Heute Abend kommt es zum ersten Showdown in der Endlosdiskussion “Blogging gegen Journalismus” (oder ist es der x-te Showdown?). Und wie ein aktuelles Beispiel zeigt, hat der Streit Blogger (und Journalisten), die sich mit Wissenschaft befassen, inzwischen auch erfasst …

Heute Abend gibt es in Berlin ein Treffen zwischen Old-Media-Journalisten und New-Media-Journalistenbloggern (oder wie immer man das auch immer die Lager benennen soll).

Titel: Regeln oder Anarchie.

Dank der New Media-Möglichkeiten, können wir alle dabei sein, und dem Schlagabtausch folgen, denn es wird einen Livestream geben. (leider bekommt es der Dienstleister nicht gebacken … ah, erst jetzt durchgehend nach 20:15 (Herr der Ringe im ZDF))

Hier ein Auszug aus der PM des Deutschen Journalisten Verbandes:

Der Qualitätsjournalismus im Internet steht auch im Mittelpunkt der DJV-Podiumsdiskussion „Regeln oder Anarchie? – Journalismus im www“ am morgigen Donnerstag ab 19.00 Uhr im Automobilforum Unter den Linden in Berlin.

Unter der Moderation des Reuters-Journalisten Alexander Fritsch diskutieren Hans-Ulrich Jörges vom Stern, Prof. Dr. Wolfgang Donsbach von der Universität Dresden, Thomas Knüwer vom Handelsblatt-Blog, der Blogger Don Alphonso, Michaela May von N 24, Björn Sievers von Focus online und DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken.

Die Diskussion ist bereits ausgebucht, kann aber live im Internet unter www.djv.de/livestream ab 19.00 Uhr bis zum vorgesehenen Ende gegen 21.00 Uhr verfolgt werden.

Die Diskussion breitet sich gerade auch auf die Blogger und Jounalisten aus, die sich mit Wissenschaft befassen (via wisskomm.de)

Marc Scheloske (Wissenswerkstatt) und kamenin (Begrenzte Wissenschaft) drehen nämlich den Vorwurf mangelnder Qualität einfach mal um, und zeigen, wie ein Teil unserer Wissenschaftsjournalistenkollegen einen ziemlichen Bock geschossen hat (was nicht heißen soll, dass uns das nicht auch hätte passieren können).

Als wäre es ein Paper wie viele andere auch berichteten einige Medien (Liste bei den Blogs) über ein Paper in der Weihnachtsausgabe im “British Medical Journal”, Stichworte Humor, Männer und Frauen, Testosteron usw.

Das es sich dabei (offensichtlich) um keinen so ganz Ernst gemeinten Beitrag handelte (wie für die Weihnachtsausgabe des BMJ üblich), hatten einige wohl nicht mal im Ansatz mitbekommen und fröhlich drauf los berichtet.

Für die beiden Blogger ein klarer Hinweis, dass es mit dem Qualitätsanspruch des deutschen Wissenschaftsjournalismus nicht ganz so weit her ist, wie manche vermuten.

Wie gut ist also die Qualität im old-school-Wissenschaftsjournalismus? Und ist die bloggende Szene besser (in diesem Bereich)?

Einen Teil der Antwort findet sich vielleicht heute abend in der Diskussion.

Zusatz:
Spiegel Online hatte ebenfalls berichtet (wie auch der Spiegel selbst). Inzwischen hat sich das ganze verselbständigt, wie hier heute bei Spiegel Online zu ersehen ist. Die Frauen schlagen zurück.

Kommentare (11)

  1. #1 Peter Artmann
    10. Januar 2008

    Wenn es wirklich um “Old-Media-Journalisten gegen New-Media-Journalistenblogger” geht, auf welcher Seite steht dann eigentlich Marcus Anhäuser?

  2. #2 Marcus Anhäuser
    10. Januar 2008

    ich steh auf keiner seite, schmuh können die einen wie die anderen verzapfen, bloggen ist für mich einfach nochmal ein anderer ausdruckskanal, der vor- und nachteile hat.

  3. #3 Peter Artmann
    10. Januar 2008

    Ich meinte damit auch, dass du ja beides bist. Wenn man dann nicht ein bisschen Schizophren ist, dürfte es schwer fällen die eine Gruppe zu mögen und die andere zu verdammen, gell.

  4. #4 Marcus Anhäuser
    10. Januar 2008

    schizophren ist gut, deswegen ja auch alles in der ersten person plural (außer in kommentaren).;-)

    …( es ist zu spät zum sauberen formulieren)

  5. #5 Stefan Jacobasch
    10. Januar 2008

    Über Deine Plural-Vorliebe haben wir uns auch schon gewundert. ;-)

  6. #6 Fischer
    11. Januar 2008

    Das interessante an der Sache ist ja, dass sich diejenigen, die Mist verbocken (auf beiden Seiten allerdings) sich absolut keiner Schuld bewusst sind. Wie oft musste ich mir schon anhören, dass Wissenschaftsjournalisten in erster Linie Journalisten zu sein hätten und Qualität durch gute Recherche und “journalistische Sachkenntnis” garantieren würden..?

    Tja, und dann liest man solche Scherzartikel wie den über den einradfahrenden Prof und seine Humorforschungen.

    Allerdings muss man auch sagen, dass das zwar häufiger vorkommt als wünschenswert wäre, aber keineswegs die Regel darstellt. Es gibt schon sehr ordentlichen Wissenschaftsjournalismus in den Printmedien.

  7. #7 L.Carone
    11. Januar 2008

    Das gute am Bloggen ist, dass Wissenschaftler sich viel leichter direkt – ohne Mittler – an die Leute wenden können und dadurch ein viel besseres Feedback bekommen und umgekehrt die Leute einen besseren Einblick bekommen, was die Forscher den ganzen Tag mit den Steuergeldern machen.

    Ich finde es auch immer wieder spannend, was für Fragen ich auf meinem Fachgebiet kriege. Für mich ist das manchmal sehr trivial, aber ich erkenne mit Erschrecken, dass das die meisten Leute ja gar nicht wissen können. Woher, wenn es ihnen niemand erklärt?

    Andererseits kriege ich Fragen in der Art “Da habe ich noch nie darüber nachgedacht, aber das ist eigentlich eine interessante Frage”

    Ja, es gibt gute Wissenschaftsjournalisten, aber schaut Euch mal deren Werdegang an. Die allermeisten wirklich guten Wissenschaftsjournalisten waren selber mal Wissenschaftler.

    Es geht aber leider sehr oft schief, wenn fachfremde Journalisten meinen, dass sie über alles schreiben könnten.

    Ich hab letztens erst im Kölner Stadtanzeiger eine Begeiferung einer wissenschaftlichen Arbeit gelesen: Es ging um Rassismus innerhalb der israelischen Armee, in der der Journalist ein erschreckendes Unvermögen an logischem und differenzierten Denken an den Tag legte. Er war z.B. nicht in der Lage zu begreifen, dass das Nichtbegehen einer moralisch verwerflichen Tat, den Menschen dahinter nicht automatisch zu einem Heiligen macht. Schon gar nicht, wenn Rassismus ihn davon abhält bestimmte Vergehen zu begehen.

    Dann hieß es ganz zu Anfang des Textes z.B.: “Wissenschaftler verstecken gerne die wichtigsten Aussagen in den Fußnoten.”

    Alleine dieser Satz ist ausgemachter Schwachsinn und zeugt von diesem Kommunikationsproblem.

    Diese Leute erkennen nicht, dass das was für sie wichtig erscheint, mitnichten auch das wirklich wichtige für die entsprechenden Wissenschaftler sein muss.

    Wissenschaftler beschäftigen sich in IHREN eigenen Facharbeiten, mit IHRER EIGENE Arbeit -was Wunder – und richten sich an ein Expertenpublikum, von denen man ein gewisses Vorwissen erwartet. Würde man ständig das gesamte Expertenwissen mitschleppen, könnte man gleich ganze Bücher rausgeben und der eigene Beitrag zum Fachgebiet ginge unter.

    Deswegen erscheinen diese Fachartikel für einen Außenstehenden aus dem Kontext gerissen. Dann kommt noch die Fachsprache dazu, was erst recht zu Missverständnissen führt.

    So kommt es, dass alte und als gegeben vorausgesetzte Erkenntnisse für einen unausgebildeten Journalisten spannend und neu erscheinen, weil er sie selbst einfach nicht kennt.

    Im Umkehrschluss zu folgern, dass die eigene Erfahrung das Maß aller Dinge ist, zeugt dafür wiederum von einem gehörigen Maß an Sendungsbewusstsein und einem Mangel an kritischem Denken.

    Und schon geht es los mit der Zwickmühle. Dann verstehen die Leute den Aufsatz aufgrund des fehlenden Kontextes ganz falsch, merken das nicht und haben auch oft nicht die Zeit, mal irgendwo anzurufen und es überprüfen zu lassen.

    Es ist natürlich auch eine Gratwanderung. Schließlich darf der Wissenschaftsjournalismus nicht zur reinen PR verkommen. Obwohl es auch das sehr oft gibt.

  8. #8 Peter Artmann
    11. Januar 2008

    Ich muss mich tatsächlich noch an das “ich” im blog gewöhnen, aber zurück zum Thema:
    Kampf Blogger gegen konventionelle Journalisten.

    Die heutige Topp-Meldung des Tages hat ein Blogger geschrieben. Er schrieb: Jürgen Klinsmann wird neuer Bayern-Coach! Und wo gab es die Nachricht zuerst zu lesen?
    Natürlich auf der Homepage des FC Bayern (also quasi in Uli Hoeneß Blog).

    Tja, so hat sich die Welt verändert. Da wusste kein Draxler und kein anderer eher Bescheid oder mehr. Spiel, Satz und Sieg für die Blogger.

  9. #9 Marcus
    12. Januar 2008

    Zum Thema 1. Person Plural:

    Das ist Kunst.

    Außerdem: Wir sind ja hier auch zu zweit (auch wenn sich mein Kompagnon selten meldet).

    So was unterscheidet eben Blogging von klassischen Medien: Wenn ich hier alles im “Wir” schreiben will, dann mach ich das einfach, weil es mir gefällt :-)

  10. #10 Fischer
    13. Januar 2008

    *Dann hieß es ganz zu Anfang des Textes z.B.: “Wissenschaftler verstecken gerne die wichtigsten Aussagen in den Fußnoten.”

    Alleine dieser Satz ist ausgemachter Schwachsinn und zeugt von diesem Kommunikationsproblem.*

    Das ist so nicht richtig. In älteren Synthesepapers findet man gelegentlich Fußnoten wie “Temperatures above 65 °C lead to vehement decomposition of the product”. Das überliest man auf eigene Gefahr…

  11. #11 L.Carone
    16. Januar 2008

    @Fischer: Ist nicht Dein Ernst! Wirklich? LOL.

    Komisch. Sowas habe ich in meinem Fachbereich bisher eigentlich noch nie erlebt. Aber im Großen und Ganzen sollte das eigentlich nicht so sein.