst, dass ich, sollte ich jemals als Experte für irgendwas betrachtet werden und mich irren, ich mir meine eigene Serie um die Ohren hauen lassen muss, um mich am Ende selbst in die Serie aufzunehmen. Aber wie sagte der Teamchef: “Schauen wir mal, dann sehen wir schon.

Kommentare (13)

  1. #1 Alexander
    16. September 2009

    Das ist ja bißchen arg “lässig”, nur die Zitate anzubringen.
    Wie wäre es mit einer kritischen Analyse? Aber dazu wäre auf jeden Fall die Originalquelle nötig und der Kontext, aus dem das Zitat stammt.

    Gruß aus Wien

    Alexander

  2. #2 Frank Quednau
    16. September 2009

    Je nachdem, was damals an Prognosen über den Anstieg des Stromverbrauchs über die Jahre gängig waren, mag diese Behauptung ja stimmen, aber solche Prognosen greifen wohl oft viel zu tief.

  3. #3 Tobias
    16. September 2009

    Noch ein paar Zitate, die mir in Form einer Postkartensammlung des Deutschen Atomforums zugingen:
    -Kernkraftwerke sparen jährlich 150 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht etwa der Menge, die der gesamte deutsche Strassenverkehr verursacht.
    -Überall auf der Welt laufen Kernkraftwerke viel länger, teilweise bis zu 60 Jahren. Beim deutschen Ausstieg sind die Kraftwerke 32 Jahre alt.
    -Deutsche Kernkraftwerke werden im internationalen Vergleich auf höchstem Sicherheitsniveau betrieben.
    -Ein deutsches Kernkraftwerk erzeugt pro Jahr im Durchschnitt Energie um rund um die Uhr 4500 Krankenhäuser, 22000 Hallenbäder, 2.5 Millionen Haushalte, 28 Millionen Backöfen, 50 Millionen Kühlschränke oder 50 Millionen Fernseher am laufen zu halten.

  4. #4 Alexander
    16. September 2009

    Hallo Tobias, was hat das mit dem Beitrag zu tun? Um diese Werte zu überprüfen (und festzustellen, dass sie stimmen) brauchst du bloß einmal zum Taschenrechner greifen.

    Gruß aus Wien

    Alexander

  5. #5 Michael
    16. September 2009

    … vielleicht ging der Experte davon aus, dass die Abfälle vor ihrer Endlagerung in geeigneter Weise Volumen reduzierend aufbereitet werden?

    und:
    “wird man hoffen können”…
    also, HOFFEN KÖNNEN WERDEN, das wird man ja hoffentlich immer können ;-)

  6. #6 Oliver
    17. September 2009

    Lieber Marcus

    Ich finde es schon ein bisschen stark (ich sagte nicht “vermessen” :-)) im Jahre 2009 einem Physiker seine Prognose von vor 40(!) Jahren zu so einem heiklen Thema, auf solche Weise, vor die Nase zu hatlen. Ich denke wenn man sich die damals, man kann es nur wiederholen, vor 40(!) Jahren, vorliegenden Daten nochmals in der Rückschau ansieht, kann man diesem Physiker schon ein wenig seine damalige Prognose nachsehen.

    Was denkts Du?

    MfG

  7. #7 wolfgang
    17. September 2009

    @ Oliver

    Na ja aber die Prognosen sollen schon langfristig sein, entsprechend der halbwertszeit von Plutonium- und da sind ja 40 jahre nix. Deswegen funktioniert das ja auch nicht mit der Aufarbeitung/Aufbewahrung von hochradioaktivem Atommüll.

  8. #8 beka
    17. September 2009

    Wenn die Expertise eines Experten schon nach 40 Jahren nichts mehr wert ist, dann sollte man sich vielleicht einmal Gedanken darüber machen, ob es Experten geben kann, die in der Lage sind, über einen Zeitraum von >100.000 Jahren über einen Hohlraum eine Sicherheits-Aussage abgeben können.

    Nachträgliches “Dumm gelaufen” ist bei der Giftigkeit und der grossen Halbwertszeit von Plutonium (239Pu 24.110 Jahre, 240Pu 6.563 Jahre) jedenfalls kein Argument.

    [1] Bundesamt für Strahlenschutz

  9. #9 omnibus56
    20. September 2009

    Prognosen sind bekanntlich besonders dann schwierig, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. ;-)

    Es verwundert also nicht, *dass* geirrt wurde (und wird!), sondern vielmehr, mit welcher Blindheit auch heute noch jeder “Experten”-Furz als 100%ig das Schicksal der Welt beschreibend von der Politik aufgenommen und mit dieser Prämisse umgesetzt wird.

    Wir täten sehr gut daran uns immer wieder daran zu erinnern, dass Prognosen, insbesondere extrem langfristige, vermutlich so nicht eintreffen werden, weil zwangsläufig in der Zeit bis zur ihrer “Erfüllung” neue Erkenntnisse und Ereignisse den Lauf und die Sicht verändern werden, oder anders gesagt:

    While worst case planning is valid and vital, acting on worst case assumptions is neither safe nor wise (unfortunately latter is also true for best case assumptions…).

  10. #10 Kai Möller
    27. September 2009

    @ beka,
    je nee – ist klar. Vor 40 Jahren hat einer was Falsches gesagt und also wissen wir heute gar nichts? Das ist blinder Populismus.

  11. #11 Hans Brandl
    10. Oktober 2009

    @ beka,
    ich glaube sie machen sich das ein wenig zu leicht, a la Siggi Pop.
    1) Die Abschätzung damals vor ca. 40 jahren war auf ca. 10exp4 m3. Wenn damit nur die hochaktiven Abfälle aus dem Brennstababbrand gemeint waren , liegt das gar nicht soweit von der Realität entfernt. Wie gross ist das Volumen aller Castoren in den Zwischenlagern zusammen ?
    2) Beispiel: Das Kalisalz das vorher aus Asse2 gefördert wurde (KCl, 17KBq/kg) hat eine höhere Aktivität als das radioaktive Inventar das in Asse2 als Endlager eingebracht wurde! Wie gefährlich ist das jetzt?
    3) Es gibt Stoffe, die auch nach Millionen von Jahren immer noch gleich gefährlich sind , ganz ohne HWZ (z.B Arsen, Dioxin, PCB) und zudem wesentlich stärker toxisch sind als Pu. Das sind ca. 500000t/a die in Salzstöcken ohne besonderes Medieninteresse untergebracht werden und über die sich weder Experten mit Öffentlichkeitswirkung oder hier auch keiner aufregt oder gar das Geschäft mit der Angst betreibt wie in dem vorher genannten Zeit-Artikel.

    Und im übrigen: Als Experten würde ich jemand bezeichnen der von einer dieser Boulevard Medien wie taff, Südeutsche Zeitung, ZDF, Gabriel zu einem solchen ernannt wurde.
    Jemand der sich in einem schwierigen Metier wirklich auskennt, ist in meine Augen ein Fachmann! Er ist eben vom Fach und nicht vom Fernsehen oder der Partei.
    Soviel Unterschied muss schon sein!

    Hans

  12. #12 Wolfgang Zindler
    21. Oktober 2009

    2 Themen/Fragen zum Beitrag:

    Wo waren eigentlich die radioaktiven Stoffe, bevor sie ins Kernkraftwerk kamen und wen haben sie dort (an ihrem Ursprung) gestört?

    Warum entsorgt man die radioaktiven Reste nicht wie die US-Amerikaner?

  13. #13 Gluecypher
    21. Oktober 2009

    @Woflgan Zindler

    Die waren als Erz in der Erde, ohne eine Anreicherung von U235 und vor allem ohne extrem giftige Sekundärisotope wie z.B. Plutonium, Americium und Califormium, die erst im KKW durch den Betrieb entstanden sind