In der langen Reihe der irgendwie ungewöhnlichen Dinge, die Barack Obama als Präsident der Vereinigten Staaten so erledigt hat (insbesondere jetzt zum Ende seiner Amtszeit), ist dies sicherlich eine der ungewöhnlichsten: Er ist Autor eines Fachartikels (seit 11.7.16 online) in einer der angesehensten Medizinzeitschriften der Welt: JAMA, dem Journal of the American Medical Association
Formalitäten müssen natürlich eingehalten werden, also braucht es auch eine Adresse, an die man sich bei Fragen wenden kann:
Spontan könnte man sich fragen: “Wann hat er das denn jetzt noch geschrieben, hat er nichts anderes zu tun?” Er hatte natürlich Unterstützung wie an dieser Stelle zu sehen ist:
Wenn Barack Obama einen Artikel über die Gesundheitsreform der USA schreibt – Obama-Care – wäre natürlich auch das Kapitel Interessenskonflikte von Interesse. Auch dazu gibt es Informationen:
Das 3-seitige pdf kann man hier einsehen.
Für die Einordnung gibt es an dieser Stelle nicht ein, nicht zwei, nicht drei, sondern gleich vier Editorials. Eine durchaus angemessen Zahl, angesichts des Autors aber auch der von ihm vorgenommenen Beschreibung seiner Gesundheitsreform:
“The Affordable Care Act is the most important health care legislation enacted in the United States since the creation of Medicare and Medicaid in 1965.“
Wie es sich für Arbeiten von Staatsangestellte gehört, ist der Artike natürlich Open Access, also frei zugänglich.
Dass er mal einen Fachartikel in einem Medizinfachmagazin veröffentlichen würde, hat sich der gelernte Politik- und Rechtswissenschaftler wohl auch nicht gedacht.
Merkel ist doch Physikerin …
Die inhaltliche Analyse kann ich natürlich nicht aus dem Ärmel schütteln, da scheint mir Scienceblog-Kollege Joseph Kuhn auch der geeignetere.
Nachtrag: Auf Twitter läuft das Ganze übrigens unter dem Hashtag: #ObamaJAMA. Auf seinem Account @POTUS gibt er übrigens keinen Hinweis auf sein Paper. An anderer Stelle heißt es dagegen:
Amazing! #ObamaJAMA: Obama Just Became the First Sitting President to Publish an Academic Paper https://t.co/lnSZgoa4aw
— Democrats Abroad (@DemsAbroad) July 14, 2016
Nachtrag 15.7.16: Hans Zauner weist mich auf Twitter darauf hin, dass der Artikel zwar frei zugänglich ist, tatsächlich aber nicht Open Access ist, denn – wie Michael Eisen in seinem Blog richtig anmerkt – behauptet JAMA das Copyright für sich. Das hindert Eisen nicht daran, den gesamten Artikel auf seinem Blog zu kopieren, weil JAMA das Copyright in einem solchen Fall gar nicht für sich beanspruchen könne:
“Unfortunately for JAMA, they have no right to do this. Section 105 of US Copyright law makes clear that works of the US government – and POTUS is a government employee last time I checked – are not eligible for copyright protection in the US (and JAMA is in the US).”
Also doch Open Access, nur weiß es JAMA noch nicht ;-)
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