Unsere Plattform beherbergt ja immer wieder Gast-Blogs u.ä. Derzeit den Live-Blog (den Marc schreibt) zum VDE-Kongress. Uns würde ja mal interessieren, welche Meinungen hier dazu herrschen … Brauchen wir das? Ist das super? Wir ringen mit uns …

Irgendwie haben wir ein komisches Gefühl, (was aber auch wieder mal nur ein Reflex sein kann, den wir als Journalist einfach nicht abstellen können.)

Das sind Sätze wie:

” … auf dem Münchner VDE-Kongress werden derzeit die technologischen Trends der Zukunft präsentiert.”

” … Innovationsanreize und Stärkung des Mittelstands …”

“… Das Land kann es sich schlicht nicht leisten, Talente zu verschwenden! … ”

Und natürlich Trends, Trends, Trends ….

Geht das nur uns so, oder haben da auch andere Bauchschmerzen. Marc kann man nicht vorwerfen, er betreibe Hofberichterstattung, bei Sätzen wie “Mit diesem Statement riskierte Zeil keinen Widerspruch.” hört man angedeutete Kritik.

Es gibt immer wieder Äußerungen, in denen er seine Distanz klar macht. Aber wie unabhängig kann die Berichterstattung sein, wenn das ganze unter dem Emblem des VDE (“mit freundlicher Unterstützung des VDE”) läuft.

Wir wissen allerdings nicht, wie diese Unterstützung aussieht und wir wissen nicht, unter welchen Bedingungen der Blog hier auf Scienceblogs läuft.

Also, lasst lesen, was Ihr davon haltet (Ihr Mitblogger und Mitleser).

Kommentare (11)

  1. #1 Ulrich
    4. November 2008

    Hatte mich auch schon etwas gewundert. Toll find ich’s jedenfalls nicht…

  2. #2 Daniel
    4. November 2008

    Hey,

    ich finde die Berichte eigentlich ganz Okay.

    Ob die Artikel eher pro sind oder doch neutral ist mir in der Verbindung mit den gelieferten Informationen ziemlich egal, so lange es nicht extrem wird. Des Weiteren finde ich die Berichte von diesen Kongress hier eigentlich auch gut aufgehoben.

    Persönlich würde ich an der Stelle von Scienceblogs auch eigene Beiträge mal kritisch unter der Lupe nehmen. Neutral? Qualität? Informationstiefe?

    Wobei einige hingegen immer von guter Qualität sind.

    MfG

  3. #3 Martin
    4. November 2008

    Ich kann auf das Livebloggen verzichten. Ich hätte lieber Berichte, die entweder tiefer aufgearbeitet sind oder stärker gekürzt sind.

  4. #4 ali
    4. November 2008

    Nicht so mein Geschmack (aber halt auch überhaupt nicht mein Thema). Aber mir redet redaktionell ja auch keiner rein.

  5. #5 Arnulf
    4. November 2008

    Ich finde das, sagen wir mal, bedenklich (aber da kommt wahrscheinlich auch bei mir der Journalist durch). Das ist ein bisschen so, als würde die Berichterstattung über den CSU-Parteitag präsentiert “mit freundlicher Untersützung der CSU”. Dabei ist es in meinen Augen völlig egal, wie diese “Unterstützung” in der Praxis aussieht. Verheerend ist, dass beim Leser der Eindruck entstehen kann, der VDE würde dafür bezahlen, dass (oder noch schlimmer: wie) über ihn berichtet wird. Wohl gemerkt: Ich glaube nicht, dass das einen direkten Einfluss auf die Unabhängigkeit der Berichterstattung hat. Aber ein redaktionelles Angebot sollte sehr vorsichtig sein und nicht einmal den Anschein erwecken, dass irgendjemand (egal ob Firmen, Parteien, Verbände etc.) Einfluss auf die Berichterstattung – und sei es nur auf den Umfang und die Auswahl der Themen – nehmen könnte.

  6. #6 strappato
    4. November 2008

    Reines PR-Bla-Bla:
    Mit einem überaus inspirierenden Vortrag startet Prof. Dr. Wolfgang Wahlster den zweiten Kongresstag im Münchner Messezentrum. Der technisch-wissenschaftliche Leiter des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz präsentierte die atemberaubenden Möglichkeiten, die eine umfassende Vernetzung von Waren, Dienstleistungen und (horrible dictu) Menschen bieten wird.

    Ingenieure sind zu oft die stillen Helden, die müssten sich viel besser verkaufen,” findet Janette Kothe. Sie selbst hat die Sache mit der Imagepflege schon perfektioniert. Mit ihrem aufmerksamen Blick und ihrer klaren wie schlagfertigen Sprache könnte sie ebenso gut eine aufstrebende Regisseurin oder Deutschlands jüngste Galeristin sein – ist sie aber nicht. Janette studiert Mechatronik im siebten Semester.

    Wer braucht soclhe Texte?

  7. #7 strappato
    4. November 2008

    Ärgerlich ist, dass die eigentlich interessanten Informationen auf der Strecke bleiben. Schavan hat in Stuttgart – am selben Tag wie bei ihrem Auftritt in München – erklärt, dass Fachhochschulen aufgewertet und allgemein als Hochschulen für angewandte Forschung anerkannt werden müssten. Sie seien der “Dreh- und Angelpunkt in der Vernetzung von Forschung und Unternehmen.

    Was ist davon in Scienceblogs? Nichts, obwohl es ziemlichen Sprengstoff beeinhaltet. Stattdessen kann man im VDE-Special ein nettes: “Sie weiß eben, wie man sich Sympathien erobert. Kein Wunder bei einer Politikerin, die schon so lange im Geschäft ist, wie Annette Schavan” lesen.

  8. #8 Marc
    4. November 2008

    @Marcus:

    Ich gestehe Dir ja gerne zu, daß Du ein “komisches Gefühl” hast, wenn Du das erste Mal den aktuellen Blog über den VDE-Kongress siehst und liest – ich wundere mich aber ehrlicherweise ein wenig darüber, daß Du nicht einfach direkt bei mir anfragst, wie es sich denn nun verhält mit der Unabhängigkeit, den Vorgaben seitens des VDE und wie denn diese ominöse “Unterstützung” konkret aussieht.

    Auf Deine in der Einleitung gestellte Fragen (“Brauchen wir das? Ist das super?”) kann ich nur antworten, daß ich es nicht weiß, ob wir das wirklich (dauerhaft) brauchen und ich weiß auch nicht, ob es “super” ist. Es ist (jedenfalls von meiner Warte aus) ein Experiment. Lerneffekte aber auch Wiederholung nicht ausgeschlossen.

    Zu den anderen Anmerkungen:

    Ja, ich gebe zu, daß es möglicherweise seltsam erscheint, wenn der Organisator eines Events gleichzeitig als Unterstützer einer, naja, “Berichterstattung” auftritt. Allerdings muß ich doch folgende Dinge zu Bedenken geben:

    1. Der VDE-Kongress, der alle 2 Jahre stattfindet, ist tatsächlich keine Lobbyveranstaltung, die auf öffentlichkeitswirksame PR abzielte. Neben den Einführungsvorträgen und Podiumsdiskussionen ist das Programm vollgepackt mit referaten von stinknormalen, aber renommierten Wissenschaftlern von den Forschungsinstituten und Unis. Warum also nicht einen Einblick geben in die Themen, die hier verhandelt werden?

    2. Der VDE ist eine Interessensorganisation der Ingenieurswissenschaften (in Unternehmen und Wissenschaft), allerdings gibt es riesengroße Unterschiede zu Organisationen wie dem BDI o.ä. und es ist hier auch keine Veranstaltung, die von Siemens, Daimler, BMW o.ä. durchgeführt wird. Nur weil ein Spitzenverband eine Tagung organisiert, ist diese doch nicht weniger wert, als eine die unter Regie einer anderen Organisation stattfindet. Außerdem – wer hier die Tagung erlebt – würde feststellen, daß es nicht um PR, sondern um den fachlichen Austausch geht.

    3. Es wird bemängelt, daß hier (auch und gerade durch den Hinweis “Mit Unterstützung von…”) die Unabhängigkeit gefährdet sei oder der Eindruck erweckt werde, es handele sich um VDE-PR. Ach herrje, sollten wir so tun als würden wir aus reiner Begeisterung an der Sache oder wahlweise aus Langeweile von diesem Kongress berichten und verschweigen, daß eben der VDE als Veranstalter beteiligt ist?

    Es ist m.E. transparent und klar genannt, daß es um die Begleitung des Kongresses im Blog geht . Und da dies dem VDE ein Anliegen ist, zahlt dieser eben auch den Betrag xxx,- . Mehr ist nicht, keine Einflußnahme, keine Vorgabe von Themen etc. Abgesehen davon haben die Organisatoren des VDE hier soviel um die Ohren, daß sie ohnehin nicht dazu kommen, um mitzulesen und uns reinzuquatschen.

    @strappato und Co:

    Ach, hätte mich ja gewundert, wenn es nicht in die Richtung gegangen wäre. “PR-Blabla” – ja, wirklich? Ich kann tatsächlich sehr gut zu den genannten Texten und Passagen stehen. Und bitte haltet mal den Ball flach: es sind keine Produkte die zu kaufen sind, die hier von mir in irgendeiner Weise belobt werden.

    Und überhaupt, wenn ich einen Vortrag des wissenschaftlichen Leiters des DFKI (Dt. Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) zusammenfasse und schreibe, daß er die “atemberaubenden Möglichkeiten [präsentiert], die eine umfassende Vernetzung von Waren, Dienstleistungen und (horrible dictu) Menschen bieten wird.” – dann ist das zunächst mal eine Zusammenfassung des Vortrags, zweitens wird sogar in diesem Satz möglicherweise sichtbar, daß man m.E. darüber streiten kann, daß die Vernetzung von “Menschen” wünschbar ist und wenn man den Artikel bis zum Ende liest, dann findet man sogar noch mein Bedauern, daß (sollte diese skizzierte Zukunft von Prof. Wahlster Realität werden) die Kulturtechnik des eigenhändigen Qualitätsprüfens an der Gemüsetheke verlorengeht.

    Und dann erlaube ich mir noch den Verweis auf die Überschrift, dort steht: “Schöne neue Welt des Web 3.0” – vielleicht ist es ja für manche Mitleser zu subtil, aber andere, die eventuell schonmal etwas von Aldous Huxley gehört haben, haben mich vermutlich bereits hier verstanden.

  9. #9 strappato
    4. November 2008

    Was die Berichte zu “PR” macht ist doch nicht die Frage, ob sie interessensgeleitet sind. “überaus inspirierenden Vortrag”, “atemberaubenden Möglichkeiten”, usw. ist PR-Sprech. (Wolf Schneider würde dazu “Blähwörter” sagen) Also eher eine Stilfrage. Bei den Artikeln hat man den Eindruck, dass sich die Autoren nicht entscheiden können, ob es ein journalistischer Bericht, ein Kommentar oder eine Präsentation sein soll. Welche Position nimmst du ein? Neutraler Berichterstatter? Redakteur der Plattform, die vom Veranstalter unterstützt wird? Postiv interessierter Gast? Diese Ambivalenz irritiert beim Lesen. Bei anderen Live-Blogging-Aktionen, (bsp. bei barcamps) ist es klarer, etwa der Schreiber ist Teilnehmer und verfasst subjektive Eindrücke.

  10. #10 Arnulf
    4. November 2008

    Marc schrieb: “Ach herrje, sollten wir so tun als würden wir aus reiner Begeisterung an der Sache oder wahlweise aus Langeweile von diesem Kongress berichten und verschweigen, daß eben der VDE als Veranstalter beteiligt ist?”

    Also entweder der Kongress ist interessant oder begeisternd, dann wird darüber berichtet, egal ob jemand dafür zahlt. Oder er ist langweilig, dann lässt man es sein. Aber nur darüber zu berichten, weil der VDE ein Betrag x (x>0) dafür zahlt, ist schlicht und einfach PR (schließlich soll so Aufmerksamkeit für den VDE und/oder seinen Kongress geweckt werden).

  11. #11 Marcus
    4. November 2008

    @Marc
    mhm, zu allererst: Ich hoffe mal, Du hast den Post nicht persönlich genommen, es hätte auch Jessica treffen können. Es geht nicht um Euch beide.
    Dann.
    Warum intern, wenn´s auch öffentlich geht? Sind wir Blogs oder Old Media? Die ganze Geschichte mit gesponserten Blogs auf SB ist ein Thema, dass man, wie ich finde, hier durchaus mal diskutieren sollte (wo, wenn nicht hier auf Scienceblogs). Dass ich nicht der einzige bin, der ein “komisches Gefühl” hat, bestätigt meinen Verdacht. Ihr (oder Burda) könnt nicht einerseits erwarten, dass die Blogger kritisch überall hinschauen, aber zum “eigenen” Laden nichts sagen. Man müsste Burda Blauäugigkeit vorwerfen, wenn sie es nicht erwartet hätten.

    Ich habe bewusst nur von einem “Gefühl” geschrieben, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Du dir vorschreiben lässt, was Du schreibst. Trotzdem gab es diese eigenartigen “Phrasen”, die strappato völlig zu Recht als stilistisch betrachteten “PR-Sprech” bezeichnete. Und er bringt es in seinem dritten Post ziemlich auf den Punkt, (und erklärt mir, woher mein eigenartiges Gefühl kommt): “Bei den Artikeln hat man den Eindruck, dass sich die Autoren nicht entscheiden können, ob es ein journalistischer Bericht, ein Kommentar oder eine Präsentation sein soll. Welche Position nimmst du ein? Neutraler Berichterstatter? Redakteur der Plattform, die vom Veranstalter unterstützt wird? Postiv interessierter Gast? Diese Ambivalenz irritiert beim Lesen.

    Da hat er völlig Recht. Wisst Ihr, aus welcher Rolle heraus ihr schreibt? (das soll kein Vorwurf sein, sondern nur ein Hinweis, dass dies eine Frage ist, die man für sich klären muss).

    Ich glaube, dass es für jeden kritischen Geist nicht so einfach ist, über den Kunden seines Arbeitgebers zu schreiben (und jetzt auch nch die Kritik von den Kollegen) Da schleichen sich unbewusst Scheren in den Kopf und die spürt man beim Lesen. Deinen kritischen Geist spürt man in den Seitenhieben (“schöne neue Welt”), aber die andere Seite spürt man auch, im PR-Sprech.

    Zusatz: Wir wollen nicht vergessen, das auch die Bedingungen Einfluss haben, unter denen Ihr schreibt. Da schleichen sich schnell die Phrasen rein, wenn´s schnell gehen muss, wenn man nicht im Thema ist und all das. Ich spreche aus eigener Erfahrung, ohne zu wissen, unter welchen Bedingungen ihr schreibt.

    Übrigens: Dein Hinweis auf Huxley: Hatte ich gesehen, ich wollte es auch noch als Beispiel für kritische Anmerkungen mit rein nehmen, habs dann aber wieder rausgeworfen, wegen Überlänge. Aber das passt zu der Erklärung strappatos: Einerseits diese kritischen Seitenhiebe, andererseits dann wieder “Trends und Innovationen”.

    Vielleicht lag es auch daran, dass die ersten Beiträge eben die Reden im Vorfeld der eigentlichen wissenschaftlichen Vorträge abhandelten. Vielleicht sollte man sich die künftig sparen, auch wenn es die Minister sind.

    Fragen von mir:
    Gibt´s solche gesponserten Blogs auch bei den amerikanischen Kollegen? (zumindest gibt es keine Rubrik für “guest blogs”)