Wie heißt es immer zum Thema der Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse: Die Wirkung ist nicht belegt, also zahlt sie’s auch nicht. Trotzdem übernehmen immer mehr Kassen die Homöopathiebehandlung. Wieso? Weshalb? Warum? Wir erweitern unser Halbwissen.
Auf Stationäre Aufnahme fanden wir bei den Links am Samstag einen Hinweis zu folgendem interessanten Artikel:
Mehr Kassen erstatten Homöopathie
Dem folgten wir, weil wir es schon immer eigenartig fanden, dass es gesetzliche Krankenkassen gibt, die eine homöopathische Behandlung bezahlen (wie wir das so ausdrücken würden).
Das Credo der Krankenkassen lautet ja aber: “Wir nehmen nur das in den Leistungskatalog, was nachweislich wirkt.” (… oder so ähnlich steht das sicher irgendwo. Ihr merkt, wir arbeiten gerade unser fundiertes Halbwissen ab).
Wie auch immer.
Von diesem Artikel erhofften wir uns nun auch ein wenig Aufklärung. Die wir auch bekamen.
Hier einige der Sätze aus dem FAZ-Beitrag von Caren Langer.
Der Enstieg gefällt uns außerordentlich gut:
“Für die einen ist es eine sanfte, ganzheitliche und wirksame Therapie, für die anderen Pseudowissenschaft, Placebo, Aberglaube. Homöopathische Erfolgsgeschichten werden eher im Bekanntenkreis erzählt als in medizinischen Zeitschriften veröffentlicht.”
Erstaunlich und ärgerlich zugleich (Jungs und Mädels es gibt noch so viel zu tun):
“Nach Umfragen erwarten zwei Drittel der gesetzlich Versicherten von ihrer Krankenkasse, dass sie diese Behandlungsform im Leistungskatalog hat.”
Uns hat keiner gefragt. Wer die Umfrage durchgeführt hat, erklärt die Autorin leider nicht. Sind das wirklich so viele?
Es geht dann um verschiedene Vertrags- und Abrechnungsmodelle, die aber zum Teil zu Unzufriedenheiten führen, das lassen wir jetzt mal weg.
Dann gibt’s was schönes zur Schizophrenie der Kassen an sich:
“Eine Reihe von Kassen, darunter die AOK und die Techniker-Krankenkasse, erstatten ihren hessischen Versicherten keine homöopathischen Leistungen. Die Heilwirkung der Homöopathie sei nicht naturwissenschaftlich gesichert, begründet dies die AOK.
Allerdings übernimmt sie die Kosten für einige andere alternative Verfahren, zum Beispiel für Chirotherapie und autogenes Training.”
Und um es auf die Spitze zu treiben:
“Die Techniker-Krankenkasse hat in acht Bundesländern Homöopathie-Verträge der Integrierten Versorgung abgeschlossen, nicht jedoch in Hessen.”
Was sich aber noch ändern könnte, abwarten was der Gesundheitsfond so macht …
Aber, und jetzt kommen wir allmählich zu dem Punkt: “Die Krankenkasse zahlt für Homöopathie.” Sie tut es und sie tut es auch nicht.
“Da es im Vergütungssystem für Kassenärzte allerdings keine Abrechnungsziffern für homöopathische Behandlungen gibt, werden sie bei der Barmer unter der Gebührennummer für allgemeine Beratung und Behandlung abgegolten; die DAK rechnet sie mit der hausärztlichen Versichertenpauschale ab.”
“Weil die Kosten der Behandlung damit nicht gedeckt werden können, müssen die Patienten am Ende oft doch den Großteil selbst bezahlen.”
Denn man bedenke: der zeitliche Aufwand einer klassischen homöopathischen Erstuntersuchung dauert oft mehr als eine Stunde, was aber mit den vertraglichen Sätzen nicht immer zu vereinbaren sei.
Beispiel:
“Die DAK erstatte gegen Vorlage der Privatrechnung deshalb immerhin den einfachen Gebührensatz. Den Rest müssen Patienten selbst tragen: Bei Standard-Erstuntersuchungen beträgt die Differenz etwa 70, bei Folgekonsultationen 35 Euro.”
Und nun aber der entscheidende Satz, der uns mal wieder zeigt, wie wenig Ahnung man von allem haben kann, und das man eigentlich doch immer wieder nachfragen muss, weil man sich ansonsten doch nur wieder von Vorurteil zu Vorurteil hangelt.
(Vorausgesetzt der Satz stimmt so, wie die Kollegin in geschrieben hat.)
“Die Kosten für die verordneten Arzneimittel übernehmen gesetzliche Krankenkassen, auch wenn sie Zusatzverträge abgeschlossen haben, grundsätzlich nicht.”
Also zumindest in diesem Punkt stimmt das eingangs erwähnte Credo …
Die Privaten sind es dann natürlich, die die Kosten für die Kügelchen zahlen …
Zum Schluss noch das Argument, auf das wir hätten wetten können (“Wer heilt, hat Recht.” usw.), in leicht veränderten Variante (Fettung durch uns):
“Die Diskussion darüber, ob Homöopathie nur ein Placebo sei, hält Rogoisch (der befragte Homöopath, die Red.) für „rein akademisch”. Die Arzneikosten seiner Praxis lägen bis zu 90 Prozent unter denen seiner Kollegen, die ausschließlich Schulmedizin praktizierten, sagt der Hausarzt. Warum die Homöopathie letztlich funktioniere, könne den Menschen doch gleich sein. „Ich habe zufriedene Patienten, die über Jahre zu mir kommen und deren Erkrankungen verschwinden. Nur darauf kommt es an.“”
Also: Kassen übernehmen Kosten, für den Teil, den sich die sog. Schulmediziner abgucken sollten (“Nimm dir Zeit für den Patienten”). Aber die Kassen machen es wie sie bei den Schulmedizinern machen: Sie gehen von viel zu wenig Zeit für ein Gespräch aus. Was bei den Schulmedizinern zu Hektik und Stress führt.
Andererseits: Die Kassen zahlen nicht für die homöopathischen Arzneien. Erstaunlich, das wussten wir nicht. Finden wir aber nur folgerichtig. (“Wir zahlen nur das, was durch gute wissenschaftliche Nachweise belegt ist”).
Wieder was gelernt (oder wer weiß es besser?)
Übrigens: Hatten wir erwähnt, dass wir nicht glauben, dass Homöopathie funktioniert?
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