Florian Freistetter hat ein Buch geschrieben. Ich hab’s produziert. Wie sich das für eine moderne Medienproduktion gehört, erzähle ich hier, wie das Endprodukt entstand. Hier also das “Making of ‘2012 – Keine Panik”.
Bevor ich das im Detail erkläre, hier die Kurzversion:
Ich wollte nicht mehr nur über all diese neuen Medienkram-Möglichkeiten lesen und Links sammeln (was ich schon eine Zeit lang mache), ich wollte es endlich mal selbst ausprobieren. Dieses: Wir brauchen keine Verlage mehr. Also: Ich wollte ein eBook basteln. Software dafür hatte ich (Scrivener, ein Tool, dass ich seit ein paar Jahren zum Schreiben nutze), ich hatte nur keine Inhalte. Inhalte hatte aber Florian (2012 und all das). Gefragt. Geeinigt. Gemacht. Ein bisschen rumgesucht im Netz nach Quellen zu ‚eBooks veröffentlichen bei Amazon und iBookstore’. Dann für Amazon only entschieden, weil iBookstore erstmal zu kompliziert erschien bzw. gar nicht möglich. Dann redigiert, dann formatiert und gelernt, dass Format bei eBooks was anderes ist als ‚normalerweise’. Dann angemeldet, hochgeladen und ab die Post. Noch schnell eine Webseite gebaut und ‚fertich’.
So einfach war das. Nicht zuletzt, weil die Zusammenarbeit mit Florian sowas von unklompliziert war …
Nachtrag 13.2.: Inzwischen gibt es das eBook auch als Buchversion. Florian hat dazu alles hier beschrieben. Erhältlich ist es ab 15. März 2012. Vorbestellen kann man da Buch hier beim jmb-Verlag. und wie es im Verlagswesen so ist, hängt an der Buchproduktion noch ein ganzer Rattenschwanz dran, daher kostet das reale Buch auch “etwas” mehr: statt 2,99€ nun 14,95€.
Und jetzt – die Langversion …
Ich habe zum ersten Mal ein eBook gebastelt. Ich bin zwar Journalist, habe es aber gar nicht selbst geschrieben (es ist Florians Buch). Ich hab’ es produziert. Ich möchte erzählen, wie Florian und ich dieses eBook gemacht haben. Hier also das „Making of ‚2012 Keine Panik'”.
Ausgangspunkt war, dass ich mich seit geraumer Zeit für viele neue Techniken und Technologien im Journalismus interessiere. Es gibt so viel Neues, dass man jede Woche ganz kribbelig werden könnte, weil wieder irgendwo eine neue Software oder Hardware rausgekommen ist, die das Potenzial hat, meinem Job (Journalismus und alles, was angrenzt) neue Türen zu öffnen. Und vieles hat damit zu tun, dass Dinge möglich werden, die früher utopisch schienen. Es war nie einfacher (aus werkzeugtechnischer Sicht betrachtet) eigene Filme zu produzieren, Audiobeiträge zu erstellen, Grafiken zu basteln (und wir lassen die Diskussion über Inhalte jetzt mal ganz beiseite), kurz – etwas zu produzieren in einer Qualität, die sich sehen und hören lassen kann (wie gesagt: das Thema ‘Inhalt’ ist ein anderes …).
Seit es das iPad gibt (und ich habe immer noch keines, obwohl mich die elektronischen Kladden schon seit einiger Zeit faszinieren), also seit es das iPad gibt, interessiere ich mich für elektronisches Publizieren. Irgendwann im letzten Jahr reifte dann der Gedanke: „Man kann sich vieles anschauen, aber es hilft alles nichts, man muss einfach mal machen.” (früher hieß das: “Probieren geht über studieren.”)
Ich wollte also ein eBook bauen. Ich wollte wissen, wie das funktioniert. Mein Problem: Ich hatte keine Inhalte, die für ein Buch ausreichen, zumal ich seit dem Medien-Doktor auch kaum mehr Zeit hatte, irgendwas schön-journalistisches zu schreiben. Gleichzeitig hatte ich natürlich schon länger Florian nebenan verfolgt, wie er mit Akribie, Geduld und profundem Wissen all diese absurden 2012-Weltuntergangsvorhersagen auseinandernahm und auch zum x-ten Male einem Kommentator erklärte, warum es völliger Bödsinn ist, was Broers und Konsorten erzählen.
So kam ich auf die Idee, ein eBook aus Florians Inhalten zu basteln. Ein 2012-Buch, dass eben nicht erklärte, warum die Welt unterging oder die Menschheit eine neue Bewusstseinsebene erreichen wird, sondern, warum das alles Quatsch ist.
Also schrieb ich Florian eine E-Mail. (Und das Besondere an unserem Projekt ist, dass wir seit Ende Sommer immer nur per E-Mail kommuniziert haben, wir haben uns nicht ein einziges Mal getroffen oder mal telefoniert, eigenartig, aber wahr. Noch eigenartiger ist: Es ist mir erst in den letzetn Tagen aufgefallen.)
Florian hatte natürlich selber schon mal daran gedacht aus all den 2012-Inhalten ein Buch zu machen. Aber zunächst saß er noch an seinem Krawumm-Buch. Meine Idee, das ganze als eBook selbst zu produzieren, gefiel ihm aber. Wir fragten zwar beide noch bei „richtigen” Verlagen nach, ob sie eventuell Interesse hätten, aber das war nicht vorhanden. Es war auch schon recht spät, Ende Sommer, Anfang Herbst. Es gäbe sowieso schon genug Bücher zum Thema, wurde mir gesagt (das stimmte, wenn auch auf eine ziemlich einseitige Art und Weise). Mir war es recht.
Florian stimmte zu. Wir einigten uns darauf, wie wir all die gewaltigen Gewinne aufteilen würden. Von vorneherein war die Aufgabenteilung klar. Er bereitete die Texte vor, ich kümmere mich um den Rest und die Technik. Denn das war es ja, was ich lernen wollte. Er begann seine Texte Stück für Stück in Kapitel zu packen und schickte sie mir.
Ich traute mich an das Thema eBook auch deshalb heran, weil ich seit einigen Jahren eine Software zum Schreiben nutze namens Scrivener (ich habe hier mal eine der vielen schönen Funktionen in einem Screencast beschrieben. Screencasts, auch so eines dieser Formate, die mich interessieren). In Scrivener gibt es die Funktion die Texte in eBook-Formate zu exportieren (hier als Videotutorial des Entwicklers).
Ich hatte also schon die Technologie, mit der ich recht einfach, Inhalte in das richtige Format bringen konnte und hatte mir auch mal ein eBook auf mein iphone geladen, in der ausführlich der Weg zum eBook mit Scrivener beschrieben wurde (das habe ich einmal durchgelesen, dann aber auch icht mehr zu Rate gezogen. Aber es vermittelte das Gefühl, dass es mit Scrivener eigentlich ziemlich einfach ist. Kann ich im Grunde auch bestätigen).
Ich lernte, dass es das verbreitete .epub-Format gibt, dass man aber, um zum Beispiel in den Amazon-Store zu kommen (der erst seit April 2011 für deutsche Kindle-Bücher geöffnet ist), in das .mobi-Format exportieren muss (was Scrivener kann). Dann musste ich solche Fragen klären wie: Welche Voraussetzungen muss man denn erfüllen, um im Amazon-Shop eBooks verkaufen zu können. Dito Apples iBookstore. Hilfreich dabei waren Erklärungen aus einem Blog namens literaturcafe.de, vor allem diese beiden Artikel. Dort erfuhr ich dann zum Beispiel von so eigenartigen Regelungen wie der, dass man bei Amazon bis zu einem bestimmten Buchpreis nur 35% Tamtiemen erhält, darüber 70%, und ab einem bestimmten Obergrenze wieder nur 35%. (Unser Preis von 2,99€ liegt an der unteren Grenze, bis zu der man noch 70% Prozent bekommt, gierig wie wir sind, konnten wir nicht widerstehen.)
Ich lernte auch, dass die Hürden für den Amazon-Shop niedriger liegen als für Apples iBookstore. Für Amazon braucht man keine ISBN-Nummer, für den iBookstore schon. ISBN-Nummer… Wo bekommt man die her? Wirklich einfach, wenn man es weiß. Hier. Da Florian der Autor ist, hat er sie sich besorgt. Kostet rund 70 Euro. Für Amazon hätten wir es nicht gebraucht, für den iBookstore schon. Wir würden das Buch auch gerne dort anbieten (ich nutze seit über zehn Jahre Apple und freue mich auf’s iPad). Nur: Man braucht nicht nur eine ISBN-Nummer, sondern auch eine US-Steuernummer. Und nachdem, was ich gelesen hatte, bekam man die nicht, zahlreiche Autoren hatten ihre vergeblichen Versuche beschrieben. Ich hatte das Thema also irgendwann abgehakt … bis Richard Gutjahr vor zwei Wochen zum Start von Apples neuer eBook-Software iBooks Author beschreibt, wie er noch in der Nacht nach der Veröffentlichung ein eBook erstellte und sich per Fax und Telefonat nachts um 3:00 Uhr seine US-Steuernummer besorgte (der Hund, der Wahnsinnige). Das Abenteur steht also demnächst noch an.
Aber weiter. Also Amazon, .mobi. Auf meiner Scrivener-Software. Zunächst einmal, klassische redaktionelle Arbeit. Ich habe Stück für Stück Florians Texte bearbeitet. Er schickte mir allerdings die Kapitel in .odt-Format, weil er Open Office verwendet. Die musste ich in .rtf umformatieren, was mir später nochmal ein wenig Ärger bereiten würde (Stichwort Fußnoten), die ich gleich zu Anfang erstmal alle gelöscht hatte, weil mir nicht direkt klar war, was die Zahlen im Text bedeuten sollten (die eigentlichen Fußnoten kamen erst später dazu oder wurden nicht angezeigt). Ich hatte bisher nie einen Text mit Fußnoten redigiert bzw. selbt erstellt. Depp ich.
Wegen der Korrektur-Verfolgen-Funktion korrigierte ich die Texte in Word 2011, obwohl ich lieber Mellel verwende, weil das schlanker ist (es gibt auch eine Korrekturen-verfolgen-Funktion, die ich aber noch nicht genutzt hatte). Also Word.
Das allermeiste der Korrekturen war Kleinkram, Vorschläge, Ergänzungen. Im Grunde ist der Text noch so wie am Anfang, nur hier und da ein geglättet, Sätze gekürzt, unschöne Formulierungen rausgeworfen, das Übliche eben. Es war also ein redaktionelles Bearbeiten, kein Lektorat. Die Struktur entspricht der, die Florian geplant hatte. (Fehler finden sich übrigens immer noch, wir sammeln und korrgieren die für eine spätere Version, sachdienliche Hinweise, nehmen wir jederzeit entgegen).
Das redaktionelle Arbeiten zog sich so hin, weil das natürlich nur neben meinem Job für den Medien-Doktor und die Familie stattfinden konnte.
Kurz vor Weihnachten (oder war es schon nach Weihnachten?) ging es dann allmählich ans Umbauen und Basteln. Es war dann viel herumprobieren und immer wieder checken, Bilder einpassen, Bildunterschriften einfügen, Fußnoten checken. Scrivener bietet einige Möglichkeiten, das Format am Ende einigermaßen in den Griff zu bekommen. Zeitweise hatte ich zwar das Gefühl, dass es fast egal ist, welches Layout der Text hat, weil es im eBook sowieso nicht funktioniert, dann stellte sich aber heraus, dass einige Aspekte doch möglich sind. So hatte ich etwa den Kapiteltitel und die Zitat vor dem jeweiligen Haupttext rechts bündig gesetzt. In den ersten konvertierten Versionen des Buches blieben sie aber linksbündig – bis ich dann eine Funktion in Scrivener fand, mit der man einstellt, welche Formataspekte man beibehalten möchte.
Das Hauptproblem ist schlicht, dass auf einem eBook-Lesegrät wie dem Kindle die Textgröße eingestellt werden kann. Das ist praktisch für den Leser und muss auch so sein, es bedeutet aber, dass ein Seitenlayout überflüssig ist bei dieser Art von Reader, weil es keine echten Seiten mehr gibt. Man springt zwar von Seite zu Seite, aber je nach Schriftgröße rutscht eine Bildunterschrift auch schon mal auf die nächste “Seite” und bleibt nicht unter dem Bild, wo es hingehört. Oder das letzte Wort des Kapitels hängt hinten rüber, ganz allein oben links auf dem Bildschirm, weil auf der Seite zuvor kein Platz mehr war. Schön ist anders.
Kontrolle des Layouts ist also schwierig, vor allem, wenn man wie ich, gar keinen Kindle hat. Da bietet Amazon indes gute Hilfe. Es gibt eine Vorschau-Software, die man sich runterlädt und in der man sich die .mobi Datei ansehen kann wie sie später auf dem Kindle aussieht. Eine Art Kindle-Simulator, der auch die verschienen Kindles, die es inwzischen gibt, simuliert (inkl. der Sofatwareansicht auf dem iPhone und dem iPad). Man muss Kindle-Bücher nicht auf dem Kindle lesen, es gibt die Software für PC, Mac, iOS (iPhone, iPad) und Android. Es gibt also keine Ausreden, Jungs …
Weil es keine echten Seiten gibt, gibt es auch keine Fußnoten. Die werden entweder am Ende von Kapitel oder als Endnoten dargestellt. Man gelangt dann über Links zu ihnen hin und von dort auch wieder zurück zur Lesestelle. Praktisch ist auch, dass man als Leser eben auch die Originalquellen selbst einmal lesen kann, weil man im Text auch nach “draußen” verlinken kann. Das sind dann Dinge, die klassische Bücher eben nicht bieten. Bedeutet aber für mich als eBook-Ersteller alle Links zu finden und zu checken, ob die Adressen funktionieren.
Wir brauchten ein Titelblatt, das nicht zu kleinteilig sein durfte, weil es auf der Amazon-Webseite gut lesbar sein muss. Und ich muss sagen: Das Titelblatt ist toll. Entworfen von einer Grafikerin, die Florian kennt. Sie will aber ihren Namen nicht im Web lesen. Ganz besonders gefallen mir ja die Icon unter dem Titel …
Dann hatten Florian und ich – wieder unabhängig von einander – die Idee, dass man vielleicht noch einen Prominenten fragen könnte, ob er uns ein Vorwort schreibt. Gefragt haben wir ein paar, ein paar Absagen haben wir auch bekommen. Die Science Busters haben’s gemacht. Wer wäre besser geeignet als die gnadenlos Begnadeten, deren Buchtitel einer der Besten ist, den ich kenne: “Wer nichts weiß, muss alles glauben.” (das auch der passende Untertitel für Florians Buch wäre und eigentlich perfekt zu all dem passt, was wir hier auf Scienceblogs machen.)
Der Titel des Buches war übrigens meine Idee (:-)))) …
Zurück zur Technik …
Das eigentliche Konvertieren des Buches ins .mobi-Format ist eine Sache von Sekunden. Wenn alles richtig eingestellt ist, klickt man nur auf Kompilieren, zählt bis zehn und fertig ist die Datei.
Damit begibt man sich zur Amazon-Seite. Dort meldet man sich an und muss noch ein paar Angaben machen, die über den normalen Account hinaus gehen. Es folgen die Angaben zum Buch, Titel, Kategorien und ISBN-Nummer (die indes nicht angezeigt wird). Es wird auch nach den Mitwirkenden gefragt. Dabei entwickelte Amazon dann ein Eigenleben, das eine gewisse Ironie entfaltet.
Florian habe ich als Autor angegeben, mich als Redakteur (man klickt das in einem Klappmenü an). Ich weiß nicht warum, aber Amazon hat mich zum Heruasgeber gemacht, wie man auf der Buchseite erkennen kann. Ich wollte es erst korrigieren, habe es dann aber gelassen, denn irgenwie hat Amazon Recht. Florian hat das Buch geschrieben, ich habe es eben herausgegeben, mich also um den ganzen Rest gekümmert. Passt schon irgendwie.
Am Ende muss man dann noch ein paar Angaben zum Preis machen. Da geht es auch darum, in welchen Stores man das Buch anbietet. Dass das Buch jetzt auch im US-Store, im englischen, französischen und spanischen Store angeboten wird, liegt nicht daran, dass ich das so geplant hätte, sondern einfach daran, dass ich keinen Wege gefunden habe, das zu beeinflussen. Ich hatte den Preis für den deutschen Store angeben, da verlangte das Programm auch Preise für die anderen Stores. Nun gut. Sechs Bücher haben wir bisher über amazon.com verkauft.
Am Ende wird die Datei hochgeladen, und dann dauert es maximal 48 Stunden, bis das Buch online verfügbar ist. Bei uns hat es nicht mal eine Stunde gedauert. Dann schnell noch eine Webseite gebaut und montags gab es Florian in seinem Blog bekannt …
Das erklärt jetzt vielleicht auch, warum wir hier ein eBook und (noch) kein Papierbuch vorlegen. Es ging explizit darum, das in dem Format zu machen. Wie bieten es noch als pdf an, was dann noch mal eine eigene Geschichte ist, weil da natürlich das Format wieder besonders wichtig ist – von da zum richtige Buch ist ja dann auch nicht mehr weit ;-).
(.epub kommt auch noch).
Fragen?
Welche Software ich wieso, weshalb, warum, wofür verwendet habe, erklär ich dann vielleicht nochmal im Detail.
Hier geht’s zur Buchwebseite, und hier direkt zur Amazon-Verkaufsseite.
Die kostenlose Kindle-Lese-Software zum Lesen auf allen gängigen Geräten (Mac, PC, iOS, Android) gibt es hier bei Amazon.
Kindle Direct Publishing: Die Seite zum Selbstveröffentlichen auf Amazon im Kindle-Format
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